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Siebzig WochenEinsichten über die Heilige Schrift, Band 2
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Der Bund „eine Woche lang“ in Kraft. Daniel 9:27 lautet: „Und er soll den Bund für die vielen eine Woche lang [oder sieben Jahre] in Kraft halten; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Opfergabe aufhören lassen.“ Mit dem „Bund“ kann nicht der Gesetzesbund gemeint sein, denn diesen Bund hatte Gott dreieinhalb Jahre nach dem Beginn der 70. „Woche“ aufgrund des Opfers Christi hinweggetan: „ER hat sie [die handschriftliche Urkunde oder das Gesetz] aus dem Weg geräumt, indem sie an den Marterpfahl genagelt wurde“ (Kol 2:14). Ferner wird gesagt: „Christus hat uns vom Fluch des GESETZES losgekauft ... So sollte der Segen Abrahams durch Jesus Christus für die Nationen kommen“ (Gal 3:13, 14). Gott ließ durch Christus die Segnungen des abrahamischen Bundes zunächst ausschließlich den buchstäblichen Nachkommen Abrahams zukommen, bis das Evangelium den Nichtjuden zugänglich gemacht wurde, als Petrus dem Italiker Kornelius predigte (Apg 3:25, 26; 10:1-48). Die Bekehrung des Kornelius und seiner Hausgemeinschaft fand nach der Bekehrung des Saulus von Tarsus statt (die, wie man allgemein annimmt, um das Jahr 34 u. Z. erfolgte); danach trat die Versammlung in eine Zeitspanne des Friedens ein und wurde erbaut (Apg 9:1-16, 31). Folglich wurde Kornelius allem Anschein nach im Herbst 36 u. Z. in die Christenversammlung aufgenommen, und damit endete die 70. „Woche“, d. h., es endeten die 490 Jahre, von 455 v. u. Z. an gerechnet.
Schlachtopfer und Opfergaben „aufhören lassen“. Der Ausdruck „aufhören lassen“ in Verbindung mit „Schlachtopfer und Opfergabe“ bedeutet wörtlich „den Sabbat beobachten lassen, ruhen lassen, mit der Arbeit aufhören lassen“. Mit „Schlachtopfer und Opfergabe“, die gemäß Daniel 9:27 aufhören sollten, konnte weder das Loskaufsopfer Jesu gemeint sein, noch konnte es sich dabei um geistige Schlachtopfer der Nachfolger Jesu handeln. Es muss sich dabei um die Schlachtopfer und Opfergaben gehandelt haben, die die Juden gemäß dem Gesetz Mose im Tempel in Jerusalem darbrachten.
Die „Hälfte der Woche“ wäre in der Mitte von sieben Jahren oder nach Ablauf von dreieinhalb Jahren dieser Jahrwoche erreicht gewesen. Da die 70. „Woche“ ungefähr im Herbst 29 u. Z. mit der Taufe Jesu und seiner Salbung zum Christus begann, hätte die Hälfte dieser Woche (dreieinhalb Jahre) bis zum Frühjahr 33 u. Z. oder bis zur Passahzeit (14. Nisan) dieses Jahres gedauert. Gemäß dem gregorianischen Kalender wäre das der 1. April 33 u. Z. gewesen. (Siehe ABENDMAHL DES HERRN [Wann eingesetzt?].) Der Apostel Paulus berichtet, dass Jesus ‘gekommen sei, um Gottes Willen zu tun’, der darin bestand, ‘das Erste [die Schlachtopfer und Opfergaben gemäß dem Gesetz] zu beseitigen, auf dass er das Zweite aufrichte’. Das tat er, als er seinen eigenen Leib als Opfer darbrachte (Heb 10:1-10).
Die jüdischen Priester brachten im Tempel in Jerusalem zwar bis zu dessen Zerstörung (im Jahr 70 u. Z.) weiterhin Opfer dar, aber diese Schlachtopfer für Sünden wurden von Gott nicht mehr angenommen und waren in seinen Augen wertlos. Jesus sagte kurz vor seinem Tod zu den Bewohnern Jerusalems: „Euer Haus wird euch verödet überlassen“ (Mat 23:38). Christus „hat für immer ein einziges Schlachtopfer für Sünden dargebracht ... Denn er hat durch ein einziges Schlachtopfer die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht.“ „Wo es nun eine Vergebung [von Sünden und gesetzlosen Taten] ... gibt, da ist keine Opfergabe mehr für Sünde“ (Heb 10:12-14, 18). Der Apostel Paulus weist darauf hin, dass in der Prophezeiung Jeremias von einem neuen Bund die Rede war und deshalb der „frühere Bund“ (der Gesetzesbund) veraltet und „dem Verschwinden nahe“ war (Heb 8:7-13).
