Geistige Kleinode der Christlichen Griechischen Schriften
Die neue Studienbibel
IN EINEM Artikel des Wachtturms vom 15. September 1986 wurde die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift — mit Studienverweisen (englisch 1984; deutsch 1986) vorgestellt. Es wurde gezeigt, daß es sich bei diesem Werk um eine genaue Übersetzung der Bibel mit Studienverweisen handelt, die die Wiedergabe stützen, und daß es vom gesalbten Überrest, der loyal ist gegenüber seiner Aufgabe, die Heilige Schrift zu verwalten, für den Gebrauch in einem weltweiten biblischen Bildungsprogramm erstellt wurde. Im ersten Artikel wurden vorwiegend die Hebräischen Schriften behandelt. In dem vorliegenden Artikel wird gezeigt, was für geistige Kleinode die Studienbibel in den Christlichen Griechischen Schriften zu bieten hat.
In der Einführung (S. 8, Spalte 1, 3. Absatz) der Studienbibel heißt es: „Beim Übersetzen von hebräischen und griechischen Verben wurde besondere Sorgfalt angewandt, um die Einfachheit, die Wärme, den Charakter und die Ausdruckskraft der in der Ursprache gebrauchten Wörter zu erreichen. Viel Mühe ist auch darauf verwandt worden, Stil und Wesen der biblischen Zeit der Hebräer und Griechen zu erhalten und wiederzugeben, die Art, wie die Menschen dachten, folgerten und sich mitteilten, ihre gesellschaftlichen Aktivitäten usw.“ Wir möchten das nun ein wenig veranschaulichen.
Verben, die eine fortdauernde Handlung anzeigen
Die Verfasser der Christlichen Griechischen Schriften trafen eine sorgfältige und genaue Wortwahl. Als Beispiel sei Jesu Bergpredigt angeführt. Im Grundtext wird mehrmals eine Verbform benutzt, die eine fortdauernde Handlung anzeigt; und das ist bei der Übersetzung gewissenhaft berücksichtigt worden. Zum Beispiel gibt die Neue-Welt-Übersetzung die einleitenden Worte aus Matthäus 6:33 wie folgt wieder: „So fahrt denn fort, zuerst das Königreich ... zu suchen.“ Eine Fußnote dazu bietet folgende alternative Übersetzungsmöglichkeit: „Od.: ‚[So] sucht ... beständig ...‘ ...; die Verbform bezeichnet eine fortdauernde Handlung.“
Die Mehrzahl der Bibelübersetzungen berücksichtigt den fortdauernden Aspekt des Verbs nicht. Sogar im Neuen Testament: Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch, 1986 lautet dieser Text: „Sucht aber zuerst das Reich.“ Eine solche Wiedergabe drückt Jesu Rat nicht genau aus. Jesus meinte nicht, daß wir das Königreich ein- oder zweimal suchen sollten und uns dann wieder mit etwas anderem beschäftigen könnten. Vielmehr sollten wir es ständig suchen. Es sollte in unserem Leben immer den ersten Platz einnehmen.
In Matthäus 7:7 wird diese Verbform, die eine Fortdauer der Handlung anzeigt, aus Gründen des Nachdrucks dreimal gebraucht: „Bittet fortwährend, und es wird euch gegeben werden; sucht unablässig, und ihr werdet finden; klopft immer wieder an, und es wird euch geöffnet werden.“ Diese sorgfältige Wiedergabe des Bibeltextes bietet Kleinode der Wahrheit, strahlend in ihrer Folgerichtigkeit.
Geschickter Gebrauch der Negation
Die Bibelschreiber waren zudem geschickt im Gebrauch der Negation. Man beachte, wie sorgfältig die Neue-Welt-Übersetzung einen anderen Ratschlag, den Jesus in seiner Bergpredigt gab, wiedergibt. Gemäß Matthäus 6:16 sagte er: „Hört auf, wenn ihr fastet, ein trübseliges Gesicht zu machen wie die Heuchler.“ Die meisten Übersetzungen geben diesen Text durch einfache Negation bzw. Verneinung wieder: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler“ (Lutherbibel). Diese Wiedergabe impliziert: ‘Fangt nicht an, sauer dreinzusehen.’ Der Bibelschreiber gebrauchte aber ein verneinendes Gebot im Präsens (Verlaufsform). Im Griechischen hat das eine ganz besondere Bedeutung. Die Handlung dauert gegenwärtig an, und es muß damit aufgehört werden. In der Neuen-Welt-Übersetzung wird diese Nuance beachtet, während sie in den meisten anderen Übersetzungen unberücksichtigt bleibt. Es folgen noch zwei Beispiele solch sorgfältiger Übersetzungsarbeit: „Hört auf, euch Schätze ... aufzuhäufen“ (Matthäus 6:19). „Hört auf zu richten, damit ihr nicht gerichtet werdet“ (Matthäus 7:1).
