KAPITEL DREIZEHN
„Jehova hat getan, was er im Sinn hatte“
1. Was sagte Jeremia nach der Zerstörung Jerusalems über die Prophezeiungen Jehovas?
JERUSALEM liegt in Trümmern. Von den Bränden, die die Babylonier gelegt haben, steigt noch immer Rauch auf. Jeremia hat die schrecklichen Schreie der Niedergemetzelten noch im Ohr. Es ist alles genauso gekommen, wie Gott es gesagt hatte. „Jehova hat getan, was er im Sinn hatte“, seufzt der Prophet. Wie elend Jerusalem doch zugrunde gegangen ist! (Lies Klagelieder 2:17.)
2. Welche Prophezeiung aus älterer Zeit erfüllte sich vor Jeremias Augen?
2 Jeremia erlebte die Erfüllung von vielen Prophezeiungen, die an Gottes Volk gerichtet waren. Auch von Prophezeiungen aus älterer Zeit. Jahrhunderte zuvor hatte Moses den Israeliten die Auswirkungen von Gehorsam und Ungehorsam vor Augen geführt: entweder „Segen“ oder „Fluch“. Jehova wünschte seinem Volk natürlich den Segen. Doch wenn sie ungehorsam wären, müssten sie mit dem Schlimmsten rechnen. Moses sagte ihnen warnend, dass sie dann „das Fleisch ihrer Söhne und das Fleisch ihrer Töchter essen“ würden, und Jeremia wiederholte diese Warnung (5. Mo. 30:19, 20; Jer. 19:9; 3. Mo. 26:29). Manche konnten sich bestimmt nicht vorstellen, dass so etwas Furchtbares überhaupt möglich wäre. Doch genau so kam es, und zwar während der Belagerung durch die Babylonier, als nichts Essbares mehr aufzutreiben war. „Die Hände mitleidiger Frauen haben ihre eigenen Kinder gekocht“, berichtet Jeremia. „Sie sind einem wie Brot der Tröstung geworden beim Zusammenbruch der Tochter meines Volkes“ (Klag. 4:10). Wie grauenhaft!
3. Warum sandte Jehova Propheten zu seinem Volk?
3 Jehova sandte Propheten wie Jeremia natürlich nicht nur zu seinem Volk, damit sie Unglück ankündigten. Er wollte, dass sein Volk zu ihm umkehrte und ihm wieder treu diente. Sein Herzenswunsch war es, dass Sünder bereuten. Das hob auch Esra hervor: „Jehova, der Gott ihrer Vorväter, sandte durch seine Boten fortgesetzt Warnungen an sie, immer und immer wieder hinsendend, denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und mit seiner Wohnung“ (2. Chr. 36:15; lies Jeremia 26:3, 12, 13).
4. Wie empfand Jeremia, als er seine Botschaft überbrachte?
4 Auch Jeremia hatte Mitgefühl mit seinem Volk. Das erkennt man an den verzweifelten Worten, die er vor der Zerstörung Jerusalems ausstieß. Dieses drohende Unglück beunruhigte ihn tief. Wenn die Leute doch nur auf seine Botschaft hören würden, dann bliebe ihnen diese Katastrophe erspart! Versuch dir einmal vorzustellen, wie aufgewühlt Jeremia war, als er Gottes Botschaft überbrachte. „O meine Eingeweide, meine Eingeweide!“, schrie er. „Ich winde mich vor Schmerzen in meines Herzens Wänden. Mein Herz ist ungestüm in mir. Ich kann nicht schweigen, denn den Schall des Horns hat meine Seele gehört, das Alarmsignal des Krieges“ (Jer. 4:19). Er konnte nicht still bleiben. Er musste den Menschen einfach sagen, was auf sie zukam.
WARUM KONNTE JEREMIA SO SICHER SEIN?
5. Warum konnte Jeremia seine Botschaft mit Überzeugung predigen?
5 Warum konnte Jeremia zuversichtlich sein, dass seine Prophezeiungen eintreffen würden? (Jer. 1:17; 7:30; 9:22). Da er einen starken Glauben hatte und sich intensiv mit den heiligen Schriften beschäftigte, war ihm völlig klar, dass Gottes Prophezeiungen immer eintreffen. Die Geschichte bestätigte ihm, dass Jehova Entwicklungen voraussagen konnte, die vom menschlichen Standpunkt aus undenkbar waren. Zum Beispiel die Befreiung der Israeliten aus Ägypten. Jeremia kannte den Bericht aus 2. Mose. Ihm waren auch die Worte Josuas, eines Augenzeugen, bekannt, der die Israeliten erinnert hatte: „Ihr wisst wohl mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele, dass kein einziges Wort von allen guten Worten, die Jehova, euer Gott, zu euch geredet hat, dahingefallen ist. Sie alle sind für euch eingetroffen. Kein einziges Wort von ihnen ist dahingefallen“ (Jos. 23:14).
