Kapitel achtundzwanzig
Das Paradies wiederhergestellt!
1. Warum ist in der Lehre vieler Religionen die Hoffnung auf Leben in einem Paradies zu finden?
„DIE Sehnsucht nach dem Paradies ist eine der starken Sehnsüchte, von denen die Menschen offenbar nicht loskommen, ja vielleicht sogar die stärkste und hartnäckigste überhaupt. Auf jeder Ebene religiösen Lebens ist ein gewisses Verlangen nach einem Paradies erkennbar“, heißt es in der Encyclopedia of Religion. Diese Sehnsucht ist etwas Natürliches, denn die Bibel sagt uns, dass das menschliche Leben im Paradies begann — in einem herrlichen Garten, in dem es keine Krankheit und keinen Tod gab (1. Mose 2:8-15). Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich in der Lehre vieler Religionen die Hoffnung auf künftiges Leben in einem Paradies der einen oder anderen Art wiederfindet.
2. Wo können wir die wahre Hoffnung auf ein künftiges Paradies finden?
2 Über die wahre Hoffnung auf das künftige Paradies ist in der Bibel an vielen Stellen etwas zu lesen (Jesaja 51:3). So wird zum Beispiel in dem Teil der Prophezeiung Jesajas, der in Kapitel 35 festgehalten worden ist, die Umgestaltung von Wüstenregionen in gartenähnliche Parks und fruchtbare Felder beschrieben. Die Blinden erhalten das Augenlicht, die Stummen können reden und die Tauben hören. In diesem verheißenen Paradies gibt es weder Kummer noch Seufzen, was darauf schließen lässt, dass es selbst den Tod nicht mehr gibt. Welch eine wunderbare Verheißung! Wie sind diese Worte zu verstehen? Enthalten sie eine Hoffnung für uns heute? Eine Betrachtung dieses Kapitels des Buches Jesaja soll die Fragen beantworten.
Ein ödes Land freut sich
3. Welche Umgestaltung des Landes wird vor sich gehen, wie Jesajas Prophezeiung zeigt?
3 Jesajas inspirierte Prophezeiung vom wiederhergestellten Paradies beginnt mit folgenden Worten: „Die Wildnis und die wasserlose Gegend werden frohlocken, und die Wüstenebene wird voller Freude sein und blühen wie der Safran. Sie wird ganz bestimmt blühen, und sie wird tatsächlich mit Fröhlichkeit und mit Jubelrufen frohlocken. Die Herrlichkeit des Libanon selbst soll ihr gegeben werden, die Pracht des Karmels und Scharons. Dort werden die sein, die die Herrlichkeit Jehovas, die Pracht unseres Gottes, sehen werden“ (Jesaja 35:1, 2).
4. Wann und wie nimmt das Heimatland der Juden das Aussehen einer Wildnis an?
4 Jesaja zeichnet diese Worte etwa im Jahre 732 v. u. Z. auf. Ungefähr 125 Jahre später zerstören die Babylonier Jerusalem, und die Bevölkerung von Juda wird ins Exil geschickt. Ihr Heimatland bleibt unbewohnt und verlassen zurück (2. Könige 25:8-11, 21-26). So bewahrheitet sich Jehovas warnende Ankündigung, dass das Volk Israel ins Exil gehen werde, wenn es sich als untreu erweise (5. Mose 28:15, 36, 37; 1. Könige 9:6-8). Während die hebräische Nation als Gefangene in einem fremden Land weilt, werden ihre gut bewässerten Felder und Obstgärten 70 Jahre nicht bearbeitet und verwildern (Jesaja 64:10; Jeremia 4:23-27; 9:10-12).
5. (a) Wie werden paradiesähnliche Verhältnisse im Land wiederhergestellt? (b) In welchem Sinne „sehen“ die Menschen „die Herrlichkeit Jehovas“?
5 Allerdings wird in Jesajas Prophezeiung vorausgesagt, das Land werde nicht für immer verödet daliegen. Ja, es soll ein richtiges Paradies daraus entstehen. „Die Herrlichkeit des Libanon“ und „die Pracht des Karmels und Scharons“ wird ihm gegeben werden.a Wie geschieht dies? Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil können die Juden erneut ihre Felder bebauen und bewässern, und ihr Land erlangt wieder die große Fruchtbarkeit, die es einmal hatte. Die Ehre dafür gebührt allein Jehova. Seinem Willen und Segen und seiner Unterstützung ist es zuzuschreiben, dass sich die Juden dieser paradiesähnlichen Zustände erfreuen können. Das Volk kann ‘die Herrlichkeit Jehovas, die Pracht seines Gottes’, sehen, wenn es anerkennt, dass die Hand Jehovas die erstaunliche Umgestaltung seines Landes bewirkt.
