JEHOVA
(Jehọva) [die Kausativform im Imperfekt von dem hebr. Verb hawáh („werden“); der Name bedeutet „Er lässt werden“].
Der Eigenname Gottes (Jes 42:8; 54:5). Obwohl in der Bibel verschiedene Titel und beschreibende Bezeichnungen zu finden sind, wie „Gott“, „Souveräner Herr“, „Schöpfer“, „Vater“, „der Allmächtige“ und „der Höchste“, kommt nur in seinem Eigennamen seine Persönlichkeit mit all seinen Eigenschaften – wer und was er ist – voll zum Ausdruck (Ps 83:18).
Die richtige Aussprache des Gottesnamens. Im deutschen Sprachraum ist „Jehova [sprich: Jehowa]“ die überlieferte Aussprache des Gottesnamens, wenn auch die meisten Hebraisten „Jahwe“ bevorzugen. Die ältesten hebräischen Handschriften enthalten den Namen in Form von vier Konsonanten, gewöhnlich Tetragrammaton oder Tetragramm genannt (von griechisch tetra-, „vier“, und grámma „Buchstabe“). Diese vier Buchstaben (von rechts nach links geschrieben) sind יהוה. Man kann sie im Deutschen mit JHWH (oder JHVH) wiedergeben.
Die hebräischen Konsonanten des Namens sind demnach bekannt. Die Frage ist nur, welche Vokale eingesetzt werden müssen. Die Vokalzeichen (Vokalisation) kamen im Hebräischen nämlich erst in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends u. Z. in Gebrauch. (Siehe HEBRÄISCH [Alphabet und Schrift].) Die Vokalisation, die in hebräischen Handschriften zu finden ist, bietet aufgrund eines religiös motivierten Aberglaubens, der Jahrhunderte zuvor aufkam, allerdings keine Antwort auf die Frage, welche Vokale im Gottesnamen einzusetzen sind.
Aus Aberglauben verschwiegen. Irgendwann kam unter den Juden die abergläubische Vorstellung auf, es sei schon verkehrt, den Gottesnamen (dargestellt durch das Tetragrammaton) auszusprechen. Was der eigentliche Grund war, den Namen nicht mehr zu gebrauchen, ist nicht genau bekannt. Nach Ansicht einiger kam die Meinung auf, der Name sei zu heilig, als dass er von unvollkommenen Lippen ausgesprochen werden dürfte. In den Hebräischen Schriften findet sich allerdings kein Hinweis darauf, dass ein wahrer Diener Gottes jemals irgendwelche Bedenken gehabt hätte, den Namen auszusprechen. Nichtbiblische hebräische Schriftstücke, wie zum Beispiel die sogenannten Lachisch-Briefe, bezeugen, dass der Gottesname in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. u. Z. in Palästina in ganz gewöhnlicher Korrespondenz verwendet wurde.
Andere sind der Ansicht, man habe verhindern wollen, dass Nichtjuden den Namen kannten und ihn möglicherweise missbräuchlich verwendeten. Doch Jehova selbst sagte, er werde ‘seinen Namen auf der ganzen Erde verkünden’ lassen (2Mo 9:16; vgl. 1Ch 16:23, 24; Ps 113:3; Mal 1:11, 14), damit ihn sogar seine Gegner kennen würden (Jes 64:2). Tatsache ist, dass heidnische Nationen sowohl vor unserer Zeitrechnung als auch in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung den Namen kannten und gebrauchten (The Jewish Encyclopedia, 1976, Bd. XII, S. 119). Manche sind auch der Ansicht, man habe verhindern wollen, dass der Name bei magischen Riten verwendet wurde. Wenn dem so ist, dann handelte es sich um recht unlogische Überlegungen, denn je geheimnisvoller der Name durch die Nichtverwendung wird, desto besser eignet er sich für die Zwecke von Magiern.
Wann fasste der Aberglaube Fuß? Genauso wie darüber Ungewissheit besteht, weshalb man damit aufhörte, den Gottesnamen zu verwenden, besteht auch große Ungewissheit darüber, wann dieser Aberglaube wirklich Fuß fasste. Einige führen ihn bis in die Zeit nach dem Babylonischen Exil (607–537 v. u. Z.) zurück. Diese Theorie beruht jedoch auf der Annahme, dass die späteren Schreiber der Hebräischen Schriften den Namen weniger oft gebraucht hätten – eine Ansicht, die einer näheren Prüfung nicht standhält. Maleachi zum Beispiel wurde offensichtlich als eines der letzten Bücher der Hebräischen Schriften geschrieben (in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. u. Z.), aber der Gottesname spielt darin eine wichtige Rolle.
In vielen Nachschlagewerken wird die Vermutung geäußert, dass der Name um 300 v. u. Z. keine Verwendung mehr fand. Einen Anhaltspunkt für diese Zeitangabe sah man in dem vermeintlichen Fehlen des Tetragrammatons (oder einer Transliteration) in der Septuaginta, einer griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften, mit der um das Jahr 280 v. u. Z. begonnen wurde. Es stimmt zwar, dass die vollständigsten handgeschriebenen Abschriften der Septuaginta, die man heute kennt, durchweg dem Brauch folgen, das Tetragrammaton durch die griechischen Wörter Kýrios (Herr) oder Theós (Gott) zu ersetzen. Diese umfangreichen Handschriften reichen allerdings nur bis ins 4. und 5. Jahrhundert u. Z. zurück. Man hat jedoch ältere Abschriften gefunden, wenn auch nur in Form von Fragmenten, die zeigen, dass die frühesten Abschriften der Septuaginta den göttlichen Namen enthielten.
Die Fragmente einer dieser Abschriften gehören zu einer Papyrusrolle, die einen Teil des 5. Buches Mose enthält. Sie werden als Papyrus Fouad 266 gelistet (BILD, Bd. 1, S. 326). Er enthält das Tetragrammaton in hebräischer Quadratschrift an allen Stellen, an denen es in der hebräischen Textvorlage erscheint. Gelehrte datieren den Papyrus Fouad 266 in das 1. Jahrhundert v. u. Z.; er ist also vier oder fünf Jahrhunderte früher geschrieben worden als die zuvor erwähnten Handschriften. (Siehe NW, Anhang, S. 1625–1627.)
Wann hörten die Juden im Allgemeinen damit auf, den Gottesnamen auszusprechen?
Es gibt somit keine vernünftigen Argumente dafür, dass der Gottesname – zumindest in geschriebener Form – schon vor dem 1. Jahrhundert u. Z. nicht mehr bekannt gewesen oder nicht mehr gebraucht worden wäre. Die ersten Anzeichen, den Gottesnamen aus Aberglauben nicht mehr zu verwenden, treten im 1. Jahrhundert u. Z. auf. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, der aus einer Priesterfamilie stammte, schrieb über die Begebenheit, als sich Gott Moses am brennenden Dornbusch offenbarte: „Da verkündete ihm Gott seinen Namen, der früher noch keinem Menschen war kundgethan worden. Diesen Namen aber darf ich nicht aussprechen“ (Jüdische Altertümer, übersetzt von H. Clementz, 2. Buch, Kap. 12, Abs. 4, S. 121). Abgesehen davon, dass die Aussage, der Gottesname sei in der Zeit vor Moses nicht bekannt gewesen, falsch ist, geht Josephus allerdings nicht näher darauf ein, wie die Allgemeinheit im 1. Jahrhundert über das Aussprechen oder den Gebrauch des Gottesnamens dachte.
Die jüdische Mischna, eine Sammlung rabbinischer Lehren und Überlieferungen, ist dagegen etwas deutlicher. Ihre Zusammenstellung wird dem Fürsten Rabbi Jehuda, zugeschrieben, der im 2. und 3. Jahrhundert u. Z. lebte. Ein Teil der Mischna bezieht sich eindeutig auf die Verhältnisse vor der Zerstörung Jerusalems und seines Tempels im Jahr 70 u. Z. Über die Mischna schreibt ein Gelehrter jedoch: „Es ist äußerst schwierig zu entscheiden, welchen geschichtlichen Wert man irgendeiner in der Mischna aufgezeichneten Überlieferung beimessen sollte. Der Lauf der Zeit, der möglicherweise Erinnerungen an Zeiten, die so anders waren, verdunkelte oder verzerrte; die politischen Aufstände, Veränderungen und chaotischen Zustände, die durch zwei Rebellionen und zwei römische Siege herbeigeführt wurden; die Maßstäbe, die die Pharisäer hochhielten (und deren Auffassungen in der Mischna enthalten sind) und die denen der Sadduzäer entgegengesetzt waren ... – das sind Faktoren, die man abwägen muss, will man die Stellung der Mischna einschätzen. Darüber hinaus eignet sich ein Großteil des Inhalts der Mischna eher für akademische Diskussionen und als dafür (so scheint es), geschichtliche Tatsachen zu vermitteln“ (The Mishna, ins Englische übersetzt von H. Danby, London 1954, S. xiv, xv). Im Folgenden sind einige Überlieferungen der Mischna zur Aussprache des Gottesnamens aufgeführt:
In Verbindung mit dem jährlichen Sühnetag heißt es in Joma 6:2: „Sobald aber Priester und Volk im Vorhof den Hohenpriester deutlich den Namen Jahwe gebrauchen hörten, verbeugten sie sich, warfen sich nieder und riefen, das Gesicht auf dem Boden: ‚Gebenedeiet [gesegnet oder gepriesen] sei der herrliche Name seines Reiches immer und ewig‘“ (Die Mischna, Joma, übersetzt von J. Meinhold, 1913, S. 61). Über den täglichen Priestersegen kann man in Sota 7:6 lesen: „Im Heiligtum [Tempel] spricht man den Namen aus, wie er geschrieben wird, aber auf dem Lande nach der Umschreibung“ (Die Mischna, Soṭa, übersetzt von H. Bietenhard, 1956, S. 117). Gemäß Sanhedrin 7:5 war ein Gotteslästerer erst dann schuldig, wenn er den Namen deutlich aussprach. Weiter heißt es, dass im Verlauf einer Verhandlung, bei der jemand der Lästerung angeklagt war, so lange eine Umschreibung oder ein Ersatzname gebraucht wurde, bis man alle Zeugen verhört hatte; dann wurde der Hauptzeuge beiseitegenommen und gebeten, deutlich zu sagen, was er gehört habe, wobei er vermutlich den Gottesnamen verwendete. In Sanhedrin 10:1 werden diejenigen aufgeführt, „die keinen Anteil haben an der zukünftigen Welt“, und dann wird erklärt: „ʼAbba Saul sagt: Auch wer den Gottesnamen mit seinen Buchstaben ausspricht“ (Die Mischna, Sanhedrin, Makkōt, übersetzt von S. Krauß, 1933, S. 267, 271). Doch trotz dieser Einschränkungen findet man im ersten Teil der Mischna auch die ausdrückliche Aufforderung: „Jeder entbiete seinem Nächsten den Gruß mit dem ,Namen‘ [Gottes]“; dann wird das Beispiel von Boas (Ru 2:4) angeführt (Die Mischna, Berakot, übersetzt von O. Holtzmann, 1912, 9:5, S. 97).
Wenn man diesen Überlieferungen glauben will, machen sie deutlich, dass einige Zeit vor der Zerstörung des Tempels in Jerusalem im Jahr 70 u. Z. die Neigung bestand, den Gottesnamen aus Aberglauben nicht zu gebrauchen. Doch diese Überlieferungen beziehen sich in erster Linie auf die Priester, die ausdrücklich angewiesen wurden, anstelle des Gottesnamens eine Umschreibung oder einen Ersatznamen zu gebrauchen, und das auch nur auf dem Land. Außerdem ist der historische Wert der in der Mischna festgehaltenen Überlieferungen, wie bereits erklärt, zweifelhaft.
Es gibt demnach keinen wirklichen Grund anzunehmen, die abergläubische Vorstellung, man dürfe den Gottesnamen nicht gebrauchen, sei bereits vor dem 1. oder 2. Jahrhundert u. Z. aufgekommen. Mit der Zeit gebrauchten die Juden jedoch beim Vorlesen der Hebräischen Schriften in der Ursprache nicht mehr den Gottesnamen, der durch das Tetragrammaton dargestellt wurde, sondern ersetzten ihn entweder durch ʼAdhonáj (Souveräner Herr) oder ʼElohím (Gott). Das kann man daraus ersehen, dass die jüdischen Abschreiber, als in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends u. Z. die Vokalisation eingeführt wurde, das Tetragrammaton mit den Vokalzeichen für ʼAdhonáj oder für ʼElohím versahen; offensichtlich als Hinweis für den Leser, diese Wörter anstelle des Gottesnamens zu gebrauchen. Als Folge davon fand der Leser in späteren Abschriften der Septuaginta (die griechische Übersetzung der Hebräischen Schriften) nur noch Kýrios und Theós anstelle des Tetragrammatons. (Siehe HERR.)