6, 7. (a) Warum ist es gut, den Prophezeiungen Jeremias Aufmerksamkeit zu schenken? (b) Was hilft uns, die Botschaft mit Überzeugung zu predigen?
6 Warum ist es gut, den Prophezeiungen Jeremias Aufmerksamkeit zu schenken? Erstens, weil Jeremia voll und ganz auf Jehovas Worte vertraute und auch allen Grund dazu hatte. Zweitens, weil sich einige seiner Prophezeiungen vor unseren Augen erfüllen und die Erfüllung anderer bevorsteht. Drittens, weil er ein so außergewöhnlicher Prophet war — was man allein schon an der großen Zahl seiner Prophezeiungen und an seinem kraftvollen Auftreten erkennt. „Selbst in Gesellschaft der Propheten ragt Jeremia als ein Gigant heraus“, schrieb ein Gelehrter. Er war ein so dynamischer Prophet für Gottes Volk, dass einige, die Jesus sprechen hörten, automatisch an Jeremia erinnert wurden (Mat. 16:13, 14).
7 Genauso wie Jeremia leben wir in einer Zeit, in der sich bedeutende Prophezeiungen erfüllen. Und wie Jeremia dürfen wir unser Vertrauen nicht verlieren, dass die Voraussagen Gottes immer eintreffen (2. Pet. 3:9-14). Wie gelingt uns das? Indem wir uns selbst immer wieder davon überzeugen, dass Gottes Prophezeiungen absolut zuverlässig sind. In diesem Kapitel werden wir deshalb näher auf Prophezeiungen Jeremias eingehen, deren Erfüllung er selbst erlebte. Andere seiner Prophezeiungen, die wir hier besprechen werden, erfüllten sich später. Und wieder andere berühren uns ganz persönlich und werden sich auf unsere Zukunft auswirken. Diese Abhandlung soll unser Vertrauen in Gottes prophetische Aussagen vertiefen und uns in der Überzeugung bestärken: Jehova tut, was er im Sinn hat (Klag. 2:17).
Warum erweckte Jehova Propheten? Warum vertraust du den Prophezeiungen über die kommende Vernichtung?
PROPHEZEIUNGEN JEREMIAS, DIE SICH VOR SEINEN AUGEN ERFÜLLTEN
8, 9. Was macht die Bibel zu einem außergewöhnlichen Buch?
8 Vorhersagen gibt es in Hülle und Fülle. Wirtschaftswissenschaftler, Politiker, Meteorologen oder auch Astrologen versuchen, in die Zukunft zu blicken. Dabei fällt oft auf, wie schwierig es ist, präzise vorauszusagen, was auch nur in den nächsten Tagen oder Wochen geschieht. Die Bibel dagegen zeichnet sich durch genaue Prophezeiungen aus (Jes. 41:26; 42:9). Alles, was Jeremia vorhersagte — ob für die nahe Zukunft oder später —, wurde wahr. Viele seiner Voraussagen drehten sich um Einzelpersonen oder ganze Völker. Sehen wir uns zunächst einige Prophezeiungen an, die sich zu seinen Lebzeiten erfüllten.
9 Wer kann heute schon voraussagen, wie die Welt in ein, zwei Jahren aussehen wird? Oder wer kann einen politischen Umschwung treffsicher prognostizieren? Jeremia konnte es. Unter Inspiration prophezeite er, dass Babylon seinen Machteinfluss ausweiten werde. Babylon, so sagte er, sei der „goldene Becher“, aus dem Jehova seinen Zorn über Juda und viele benachbarte Städte und Völker ausgießen werde, sodass sie unterjocht würden (Jer. 51:7). Und genau das erlebten Jeremia und seine Zeitgenossen. (Vergleiche Jeremia 25:15-29; 27:3-6; 46:13.)
