PERSER, PERSIEN
Ein Volk bzw. ein Land, das sowohl in der Bibel als auch in der Weltgeschichte gewöhnlich zusammen mit den Medern erwähnt wird. Die Meder und Perser waren offensichtlich miteinander verwandt, da sie von den alten Ariern (Indo-Iranern) abstammten, was bedeuten würde, dass die Perser Nachkommen Japhets waren, wahrscheinlich über Madai, den Stammvater der Meder (1Mo 10:2). In einer Inschrift sagt Darius der Große von sich, er sei ein „Perser, eines Persers Sohn, ein Arier, arischer Same“ (F. H. Weißbach, Die Keilinschriften am Grabe des Darius Hystaspis, Leipzig 1911, S. 25).
In assyrischen Inschriften aus der Zeit Salmanassars III. (offensichtlich ein Zeitgenosse Jehus von Israel) werden ein Überfall auf Medien und Tributzahlungen der Könige von „Parsua“ erwähnt – eine Gegend, die anscheinend w. des Urmiasees lag und an Assyrien grenzte. Zahlreiche Gelehrte halten „Parsua“ für den Namen, der damals für das Land der Perser verwendet wurde, wohingegen andere ihn mit den Parthern in Verbindung bringen. Jedenfalls lebten die Perser gemäß späteren Inschriften wesentlich weiter im S, und zwar in „Parsa“, sö. von Elam in der Provinz Fars des heutigen Iran. Anschan, ein Bezirk oder eine Stadt an der Grenze zu Elam und einst innerhalb seines Herrschaftsgebiets, wurde ebenfalls von den Persern besetzt.
In ihrer ältesten Geschichte scheinen die Perser also nur den sw. Teil des ausgedehnten iranischen Hochlandes bewohnt zu haben – ein Gebiet, das im NW an Elam und Medien, im N an Parthien, im O an Karmanien und im S und SW an den Persischen Golf grenzte. Abgesehen von den feuchtheißen Küstengebieten am Persischen Golf nahm das Land hauptsächlich den s. Teil des zerklüfteten Zagrosgebirges (auch Sagros) ein mit seinen dicht bewaldeten Hängen und seinen langen, recht fruchtbaren Tälern. In den Tälern herrscht ein gemäßigtes Klima, aber in den trockenen Hochlandregionen, über die der Wind fegt, ist es in den Wintermonaten bitterkalt. Wie die Meder, so trieben anscheinend auch die Perser größtenteils Viehzucht und Landwirtschaft, und der persische König Darius der Große beschrieb sein Heimatland stolz als „schön und reich an Pferden und Menschen“ (Encyclopædia Britannica, 1959, Bd. 17, S. 603).
Die Perser führten ursprünglich zwar ein recht karges Leben, oft als Nomaden, doch entwickelten sie zur Zeit ihres Weltreiches eine ausgesprochene Vorliebe für Luxusgüter und einen luxuriösen Lebensstil. (Vgl. Est 1:3-7; auch das Gewand, das Mordechai erhielt, 8:15.) Plastiken in Persepolis stellen Perser dar, die mit wallenden, knöchellangen Roben, einem Gürtel um die Taille und Schnürschuhen bekleidet sind. Demgegenüber sind die Meder mit einem engen, langärmligen, knielangen Kleidungsstück abgebildet (BILD, Bd. 2, S. 328). Allem Anschein nach trugen sowohl Perser als auch Meder lange Hosen; persische Soldaten sind mit Hose und Tunika (mit Ärmeln) dargestellt, die sie über einem eisernen Schuppenpanzer tragen. Sie waren hervorragende Reiter, und die Kavallerie spielte bei ihrer Kriegführung eine bedeutende Rolle.
Persisch gehört zur indogermanischen Sprachfamilie und ist offensichtlich mit dem indischen Sanskrit verwandt. Irgendwann in ihrer Geschichte fingen die Perser an, Keilschrift zu benutzen, allerdings mit wesentlich weniger Zeichen, verglichen mit den Hunderten von Zeichen der babylonischen und assyrischen Keilschrift. Zwar gibt es aus der Zeit des Persischen Reiches einige altpersische Inschriften mit einer Übersetzung ins Akkadische und in eine Sprache, die allgemein als „Elamisch“ oder „Susianisch“ bezeichnet wird, doch offizielle Dokumente, die die Verwaltung der Reichsgebiete betrafen, waren hauptsächlich in Aramäisch, einer internationalen Sprache, abgefasst (Esr 4:7).
Entwicklung des Medo-Persischen Reiches (KARTE, Bd. 2, S. 327). Wie die Meder, so wurden anscheinend auch die Perser von mehreren Adelsgeschlechtern regiert. Aus einem dieser Geschlechter ging die Dynastie der Achämeniden hervor – das Königshaus, aus dem Cyrus der Große, der Gründer des Persischen Reiches, stammte. Cyrus, der gemäß Herodot und Xenophon einen persischen Vater und eine medische Mutter hatte, vereinigte die Perser unter seiner Führung (Historien, I, 107, 108; Cyropädie, I, ii, 1). Vor seiner Zeit hatten die Meder über die Perser geherrscht, aber Cyrus errang einen raschen Sieg über den medischen König Astyages und eroberte dessen Hauptstadt Ekbatana (550 v. u. Z.). (Vgl. Da 8:3, 20.) Auf diese Weise kam das Medische Reich unter die Herrschaft der Perser.
