KAPITEL 7
Die Völker „werden erkennen müssen, dass ich Jehova bin“
FOKUS: Das Verhältnis zwischen Israel und seinen gottentehrenden Nachbarvölkern und was wir daraus lernen können
1, 2. (a) Warum glich Israel einem einsamen Schaf unter Wölfen? (Siehe Anfangsbild.) (b) Was ließen die Israeliten und ihre Könige zu?
HUNDERTE von Jahren glich Israel einem einsamen Schaf unter einem Rudel Wölfe. Im Osten wurden die Israeliten von den Ammonitern, Moabitern und Edomitern bedroht. Im Westen lebten die Philister, die sie ständig befeindeten. Im Norden lag Tyrus, eine wohlhabende und einflussreiche Handelsmetropole. Im Süden erstreckte sich das alte Ägypten, das von dem Pharao, einem Gottkönig, regiert wurde.
2 Wenn die Israeliten auf Jehova vertrauten, beschützte er sie. Doch immer wieder ließen sich die Könige und das Volk von den Nachbarvölkern negativ beeinflussen. König Ahab ist nur ein Beispiel dafür. Er herrschte im Zehnstämmereich Israel und war ein Zeitgenosse des jüdischen Königs Josaphat. Ahab heiratete eine Tochter des sidonischen Königs, dem das reiche Tyrus unterstand. Diese Frau, Isebel, war eine fanatische Verfechterin des Baalskultes. Sie beeinflusste ihren willensschwachen Mann, die reine Anbetung in beispiellosem Ausmaß zu verunreinigen (1. Kö. 16:30-33; 18:4, 19).
3, 4. (a) Auf wen richtete Hesekiel als Nächstes seine Aufmerksamkeit? (b) Mit welchen Fragen beschäftigen wir uns jetzt?
3 Jehova hatte sein Volk wiederholt davor gewarnt, welche Folgen Untreue hätte. Nun war seine Geduld am Ende (Jer. 21:7, 10; Hes. 5:7-9). 609 v. u. Z. fiel das babylonische Heer zum dritten Mal ins Land der Verheißung ein. Ihr letzter Einfall lag fast zehn Jahre zurück. Doch dieses Mal würden sie die Mauern Jerusalems durchbrechen und rigoros alle unterwerfen, die gegen Nebukadnezar rebellierten. Als die Belagerung begann und sich die inspirierten Prophezeiungen von Hesekiel in allen traurigen Einzelheiten erfüllten, richtete er seine Aufmerksamkeit auf Israels Nachbarvölker.
Die Völker, die Jehovas Namen in den Schmutz zogen, sollten nicht straflos davonkommen
4 Wie Jehova Hesekiel mitteilte, würden sich die Feinde Judas über die Zerstörung Jerusalems freuen und die Überlebenden schikanieren. Doch die Völker, die Jehovas Namen in den Schmutz zogen, sein Volk negativ beeinflussten und verfolgten, sollten nicht straflos davonkommen. Welche Lehren enthält das Verhältnis zwischen Israel und diesen Völkern? Und warum geben Hesekiels Prophezeiungen uns heute Hoffnung?
Verwandte, die Israel mit Verachtung behandelten
5, 6. In welchem Verhältnis standen die Ammoniter zu den Israeliten?
5 Ammon, Moab und Edom waren im Grunde mit Israel blutsverwandt. Doch trotz dieser familiären Verbindung und der gemeinsamen Vergangenheit waren sie für ihre andauernde Feindseligkeit gegenüber Gottes Volk bekannt. Sie hatten für Israel nichts als Verachtung übrig (Hes. 25:6).
6 Man denke nur an die Ammoniter. Sie stammten von Abrahams Neffen Lot ab, und zwar über dessen jüngere Tochter (1. Mo. 19:38). Ihre Sprache war dem Hebräischen so ähnlich, dass die Israeliten sie wahrscheinlich verstanden. Weil sie miteinander verwandt waren, sollten die Israeliten keinen Krieg gegen die Ammoniter beginnen (5. Mo. 2:19). Doch die Ammoniter unterstützten in der Zeit der Richter den Moabiterkönig Eglon, der Israel unterdrückte (Ri. 3:12-15, 27-30). Auch als Saul später König wurde, griffen die Ammoniter Israel an (1. Sam. 11:1-4). Und zur Zeit von König Josaphat taten sie sich erneut mit Moab zusammen und fielen ins Land der Verheißung ein (2. Chr. 20:1, 2).