6. Welche bedeutendere Erfüllung der Worte Jesajas ist zu erkennen?
6 Dennoch erfüllen sich in dem wiederbesiedelten Land Israel Jesajas Worte auf noch bedeutendere Weise. In geistigem Sinne hat sich Israel viele Jahre lang in einem ausgedörrten, wüstenartigen Zustand befunden. Während sich die Exilanten in Babylon aufhielten, unterlag die reine Anbetung starken Einschränkungen. Es gab keinen Tempel, keinen Altar und keine organisierte Priesterschaft. Die täglichen Opfer hatte man eingestellt. Jesaja sagt in seiner Prophezeiung die Wende vorher. Tatsächlich kehren unter der Führung von Männern wie Serubbabel, Esra und Nehemia Vertreter aller 12 Stämme Israels nach Jerusalem zurück, bauen den Tempel wieder auf und beten Jehova uneingeschränkt an (Esra 2:1, 2). Das ist wirklich ein geistiges Paradies!
Glühend im Geist
7, 8. Warum müssen die jüdischen Exilanten positiv eingestellt sein, und inwiefern sind die Worte Jesajas ermunternd?
7 Die Worte aus Jesaja, Kapitel 35 haben einen freudigen Klang. Der Prophet sagt der reumütigen Nation eine strahlende Zukunft voraus. Er spricht mit Überzeugung und Optimismus. Zweihundert Jahre später benötigen die exilierten Juden kurz vor ihrer Wiederherstellung dieselbe Überzeugung und denselben Optimismus. Durch Jesaja fordert Jehova sie prophetisch auf: „Stärkt die schwachen Hände, und festigt die Knie, die wanken. Sagt zu denen, die ängstlichen Herzens sind: ‚Seid stark. Fürchtet euch nicht. Seht, euer eigener Gott, mit Rache wird er kommen, ja Gott mit Vergeltung. Er selbst wird kommen und euch retten‘ “ (Jesaja 35:3, 4).
8 Das Ende des langen Exils ist eine Zeit zum Handeln. König Cyrus von Persien, durch den Jehova an Babylon Rache genommen hat, hat verkündet, in Jerusalem solle die Anbetung Jehovas wiederhergestellt werden (2. Chronika 36:22, 23). Die gefährliche Reise von Babylon nach Jerusalem erfordert von Tausenden hebräischen Familien umfangreiche Vorbereitungen. Nach ihrer Ankunft müssen sie passende Wohnmöglichkeiten schaffen und sich auf die gewaltige Aufgabe vorbereiten, den Tempel und die Stadt wieder aufzubauen. All das erscheint einigen Juden in Babylon vielleicht entmutigend. Doch es ist nicht die Zeit, sich schwach oder besorgt zu zeigen. Die Juden sollten sich gegenseitig stärken und auf Jehova vertrauen. Er versichert ihnen, dass sie gerettet werden.
9. Welche großartige Verheißung wird den zurückkehrenden Juden gegeben?
9 Die aus der Gefangenschaft in Babylon Freigelassenen haben allen Grund, sich zu freuen, denn bei ihrer Rückkehr nach Jerusalem erwartet sie Wunderbares. Jesaja sagt voraus: „Zu jener Zeit werden die Augen der Blinden geöffnet, und die Ohren der Tauben, sie werden aufgetan. Zu jener Zeit wird der Lahme klettern wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird jubeln“ (Jesaja 35:5, 6a).
10, 11. Warum müssen die Worte Jesajas für die zurückkehrenden Juden in übertragenem Sinn zu verstehen sein, und worauf deuten sie hin?
10 Jehova hat offensichtlich den geistigen Zustand seines Volkes im Sinn. Für ihre frühere Abtrünnigkeit sind die Israeliten mit 70 Jahren Exil bestraft worden. Jehova hat jedoch sein Volk bei dieser Zuchtmaßnahme nicht mit Blindheit, Taubheit, Lahmheit und Stummheit geschlagen. Daher setzt die Wiederherstellung der Nation Israel nicht das Heilen körperlicher Behinderungen voraus. Jehova stellt das wieder her, was verloren gegangen war: die geistige Gesundheit.