Bezüglich der Negationen ist der Gebrauch der verneinenden Gebote zu beachten, bei denen die Bibelschreiber den Aorist verwendeten. Im Griechischen zeigt diese Zeitform an, daß eine Handlung zu keinem Zeitpunkt erlaubt ist. Deshalb lauteten Jesu Worte an seine Zuhörer: „Macht euch also niemals Sorgen [d. h., macht euch zu keinem Zeitpunkt Sorgen] um den nächsten Tag“ (Matthäus 6:34). Auch bei diesem Text gebrauchen die meisten Übersetzungen eine einfache Form der Negation wie: „Macht euch also keine Sorgen“ (Menge). Einer solchen Wiedergabe fehlt es jedoch an der vollen Ausdruckskraft des ursprünglichen Textes. In dem Text: „Macht euch nie Sorgen und sprecht: ‚Was sollen wir essen?‘“ ist die ausdrucksvolle Sprache der Bibel ebenfalls erhalten geblieben (Matthäus 6:31). Das sind einige Kleinode sorgfältiger Übersetzung.
Sich am christlichen Werk beteiligen
Vielfach zeigen alternative Wiedergaben der Verben, auf die in den Fußnoten der Studienbibel hingewiesen wird, neue, feine Sinnunterschiede in einem Bibeltext auf. Ein Beispiel ist der Ratschlag, den Paulus gemäß Philipper 1:27 den Philippern gab: „Nur betragt euch auf eine Weise, die der guten Botschaft über den Christus würdig ist.“ Andere Übersetzungen geben diesen Text ähnlich wieder. Zum Beispiel heißt es in der Lutherbibel: „Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi.“ Und die Zürcher Bibel sagt: „Nur führt euren Wandel untereinander würdig des Evangeliums von Christus.“ Eine Fußnote in der Studienbibel zu dem Ausdruck „betragt euch“ vermittelt indessen ein tieferes Verständnis des Rates, den die Philipper erhielten. Sie bietet folgende alternative Übersetzungsmöglichkeit des Ausdrucks „betragt euch“: „Od.: ‚benehmt euch weiterhin als Bürger‘.“
Das griechische Wort, das hier mit „betragt euch“ wiedergegeben worden ist, wird von einem Wort hergeleitet, das „Bürger“ bedeutet. Die Philipper sollten sich als „Bürger“ am Verkündigen der guten Botschaft beteiligen. Man darf nicht vergessen, daß die römischen Bürger im allgemeinen aktiv am politischen Geschehen teilnahmen und daß das römische Bürgerrecht hochgeschätzt wurde — besonders in Städten außerhalb Italiens, deren Einwohnern wie im Falle Philippis von Rom das Bürgerrecht verliehen worden war. Wie aus der Fußnote in der Studienbibel hervorgeht, legt Paulus hier den Christen ans Herz, sich nicht passiv zu verhalten, sondern tätige Christen zu sein. Sie sollten sich auch an dem christlichen Werk beteiligen und so beweisen, daß sie der guten Botschaft würdig sind. Dieses tiefere Verständnis ist im Einklang mit dem, was Paulus später an die Philipper schrieb: „Was uns betrifft, unser Bürgerrecht besteht in den Himmeln“ (Philipper 3:20).
Abraham „versuchte“, Isaak „als Opfer darzubringen“
Wie bereits erwähnt, ist ein klareres Verständnis möglich, wenn bei der Übersetzung der griechischen Verben besondere Sorgfalt angewandt wird. Ein Beispiel ist der wichtige Text aus Hebräer 11:17. Die Fotobibel gibt ihn wie folgt wieder: „Weil er glaubte, opferte Abraham den Isaak, als er auf die Probe gestellt wurde. Er opferte seinen einzigen Sohn.“ Diese Wiedergabe läßt den Schluß zu, daß das Verb „opfern“ im Griechischen beidemal in der gleichen Zeitform steht.
