Was sagt die Bibel?
Hast du bereits gelebt?
„ICH erinnere mich an viele meiner vergangenen Leben — manchmal war ich ein männliches, manchmal ein weibliches Wesen.“ Die Schauspielerin Shirley MacLaine erklärt in ihrem Bestseller Zwischenleben, wie sie zu dieser Schlußfolgerung gelangte. Sie schreibt: „Ich wußte, daß Reinkarnation ein integrierter Begriff der meisten östlichen Glaubensrichtungen war, erfuhr jedoch zu meinem Erstaunen, daß eine Menge großer abendländischer Denker diese Ansicht ... teilten.“
Ja, mehr Leute, als man vielleicht denkt — darunter Hunderte von Millionen Buddhisten und Hindus —, meinen, sie hätten bereits gelebt. Sie glauben, etwas ihnen Innewohnendes — viele nennen es Seele — überdauere den Tod und werde in einer oder mehreren aufeinanderfolgenden Existenzweisen wiedergeboren. Dieses „Etwas“ kehre in menschlicher oder, wie einige sagen, auch in tierischer oder sogar in pflanzlicher Gestalt wieder. Die meisten sind sich einig, daß der Zweck darin bestehe, die Seele allmählich zu läutern und das Individuum zur höchsten Vollendung zu führen.
Zugegeben, die Vorstellung, bereits gelebt zu haben und womöglich nochmals zu leben, mag faszinierend sein, ja sogar ein Trost. Entspricht sie aber der Wahrheit?
Hast du bereits im geistigen Bereich existiert?
„Ja!“ sagt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, deren Mitglieder gemeinhin Mormonen genannt werden. James E. Talmage, ein verstorbener Apostel dieser Kirche, schrieb über die „vielen biblischen Beweise dafür, daß der Geist der Menschen vor ihrer irdischen Probezeit existierte — ein Zustand, in dem diese vernunftbegabten Wesen lebten und frei wirkten, bevor sie ihre stoffliche Hülle annahmen“.
Jesus, der Sohn Gottes, existierte vor seinem irdischen Dasein im Himmel (Johannes 6:38, 62). Dies bewog James E. Talmage zu der Aussage: „Es ist logisch, zu folgern, daß es sich, wenn seine irdische Geburt die Vereinigung eines bereits existierenden oder vormenschlichen Geistes mit einem sterblichen Leib war, bei der Geburt jedes Gliedes der Menschheitsfamilie ebenso verhält.“
Während Jesus im Himmel lebte, war er seinem Vater immer gehorsam. Somit war sein Dasein als Mensch keine „irdische Probezeit“, als ob er ein Sünder gewesen wäre. Im Gegenteil, er war ein vollkommener, sündenloser Mensch, dazu imstande, Sünder loszukaufen, „seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben“ (Matthäus 20:28). Jesus Christus ist folglich unvergleichlich in seiner Art — er ist der „e i n e Mittler zwischen Gott und Menschen“ (1. Timotheus 2:5, 6). Der ihm aufgetragene Dienst auf der Erde war zeitlich begrenzt. Als er ihn vollendet hatte, konnte er in sein wirkliches Zuhause, in den Himmel, zurückkehren.
Können wir aber angesichts dieser Tatsachen vom Himmel als von unserem Zuhause sprechen — in dem Sinne, wie er es konnte?
In menschlicher Gestalt, aber keine Menschen
In der Vergangenheit haben unsichtbare Geistgeschöpfe, Engel, auf Gottes Anweisung hin sichtbare, menschliche Leiber angenommen (1. Mose 19:1; Lukas 1:26-28). Aber in Noahs Tagen taten das einige aus eigenem Antrieb. Warum? Aus dem selbstsüchtigen Grund, Geschlechtsverkehr mit Frauen zu haben (1. Mose 6:2). Da Gott das nicht für Engel vorgesehen hatte, zeugte dieser Schritt von Ungehorsam. Die Bibel beschreibt sie als „Engel, die ihre ursprüngliche Stellung nicht bewahrten, sondern ihre eigene rechte Wohnstätte verließen“ (Judas 6). Offensichtlich ist also der Himmel die „rechte Wohnstätte“ der Engel, wie es die Erde für die Menschen ist. (Vergleiche Psalm 115:16; 1. Korinther 15:39, 40.)