11 Reumütige Juden werden insofern geheilt, als sie in geistiger Hinsicht ihre Sinne wiedererlangen — ihr geistiges Sehvermögen und ihre Fähigkeit, das Wort Jehovas zu hören, es zu reden und ihm zu gehorchen. Sie werden sich der Notwendigkeit bewusst, sich eng an Jehova zu halten. Durch ihren vortrefflichen Lebenswandel preisen sie ‘jubelnd’ ihren Gott. Der früher „Lahme“ wird ein eifriger und sehr tatkräftiger Anbeter Jehovas. Bildlich gesprochen, wird er „klettern wie ein Hirsch“.
Jehova erquickt sein Volk
12. In welchem Ausmaß wird Jehova das Land mit Wasser segnen?
12 Man kann sich schwerlich ein Paradies ohne Wasser vorstellen. Im ursprünglichen Paradies in Eden gab es Wasser in Hülle und Fülle (1. Mose 2:10-14). Und das Land, das Israel erhielt, war „ein Land von Wildbachtälern mit Wasser, Quellen und Wassertiefen“ (5. Mose 8:7). Jesaja äußert daher passenderweise folgende erfrischende Verheißung: „In der Wildnis werden Wasser hervorgebrochen sein und Wildbäche in der Wüstenebene. Und der von der Hitze ausgetrocknete Boden wird wie ein Schilfteich geworden sein und der durstige Boden wie Wasserquellen. An dem Aufenthaltsort von Schakalen, einem Ruheort für sie, wird es grünes Gras mit Schilfrohr und Papyruspflanzen geben“ (Jesaja 35:6b, 7). Wenn sich die Israeliten wieder um das Land kümmern, werden die verödeten Gegenden, wo Schakale umherstreiften, mit üppiger, saftiger Vegetation bedeckt sein. Trockener und staubiger Boden wird in einen „Sumpf“ umgewandelt werden, wo Papyrus und andere Schilfpflanzen wachsen können (Hiob 8:11).
13. Welche Fülle geistigen Wassers wird der wiederhergestellten Nation zur Verfügung stehen?
13 Bedeutsamer ist jedoch das geistige Wasser der Wahrheit, das den repatriierten Juden in Fülle zur Verfügung stehen wird. Durch sein Wort wird Jehova für Erkenntnis, Ermunterung und Trost sorgen. Überdies werden treue ältere Männer und Fürsten „wie Wasserbäche in einem wasserlosen Land“ sein (Jesaja 32:1, 2). Förderer der reinen Anbetung wie Esra, Haggai, Jeschua, Nehemia, Sacharja und Serubbabel werden tatsächlich ein lebendiges Zeugnis für die Erfüllung der Prophezeiung Jesajas sein (Esra 5:1, 2; 7:6, 10; Nehemia 12:47).
Der „Weg der Heiligkeit“
14. Beschreibe die Reise von Babylon nach Jerusalem.
14 Bevor sich die exilierten Juden in buchstäblicher und geistiger Hinsicht solcher Zustände erfreuen können, müssen sie eine lange und gefährliche Reise von Babylon nach Jerusalem unternehmen. Die kürzere Route einzuschlagen würde bedeuten, 800 Kilometer durch ein trockenes, unwirtliches Gebiet zu ziehen. Eine weniger schwierige Strecke würde über 1 600 Kilometer führen. In beiden Fällen wäre man monatelang der Witterung ausgesetzt und liefe Gefahr, sowohl auf wilde Tiere zu stoßen als auch auf Menschen mit einer raubtierartigen Gesinnung. Wer jedoch an Jesajas Prophezeiung glaubt, ist nicht übermäßig besorgt. Warum?
15, 16. (a) Welchen Schutz bietet Jehova den treuen Juden auf ihrer Reise in die Heimat? (b) In welchem weiteren Sinne sorgt Jehova dafür, dass sich die Juden auf einer sicheren Landstraße bewegen können?