7. Wie behandelten die Moabiter die Israeliten?
7 Die Moabiter waren ebenfalls Nachkommen von Lot, aber über seine ältere Tochter (1. Mo. 19:36, 37). Jehova sagte zu den Israeliten, dass sie sich nicht auf Krieg mit Moab einlassen sollten (5. Mo. 2:9). Aber die Moabiter erwiderten diese Freundlichkeit nicht. Statt ihren Verwandten zu helfen, die gerade aus der Sklaverei in Ägypten entkommen waren, wollten sie sie sogar daran hindern, in das von Gott versprochene Land einzuziehen. Der Moabiterkönig Balak bezahlte Bileam dafür, die Israeliten zu verfluchen. Er erfuhr von Bileam, wie er die israelitischen Männer zu Unmoral und Götzendienst verleiten könnte (4. Mo. 22:1-8; 25:1-9; Offb. 2:14). Über Jahrhunderte, bis zur Zeit Hesekiels, machten die Moabiter den Israeliten das Leben schwer (2. Kö. 24:1, 2).
8. Warum bezeichnete Jehova Edom als Israels Bruder, doch wie verhielten sich die Edomiter?
8 Die Edomiter stammten von Jakobs Zwillingsbruder Esau ab, weshalb Jehova sie als Brüder der Israeliten bezeichnete (5. Mo. 2:1-5; 23:7, 8). Trotzdem bekämpften sie die Israeliten vom Auszug aus Ägypten an bis zur Zerstörung Jerusalems 607 v. u. Z. (4. Mo. 20:14, 18; Hes. 25:12). Die Edomiter freuten sich über das Leid der Israeliten und feuerten die Babylonier bei der Zerstörung Jerusalems sogar an. Das war aber noch nicht alles. Sie versperrten ihren Brüdern sogar die Flucht und lieferten sie dem Feind aus (Ps. 137:7; Ob. 11, 14).
9, 10. (a) Was geschah mit Ammon, Moab und Edom? (b) Welche Beispiele zeigen, dass nicht alle aus diesen Völkern Feinde Israels waren?
9 Die Feindseligkeit der Verwandten Israels sollte nicht ungestraft bleiben. Jehova sagte, er würde die Ammoniter „den Bewohnern des Ostens zum Besitz geben, sodass man sich unter den Völkern nicht mehr an die Ammoniter erinnern wird.“ Er fügte hinzu: „Ich werde an Moab das Urteil vollstrecken, und sie werden erkennen müssen, dass ich Jehova bin“ (Hes. 25:10, 11). Ungefähr fünf Jahre nach dem Fall Jerusalems begannen sich diese Prophezeiungen zu erfüllen – Ammon und Moab wurden von den Babyloniern besiegt. Über Edom sagte Jehova, er würde „darin Mensch und Vieh auslöschen und es zur Einöde machen“ (Hes. 25:13). Wie vorausgesagt gab es Ammon, Moab und Edom irgendwann nicht mehr (Jer. 9:25, 26; 48:42; 49:17, 18).
10 Doch nicht alle aus diesen Völkern hatten Gottes Volk befeindet. Der Ammoniter Zelek und der Moabiter Jithma beispielsweise gehörten zu den starken Kriegern König Davids (1. Chr. 11:26, 39, 46; 12:1). Und auch die Moabiterin Ruth wurde eine treue Dienerin Jehovas (Ruth 1:4, 16, 17).
