43. Bibelbuch — Johannes
Schreiber: Apostel Johannes
Ort der Niederschrift: Ephesus oder in der Nähe
Vollendung der Niederschrift: um 98 u. Z.
Behandelter Zeitraum: nach Vorrede: 29—33 u. Z.
1. Was zeigt die Heilige Schrift in bezug auf den trauten Umgang des Johannes mit Jesus?
DIE Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas waren schon über 30 Jahre in Umlauf, und die Christen des 1. Jahrhunderts schätzten sie als die Werke von Männern, die vom heiligen Geist inspiriert waren. Nun, da sich das Jahrhundert dem Ende zuneigte und die Zahl derer, die mit Jesus zusammengewesen waren, immer kleiner wurde, mag sehr wohl die Frage aufgestiegen sein: Gab es noch etwas zu berichten? Gab es noch jemanden, der aus der Erinnerung kostbare Einzelheiten aus der Dienstzeit Jesu einfügen konnte? Ja, es gab noch jemand. Der hochbetagte Johannes wurde durch seinen Umgang mit Jesus ungewöhnlich gesegnet. Er war offenbar einer der Jünger von Johannes dem Täufer, die als erste mit dem Lamm Gottes bekannt wurden, und einer der ersten vier, die der Herr einlud, ihn ständig im Dienst zu begleiten (Joh. 1:35-39; Mar. 1:16-20). Er hatte während der ganzen Dienstzeit Jesu vertrauten Umgang mit ihm und war der Jünger, den „Jesus liebte“, der beim letzten Passah am Busen Jesu lag (Joh. 13:23; Mat. 17:1; Mar. 5:37; 14:33). Er war bei der herzzerreißenden Hinrichtungsszene zugegen, als Jesus seine leibliche Mutter seiner Fürsorge anvertraute, und er war es, der Petrus vorauslief, als sie zur Gruft eilten, um sich zu vergewissern, ob der Bericht, Jesus sei auferstanden, der Wahrheit entsprach (Joh. 19:26, 27; 20:2-4).
2. Wie wurde Johannes ausgerüstet und befähigt, sein Evangelium zu schreiben, und zu welchem Zweck wurde es geschrieben?
2 Gereift durch fast 70 Jahre aktiven Dienst und erfüllt von den Visionen, die er kürzlich in seiner Gefangenschaft auf der einsamen Insel Patmos hatte, sowie von den Betrachtungen, die er dort anstellte, war Johannes gut dafür ausgerüstet, von Dingen zu schreiben, die er lange in seinem Herzen bewahrt hatte. Durch heiligen Geist wurde er jetzt befähigt, sich an viele der kostbaren, lebengebenden Worte zu erinnern und sie schriftlich niederzulegen, damit jeder, der sie liest, ‘glauben kann, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit er, weil er glaubt, durch Jesu Namen Leben hat’ (Joh. 20:31).
3, 4. Welches ist der außerbiblische und welches der biblische Beweis (a) für die Kanonizität des Evangeliums und (b) dafür, daß Johannes das Evangelium geschrieben hat?
3 Die Christen des frühen 2. Jahrhunderts betrachteten Johannes als den Schreiber dieses Evangeliums und behandelten es auch als unbestrittenen Teil des Kanons der inspirierten Schriften. Klemens von Alexandria, Irenäus, Tertullian und Origenes, die alle im späten 2. und frühen 3. Jahrhundert gelebt haben, bezeugen, daß Johannes das Evangelium geschrieben hat. Überdies finden sich im Evangelium selbst viele Beweise dafür, daß es von Johannes ist. Der Schreiber war offensichtlich ein Jude und kannte die Bräuche der Juden und ihr Land bestens (2:6; 4:5; 5:2; 10:22, 23). Schon die Vertrautheit mit den Umständen, über die er berichtet, zeigt an, daß er nicht nur ein Apostel war, sondern zu dem engeren Kreis der drei Männer gehörte — Petrus, Jakobus und Johannes —, die Jesus bei besonderen Gelegenheiten begleiteten (Mat. 17:1; Mar. 5:37; 14:33). Von diesen scheidet Jakobus (der Sohn des Zebedäus) aus, weil er um das Jahr 44 u. Z. — lange bevor dieses Evangelium geschrieben wurde — von Herodes Agrippa I. umgebracht wurde (Apg. 12:2). Petrus scheidet aus, weil er in Johannes 21:20-24 zusammen mit dem Schreiber erwähnt wird.
