SAME, SAMEN
Das hebräische Wort séraʽ und das griechische Wort spérma, beide mit „Same“ oder „Samen“ übersetzt, kommen in der Bibel viele Male vor, und sie werden auf folgende Weise gebraucht: a) in der Landwirtschaft und in der Botanik, b) im physiologischen Sinn und c) bildlich für „Nachkommen“.
In der Landwirtschaft, in der Botanik. Die Nation Israel betrieb hauptsächlich Landwirtschaft; deshalb wird viel über das Säen, das Pflanzen und das Ernten gesagt, und oft wird der Ausdruck „Samen“ erwähnt. Das Wort erscheint zum ersten Mal in dem Bericht über den 3. Schöpfungstag. Jehova gebot: „Die Erde lasse Gras hervorsprossen, Samen tragende Pflanzen, Fruchtbäume, die nach ihren Arten Frucht tragen, deren Samen in ihr ist, auf der Erde“ (1Mo 1:11, 12, 29). Mit diesen Worten offenbarte der Schöpfer, dass er die Erde mit Pflanzen bedecken wollte, die sich durch Samen ausbreiteten; die unterschiedlich erschaffenen Arten sollten sich aber nicht vermischen, sodass sich alle Pflanzen durch ihre eigenen verschiedenen Samen „nach ihren Arten“ vermehren konnten.
Im physiologischen Sinn. Der hebräische Begriff séraʽ wird in 3. Mose 15:16-18 und 18:20 im physiologischen Sinn gebraucht, und er bezieht sich auf den Samenerguss. In 3. Mose 12:2 wird die kausative Form des Verbs saráʽ („säen“) in vielen deutschen Übersetzungen mit dem Ausdruck „empfangen“ oder „Samen empfangen“ wiedergegeben. In 4. Mose 5:28 erscheint eine Passivform von saráʽ zusammen mit séraʽ, und sie wird „mit Samen schwanger gemacht“ (NW) oder mit „Samen empfangen“ (EB) übersetzt.
Übertragene Bedeutung. In den meisten Fällen, in denen in der Bibel das Wort séraʽ vorkommt, bezieht es sich auf Nachkommen. Die Nachkommenschaft von Tieren wird in 1. Mose 7:3 so bezeichnet. In 1. Mose 9:9 werden menschliche Nachkommen von Noah erwähnt und in 1. Mose 16:10 die Nachkommen einer Frau, nämlich Hagars. Gott gebot Abraham und seinem natürlichen „Samen“, sich als Zeichen des Bundes, den Gott mit ihnen machte, beschneiden zu lassen (1Mo 17:7-11).
Der griechische Ausdruck spérma wird genauso verwendet wie das hebräische Wort séraʽ. (Vgl. Mat 13:24; 1Ko 15:38; Heb 11:11; Joh 7:42.) Jesus Christus gebrauchte als Symbol für Gottes Wort den verwandten Ausdruck spóros (Aussaat) (Luk 8:11).
Ein heiliges Geheimnis. Als Gott Adam und Eva richtete, äußerte er eine Prophezeiung, die ihren Nachkommen Hoffnung gab. Er sagte zur Schlange: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen“ (1Mo 3:15). Von Anfang an war es ein heiliges Geheimnis Gottes, wer der verheißene „Same“ sein würde.
Diese prophetische Äußerung offenbarte, dass es einen Befreier geben würde, der denjenigen vernichten würde, der durch die Schlange dargestellt wurde, nämlich die große Schlange und der Feind Gottes, Satan, der Teufel (Off 12:9). Aus der Prophezeiung ging auch hervor, dass der Teufel einen „Samen“ haben würde. Damit diese beiden Samen hervorgebracht werden könnten und zwischen ihnen Feindschaft entstehen könnte, wäre Zeit erforderlich.
