Von der Arbeit gelangweilt?
EIN Arbeitstag ist in der Regel etwa acht Stunden lang. Das sind zu viele Stunden des Lebens, als daß sie an eine langweilige Arbeit verschwendet werden sollten. Doch im 20. Jahrhundert sind viele Arbeiten monoton und verleihen dem Arbeitenden kaum das stolze Gefühl, etwas geleistet zu haben.
Man profitiert also davon, wenn man sich seine Arbeit interessant gestaltet. Man findet mehr Freude an der Arbeit und lernt das Geheimnis kennen, auch künftige Jobs abwechslungsreicher zu gestalten. Darum wollen wir uns nun mit einigen Methoden befassen, wie das zu erreichen ist.
Mit Elan an die Arbeit herangehen
Manche Experten empfehlen, man solle seine Arbeit so verrichten, als ob sie einem gefallen würde. Wenn man das tut, kann es sehr gut sein, daß sie einem wirklich bald gefällt.
„Nie und nimmer könnte ich mich für meine Arbeit begeistern“, wendet der eine oder andere vielleicht ein. Möglicherweise schließt die Arbeit fest vorgegebene, gleichförmige Arbeitsabläufe ein — wie zum Beispiel Fließbandarbeit. Oder jemand macht diese Arbeit schon seit so vielen Jahren, daß er es für unmöglich hält, das Interesse daran neu zu entfachen. Doch bereits einfache Dinge wie ein Lächeln und eine aufrechte Haltung können einem helfen, mit mehr Elan an die Arbeit heranzugehen.
Hilfreich ist vielleicht auch, sich auf das, was man tut, völlig zu konzentrieren. Die Arbeit sollte nicht rein mechanisch verrichtet werden, und man sollte in Gedanken nicht schon bei der Mittagspause, beim Wochenende oder bei etwas anderem sein, was man noch erledigen muß. Gewöhnlich ist es klug, sich ganz und gar auf die vor einem liegende Aufgabe zu konzentrieren. Mit welchem Ergebnis? Die Arbeit macht vielleicht doch Spaß, und die Zeit vergeht dann schnell.
So ist es normalerweise, wenn man in etwas vertieft ist, was man wirklich gern macht. Denselben Effekt kann man erzielen, indem man sich dazu zwingt, einer Arbeit, die einem eigentlich nicht gefällt, seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Sein Bestes geben
Sein Bestes zu geben kann einem helfen, bei der Arbeit Befriedigung zu finden. Natürlich steht dieser Rat im Widerspruch zu der gängigen Meinung, daß man bei einer uninteressanten Arbeit nur das Nötigste tun sollte. Aber wer nachlässig arbeitet, Arbeiten vor sich herschiebt oder lediglich ein Minimum an Einsatz bringt, wird seinen Elan verlieren; er wird sich mehr Sorgen machen und erschöpfter sein. Kommt jemand gestreßt, besorgt und erschöpft von der Arbeit nach Hause, könnte es in manchen Fällen durchaus daran liegen, daß er nicht fleißig arbeitet.
Gemäß der Bibel genießt man sogar seine Freizeit mehr, wenn man an einem Projekt hart arbeitet. „Für einen Menschen gibt es nichts Besseres, als daß er essen und trinken und seine Seele Gutes sehen lassen sollte wegen seiner harten Arbeit“ (Prediger 2:24). Für manche hört sich das möglicherweise altmodisch an, andere halten sich jedoch an diesen zeitlosen Grundsatz. Sie sind der Meinung, daß es wirklich „nichts Besseres“ gibt, als die Früchte seiner harten Arbeit zu genießen. In dem Buch The Joy of Working wird bestätigt: „Eine gut gemachte Arbeit hinterläßt ein tiefes Gefühl der inneren Befriedigung.“
Wer somit sein Bestes gibt, entwickelt wahrscheinlich neuen Elan. Tut er mehr als gerade das Allernötigste, wird er wohl glücklicher sein. Erledigt er wichtige Aufgaben zuerst, wird er seine Mittagspausen und die Wochenenden mehr genießen als jemand, der seine Arbeit vor sich herschiebt, was nur ermüdet. (Vergleiche Esther 10:2; Römer 12:11; 2. Timotheus 2:15.)