Obwohl die Meder den Persern während der übrigen Zeit der Dynastie der Achämeniden untergeordnet waren, entwickelte sich zweifelsohne ein Doppelreich. Das Buch History of the Persian Empire (S. 37) sagt: „Das enge Verhältnis zwischen Persern und Medern geriet nie in Vergessenheit. Das geplünderte Ekbatana blieb eine bevorzugte königliche Residenz. Meder hielt man ebenso in Ehren wie Perser; sie stiegen in hohe Ämter auf und wurden zu Führern der persischen Armeen erkoren. Ausländer sprachen gewöhnlich von den Medern und Persern; gebrauchten sie nur eine Bezeichnung, so hieß es ‚die Meder‘.“
Cyrus dehnte nach seinem Sieg über Krösus, den König von Lydien, und der Unterwerfung gewisser griechischer Küstenstädte das Medo-Persische Reich weiter nach W aus, bis an das Ägäische Meer. Doch den bedeutendsten Sieg errang er 539 v. u. Z., als er an der Spitze einer aus Medern, Persern und Elamitern bestehenden Streitmacht das mächtige Babylon eroberte, wodurch sich biblische Prophezeiungen erfüllten (Jes 21:2, 9; 44:26 bis 45:7; Da 5:28). Mit dem Fall Babylons endete die lange Periode der semitischen Vorherrschaft, die nun von der ersten auf arischen (japhetitischen) Ursprung zurückgehenden Weltmacht abgelöst wurde. Dadurch gelangte auch das Land Juda (sowie Syrien und Phönizien) in den medo-persischen Machtbereich. Aufgrund der Verordnung, die Cyrus 537 v. u. Z. erließ, durften die im Exil lebenden Juden in ihr Heimatland zurückkehren, das damals genau 70 Jahre verödet dagelegen hatte (2Ch 36:20-23; siehe CYRUS).
Persische Hauptstädte. Dem Doppelreich entsprechend, wurde ein Meder namens Darius der Herrscher des unterworfenen chaldäischen Königreiches, obwohl wahrscheinlich nicht unabhängig von der Oberherrschaft des Cyrus (Da 5:31; 9:1; siehe DARIUS Nr. 1). Babylon war auch unter der medo-persischen Herrschaft eine Königsstadt sowie ein religiöses Zentrum und eine Handelsmetropole. Die heißen Sommer dort waren für die persischen Reichsherrscher jedoch anscheinend unerträglich, weshalb sie sich höchstens im Winter in Babylon aufhielten. Archäologische Zeugnisse deuten darauf hin, dass Cyrus nach der Eroberung Babylons bald nach Ekbatana (heute Hamadan) zurückkehrte, das mehr als 1900 m über dem Meeresspiegel am Fuß des Alwand lag und wo die Winter sehr schneereich und bitterkalt, die Sommer aber sehr angenehm waren. Das Memorandum des Cyrus über den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem fand man etliche Jahre nach seiner Abfassung in Ekbatana (Esr 6:2-5). Die frühere persische Hauptstadt war Pasargadae, etwa 650 km sö. von Ekbatana, aber ungefähr in gleicher Höhe. In der Nähe von Pasargadae errichteten die persischen Reichsherrscher Darius, Xerxes und Artaxerxes Longimanus später die königliche Residenz Persepolis, die mit einem ausgedehnten unterirdischen Kanalsystem versehen war, das offenbar der Wasserversorgung diente. Eine weitere Hauptstadt war Susa am Choaspes (Karche) im alten Elam – eine Stadt, die zwischen Babylon, Ekbatana und Persepolis eine zentrale und strategisch günstige Lage hatte. Hier baute Darius der Große einen prächtigen Palast, der gewöhnlich als Winterresidenz diente, da es in Susa im Sommer ebenso unerträglich heiß war wie in Babylon. Im Lauf der Zeit wurde Susa jedoch immer mehr das eigentliche Verwaltungszentrum des Reiches. (Siehe EKBATANA; SUSA.)