Der Same der Schlange. Wenn die Bibel „Samen“ in sinnbildlich verwendet, gilt zu beachten, dass dann nicht buchstäbliche Kinder oder Nachkommen gemeint sind, sondern diejenigen, die dem Beispiel ihres sinnbildlichen „Vaters“ folgen, die seinen Geist oder seine Einstellung offenbaren. Der erste Sohn Adams und Evas, Kain, ist ein Beispiel für solche, die zum Samen der Schlange gehören. Der Apostel Johannes beleuchtet diesen Gedanken, wenn er schreibt: „Hieran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennbar: Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, stammt nicht von Gott noch der, der seinen Bruder nicht liebt. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollten, nicht wie Kain, der aus dem stammte, der böse ist, und seinen Bruder hinschlachtete. Und weswegen schlachtete er ihn hin? Weil seine eigenen Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht“ (1Jo 3:10-12; vgl. Joh 8:44).
Während der Jahrhunderte bestand demnach der Same der Schlange aus denen, die den Geist des Teufels bekundeten, Gott hassten und sein Volk bekämpften; vor allen Dingen gehörten religiöse Personen dazu, die zwar behaupteten, Gott zu dienen, aber in Wirklichkeit falsch und heuchlerisch waren. Jesus machte die jüdischen religiösen Führer seiner Tage als Teil des Samens der Schlange kenntlich, wenn er zu ihnen sagte: „Schlangen, Otternbrut [„-brut“, gr. gennḗmata, „Hervorgebrachte“], wie solltet ihr dem Gericht der Gehenna entfliehen?“ (Mat 23:33, Int).
Das Geheimnis hinsichtlich des verheißenen „Samens“ der Frau wurde nach und nach offenbart. Folgende Fragen mussten beantwortet werden: Würde der Same vom Himmel oder von der Erde kommen? Würde er sich, wenn er vom Himmel oder geistiger Natur wäre, trotzdem eine Zeit lang auf der Erde aufhalten? Bestünde der Same aus einer oder aus vielen Personen? Wie würde er die Schlange vernichten und die Menschheit befreien?
Wie schon erwähnt, war die Schlange, an die Jehova die in 1. Mose 3:15 aufgezeichneten Worte richtete, nicht das Tier am Boden. Es konnte offensichtlich keine Streitfrage verstehen, auch nicht die, um die es hier ging: die Anfechtung der Rechtmäßigkeit der Souveränität Jehovas. Wie sich später herausstellte, sprach Gott zu einer intelligenten Person, zu seinem Erzfeind, Satan, dem Teufel. Das Buch Hiob wirft Licht auf diese Angelegenheit, denn darin wird gezeigt, wie Satan Hiob anklagt und dessen Lauterkeit gegenüber Gott infrage stellt, um seine Anfechtung der Rechtmäßigkeit der Souveränität Jehovas zu stützen (Hi 1:6-12; 2:1-5). Der „Vater“ des Samens der Schlange ist demnach keine buchstäbliche Schlange, sondern eine Geistperson, Satan, der Teufel.
‘Der Same der Frau’ – eine Geistperson. Ganz gleich also, welche Ansicht treue Menschen der alten Zeit über diese Angelegenheit gehabt haben mögen, so wird durch das Licht, das die Christlichen Schriften darauf werfen, deutlich, dass der verheißene ‘Same der Frau’ nicht lediglich ein Mensch sein durfte, wenn er diesem Feind Gottes, dem Teufel, der eine Geistperson oder ein Engel ist, „den Kopf zermalmen“ sollte. Der „Same“ musste eine mächtige Geistperson sein. Wie würde er hervorgebracht werden, und wer wäre seine ‘Mutter’, die „Frau“?
