GEFÄNGNIS
Ein Ort, wo jemand vor seiner Gerichtsverhandlung oder nachdem er als Gesetzesbrecher verurteilt worden ist, in Gewahrsam gehalten wird. Verschiedene ursprachliche Ausdrücke, die sich auf ein Gefängnis beziehen, haben folgende Bedeutungen: „Haus der Rundung“ (1Mo 39:20; vgl. Fn.), „Haus der Zisterne“ (2Mo 12:29, Fn.), „Haus der Gefangenhaltung“ (1Kö 22:27), „Haus des Gewahrsams“ (1Mo 42:19; Jer 52:11), „Haus der Gefangenen oder der Gefesselten, Gebundenen“ (Ri 16:21; Pr 4:14), „Stockhaus“ (2Ch 16:10), „Ort der Bande“ (Mat 11:2), „Ort der Bewachung“ (Mat 14:10) und „Ort des Gewahrsams oder der Beobachtung“ (Apg 5:18).
Unter manchen Völkern des Altertums, z. B. bei den Ägyptern, den Philistern, den Assyrern, den Babyloniern und den Persern, war die Gefängnishaft eine Form der gesetzlichen Bestrafung (1Mo 39:20; Ri 16:25; 2Kö 17:4; Esr 7:26; Jer 52:31-33). Häftlinge wurden manchmal mit Fesseln gebunden und zur Zwangsarbeit herangezogen, zum Beispiel zum Getreidemahlen (Ri 16:21; 2Kö 17:4; Ps 105:17, 18; Jer 52:11). In Ägypten konnte ein vertrauenswürdiger Häftling (wie Joseph) über andere Häftlinge eingesetzt und beauftragt werden, Personen zu bedienen, die vor ihrer Gefängnisstrafe prominente Stellungen innegehabt hatten (1Mo 39:21 bis 40:4).
Gefängnisse gehen mindestens bis auf das 18. Jahrhundert v. u. Z. zurück, denn damals wurde Joseph zu Unrecht in das Gefängnis eingesperrt, das mit dem „Haus des Obersten der Leibwache“ verbunden war (1Mo 39:20; 40:3; 41:10). Dieses ägyptische Gefängnis hatte offenbar einen Kerker oder ein zisternenförmiges Loch, wo einige Gefangene festgehalten wurden (1Mo 40:15; 41:14; vgl. Jes 24:22).
Das mosaische Gesetz sah keine Gefängnisse als Strafmittel vor. Da schnell Recht gesprochen werden sollte (Jos 7:20, 22-25), berichtet der Pentateuch nur in Fällen, die eine Klärung durch ein Gottesurteil erforderten, dass jemand in Gewahrsam genommen wurde (3Mo 24:12; 4Mo 15:34). Schließlich wandten aber auch die Israeliten die Gefängnisstrafe an. Zum Beispiel wurde der Prophet Jeremia „in das Haus der Fesseln, in das Haus Jonathans“, gebracht. Dieses Gefängnis hatte „gewölbte Räume“, vielleicht Kerkerzellen. Die Verhältnisse waren dort so schlimm, dass Jeremia um sein Leben fürchtete (Jer 37:15-20). Danach wurde er in den „Wachthof“ überführt, wo er eine tägliche Ration Brot erhielt, Besucher empfangen und Geschäfte abschließen konnte (Jer 32:2, 8, 12; 37:21; siehe auch 1Kö 22:27; 2Ch 16:10; Heb 11:36).
Im 1. Jahrhundert u. Z. waren die Gefängnisaufseher oder die Wachtposten nach römischem Brauch persönlich für Gefangene verantwortlich (Apg 12:19). Daher wollte der Gefängnisaufseher von Philippi in der Annahme, seine Gefangenen seien entronnen, Selbstmord begehen (Apg 16:27). Aus Sicherheitsgründen wurden an den Gefängnistüren oft Wachtposten aufgestellt, und manchmal waren die Füße der Gefangenen im Stock eingeschlossen oder ihre Hände an die Wächter gekettet (Apg 5:23; 12:6-10; 16:22-24). Einige Gefangene durften Besucher empfangen (Mat 25:36; Apg 23:35; 24:23, 27; 28:16-31; siehe BANDE, FESSELN; GEFÄNGNISAUFSEHER).
Wie Christus Jesus voraussagte, kamen viele seiner Nachfolger ins Gefängnis (Luk 21:12; Apg 26:10; Rö 16:7; Kol 4:10; Heb 10:34; 13:3). Der Apostel Johannes, selbst ein Strafgefangener auf der Insel Patmos, schrieb, dass die Gefängnishaft auch weiterhin eine Form der Christenverfolgung sein werde (Off 2:10).
Übertragene Bedeutung. In übertragenem Sinn kann sich „Gefängnis“ auf ein Land des Exils (wie Babylon) oder auf einen Zustand geistiger Knechtschaft oder Einschränkung beziehen (Jes 42:6, 7; 48:20; 49:5, 8, 9; 61:1; Mat 12:15-21; Luk 4:17-21; 2Ko 6:1, 2). Obwohl die Geistgeschöpfe, die in den Tagen Noahs ungehorsam waren, keinen physischen Körper haben, der durch buchstäbliche Fesseln festgehalten werden könnte, sind sie in ihrem Tätigkeitsbereich eingeschränkt und befinden sich in einem Zustand dichter Finsternis gegenüber Jehova Gott, als seien sie in einem Gefängnis (1Pe 3:19; Jud 6; siehe TARTARUS). Auch der Abgrund, in dem Satan für tausend Jahre eingeschlossen sein wird, ist ein „Gefängnis“, ein mit dem Tod vergleichbarer Zustand der Einschränkung (Off 20:1-3, 7).