GRUBE
Eine natürliche oder künstlich angelegte Vertiefung. Die Asphaltgruben, in die die Könige von Sodom und Gomorra fielen, waren sehr wahrscheinlich natürliche Vertiefungen in jenem Gebiet (1Mo 14:10), während die Grube, in die Joseph von seinen Brüdern geworfen wurde, offensichtlich eine von Menschen angelegte Wassergrube war (1Mo 37:20-29). Die beiden bedeutendsten hebräischen Wörter für Grube sind bōr (was auch „Wassergrube“ oder „Zisterne“ bedeutet) und scháchath.
In der Lutherbibel (1912) wird das hebräische Wort scheʼṓl zweimal mit „Grube“ wiedergegeben (1Kö 2:6, 9). Mit dem Wort „Scheol“ ist jedoch das allgemeine Grab der Menschheit gemeint, nicht ein einzelnes Grab. Gemäß Hiob 17:13-16 gebrauchte Hiob „Scheol“ und „Grube“ (hebr. scháchath) synonym mit Orten der Finsternis und des Staubes, und nach Psalm 30:3 betete David zu Gott: „O Jehova, du hast aus dem Scheol meine Seele heraufgebracht; du hast mich am Leben erhalten, dass ich nicht in die Grube hinabfahren sollte.“ In Psalm 88:3-5 werden nacheinander der Scheol, die Grube und die Grabstätte erwähnt. (Siehe ferner Hi 33:18-30; Ps 30:3, 9; 49:7-10, 15; 88:6; 143:7; Spr 1:12; Jes 14:9-15; 38:17, 18; 51:14; siehe GRAB; SCHEOL.)
Auch Jona gebrauchte das Wort für „Grube“ in übertragenem Sinn, als er das Innere des Fisches mit „dem Bauch des Scheols“ und „der Grube“ verglich (Jon 2:2, 6). Diese Verbindung der Grube mit dem Tod und dem Grab war ganz natürlich, da es in alter Zeit Sitte war, Tote in natürlichen oder ausgehauenen Gruben zu bestatten.
Gruben dienten offensichtlich auch als Fallen, um Feinde oder Tiere zu fangen. In übertragenem Sinn stellen sie daher Gefahren für Gottes Diener oder hinterlistige Anschläge auf sie dar (Ps 7:15; 40:2; 57:6; Spr 26:27; 28:10; Jer 18:20, 22). Manchmal bedeckte man die Gruben mit einem Netz, in dem sich dann das Opfer verfing (Ps 35:7, 8). Fiel ein Haustier in eine ausgehauene Grube und starb, so musste nach dem mosaischen Gesetz der Besitzer der Grube dem Besitzer des Tieres Ersatz leisten (2Mo 21:33, 34).
Eine Prostituierte und „der Mund fremder Frauen“ werden ebenfalls als eine „tiefe Grube“ bezeichnet, und das deshalb, weil eine Prostituierte Männer oft mit betörenden Worten dazu verleitet, intime Beziehungen mit ihr zu haben (Spr 22:14; 23:27).
Die Zisternen, die die Hebräer und andere Orientalen als Wasserbehälter benutzten, waren in der Regel ausgehauene, oft flaschenförmige Gruben; oben oder bis in eine Tiefe von ungefähr 1 m waren sie gewöhnlich nur etwa 30 cm breit und erweiterten sich nach unten zu einer bauchförmigen Höhle (siehe ZISTERNE).
Das griechische Wort phréar, „Schlund“, das in Offenbarung 9:1, 2 in dem Ausdruck „Schlund des Abgrunds“ erscheint, ist das gleiche Wort, mit dem Johannes in seinem Evangelium den „Brunnen“ bei der Jakobsquelle bezeichnet, wo Jesus der Samariterin begegnete (Joh 4:11, 12). Das Wort phréar bezeichnet in seiner eigentlichen Bedeutung einen solchen Brunnen oder eine in die Erde gehauene Grube; es kann sich jedoch auf irgendeine Grube oder einen Abgrund beziehen, auch auf den unermesslich tiefen Abgrund, aus dem die in der Offenbarung erwähnten Heuschrecken aufstiegen (Off 9:3; siehe ABGRUND). Das griechische Wort bóthynos, das mit „Grube“ übersetzt wird, kann auch „Graben“ bedeuten (Mat 12:11; 15:14, Fn.; Luk 6:39). In 2. Petrus 2:4 spricht Petrus davon, dass die Dämonenengel in „Gruben [gr. seiróis] dichter Finsternis“ aufbehalten sind (siehe TARTARUS).
Siehe auch LÖWENGRUBE.