-
Jesus ChristusEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
-
-
Sein vormenschliches Dasein. Das Leben der Person, die als Jesus Christus bekannt wurde, begann nicht hier auf der Erde. Jesus selbst sprach von seinem vormenschlichen Dasein im Himmel (Joh 3:13; 6:38, 62; 8:23, 42, 58). Aus Johannes 1:1, 2 geht hervor, welchen Namen derjenige, der dann Jesus Christus wurde, im Himmel trug. Es heißt dort: „Im Anfang war das WORT [gr. Lógos], und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott [„göttlicher Art“, J. Schneider, Das Evangelium nach Johannes, Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament, Berlin 1978; oder „göttlichen Wesens“, R. Böhmer; C. Stage]. Dieser war im Anfang bei GOTT.“ Da Jehova ewig ist und keinen Anfang hat (Ps 90:2; Off 15:3), in dem erwähnten Text aber gesagt wird, das WORT sei im Anfang bei Gott gewesen, muss sich dieser „Anfang“ auf den Anfang der Schöpfungswerke Gottes beziehen. Das wird durch andere Bibeltexte bestätigt, in denen Jesus als „der Erstgeborene aller Schöpfung“ oder „der Anfang der Schöpfung Gottes“ bezeichnet wird (Kol 1:15; Off 1:1; 3:14). Die Bibel setzt also das WORT (Jesus in seinem vormenschlichen Dasein) mit der ersten Schöpfung Gottes, seinem erstgeborenen Sohn, gleich.
-
-
Jesus ChristusEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
-
-
Warum „das WORT“ genannt. Der Name (oder vielleicht der Titel) „das WORT“ (Joh 1:1) lässt offensichtlich erkennen, welche Rolle Gottes erstgeborener Sohn innehatte, nachdem andere intelligente Geschöpfe erschaffen worden waren. In 2. Mose 4:16 wird ein ähnlicher Ausdruck gebraucht. Jehova sagte zu Moses bezüglich seines Bruders Aaron: „Er soll für dich zum Volk reden; und es soll geschehen, dass er dir als Mund dienen wird, und du wirst ihm als Gott dienen.“ Aaron diente Moses insofern als „Mund“, dass er der Wortführer des obersten Vertreters Gottes hier auf der Erde war. Mit dem WORT oder dem Logos, der Jesus Christus wurde, verhielt es sich ähnlich. Jehova gebrauchte offensichtlich seinen Sohn, um denen, die zur Familie seiner Geistsöhne gehören, Informationen und Anweisungen zu geben. Ebenso ließ er seine Botschaft an die Menschen durch seinen Sohn überbringen. Um zu zeigen, dass er Gottes WORT oder Wortführer war, sagte Jesus zu seinen jüdischen Zuhörern: „Was ich lehre, ist nicht mein, sondern gehört dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand SEINEN Willen zu tun begehrt, wird er erkennen, ob die Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede“ (Joh 7:16, 17; vgl. Joh 12:50; 18:37).
Jesus war in seinem vormenschlichen Dasein zweifellos bei vielen Gelegenheiten Jehovas Wortführer, wenn dieser mit Menschen auf der Erde sprechen wollte. Während einige Bibelstellen den Eindruck vermitteln, Jehova hätte mit Menschen direkt gesprochen, geben andere Texte deutlich zu verstehen, dass er dies durch einen Vertreter, einen Engel, tat. (Vgl. 2Mo 3:2-4 mit Apg 7:30, 35; siehe auch 1Mo 16:7-11, 13; 22:1, 11, 12, 15-18.) Es ist vernünftig anzunehmen, dass Gott in den meisten Fällen durch das WORT redete. Das war wahrscheinlich auch in Eden der Fall, denn bei zwei der drei Begebenheiten, wo davon die Rede ist, dass Gott sprach, geht aus dem Bibelbericht ganz deutlich hervor, dass jemand – ohne Zweifel sein Sohn – bei ihm war (1Mo 1:26-30; 2:16, 17; 3:8-19, 22). Bei dem Engel, der die Israeliten durch die Wildnis führte und dessen Stimme sie genau gehorchen sollten, weil ‘Jehovas Name in ihm war’, kann es sich um Gottes Sohn, das WORT gehandelt haben (2Mo 23:20-23; vgl. Jos 5:13-15).