10. Was ließ Jehova über vier judäische Könige prophezeien?
10 Jeremia sagte im Auftrag Jehovas auch voraus, wie es mit vier judäischen Königen ausgehen würde. Jehoahas oder Schallum, ein Sohn König Josias, werde ins Exil gehen und nie wieder nach Juda zurückkehren (Jer. 22:11, 12). Und so kam es auch (2. Kö. 23:31-34). Seinem Nachfolger Jojakim wurde das „Begräbnis eines Esels“ angekündigt (Jer. 22:18, 19; 36:30). Die Bibel sagt zwar nicht, wie er starb oder was mit seiner Leiche passierte. Tatsache ist aber, dass er während der Belagerung von seinem Sohn Jojachin abgelöst wurde. Von Jojachin (auch bekannt als Konja oder Jechonja) hieß es, dass er nach Babylon verschleppt werden und dort sterben sollte (Jer. 22:24-27; 24:1). Auch das traf ein. Und was war mit Zedekia, dem letzten König? Er sollte seinen Feinden in die Hände fallen und sie würden kein Erbarmen mit ihm haben (Jer. 21:1-10). Wie erfüllte sich das? Die Feinde nahmen ihn gefangen, ermordeten seine Söhne, die noch Kinder waren, vor seinen Augen, blendeten ihn und brachten ihn nach Babylon, wo er starb (Jer. 52:8-11). Alle diese Prophezeiungen bewahrheiteten sich.
11. Wer war Hananja, und was sagte Jehova über ihn voraus?
11 In Jeremia, Kapitel 28 lesen wir über den falschen Propheten Hananja, der während der Regierungszeit Zedekias in Erscheinung trat. Er widersprach der Ankündigung Jehovas, Jerusalem werde in der Hand Babylons bleiben. Dreist behauptete er, das Joch der Sklaverei, das Nebukadnezar den Judäern und anderen Völkern auferlegt hatte, werde zerbrochen. Doch Jeremia stellte ihn auf Anweisung Jehovas als Lügner bloß, betonte nochmals, dass viele Völker den Babyloniern dienen würden, und kündigte diesem verlogenen Propheten an, er werde innerhalb eines Jahres sterben. Genauso kam es. (Lies Jeremia 28:10-17.)
12. Wie reagierten die meisten Juden auf Jeremias Prophezeiung über die Zerstörung Jerusalems?
12 Im Mittelpunkt der Prophezeiungen Jeremias stand allerdings der Untergang Jerusalems. Unermüdlich warnte Jeremia davor, dass die Stadt vernichtet würde, wenn die Juden ihren Götzendienst und ihre Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten nicht bereuten (Jer. 4:1; 16:18; 19:3-5, 15). Viele hielten die Zerstörung Jerusalems für undenkbar. Schließlich stand dort ja Gottes Tempel. Wie könnte Jehova je zulassen, dass dieses Heiligtum niedergerissen wird? Ausgeschlossen, dachten sie. Doch Jehova lügt nicht, das wissen wir. Er tat, was er im Sinn hatte (Jer. 52:12-14).
13. (a) Warum leben wir in einer ähnlichen Zeit wie Jeremia? (b) Warum sind die Versprechen, die Jehova Einzelpersonen gab, für uns von Interesse?
13 Gottes Volk befindet sich heute in einer ähnlichen Situation wie die treuen Anbeter Jehovas zu Jeremias Zeiten. Wir kennen Jehovas Beschluss, bald über alle, die seine Warnungen in den Wind schlagen, Unglück zu bringen. Dennoch geben uns Gottes prophetische Aussprüche Auftrieb. So erging es zum Beispiel auch den Rechabitern, die Jehova treu blieben und sich genau an die Anweisungen ihres Vorfahren hielten. Ihnen versprach Gott, dass sie die Zerstörung Jerusalems überleben würden. Auch das bewahrheitete sich. Darauf deutet die spätere Erwähnung „Malkijas, des Sohnes Rechabs“, hin. Er half beim Wiederaufbau Jerusalems mit, als Nehemia Statthalter war (Neh. 3:14; Jer. 35:18, 19). Jehova sicherte auch Ebed-Melech zu, dass er mit dem Leben davonkommen werde, weil er auf ihn vertraut und Jeremia unterstützt hatte (Jer. 38:11-13; 39:15-18). Baruch, dem Freund Jeremias, versprach Gott ebenfalls, ihm seine „Seele zur Beute“ zu geben (Jer. 45:1, 5). Welchen Schluss ziehst du aus der Erfüllung dieser Prophezeiungen? Was wird Jehova für dich persönlich tun, wenn du ihm treu bleibst? (Lies 2. Petrus 2:9.)