Religion und Gesetz. Die persischen Herrscher, die zwar ebenso grausam sein konnten wie die semitischen Könige von Assyrien und Babylonien, scheinen – zumindest anfänglich – die von ihnen unterworfenen Völker dennoch mit einer gewissen Toleranz behandelt und ihnen bestimmte Rechte eingeräumt zu haben. Ihre Religion fußte offensichtlich auf einigen ethischen Grundsätzen. Eine wichtige Gottheit außer ihrem höchsten Gott, Ahura Masdah, war Mithra, der nicht nur als ein Kriegsgott bekannt wurde, sondern auch als der Gott der Verträge, der Augen und Ohren ständig offenhielt, um jeden Vertragsbrüchigen aufzuspüren. (Siehe GÖTTER, GÖTTINNEN.) Der griechische Geschichtsschreiber Herodot schrieb über die Perser: „Sie unterweisen die Knaben vom fünften bis zum zwanzigsten Jahr besonders in drei Dingen: im Reiten, im Bogenschießen und in der Wahrhaftigkeit. ... Die Lüge verdient bei ihnen den größten Schimpf“ (Historien, übersetzt von J. Feix, 1963, I, 136, 138, S. 131, 133). Die Geschichte der persischen Herrscher zeigt, dass ihnen Falschheit und Intrigen zwar nicht fremd waren, dass sie aber dem Grundsatz ihres Volkes, „Wort zu halten“, doch im Wesentlichen treu waren, was daran zu erkennen sein mag, dass das „Gesetz der Meder und Perser“ unabänderlich war (Da 6:8, 15; Est 1:19; 8:8). Als daher die Verordnung des Cyrus etwa 18 Jahre nach ihrer Veröffentlichung gefunden wurde, erkannte König Darius das Recht der Juden an, den Tempel zu bauen, und befahl, dass man sie dabei voll unterstütze (Esr 6:1-12).
Die persische Reichsverwaltung verriet eine hervorragende Staatsführung. Der König hatte nicht nur seinen Kronrat oder Beratungsausschuss, bestehend aus „sieben Fürsten von Persien und Medien“ (Est 1:14; Esr 7:14), sondern auch Satrapen, die über die wichtigsten Verwaltungsbezirke oder Länder eingesetzt waren, z. B. über Medien, Elam, Parthien, Babylonien, Assyrien, Arabien, Armenien, Kappadozien, Lydien, Ionien und, als die Grenzen des Reiches weiter ausgedehnt wurden, über Ägypten, Äthiopien und Libyen. Diese Satrapen waren, was die Zivilverwaltung in ihrem Gebiet betraf, einschließlich der Gerichtsbarkeit und der Finanzverwaltung, ziemlich unabhängig. (Siehe SATRAP.) Den Satrapen waren offenbar Statthalter unterstellt, die über die Gerichtsbezirke (zur Zeit des Königs Ahasverus waren es 127) eingesetzt waren, und innerhalb der Gerichtsbezirke waren Fürsten über die Völker bestellt, die die Bevölkerung der einzelnen Bezirke ausmachten (Esr 8:36; Est 3:12; 8:9). Wahrscheinlich um die Nachteile zu überwinden, die durch die etwas abgeschiedene Lage der Hauptstadt des weit ausgedehnten Reiches entstanden, wurde ein königliches Postsystem eingerichtet, bei dem man sich berittener Eilboten bediente, die eine schnelle Nachrichtenübermittlung zwischen dem Regierungssitz und sämtlichen Gerichtsbezirken ermöglichten (Est 8:10, 14). Königsstraßen wurden unterhalten; eine davon führte von Susa bis nach Sardes in Kleinasien.
Von Cyrus’ Tod bis zu Darius’ Tod. Die Regierung Cyrus’ des Großen endete 530 v. u. Z., als er während eines Kriegszuges umkam. Sein Sohn Kambyses folgte ihm auf den Thron, und es gelang ihm, Ägypten zu unterwerfen. Der Name Kambyses kommt in der Bibel zwar nicht vor, aber dieser König ist offensichtlich der „Ahasverus“, an den die Gegner des Tempelbaus ihre Falschanklagen gegen die Juden richteten, von denen in Esra 4:6 berichtet wird.
Die Umstände, unter denen die Herrschaft des Kambyses endete, sind verworren. Nach dem Bericht Darius’ des Großen in seiner Inschrift von Behistan sowie gemäß Herodot und anderen, die mit gewissen Abweichungen hierüber berichten, ließ Kambyses seinen Bruder Bardiya (von Herodot Smerdis genannt) heimlich umbringen. Dann, während Kambyses in Ägypten war, gelang es einem Magier namens Gaumata (ebenfalls von Herodot Smerdis genannt), der sich als Bardiya (Smerdis) ausgab, den Thron an sich zu reißen und die Anerkennung als König zu erlangen. Bei seiner Rückkehr aus Ägypten starb Kambyses, wodurch dem Usurpator der Thron sicher war (Historien, III, 61–67). Nach der anderen Version, die von einigen Historikern bevorzugt wird, wurde Bardiya nicht getötet, sondern er selbst (und nicht ein Betrüger) bestieg während Kambyses’ Abwesenheit den Thron.