Übersetzungen in andere Sprachen, wie die lateinische Vulgata, folgten dem Beispiel dieser späteren Abschriften der Septuaginta. Die katholische Übersetzung von Joseph Franz von Allioli (ursprünglich 1830/32 erschienen), die sich auf die Vulgata stützt, enthält deshalb den Gottesnamen nicht. Die Lutherbibel von 1545 sowie die revidierte Ausgabe von 1984 geben das Tetragrammaton in den Hebräischen Schriften mit HERR bzw. HERR (in Großbuchstaben) wieder; in anderen Ausgaben kann man auch die Form HErr finden. Die Zürcher Bibel gibt in der Regel den Gottesnamen mit „der Herr“ wieder, nur an einigen Stellen schreibt sie „Jahwe“.
Wie wird der Name Gottes richtig ausgesprochen?
In der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends u. Z. führten jüdische Gelehrte die Vokalisation ein – ein Punktesystem, das die fehlenden Vokale im hebräischen Konsonantentext darstellt. Beim Namen Gottes fügten sie nicht die richtigen Vokalzeichen hinzu, sondern andere, die den Leser daran erinnern sollten, ʼAdhonáj (Souveräner Herr) oder ʼElohím (Gott) zu sagen.
Im Codex Leningradensis B 19A aus dem 11. Jahrhundert u. Z. ist das Tetragrammaton als Jehwáh, Jehwíh und Jehowáh vokalisiert. In Ginsburgs Ausgabe des massoretischen Textes wird der göttliche Name als Jehowáh vokalisiert (1Mo 3:14, Fn.). Hebraisten halten „Jahwe“ im Allgemeinen für die wahrscheinlichste Aussprache. Sie weisen darauf hin, dass die Kurzform des Namens „Jah“ sei, wie sie in Psalm 89:8 und in dem Ausdruck Halelu-Jáh (was „Preiset Jah!“ bedeutet) vorkomme (Ps 104:35; 150:1, 6). Auch können die Formen Jehṓ, Jō, Jah und Jáhu, die u. a. in der hebräischen Schreibweise der Namen Josaphat und Schephatja zu finden sind, alle von Jahwe abgeleitet werden. Die griechischen Transliterationen des Namens bei frühchristlichen Schriftstellern weisen in eine ähnliche Richtung; sie verwendeten Schreibweisen wie Iabé und Iaoué, was im Griechischen ähnlich wie „Jahwe“ ausgesprochen wurde. Dennoch ist man sich in Gelehrtenkreisen nicht einig. Einige treten sogar für eine ganz andere Aussprache ein, z. B. für „Jahuwa“, „Jahuah“ oder „Jehuah“.
Da sich heute nicht mit Gewissheit sagen lässt, wie der Gottesname ausgesprochen wird, gibt es keinen Grund, im Deutschen auf die herkömmliche Aussprache „Jehova“ zu verzichten und andere Formen zu verwenden. Denn dann müsste man konsequenterweise auch die Schreibweise und die Aussprache zahlreicher anderer biblischer Namen ändern: Aus Jeremia würde Jirmejáh, aus Jesaja Jeschaʽjáhu und aus Jesus entweder Jehōschúaʽ (wie im Hebräischen) oder Iēsoús (wie im Griechischen). Der Zweck von Wörtern ist, Gedanken zu vermitteln; im Deutschen macht der Name „Jehova“ den wahren Gott kenntlich – ein Gedanke, den keine andere Form des Namens so vermittelt.
Wichtigkeit des Namens. Viele neuzeitliche Gelehrte und Bibelübersetzer treten dafür ein, der Tradition zu folgen, den einzigartigen Namen Gottes wegzulassen. Sie behaupten nicht nur, dass seine ungewisse Aussprache ein solches Vorgehen rechtfertige, sondern sie stehen auch auf dem Standpunkt, die Erhabenheit und Einzigartigkeit des wahren Gottes mache einen bestimmten Namen überflüssig. Solche Ansichten finden in der inspirierten Heiligen Schrift keine Stütze, weder in den Aufzeichnungen aus vorchristlicher Zeit noch in den Christlichen Griechischen Schriften.
Das Tetragrammaton erscheint in der Biblia Hebraica und in der Biblia Hebraica Stuttgartensia 6828-mal. In den Hebräischen Schriften der Neuen-Welt-Übersetzung ist der göttliche Name 6979-mal enthalten, weil die Übersetzer u. a. berücksichtigten, dass die Abschreiber an manchen Stellen den Gottesnamen durch ʼAdhonáj oder ʼElohím ersetzt hatten. (Siehe NW, Anhang, S. 1624, 1625.) Gerade das häufige Vorkommen des Namens bezeugt, wie wichtig er dem Autor der Bibel ist, der diesen Namen trägt. Seine Verwendung in der ganzen Bibel übertrifft an Zahl bei Weitem irgendeinen der Titel, die sich auf ihn beziehen, wie „Souveräner Herr“ oder „Gott“.
Bemerkenswert ist außerdem die Wichtigkeit, die man Namen in den Hebräischen Schriften und bei den semitischen Völkern beimisst. Professor G. T. Manley führt aus: „Eine Untersuchung des Wortes ‚Name‘ im A[lten] T[estament] enthüllt seine besondere Bedeutung im Hebräischen. Der Name ist keine bloße Etikette, sondern ist bezeichnend für die wirkliche Persönlichkeit seines Trägers. ... Wenn jemand seinen ‚Namen‘ auf eine Sache oder eine Person legt, kommt sie unter seinen Einfluss und Schutz“ (New Bible Dictionary, herausgegeben von J. D. Douglas, 1985, S. 430; vgl. A. Cohen, Everyman’s Talmud, 1949, S. 24; 1Mo 27:36; 1Sa 25:25; Ps 20:1; Spr 22:1; siehe NAME).
„Gott“ und „Vater“ nicht aussagekräftig genug. Der Titel „Gott“ ist weder an eine Person gebunden, noch einzigartig (man kann sogar seinen Bauch zum Gott machen; Php 3:19). In den Hebräischen Schriften wird das gleiche Wort (ʼElohím) auf Jehova, den wahren Gott, aber auch auf falsche Götter, wie auf den Philistergott Dagon (Ri 16:23, 24; 1Sa 5:7) und den assyrischen Gott Nisroch, angewandt (2Kö 19:37). Wenn sich ein Hebräer einem Philister oder Assyrer gegenüber lediglich als Anbeter „Gottes [ʼElohím]“ ausgegeben hätte, hätte er offensichtlich denjenigen, den er anbetete, nicht eindeutig identifiziert.
In dem Werk The Imperial Bible-Dictionary wird unter dem Stichwort „Jehova“ der Unterschied zwischen ʼElohím (Gott) und Jehova klar herausgestellt. Über den Namen Jehova heißt es: „Er ist überall ein Eigenname, der den persönlichen Gott und nur ihn allein bezeichnet; Elohim hingegen nimmt mehr den Charakter eines Gattungsnamens an, der zwar in der Regel tatsächlich den Höchsten bezeichnet, aber nicht notwendigerweise oder durchgängig. ... Der Hebräer kann zwar sagen der Elohim, der wahre Gott im Gegensatz zu allen falschen Göttern, aber er sagt nie der Jehova, denn Jehova ist allein der Name des wahren Gottes. Er sagt immer wieder mein Gott ..., aber nie mein Jehova, denn wenn er mein Gott sagt, meint er Jehova. Er spricht von dem Gott Israels, aber nie von dem Jehova Israels, denn es gibt keinen anderen Jehova. Er spricht von dem lebendigen Gott, aber nie von dem lebendigen Jehova, denn er kann sich Jehova nicht anders als lebendig vorstellen“ (herausgegeben von P. Fairbairn, London 1874, Bd. I, S. 856).
Dasselbe gilt für den griechischen Begriff für Gott, Theós. Er wurde gleichermaßen auf den wahren Gott und auf heidnische Götter wie Zeus und Hermes (römisch Jupiter und Merkur) angewandt. (Vgl. Apg 14:11-15.) Paulus beschreibt diesen Sachverhalt in 1. Korinther 8:4-6 folgendermaßen: „Denn wenn es auch solche gibt, die ‚Götter‘ genannt werden, ob im Himmel oder auf der Erde, wie es ja viele ‚Götter‘ und viele ‚Herren‘ gibt, so gibt es für uns tatsächlich e i n e n GOTT, den Vater, aus dem alle Dinge sind und wir für ihn.“ Der Glaube an eine Vielzahl von Göttern hat sich selbst bis in unser 21. Jahrhundert erhalten und macht es erforderlich, dass sich der wahre Gott von ihnen unterscheidet.
Wenn Paulus „GOTT, den Vater“, erwähnt, bedeutet das nicht, dass der Name des wahren Gottes „Vater“ lautet, denn die Bezeichnung „Vater“ trifft genauso gut auf jeden menschlichen Vater zu sowie auf Männer, die zu anderen in einem besonderen Verhältnis stehen (Rö 4:11, 16; 1Ko 4:15). Der Messias führt den Titel „Ewigvater“ (Jes 9:6). Jesus nannte Satan den „Vater“ gewisser mordgieriger Gegner (Joh 8:44). Der Begriff wurde ebenfalls auf die Götter der Nationen angewandt; z. B. wurde der griechische Gott Zeus in den Homerischen Gedichten als der große Vatergott dargestellt. Dass „GOTT, der Vater“, einen Namen hat, einen Namen, der sich von dem seines Sohnes unterscheidet, geht aus zahlreichen Texten hervor (Mat 28:19; Off 3:12; 14:1). Paulus kannte den Eigennamen Gottes, Jehova, wie er im Schöpfungsbericht im 1. Buch Mose zu finden ist, aus dem der Apostel in seinen Schriften zitierte. Dieser Name, Jehova, zeichnet „GOTT, den Vater“, aus. (Vgl. Jes 64:8.) Auf diese Weise werden jegliche Versuche vereitelt, seine Identität und Person mit der Identität und Person etwaiger anderer Träger der Titel „Gott“ oder „Vater“ zu verschmelzen oder darin aufgehen zu lassen.
Kein Stammesgott. Jehova wird der „Gott Israels“ und der ‘Gott ihrer Vorväter’ genannt (1Ch 17:24; 2Mo 3:16). Gleichwohl bietet diese enge Verknüpfung mit den Hebräern und mit der israelitischen Nation keine Handhabe, den Namen zur Bezeichnung eines Stammesgottes zu degradieren, wie es einige getan haben. Der christliche Apostel Paulus schrieb: „Ist er nur der Gott der Juden? Nicht auch der Menschen der Nationen? Doch, auch der Menschen der Nationen“ (Rö 3:29). Jehova ist nicht nur der „Gott der ganzen Erde“ (Jes 54:5), sondern auch der Gott des Universums, „der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps 124:8). Der Bund, den Jehova nahezu 2000 Jahre vor den Tagen des Paulus mit Abraham geschlossen hatte, stellte Menschen aller Nationen Segnungen in Aussicht und bewies so Gottes Interesse an der ganzen Menschheit (1Mo 12:1-3; vgl. Apg 10:34, 35; 11:18).
Schließlich verwarf Jehova Gott die untreue Nation Israel. Dagegen blieb sein Name mit der neuen Nation des geistigen Israel, der Christenversammlung, verbunden, selbst als diese neue Nation Nichtjuden in ihre Reihen aufzunehmen begann. Demzufolge konnte der Jünger Jakobus, der bei einer christlichen Zusammenkunft in Jerusalem den Vorsitz führte, davon sprechen, dass Gott „seine Aufmerksamkeit den [nichtjüdischen] Nationen zuwandte, um aus ihnen ein Volk für seinen Namen herauszunehmen“. Zum Beweis, dass dies vorhergesagt worden war, zitierte Jakobus dann aus einer Prophezeiung des Buches Amos, in der Jehovas Name vorkommt (Apg 15:2, 12-14; Am 9:11, 12).
In den Christlichen Griechischen Schriften. In Anbetracht der bisherigen Untersuchungen erscheint es einem höchst merkwürdig, dass die erhalten gebliebenen handgeschriebenen Abschriften vom Originaltext der Christlichen Griechischen Schriften den Gottesnamen nicht in seiner Vollform enthalten. Deswegen fehlt der Name auch in den meisten Übersetzungen des sogenannten Neuen Testaments. In seiner Kurzform erscheint der Name jedoch in diesen Übersetzungen, nämlich in Offenbarung 19:1, 3, 4, 6 in dem Ausdruck „Alleluja“ (Al, Rö), „Halleluja“ (EÜ, GN, Lu, Me, Wi) oder „Hallelujah“ (ZB). Der Aufruf „Preiset Jah!“ (NW), den gemäß dem Bibeltext Geistsöhne Gottes ergehen ließen, zeigt deutlich, dass der Gottesname nicht außer Gebrauch gekommen war. Er war, wie schon in vorchristlicher Zeit, von größter Bedeutung. Warum fehlt denn dann die Vollform des Gottesnamens in den Christlichen Griechischen Schriften?
Weshalb ist der Gottesname in seiner Vollform nicht in verfügbaren alten Handschriften der Christlichen Griechischen Schriften enthalten?