Die nächste schriftlich aufgezeichnete Erwähnung des verheißenen „Samens“ erfolgte über 2000 Jahre später, und zwar gegenüber dem treuen Abraham. Dieser stammte aus der Linie Sems, und in einer früheren Prophezeiung hatte Noah Jehova als den „Gott Sems“ bezeichnet (1Mo 9:26). Daraus ist ersichtlich, dass Jehovas Wohlgefallen auf Sem ruhte. In der Zeit Abrahams wurde von dem „Samen“ der Verheißung vorausgesagt, dass er durch Abraham kommen werde (1Mo 15:5; 22:15-18). Das wird durch den Segen bestätigt, den der Priester Melchisedek über Abraham sprach (1Mo 14:18-20). Während aus den Worten, die Gott an Abraham gerichtet hatte, hervorging, dass dieser Nachkommen haben würde, ließ das Gesagte auch erkennen, dass der in einer Prophezeiung verheißene „Same“ der Befreiung tatsächlich irdische Vorfahren haben würde.
E i n e Person vorhergesagt. Wenn von der Nachkommenschaft Abrahams oder der Nachkommenschaft anderer die Rede ist, werden der hebräische und der griechische Ausdruck im Singular gebraucht, also gewöhnlich als Sammelbegriff. Anscheinend gibt es einen triftigen Grund dafür, dass für die Nachkommenschaft Abrahams nicht baním – eine Pluralform, die „Söhne“ bedeutet (die Singularform ist ben) –, sondern oft das Kollektivum séraʽ verwendet wurde. Der Apostel Paulus weist auf diese Tatsache hin, wenn er erklärt, dass Gott, als dieser von den Segnungen sprach, die durch den Samen Abrahams kommen sollten, in erster Linie auf eine Person Bezug nahm, nämlich auf Christus. Paulus sagt: „Nun wurden die Verheißungen Abraham und seinem Samen zugesagt. Es heißt [oder er sagt] nicht: ‚Und den Samen [gr. spérmasin]‘ wie im Fall vieler solcher, sondern wie im Fall eines einzigen: ‚Und deinem Samen [gr. spérmati]‘, welcher Christus ist“ (Gal 3:16, Fn.).
Einige Gelehrte haben gegen das, was Paulus über den Gebrauch der Singular- und der Pluralform von „Samen“ sagt, Einspruch erhoben. Sie weisen darauf hin, dass sich im Hebräischen bei dem Wort für „Samen“ (séraʽ) niemals die Form ändert, wenn es sich auf Nachkommenschaft bezieht; es verhält sich genauso wie bei dem deutschen Wort „Samen“. Außerdem lassen die dazugehörenden Verben und Adjektive nicht direkt erkennen, ob das Wort für „Samen“ im Singular oder im Plural steht. Es gibt aber einen anderen Faktor, der erkennen lässt, dass die Erklärung des Paulus sowohl grammatisch als auch der Lehre nach korrekt ist. In der Cyclopædia von M’Clintock und Strong (1894, Bd. IX, S. 506) wird Folgendes gesagt: „In Verbindung mit Pronomen ist die Konstruktion völlig anders als in Verbindung mit den Zuvorerwähnten [d. h. den Verben und Adjektiven, die zusammen mit dem Wort „Samen“ gebraucht werden]. Ein Pronomen im Singular [das mit séraʽ verwendet wird] bezeichnet eine Einzelperson oder eine Person von vielen; ein Pronomen im Plural stellt hingegen alle Nachkommen dar. In der Sept[uaginta] wird diese Regel ausnahmslos angewandt. ... Petrus wusste, was diese Konstruktion bedeutete, denn als er vor der Bekehrung des Paulus in Jerusalem zu einheimischen Juden redete, gebrauchte er die Singularform, als er von dem in 1. Mose xxii, 17, 18 erwähnten Samen sprach (Apg. iii, 26), und er folgte somit dem Beispiel Davids, das dieser 1000 Jahre zuvor gegeben hatte (Psa. lxxii, 17).“