Doch dem ist nicht so. Im ersten Fall steht das Verb „opfern“ im Griechischen im Perfekt (abgeschlossene Handlung), im zweiten Fall dagegen steht „opfern“ im Griechischen im Imperfekt (andauernde Handlung in der Vergangenheit). Im Griechischen haben diese Zeitformen des Verbs Bedeutungen, die genau unterschieden werden müssen, und die Übersetzer der Neuen-Welt-Übersetzung waren bestrebt, diese Unterschiede hervortreten zu lassen, indem sie den Text wie folgt wiedergaben: „Abraham [brachte], als er auf die Probe gestellt wurde, Isaak so gut wie als Opfer dar, und der Mann ... versuchte, seinen einziggezeugten Sohn als Opfer darzubringen.“ Wo in diesem Vers das Verb zum erstenmal erscheint, wird auf eine Fußnote verwiesen, die folgende alternative Wiedergabe aufzeigt: „Od.: ‚Durch Glauben hat Abraham, als er versucht wurde, Isaak (eigentlich) geopfert‘.“ Und die Fußnote zum zweiten Verb bietet eine weitere Möglichkeit, dieses Verb, das hier im Griechischen im Imperfekt steht, auszudrücken: „Od.: ‚schickte sich an (ging daran)‘.“ Der Text könnte somit lauten: „Der Mann ... schickte sich an, ... als Opfer darzubringen.“ So wird durch die Zeitform, in der das griechische Verb steht, angezeigt, daß die Handlung beabsichtigt war oder versucht wurde, aber nicht vollends ausgeführt wurde. Das ist im Einklang mit dem tatsächlichen Geschehen (1. Mose 22:9-14).
Die „Zwischenwand“
Die Fußnoten in der Studienbibel bieten auch nützlichen Aufschluß aus anderen bibelwissenschaftlichen Werken. Als Beispiel sei der von Paulus in Epheser 2:14 gebrauchte Ausdruck „Zwischenwand“ erwähnt. Eine Fußnote in der Studienbibel lautet: „Eine Anspielung auf die Wand (od. die gitterartige Absperrung) im Tempelbezirk, durch die die ungeheiligten Heiden gehindert wurden, die Innenhöfe zu betreten, um dort anzubeten. Die Innenhöfe standen nur den geheiligten jüdischen Anbetern offen. Gemäß der Mischna (Der Babylonische Talmud, übertragen von Lazarus Goldschmidt, Bd. 12, Berlin 1967, S. 321) u. dem Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim, von Jacob Levy u. Lazarus Goldschmidt, Bd. 3, Berlin/Wien 1924, S. 586 hieß diese Absperrung ‚Gitter‘, ‚durchlöcherter Zaun‘, ‚der Soreg‘. Sie soll ca. 1,3 m hoch gewesen sein. Siehe Anh. 9F.“
Im Kontext von Epheser 2:14 legt Paulus ausgezeichnet dar, daß diese „Zwischenwand“, der Soreg im herodianischen Tempel zur Zeit Jesu, die frühere gesetzliche Trennung zwischen Juden und Heiden darstellte, die zufolge des durch Moses geschlossenen Gesetzesbundes bestand. Doch durch das Opfer Christi, das durch seine heiligende Kraft sogar die Heiden zu reinigen vermochte, ist diese trennende Wand, der Gesetzesbund, beseitigt worden (Kolosser 2:13-15). Vom Jahre 36 u. Z. an, als gläubige Heiden zu der aus Judenchristen bestehenden Versammlung hinzukamen, wurden diese Heiden als Glieder des geistigen „Israels Gottes“ gesalbt und geheiligt (Galater 6:16). Diese Heiden, nun reingewaschen, gehörten ebenfalls der himmlischen Heiligtumsklasse an, dargestellt durch diejenigen, die die Innenhöfe des Tempels betreten durften. Die Beschränkung der Heiden, auch der Christen aus den Heiden, auf den äußeren Vorhof, bekannt als Vorhof der Heiden, war jetzt aufgehoben, und damit war auch ihre Beziehung zu Jehova nicht mehr behindert.