4 In diesen abschließenden Versen wird von dem Schreiber gesagt, er sei der Jünger, „den Jesus liebte“; dieser und ähnliche Ausdrücke werden in dem Evangelium mehrmals gebraucht, der Name des Apostels Johannes aber wird nie erwähnt. In dem Text wird angeführt, daß Jesus über ihn sagte: „Wenn es mein Wille ist, daß er bleibe, bis ich komme, was geht das dich an?“ (Joh. 21:20, 22). Das deutet an, daß der Jünger, von dem die Rede war, Petrus und die anderen Apostel lange überleben würde. All das paßt auf den Apostel Johannes. Es ist von Interesse, daß Johannes, nachdem er die Offenbarungsvision vom Kommen Jesu erhalten hatte, jene bemerkenswerte Prophezeiung mit den Worten abschließt: „Amen! Komm, Herr Jesus“ (Offb. 22:20).
5. Wann soll Johannes sein Evangelium geschrieben haben?
5 Aus den Schriften des Johannes selbst geht nicht hervor, wann er sein Evangelium schrieb, es wird aber allgemein angenommen, daß er es tat, nachdem er aus der Verbannung auf der Insel Patmos zurückgekehrt war (Offb. 1:9). Der römische Kaiser Nerva (96—98 u. Z.) rief viele zurück, die sein Vorgänger, Domitian, gegen Ende seiner Regierung verbannt hatte. Johannes soll, nachdem er um das Jahr 98 u. Z. sein Evangelium geschrieben hatte, im Jahre 100 u. Z., im dritten Jahr des Kaisers Trajan, in Ephesus friedlich entschlafen sein.
6. Was beweist, daß das Johannesevangelium außerhalb Palästinas, in oder nahe bei Ephesus, geschrieben wurde?
6 Aus den Worten des Irenäus, die der Historiker Eusebius (um 260—342 u. Z.) zitiert, geht hervor, daß Ephesus oder die nahe Umgebung als Ort der Niederschrift in Frage kommt: „Endlich hat Johannes, der Schüler des Herrn, der auch an dessen Brust geruht, während seines Aufenthaltes in Ephesus in Asien sein Evangelium herausgegeben.“a Daß das Evangelium außerhalb Palästinas geschrieben wurde, wird dadurch bewiesen, daß an vielen Stellen die Gegner Jesu mit dem Allgemeinbegriff „Juden“ und nicht als „Pharisäer“, „Oberpriester“ usw. benannt werden (Joh. 1:19; 12:9). Auch das Meer von Galiläa wird noch mit dem bekannteren, dem römischen Namen „Meer von Tiberias“ bezeichnet (6:1; 21:1). Zum besseren Verständnis für Nichtjuden gibt Johannes zusätzliche Erklärungen zu den jüdischen Festen (6:4; 7:2; 11:55). Patmos, der Ort seiner Verbannung, lag in der Nähe von Ephesus, und daß er die Versammlung von Ephesus kannte sowie die anderen Versammlungen Kleinasiens zeigen die Kapitel 2 und 3 der Offenbarung.
7. Von welcher Bedeutung ist der Papyrus Rylands 457?
7 Die Echtheit des Johannesevangeliums wird durch wichtige Handschriftenfunde, die im 20. Jahrhundert gemacht wurden, bestätigt. So hat man in Ägypten ein Bruchstück des Johannesevangeliums gefunden — jetzt als Papyrus Rylands 457 (P52) bekannt —, das Johannes 18:31-33, 37, 38 enthält und in der John Rylands Library in Manchester (England) aufbewahrt wird.b Über die Richtigkeit der Tradition, wonach Johannes gegen Ende des 1. Jahrhunderts das Evangelium geschrieben habe, schrieb Sir Frederic Kenyon in seinem Buch The Bible and Modern Scholarship, 1949, Seite 21: „So klein es [P52] auch ist, genügt es doch, zu beweisen, daß eine Handschrift dieses Evangeliums in den Jahren 130 bis 150 n. Chr. wahrscheinlich bereits in der Provinz Ägypten, wo man sie nun gefunden hat, in Umlauf war. Selbst wenn man nur die Mindestzeit berücksichtigt, in der das Werk von seinem Entstehungsort nach Ägypten gelangte, käme dadurch das Datum der Abfassung immer noch so nahe an das überlieferte Datum heran — das letzte Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts —, daß kein Grund mehr bestünde, die Überlieferung anzuzweifeln.“
8. (a) Was ist an der Einleitung des Johannesevangeliums bemerkenswert? (b) Welchen Beweis liefert es dafür, daß Jesu Dienstzeit dreieinhalb Jahre dauerte?