In dem Nachschlagewerk heißt es weiter: „Paulus machte keinen Unterschied zwischen dem einen Samen und einem anderen, sondern zwischen dem einen und vielen Samen; und wenn man in Betracht zieht, dass er denselben [oben erwähnten] Bibeltext zitierte wie Petrus, dann ruht sein Argument durch das Pronomen ‚seine [nicht ihre] Feinde‘ auf einer wirklich guten Grundlage. Samen mit einem Pronomen, das im Singular steht, ist die genaue Entsprechung von Sohn.“
Der „Same“ Abrahams, durch den sich gemäß der dem Abraham gegebenen Verheißung alle Familien der Erde segnen würden, konnte nicht alle Nachkommen Abrahams einschließen, denn durch die Nachkommenschaft seines Sohnes Ismael sowie die der Söhne, die er mit Ketura hatte, sollte die Menschheit nicht gesegnet werden. Der Same, der sich als Segen erweisen würde, sollte durch Isaak kommen. Jehova sagte: „Durch Isaak wird sein, was dein Same genannt werden wird“ (1Mo 21:12; Heb 11:18). Der Kreis, auf den sich die Verheißung bezog, wurde noch enger gezogen, als von den beiden Söhnen Isaaks, Jakob und Esau, Jakob besonders gesegnet wurde (1Mo 25:23, 31-34; 27:18-29, 37; 28:14). Jakob zog die Grenzen noch enger, indem er zeigte, dass das Volk zu Schilo („Derjenige, dessen es ist“, „Derjenige, dem es gehört“) hin versammelt werden würde, der aus dem Stamm Juda kommen sollte (1Mo 49:10). Vom gesamten Stamm Juda wurde nur die Linie Davids ausgewählt, aus der der Same kommen sollte (2Sa 7:12-16). Die Juden des 1. Jahrhunderts u. Z. waren sich dieser fortschreitenden Eingrenzung bewusst, denn sie hielten nur nach einer Person Ausschau, die als Messias oder Christus, als Befreier, erscheinen sollte (Joh 1:25; 7:41, 42), obwohl sie dachten, dass auch sie als Abrahams Nachkommen oder Same das begünstigte Volk und demnach Gottes Kinder seien (Joh 8:39-41).
Eine Mehrung. Als Jehovas Engel Abraham daran hinderte, seinen Sohn Isaak tatsächlich zu opfern, rief der Engel Abraham zu: „‚Ich schwöre in der Tat bei mir selbst‘, ist der Ausspruch Jehovas, ‚dass wegen der Tatsache, dass du dies getan hast und mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten hast, ich dich bestimmt segnen werde und deinen Samen bestimmt mehren werde wie die Sterne der Himmel und wie die Sandkörner, die am Ufer des Meeres sind; und dein Same wird das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen. Und durch deinen Samen werden sich bestimmt alle Nationen der Erde ... segnen‘“ (1Mo 22:16-18).
Würde sich diese Verheißung Gottes an einem geistigen Samen erfüllen, so wäre das ein Hinweis darauf, dass zu dem einen, primären Teil des Samens, andere hinzugefügt werden würden. Und dieser Gedanke wird vom Apostel Paulus bestätigt. Sein Argument lautet, Abraham habe das Erbe nicht durch das Gesetz, sondern durch eine Verheißung erhalten. Das Gesetz sei lediglich hinzugefügt worden, um Übertretungen kundzumachen, „bis der Same gekommen wäre“ (Gal 3:19). Daraus folgt also, dass die Verheißung seinem ganzen Samen sicher war, „nicht nur dem, der sich an das GESETZ hält, sondern auch dem, der sich an den Glauben Abrahams hält“ (Rö 4:16). Die Worte Jesu Christi an die ihm gegenüber gegnerisch eingestellten Juden: „Wenn ihr Abrahams Kinder seid, so tut die Werke Abrahams“ lassen erkennen, dass nicht diejenigen, die von Abraham abstammten, von Gott zum Samen Abrahams gezählt wurden, sondern diejenigen, die einen Glauben hatten wie Abraham (Joh 8:39). Der Apostel Paulus macht dies deutlich, wenn er sagt: „Überdies, wenn ihr Christus angehört, seid ihr wirklich Abrahams Same, Erben hinsichtlich einer Verheißung“ (Gal 3:29; Rö 9:7, 8).