Statt mit anderen zu wetteifern, sollte man sich bemühen, sich selbst zu übertreffen (Galater 6:4). Man sollte an sich neue Anforderungen stellen, sich neue Ziele setzen — danach streben, sich zu verbessern. Eine Frau, die bei ihrer Arbeit immer dieselben, für viele recht stumpfsinnigen Näharbeiten ausführen mußte, stoppte einfach die Zeit, die sie dafür brauchte. Sie achtete auf ihre stündliche Produktion und versuchte, sie zu erhöhen. Ihre Arbeit macht ihr jetzt wirklich Spaß, weil sie sich bemüht, ihre Leistungsfähigkeit voll auszuschöpfen (Sprüche 31:31).
Die Arbeit „verschönern“
Dr. phil. Dennis T. Jaffe und Dr. phil. Cynthia D. Scott empfehlen: „Stellen Sie sich Ihre Arbeit wie ein leeres Haus vor. Sie schauen sich den Schnitt und die Bauart an. Dann beginnt sich Ihre Kreativität zu entfalten. Sie richten die Räume ein, verschönern sie und machen das Haus zu Ihrem Heim. Sie drücken ihm Ihren ganz persönlichen Stempel auf.“
Bei den meisten Arbeiten muß man sich an bestimmte Regeln oder Richtlinien halten. Tut man lediglich das, was von einem erwartet wird, ist es so, als ob man ein leerstehendes Haus bewohnt. Es fehlt die persönliche Note. Führt man jedoch seinen eigenen, ganz individuellen Stil ein, kann eine Arbeit um so vieles interessanter werden. Jeder wird seine Arbeit anders „verschönern“. Der eine Kellner merkt sich, was die Stammgäste bevorzugen. Der andere ist besonders liebenswürdig und höflich. Beide haben an ihrer Arbeit Freude, weil sie sich selbst mit einbringen.
Immer dazulernen
Mehr Freude an der Arbeit findet man durch das Dazulernen. In dem Buch Tension Turnaround wird gesagt, daß die Kapazität unseres Gehirns, Informationen zu verarbeiten, mit dem Wachstum steigt. Das erklärt, warum uns manches, was uns früher begeistert hat, heute möglicherweise langweilt. Die Lösung besteht darin, das Bedürfnis des Gehirns nach neuen Informationen zu stillen, indem man Neues dazulernt.
Wer sich mehr Kenntnisse über seine Arbeit aneignet, erhält später vielleicht eine Arbeit, die ihm besser gefällt. Doch selbst wenn das nicht eintritt, wird das Lernen an sich schon bewirken, daß er die Arbeit interessanter und befriedigender findet. Die Autoren Charles Cameron und Suzanne Elusorr betonen: „Lernen verstärkt nicht nur das Selbstvertrauen, indem es die Fähigkeiten verbessert, sondern wirkt sich auch auf die allgemeine Lebenseinstellung aus: Man lernt, daß Probleme gelöst, Schwierigkeiten überwunden und Ängste verringert werden können und mehr möglich ist, als man dachte.“
„Aber“, wendet jemand unter Umständen ein, „ich habe längst alles gelernt, was es über meine Arbeit zu lernen gibt!“ Könnte man sich in diesem Fall Kenntnisse aneignen, die indirekt mit der Arbeit zu tun haben? Zum Beispiel könnte man sich vornehmen, mehr über zwischenmenschliche Beziehungen oder über die Geräte und Maschinen, die man benutzt, zu lernen. Vielleicht kann man lernen, bessere Büromemos zu verfassen, Besprechungen besser zu leiten oder mit Abteilungsleitern optimal umzugehen.