Wie zeigte sich an Ebed-Melech, Baruch und den Rechabitern, dass Gottes Prophezeiungen absolut zuverlässig sind? Wie denkst du über diese Prophezeiungen?
PROPHEZEIUNGEN, DIE SICH SPÄTER ERFÜLLTEN
14. Warum war das, was Gott über Nebukadnezar voraussagte, so bemerkenswert?
14 Gott sagte vorher, dass Nebukadnezar nicht nur Juda, sondern auch Ägypten erobern würde (Jer. 25:17-19). Das muss äußerst abwegig erschienen sein, denn Ägypten war sehr mächtig. Es hatte sogar Juda in seiner Gewalt gehabt (2. Kö. 23:29-35). Nach dem Untergang Jerusalems entschieden sich die zurückgelassenen Juden dafür, aus dem Land wegzuziehen und in Ägypten Zuflucht zu suchen. Und das, obwohl Jehova sie ausdrücklich davor gewarnt hatte. Wenn sie in Juda blieben, würde er sie segnen. Sollten sie dagegen nach Ägypten fliehen, werde sie dort das Schwert, vor dem sie sich fürchteten, einholen (Jer. 42:10-16; 44:30). Ob Jeremia noch miterlebte, dass die Babylonier in Ägypten einfielen, geht aus seinen Aufzeichnungen nicht hervor. Sicher ist aber, dass die israelitischen Flüchtlinge von der Erfüllung der Prophezeiungen Jehovas überrollt wurden, als die Babylonier Anfang des 6. Jahrhunderts v. u. Z. Ägypten eroberten (Jer. 43:8-13).
15, 16. Wie erfüllte sich die Vorhersage über die Befreiung des Volkes Gottes?
15 Aber auch Babylon selbst — die Macht, die Ägypten erobert hatte — sollte gestürzt werden. Ein Jahrhundert im Voraus prophezeite Jeremia präzise, dass Babylon völlig überraschend eingenommen werden würde. Die schützenden Wasser sollten „ausgetrocknet werden“ und die starken Männer würden nicht kämpfen (Jer. 50:38; 51:30). Diese Prophezeiungen erfüllten sich bis ins Kleinste, als die Meder und die Perser den Euphrat umleiteten, das Flussbett durchwateten, in die Stadt eindrangen und sie in einem Überraschungsangriff einnahmen. Genauso beeindruckend ist die Vorhersage, dass die Stadt zur Einöde werden sollte (Jer. 50:39; 51:26). Noch heute zeugt die trostlose Gegend, in der einst das mächtige Babylon stand, von der Zuverlässigkeit der Prophezeiungen Gottes.
16 Jehova hatte durch Jeremia angekündigt, dass die Juden den Babyloniern 70 Jahre lang dienen sollten. Danach werde Gott sein Volk wieder in die Heimat zurückbringen. (Lies Jeremia 25:8-11; 29:10.) Daniel war von dieser Prophezeiung absolut überzeugt und konnte somit genau sagen, wann „die Verwüstungen Jerusalems“ enden würden (Dan. 9:2). „Damit das Wort Jehovas aus dem Mund Jeremias erfüllt würde“ — so erfahren wir von Esra —, „erweckte Jehova den Geist des Cyrus, des Königs von Persien“, der Babylon eingenommen hatte, worauf er die Juden in ihr Land zurückkehren ließ (Esra 1:1-4). Wie Jeremia vorhergesagt hatte, konnten sich die Rückkehrer jetzt von Herzen über den Frieden in ihrer Heimat freuen und die reine Anbetung wiederherstellen (Jer. 30:8-10; 31:3, 11, 12; 32:37).
17. Auf welche zwei Begebenheiten haben sich Jeremias Worte über das „Weinen“ in Rama anscheinend bezogen?
17 Jeremia zeichnete auch Prophezeiungen auf, die sich erst viel später erfüllen sollten. Er schrieb beispielsweise: „Dies ist, was Jehova gesagt hat: ‚In Rama wird eine Stimme gehört, Wehklage und bitteres Weinen; Rahel weint um ihre Söhne. Sie hat sich geweigert, sich trösten zu lassen über ihre Söhne, weil sie nicht mehr sind‘ “ (Jer. 31:15). Wie es scheint, wurden nach der Zerstörung Jerusalems 607 v. u. Z. die gefangenen Juden zunächst in der Stadt Rama, 8 Kilometer nördlich von Jerusalem, versammelt. Einige Gefangene wurden dort vielleicht sogar hingerichtet. Das war möglicherweise eine erste Erfüllung der Prophezeiung, dass Rahel über den Tod ihrer „Söhne“ weinen werde. Über sechs Jahrhunderte danach ließ König Herodes die kleinen Kinder von Bethlehem umbringen. Wie der Evangelist Matthäus erklärte, spielte die Aussage Jeremias auf die Verzweiflung über dieses Massaker an (Mat. 2:16-18).