Ein einziges Zugeständnis kann der Schritt in den Abgrund sein
11. Was lernen wir aus dem Verhältnis, das Israel zu Ammon, Moab und Edom hatte?
11 Welche Lehren enthält das Verhältnis, das die Israeliten zu diesen Völkern hatten? Als die Israeliten unachtsam wurden, schlichen sich die unreinen religiösen Bräuche ihrer Verwandten ein – zum Beispiel die Anbetung des moabitischen Baal von Peor und des ammonitischen Molech (4. Mo. 25:1-3; 1. Kö. 11:7). Etwas Ähnliches könnte auch uns passieren. Möglicherweise setzen uns Angehörige, die keine Zeugen Jehovas sind, unter Druck, Zugeständnisse zu machen. Sie verstehen vielleicht nicht, warum wir weder Ostern noch Weihnachten feiern und uns auch nicht an anderen üblichen Bräuchen beteiligen, die mit falschen Glaubensansichten zu tun haben. In bester Absicht wollen sie uns womöglich so weit bringen, dass wir von unseren Prinzipien abrücken, wenn auch nur kurz. Geben wir einem solchen Druck nie nach! Wie die Geschichte Israels zeigt, kann ein einziges Zugeständnis der Schritt in den Abgrund sein.
12, 13. Welchen Widerstand erleben wir womöglich, doch was könnte unsere Treue bewirken?
12 Wir können aus Israels Erlebnissen mit Ammon, Moab und Edom noch mehr lernen. Vielleicht stoßen wir wegen unseres Glaubens bei unseren Angehörigen auf heftigen Widerstand. Wie Jesus sagte, könnte die Botschaft, die wir predigen, „trennen“ – „einen Mann von seinem Vater und eine Tochter von ihrer Mutter“ (Mat. 10:35, 36). Jehova hatte die Israeliten angewiesen, es mit ihren Verwandten nicht auf einen Streit anzulegen. Auch wir suchen mit Angehörigen, die Jehova nicht dienen, keine Konfrontation. Trotzdem müssen wir mit Widerstand rechnen (2. Tim. 3:12).
13 Doch selbst wenn unsere Verwandten unseren Dienst für Jehova nicht direkt bekämpfen, dürfen wir uns von ihnen nicht stärker beeinflussen lassen als von Jehova. Warum nicht? Weil Jehova es verdient, dass unsere Liebe zu ihm größer ist als zu unserer Familie. (Lies Matthäus 10:37.) Und wer weiß: Wenn wir treu zu Jehova stehen, könnten sich uns Angehörige in der reinen Anbetung anschließen wie damals Zelek, Jithma und Ruth (1. Tim. 4:16). Dann erleben auch sie, wie viel Freude es macht, dem einzig wahren Gott zu dienen und von ihm geliebt und beschützt zu werden.
„Heftige Strafen“ für die Feinde Jehovas
14, 15. Wie behandelten die Philister die Israeliten?
14 Die Philister waren von der Insel Kreta in das Land ausgewandert, das Jehova später Abraham und seinen Nachkommen versprach. Sowohl Abraham als auch Isaak kamen mit den Philistern in Berührung (1. Mo. 21:29-32; 26:1). Als die Israeliten in das Land der Verheißung einzogen, waren die Philister bereits ein mächtiges Volk mit furchterregenden Streitkräften. Sie verehrten Götter wie Baal-Sebub und Dagon (1. Sam. 5:1-4; 2. Kö. 1:2, 3). Manchmal verehrten auch die Israeliten diese falschen Götter (Ri. 10:6).
15 Wegen der Untreue der Israeliten ließ Jehova zu, dass die Philister viele Jahre über sie herrschten (Ri. 10:7, 8; Hes. 25:15). Sie erlegten ihnen massive Einschränkungen aufa und töteten viele von ihnen (1. Sam. 4:10). Doch immer wenn die Israeliten bereuten und zu Jehova umkehrten, rettete er sie. Er sorgte für Männer wie Simson, Saul und David, um sein Volk zu befreien (Ri. 13:5, 24; 1. Sam. 9:15-17; 18:6, 7). Und wie Hesekiel voraussagte, bekamen die Philister „heftige Strafen“, als die Babylonier und später die Griechen in ihr Land eindrangen (Hes. 25:15-17).
16, 17. Welche Lehren können wir daraus entnehmen, wie die Philister die Israeliten behandelten?