Folglich erfüllt sich Gottes Verheißung: „Ich [werde] dich bestimmt segnen ... und deinen Samen bestimmt mehren ... wie die Sterne der Himmel und wie die Sandkörner, die am Ufer des Meeres sind“ in geistiger Hinsicht und bedeutet, dass andere, die „dem Christus angehören“, zum Samen Abrahams hinzugefügt werden (1Mo 22:17; Mar 9:41; 1Ko 15:23). Gott enthüllte zunächst nicht, wie viele es sein würden; die Menschen waren darüber im ungewissen, genauso wie sie die Zahl der Sterne und der Sandkörner nicht kennen. Erst um das Jahr 96 u. Z. gab Gott in der Offenbarung an den Apostel Johannes die Zahl bekannt; demnach sollten es 144 000 Personen sein, die das geistige Israel bilden und mit Gottes Geist – das Unterpfand ihres himmlischen Erbes – „versiegelt“ werden (Eph 1:13, 14; Off 7:4-8; 2Ko 1:22; 5:5).
Von diesen 144 000 wird gesagt, sie stünden mit dem Lamm auf dem Berg Zion. „Diese wurden als Erstlinge aus den Menschen für Gott und für das Lamm erkauft“ (Off 14:1, 4). Jesus Christus gab sein Leben für sie hin, wodurch er sich – als ihr großer Hoher Priester – ‘des Samens Abrahams annahm’ (Heb 2:14-18). Gott, der Vater, gibt seinem Sohn gütigerweise diese Versammlung zur „Braut“ (Joh 10:27-29; 2Ko 11:2; Eph 5:21-32; Off 19:7, 8; 21:2, 12). Diejenigen, die zur Braut gehören, werden Könige und Priester, und Jesus lässt sie an der ihm vom Vater verliehenen Herrlichkeit und Königsmacht teilhaben (Luk 22:28-30; Off 20:4-6). Ja, das heilige Geheimnis hinsichtlich des Samens ist nur e i n Bestandteil des großen heiligen Geheimnisses von Gottes messianischem Königreich (Eph 1:9, 10; siehe HEILIGES GEHEIMNIS).
Als Veranschaulichung für das oben erwähnte Vorgehen Gottes zieht Paulus Abraham, seine freie Frau (Sara) und Isaak, den durch eine Verheißung geborenen Sohn, heran. Er vergleicht Sara mit dem „Jerusalem droben“ oder mit ‘unserer Mutter [d. h. der Mutter der geistgezeugten Christen]’. Als Söhne dieser „Mutter“ werden diese Christen mit Isaak gleichgesetzt (Gal 4:22-31).
Das Kommen des „Samens“. Wie schon nachgewiesen wurde, bildet Jesus den primären Teil des „Samens“. Als er jedoch als Mensch geboren wurde, war er noch nicht der ‘Same der Frau’ (d. h. des „Jerusalem droben“). Durch seine Mutter Maria gehörte er aber zum natürlichen Samen Abrahams; außerdem kam er aus dem Stamm Juda, und er war aus der Linie Davids – auf natürliche Weise durch Maria und gesetzlich durch seinen Adoptivvater Joseph (Mat 1:1, 16; Luk 3:23, 31, 33, 34). Den prophetischen Verheißungen gemäß entsprach Jesus also den Voraussetzungen, der ‘Same der Frau’ zu sein.
Doch erst als Jesus durch Gottes heiligen Geist gezeugt wurde, wurde er der Nachkomme oder ‘Same der Frau’, durch den alle Nationen gesegnet werden sollten. Das geschah im Jahr 29 u. Z., als er von Johannes im Jordan getauft wurde. Damals war Jesus ungefähr 30 Jahre alt. Johannes sah den heiligen Geist in Form einer Taube auf Jesus herabkommen, und zur gleichen Zeit bestätigte Gott, dass Jesus sein Sohn war (Mat 3:13-17; Luk 3:21-23; Joh 3:3).
