GINSTERSTRAUCH
[hebr. róthem].
Der Ginsterstrauch (Retama raetam) ist in Wirklichkeit ein Wüstenstrauch aus der Familie der Schmetterlingsblütler. Der entsprechende arabische Name (ratam) ist bei der Identifizierung der Pflanze eine Hilfe und zeigt, dass die Wiedergabe „Wacholder“ in der Lutherbibel von 1545 nicht korrekt ist.
Er ist eines der Gewächse, die in der Wildnis von Judäa, auf der Halbinsel Sinai und im übrigen Arabien am häufigsten vorkommen. Man findet ihn in Bergschluchten, an felsigen Stellen, an Abhängen und sogar in offenen ausgedehnten Wüstengebieten, wo seine Wurzeln tief in den Boden wachsen, damit er Wasser bekommt. Er wird 1 bis 4 m hoch und hat zahlreiche dünne, gertenähnliche Zweige mit schmalen glatten Blättern. In der Blütezeit sehen die Sträucher mit ihren kleinen Büscheln zarter Blüten, die zwischen weiß und rosa variieren, auf den sonst kahlen Hängen sehr hübsch aus. Der hebräische Name für diese Pflanze (róthem) kommt offensichtlich von einem Wurzelwort, das „anschirren“ bedeutet und sich vielleicht auf die Fähigkeit des Ginsters bezieht, Sanddünen zurückzuhalten. Gemäß Plinius gebrauchte man die biegsamen Zweige, um etwas festzubinden (Naturgeschichte, XXIV, XL).
In 1. Könige 19:4, 5 heißt es, dass Elia, als er in die Wildnis floh, um dem Zorn Isebels zu entfliehen, „sich unter einen gewissen Ginsterstrauch“ setzte und dann dort schlief. Während die kleineren Ginstersträucher in der brennenden Sonne der Wildnis nur wenig Schatten spendeten, konnte doch ein großer Strauch wohltuende Erfrischung bringen. Der Wüstenbusch diente auch als Brennstoff. Aus seinem Holz lässt sich vorzügliche Kohle herstellen, die große Hitze entwickelt.
Da die Wurzeln des Ginsterstrauches bitter und widerlich schmecken, haben manche vermutet, mit den von Hiob (30:4) erwähnten Ginsterstrauchwurzeln – von denen sich Personen ernährten, die in der unfruchtbaren Einöde hungerten – sei eine essbare Schmarotzerpflanze gemeint (Cynomorium coccineum), die wie ein Pilz auf diesen Wurzeln wächst. Es könnte zwar sein, dass diese Pflanze gemeint ist, aber möglicherweise existierte in den Tagen Hiobs (vor über 3000 Jahren) eine andere Art davon und nicht unbedingt der heutige weiße Ginsterstrauch (Retama raetam). In Bezug auf Hiob 30:4 nahm N. Hareuveni noch einen anderen Standpunkt ein; er schrieb: „Da im Gegensatz zu den Blättern der Salzpflanze Ginsterwurzeln in jeglicher Form absolut ungenießbar sind, liegt es auf der Hand, dass Hiob meint, dass die Wurzeln des weißen Ginsterstrauches zu etwas verarbeitet wurden, was man verkaufen konnte, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Diese jungen Männer, die Hiob nun verachten, stellten aus den Wurzeln des weißen Ginsterstrauches Glühkohlen her, um sie auf dem Markt zu verkaufen“ (Tree and Shrub in Our Biblical Heritage, Kiryat Ono [Israel] 1984, S. 31). In Übereinstimmung damit schlagen einige vor, die Vokalisation des mit „ihre Speise“ übersetzten hebräischen Wortes zu ändern, sodass seine Wiedergabe „um sich zu wärmen“ lautet.