Wie kann man sich diese Kenntnisse aneignen? Unter Umständen bietet die Firma Kurse an, die man belegen kann. Oder eine Bibliothek hat genau die Bücher, die man benötigt. Nicht zu übersehen sind auch weniger augenfällige Informationsquellen. Es kann sehr lehrreich sein, andere bei der Arbeit zu beobachten und ihre Stärken und Schwächen zu registrieren. Man kann nicht nur aus seinen Fehlern, sondern auch aus seinen Erfolgen lernen, wenn man analysiert, was man richtig gemacht hat. Was man aus eigener Erfahrung und durch Beobachtung anderer lernt, kann einem Kenntnisse vermitteln, die man in keinem Buch lesen und in keinem Unterricht hören würde.
Einige abschließende Empfehlungen
Freilich könnte man an seine Arbeit auch anders herangehen. Man könnte sich sagen, daß man etwas Besseres verdient hat, daß immer nur die anderen die Glückspilze sind und man selbst nie die Chance hatte, eine Arbeit zu verrichten, die man wirklich gern gemacht hätte. Darüber könnte man endlos mit anderen reden, die gleicher Meinung sind, und schließlich zu der Überzeugung kommen, daß man damit recht hat.
Aber vielleicht hat man gar nicht recht. Viele Menschen, die ihre Arbeit lieben, haben es gelernt, sie zu lieben. Jemand, der gern Häuser entwirft, kann ohne weiteres auch Freude daran finden, Busfahrer zu sein. Warum? Weil er voller Ideen an seine Arbeit herangeht und sie ihm daher Freude und Befriedigung bringt.
Man sollte sich also von der negativen Denkweise frei machen, die die Arbeitswoche im Vergleich zum Wochenende düster erscheinen läßt. Außerdem sollte man keine Zeit damit verschwenden, darüber nachzudenken, was in letzter Zeit alles schiefgegangen ist, oder sich vorzustellen, was wohl als nächstes fehlschlagen wird, und sich darum zu sorgen, wie andere über einen denken. Am besten konzentriert man sich auf die Arbeit, die vor einem liegt, schenkt ihr die volle Aufmerksamkeit und geht in ihr auf, als wäre es das Lieblingshobby. Wenn man sich die größtmögliche Mühe gibt, wird man das befriedigende Gefühl verspüren, gute Arbeit geleistet zu haben.
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Nicht nachlässig arbeiten
In der Bibel, und zwar in Sprüche 27:23, 24, heißt es: „Du solltest unbedingt das Aussehen deines Kleinviehs kennen. Richte dein Herz auf deine Herden; denn ein Schatz wird nicht auf unabsehbare Zeit währen noch ein Diadem für alle Generationen.“ Was ist damit gemeint?
Es bedeutet, daß sowohl Reichtum (ein Schatz) als auch eine angesehene Stellung (ein Diadem), sofern man das eine oder das andere überhaupt erlangt, oftmals nicht von Dauer ist. Ein Schafhirte in biblischer Zeit zeigte darum Weisheit, wenn er sich gewissenhaft um seine Schafe kümmerte, das heißt ‘sein Herz auf seine Herden richtete’. Wie die drei folgenden Verse zeigen, würde das dem Hirten und seiner Familie finanzielle Sicherheit einbringen (Sprüche 27:25-27).
Wie sieht es heute aus? Die Menschen richten ihr Herz oft darauf, reich zu werden oder eine angesehene Stellung zu bekommen in der Hoffnung, ihrer gegenwärtigen Arbeit dann nicht länger nachgehen zu müssen. Manche haben durchaus realistische Pläne; andere haben lediglich Traumvorstellungen. In jedem Fall ist es nicht klug, seine momentane Erwerbsmöglichkeit zu verachten oder nachlässig zu arbeiten. Sie ist — und wird es vielleicht auch bleiben — die verläßlichste Einkommensquelle. Viel klüger ist es, wenn jemand sein Herz auf seine „Herden“ richtet, sich also auf die Arbeitsstelle konzentriert, die ihm ein sicheres Einkommen bietet. Das wird ihm wahrscheinlich sowohl jetzt als auch in Zukunft finanzielle Sicherheit geben.