18. Wie erfüllte sich Gottes Prophezeiung über Edom?
18 Noch eine andere Prophezeiung erfüllte sich im 1. Jahrhundert u. Z. Gott hatte durch Jeremia vorausgesagt, dass Edom zu den Völkern gehören sollte, die von den Babyloniern erobert würden (Jer. 25:15-17, 21; 27:1-7). Doch die Prophezeiung Gottes umfasste noch mehr. Edom sollte so werden wie Sodom und Gomorra — für immer unbewohnt, aus dem Dasein ausgelöscht (Jer. 49:7-10, 17, 18). Und genauso kam es. Wo würde man die Namen Edom und Edomiter heute suchen? Auf irgendwelchen aktuellen Karten? Da wird man sie kaum finden. Wenn, dann schon eher in Büchern über das Altertum und biblische Geschichte oder auf Karten über diese Zeit. Flavius Josephus berichtet, dass die Edomiter im 2. Jahrhundert v. u. Z. gezwungen wurden, zum Judaismus überzutreten. Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 u. Z. hörten sie dann als Volk auf zu bestehen.
19. Was erfahren wir aus dem Bibelbuch Jeremia über Gottes Fähigkeit, Prophezeiungen eintreffen zu lassen?
19 Überall im Bibelbuch Jeremia begegnen uns Prophezeiungen über Einzelpersonen oder ganze Völker. Die meisten haben sich bereits erfüllt. Schon allein deswegen bringt es uns viel, uns eingehend mit dem Buch Jeremia zu beschäftigen. Es bestätigt uns etwas, was wir über unseren großen Gott wissen. Jehova hat getan, was er im Sinn hatte, und das wird er auch in Zukunft tun. (Lies Jesaja 46:9-11.) Stärkt das nicht dein Vertrauen auf die Voraussagen der Bibel? Einige Prophezeiungen Jeremias berühren dich und deine Zukunft. Darauf gehen wir jetzt etwas näher ein.
Welche Prophezeiungen haben sich nach dem Tod Jeremias erfüllt, und warum sind sie für dich von Interesse?
PROPHEZEIUNGEN, DIE UNS GANZ PERSÖNLICH BERÜHREN
20—22. Warum kann man sagen, dass biblische Prophezeiungen oft mehr als eine Erfüllung haben? Führe Beispiele an.
20 Biblische Prophezeiungen können mehr als nur eine Erfüllung haben. Das gilt auch für Jesu Antwort auf die Frage seiner Jünger nach dem Zeichen seiner „Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge“ (Mat. 24:3). Eine Erfüllung dieser Prophezeiung fällt in die Jahre 66 bis 70 u. Z. Doch gewisse Punkte müssen sich auch während der „großen Drangsal“ erfüllen, die über die schlechte Welt von heute kommt. Das wird eine Drangsal sein, „wie es seit Anfang der Welt bis jetzt keine gegeben hat, nein, noch wieder geben wird“ (Mat. 24:21). Ähnliche Parallelen kommen auch in den Prophezeiungen Jeremias vor. Einige hatten 607 v. u. Z. eine erste Erfüllung, aber dann noch eine viel spätere, wie etwa die Aussage: „Rahel weint um ihre Söhne“ (Jer. 31:15). Manche Prophezeiungen Jeremias reichen sogar bis in die heutige Zeit hinein und berühren uns ganz persönlich.
21 Dazu ein Beispiel. Der Apostel Johannes bezog sich unter Inspiration auf Prophezeiungen, die Jeremia über den Untergang Babylons (539 v. u. Z.) gemacht hatte. In seinem Bibelbuch Offenbarung finden wir Parallelen zwischen dem damaligen Geschehen und einem noch viel größeren Untergang. Zu den Prophezeiungen Jeremias, die sich in der heutigen Zeit erfüllen, gehört die Ankündigung, dass ein großes Imperium fallen würde — das Weltimperium der falschen Religion, „Babylon die Große“ (Offb. 14:8; 17:1, 2, 5; Jer. 50:2; 51:8). Gottes Volk müsste aus ihr hinausgehen, um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden wie sie (Offb. 18:2, 4; Jer. 51:6). Das die Stadt umgebende Wasser, das ihre Völker oder Anhänger symbolisiert, sollte „vertrocknen“ (Jer. 51:36; Offb. 16:12).