15 Jehova verspricht durch Jesaja: „Dort wird es bestimmt eine Landstraße geben, ja einen Weg; und er wird der ‚Weg der Heiligkeit‘ genannt werden. Der Unreine wird nicht darüber ziehen. Und er wird für den auf dem Weg Wandelnden sein, und keine Törichten werden darauf umherirren. Dort wird sich kein Löwe befinden, und raubtierartige wilde Tiere werden nicht darauf hinaufsteigen. Keines wird dort zu finden sein; und die Zurückgekauften sollen dort wandeln“ (Jesaja 35:8, 9). Jehova erhebt Anspruch auf sein Volk! Die Israeliten sind seine „Zurückgekauften“ und er garantiert ihnen sicheres Geleit auf ihrem Weg in die Heimat. Gibt es buchstäblich eine befestigte, aufgeschüttete und abgezäunte Straße von Babylon nach Jerusalem? Nein, doch Jehovas Schutz ist seinem Volk auf der Reise so sicher, als ob es sich auf einer solchen Landstraße befände. (Vergleiche Psalm 91:1-16.)
16 Auch vor geistigen Gefahren sind die Juden geschützt. Die sinnbildliche Landstraße ist der „Weg der Heiligkeit“. Wer heilige Dinge missachtet oder geistig unrein ist, darf nicht darauf reisen. Solche Personen sind in dem wiederhergestellten Land unerwünscht. Anerkannte haben das richtige Motiv. Sie kehren weder aus Nationalstolz noch um persönlicher Interessen willen nach Juda und Jerusalem zurück. Geistig gesinnte Juden sind sich dessen bewusst, dass sie hauptsächlich deshalb zurückkehren, um die reine Anbetung Jehovas in diesem Land wieder einzuführen (Esra 1:1-3).
Jehovas Volk freut sich
17. Wie hat die Prophezeiung Jesajas treue Juden in ihrem langen Exil getröstet?
17 Das 35. Kapitel der Prophezeiung Jesajas klingt freudig aus: „Die von Jehova Erlösten, sie werden zurückkehren und gewiss mit Jubelruf nach Zion kommen; und auf unabsehbare Zeit wird Freude über ihrem Haupt sein. Frohlocken und Freude werden sie erlangen, und Kummer und Seufzen sollen entfliehen“ (Jesaja 35:10). Die gefangenen Juden, die im Exil aus dieser Prophezeiung Trost und Hoffnung geschöpft haben, fragten sich womöglich, wie sie sich wohl in allen Einzelheiten erfüllen würde. Wahrscheinlich haben sie viele Bestandteile der Prophezeiung nicht verstanden. Dennoch ist ihnen völlig klar gewesen, dass sie ‘zurückkehren und gewiss nach Zion kommen’ würden.
18. Auf welche Weise sind Kummer und Seufzen in Babylon durch Frohlocken und Freude in dem wiederhergestellten Land ersetzt worden?
18 So begeben sich im Jahre 537 v. u. Z. rund 50 000 Männer (darunter mehr als 7 000 Sklaven) mit Frauen und Kindern in vollem Vertrauen auf Jehova auf die 4-monatige Reise zurück nach Jerusalem (Esra 2:64, 65). Schon nach wenigen Monaten wird als Vorstufe zum Wiederaufbau des Tempels der Altar Jehovas wieder errichtet. Die 200 Jahre alte Prophezeiung Jesajas hat sich erfüllt. Anstelle des Kummers und des Seufzens der Nation in Babylon herrscht Frohlocken und Freude im wiederhergestellten Land. Jehova hat seine Verheißung wahr gemacht. Ein Paradies — sowohl buchstäblich als auch geistig — ist wieder erstanden!
Die Geburt einer neuen Nation
19. Wieso muss man sagen, dass sich Jesajas Prophezeiung im 6. Jahrhundert v. u. Z. lediglich begrenzt erfüllte?
19 Natürlich erfüllt sich Jesaja, Kapitel 35 im 6. Jahrhundert v. u. Z. nur in begrenztem Umfang. Die paradiesischen Verhältnisse, deren sich die zurückgekehrten Juden erfreuen, sind nicht von Dauer. Die reine Anbetung wird schließlich durch religiöse Irrlehren und den Nationalismus verunreinigt. In geistiger Hinsicht kommt es bei den Juden erneut zu Kummer und Seufzen. Letztendlich verwirft Jehova sie als sein Volk (Matthäus 21:43). Wegen erneuten Ungehorsams ist ihre Freude nicht von Bestand. All das deutet auf eine weitere, größere Erfüllung von Jesaja, Kapitel 35 hin.