Jedenfalls endete die Herrschaft des Kambyses 522 v. u. Z., und die nachfolgende Herrschaft dauerte sieben Monate, endete also ebenfalls noch 522 v. u. Z. mit der Ermordung des Usurpators (entweder Bardiya oder Gaumata, der angebliche Smerdis). Doch während dieser kurzen Herrschaft scheint eine zweite Anklage gegen die Juden an den persischen Thron gerichtet worden zu sein, auf dem damals der in der Bibel als „Artaxerxes“ (möglicherweise ein Herrschername oder -titel) bezeichnete König saß. Dieses Mal hatten die Ankläger Erfolg, denn der König erließ ein Verbot gegen die Fortsetzung des Tempelbaus (Esr 4:7-23). Die Arbeit am Tempel blieb damals „bis zum zweiten Jahr der Regierung des Darius, des Königs von Persien“, eingestellt (Esr 4:24).
Darius I. (Darius Hystaspis oder Darius der Große genannt) veranlasste offensichtlich die Ermordung dessen, der auf dem persischen Thron saß, und bestieg selbst den Thron. Während seiner Herrschaft wurde die Arbeit am Tempel in Jerusalem mit seiner Genehmigung wiederaufgenommen, und im 6. Jahr seiner Regierung (zu Beginn des Jahres 515 v. u. Z.) war der Tempel vollendet (Esr 6:1-15). Darius’ Herrschaft zeichnete sich durch eine Ausdehnung des Reiches aus. Er dehnte die Grenzen des persischen Herrschaftsgebietes ostwärts bis nach Indien und westwärts bis nach Thrakien und Mazedonien aus.
Um diese Zeit hatten die persischen Herrscher das erfüllt, was durch die in Daniel 7:5 und 8:4 beschriebenen Sinnbilder vorhergesagt wurde, nämlich dass das Medo-Persische Reich – dargestellt durch einen Bären bzw. einen Widder – in drei Richtungen vordringen und Gebiete an sich reißen würde: nach N, nach W und nach S. Im Jahr 490 v. u. Z. erlitten die Streitkräfte des Darius in einem Feldzug gegen Griechenland bei Marathon jedoch eine Niederlage. Darius starb 486 v. u. Z. (Siehe DARIUS Nr. 2.)
Die Regierung des Xerxes und des Artaxerxes. Xerxes, Darius’ Sohn, ist offensichtlich der König, der im Buch Esther Ahasverus genannt wird. Sein Vorgehen entspricht auch der Beschreibung des vierten persischen Königs, von dem gesagt wurde, er werde „alles gegen das Königreich Griechenland in Bewegung bringen“ (Da 11:2). In dem Bestreben, sich für die Niederlage zu rächen, die die Perser bei Marathon erlitten hatten, zog Xerxes 480 v. u. Z. mit einem riesigen Heer gegen das griechische Festland. Nach einem unter großen Verlusten errungenen Sieg bei den Thermopylen und nach der Zerstörung Athens wurden seine Streitkräfte bei Salamis und später bei Platäa vernichtend geschlagen, wodurch Xerxes veranlasst wurde, nach Persien zurückzukehren.
Xerxes’ Herrschaft war durch gewisse Verwaltungsreformen und die Beendigung eines großen Teils der Bauarbeiten in Persepolis, mit denen sein Vater begonnen hatte, gekennzeichnet. (Vgl. Est 10:1, 2.) Die griechischen Erzählungen über das Ende der Herrschaft des Xerxes drehen sich um Eheschwierigkeiten, Haremsintrigen und eine angeblich starke Beeinflussung des Königs durch gewisse Höflinge. Diese Berichte mögen einige der wichtigsten im Buch Esther erwähnten Tatsachen wiedergeben – wenn auch sehr verwirrend und verzerrt –, u. a. die Absetzung der Königin Waschti und die Erwählung Esthers an ihrer Stelle sowie die Erhebung Mordechais in eine wichtige Machtstellung im Reich (Est 2:17; 10:3). Nach weltlichen Berichten wurde Xerxes von einem seiner Höflinge ermordet.
Nach Xerxes kam Artaxerxes Longimanus auf den Thron, und seine Herrschaft zeichnete sich dadurch aus, dass Esra die Genehmigung erhielt, mit einem großen Beitrag zur Unterstützung des Tempels nach Jerusalem zurückzukehren. Das geschah im 7. Jahr des Artaxerxes (468 v. u. Z.) (Esr 7:1-26; 8:24-36). Im 20. Jahr des Artaxerxes (455 v. u. Z.) erhielt Nehemia die Erlaubnis, nach Jerusalem zurückzukehren und die Stadt wieder aufzubauen (Ne 1:3; 2:1, 5-8). Später, im 32. Jahr (443 v. u. Z.) des Königs Artaxerxes, kehrte Nehemia für einige Zeit an den Hof zurück (Ne 13:6).