Lange hat man das damit begründet, dass die inspirierten Schreiber der Christlichen Griechischen Schriften Stellen aus den Hebräischen Schriften gemäß der Septuaginta zitiert haben. Da in dieser Übersetzung das Tetragrammaton durch Kýrios bzw. Theós ersetzt worden sei, hätten die Schreiber den Namen Jehova nicht verwendet. Wie bereits gezeigt, ist diese Begründung nicht mehr stichhaltig. Dr. P. Kahle äußerte sich zu dem Umstand, dass die ältesten Fragmente der Septuaginta tatsächlich den Gottesnamen in seiner hebräischen Form enthielten, wie folgt: „Wir wissen jetzt, dass in den von Juden für Juden geschriebenen griechischen Bibeltexten [der Septuaginta] der Gottesname nicht als Kyrios übersetzt, sondern als Tetragramm in hebräischen Buchstaben beibehalten wurde. Erst die Christen haben hierfür Kyrios eingesetzt, als sie mit dem hebräisch geschriebenen Gottesnamen nichts mehr anfangen konnten“ (Die Kairoer Genisa, Berlin 1962, S. 235). Ab wann war diese Änderung in den griechischen Übersetzungen der Hebräischen Schriften zu beobachten?
Offensichtlich in den Jahrhunderten nach dem Tod Jesu und seiner Apostel. In Aquilas griechischer Übersetzung, die in das 2. Jahrhundert u. Z. zu datieren ist, erschien das Tetragrammaton noch in hebräischen Buchstaben. Um 245 u. Z. fertigte der bekannte Gelehrte Origenes seine Hexapla an, eine Wiedergabe der inspirierten Hebräischen Schriften in 6 Kolumnen oder Spalten: 1. das hebräische bzw. aramäische Original zusammen mit 2. einer Umschrift in Griechisch sowie 3. der griechischen Übersetzung von Aquila, 4. von Symmachos (Symmachus), 5. der Septuaginta und 6. von Theodotion. Über das Ergebnis der Untersuchungen der heute bekannten Hexapla-Fragmente schrieb Professor W. G. Waddell: „In Origenes’ Hexapla ... geben die griechischen Übersetzungen von Aquila und Symmachos sowie LXX [die Septuaginta] alle JHWH mit ΠΙΠΙ wieder; in der zweiten Kolumne der Hexapla war das Tetragrammaton in hebräischen Schriftzeichen geschrieben“ (The Journal of Theological Studies, Oxford, Bd. XLV, 1944, S. 158, 159). Andere glauben, im Urtext der Hexapla des Origenes seien in allen Kolumnen hebräische Buchstaben für das Tetragrammaton verwendet worden. Origenes selbst bemerkte zu Psalm 2:2: „In exakteren Handschriften ist dieser Name mit hebräischen Buchstaben geschrieben, aber nicht mit den modernen, sondern mit den alten“ (zitiert nach P. Kahle, Der hebräische Bibeltext seit Franz Delitzsch, Stuttgart 1961, S. 46).
Noch im 4. Jahrhundert u. Z. schrieb Hieronymus, der die Vulgata, eine Übersetzung ins Lateinische, schuf, in seinem Vorwort zu den Büchern Samuel und Könige: „Und wir finden den Namen Gottes, das Tetragrammaton (d. h. יהוה), in bestimmten griechischen Bänden selbst bis auf den heutigen Tag mit den alten Buchstaben bezeichnet.“ In einem 384 u. Z. in Rom abgefassten Brief führte Hieronymus aus: „Der neunte [Gottesname] ist das Tetragrammaton, das sie als ... [anekphṓnēton] betrachteten, d. h. als unaussprechlich, und es ist mit diesen vier Buchstaben geschrieben: Jod, He, Wau, He. Wegen der Ähnlichkeit der Schriftzeichen lasen gewisse Unkundige die hebräischen Buchstaben in griechischen Büchern gewöhnlich wie ΠΙΠΙ [griechische Buchstaben, die den römischen Buchstaben PIPI entsprechen]“ (F. Dunand, Papyrus Grecs Bibliques, Kairo 1966, S. 47, Fn. 4).
Folglich waren die sogenannten Christen, die in den Septuaginta-Abschriften für das Tetragrammaton Kýrios einsetzten (P. Kahle, Kairoer Genisa, S. 235), nicht die ersten Jünger Jesu. Es waren Personen aus späteren Jahrhunderten, als der vorhergesagte Abfall deutlich in Erscheinung getreten war und die Reinheit der christlichen Lehren korrumpiert hatte (2Th 2:3; 1Ti 4:1).
Von Jesus und seinen Jüngern gebraucht. In den Tagen Jesu und seiner Jünger stand der Gottesname somit ohne jeden Zweifel in Abschriften der Heiligen Schrift, sowohl in hebräischen Handschriften als auch in griechischen. Benutzten Jesus und seine Jünger den Gottesnamen in Wort und Schrift? Wenn man bedenkt, dass Jesus die Überlieferungen der Pharisäer verurteilte (Mat 15:1-9), wäre es höchst unvernünftig zu schlussfolgern, dass er und seine Jünger sich in dieser Angelegenheit von den Vorstellungen der Pharisäer (wie sie in der Mischna ihren Niederschlag fanden) leiten ließen. Jesu eigener Name bedeutet „Jehova ist Rettung“. Er erklärte: „Ich bin im Namen meines Vaters gekommen“ (Joh 5:43). Er lehrte seine Nachfolger beten: „Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt“ (Mat 6:9). Seine Werke, so sagte er, tue er ‘im Namen seines Vaters’ (Joh 10:25). Und in einem Gebet am Abend vor seinem Tod erwähnte er, dass er den Namen seines Vaters seinen Jüngern offenbar gemacht habe, und bat: „Heiliger Vater, wache über sie um deines Namens willen“ (Joh 17:6, 11, 12, 26). In Anbetracht all dessen gebrauchte Jesus sicherlich den Gottesnamen, Jehova, wenn er die Hebräischen Schriften anführte oder daraus vorlas. (Vgl. Mat 4:4, 7, 10 mit 5Mo 8:3, 6:16, 6:13; Mat 22:37 mit 5Mo 6:5; Mat 22:44 mit Ps 110:1 und Luk 4:16-21 mit Jes 61:1, 2.) Logischerweise folgten Jesu Jünger, einschließlich der inspirierten Schreiber der Christlichen Griechischen Schriften, darin seinem Beispiel.
Warum fehlt aber dann der Name in den erhalten gebliebenen Handschriften der Christlichen Griechischen Schriften, des sogenannten Neuen Testaments? Weil offensichtlich bereits zu der Zeit, als diese Abschriften angefertigt wurden (vom 3. Jahrhundert u. Z. an), der ursprüngliche Text der Apostel und Jünger abgeändert worden war. Zweifellos hatten spätere Abschreiber den in Form des Tetragrammatons erscheinenden Gottesnamen durch Kýrios und Theós ersetzt (BILD, Bd. 1, S. 324). Wie die Tatsachen zeigen, hatte man genau das mit späteren Abschriften der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften, getan.
Wiedereinführung des Gottesnamens in die Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften. Einige Gelehrte, die diese Zusammenhänge erkannt haben, haben in ihre Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften den Namen Jehova aufgenommen. Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts stand der Gottesname in deutschsprachigen Übersetzungen des „Neuen Testaments“. So erscheint „Jehova“ in dem Neuen Testament des evangelischen Theologen Johann Christoph Friedrich Schulz, das 1774 in Leipzig veröffentlicht wurde (nur Bd. 1: Die vier Evangelisten), mindestens 20-mal. Der reformierte Theologe Johann Jakob Stolz verwendete den Namen „Jehova[h]“ in der 1. Auflage seiner Übersetzung mindestens 23-mal (Sämtliche Schriften des Neuen Testaments, zusammen mit Johann Kaspar Haefeli, Zürich 1781/82), in der 3. Auflage (Zürich und Leipzig 1798) sogar mindestens 108-mal. Diesen häufigen Gebrauch des Namens Gottes behielt er auch bis in seine letzte Auflage (Hannover und Leipzig 1820) bei. Auch der katholische Theologe Sebastian Mutschelle, der in seiner Übersetzung (Die heiligen Schriften des neuen Testaments, München 1789/90) nicht namentlich genannt wird, gebrauchte den Gottesnamen „Jehova[h]“, und zwar mindestens 18-mal. Die katholischen Gelehrten Dominikus von Brentano (Die heilige Schrift des neuen Testaments, Kempten 1790/91) und Johann Babor (Uebersetzung des neuen Testaments, Wien 1805) nahmen den Gottesnamen ebenfalls in ihre Übersetzungen auf. De Wette verwendete in seiner Übersetzung der Heiligen Schrift (Heidelberg 1858) ebenfalls den Gottesnamen, z. B. in Lukas 4:19. In der sogenannten Bonner Bibel (Bd. 2, 1932) gebraucht Professor Dr. P. Dausch den Namen „Jahve“ in Lukas 20:37 und in seinen Erklärungen zu den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas.
Selbst in der Lutherbibel (in den Ausgaben von 1545 und 1546) wird durch die besondere Schreibweise von HERR zu erkennen gegeben, dass an etlichen Stellen in den Christlichen Griechischen Schriften Jehova gemeint ist. Daher lesen wir in einer Anmerkung zu Matthäus 1:20 in dem Werk D. Martin Luthers Werke, Die Deutsche Bibel, Bd. 6, Weimar 1929, S. 539: „HERR = Iehovah, die göttliche Majestät“. Ebenso schrieben die Bearbeiter der ursprünglichen Elberfelder Bibel in einer Fußnote zu Matthäus 1:20: „ ,Herr‘, ohne Artikel, bezeichnet hier und an vielen anderen Stellen den Namen ,Jehova‘.“ (Siehe auch die Fußnoten in der ursprünglichen Ausgabe der Elberfelder Bibel zu Luk 1:32; Rö 9:29 und Jak 5:4.)
Im englischen Sprachraum war offenbar die Emphatic Diaglott von Benjamin Wilson, die 1864 als einbändige Ausgabe erschien, die erste Übersetzung, die den Namen Jehova in den Christlichen Griechischen Schriften verwendete, und zwar vor allem dort, wo die christlichen Schreiber aus den Hebräischen Schriften zitierten. Aber schon ab 1533 erschien das Tetragrammaton in Übersetzungen der Christlichen Schriften ins Hebräische, angefangen mit der Übersetzung von Anton Margaritha. Bei weiteren Übersetzungen ins Hebräische gebrauchten Übersetzer danach das Tetragrammaton an Stellen, wo die inspirierten Schreiber eine Passage aus den Hebräischen Schriften zitierten, die den Gottesnamen enthielt.
Einige der vielen Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften, die den Gottesnamen enthalten:
Wie angebracht dieses Vorgehen war, zeigen die Worte R. B. Girdlestones, des einstigen Leiters der Wycliffe Hall, eines Instituts der Universität Oxford; bemerkenswerterweise schrieb er diese Gedanken nieder, noch bevor Handschriftenfunde erkennen ließen, dass die Septuaginta ursprünglich den Namen Jehova enthielt. Er führte aus: „Wenn in jener Übersetzung [die Septuaginta] das Wort [Jehova] beibehalten worden wäre oder wenn man sogar ein griechisches Wort für Jehova und ein anderes für Adonai gebraucht hätte, hätte man eine solche Praxis zweifellos auch in den Abhandlungen und Erörterungen des NT beibehalten. Demnach könnte unser Herr, als er den 110. Psalm zitierte, statt ‚der Herr sprach zu meinem Herrn‘ gesagt haben: ‚Jehova sprach zu Adoni.‘“
Von dieser Voraussetzung ausgehend (die sich mittlerweile als Tatsache herausgestellt hat), fügte er hinzu: „Angenommen, ein christlicher Gelehrter hätte, das griechische Testament ins Hebräische übersetzen wollen. Er hätte sich jedes Mal, wenn das Wort Κύριος vorkam, überlegen müssen, ob im Kontext irgendwelche Hinweise auf seine genaue hebräische Entsprechung vorhanden waren. Diese Schwierigkeit träte in allen Sprachen beim Übersetzen des NT auf, wenn man den Titel Jehova im AT [d. h. in der Septuaginta] stehen gelassen hätte. An vielen Stellen hätte man sich von den Hebräischen Schriften leiten lassen können: Wann immer also der Ausdruck ‚der Engel des Herrn‘ vorkommt, wissen wir, dass das Wort Herr für Jehova steht; zu einer ähnlichen Schlussfolgerung würde man bei dem Ausdruck ‚das Wort des Herrn‘ gelangen, wenn man sich nach dem richtete, was im AT vorausging; das gilt auch für den Titel ‚der Herr der Heerscharen‘. Wann immer hingegen der Ausdruck ‚mein Herr‘ oder ‚unser Herr‘ vorkommt, sollten wir wissen, dass das Wort Jehova unzulässig wäre und Adonai oder Adoni gebraucht werden müsste“ (Synonyms of the Old Testament, 1897, S. 43). Von solchen Überlegungen ließen sich die zuvor erwähnten Gelehrten, deren Übersetzung der Griechischen Schriften den Namen Jehova enthält, leiten.
Das hervorragendste Beispiel in dieser Hinsicht ist aber die in dem vorliegenden Werk hauptsächlich angeführte Neue-Welt-Übersetzung, in der der Gottesname in der Form „Jehova“ in den Christlichen Griechischen Schriften 237-mal erscheint – wie bereits gezeigt worden ist, aus gutem Grund.