8 Das Johannesevangelium ist wegen seiner Einleitung bemerkenswert, denn darin wird das Wort, das „im Anfang bei GOTT“ war, als derjenige offenbart, durch den alle Dinge ins Dasein kamen (1:2). Nachdem Johannes das kostbare Verhältnis, das zwischen Vater und Sohn besteht, kundgetan hat, beginnt er, meisterhaft Werke und Reden Jesu zu beschreiben, besonders vom Gesichtspunkt der innigen Liebe aus, die in Gottes großer Einrichtung alles zusammenhält. Dieser Bericht über das irdische Leben Jesu behandelt die Zeitspanne 29—33 u. Z., und Johannes ist sorgsam darauf bedacht, die vier Passahfeste zu erwähnen, die Jesus während seiner Dienstzeit feierte; so kann genau berechnet werden, daß Jesu Dienstzeit dreieinhalb Jahre dauerte. Drei dieser Passahfeste werden als solche erwähnt (2:13; 6:4; 12:1; 13:1). Eines wird als „ein Fest der Juden“ bezeichnet; aus dem Zusammenhang geht jedoch hervor, daß es stattfand, nachdem Jesus gesagt hatte, es seien „noch vier Monate ..., ehe die Ernte kommt“, woraus man schließen kann, daß mit dem Fest das Passah gemeint ist, denn die Ernte begann ungefähr um die Zeit des Passahs (4:35; 5:1).c
9. Was zeigt, daß das Johannesevangelium die andern Evangelien ergänzt, umfaßt es jedoch alle fehlenden Einzelheiten der Dienstzeit Jesu?
9 Die gute Botschaft „nach Johannes“ ist zum größten Teil eine Ergänzung der anderen Evangelien; 92 Prozent dessen, was Johannes schrieb, sind neu, sind Dinge, die in den anderen drei Evangelien nicht berichtet werden. Dennoch schließt Johannes mit den Worten: „Es gibt tatsächlich noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; wenn diese jemals bis in alle Einzelheiten aufgeschrieben würden, so könnte — denke ich — selbst die Welt die geschriebenen Buchrollen nicht fassen“ (21:25).
INHALT DES JOHANNESEVANGELIUMS
10. Was sagt Johannes über „das WORT“?
10 Vorrede: Einführung des „WORTES“ (1:1-18). Großartig in ihrer Schlichtheit sind die Worte des Johannes, daß im Anfang „das WORT ... bei GOTT“ war, daß das Leben durch ihn war, daß er „das Licht der Menschen“ wurde und daß Johannes (der Täufer) von ihm Zeugnis ablegte (1:1, 4). Das Licht war in der Welt, aber die Welt erkannte ihn nicht. Diejenigen, die ihn aufnahmen, wurden Kinder Gottes, weil sie aus Gott geboren wurden. Das GESETZ wurde durch Moses gegeben, aber „die unverdiente Güte und die Wahrheit sind durch Jesus Christus gekommen“ (1:17).
11. Als was wird Jesus von Johannes dem Täufer identifiziert, und als was erkennen ihn die Jünger des Johannes an?
11 Das „Lamm Gottes“ wird den Menschen vorgestellt (1:19-51). Johannes der Täufer bekennt, daß er nicht der Christus ist, und er sagt, es komme einer hinter ihm her, dem den Riemen seiner Sandale zu lösen er nicht würdig sei. Am nächsten Tag, als Johannes Jesus auf sich zukommen sieht, sagt er von ihm, dieser sei „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (1:27, 29). Dann macht er zwei seiner Jünger mit Jesus bekannt; einer von ihnen, Andreas, führt seinen Bruder Petrus zu Jesus. Auch Philippus und Nathanael erkennen Jesus als den ‘Sohn Gottes, den König Israels’, an (1:49).
12. (a) Welches ist Jesu erstes Wunder? (b) Was tut er, als er sich während seiner Dienstzeit zum ersten Passah in Jerusalem befindet?
12 Jesu Wunder beweisen, daß er der „Heilige Gottes“ ist (2:1—6:71). Jesus vollbringt sein erstes Wunder in Kana in Galiläa, indem er bei einem Hochzeitsfest Wasser in den besten Wein verwandelt. Dies ist der „Anfang seiner Zeichen, ... und seine Jünger glaubten an ihn“ (2:11). Jesus geht hinauf nach Jerusalem zum Passah. Als er im Tempel Händler und Geldwechsler vorfindet, nimmt er eine Peitsche und treibt sie so energisch hinaus, daß seine Jünger darin eine Erfüllung der Prophezeiung erkennen: „Der Eifer um dein Haus wird mich verzehren“ (Joh. 2:17; Ps. 69:9). Er sagt voraus, daß der Tempel seines Leibes abgebrochen und in drei Tagen wieder aufgerichtet werden wird.