16 Welche Lehren können wir daraus entnehmen, wie die Philister die Israeliten behandelten? Jehovas Volk in der Neuzeit wurde von einigen der mächtigsten Nationen aller Zeiten unterdrückt. Im Gegensatz zu Israel haben wir treu zu Jehova gehalten. Dennoch scheinen die Feinde der reinen Anbetung manchmal die Oberhand zu gewinnen. So versuchte die Regierung der Vereinigten Staaten Anfang des 20. Jahrhunderts, die Tätigkeit von Jehovas Volk zu stoppen. Sie verurteilte die verantwortlichen Brüder in der Organisation zu jahrzehntelangen Haftstrafen. Im 2. Weltkrieg wollten die Nationalsozialisten das Volk Gottes ausrotten. Tausende kamen ins Gefängnis und Hunderte verloren ihr Leben. Nach dem Krieg ging die Sowjetunion über lange Zeit systematisch gegen Jehovas Zeugen vor. Unsere Brüder kamen in Arbeitslager oder wurden in abgelegene Regionen des Landes verbannt.
17 Es kann sein, dass Regierungen weiterhin unsere Predigttätigkeit verbieten, Brüder und Schwestern inhaftieren und sogar einige von uns töten. Sollte uns das verängstigen oder unseren Glauben zerstören? Niemals! Jehova wird seine treuen Diener behüten. (Lies Matthäus 10:28-31.) Wir haben schon mächtige, bedrückende Regierungen von der Bildfläche verschwinden sehen, während Jehovas Volk immer weiter aufblühte. Schon bald wird es allen Regierungen auf der Erde ergehen wie den Philistern: Sie werden Jehova erkennen müssen. Und wie die Philister wird es sie am Ende nicht mehr geben!
„Großer Wohlstand“ war kein dauerhafter Schutz
18. Wie bedeutend war Tyrus?
18 Das alte Tyrusb war der Knotenpunkt in einem der größten Handelsnetze der damaligen Welt. Im Westen erstreckten sich die Schiffsrouten über das ganze Mittelmeer. Im Osten reichten die Handelswege über Land bis in weit entfernte Reiche. So sammelte Tyrus über Jahrhunderte unermesslichen Reichtum an. Seine Kaufleute und Händler wurden derart wohlhabend, dass sie sich als Fürsten betrachteten (Jes. 23:8).
19, 20. Was war der Unterschied zwischen den Bewohnern von Tyrus und den Bewohnern von Gibeon?
19 Unter den Königen David und Salomo pflegten die Bewohner von Tyrus enge Handelsbeziehungen mit den Israeliten. Sie schickten für Davids Palast und später für Salomos Tempel Handwerker und lieferten Baumaterial (2. Chr. 2:1, 3, 7-16). Tyrus lernte Israel in dessen Blütezeit kennen (1. Kö. 3:10-12; 10:4-9). Damit hatten Tausende Tyrier die Gelegenheit, von der reinen Anbetung zu erfahren, Jehova kennenzulernen und mit eigenen Augen zu beobachten, wie glücklich es macht, dem wahren Gott zu dienen.
20 Doch die Bewohner von Tyrus ließen diese Gelegenheit ungenutzt und waren von ihrer materialistischen Sichtweise nicht abzubringen. Sie nahmen sich kein Beispiel an den Bewohnern der mächtigen Kanaaniterstadt Gibeon, die von Jehovas großen Taten lediglich gehört hatten und daraufhin seine Diener werden wollten (Jos. 9:2, 3, 22 bis 10:2). Am Ende waren die Tyrier Gegner von Gottes Volk und verkauften einige sogar in die Sklaverei (Ps. 83:2, 7; Joel 3:4, 6; Am. 1:9).
Sieh in materiellen Dingen nie eine „schützende Mauer“
21, 22. Was geschah mit Tyrus, und warum?