In Geschichtswerken herrscht etwas Unstimmigkeit, was die Regierungszeiten des Xerxes und des Artaxerxes betrifft. Nachschlagewerke verlegen Artaxerxes’ Thronbesteigung in das Jahr 465 v. u. Z. Gemäß gewissen Urkunden regierte sein Vater, Xerxes, bis in das 21. Jahr. Xerxes’ Herrschaft wird in der Regel von 486 v. u. Z. an gerechnet, als Darius, sein Vater, starb. Xerxes’ eigenes erstes Regierungsjahr soll 485 v. u. Z. begonnen haben, und sein 21. Jahr sowie das Thronbesteigungsjahr des Artaxerxes werden oft mit 465 v. u. Z. angegeben. Gewöhnlich vertreten Gelehrte die Meinung, Artaxerxes’ letztes Regierungsjahr habe 424 v. u. Z. angefangen. Manche Dokumente geben dieses Jahr als das 41. der Herrschaft des Artaxerxes an. Falls das stimmt, hätte er 465 v. u. Z. den Thron bestiegen, und sein erstes Regierungsjahr hätte 464 v. u. Z. begonnen.
Allerdings sprechen überzeugende Gründe dafür, 475 v. u. Z. als das letzte Jahr des Xerxes und das Thronbesteigungsjahr des Artaxerxes anzugeben. Es gibt Belege aus drei Quellen: aus griechischen, persischen und babylonischen.
Belege aus griechischen Quellen. Ein Ereignis in der griechischen Geschichte hilft uns herauszufinden, wann Artaxerxes zu regieren begann. Der griechische Staatsmann und militärische Held Themistokles fiel bei seinen Landsleuten in Ungnade und floh sicherheitshalber nach Persien. Gemäß dem griechischen Geschichtsschreiber Thukydides (Geschichte des Peloponnesischen Krieges, übertragen von G. P. Landmann, 1960, I, CXXXVII, S. 106), der für seine Genauigkeit bekannt ist, schickte Themistokles damals „einen Brief hinein zum König Artaxerxes, Xerxes’ Sohn, der erst kürzlich König geworden war“. Plutarch (Große Griechen und Römer, übersetzt von K. Ziegler, Bd. I, 1956, Themistokles, XXVII, S. 396) schrieb: „Nach der Darstellung des Thukydides und des Charon von Lampsakos war Xerxes damals schon tot, und Themistokles wurde von seinem Sohn in Audienz empfangen.“ Charon war ein persischer Untertan, der den Wechsel der Herrschaft von Xerxes zu Artaxerxes erlebte. Aus den Zeugnissen des Thukydides und des Charon von Lampsakos ist zu erkennen, dass Artaxerxes gerade zu regieren begonnen hatte, als Themistokles in Persien eintraf.
Der Regierungsbeginn des Artaxerxes lässt sich ermitteln, indem man vom Todesjahr des Themistokles zurückrechnet. Nicht alle Nachschlagewerke nennen dasselbe Datum für seinen Tod. Doch der Geschichtsschreiber Diodorus Siculus (Bibliotheca historica, XI, 54, 1; XI, 58, 3) berichtet über Themistokles’ Tod, und zwar in Verbindung mit Ereignissen, die sich zutrugen, „als Praxiergus Archon in Athen war“. Praxiergus war 471/470 v. u. Z. Archon in Athen (Alan E. Samuel, Greek and Roman Chronology, München 1972, S. 206). Gemäß Thukydides widmete sich Themistokles nach seiner Ankunft in Persien ein Jahr lang dem Sprachstudium, um sich auf eine Audienz bei Artaxerxes vorzubereiten. Danach gestattete ihm der König mit vielen Ehren, in Persien Wohnsitz zu nehmen. Falls Themistokles 471/470 v. u. Z. starb, ließ er sich nicht später als 472 v. u. Z. in Persien nieder und kam ein Jahr früher, 473 v. u. Z., dort an. Zu jener Zeit war Artaxerxes „erst kürzlich König geworden“.
Was das Todesjahr des Xerxes und das Thronbesteigungsjahr des Artaxerxes betrifft, schrieb M. de Koutorga: „Wir haben gesehen, dass Xerxes gemäß der Chronologie des Thukydides gegen Ende des Jahres 475 v. u. Z. starb und dass – gemäß demselben Geschichtsschreiber – Themistokles kurz nach der Thronbesteigung des Artaxerxes Longimanus in Kleinasien eintraf“ (Mémoires présentés par divers savants à l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres de l’Institut Impérial de France, erste Serie, Bd. VI, zweiter Teil, Paris 1864, S. 147).
Eine weitere Stütze hierfür sind die Ausführungen von E. Levesque: „Gemäß der Alexandrinischen Chronik ist es daher erforderlich, Xerxes’ Tod im Jahr 475 v. u. Z., nach elf Regierungsjahren, anzusetzen. Der Geschichtsschreiber Justin (III, 1) bestätigt diese Chronik und die Erklärungen von Thukydides. Wie er sagt, war Artaxerxes zur Zeit der Ermordung seines Vaters Xerxes erst ein Kind, puer [ein Knabe], was zutrifft, falls Xerxes 475 starb. Artaxerxes war damals 16 Jahre alt, wohingegen er 465 sechsundzwanzig Jahre alt gewesen wäre, was Justinus’ Darlegung nicht mehr gerechtfertigt hätte. Da Artaxerxes 475 zu regieren begann, war gemäß dieser Chronologie das 20. Jahr seiner Regierung tatsächlich 455 und nicht 445, wie allgemein behauptet wird“ (Revue apologétique, Paris, Bd. 68, 1939, S. 94).