Als zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. der heilige Geist ausgegossen wurde, wurde die Christenversammlung dem „Samen“ hinzugefügt. Jesus war in den Himmel, in die Gegenwart seines Vaters, aufgefahren und hatte seinen ersten Nachfolgern, zu denen auch die zwölf Apostel gehörten, den heiligen Geist gesandt (Apg 2:1-4, 32, 33). Er hatte sich als Hoher Priester nach der Weise Melchisedeks des sekundären Teils des Samens Abrahams ‘angenommen’ (Heb 2:16).
Die Feindschaft zwischen den beiden Samen. Die große Schlange, Satan, der Teufel, hat „Samen“ hervorgebracht, der, wie der Bibelbericht ausdrücklich bestätigt, bittere Feindschaft gegenüber den Dienern Gottes, die Glauben bekunden wie Abraham, zum Ausdruck gebracht hat. Satan hat versucht, die Entwicklung des ‘Samens der Frau’ zu unterbinden oder zu hemmen. (Vgl. Mat 13:24-30.) Die Feindschaft hat jedoch durch die Verfolgung des geistigen Samens, besonders durch die Verfolgung Jesu Christi, ihren Höhepunkt erreicht (Apg 3:13-15). Paulus benutzte ein prophetisches Drama zur Veranschaulichung und sagte: „So, wie damals der nach der Weise des Fleisches Geborene [Ismael] den nach der Weise des Geistes Geborenen [Isaak] zu verfolgen begann, so auch jetzt“ (Gal 4:29). Und in einem späteren Bericht, eigentlich einer Prophezeiung, wird die Aufrichtung des Königreiches im Himmel beschrieben sowie das Herabschleudern des Teufels vom Himmel auf die Erde, wo ihm nur eine kurze Zeit verbleibt, um weiterhin seine Feindschaft zu bekunden. Abschließend heißt es: „Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den Übriggebliebenen ihres Samens, die die Gebote Gottes halten und das Werk des Zeugnisgebens für Jesus innehaben“ (Off 12:7-13, 17). Dieser Krieg, der gegen die Übriggebliebenen des ‘Samens der Frau’ geführt wird, endet, wenn ‘Satan unter den Füßen der Glieder des Samens zermalmt worden ist’ (Rö 16:20).
Für alle Familien der Erde ein Segen. Jesus Christus, der Same, hat durch seine Lehren und durch die Leitung, die er seiner Versammlung seit Pfingsten hat zuteilwerden lassen, aufrichtig gesinnte Personen schon sehr gesegnet. Wenn aber seine tausendjährige Herrschaft beginnt, werden seine auferweckten geistigen „Brüder“, die sich an der Königreichsherrschaft beteiligen, auch Unterpriester sein (Off 20:4-6). In der Zeit, in der „die Toten, die Großen und die Kleinen“, vor dem Thron stehen, um gerichtet zu werden, werden diejenigen, die Glauben ausüben und gehorsam sind, „sich ... segnen“, indem sie durch den Samen Abrahams Leben erhalten (Off 20:11-13; 1Mo 22:18). Das wird für sie ewiges Leben und Glück bedeuten (Joh 17:3; vgl. Off 21:1-4).
Die Auferweckung des „Samens“. Der Apostel Petrus erörterte die Auferweckung des Samens, Jesus Christus, und schrieb, er sei „im Fleische zu Tode gebracht, aber im Geiste lebendig gemacht“ worden (1Pe 3:18). Als Paulus, sein Mitapostel, das Thema der Auferstehung der Gefährten Christi behandelte, verwendete er eine Veranschaulichung aus der Landwirtschaft. Er sagte: „Was du säst, wird nicht lebendig gemacht, es sterbe denn zuvor; und hinsichtlich dessen, was du säst: Du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es vom Weizen, sei es von irgendeiner der übrigen Samenarten; Gott aber gibt ihm einen Körper, so wie es ihm gefallen hat, und jeder der Samenarten ihren eigenen Körper. ... So ist auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät in Verweslichkeit, es wird auferweckt in Unverweslichkeit. Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit. ... Es wird gesät ein physischer Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib“ (1Ko 15:36-44). Wer also zum ‘Samen der Frau’, zum ‘Samen Abrahams’, gehört, muss sterben und auf seinen irdischen Leib, der aus verweslichem Fleisch besteht, verzichten, und er wird mit einem herrlichen unverweslichen Leib auferweckt werden.