-
-
Jesus ChristusEinsichten über die Heilige Schrift, Band 1
-
-
Warum wird in einigen Bibelübersetzungen Jesus als „Gott“ bezeichnet, während in anderen von ihm gesagt wird, er sei „ein Gott“?
In einigen Bibelübersetzungen (Her, Lu, Zi) wird Johannes 1:1 wie folgt wiedergegeben: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Der griechische Text lautet wörtlich: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war hin zu dem Gott, und Gott war das Wort.“ Wenn es die Sprache, in die der Text übersetzt wird, erfordert, kann der Übersetzer für gewisse Wörter Kapitälchen verwenden. Es ist richtig, das Wort „GOTT“ als Wiedergabe des Ausdrucks „der Gott“ in Kapitälchen zu setzen, denn dadurch will man denjenigen, bei dem das WORT war, als den allmächtigen Gott kenntlich machen. Doch das zweite Wort „Gott“ kann nicht mit der gleichen Berechtigung in Kapitälchen gesetzt werden.
Die Neue-Welt-Übersetzung gibt den Text wie folgt wieder: „Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott.“ Zugegeben, im griechischen Urtext ist kein unbestimmter Artikel zu finden (der dem Wort „ein“ entspricht). Aber das heißt nicht, dass man bei der Übersetzung keine unbestimmten Artikel verwenden dürfe, denn in der Koine, der damaligen griechischen Gemeinsprache, gab es keinen unbestimmten Artikel. Deshalb muss bei der Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften der unbestimmte Artikel in einigen Fällen gebraucht werden und in einigen Fällen nicht, je nachdem, wie der Übersetzer den betreffenden Text versteht. In allen deutschen Übersetzungen dieser Schriften kommt der unbestimmte Artikel Hunderte von Malen vor, aber in den meisten Übersetzungen wird er nicht in Johannes 1:1 verwendet. Trotzdem gibt es für seine Verwendung in diesem Vers berechtigte Gründe.
Als erster Grund sei zu erwähnen, dass es in dem Text heißt, das WORT sei „bei GOTT“ gewesen; es konnte also nicht GOTT, d. h. der allmächtige Gott, sein. (Man beachte auch, was in V. 2 gesagt wird; diese Worte wären überflüssig, wenn in V. 1 tatsächlich gezeigt würde, dass das WORT GOTT wäre.) Außerdem erscheint das Wort für „Gott“ (gr. theós), wenn es in V. 1 das zweite Mal vorkommt, bemerkenswerterweise ohne den bestimmten Artikel (gr. ho). In seinem Kommentar zum Johannesevangelium (Kap. 1 bis 6) sagt Professor Ernst Haenchen diesbezüglich: „... damals waren θεός [theós] und ὁ θεός [ho theós] [,Gott, göttlich‘ und ,der Gott‘] nicht dasselbe. ... Tatsächlich war auch für ... den Evangelisten nur der Vater ὁ θεός [,der Gott‘] (vgl. 17,3); ,der Sohn‘ ist ihm untergeordnet (vgl. 14,28). Aber das wird hier nur angedeutet, weil gerade das Miteinander betont werden soll ... Dagegen vertrug sich in der Zeit, wo der Hymnus entstand, mit dem jüdischen und christlichen Monotheismus sehr wohl die Aussage, dass es neben und unter Gott ein nicht mit ihm identisches Gottwesen gab. Das beweist Phil 2,6–10. Hier beschreibt Paulus den später in Jesus Christus Menschgewordenen gerade als ein solches göttliches Wesen ... Hier wie in Joh 1,1 wird also nicht von einer dialektischen Zweieinheit gesprochen, sondern von einer personal verbundenen Zweiheit“ (Das Johannesevangelium, Tübingen 1980, S. 116).