Wenn Darius 486 v. u. Z. starb und Xerxes 475 v. u. Z., wie lässt es sich dann erklären, dass manche alte Urkunden Xerxes eine Regierungszeit von 21 Jahren zuschreiben? Es ist wohlbekannt, dass zuweilen ein König und sein Sohn zusammen regierten oder eine Mitregentschaft bestand. Falls das auf Darius und Xerxes zutraf, könnten Historiker die Regierungsjahre des Xerxes entweder vom Beginn der Mitregentschaft mit seinem Vater oder vom Tod seines Vaters an zählen. Gesetzt den Fall, Xerxes herrschte 10 Jahre zusammen mit seinem Vater und 11 Jahre allein, dann könnten einige Quellen ihm 21 Regierungsjahre zuschreiben, andere hingegen 11 Jahre.
Es gibt überzeugende Hinweise, die für eine Mitregentschaft des Xerxes mit seinem Vater Darius sprechen. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot (Historien, übersetzt von J. Feix, 1963, VII, 3, S. 867) erklärte: „Da erkannte Dareios, dass er [Xerxes] im Recht sei [was die Bitte um das Königtum betraf], und ernannte ihn zum König. Nach meiner Meinung wäre Xerxes auch ohne diesen Rat König geworden.“ Dies lässt erkennen, dass Xerxes während der Regierung seines Vaters Darius zum König gemacht wurde.
Belege aus persischen Quellen. Dass Xerxes Darius’ Mitregent war, lässt sich besonders gut an persischen Flachreliefs nachweisen, die man freigelegt hat. In Persepolis sind mehrere Flachreliefs entdeckt worden, die zeigen, wie Xerxes hinter dem Thron seines Vaters steht, die gleiche Kleidung trägt wie sein Vater und seinen Kopf auf derselben Höhe hat. Das ist ungewöhnlich, da normalerweise der Kopf des Königs höher als alle anderen ist. In dem Werk A New Inscription of Xerxes From Persepolis (von Ernst E. Herzfeld, 1932) wird ausgeführt, dass sowohl Inschriften als auch Gebäude, die man in Persepolis freigelegt hat, ein Doppelkönigtum von Xerxes und seinem Vater Darius erkennen lassen. Auf Seite 8 seines Werkes schrieb Herzfeld: „Der besondere Inhalt von Xerxes’ Inschriften in Persepolis, von denen die meisten nicht zwischen seiner eigenen Tätigkeit und der seines Vaters unterscheiden, und die ebenso besondere Verbindung ihrer Gebäude, die man weder Darius noch Xerxes persönlich zuschreiben kann, sind schon immer ein Hinweis darauf gewesen, dass Xerxes eine Art Mitregent war. Darüber hinaus verdeutlichen zwei Skulpturen in Persepolis dieses Verhältnis.“ Mit Bezug auf eine dieser Skulpturen hob Herzfeld hervor: „Darius ist mit allen königlichen Merkmalen dargestellt, auf einer hohen, couchähnlichen Plattform thronend, die von Vertretern der verschiedenen Nationen seines Reiches getragen wird. Auf dem Relief steht hinter ihm, d. h. eigentlich zu seiner Rechten, Xerxes mit den gleichen königlichen Merkmalen, und seine Linke ruht auf dem hohen Rückenteil des Thrones. Diese Geste verrät eindeutig mehr als lediglich die Nachfolgerschaft; sie bedeutet Mitregentschaft.“
Was die zeitliche Einordnung der Reliefs betrifft, auf denen Darius und Xerxes auf diese Weise dargestellt werden, erklärt Ann Farkas in dem Buch Achaemenid Sculpture (Istanbul 1974, S. 53), dass „die Reliefs vielleicht in der Schatzkammer angebracht wurden, und zwar irgendwann bei der Errichtung des ersten Anbaus 494/493–492/491 v. Chr.; das wäre sicher die günstigste Zeit gewesen, um solche unhandlichen Steinplatten von der Stelle zu bewegen. Doch ganz gleich, wann man sie in die Schatzkammer beförderte, wurden die Skulpturen möglicherweise in den 490er Jahren gemeißelt.“
Belege aus babylonischen Quellen. Forschungen in Babylon haben ergeben, dass Xerxes in den 490er Jahren v. u. Z. zusammen mit seinem Vater zu herrschen begann. Bei Ausgrabungen dort ist ein Palast für Xerxes freigelegt worden, der 496 v. u. Z. vollendet wurde. Diesbezüglich schrieb A. T. Olmstead in dem Buch History of the Persian Empire (S. 215): „Am 23. Oktober 498, so erfahren wir, war man gerade dabei, das Haus des Sohnes des Königs [d. h. von Darius’ Sohn, Xerxes] in Babylon zu errichten; zweifellos ist dies der Darius-Palast im Mittelteil, den wir bereits beschrieben haben. Zwei Jahre später [496 v. u. Z.] heißt es in einer Geschäftsurkunde aus dem nahe gelegenen Borsippa, der ,neue Palast‘ sei schon fertiggestellt.“
Zwei ungewöhnliche Tontafeln geben möglicherweise weiteren Aufschluss über die Mitregentschaft des Xerxes mit Darius. Die eine enthält einen geschäftlichen Text über das Mieten eines Gebäudes im Antrittsjahr des Xerxes. Die Tafel wird in den ersten Monat (Nisan) des Jahres datiert (R. Campbell Thompson, A Catalogue of the Late Babylonian Tablets in the Bodleian Library, Oxford, London 1927, S. 13, Tafel mit der Bezeichnung A. 124). Die andere Tafel trägt das Datum „Monat Ab(?), Antrittsjahr des Xerxes“. Bemerkenswerterweise schreibt die zuletzt erwähnte Tafel Xerxes nicht den Titel „König von Babylon, König der Länder“ zu, was zu jener Zeit üblich gewesen wäre (M. San Nicolò, A. Ungnad, Neubabylonische Rechts- und Verwaltungsurkunden, Leipzig 1935, Bd. I, Teil I, S. 544, Tafel Nr. 634 mit der Bezeichnung VAT 4397).