Früher Gebrauch des Namens und seine Bedeutung. Oft wird aus 2. Mose 3:13-16 und 6:3 der falsche Schluss gezogen, Jehovas Name sei erstmals Moses offenbart worden – einige Zeit vor dem Auszug aus Ägypten. Moses stellte zwar die Frage: „Angenommen, ich bin jetzt zu den Söhnen Israels gekommen und ich habe zu ihnen gesprochen: ‚Der Gott eurer Vorväter hat mich zu euch gesandt‘ und sie sagen tatsächlich zu mir: ‚Welches ist sein Name?‘, was soll ich zu ihnen sagen?“ Doch das heißt nicht, dass er oder die Israeliten den Namen Jehovas nicht gekannt hätten. Schon der Name der Mutter des Moses, Jochebed, bedeutet „Jehova ist Herrlichkeit“ (2Mo 6:20). Moses’ Frage stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Verhältnissen, in denen sich die Söhne Israels befanden. Sie litten bereits viele Jahrzehnte unter bedrückender Sklaverei, ohne dass auch nur die geringsten Aussichten auf Erleichterung bestanden hätten. Zweifel, Entmutigung und nachlassender Glaube an die Macht und den Vorsatz Gottes, sie zu befreien, waren sehr wahrscheinlich in ihre Reihen eingedrungen. (Beachte auch Hes 20:7, 8.) Folglich hätte es den leidenden Israeliten nicht viel bedeutet, wenn Moses einfach gesagt hätte, er käme im Namen „Gottes“ (ʼElohím) oder des „Souveränen Herrn“ (ʼAdhonáj). Sie wussten, dass die Ägypter ihre eigenen Götter und Herren hatten, und mussten sich zweifellos anhören, wie ihnen die Ägypter höhnisch vorwarfen, ihre Götter seien dem Gott der Israeliten überlegen.
Außerdem müssen wir im Sinn behalten, dass Namen damals eine wirkliche Bedeutung hatten und nicht wie heute lediglich eine bestimmte Person bezeichneten. Moses wusste, dass der Name Abram (was „Vater ist hoch [ist erhaben]“ bedeutet) auf Abraham (was „Vater einer Menge“ bedeutet) geändert worden war – eine Änderung, die dem Vorsatz Gottes hinsichtlich Abrahams zuzuschreiben war. Ebenso war der Name Sarai auf Sara geändert worden und Jakob auf Israel. In jedem Fall offenbarte der Namenswechsel etwas Grundlegendes und Prophetisches über den Vorsatz Gottes hinsichtlich jener Personen. Moses mag sich mit gutem Grund gefragt haben, ob sich Jehova unter irgendeinem neuen Namen offenbaren würde, um Licht auf seinen Vorsatz hinsichtlich Israels zu werfen. Wenn Moses im „Namen“ dessen, der ihn gesandt hatte, zu den Israeliten hinging, bedeutete dies, dass er sein Vertreter war, und die Befugnis und die Autorität, mit der Moses sprach, wurde an jenem Namen und an dem, wofür er stand, gemessen. (Vgl. 2Mo 23:20, 21; 1Sa 17:45.) Somit hatte Moses eine bedeutungsvolle Frage gestellt.
Gottes Antwort lautete auf Hebräisch: „ʼEhjéh ʼAschér ʼEhjéh.“ In einigen Übersetzungen wird dies mit „Ich bin, der ich bin“ wiedergegeben. Doch das hebräische Verb hajáh, von dem das Wort ʼEhjéh abgeleitet ist, bedeutet nicht einfach „sein“. Es bedeutet vielmehr „werden“ oder „sich erweisen“. Die Stelle bezieht sich nicht auf die Selbstexistenz Gottes, sondern darauf, was er in Bezug auf andere vorhat zu werden. Deshalb gibt die Neue-Welt-Übersetzung die obige hebräische Wendung richtigerweise wie folgt wieder: „ICH WERDE MICH ERWEISEN, ALS WAS ICH MICH ERWEISEN WERDE.“ Jehova fügte hinzu: „Dieses sollst du zu den Söhnen Israels sagen: ‚ICH WERDE MICH ERWEISEN hat mich zu euch gesandt‘“ (2Mo 3:14, Fn.).
Dass dies keine Änderung des Gottesnamens bedeutete, sondern nur einen zusätzlichen Einblick in Gottes Persönlichkeit bieten sollte, ist aus seinen weiteren Worten zu ersehen: „Dies sollst du zu den Söhnen Israels sagen: ‚Jehova, der Gott eurer Vorväter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt.‘ Dies ist mein Name auf unabsehbare Zeit, und dies ist mein Gedenkname für Generation um Generation“ (2Mo 3:15; vgl. Ps 135:13; Hos 12:5). Der Name Jehova leitet sich von einem hebräischen Verb her, das „werden“ bedeutet und kann laut einiger Gelehrter mit „Er lässt werden“ wiedergegeben werden. Diese Wiedergabe unterstreicht Jehovas Rolle als Schöpfer aller Dinge und beschreibt ihn als denjenigen, der seinen Vorsatz verwirklicht. Allein der wahre Gott verdient einen solchen Namen.
Das hilft uns, den Sinn der Worte zu verstehen, die Jehova später an Moses richtete: „Ich bin Jehova. Und ich pflegte Abraham, Isaak und Jakob als Gott, der Allmächtige, zu erscheinen, aber hinsichtlich meines Namens Jehova habe ich mich ihnen nicht kundgetan“ (2Mo 6:2, 3). Da der Name Jehova von jenen patriarchalischen Vorfahren des Moses viele Male gebraucht wurde, liegt es auf der Hand, dass Gott meinte, er habe sich ihnen als Jehova nur auf eine begrenzte Weise kundgetan. Ein Beispiel mag dies erläutern: Von denen, die den Mann Abram gekannt hatten, könnte kaum gesagt werden, dass sie ihn zu der Zeit, als er nur einen einzigen Sohn, Ismael, hatte, wirklich als Abraham (was „Vater einer Menge“ bedeutet) gekannt hätten. Als hingegen Isaak und andere Söhne geboren wurden und dann selbst Nachkommen hervorbrachten, gewann der Name Abraham an Bedeutung. Ebenso sollte nun der Name Jehova für die Israeliten eine tiefere Bedeutung annehmen.
Jemand oder etwas zu „kennen“ heißt demnach nicht unbedingt, sich lediglich Wissen über eine Person oder Sache anzueignen. Der törichte Nabal kannte Davids Namen, fragte aber dennoch: „Wer ist David?“ Damit wollte er sagen: „Als was wird er schon angesehen?“ (1Sa 25:9-11; vgl. 2Sa 8:13). Ebenso hatte Pharao zu Moses gesagt: „Wer ist Jehova, dass ich seiner Stimme gehorchen und Israel wegsenden sollte? Ich kenne Jehova überhaupt nicht, und außerdem werde ich Israel nicht wegsenden“ (2Mo 5:1, 2). Pharao meinte damit offensichtlich, dass er Jehova nicht als den wahren Gott kannte oder als jemanden, der irgendwelche Gewalt über Ägyptens König und seine Angelegenheiten ausüben könnte oder die Macht hätte, seinen von Moses und Aaron verkündeten Willen durchzusetzen. Nun aber sollten Pharao und ganz Ägypten zusammen mit den Israeliten die wirkliche Bedeutung jenes Namens, ja die Person, für die er stand, kennenlernen. Wie Jehova Moses zu verstehen gab, sollte das dadurch geschehen, dass Gott seinen Vorsatz in Bezug auf die Israeliten ausführte, sie befreite, ihnen das Land der Verheißung gab und dadurch seinen Bund mit ihren Vorvätern erfüllte. Auf diese Weise trat das ein, was Gott gesagt hatte: „Ihr werdet bestimmt erkennen, dass ich Jehova, euer Gott, bin“ (2Mo 6:4-8; siehe ALLMÄCHTIGER).
D. H. Weir, Professor für Hebraistik, erklärt deshalb richtigerweise, dass diejenigen, die behaupten, 2. Mose 6:2, 3 sei die erste Textstelle, an der der Name Jehova geoffenbart werde, „[diese Verse] nicht im Licht anderer Schrifttexte studiert haben; ansonsten hätten sie bemerkt, dass mit Name hier nicht die beiden Silben gemeint sind, aus denen das Wort Jehova besteht, sondern der Gedanke, der dadurch zum Ausdruck kommt. Wenn man in Jesaja, Kap. lii 6 liest: ‚Aus diesem Grund wird mein Volk meinen Namen erkennen‘; oder in Jeremia, Kap. xvi 21: ‚Sie werden erkennen müssen, dass mein Name Jehova ist‘; oder in den Psalmen, in Ps. ix [10, 16]: ‚Die, die deinen Namen kennen, werden auf dich vertrauen‘, wird einem sofort klar, dass es etwas ganz anderes ist, Jehovas Namen zu kennen, als die vier Buchstaben zu kennen, aus denen er besteht. Man muss durch Erfahrung feststellen, dass Jehova wirklich ist, was sein Name über ihn aussagt (vgl. auch Jes. xix 20, 21; Hes. xx 5, 9; xxxix 6, 7; Ps. lxxxiii [18]; lxxxix [16]; 2. Ch. vi 33)“ (The Imperial Bible-Dictionary, Bd. I, S. 856, 857).
Dem ersten Menschenpaar bekannt. Moses war nicht der Erste, dem der Name Jehova geoffenbart wurde, denn bestimmt kannte der erste Mensch diesen Namen. Er erscheint zum ersten Mal im inspirierten Bibelbericht in 1. Mose 2:4 nach der Beschreibung der Schöpfungswerke Gottes, wo der Schöpfer der Himmel und der Erde als „Jehova Gott“ kenntlich gemacht wird. Es ist vernünftig zu glauben, dass Jehova Gott Adam über die Entstehung seiner Schöpfungswerke unterrichtete. Der Bericht in 1. Mose erwähnt das zwar nicht explizit, aber es wird ja auch nicht direkt gesagt, dass Jehova Adam nach seinem Erwachen Evas Herkunft erklärte. Doch Adams Worte, die er äußerte, als er Eva zur Frau bekam, zeigen, dass er darüber unterrichtet worden war, dass Gott sie von Adams Körper gebildet hatte (1Mo 2:21-23). Jehova pflegte mit seinem irdischen Sohn zweifellos viel Gedankenaustausch, über den in der kurzen Schilderung in 1. Mose nicht berichtet wird.
Der erste Mensch, von dem ausdrücklich gesagt wird, dass er den Gottesnamen verwendete, ist Eva (1Mo 4:1). Sie hatte diesen Namen offenbar von ihrem Mann und Haupt, Adam, erfahren, durch den sie auch von Gottes Gebot hinsichtlich des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse gehört hatte (wenn auch in dem Bericht nicht direkt erwähnt wird, dass Adam diese Informationen an sie weitergegeben hatte) (1Mo 2:16, 17; 3:2, 3).
Wie unter dem Stichwort ENOSCH erklärt wird, fing man in den Tagen Enoschs, des Enkels Adams, an, „den Namen Jehovas anzurufen“, aber offensichtlich nicht im Glauben und nicht auf eine Weise, die für Gott annehmbar gewesen wäre. Denn gemäß dem Bericht war zwischen Abel und Noah der Sohn Jareds, Henoch (nicht Enosch), der Einzige, der glaubensvoll ‘mit dem wahren Gott wandelte’ (1Mo 4:26; 5:18, 22-24; Heb 11:4-7). Durch Noah und seine Familie blieb der Name Gottes bis in die Zeit nach der Sintflut und der Zerstreuung der Völker beim Turmbau zu Babel bekannt und wurde dem Patriarchen Abraham und seinen Nachkommen überliefert (1Mo 9:26; 12:7, 8).
Die Person, die den Namen trägt. Jehova ist der Schöpfer aller Dinge, der Ursprung von allem; somit wurde er nicht erschaffen und ist ohne Anfang (Off 4:11). „Seine Jahre sind an Zahl unerforschlich“ (Hi 36:26). Es ist unmöglich, ihm ein Alter zuzuschreiben, denn es gibt keinen Zeitpunkt, von dem aus gemessen werden kann. Obgleich zeitlos, wird er zu Recht „der Alte an Tagen“ genannt, da seine Existenz endlos in die Vergangenheit zurückreicht (Da 7:9, 13). Auch in der Zukunft ist er ohne Ende (Off 10:6); er ist unvergänglich, unsterblich. Darum wird er als der „König der Ewigkeit“ bezeichnet (1Ti 1:17), für den tausend Jahre nur wie eine Nachtwache von wenigen Stunden sind (Ps 90:2, 4; Jer 10:10; Hab 1:12; Off 15:3).