Professor Haenchen gibt Johannes 1:1c wie folgt wieder: „... und Gott (von Art) war der Logos.“ Danach erklärt er: „... hier ist ἦν [ēn, war] ein bloßes Prädikativum. Umso genauer muss das Prädikatsnomen beachtet werden: θεός [theós] ist nicht identisch mit ὁ θεός [ho theós] [,göttlich‘ ist nicht identisch mit ,Gott‘]“ (S. 118). Philip B. Harner ging auf diesen Punkt näher ein und erklärte, dass die grammatische Konstruktion in Johannes 1:1 ein artikelloses Prädikatsnomen enthält, d. h. ein vor dem Verb stehendes Prädikatsnomen ohne den bestimmten Artikel, und dass diese Konstruktion in erster Linie eine Eigenschaftsbezeichnung darstellt und zeigt, „dass der logos die Natur des theos hat“. Er fährt fort: „Ich denke, dass in Joh 1:1 die qualitative Aussagekraft des Prädikats so hervorragend ist, dass das Substantiv nicht als bestimmt aufgefasst werden kann“ (Journal of Biblical Literature, Bd. 92, Philadelphia [USA] 1973, S. 85, 87). Andere Übersetzer erkennen ebenfalls, dass der griechische Ausdruck eine qualitative Aussagekraft hat und die Natur des WORTES beschreibt; deshalb geben sie den Satz wie folgt wieder: „das W o r t war selbst göttlichen Wesens“ (Curt Stage, Das Neue Testament; vgl. Rudolf Böhmer, Das Neue Testament verdeutscht; Heinrich Wiese, Das Neue Testament; siehe NW, Stud., Anhang, S. 1643).
Die Hebräischen Schriften lassen durchweg erkennen, dass es nur einen allmächtigen Gott gibt, den Schöpfer aller Dinge und den Höchsten, dessen Name Jehova ist (1Mo 17:1; Jes 45:18; Ps 83:18). Deshalb konnte Moses zur Nation Israel sagen: „Jehova, unser Gott, ist e i n Jehova. Und du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele und deiner ganzen Tatkraft“ (5Mo 6:4, 5). In den Christlichen Griechischen Schriften wird dieser Lehre, die Gottes Diener seit Jahrtausenden anerkannt und geglaubt haben, nicht widersprochen, sondern sie wird bestätigt (Mar 12:29; Rö 3:29, 30; 1Ko 8:6; Eph 4:4-6; 1Ti 2:5). Jesus Christus selbst sagte: „Der Vater ist größer als ich“, und sprach von seinem Vater als von seinem Gott, dem „allein wahren Gott“ (Joh 14:28; 17:3; 20:17; Mar 15:34; Off 1:1; 3:12). Bei zahlreichen Gelegenheiten machte Jesus deutlich, dass er seinem Vater untergeben ist und sich ihm unterordnet (Mat 4:9, 10; 20:23; Luk 22:41, 42; Joh 5:19; 8:42; 13:16). Auch nach Jesu Himmelfahrt sagten seine Apostel das Gleiche über ihn aus (1Ko 11:3; 15:20, 24-28; 1Pe 1:3; 1Jo 2:1; 4:9, 10).
Diese Tatsachen bilden beispielsweise eine feste Grundlage für folgende Wiedergabe des Textes in Johannes 1:1: „das WORT war ein Gott“. Das WORT wird mit gutem Grund „ein Gott“ (ein Mächtiger) genannt, denn es nimmt unter den Geschöpfen Gottes als der Erstgeborene und derjenige, durch den Gott alles erschaffen hatte, sowie als Gottes Wortführer eine Vorrangstellung ein. In der Prophezeiung über den Messias in Jesaja 9:6 wird vorhergesagt, dass er „Starker Gott“ genannt werden würde (aber nicht allmächtiger Gott) und dass er der „Ewigvater“ derer sein würde, die als seine Untertanen leben dürften. Der Eifer seines Vaters, „Jehovas der Heerscharen“, würde dies tun (Jes 9:7). Wenn schon der Widersacher Gottes, Satan, der Teufel, aufgrund seiner Herrschaft über die Menschen und die Dämonen (1Jo 5:19; Luk 11:14-18) als ein „Gott“ (2Ko 4:4) bezeichnet wird, dann trifft die Bezeichnung „ein Gott“ oder „der einziggezeugte Gott“ (so wird er nach den zuverlässigsten Handschriften in Johannes 1:18 genannt) auf den erstgeborenen Sohn Gottes zweifellos noch viel eher zu.
-