Die beiden Tafeln geben einem zu denken. Normalerweise beginnt das Antrittsjahr eines Königs nach dem Tod seines Vorgängers. Doch spricht einiges dafür, dass Xerxes’ Vorgänger (Darius) bis zum siebten Monat seines letzten Jahres lebte, wohingegen diese beiden Urkunden aus dem Antrittsjahr des Xerxes Daten vor dem siebten Monat enthalten (die eine gibt den ersten Monat an, die andere den fünften). Folglich beziehen sich diese Urkunden nicht auf eine Antrittszeit des Xerxes nach dem Tod seines Vaters, sondern sie weisen auf sein Antrittsjahr hin, das begann, während Darius noch herrschte. Handelte es sich bei dem Antrittsjahr um 496 v. u. Z., als in Babylon der Palast für Xerxes vollendet wurde, dann hätte sein erstes Jahr als Mitregent im folgenden Nisan 495 v. u. Z. begonnen, und sein 21. und letztes Jahr hätte 475 v. u. Z. angefangen. In diesem Fall umfasste Xerxes’ Regierungszeit 10 Jahre Mitregentschaft mit Darius (von 496 bis 486 v. u. Z.) und 11 Jahre, in denen er das Königtum allein ausübte (von 486 bis 475 v. u. Z.).
Andererseits sind sich Historiker darin einig, dass das erste Regierungsjahr Darius’ II. im Frühjahr 423 v. u. Z. begann. Aus einer babylonischen Tafel geht hervor, dass Darius II. in seinem Antrittsjahr schon vom 4. Tag des 11. Monats an auf dem Thron saß, d. h. vom 13. Februar 423 v. u. Z. an (R. Parker, W. H. Dubberstein, Babylonian Chronology, 626 B.C.–A.D. 75, 1971, S. 18). Wie zwei Tafeln jedoch zeigen, herrschte Artaxerxes noch nach dem 4. Tag des 11. Monats seines 41. Jahres. Eine Tafel datiert vom 17. Tag des 11. Monats seines 41. Jahres (S. 18). Die andere Tafel stammt aus dem 12. Monat seines 41. Jahres (Old Testament and Semitic Studies, herausgegeben von Harper, Brown und Moore, 1908, Bd. 1, S. 304, Tafel Nr. 12 mit der Bezeichnung CBM, 5505). Somit wurde Artaxerxes nicht in seinem 41. Jahr als Regent abgelöst, sondern er herrschte noch dieses ganze Jahr hindurch. Daraus kann man schlussfolgern, dass Artaxerxes über 41 Jahre im Amt gewesen sein muss und dass sein erstes Regierungsjahr also nicht von 464 v. u. Z. an gerechnet werden sollte.
Eine Geschäftsurkunde aus Borsippa beweist, dass Artaxerxes Longimanus über sein 41. Jahr hinaus regierte. Das Dokument datiert aus dem 50. Jahr des Artaxerxes (E. Leichty, A. K. Grayson, Catalogue of the Babylonian Tablets in the British Museum, Bd. VII: Tafeln aus Sippar 2, 1987, S. 153; Tafel mit der Bezeichnung B. M. 65494). Eine der Tafeln verbindet das Ende der Herrschaft des Artaxerxes mit dem Anfang der Regierung Darius’ II. und trägt folgende Zeitangabe: „51. Jahr, Antrittsjahr, 12. Monat, Tag 20, Darius, König der Länder“ (Albert T. Clay, The Babylonian Expedition of the University of Pennsylvania, Series A: Cuneiform Texts, Bd. VIII, Teil I, 1908, S. 34, 83 und Platte 57, Tafel Nr. 127 mit der Bezeichnung CBM 12803). 423 v. u. Z. war das erste Regierungsjahr Darius’ II., was bedeutet, dass 424 v. u. Z. das 51. Jahr des Artaxerxes und 474 v. u. Z. sein erstes Regierungsjahr war.