Trotz seiner Überzeitlichkeit spielt Jehova in der Geschichte eine wichtige Rolle, und bringt sich mit ganz bestimmten Zeiten, Orten, Personen und Ereignissen in Verbindung. Wenn er mit Menschen verkehrte, handelte er nach einem genau festgelegten Zeitplan (1Mo 15:13, 16; 17:21; 2Mo 12:6-12; Gal 4:4). Weil seine ewige Existenz unleugbar und die grundlegendste Tatsache im Universum ist, hat er bei seiner Existenz geschworen, indem er sagte: „So wahr ich lebe“, und hat dadurch die absolute Zuverlässigkeit seiner Verheißungen und Prophezeiungen garantiert (Jer 22:24; Ze 2:9; 4Mo 14:21, 28; Jes 49:18). Auch Menschen haben bei der Tatsache, dass Jehova existiert, geschworen (Ri 8:19; Ru 3:13). Nur Unverständige sagen: „Es gibt keinen Jehova“ (Ps 14:1; 10:4).
Beschreibungen seiner Gegenwart. Da er ein Geist ist, den Menschen nicht sehen können (Joh 4:24), kann jede Beschreibung seines Aussehens in der Sprache der Menschen seine unvergleichliche Herrlichkeit nur annähernd wiedergeben (Jes 40:25, 26). Bestimmte Diener Gottes erhielten zwar inspirierte Visionen von seinen himmlischen Höfen, doch sie sahen ihren Schöpfer nicht wirklich (Joh 1:18). Ihre Beschreibung seiner Gegenwart vermittelt einem nicht nur den Eindruck von erhabener Würde und Ehrfurcht gebietender Majestät, sondern auch von Ausgewogenheit, Ordnung, Schönheit und Anmut (2Mo 24:9-11; Jes 6:1; Hes 1:26-28; Da 7:9; Off 4:1-3; siehe auch Ps 96:4-6).
Wie man feststellen kann, enthalten diese Beschreibungen Metaphern und Vergleiche, wobei das Aussehen Jehovas mit Dingen verglichen wird, die den Menschen bekannt sind: mit Edelsteinen, dem Feuer, einem Regenbogen. Jehova wird sogar so beschrieben, als würde er gewisse menschliche Merkmale aufweisen. Einige Gelehrte machen viel Aufhebens um Ausdrücke in der Bibel, die sie Anthropomorphismen nennen – z. B. ist von Gottes „Augen“, „Ohren“ und „Angesicht“ (1Pe 3:12), „Arm“ (Hes 20:33) und seiner „Rechten“ (2Mo 15:6) die Rede –, doch es ist einleuchtend, dass solche Ausdrücke erforderlich sind, damit die Beschreibung für Menschen verständlich ist. Hätte Jehova Gott für uns eine Beschreibung seiner selbst in der Sprache des geistigen Bereichs aufzeichnen lassen, so wäre dies das Gleiche, als würde man jemandem, der nur die Grundrechenarten beherrscht, algebraische Gleichungen für Fortgeschrittene vorlegen oder als wollte man einem Blindgeborenen Farben erklären (Hi 37:23, 24).
Die sogenannten Anthropomorphismen sind demnach nie wörtlich zu nehmen, genauso wenig wie andere metaphorische Bezeichnungen, die sich auf Gott beziehen, wie „Sonne“, „Schild“ oder „FELS“ (Ps 84:11; 5Mo 32:4, 31). Jehovas Sehvermögen (1Mo 16:13) ist im Gegensatz zu dem der Menschen nicht von Lichtstrahlen abhängig, und selbst Taten, die in völliger Finsternis verübt werden, kann er sehen (Ps 139:1, 7-12; Heb 4:13). Er hat die ganze Erde in seinem Blickfeld (Spr 15:3), und er braucht keine besonderen Geräte, um einen im Mutterleib heranwachsenden Embryo sehen zu können (Ps 139:15, 16). Ebenso wenig ist sein Gehör von Schallwellen in einer Atmosphäre abhängig, denn er kann sogar Äußerungen „hören“, die nur im Herzen gesprochen werden (Ps 19:14). Dem Menschen ist es nicht einmal gelungen, das riesige stoffliche Universum zu messen; doch selbst die Himmel können die Wohnstätte Gottes nicht fassen, wie viel weniger ein Haus oder ein Tempel auf der Erde (1Kö 8:27; Ps 148:13). Durch Moses warnte Jehova die Nation Israel ausdrücklich davor, ein Bild von ihm, Gott, in Gestalt eines Mannes oder irgendeines anderen Geschöpfes zu machen (5Mo 4:15-18). Wenn Jesus also gemäß dem Bericht des Lukas davon sprach, dass er „durch den Finger Gottes“ Dämonen austrieb, bezog er sich – wie der Bericht des Matthäus zeigt – auf „Gottes Geist“, seine wirksame Kraft (Luk 11:20; Mat 12:28; vgl. Jer 27:5 und 1Mo 1:2).
Persönliche Eigenschaften in der Schöpfung sichtbar. Gewisse Facetten der Persönlichkeit Jehovas waren schon durch seine Schöpfungswerke sichtbar, ehe er den Menschen erschuf (Rö 1:20). Gerade der Schöpfungsakt lässt seine Liebe erkennen. Jehova ist nämlich von niemandem abhängig, und es mangelt ihm an nichts. Obgleich er Hunderte von Millionen von Geistsöhnen erschuf, könnte somit nicht e i n e r von ihnen irgendetwas zu seinem Wissen beitragen oder seine Persönlichkeit um irgendeine wünschenswerte Eigenschaft ergänzen, die er nicht bereits in hervorragenderem Maße besessen hätte (Da 7:9, 10; Heb 12:22; Jes 40:13, 14; Rö 11:33, 34).
Dies bedeutet natürlich nicht, dass Jehova an seinen Geschöpfen keine Freude hätte. Da der Mensch „im Bilde Gottes“ erschaffen wurde (1Mo 1:27), spiegelt die Freude, die ein menschlicher Vater an seinem Kind hat – vor allem wenn es ihn liebt und mit Weisheit handelt –, die Freude wider, die Jehova über seine vernunftbegabten Geschöpfe empfindet, die ihn lieben, ihm dienen und weise handeln (Spr 27:11; Mat 3:17; 12:18). Diese Freude entspringt nicht irgendwelchem materiellem Gewinn, sondern sie rührt daher, dass er sieht, wie sich seine Geschöpfe bereitwillig an seine gerechten Normen und Maßstäbe halten und Selbstlosigkeit und Freigebigkeit bekunden (1Ch 29:14-17; Ps 50:7-15; 147:10, 11; Heb 13:16). Wer dagegen einen verkehrten Lauf einschlägt und Jehovas Liebe verachtet, wer Gottes Namen Schande macht und entsetzliches Leid über andere bringt, bewirkt, dass es Jehova ‘in seinem Herzen schmerzt’ (1Mo 6:5-8; Ps 78:36-41; Heb 10:38).
Jehova hat auch Freude daran, seine Macht einzusetzen, sei es in der Schöpfung oder anderswo; stets dienen seine Werke einem bestimmten Zweck und entspringen einem guten Beweggrund (Ps 135:3-6; Jes 46:10, 11; 55:10, 11). Als großzügigen Geber ‘jeder guten Gabe und jedes vollkommenen Geschenkes’ freut es ihn sehr, seine treuen Söhne und Töchter mit Segnungen zu belohnen (Jak 1:5, 17; Ps 35:27; 84:11, 12; 149:4). Obgleich er ein Gott der Herzlichkeit und des Mitgefühls ist, hängt sein Glück nicht von seinen Geschöpfen ab, noch weicht er aus Sentimentalität von seinen gerechten Grundsätzen ab.
Jehova bekundete auch Liebe, indem er seinem ersterschaffenen Geistsohn das Vorrecht gewährte, mit ihm an allen weiteren Schöpfungswerken teilzuhaben – sowohl im geistigen als auch im materiellen Bereich; er sorgte dann großzügigerweise dafür, dass dies bekannt wurde, was seinem Sohn Ehre einbrachte (1Mo 1:26; Kol 1:15-17). Er fürchtete also nicht – etwa aufgrund einer Schwäche – eine mögliche Konkurrenz und zweifelte auch nicht an der Rechtmäßigkeit seiner eigenen Souveränität (2Mo 15:11) sowie an der Loyalität und Ergebenheit seines Sohnes. Er gesteht seinen Geistsöhnen bei der Erfüllung ihrer Pflichten relative Freiheit zu und erlaubt ihnen sogar gelegentlich, ihre Ansicht darüber vorzubringen, wie sie spezielle Aufgaben ausführen würden (1Kö 22:19-22).
Wie der Apostel Paulus betonte, treten Jehovas unsichtbare Eigenschaften auch in seiner materiellen Schöpfung zutage (Rö 1:19, 20). Seine gewaltige Macht übersteigt die Vorstellungskraft; riesige Galaxien mit Milliarden von Sternen sind nur ‘das Werk seiner Finger’ (Ps 8:1, 3, 4; 19:1), und der Reichtum der Weisheit, die er entfaltet hat, ist so groß, dass die Kenntnisse der Menschen über die physische Schöpfung selbst nach Jahrtausenden emsigen Forschens bloß wie ein „Geflüster“ sind im Vergleich zum mächtigen Donner (Hi 26:14; Ps 92:5; Pr 3:11). Jehovas schöpferische Tätigkeit im Hinblick auf den Planeten Erde zeichnete sich durch eine logische Abfolge aus, die einem genau festgelegten Plan folgte (1Mo 1:2-31), sodass die Erde zu einem – wie sie Astronauten im 20. Jahrhundert genannt haben – „Juwel im Weltraum“ wurde.
Dem Menschen in Eden geoffenbart. Als was für eine Art Person offenbarte sich Jehova seinen ersten Menschenkindern? Der vollkommene Adam hätte sicherlich den Worten zustimmen können, die der Psalmist später äußerte: „Ich werde dich lobpreisen, weil ich auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht bin. Deine Werke sind wunderbar, wie meine Seele es sehr wohl weiß“ (Ps 139:14). Angefangen von seinem eigenen Körper – der, verglichen mit dem anderer irdischer Geschöpfe, außergewöhnlich vielseitig war – bis hin zu den Dingen, die ihn umgaben, hatte der Mensch allen Grund, Ehrfurcht und Respekt vor seinem Schöpfer zu haben. Jeder Vogel, jedes Säugetier, jeder Fisch, jede Blume, jeder Baum, jedes Feld, jeder Wald, jeder Hügel, jedes Tal und jeder Fluss, den der Mensch sah, prägte ihm die Tiefe und das Ausmaß der Weisheit seines Vaters ein sowie die Vielseitigkeit der Persönlichkeit Jehovas, wie sie in der großartigen Vielfalt seiner Schöpfungswerke zum Ausdruck kommt (1Mo 2:7-9; vgl. Ps 104:8-24). Alle Sinne des Menschen – Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten – ließen ihn wahrnehmen, welch großzügigen und fürsorglichen Schöpfer er hatte.
Auch Adams intellektuelle Bedürfnisse, sein Bedürfnis nach Gedankenaustausch und Gemeinschaft, blieben nicht unberücksichtigt, denn sein Vater gab ihm ein vernunftbegabtes weibliches Gegenstück (1Mo 2:18-23). Das Menschenpaar hätte wie der Psalmist zur Ehre Jehovas singen können: „Freuden bis zur Sättigung sind bei deinem Angesicht; da ist Lieblichkeit zu deiner Rechten immerdar“ (Ps 16:8, 11). Da Adam und Eva so viel Liebe erwiesen worden war, hätten sie bestimmt wissen müssen, dass ‘Gott Liebe ist’, der Quell und das vorzüglichste Beispiel der Liebe (1Jo 4:16, 19).
Was am wichtigsten ist: Jehova Gott stillte die geistigen Bedürfnisse des Menschen. Adams Vater offenbarte sich seinem menschlichen Sohn, pflegte Gedankenaustausch mit ihm und gab ihm Aufgaben, deren gehorsame Erfüllung einen Großteil seiner Anbetung ausmachte (1Mo 1:27-30; 2:15-17; vgl. Am 4:13).
Ein Gott mit Moralmaßstäben und Normen. Der Mensch lernte Jehova bald nicht nur als einen weisen und freigebigen Vater kennen, sondern auch als einen Gott mit moralischen Grundsätzen, der an festgesetzten Normen festhält, die bestimmen, welche Handlungsweise recht und welche unrecht ist. Wenn, wie angedeutet, Adam die Entstehungsgeschichte der Schöpfung kannte, dann wusste er auch, dass Jehova Normen festgesetzt hat, denn in dem Bericht über seine Schöpfungswerke heißt es, dass Jehova sah, dass ‘es sehr gut war’, seine Schöpfung also seiner vollkommenen Norm entsprach (1Mo 1:3, 4, 12, 25, 31; vgl. 5Mo 32:3, 4).