Das Verkündigen der guten Botschaft „von Haus zu Haus“
Viele kritisieren Jehovas Zeugen, weil sie in der ganzen Welt wirkungsvoll von Haus zu Haus predigen. Doch das Beispiel der Apostel und der anderen ersten Christen ist eindeutig. Über ihre Tätigkeit heißt es in Apostelgeschichte 5:42: „Jeden Tag fuhren sie im Tempel und von Haus zu Haus ununterbrochen fort, zu lehren und die gute Botschaft ... zu verkündigen.“
Eine Fußnote in der Studienbibel bietet eine Erklärung zu der Wendung „von Haus zu Haus“. Sie lautet: „Wtl.: ‚je Haus‘. Gr.: kat’ óikon. Die Präposition katá wird hier mit Akk. Sg. in distributivem Sinn gebraucht. R. C. H. Lenski kommentiert in seinem Werk The Interpretation of The Acts of the Apostles [Die Auslegung der Apostelgeschichte], Minneapolis (USA), 1961 Apg 5:42 wie folgt: ‚Für keinen Augenblick ließen die Apostel in ihrem gesegneten Werk nach. „Jeden Tag“ fuhren sie fort, und dies offen „im Tempel“, wo der Sanhedrin und die Tempelpolizei sie sehen und hören konnten, und natürlich auch ... [kat’ óikon], was distributiv zu verstehen ist, „von Haus zu Haus“, nicht einfach adverbial, „zu Hause“.‘ Im EWNT, Bd. 2, Sp. 625 heißt es unter katá: ,(distributiv:) Apg 2, 46 u. 5, 42 ... [kat’ óikon] „(Haus für Haus) ...“‘ In dem Werk Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zu den synoptischen Evangelien von H. Schürmann, 1968 findet man auf S. 335 in Verbindung mit Apg 5:42 u. 20:20 ebenfalls die Wiedergabe: ‚... von Haus zu Haus‘.“
Nützliche Schriftstellenverweise
Beim Bibellesen stößt man oft auf Texte, in denen der Bibelschreiber aus einem anderen Bibelbuch zitiert oder sich indirekt auf eine andere Stelle in der Bibel bezieht. In solchen Fällen kann die Studienbibel von großem Nutzen sein. Die Schriftstellenverweise lenken die Aufmerksamkeit des Lesers auf Stellen, wo weitere Informationen gegeben werden.
Als Beispiel sei die Auseinandersetzung zwischen Jesus und seinem Widersacher, Satan, erwähnt, über die in Matthäus 4:3-11 berichtet wird. Gemäß Vers 4 reagierte Jesus auf Satans erste Versuchung mit den Worten: „Es steht geschrieben: ‚Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht.‘“ Aus dem Schriftstellenverweis geht hervor, daß Jesus einen Text zitierte, der in unseren Bibeln in 5. Mose 8:3 steht. Satan trug eine zweite Versuchung an Jesus heran und bemühte sich, sie zu rechtfertigen, indem er erklärte: „Es steht geschrieben: ‚Seinen Engeln wird er deinetwegen Befehl geben, und auf ihren Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß niemals an einen Stein stößt.‘“ Woher kannte Satan diese Worte? Der Schriftstellenverweis macht den Leser auf Psalm 91:11, 12 aufmerksam. Satan zitierte tatsächlich aus der Bibel und nahm somit die Gestalt eines „Engels des Lichts“ an (2. Korinther 11:14). Jesus entgegnete: „Wieder steht geschrieben: ‚Du sollst Jehova, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.‘“ Auch das war ein Bibelzitat, aber es war richtig angewandt. Woher stammte es? Der Schriftstellenverweis lenkt unsere Aufmerksamkeit auf 5. Mose 6:16. Bei der dritten Versuchung zitierte Jesus wiederum aus der Bibel. Welchen Text? Gemäß dem Schriftstellenverweis war es 5. Mose 6:13. Die mehr als 125 000 Schriftstellenverweise der Studienbibel leisten dem Leser noch viele andere ähnlich nützliche Dienste.
Diese Beispiele zeigen, daß die Neue-Welt-Übersetzung durch die neue Studienbibel noch kostbarer wird, weil diese ihre vielen genauen Wiedergaben göttlicher Wahrheiten verdeutlicht.