20. Welches neue Israel kam im 1. Jahrhundert u. Z. ins Dasein?
20 Zu der von Jehova bestimmten Zeit kam ein anderes Israel, ein geistiges, ins Dasein (Galater 6:16). Die Voraussetzungen für die Geburt dieses neuen Israel schuf Jesus während seines irdischen Dienstes. Er stellte die reine Anbetung wieder her, und durch sein Lehren begannen die Wasser der Wahrheit erneut zu fließen. Er heilte Kranke — in körperlicher und geistiger Hinsicht. Ein Jubelruf ertönte, als die gute Botschaft von Gottes Königreich verkündigt wurde. Sieben Wochen nach seinem Tod und seiner Auferstehung gründete der verherrlichte Jesus die Christenversammlung, ein geistiges Israel, dem Juden und andere angehörten, die durch sein vergossenes Blut erlöst, zu geistigen Söhnen Gottes und Brüdern Jesu gezeugt und mit heiligem Geist gesalbt wurden (Apostelgeschichte 2:1-4; Römer 8:16, 17; 1. Petrus 1:18, 19).
21. Welche Geschehnisse in Verbindung mit der Christenversammlung des 1. Jahrhunderts können als Erfüllung bestimmter Bestandteile der Prophezeiung Jesajas angesehen werden?
21 Als der Apostel Paulus an Glieder des geistigen Israel schrieb, bezog er sich auf die Worte aus Jesaja 35:3 und führte aus: „Richtet auf die schlaffen Hände und die matt gewordenen Knie“ (Hebräer 12:12). Offensichtlich kam es somit im 1. Jahrhundert u. Z. zu einer Erfüllung der Worte aus Jesaja, Kapitel 35. Durch Jesus und seine Jünger wurde in buchstäblichem Sinne Blinden auf übernatürliche Weise das Augenlicht und Tauben das Gehör gegeben. Lahmen wurde ermöglicht zu gehen und Stummen zu reden (Matthäus 9:32; 11:5; Lukas 10:9). Noch bedeutsamer war, dass Gerechtgesinnte aus der falschen Religion flohen und sich in der Christenversammlung eines geistigen Paradieses erfreuten (Jesaja 52:11; 2. Korinther 6:17). Diese Geflohenen stellten fest, dass es wie bei den aus Babylon zurückkehrenden Juden auf einen positiven, mutigen Geist ankam (Römer 12:11).
22. Wie gerieten in der Neuzeit aufrichtige Christen, die die Wahrheit suchten, in babylonische Gefangenschaft?
22 Wie verhält es sich in unseren Tagen? Hat Jesajas Prophezeiung eine weitere Erfüllung, eine umfassendere, die auch die heutige Christenversammlung betrifft? Ja. Nach dem Tod der Apostel ging die Zahl wahrer gesalbter Christen stark zurück; es gab weltweit immer mehr falsche Christen — „Unkraut“ (Matthäus 13:36-43; Apostelgeschichte 20:30; 2. Petrus 2:1-3). Selbst als im 19. Jahrhundert aufrichtige Personen begannen, sich von der Christenheit zu trennen und die reine Anbetung zu suchen, beeinträchtigten unbiblische Lehren immer noch ihr Verständnis. Jesus wurde 1914 als messianischer König inthronisiert, aber schon bald darauf sah die Lage für diese aufrichtigen Wahrheitssucher düster aus. In Erfüllung der Prophezeiung ‘führten die Nationen Krieg mit ihnen und besiegten sie’; diese aufrichtigen Christen wurden in ihrem Bemühen, die gute Botschaft zu predigen, unterdrückt. Tatsächlich gingen sie in babylonische Gefangenschaft (Offenbarung 11:7, 8).
23, 24. Wie haben sich die Worte Jesajas seit 1919 an Gottes Volk erfüllt?
