„Das ist mein Leib“
„NEHMT und eßt; das ist mein Leib“ (Matthäus 26:26, Neue Jerusalemer Bibel).
Mit diesen Worten reichte Jesus bei der Einsetzung des Abendmahls des Herrn seinen Aposteln ungesäuertes Brot. Aber was meinte er mit den Worten: „Das ist mein Leib.“?
DIE Beantwortung der Frage ist für Katholiken wichtig, da Jesu Worte die Grundlage für die Transsubstantiationslehre bilden. Gemäß dieser Auffassung verwandelt sich die Oblate, die Katholiken während der Messe schlucken, in Christi buchstäblichen Leib oder sein Fleisch. Sie würden daher auf keinen Fall mit der Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift einiggehen, die Jesu Worte wie folgt wiedergibt: „Nehmt, eßt! Dies bedeutet meinen Leib.“ Nach dieser Wiedergabe war das Brot ein Symbol des Fleisches Jesu und nicht das Fleisch selbst. Welche Übersetzung vermittelt den korrekten Gedanken?
Das mit „ist“ oder „bedeutet“ übersetzte griechische Wort lautet estin. Neben seiner Grundbedeutung „ist“ kann es aber auch den Sinn von „bedeuten“ haben. Welche Wiedergabe ist in dem Zusammenhang besser?
Beachtenswert ist eine Fußnote zu Matthäus 26:26 in der spanischen Bibel La Sagrada Escritura, Texto y comentario por Profesores de la Compañía de Jesús, Nuevo Testamento I (Die Heilige Schrift, Text und Kommentare von Professoren der Gesellschaft Jesu, Neues Testament). Sie lautet: „Von der grammatischen Konstruktion her kann das Wort statt mit ist — was buchstäbliche Identität bedeutet — genausogut mit stellt dar oder versinnbildlicht übersetzt werden. Als Beispiele dafür, wo es versinnbildlicht bedeutet, können 1. Mose 41:26, Hesekiel 5:5, Daniel 7:17, Lukas 8:11, Matthäus 13:38, 16:18, Galater 4:24 und Offenbarung 1:20 angeführt werden. Die Dogmenbücher, die die Möglichkeit der Metapher oder der Symbolik ausschließen, sowie das frühkirchliche Verständnis dieses Satzes zeigen, daß es sich bei der Bedeutung ist ([im Sinne von] identisch mit) um eine Schlußfolgerung handelt.“
Wie diese katholische Übersetzung also offen zugibt, können Jesu Worte auf die eine oder die andere Art verstanden werden. Tatsächlich wird das griechische Wort estin an anderer Stelle in der katholischen Neuen Jerusalemer Bibel mit „was es heißt [oder bedeutet]“ übersetzt (Matthäus 12:7). Welches Wort sollte der Übersetzer bei Matthäus 26:26 wählen? Da Jesus, der einen vollkommenen Leib besaß, noch am Leben war, als er die betreffenden Worte äußerte, kann das Brot, das er seinen Nachfolgern anbot, nicht sein buchstäbliches Fleisch gewesen sein. Außerdem wurde sein gesamter vollkommener menschlicher Leib als Loskaufsopfer dargebracht (Kolosser 1:21-23). Die beste Wiedergabe des Verses lautet somit: „Dies bedeutet meinen Leib.“ Das ungesäuerte Brot stellte Jesu Leib dar, der kurz danach zugunsten der Menschheit geopfert werden sollte.
Auch wenn in einer Bibel der Ausdruck „Das ist mein Leib“ stehen mag, brauchen wir nicht beunruhigt zu sein. Jesus bediente sich oft einer ähnlichen Sprache. Als er sagte: „Ich bin die Tür“ und „Ich bin der wahre Weinstock“, dachte niemand, er sei eine buchstäbliche Tür oder ein buchstäblicher Weinstock (Johannes 10:7; 15:1). Und als er im weiteren Verlauf der Feier seinen Jüngern einen Becher Wein reichte und gemäß der Neuen Jerusalemer Bibel sagte: „Dieser Kelch ist der Neue Bund“, hielt niemand den buchstäblichen Becher für den neuen Bund (Lukas 22:20). Wenn er in ähnlicher Weise davon sprach, daß das Brot sein Leib ‘war’, müssen wir das so verstehen, daß das Brot seinen Leib ‘bedeutete’ oder versinnbildlichte.