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Siebzig WochenEinsichten über die Heilige Schrift, Band 2
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Die Stadt und die heilige Stätte verwüstet. Die Ereignisse, die im letzten Teil von Daniel 9:26 und 27 beschrieben werden, spielten sich zwar erst nach den 70 „Wochen“ ab, waren aber eine unmittelbare Folge davon, dass die Juden während der 70. „Woche“ Christus verworfen hatten. Aus der Geschichte geht hervor, dass Titus, der Sohn des römischen Kaisers Vespasian, die Streitkräfte Roms anführte, die gegen Jerusalem zogen. Diese Heere drangen tatsächlich wie eine Flut in Jerusalem und selbst in den Tempel ein und verwüsteten sowohl die Stadt als auch den Tempel. Dadurch, dass die heidnischen Heere an dieser heiligen Stätte standen, wurden sie zu einem „abscheulichen Ding“ (Mat 24:15). Alle Bemühungen, die Lage vor dem Ende Jerusalems zu entspannen, schlugen fehl, denn Gottes Urteil lautete: „Das, was beschlossen ist, sind Verwüstungen“ und: „Bis zu einer Ausrottung wird sich dann gerade das, was beschlossen ist, auch über den verödet Liegenden ergießen.“
Eine jüdische Ansicht. Der massoretische Text mit seinem Vokalpunktsystem wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends u. Z. angefertigt. Weil die Massoreten Jesus Christus als Messias ablehnten, versahen sie den hebräischen Text in Daniel 9:25 nach dem Ausdruck „sieben Wochen“ mit einem ʼathnách oder „Versteiler“ und trennten ihn so von den „zweiundsechzig Wochen“ ab; das erweckt den Anschein, als würden sich die 62 Wochen der Prophezeiung (434 Jahre) auf die Zeit des Wiederaufbaus des alten Jerusalem beziehen. Die Wiedergabe von Isaac Leeser lautet: „Wisse daher und verstehe, dass vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu dem Gesalbten, dem Fürsten, sieben Wochen sein werden: [der Versteiler wird hier durch einen Doppelpunkt angezeigt] und während zweiundsechzig Wochen wird es wieder gebaut werden mit Straßen und Gräben (ringsum), selbst im Drange der Zeiten.“ Die Übersetzung der Jewish Publication Society of America gibt den Text ähnlich wieder: „... werden es sieben Wochen sein; und in zweiundsechzig Wochen wird es wieder gebaut sein.“ In diesen beiden Wiedergaben erscheinen die Wörter „während“ bzw. „in“ offensichtlich, um die Auslegung der Übersetzer zu stützen.
Professor E. B. Pusey schreibt in einer Fußnote zu einer seiner Vorlesungen, die er an der Universität Oxford gehalten hatte, über die massoretische Akzentuation: „Die Juden setzten den Hauptteiler des Verses unter שִׁבְעָה [sieben], um die beiden Zahlen, 7 und 62, voneinander zu trennen. Dabei müssen sie absichtlich unehrlich vorgegangen sein, למען המינים (wie Raschi [ein namhafter jüdischer Gelehrter aus dem 11. und 12. Jahrhundert u. Z.] in Ablehnung der wörtlichen Erklärung, die die christlichen Ansichten begünstigte, sagt) ‚wegen der Häretiker‘, d. h. der Christen. Wenn der letztere Satzteil auf diese Weise abgetrennt wird, könnte das nichts anderes bedeuten, als dass ‚Straße und Mauer während zweiundsechzig Wochen wiederhergestellt und gebaut werden würden‘, d. h., dass Jerusalem 434 Jahre lang hätte wieder gebaut werden müssen, eine Annahme, die unsinnig wäre“ (Daniel the Prophet, 1885, S. 190).