21 Durch Hesekiel sagte Jehova zu diesem Feind: „Ich bin gegen dich, Tyrus, und ich werde viele Völker gegen dich anrücken lassen, so wie das Meer seine Wellen heranrollen lässt. Sie werden die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme niederreißen, und ich werde die Erde abkratzen und es zu einem glänzenden, kahlen Felsen machen“ (Hes. 26:1-5). Die Tyrier fühlten sich sicher. Sie vertrauten auf ihren Reichtum und die 46 Meter hohen Mauern der Inselstadt. Doch sie hätten Salomos Warnung ernst nehmen sollen: „Der Reiche hält sein Vermögen für eine befestigte Stadt. In seiner Einbildung ist es wie eine schützende Mauer“ (Spr. 18:11).
22 Als sich die Prophezeiung Hesekiels durch die Babylonier und später durch die Griechen erfüllte, mussten die Bewohner von Tyrus feststellen: Weder der Reichtum der Stadt noch ihre buchstäblichen Mauern boten echte Sicherheit – dieser Schutz war reine Illusion. Nachdem Jerusalem zerstört worden war, belagerten die Babylonier Tyrus und nahmen die Festlandstadt nach 13 Jahren ein (Hes. 29:17, 18). 332 v. u. Z. erfüllte sich durch Alexander den Großen eine erstaunliche Einzelheit aus Hesekiels Prophezeiung.c Seine Soldaten sammelten die Trümmer der Festlandstadt zusammen, warfen die Steine, Balken und den Schutt ins Wasser und errichteten so einen Damm zur Inselstadt (Hes. 26:4, 12). Alexander durchbrach die Mauern, plünderte die Stadt, tötete Tausende Soldaten und Einwohner und versklavte Zehntausende. Die Bewohner von Tyrus mussten Jehova erkennen und die bittere Erfahrung machen, dass „großer Wohlstand“ keinen dauerhaften Schutz bietet (Hes. 27:33, 34).
23. Welche Lehre enthält das Verhalten der Tyrier?
23 Welche Lehre enthält das Verhalten der Tyrier? Die „trügerische Macht des Reichtums“ darf uns nie dazu verleiten, in materiellen Dingen eine „schützende Mauer“ zu sehen (Mat. 13:22). Wir können nicht „Gott und dem Reichtum dienen“. (Lies Matthäus 6:24.) Nur wer Jehova mit ganzem Herzen dient, ist wirklich sicher (Mat. 6:31-33; Joh. 10:27-29). Die Prophezeiungen über das Ende des heutigen Systems werden sich genauso zuverlässig und präzise erfüllen wie die Prophezeiungen gegen Tyrus. Wenn das auf Habgier und Egoismus aufgebaute Wirtschaftssystem vernichtet wird, werden alle, die auf ihren Reichtum vertrauen, Jehova erkennen müssen.
Politische Macht, die einem „Stück Stroh“ glich
24-26. (a) Warum bezeichnete Jehova Ägypten als „ein Stück Stroh“? (b) Wie missachtete Zedekia Jehovas Anweisung, und mit welcher Folge?
24 Ägypten hatte großen politischen Einfluss auf die Region des verheißenen Landes – schon vor Joseph und bis zum Vorrücken der Babylonier gegen Jerusalem. Mit seinen beeindruckenden historischen Wurzeln wirkte Ägypten möglicherweise wie ein robuster alter Baum. Doch im Vergleich zu Jehova war es kraftlos – nicht stärker als „ein Stück Stroh“ (Hes. 29:6).
25 Der abtrünnige König Zedekia wollte das nicht wahrhaben. Durch den Propheten Jeremia hatte Jehova ihn eindringlich aufgefordert, sich dem König von Babylon zu beugen (Jer. 27:12). Zedekia legte im Namen Jehovas sogar einen Eid ab, nicht gegen Nebukadnezar zu rebellieren. Doch dann missachtete er Jehovas Anweisung, brach seinen Eid und wandte sich an Ägypten um Hilfe (2. Chr. 36:13; Hes. 17:12-20). Dadurch, dass die Israeliten auf die Macht Ägyptens vertrauten, brachten sie großes Unglück über sich (Hes. 29:7). Ägypten wirkte vielleicht so unbesiegbar wie ein „großes Seeungeheuer“ (Hes. 29:3, 4). Aber Jehova sagte, er würde mit ihm genauso verfahren wie Jäger, die Nilkrokodile fangen – er würde Haken in seinen Kiefer treiben, sodass es kein Entkommen gäbe. Das geschah, als er die Babylonier gebrauchte, um Ägypten zu besiegen (Hes. 29:9-12, 19).