23 Im Jahre 1919 änderte sich allerdings die Situation. Jehova befreite sein Volk aus der Gefangenschaft. Sie verwarfen eine Irrlehre nach der anderen, durch die ihre Anbetung verunreinigt worden war. So kam es, dass sie geheilt wurden. Sie gelangten in ein geistiges Paradies, das sich selbst heute noch weiter über die Erde ausdehnt. In geistigem Sinne lernen die Blinden sehen und die Tauben hören — sie sind völlig wach für das Wirken des heiligen Geistes Gottes und sind sich ständig der Notwendigkeit bewusst, eng mit Jehova verbunden zu bleiben (1. Thessalonicher 5:6; 2. Timotheus 4:5). Nicht mehr stumm, „jubeln“ wahre Christen voller Eifer, indem sie anderen biblische Wahrheiten übermitteln (Römer 1:15). Diejenigen, die einmal geistig schwach oder ‘lahm’ waren, sind jetzt eifrig und freudig. Bildlich gesprochen, können sie „klettern wie ein Hirsch“.
24 Diese wiederhergestellten Christen gehen auf dem „Weg der Heiligkeit“. Dieser „Weg“, der aus Groß-Babylon heraus in ein geistiges Paradies führt, steht allen geistig reinen Anbetern offen (1. Petrus 1:13-16). Sie können auf Jehovas Schutz zählen und dürfen davon überzeugt sein, dass es Satan mit seinen brutalen Angriffen nicht gelingen wird, die wahre Anbetung auszurotten (1. Petrus 5:8). Ungehorsamen und allen, die sich wie Raubtiere verhalten, wird nicht gestattet, diejenigen zu verderben, die sich auf Gottes Landstraße der Heiligkeit befinden (1. Korinther 5:11). In dieser geschützten Umgebung bereitet es Jehovas Erlösten — den Gesalbten und den „anderen Schafen“ — Freude, dem allein wahren Gott zu dienen (Johannes 10:16).
25. Wird es eine buchstäbliche Erfüllung von Jesaja, Kapitel 35 geben? Erkläre es.
25 Was ist von der Zukunft zu sagen? Wird sich Jesajas Prophezeiung jemals buchstäblich erfüllen? Ja. Durch die Wunderheilungen Jesu und seiner Apostel im 1. Jahrhundert wurde bewiesen, dass Jehova willens und fähig ist, künftig solche Heilungen in großem Umfang auszuführen. In den inspirierten Psalmen ist von ewigem Leben unter friedlichen Verhältnissen auf der Erde die Rede (Psalm 37:9, 11, 29). Jesus verhieß Leben im Paradies (Lukas 23:43). Vom ersten bis zum letzten Buch nährt die Bibel die Hoffnung auf ein buchstäbliches Paradies. Dann werden die Blinden, die Tauben, die Lahmen und die Stummen physisch geheilt, und zwar auf Dauer. Kummer und Seufzen werden entfliehen. Freude wird tatsächlich bis auf unabsehbare Zeit herrschen, ja für immer (Offenbarung 7:9, 16, 17; 21:3, 4).
26. Inwiefern stärken Jesajas Worte Christen von heute?
26 Während wahre Christen auf die Wiederherstellung des buchstäblichen Paradieses auf der Erde warten, genießen sie heute schon die Segnungen des geistigen Paradieses. Sie begegnen Prüfungen und Drangsalen mit Optimismus. Mit unerschütterlichem Vertrauen auf Jehova ermuntern sie sich gegenseitig, indem sie den Rat befolgen: „Stärkt die schwachen Hände, und festigt die Knie, die wanken. Sagt zu denen, die ängstlichen Herzens sind: ‚Seid stark. Fürchtet euch nicht.‘ “ Sie vertrauen uneingeschränkt der prophetischen Zusicherung: „Seht, euer eigener Gott, mit Rache wird er kommen, ja Gott mit Vergeltung. Er selbst wird kommen und euch retten“ (Jesaja 35:3, 4).
[Fußnote]
a In der Bibel wird der Libanon der alten Zeit als ein fruchtbares Gebiet beschrieben mit üppigen Wäldern und majestätischen Zedern, vergleichbar mit dem Garten Eden (Psalm 29:5; 72:16; Hesekiel 28:11-13). Scharon war für seine Flüsse und Eichenwälder bekannt; der Karmel war berühmt wegen seiner Weinberge, Obstgärten und mit Blumen übersäten Abhänge.
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Aus Wüstengebieten werden gut bewässerte Orte, wo Schilf und Papyrus wachsen
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Jesus heilte Kranke — sowohl in geistiger als auch in physischer Hinsicht