Daniel 9:26 (Le) lautet auszugsweise: „Und nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter abgeschnitten werden, ohne einen Nachfolger zu haben.“ Jüdische Kommentatoren wenden die 62 Wochen auf eine bis zur Makkabäerzeit dauernde Periode an und den Ausdruck „Gesalbter“ auf König Agrippa II., der zur Zeit der Zerstörung Jerusalems (70 u. Z.) lebte. Andere sind der Meinung, es habe sich um Onias, einen Hohen Priester, gehandelt, der von Antiochos Epiphanes im Jahr 175 v. u. Z. abgesetzt wurde. Durch die Anwendung der Prophezeiung auf den einen oder anderen dieser Männer würde sie jeder Bedeutung beraubt, und wegen der Diskrepanz in der Datierung wäre die prophetische Zeitangabe der 62 Wochen absolut ungenau. (Siehe Soncino Books of the Bible [Kommentar zu Da 9:25, 26], herausgegeben von A. Cohen, London 1951.)
Diese jüdischen Gelehrten versuchen ihre Ansicht mit der Behauptung zu stützen, die „sieben“ Wochen seien nicht 7 mal 7 oder 49 Jahre, sondern 70 Jahre; für die 62 Wochen rechnen sie aber 7 mal 62 Jahre. Sie behaupten, damit sei die Zeit des Babylonischen Exils gemeint. Sie betrachten Cyrus, Serubbabel oder den Hohen Priester Jeschua als den in diesem Vers (Da 9:25) erwähnten „Gesalbten“, und den „Gesalbten“ aus Daniel 9:26 halten sie für jemand anders.
Einige deutsche Übersetzungen weichen hier von der massoretischen Interpunktion ab. Entweder steht nach den Worten „sieben Wochen“ kein Satzzeichen oder die Formulierung zeigt an, dass die 62 Wochen den 7 Wochen als Bestandteil der 70 Wochen folgen, dass sich die 62 Wochen also nicht auf den Zeitabschnitt des Wiederaufbaus Jerusalems beziehen. (Vgl. Da 9:25, Al, LR, NW.) Eine redaktionelle Anmerkung von James Strong in der englischen Ausgabe von Langes Theologisch-homiletischem Bibelwerk (Da 9:25, Fn., S. 198) lautet: „Diese Übersetzung, die die beiden Zeitabschnitte – die sieben Wochen und die zweiundsechzig Wochen – trennt, lässt sich nur damit rechtfertigen, dass der erstere als terminus ad quem auf den gesalbten Fürsten angewandt und der letztere als die Zeit des Wiederaufbaus aufgefasst wird, was auf die massoretische Interpunktion zurückzuführen ist, die den Athnach [Versteiler] dazwischen setzt. ... und die erwähnte Wiedergabe ist eine holprige Konstruktion des zweiten Satzgliedes, das keine Präposition hat. Es ist deshalb besser und einfacher, sich an die Authorized Version zu halten, die alle übrigen älteren Übersetzungen beachtet“ (übersetzt und herausgegeben von P. Schaff, 1976).
Zahlreiche weitere Ansichten – einige messianische und einige nichtmessianische – sind über die Bedeutung dieser Prophezeiung schon geäußert worden. Es sei in diesem Zusammenhang noch erwähnt, dass in der ältesten vorhandenen Ausgabe der Septuaginta das, was der hebräische Text aussagt, stark entstellt ist. Wie Professor Pusey in seinem Werk Daniel the Prophet (S. 328, 329) erklärt, fälschte der Übersetzer den angegebenen Zeitabschnitt, fügte Wörter hinzu und nahm Änderungen und Umstellungen vor, um die Prophezeiung als Stütze für den Kampf der Makkabäer zu benutzen. Diese offensichtlich entstellte Übersetzung ist in den meisten heutigen Ausgaben der Septuaginta durch eine dem hebräischen Text entsprechende Wiedergabe von Theodotion, einem jüdischen Gelehrten aus dem 2. Jahrhundert u. Z., ersetzt worden.
Einige versuchen, die Reihenfolge der in der Prophezeiung erwähnten Zeitabschnitte zu ändern, während andere behaupten, sie seien simultan verlaufen, und wieder andere bestreiten, dass sich die Erfüllung zeitlich bestimmen lasse. Die Vertreter dieser Ansichten haben sich aber hoffnungslos verstrickt, und ihr Versuch, sich herauszuwinden, führt zu absurden Folgerungen oder zur Leugnung der Tatsache, dass die Prophezeiung inspiriert und wahr ist. Besonders über die letztgenannten Ansichten, die mehr Probleme hervorrufen als lösen, bemerkt der oben erwähnte Gelehrte E. B. Pusey: „Das waren die unlösbaren Probleme, die der Unglaube zu lösen hatte; er musste sie für sich lösen, was an sich leichter war; denn nichts ist für den Unglauben unmöglich zu glauben, ausgenommen das, was Gott offenbart“ (S. 206).
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