Ohne Normen gäbe es keine Möglichkeit, zu entscheiden oder zu beurteilen, was gut und was schlecht ist, oder zu bestimmen und zu erkennen, wie genau und vortrefflich etwas ist. Diesbezüglich sind folgende Aussagen in der Encyclopædia Britannica (1959, Bd. 21, S. 306, 307) aufschlussreich:
„Was der Mensch erreicht hat [im Festlegen von Normen] ..., ist verschwindend wenig im Vergleich zu der Standardisierung in der Natur. Die Stellung der Gestirne zueinander, die Planetenbahnen, die unveränderlichen Eigenschaften der Leitfähigkeit, der Dehnbarkeit, der Elastizität, der Härte, der Durchlässigkeit, des Brechungsvermögens, der Festigkeit und der Viskosität der Stoffe in der Natur ... und der Aufbau der Zellen sind nur einige wenige Beispiele der erstaunlichen Standardisierung in der Natur.“
In demselben Werk wird gezeigt, wie wichtig diese Standardisierung in der stofflichen Schöpfung ist, wenn es heißt: „Nur mithilfe der Standardisierung in der Natur ist es möglich, ... die vielen Arten von Pflanzen, Fischen, Vögeln und Säugetieren zu erkennen und zu klassifizieren. Innerhalb dieser Arten gleichen sich Individuen bis ins kleinste Detail, was den Aufbau, die Funktion und die Gewohnheiten betrifft, die ihnen eigen sind. [Vgl. 1Mo 1:11, 12, 21, 24, 25.] Gäbe es im menschlichen Körper keine Standardisierung, würden Ärzte nicht wissen, ob eine Person bestimmte Organe besitzt oder wo sie sich befinden ... Tatsächlich gäbe es ohne die Normen in der Natur keine organisierte Gesellschaft, keine Bildung und keine Ärzte; alles verlässt sich auf grundlegende, vergleichbare Gemeinsamkeiten.“
Adam stellte in den Schöpfungswerken Jehovas eine große Beständigkeit fest: Er beobachtete den stetigen Tag-und-Nacht-Zyklus, das als Folge der Schwerkraft immer abwärts fließende Wasser des Stromes in Eden und zahllose andere Dinge, die bewiesen, dass der Schöpfer der Erde kein Gott des Durcheinanders ist, sondern ein Gott der Ordnung (1Mo 1:16-18; 2:10; Pr 1:5-7; Jer 31:35, 36; 1Ko 14:33). Sicherlich sah der Mensch darin eine Hilfe, die ihm übertragenen Arbeiten auszuführen (1Mo 1:28; 2:15), denn er konnte getrost, ohne quälende Ungewissheit, planen und arbeiten.
In Anbetracht all dessen hätte es einen vernunftbegabten Menschen nicht befremden dürfen, dass Jehova Normen oder Maßstäbe aufstellte, die das Verhalten des Menschen und seine Beziehung zu seinem Schöpfer regelten. Die hervorragende Qualitätsarbeit, die Jehova selbst geleistet hatte, lieferte Adam das Beispiel dafür, wie er Eden bebauen und pflegen sollte (1Mo 2:15; 1:31). Adam lernte auch Gottes Maßstab für die Ehe, die Monogamie, und für das Familienleben kennen (1Mo 2:24). Besonderer Nachdruck wurde auf den Gehorsam gegenüber Gottes Anweisungen gelegt, weil er für das Leben an sich unentbehrlich ist. Da Adam menschliche Vollkommenheit besaß, setzte ihm Jehova vollkommenen Gehorsam zum Maßstab. Jehova gab seinem irdischen Sohn die Gelegenheit, durch seinen Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gebot, von einem bestimmten Baum in Eden nicht zu essen, seine Liebe und Ergebenheit zu beweisen (1Mo 2:16, 17). Das Gebot war einfach. Aber Adam lebte damals auch in einfachen Verhältnissen, frei von den verwirrenden Schwierigkeiten, die sich seither eingestellt haben. Die Weisheit Jehovas, die sich in dieser einfachen Prüfung zeigte, wird in den 4000 Jahre später geäußerten Worten Jesu Christi deutlich: „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht“ (Luk 16:10).
Diese Ordnung und diese Normen sollten die Lebensfreude des Menschen nicht schmälern, sondern sie vermehren. In der Abhandlung über Normen und Maßstäbe in der zuvor erwähnten Enzyklopädie wird im Hinblick auf die materielle Schöpfung Folgendes ausgeführt: „Obwohl so viele Normen in der Natur erkennbar sind, kann man sie nicht der Eintönigkeit anklagen. Die möglichen Farbvariationen und -kombinationen, die das Auge des Betrachters erfreuen, sind praktisch unbegrenzt, und das, obwohl nur ein schmales Band von Spektralwellenlängen die Grundlage dafür bildet. Dasselbe gilt für die Schönheit der Musik, die ebenfalls nur durch eine geringe Anzahl von Frequenzen ans Ohr dringt“ (Bd. 21, S. 307). Ebenso ließen Gottes Anforderungen an die ersten beiden Menschen ihnen alle Freiheit, die sich das Herz eines gerechten Menschen nur wünschen könnte. Es war nicht nötig, die beiden durch eine Unmenge von Gesetzen und Vorschriften einzuengen. Das Beispiel, das ihnen ihr liebevoller Schöpfer gab, sowie ihr Respekt vor ihm und ihre Liebe zu ihm hätten sie davor bewahren können, die natürlichen Grenzen ihrer Freiheit zu überschreiten. (Vgl. 1Ti 1:9, 10; Rö 6:15-18; 13:8-10; 2Ko 3:17.)
Jehova Gott war und ist demnach aufgrund seiner eigenen Person, seiner Handlungsweise und seiner Worte der höchste Maßstab für das ganze Universum, das Maß und der Inbegriff alles Guten. Aus diesem Grund konnte sein Sohn, als er auf der Erde war, zu einem Mann sagen: „Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer: Gott“ (Mar 10:17, 18; auch Mat 19:17; 5:48).
Heiligung seines Namens und Rechtfertigung seiner Souveränität. Alles, was mit der Person Gottes in Verbindung steht, ist heilig; sein Eigenname, Jehova, ist heilig und muss somit geheiligt werden (3Mo 22:32). Heiligen bedeutet „heilig machen“, „absondern (beiseitesetzen)“ oder „heilighalten“ und demzufolge nicht als etwas Alltägliches oder Gewöhnliches gebrauchen (Jes 6:1-3; Luk 1:49; Off 4:8; siehe HEILIGUNG). Der Name Jehovas ist wegen der Person, für die er steht, „groß und furchteinflößend“ (Ps 99:3, 5), „majestätisch“ und „unerreichbar hoch“ (Ps 8:1; 148:13) und wert, mit Ehrfurcht betrachtet zu werden (Jes 29:23).
Entweihung des Namens. Tatsache ist, dass der Name Gottes heiliggehalten wurde, bis Ereignisse im Garten Eden eintraten, die den Namen entweihten. Durch Satans Rebellion kam Gottes Name in Verruf. Gegenüber Eva gab Satan vor, im Auftrag Gottes zu sprechen, indem er sagte „Gott weiß“; gleichzeitig säte er Zweifel in Bezug auf Gottes Gebot, das Jehova Adam hinsichtlich des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse gegeben hatte (1Mo 3:1-5). Da Adam von Gott einen Auftrag erhalten hatte und das Haupt der Menschheitsfamilie war, durch das Gott Anweisungen weitergab, war er Jehovas Vertreter auf der Erde (1Mo 1:26, 28; 2:15-17; 1Ko 11:3). Von Personen, die in solch einer Stellung dienen, wird gesagt, sie würden „im Namen Jehovas den Dienst ... verrichten“ und ‘in seinem Namen reden’ (5Mo 18:5, 18, 19; Jak 5:10). Während also Adams Frau Eva durch ihren Ungehorsam Jehovas Namen bereits entweiht hatte, war Adams Handlungsweise ein besonders verwerflicher Akt der Respektlosigkeit gegenüber dem Namen, den er vertrat. (Vgl. 1Sa 15:22, 23.)
Die wichtigste Streitfrage – eine moralische Streitfrage. Natürlich kannte der Geistsohn, der Satan wurde, Jehova als einen Gott mit moralischen Werten und nicht als launische, unberechenbare Person. Hätte er Jehova als eine unbeherrschte, ungestüme Person kennengelernt, hätte er damit rechnen müssen, wegen seiner Handlungsweise sofort von Gott vernichtet zu werden. Bei der Streitfrage, die Satan in Eden aufwarf, ging es deshalb nicht einfach darum, Jehovas vernichtende Macht auf die Probe zu stellen. Vielmehr handelte es sich um eine moralische Streitfrage: Es ging um die Frage, ob Gott moralisch gesehen das Recht hat, universelle Souveränität auszuüben und von all seinen Geschöpfen unbedingten Gehorsam und ausschließliche Ergebenheit zu verlangen. Satans Gespräch mit Eva gibt Aufschluss darüber (1Mo 3:1-6). Desgleichen ist im Buch Hiob davon die Rede, wie Jehova vor all seinen versammelten Engelsöhnen öffentlich deutlich macht, welche Tragweite die Haltung seines Widersachers hat. Satan stellte die Behauptung auf, Hiob (und damit indirekt auch jedes vernunftbegabte Geschöpf Gottes) sei Jehova nicht von ganzem Herzen und aus echter Liebe loyal ergeben (Hi 1:6-22; 2:1-8).
Demnach war die Frage der Lauterkeit der vernunftbegabten Geschöpfe Gottes eine zweitrangige oder untergeordnete Streitfrage, die aus der hauptsächlichen Streitfrage bezüglich des Rechtes Gottes auf universelle Souveränität entstand. Es würde Zeit erfordern, bis die Wahrhaftigkeit oder die Falschheit der Anschuldigungen bewiesen wäre und sich die Herzenseinstellung der Geschöpfe Gottes herausgestellt hätte, sodass die Streitfrage über jeden Zweifel erhaben geklärt werden könnte. (Vgl. Hi 23:10; 31:5, 6; Pr 8:11-13; Heb 5:7-9; siehe BOSHEIT; LAUTERKEIT.) Jehova richtete also weder das rebellische Menschenpaar noch den Geistsohn, der die Streitfrage aufgebracht hatte, sofort hin; so konnten die beiden vorausgesagten ‘Samen’, die die beiden gegnerischen Seiten der Streitfrage darstellen, ins Dasein kommen (1Mo 3:15).
Dass diese Streitfrage immer noch bestand, als Jesus Christus auf der Erde war, geht aus der Begegnung hervor, die Jesus, nachdem er 40 Tage gefastet hatte, mit Satan in der Wildnis hatte. Die schlangengleichen Taktiken des Widersachers Jehovas bei dem Versuch, Gottes Sohn zum Straucheln zu bringen, entsprachen der Vorgehensweise, die er in Eden rund 4000 Jahre zuvor angewandt hatte; Satans Angebot, Jesus die Herrschaft über irdische Königreiche zu übertragen, machte deutlich, dass die Streitfrage bezüglich der universellen Souveränität immer noch bestand (Mat 4:1-10). Das Buch Offenbarung enthüllt die Fortdauer der Streitfrage bis zu der Zeit, wenn Jehova Gott den Fall für abgeschlossen erklärt (vgl. Ps 74:10, 22, 23) und an allen Gegnern in Gerechtigkeit Gericht übt und durch seine gerechte Königreichsherrschaft dafür sorgt, dass sein heiliger Name völlig gerechtfertigt und geheiligt wird (Off 11:17, 18; 12:17; 14:6, 7; 15:3, 4; 19:1-3, 11-21; 20:1-10, 14).
Warum gibt es nichts Wichtigeres als die Heiligung des Namens Gottes?
Der gesamte Bibelbericht dreht sich um die Rechtfertigung der Souveränität Jehovas. Das macht deutlich, was Jehovas Hauptziel ist: die Heiligung seines Namens. Dazu muss Gottes Name von aller Schmach befreit werden. Mehr noch: Alle vernunftbegabten Geschöpfe, ob im Himmel oder auf der Erde, müssen diesen Namen als heilig betrachten und ihn ehren. Das bedeutet, dass sie Jehovas Stellung als Souverän bereitwillig anerkennen und respektieren und den Wunsch haben, ihm zu dienen, ja dass es ihnen sogar Freude macht, seinen Willen auszuführen, weil sie ihn lieben. Davids Gebet an Jehova in Psalm 40:5-10 bringt diese Einstellung gut zum Ausdruck und zeigt, was wahre Heiligung des Namens Jehovas bedeutet. (Beachte, wie der Apostel Paulus in Heb 10:5-10 Teile dieses Psalms auf Christus Jesus anwandte.)
Von der Heiligung des Namens Jehovas hängen daher der Frieden und die Eintracht, ja das Wohlergehen der ganzen Schöpfung ab. Gottes Sohn machte dies deutlich, wobei er gleichzeitig darauf hinwies, wodurch Jehova seinen Vorsatz verwirklichen würde; er lehrte nämlich seine Jünger, zu Gott zu beten: „Dein Name werde geheiligt. Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Mat 6:9, 10). Dieses Hauptziel Jehovas hilft uns zu verstehen, was hinter Gottes Taten und seiner Handlungsweise mit seinen Geschöpfen steht, die in der Bibel aufgezeichnet sind.