22 In der Zukunft wird sich das Versprechen Gottes bewahrheiten, der falschen Religion alles heimzuzahlen, was sie seinem Volk angetan hat. „Zahlt ihr gemäß ihrem Tun zurück“, sagt Jehova. „Gemäß allem, was sie getan hat“ (Jer. 50:29; 51:9; Offb. 18:6). Das symbolische Land der falschen Religion wird zur Einöde werden (Jer. 50:39, 40).
23. Was für eine Wiederherstellung, die Jeremia vorhergesagt hatte, fand im 20. Jahrhundert statt?
23 Wie wir gesehen haben, spricht aus den Prophezeiungen Jeremias aber auch Optimismus. So kündigte er für unsere Zeit die Wiederherstellung der wahren Anbetung an. Die Befreiung der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft findet eine Parallele in der Befreiung des Volkes Gottes aus Groß-Babylon. Nachdem das Königreich im Himmel zu regieren begonnen hatte, führte Jehova sein Volk zur reinen Anbetung zurück, was große Dankbarkeit und übersprudelnde Freude ausgelöst hat. Er hat die Bemühungen seiner Diener gesegnet, andere zum wahren Glauben hinzuführen und sie großzügig mit geistiger Speise zu versorgen. (Lies Jeremia 30:18, 19.) Wir haben auch erlebt, dass Jehova sein Versprechen eingelöst hat, für Hirten zu sorgen — reife Brüder, die wirklich für die Herde da sind und sie beschützen (Jer. 3:15; 23:3, 4).
24. Welche dramatische Prophezeiung Jeremias muss sich noch erfüllen?
24 Jeremias Hoffnungsbotschaften für die Treuen enthielten zugleich Unglücksbotschaften für die Untreuen. So ist es auch heute. Wie ernst die Lage ist, erkennt man an den Worten: „Die von Jehova Erschlagenen werden schließlich an jenem Tag gewiss von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde sein. Sie werden nicht beklagt, noch werden sie zusammengesammelt noch begraben werden. Zu Dünger auf der Oberfläche des Erdbodens werden sie werden“ (Jer. 25:33).
25. Welche Verantwortung hat Gottes Volk heute?
25 Wie Jeremia leben auch wir in kritischen Zeiten. Damals wie heute bedeutet die Reaktion der Menschen auf die Botschaft Jehovas Leben oder Tod. Natürlich sind wir keine inspirierten Propheten und dürfen nichts zum unfehlbaren Wort Gottes hinzufügen. Wir haben aber den Auftrag, die gute Botschaft vom Königreich bis zum Ende des heutigen Systems zu predigen (Mat. 28:19, 20). Dabei möchten wir die Worte Jehovas bestimmt nicht „wegstehlen“, das heißt anderen verschweigen, was auf sie zukommt. (Lies Jeremia 23:30.) Wir sind entschlossen, nichts von der Aussagekraft und der Wirkung dieser Worte wegzunehmen. Viele der Prophezeiungen Jeremias haben sich bereits erfüllt. Wir können also absolut überzeugt sein, dass sich die anderen ebenfalls erfüllen werden. Wir müssen den Menschen mitteilen, dass Jehova alles tun wird, was er im Sinn hat und „was er seit den Tagen vor alters geboten hat“ (Klag. 2:17).
26. Auf welche Prophezeiung geht das nächste Kapitel ein?
26 Eine Besprechung des Prophetendienstes und der Botschaft Jeremias wäre ohne eine Abhandlung über den „neuen Bund“ unvollständig. Im Zusammenhang mit dem neuen Bund gab Jehova seinem Volk ein feierliches Versprechen: Er würde ihnen sein Gesetz ins Herz schreiben (Jer. 31:31-33). Auf diese Prophezeiung geht das nächste Kapitel ein. Ihre Erfüllung berührt auch dich.
Welche Prophezeiungen Jeremias haben sich in neuerer Zeit erfüllt? Wie denkst du über die Prophezeiungen, die sich noch erfüllen müssen?