Unvergänglicher reproduktiver Same. Der Apostel Petrus sprach zu seinen geistigen Brüdern darüber, dass ihnen „eine neue Geburt zu einer lebendigen Hoffnung gegeben [worden sei] durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe“. Er fügte hinzu: „Es ist in den Himmeln aufbehalten für euch.“ Außerdem wies er darauf hin, dass sie nicht mit vergänglichen Dingen wie Silber oder Gold befreit worden seien, sondern mit dem Blut Christi. Danach sagte er: „Denn eine neue Geburt ist euch zuteilgeworden, nicht durch vergänglichen, sondern durch unvergänglichen reproduktiven Samen, durch das Wort des lebendigen und bleibenden Gottes.“ Das hier mit „Samen“ übersetzte Wort ist der griechische Begriff sporá, der „das Ausgesäte, die Aussaat“ bedeutet; es handelt sich also um Samen, der etwas hervorbringen kann (1Pe 1:3, 4, 18, 19, 23).
Auf diese Weise erinnerte Petrus seine Brüder an das Verhältnis, das sie als Söhne zu ihrem Vater hatten, nicht zu ihrem menschlichen Vater, der stirbt und ihnen keine Unvergänglichkeit und kein ewiges Leben geben kann, sondern zu dem „lebendigen und bleibenden Gott“. Der unvergängliche Same, durch den ihnen diese neue Geburt zuteilgeworden war, ist Gottes heiliger Geist, seine wirksame Kraft, die in Übereinstimmung mit Gottes bleibendem Wort wirkt, das ebenfalls unter der Leitung dieses Geistes geschrieben wurde. Auch der Apostel Johannes sagte über die geistgezeugten Christen: „Jeder, der aus Gott geboren worden ist, begeht nicht fortgesetzt Sünde, weil SEIN reproduktiver Same in einem solchen bleibt, und er kann nicht Sünde treiben, weil er aus Gott geboren worden ist“ (1Jo 3:9).
Dieser Geist in ihnen bewirkt eine neue Geburt, wodurch sie Söhne Gottes werden. Er ist eine reinigende Kraft, die sie veranlasst, nicht die schlechten Werke des Fleisches, sondern die Frucht des Geistes hervorzubringen. Wer diesen reproduktiven Samen in sich hat, wird es sich deshalb nicht zur Gewohnheit machen, die Werke des Fleisches hervorzubringen. Der Apostel Paulus sagte diesbezüglich: „Denn Gott hat uns nicht mit der Erlaubnis zur Unreinheit berufen, sondern in Verbindung mit der Heiligung. So missachtet denn der, der Missachtung bekundet, nicht einen Menschen, sondern Gott, der seinen heiligen Geist in euch legt“ (1Th 4:7, 8).
Wenn jedoch ein geistgezeugter Christ dem Geist ständig widersteht oder ihn „betrübt“, d. h. ihn ‘traurig macht’ oder ‘verletzt’, wird ihm Gott schließlich seinen Geist entziehen (Eph 4:30, Int; vgl. Jes 63:10). Jemand mag so weit gehen und gegen den Geist lästern, was sich für ihn verheerend auswirken würde (Mat 12:31, 32; Luk 12:10). Deshalb betonen Petrus und Johannes die Notwendigkeit, heilig zu bleiben, Gott und den Bruder weiterhin von Herzen zu lieben und sich der Leitung des Geistes Gottes zu unterwerfen, wodurch man sich als ein treuer und loyaler Sohn Gottes erweisen würde (1Pe 1:14-16, 22; 1Jo 2:18, 19; 3:10, 14).