So lesen wir, dass die Nation Israel, deren Geschichte einen Großteil des Bibelberichts ausmacht, als ‘Namensvolk’ für Jehova erwählt wurde (5Mo 28:9, 10; 2Ch 7:14; Jes 43:1, 3, 6, 7). Der Gesetzesbund, den Jehova mit den Israeliten schloss, legte den Schwerpunkt darauf, dass sie Jehova als ihrem Gott ausschließliche Ergebenheit darbrachten und seinen Namen nicht in unwürdiger Weise gebrauchten, „denn Jehova wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen in unwürdiger Weise gebraucht“ (2Mo 20:1-7; vgl. 3Mo 19:12; 24:10-23). Indem Jehova seine Macht zu retten und seine Macht zu zerstören entfaltete, als er Israel aus Ägypten befreite, wurde sein Name ‘auf der ganzen Erde verkündet’; der Ruhm dieses Namens ging den Israeliten auf ihrem Marsch in das Land der Verheißung voraus (2Mo 9:15, 16; 15:1-3, 11-17; 2Sa 7:23; Jer 32:20, 21). Es war so, wie es der Prophet Jesaja ausdrückte: „So führtest du dein Volk, um dir selbst einen herrlichen Namen zu machen“ (Jes 63:11-14). Als sich die Israeliten in der Wildnis rebellisch zeigten, verfuhr Jehova barmherzig mit ihnen und ließ sie nicht im Stich. Als Hauptgrund, warum er so handelte, gab er allerdings an: „Ich ging daran, um meines eigenen Namens willen zu handeln, damit er nicht entweiht werde vor den Augen der Nationen“ (Hes 20:8-10).
Im ganzen Verlauf der Geschichte jener Nation hielt Jehova den Israeliten die Bedeutsamkeit seines heiligen Namens immer vor Augen. Die Hauptstadt, Jerusalem, mit ihrem Berg Zion war der Ort, den Jehova erwählte, „um seinen Namen dorthin zu setzen, damit er dort weilt“ (5Mo 12:5, 11; 14:24, 25; Jes 18:7; Jer 3:17). Der Tempel, der in dieser Stadt gebaut wurde, war das ‘Haus für den Namen Jehovas’ (1Ch 29:13-16; 1Kö 8:15-21, 41-43). Was in diesem Tempel oder in dieser Stadt geschah, ob Gutes oder Böses, wirkte sich unweigerlich auf Jehovas Namen aus und wurde auch von Jehova beachtet (1Kö 8:29; 9:3; 2Kö 21:4-7). Würde der Name Jehovas dort entweiht werden, hätte das die sichere Vernichtung Stadt und sogar die Verwerfung des Tempels zur Folge (1Kö 9:6-8; Jer 25:29; 7:8-15; vgl. Jesu Taten und Worte, die in Mat 21:12, 13 und 23:38 aufgezeichnet sind). Aufgrund dieses Sachverhalts brachten Jeremia und Daniel zugunsten ihres Volkes und ihrer Stadt wehmütig die Bitte vor, Jehova möge ‘um seines eigenen Namens willen’ Barmherzigkeit und Hilfe gewähren (Jer 14:9; Da 9:15-19).
Als Jehova vorhersagte, dass er sein Namensvolk nach Juda zurückführen und es reinigen werde, erklärte er den Israeliten erneut, worum es ihm hauptsächlich ging: „Und es wird mir leidtun um meinen heiligen Namen ... ‚Nicht um euretwillen tue ich es, o Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entweiht habt unter den Nationen, wohin ihr gekommen seid.‘ ‚Und ich werde meinen großen Namen gewiss heiligen, der ... entweiht worden ist ...; und die Nationen werden erkennen müssen, dass ich Jehova bin‘, ist der Ausspruch des Souveränen Herrn Jehova, ,wenn ich mich unter euch vor ihren Augen heilig erweise‘“ (Hes 36:20-27, 32).
Dieser und andere Schrifttexte beweisen, dass Jehova die Bedeutung des Menschen nicht überbewertet. Alle Menschen sind Sünder; sie verdienen den Tod, und nur durch Gottes unverdiente Güte und Barmherzigkeit wird jemand Leben erlangen (Rö 5:12, 21; 1Jo 4:9, 10). Jehova schuldet der Menschheit nichts, sodass ewiges Leben für diejenigen, die es erhalten, eine Gabe sein wird, kein verdienter Lohn (Rö 5:15; 6:23; Tit 3:4, 5). Zugegeben, er hat der Menschheit Liebe ohnegleichen bewiesen (Joh 3:16; Rö 5:7, 8), doch wäre es im Widerspruch zur Aussage der Bibel, und man würde auch die Dinge nicht in der richtigen Perspektive sehen, wollte man die Rettung des Menschen zur wichtigsten Streitfrage überhaupt erklären oder zum Prüfstein für Gottes Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Heiligkeit machen. Der Psalmist zeigte, dass er die Dinge in der richtigen Perspektive sah, als er demütig und voller Bewunderung ausrief: „O Jehova, unser Herr, wie majestätisch ist dein Name auf der ganzen Erde, du, dessen Würde über den Himmeln kundgemacht wird! Wenn ich deine Himmel sehe, die Werke deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der sterbliche Mensch, dass du seiner gedenkst, und der Sohn des Erdenmenschen, dass du für ihn sorgst?“ (Ps 8:1, 3, 4; 144:3; vgl. Jes 45:9; 64:8). Die Heiligung des Namens Jehovas hat zu Recht eine größere Bedeutung als das Leben aller Menschen. Folglich sollte man, wie Gottes Sohn erklärte, seinen Mitmenschen zwar lieben wie sich selbst, Gott aber mit ganzem Herzen, ganzem Sinn, ganzer Seele und ganzer Kraft (Mar 12:29-31). Das bedeutet, Jehova Gott mehr zu lieben als Verwandte, Freunde oder sogar als das eigene Leben (5Mo 13:6-10; Off 12:11; vgl. in Da 3:16-18 die Haltung der drei Hebräer; siehe EIFERSUCHT, EIFERSÜCHTIG).
Diese biblische Sichtweise sollte Personen nicht abstoßen, sondern sie vielmehr veranlassen, dem wahren Gott noch dankbarer zu sein. Da Jehova mit vollem Recht die ganze sündige Menschheit vernichten könnte, unterstreicht dies umso mehr die Größe seiner Barmherzigkeit und unverdienten Güte, wenn er Menschen rettet und Leben erlangen lässt (Joh 3:36). Er hat kein Gefallen am Tod des Bösen (Hes 18:23, 32; 33:11); aber ebenso wenig wird er zulassen, dass der Böse der Vollstreckung seines Gerichtsurteils entrinnt (Am 9:2-4; Rö 2:2-9). Er ist geduldig und langmütig und hat den Gehorsamen Rettung in Aussicht gestellt (2Pe 3:8-10); dennoch wird er nicht für immer einen Zustand dulden, der seinem erhabenen Namen Schande macht (Ps 74:10, 22, 23; Jes 65:6, 7; 2Pe 2:3). Er zeigt Erbarmen und ist verständnisvoll im Hinblick auf menschliche Schwächen und vergibt Reumütigen „in großem Maße“ (Ps 103:10-14; 130:3, 4; Jes 55:6, 7); dennoch befreit er zu Recht niemanden davon, die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und mit den entsprechenden Folgen für sich und seine Familie zu leben. Jeder erntet, was er gesät hat (5Mo 30:19, 20; Gal 6:5, 7, 8). Somit sind bei Jehova Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in vollkommenem Gleichgewicht. Wer die Dinge aus der richtigen Perspektive sieht, wie sie in seinem Wort zu erkennen ist (Jes 55:8, 9; Hes 18:25, 29-31), wird nicht den großen Fehler begehen, mit seiner unverdienten Güte zu spielen und damit „ihren Zweck zu verfehlen“ (2Ko 6:1; Heb 10:26-31; 12:29).
Unveränderliche Eigenschaften und Normen. Jehova sagte zu dem Volk Israel: „Ich bin Jehova; ich habe mich nicht geändert“ (Mal 3:6). Er äußerte diese Worte, etwa 3500 Jahre nachdem er den Menschen erschaffen hatte und etwa 1500 Jahre nach der Schließung des abrahamischen Bundes. Einige behaupten, dass sich der Gott, wie er in den Hebräischen Schriften dargestellt werde, von dem Gott, wie er von Jesus Christus und den Schreibern der Christlichen Griechischen Schriften dargestellt werde, unterscheide. Nach genauerer Prüfung stellt man jedoch fest, dass diese Behauptung ohne jede Grundlage ist. Von Gott sagte der Jünger Jakobus zu Recht: „Bei ihm gibt es keine Veränderung von der Drehung des Schattens“ (Jak 1:17). Jehova ist im Lauf der Jahrhunderte nicht „weicher“ geworden – weil das auch nicht nötig war. Gottes Strenge, wie sie in den Christlichen Griechischen Schriften zu erkennen ist, ist nicht geringer, noch ist seine Liebe irgendwie größer als in Eden, wo er anfing, mit den Menschen zu verkehren.
Die scheinbaren Unterschiede in der Persönlichkeit sind in Wirklichkeit nur verschiedene Aspekte derselben unveränderlichen Persönlichkeit. Sie sind auf die verschiedenen Umstände und Personen zurückzuführen, mit denen Gott zu tun hatte, was eine andere Einstellung oder ein anderes Verhältnis erforderlich machte. (Vgl. Jes 59:1-4.) Nicht Jehova änderte sich, sondern Adam und Eva änderten sich. Sie brachten sich selbst in eine Lage, in der es die unveränderlichen gerechten Normen Jehovas nicht mehr zuließen, dass er sie als Angehörige seiner innig geliebten universellen Familie behandelte. Als vollkommene Menschen waren sie für ihre vorsätzliche Sünde voll verantwortlich (Rö 5:14) und befanden sich nun in einem Zustand, in dem Jehova ihnen keine Barmherzigkeit erweisen konnte; dennoch erwies ihnen Jehova unverdiente Güte, indem er sie anfangs mit Kleidung ausstattete und ihnen erlaubte, noch Jahrhunderte außerhalb der heiligen Stätte Edens zu leben und Nachkommen hervorzubringen, bevor sie schließlich an den Folgen ihrer eigenen sündhaften Handlungsweise starben (1Mo 3:8-24). Nach der Vertreibung von Adam und Eva aus Eden brach anscheinend jede Verbindung zwischen ihnen und Gott ab.
Weshalb er mit unvollkommenen Menschen verkehren kann. Die gerechten Normen und Maßstäbe Jehovas erlaubten es, dass er mit den Nachkommen Adams und Evas auf andere Weise verkehrte als mit ihren Eltern. Weshalb? Weil Adams Nachkommen die Sünde geerbt hatten, somit unfreiwillig ein Leben als unvollkommene Geschöpfe mit einem angeborenen Hang zum Unrechttun begannen (Ps 51:5; Rö 5:12). Es gab also eine Grundlage dafür, dass ihnen Barmherzigkeit erwiesen wurde. Die erste Prophezeiung Jehovas (1Mo 3:15), die er zur Zeit der Urteilsverkündung in Eden äußerte, zeigte, dass die Rebellion seiner ersten Menschenkinder (sowie eines seiner Geistsöhne) Jehova weder verbittert noch seine Liebe zum Versiegen gebracht hatte. Jene Prophezeiung wies symbolisch darauf hin, dass die Lage, die durch die Rebellion entstanden war, berichtigt werden würde und die Verhältnisse zu ihrer ursprünglichen Vollkommenheit zurückgeführt werden würden; die volle Bedeutung der Prophezeiung wurde allerdings erst Jahrtausende später geoffenbart. (Vgl. den Gebrauch der Symbole „Schlange“, „Frau“ und „Same“ in Off 12:9, 17; Gal 3:16, 29; 4:26, 27.)
Adams Nachkommen dürfen schon seit Jahrtausenden auf der Erde bleiben, obgleich sie unvollkommen sind und sich in einem Zustand des Sterbens befinden, völlig unfähig, sich aus den tödlichen Klauen der Sünde zu befreien. Der christliche Apostel Paulus erklärte den Grund, weshalb Jehova das zuließ: „Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden, nicht durch ihren eigenen Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat [nämlich Jehova Gott] aufgrund der Hoffnung, dass die Schöpfung selbst auch von der Sklaverei des Verderbens frei gemacht werden wird zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung zusammen fortgesetzt seufzt und zusammen in Schmerzen liegt bis jetzt“ (Rö 8:20-22). Wie unter dem Stichwort VORHERBESTIMMUNG, VORHERWISSEN gezeigt wird, deutet nichts darauf hin, dass Jehova es sich erwählt hätte, von seiner Fähigkeit Gebrauch zu machen, die Abtrünnigkeit des ersten Menschenpaares vorherzusehen. Doch als die Menschen dann sündigten, bestimmte Jehova das Mittel vorher, durch das der Missstand behoben werden sollte (Eph 1:9-11). Dieses heilige Geheimnis, das ursprünglich in der Symbolik der Prophezeiung in Eden verborgen war, wurde endlich durch Jehovas einziggezeugten Sohn geoffenbart, der zur Erde gesandt wurde, damit er „für die Wahrheit Zeugnis ablege“ und „durch Gottes unverdiente Güte für jedermann den Tod schmecke“ (Joh 18:37; Heb 2:9; siehe LÖSEGELD).