Jesus wurde wirklich „Fleisch“, als er zur Erde kam (Johannes 1:14). Das trifft auf diese Engel nicht zu. Sie nahmen einfach menschliche Leiber an, die sie zur Zeit der Sintflut wieder aufgaben, um in den geistigen Bereich zurückzukehren. Wegen ihrer Auflehnung schloß Gott sie jedoch in „Gruben dichter Finsternis“ ein, „um sie für das Gericht aufzubehalten“. Nun konnten sie keine Menschengestalt mehr annehmen und nicht mehr auf der Erde leben (2. Petrus 2:4).
Daher kann das Beispiel Jesu und das der materialisierten Engel nicht zu Recht als Beweis dafür vorgebracht werden, daß die Menschen „vor ihrer irdischen Probezeit“ im geistigen Bereich existiert haben, wie die Mormonen lehren. Schließt dies aber aus, daß man bereits als Mensch hier auf der Erde gelebt hat?
Gottes Absicht bei der Erschaffung der Seele
Der Schlüssel, der uns hilft, festzustellen, ob der Mensch bereits gelebt hat oder nicht — sei es im geistigen Bereich oder auf der Erde —, ist die Frage, ob er eine unsterbliche Seele hat oder nicht. In 1. Mose 2:7 wird die Erschaffung der ersten Menschenseele wie folgt beschrieben: „Jehova Gott ging daran, den Menschen aus Staub vom Erdboden zu bilden und in seine Nase den Odem des Lebens zu blasen, und der Mensch wurde eine lebende Seele.“
Beachte, daß die Seele nicht als etwas Selbständiges beschrieben wird, etwas vom leblosen Körper Getrenntes. Erst nachdem Gott den leblosen Körper mit dem „Odem des Lebens“ belebt hatte und die Atmung eingesetzt hatte, kam die Seele Adam zum Leben. Wenn die Atmung aufgehört hat und die Lebenskraft geschwunden ist, ist der Körper wieder leblos. Der Mensch „kehrt zurück zu seinem Erdboden; an jenem Tag vergehen seine Gedanken tatsächlich“ (Psalm 146:4). Zur Zeit der Auferstehung kann er dann wieder zum Leben kommen (Johannes 5:28, 29). Bis dahin gibt es für ihn im Zustand des Todes „weder Wirken noch Planen, noch Erkenntnis, noch Weisheit“ (Prediger 9:5, 10). Einfach ausgedrückt, die Seele ist tot.
Dutzende von Bibeltexten zeigen, daß die Seele vernichtet werden kann. Somit ist es offenkundig, daß die Menschenseele nicht unsterblich ist. (Siehe Hesekiel 18:4, 20; Psalm 22:29; Apostelgeschichte 3:23; Offenbarung 16:3.) Wenn die Seele tot ist, was existiert dann noch, das in einen anderen Körper übergehen könnte, um darin weiterzuleben? Davon abgesehen, warum sollte auch die Notwendigkeit bestehen, daß die Seele in einen anderen Körper übergeht? Als Gott Menschenseelen erschuf, bezeichnete er sie als „sehr gut“. Dies tat er zu Recht, da sie vollkommen waren, dazu bestimmt, für immer auf der Erde zu leben (1. Mose 1:31). Es waren Seelen, die nicht der Läuterung bedurften; sie waren bereits sittlich einwandfrei. Auch waren es keine Seelen, die sterben mußten, um nochmals zu leben. Ihre Aussicht war ewiges Leben auf der Erde in ihrer ursprünglichen Existenzweise.
Die Antwort der Bibel auf die Frage, ob du bereits gelebt hast — sei es im geistigen Bereich oder auf der Erde —, ist offenkundig. Ebenso offenkundig ist, daß Gott allen die Gelegenheit bietet, eines Tages für immer auf einer paradiesischen Erde zu leben. Möchtest du mehr darüber erfahren?
[Herausgestellter Text auf Seite 23]
Ungefähr hundert Bibeltexte zeigen, daß die Menschenseele sterblich ist, daß sie vernichtet werden kann; kannst du einen Text finden, der sagt, sie sei unsterblich?
[Bilder auf Seite 22]
Hast du bereits in Gestalt all dieser Menschen gelebt?