26 Was wurde aus dem untreuen Zedekia? Weil er gegen Jehova rebellierte, kündigte Hesekiel an, dass dieser „schlechte Vorsteher“ seine Krone abnehmen müsste und dass seine Herrschaft in Trümmern enden würde. Hesekiel gab aber auch einen Grund zur Hoffnung (Hes. 21:25-27). Wie Jehova ihn voraussagen ließ, würde jemand aus der königlichen Linie kommen, der „das gesetzliche Recht“ auf den Thron hat. Im nächsten Kapitel erfahren wir, um wen es sich dabei handelt.
27. Welche Lehre enthält Israels Verhalten gegenüber Ägypten?
27 Welche Lehre enthält Israels Verhalten gegenüber Ägypten? Jehovas Diener heute dürfen ihr Vertrauen niemals auf politische Mächte setzen oder von ihnen dauerhaften Schutz erwarten. Wir dürfen nie „ein Teil der Welt“ werden – nicht einmal in Gedanken (Joh. 15:19; Jak. 4:4). Das politische System mag stark erscheinen. Doch wie das alte Ägypten ist es nicht stabiler als „ein Stück Stroh“. Wie kurzsichtig wäre es da, unsere Hoffnung auf sterbliche Menschen zu setzen statt auf den allmächtigen Souverän des Universums! (Lies Psalm 146:3-6.)
Die Völker „werden erkennen müssen“
28-30. In welchem Sinn werden die Nationen Jehova „erkennen müssen“, und was tun wir heute schon?
28 Jehova sagte in Hesekiel immer wieder über die Völker: „Sie werden erkennen müssen, dass ich Jehova bin“ (Hes. 25:17). Diese Worte bewahrheiteten sich in alter Zeit, als Jehova das Strafgericht über die Feinde seines Volkes brachte. Doch sie werden in unserer Zeit eine noch größere Erfüllung haben. Wie kann man sich das vorstellen?
29 Wie Gottes Volk damals sind auch wir heute von Nationen umgeben, die in uns ein wehrloses, einsames Schaf sehen (Hes. 38:10-13). Wie wir in Kapitel 17 und 18 dieses Buches noch sehen werden, starten die Nationen bald einen erbarmungslosen Generalangriff auf Gottes Volk. Doch sie werden erfahren, was echte Macht ist. Sie werden gezwungen sein, Jehova als Souverän zu erkennen, wenn sie im Krieg von Armageddon ihr Ende finden (Offb. 16:16; 19:17-21).
30 Uns dagegen wird Jehova beschützen und belohnen. Warum? Weil wir schon heute beweisen, dass wir ihn anerkennen – wir vertrauen ihm, hören auf ihn und schenken ihm die reine Anbetung, die er verdient. (Lies Hesekiel 28:26.)
a Die Philister untersagten zum Beispiel jegliche Schmiedearbeiten. Wollten die Israeliten ihre landwirtschaftlichen Geräte schärfen, mussten sie das von den Philistern machen lassen. Der Preis dafür entsprach mehreren Tagelöhnen (1. Sam. 13:19-22).
b Wie es scheint, wurde das ursprüngliche Tyrus auf einer Felseninsel unmittelbar vor der Küste erbaut, circa 50 Kilometer nördlich vom Karmel. Später wurde die Stadt auf das Festland ausgedehnt. Ihr semitischer Name lautet Sur und bedeutet „Fels“.
c Auch Jesaja, Jeremia, Joel, Amos und Sacharja sprachen Prophezeiungen gegen Tyrus aus, die sich in allen Einzelheiten erfüllten (Jes. 23:1-8; Jer. 25:15, 22, 27; Joel 3:4; Am. 1:10; Sach. 9:3, 4).