Dass Gott mit bestimmten Nachkommen des Sünders Adam verkehrte und sie sogar segnete, war deshalb kein Zeichen dafür, dass sich Jehovas Normen vollkommener Gerechtigkeit geändert hätten. Er billigte dadurch nicht ihren sündigen Zustand. Weil sich seine Vorsätze mit absoluter Sicherheit erfüllen, „ruft“ Jehova „die nicht vorhandenen Dinge ..., als ob sie vorhanden wären“ (z. B. nannte er Abram „Abraham“, was „Vater einer Menge“ bedeutet, als dieser mit Sara noch kein Kind hatte) (Rö 4:17). Da Jehova wusste, dass er zur rechten Zeit (Gal 4:4) ein Lösegeld – das gesetzliche Mittel, Sünden zu vergeben und Unvollkommenheit zu beseitigen (Jes 53:11, 12; Mat 20:28; 1Pe 2:24) – beschaffen würde, konnte er zu jeder Zeit mit unvollkommenen Menschen, die die Sünde ererbt hatten, verkehren und sie als seine Diener gebrauchen. Er hatte nämlich die rechtmäßige Grundlage dafür, sie zu den Gerechten zu rechnen, weil sie an seine Verheißungen und schließlich an ihre Erfüllung durch Christus Jesus als das vollkommene Schlachtopfer für Sünden glaubten (Jak 2:23; Rö 4:20-25). Dass Jehova für das Lösegeld sorgte und Menschen die sich daraus ergebenden Wohltaten zukommen lässt, ist somit nicht nur ein schlagender Beweis seiner Liebe und Barmherzigkeit, sondern auch seiner Treue gegenüber seinen erhabenen Rechtsnormen; indem er das Lösegeld beschaffte, legte er „seine eigene Gerechtigkeit in der jetzigen Zeitperiode an den Tag ..., damit er gerecht sei, auch wenn er den Menschen [obwohl unvollkommen] gerechtspricht, der an Jesus glaubt“ (Rö 3:21-26; vgl. Jes 42:21; siehe GERECHTSPRECHEN).
Warum der ‘Gott des Friedens’ kämpft. Jehovas Erklärung in Eden, er werde Feindschaft setzen zwischen dem Samen seines Widersachers und dem Samen der „Frau“, ändert nichts daran, dass er der ‘Gott des Friedens’ ist (1Mo 3:15; Rö 16:20; 1Ko 14:33). Die damalige Situation war die gleiche wie in den Tagen des Erdenlebens seines Sohnes, Jesus Christus, der sagte: „Denkt nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern ein Schwert“ (Mat 10:32-40). Jesu Dienst führte zwar zu Entzweiungen, selbst innerhalb von Familien (Luk 12:51-53), doch das lag daran, dass er treu Gottes gerechte Normen und Gottes Wahrheit vertrat und verkündigte. Da viele Personen ihr Herz gegen diese Wahrheiten verhärteten, während andere sie annahmen, kam es zur Entzweiung (Joh 8:40, 44-47; 15:22-25; 17:14). Das war unvermeidbar, wenn man die göttlichen Grundsätze nicht aufgeben wollte; die Schuld lag aber bei denen, die verwarfen, was recht war.
Ebenso sollte sich gemäß der Vorhersage Feindschaft einstellen, weil Jehovas vollkommene Normen eine Entschuldigung des rebellischen Verhaltens von Satans „Samen“ nicht zuließen. Dass Gott einerseits solchen Rebellen seine Gunst vorenthielt und andererseits diejenigen segnete, die an einer gerechten Lebensweise festhielten, sollte sich, wie schon im Fall von Kain und Abel (1Mo 4:2-8; Heb 11:4; 1Jo 3:12; Jud 10, 11; siehe KAIN), entzweiend auswirken (Joh 15:18-21; Jak 4:4).
Der Weg der Rebellion, den sich Menschen und böse Engel erwählten, stellte für Jehovas rechtmäßige Souveränität und für die Harmonie im ganzen Universum eine Herausforderung dar. Um dieser Herausforderung zu begegnen, musste Jehova „ein Kriegsmann“ werden (2Mo 15:3-7): Er verteidigt seinen eigenen guten Namen und seine gerechten Normen, kämpft für die, die ihn lieben und ihm dienen, und vollstreckt das Strafurteil an denen, die es verdienen, vernichtet zu werden (1Sa 17:45; 2Ch 14:11; Jes 30:27-31; 42:13). Er zögert nicht, seine Allmacht anzuwenden, gelegentlich sogar auf verheerende Weise, wie bei der Sintflut, bei der Zerstörung Sodoms und Gomorras und bei der Befreiung Israels aus Ägypten (5Mo 7:9, 10). Auch hat er keine Bedenken, die Einzelheiten seiner gerechten Kriegführung bekannt zu machen; er entschuldigt sich nicht, da er sich wegen nichts zu schämen braucht (Hi 34:10-15; 36:22-24; 37:23, 24; 40:1-8; Rö 3:4). Seine Achtung vor seinem eigenen Namen und vor der Gerechtigkeit, für die dieser Name steht, sowie seine Liebe zu denen, die ihn lieben, zwingt ihn zum Handeln (Jes 48:11; 57:21; 59:15-19; Off 16:5-7).
Die Christlichen Griechischen Schriften vermitteln einem das gleiche Bild. Der Apostel Paulus ermunterte Mitchristen, indem er schrieb: „Der Gott, der Frieden gibt, wird seinerseits den Satan in Kurzem unter euren Füßen zermalmen“ (Rö 16:20; vgl. 1Mo 3:15). Er zeigte auch, dass es rechtmäßig es ist, dass Gott denen, die seinen Dienern Drangsal bereiten, mit Drangsal vergilt, indem er über diese Widersacher ewige Vernichtung bringt (2Th 1:6-9). Das stimmt auch mit den Lehren des Sohnes Gottes überein, der keinen Zweifel an der kompromisslosen Entschlossenheit seines Vaters ließ, aller Bosheit und allen, die sie verüben, gewaltsam ein Ende zu machen (Mat 13:30, 38-42; 21:42-44; 23:33; Luk 17:26-30; 19:27). Das Buch der Offenbarung ist voller Schilderungen von Kampfhandlungen, die in göttlichem Auftrag stattfinden. All das führt aber durch Jehovas Weisheit letztlich dazu, dass ein bleibender, universeller Frieden geschaffen wird, der sich fest auf Recht und Gerechtigkeit gründet (Jes 9:6, 7; 2Pe 3:13).
Handlungsweise mit dem buchstäblichen und mit dem geistigen Israel. Desgleichen ist der Unterschied zwischen den Hebräischen Schriften und den Christlichen Griechischen Schriften darauf zurückzuführen, dass die ersteren hauptsächlich von Jehovas Handlungsweise mit dem buchstäblichen Israel handeln, wohingegen die letzteren zum großen Teil seine Handlungsweise mit dem geistigen Israel, der Christenversammlung, schildern. Somit stellt sich uns auf der einen Seite eine Nation dar, deren Millionen von Mitgliedern lediglich aufgrund ihrer Herkunft dazugehören und die sich aus guten und schlechten Menschen zusammensetzt. Auf der anderen Seite haben wir eine geistige Nation, bestehend aus Personen, die durch Jesus Christus zu Gott gezogen worden sind, die Liebe für die Wahrheit und das Recht bekunden, die sich persönlich und freiwillig dem Tun des Willens Jehovas widmen. Natürlich würde Jehova mit den beiden Gruppen unterschiedlich handeln und verkehren; die erste Gruppe würde logischerweise eher Jehovas Zorn und strenges Vorgehen hervorrufen als die zweite Gruppe.
Es wäre allerdings ein grober Fehler, den erbaulichen und tröstenden Einblick in die Persönlichkeit Jehovas außer Acht zu lassen, der in seiner Handlungsweise mit dem buchstäblichen Israel zum Ausdruck kommt. Seine Vorgehensweise liefert uns hervorragende Beispiele, die zeigen, dass Jehova die Art von Person ist, wie er sich selbst Moses gegenüber beschrieb: „Jehova, Jehova, ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrheit, der Tausenden liebende Güte bewahrt, der Vergehung und Übertretung und Sünde verzeiht, doch keinesfalls wird er Straffreiheit gewähren, da er für das Vergehen der Väter Strafe über Söhne und über Enkel bringt, über die dritte Generation und über die vierte Generation“ (2Mo 34:4-7; vgl. 2Mo 20:5).
In Wirklichkeit sind Jehovas Liebe, Geduld und Langmut – obwohl sie mit seiner Gerechtigkeit im Gleichgewicht sind – die herausragenden Facetten seiner Persönlichkeit, die in der Geschichte Israels zum Vorschein kamen. Die Israeliten waren ein hochbegünstigtes Volk; trotzdem erwiesen sich die meisten von ihnen als außergewöhnlich „halsstarrig“ und „hartherzig“ gegenüber ihrem Schöpfer (2Mo 34:8, 9; Ne 9:16, 17; Jer 7:21-26; Hes 3:7). Wiederholt kritisierte und verurteilte Jehova Israel durch seine Propheten, was die Größe seiner Barmherzigkeit und das erstaunliche Ausmaß seiner Langmut nur noch unterstreicht. Nachdem Jehova Israel über 1500 Jahre ertragen hatte und nachdem auf Anstiften religiöser Führer der Nation sogar sein eigener Sohn getötet worden war, begünstigte Jehova die Israeliten weitere dreieinhalb Jahre und veranlasste barmherzigerweise, dass die gute Botschaft nur ihnen gepredigt wurde, wodurch sie weiterhin die Gelegenheit erhielten, mit seinem Sohn regieren zu dürfen – eine Gelegenheit, die Tausende von reumütigen Juden ergriffen (Apg 2:1-5, 14-41; 10:24-28, 34-48; siehe SIEBZIG WOCHEN).
Jesus Christus bezog sich offensichtlich darauf, dass Jehova (wie zuvor erwähnt) über die späteren Nachkommen von Übeltätern „Strafe bringt“, als er zu den heuchlerischen Schriftgelehrten und Pharisäern sagte: „Ihr sagt: ‚Wären wir in den Tagen unserer Vorväter, wir hätten nicht mit ihnen teil an dem Blut der Propheten.‘ Somit legt ihr gegen euch selbst Zeugnis davon ab, dass ihr Söhne derer seid, die die Propheten ermordet haben. Nun, so macht denn das Maß eurer Vorväter voll“ (Mat 23:29-32). Ungeachtet ihrer Behauptungen zeigten solche Personen durch ihre Handlungsweise deutlich, dass sie die Sünden ihrer Vorväter guthießen und dass auch sie ‘Jehova hassten’ (2Mo 20:5; Mat 23:33-36; Joh 15:23, 24). Folglich erlebten sie im Gegensatz zu den Juden, die bereuten und sich die Worte des Sohnes Gottes zu Herzen nahmen, die Auswirkungen des göttlichen Strafgerichts in summierter Form, als Jahre später Jerusalem belagert und zerstört wurde und die meisten seiner Einwohner starben. Sie hätten dem entgehen können, doch sie zogen es vor, sich Jehovas Barmherzigkeit nicht zunutze zu machen (Luk 21:20-24; vgl. Da 9:10, 13-15).
Seine Persönlichkeit spiegelt sich in seinem Sohn wider. In jeder Beziehung war Jesus Christus ein getreues Abbild der wunderbaren Persönlichkeit seines Vaters Jehova, in dessen Namen er kam (Joh 1:18; Mat 21:9; Joh 12:12, 13; vgl. Ps 118:26). Jesus sagte: „Der Sohn kann gar nichts aus sich selbst tun, sondern nur das, was er den Vater tun sieht. Denn was immer jener tut, das tut auch der Sohn in gleicher Weise“ (Joh 5:19). Daraus folgt, dass die Eigenschaften Jesu – wie Güte und Erbarmen, Milde und Herzlichkeit sowie eine starke Liebe zur Gerechtigkeit und Hass gegen das Böse (Heb 1:8, 9) – alles Eigenschaften sind, die der Sohn an seinem Vater Jehova beobachtet hatte. (Vgl. Mat 9:35, 36 mit Ps 23:1-6 und Jes 40:10, 11; Mat 11:27-30 mit Jes 40:28-31 und Jes 57:15, 16; Luk 15:11-24 mit Ps 103:8-14; Luk 19:41-44 mit Hes 18:31, 32 und Hes 33:11.)
Jeder gerechtigkeitsliebende Mensch, der die inspirierten Schriften liest und wirklich die volle Bedeutung des Namens Jehovas „kennengelernt“ und verstanden hat (Ps 9:9, 10; 91:14; Jer 16:21), hat demnach allen Grund, diesen Namen zu lieben und zu segnen (Ps 72:18-20; 119:132; Heb 6:10), ihn zu lobpreisen und zu erheben (Ps 7:17; Jes 25:1; Heb 13:15), ihn zu fürchten und zu heiligen (Ne 1:11; Mal 2:4-6; 3:16-18; Mat 6:9), darauf zu vertrauen (Ps 33:21; Spr 18:10) und wie der Psalmist zu sagen: „Ich will Jehova singen mein ganzes Leben hindurch; ich will Melodien spielen meinem Gott, solange ich bin. Möge mein Nachsinnen über ihn angenehm sein. Ich meinerseits werde mich freuen in Jehova. Die Sünder werden von der Erde beseitigt werden; und was die Bösen betrifft, sie werden nicht mehr sein. Segne Jehova, o meine Seele. Preiset Jah!“ (Ps 104:33-35).