Demnach stimmen die Zeugnisse griechischer, persischer und babylonischer Quellen darin überein, dass 475 v. u. Z. Artaxerxes’ Antrittsjahr war und 474 v. u. Z. sein erstes Regierungsjahr. Somit ist 455 v. u. Z. das 20. Jahr des Artaxerxes, in dem die 70 Wochen aus Daniel 9:24 zu zählen beginnen. Rechnet man auf der Grundlage von Daniel 9:25 von 455 v. u. Z. 69 Jahrwochen (483 Jahre) weiter, kommt man zu dem bedeutsamen Jahr, in dem der Messias, der Führer, erschien.
Von 455 v. u. Z. bis 1 u. Z. sind es volle 455 Jahre. Zählt man die übrigen 28 Jahre (um 483 Jahre zu vervollständigen) hinzu, gelangt man in das Jahr 29 u. Z., genau das Jahr, in dem Jesus von Nazareth im Wasser getauft und mit heiligem Geist gesalbt wurde sowie seinen öffentlichen Dienst als Messias oder Christus antrat (Luk 3:1, 2, 21, 22).
Bis zum Verfall und zur Aufteilung des Reiches. Bezüglich der Nachfolger von Artaxerxes Longimanus auf dem persischen Thron liefert Diodorus Siculus folgende Informationen: „In Asien starb König Xerxes nach einjähriger Herrschaft oder, wie manche berichten, nach zwei Monaten; und sein Bruder Sogdianos folgte ihm auf den Thron und regierte sieben Monate. Er wurde von Darius ermordet, der neunzehn Jahre regierte“ (Bibliotheca historica, XII, 71, 1). Der ursprüngliche Name dieses Darius (bekannt als Darius II.) lautete Ochos, doch nahm er den Namen Darius an, sobald er König wurde. Er scheint der in Nehemia 12:22 erwähnte „Darius“ zu sein.
Nach Darius II. kam Artaxerxes II. (Mnemon genannt) auf den Thron. Unter seiner Regierung rebellierte Ägypten und die Beziehungen zu Griechenland verschlechterten sich. Seiner Herrschaft (404–359 v. u. Z.) folgte die seines Sohnes Artaxerxes III. (auch Ochos genannt), der etwa 21 Jahre (358–338 v. u. Z.) regiert haben und der blutdürstigste aller persischen Herrscher gewesen sein soll. Seine bedeutendste Tat war die Wiedereroberung Ägyptens. Gemäß der Weltgeschichte herrschte dann Arses noch zwei Jahre und Darius III. (Kodomannos) fünf Jahre. Während der Regierung Darius’ III. wurde Philipp von Mazedonien ermordet (336 v. u. Z.), dem dann sein Sohn Alexander auf den Thron folgte. 334 v. u. Z. begann Alexander seinen Angriff auf das Persische Reich. Er schlug die persischen Streitkräfte zunächst am Granikos in der NW-Ecke Kleinasiens und danach bei Issos in der entgegengesetzten Ecke Kleinasiens (333 v. u. Z.). Nachdem die Griechen Phönizien und Ägypten erobert hatten, vernichteten sie schließlich 331 v. u. Z. die letzte Stellung der Perser bei Gaugamela, und damit nahm das Persische Reich sein Ende.
Nach Alexanders Tod und der darauf folgenden Aufteilung des Reiches erlangte Seleukos Nikator die Herrschaft über den größten Teil der asiatischen Gebiete mit Persien als Mittelpunkt. Die damals beginnende Herrschaft der Könige aus der Dynastie der Seleukiden dauerte bis 64 v. u. Z. Seleukos Nikator scheint der König gewesen zu sein, der als Erster in der Rolle des in Daniels Prophezeiung vorhergesagten „Königs des Nordens“ auftrat und gegen das ägyptische Königsgeschlecht der Ptolemäer kämpfte, die offenbar als Erste die Rolle des symbolischen „Königs des Südens“ spielten (Da 11:4-6).
Die Seleukidenkönige mussten sich wegen der Überfälle der Parther (die im 3. und 2. Jahrhundert v. u. Z. das Gebiet Persiens eroberten) in den w. Teil ihres Herrschaftsgebietes zurückziehen. Die Parther wurden im 3. Jahrhundert von den Sassaniden besiegt, die dann bis zu ihrer Unterwerfung durch die Araber im 7. Jahrhundert herrschten.
Nach der Prophezeiung Hesekiels (27:10) gehörten zu den Kriegsleuten, die in der Streitmacht der reichen Stadt Tyrus dienten und zu ihrer Pracht beitrugen, auch Perser. Persien wird ferner in Verbindung mit den Nationen erwähnt, die zu den Scharen gehören, die unter der Führung des sinnbildlichen „Gog vom Land Magog“ gegen Jehovas Bundesvolk ausziehen (Hes 38:2, 4, 5, 8, 9).