13. (a) Was muß man gemäß den Worten Jesu tun, wenn man Leben erlangen möchte? (b) Was sagt Johannes der Täufer über sich und sein Verhältnis zu Jesus?
13 Der ängstliche Nikodemus kommt nachts zu Jesus. Er bekennt, daß Jesus von Gott gesandt ist, und Jesus sagt zu ihm, daß man aus Wasser und Geist geboren werden müsse, um in das Königreich Gottes einzugehen. Um Leben zu erlangen, muß man an den vom Himmel gekommenen Menschensohn glauben. „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe“ (Joh. 3:16). Das Licht, das in die Welt gekommen ist, steht im Gegensatz zur Finsternis, „wer aber das tut, was wahr ist, kommt zum Licht“, sagt Jesus abschließend. Nun erfährt Johannes der Täufer, daß Jesus in Judäa wirkt, und er erklärt, er selbst sei nicht der Christus, doch „der Freund des Bräutigams“ sei „hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams“ (3:21, 29). Jesus muß fortan zunehmen, Johannes aber muß abnehmen.
14. Was erklärt Jesus der samaritischen Frau in Sychar, und was ergibt sich aus seinem Predigen dort?
14 Jesus geht wieder weg nach Galiläa. Unterwegs setzt er sich, staubbedeckt und „von der Wanderung ermüdet“, an Jakobs Quelle in Sychar nieder, um auszuruhen, während seine Jünger in der Stadt Lebensmittel kaufen (4:6). Es ist Mittag, um die sechste Stunde. Eine Samariterin kommt, um Wasser zu schöpfen, und Jesus bittet sie, ihm etwas zu trinken zu geben. Dann beginnt er, obwohl er müde ist, über das „Wasser“ zu sprechen, das wirklich erfrischt und denen ewiges Leben vermittelt, die Gott „mit Geist und Wahrheit“ anbeten. Die Jünger kehren zurück und drängen ihn zu essen, worauf Jesus sagt: „Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende.“ Er verbringt zwei weitere Tage in jener Gegend, worauf viele der Samariter zu der Überzeugung kommen, daß „dieser bestimmt der Retter der Welt ist“ (4:24, 34, 42). Als Jesus Kana in Galiläa erreicht, heilt er den Sohn eines Vornehmen, ohne sein Krankenbett aufzusuchen.
15. Welche Beschuldigungen werden gegen Jesus in Jerusalem erhoben, aber was antwortet er seinen Kritikern?
15 Jesus geht wieder nach Jerusalem hinauf zu einem Fest der Juden. Er heilt am Sabbat einen Kranken, was heftige Kritik hervorruft. Jesus entgegnet: „Mein Vater hat bis jetzt fortwährend gewirkt, und ich wirke fortwährend“ (5:17). Die Führer der Juden behaupten nun, Jesus habe nicht nur das Sabbatgesetz übertreten, sondern auch noch gelästert, indem er sich Gott gleichgemacht habe. Jesus antwortet, daß der Sohn gar nichts aus sich selbst tun kann, sondern gänzlich vom Vater abhängig ist. Er äußert die erstaunlichen Worte, daß „alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden“ zu einer Auferstehung. Zu seiner ungläubigen Zuhörerschaft sagt Jesus jedoch: „Wie könnt ihr glauben, wenn ihr voneinander Ehre annehmt und nicht die Ehre sucht, die vom alleinigen Gott kommt?“ (5:28, 29, 44).
16. (a) Was lehrt Jesus in bezug auf die Speise und das Leben? (b) Mit welchen Worten bringt Petrus die Überzeugung der Apostel zum Ausdruck?
16 Als Jesus ein Wunder wirkt, indem er 5 000 Männer mit fünf Broten und zwei kleinen Fischen speist, wollen ihn die Leute ergreifen, um ihn zum König zu machen, aber er zieht sich auf einen Berg zurück. Später tadelt er sie, weil sie sich um die „Speise, die vergeht“, bemühen. Sie sollten vielmehr „für die Speise, die für das ewige Leben bleibt“, wirken. Er weist darauf hin, daß man am Brot des Lebens teilhat, wenn man an ihn, den Sohn, glaubt, und fügt hinzu: „Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst.“ Viele seiner Jünger nehmen Anstoß und verlassen ihn. Jesus fragt die Zwölf: „Ihr wollt doch nicht etwa auch weggehen?“, worauf Petrus erwidert: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist“ (6:27, 53, 67-69). Aber Jesus, der weiß, daß Judas ihn verraten wird, sagt, daß einer von ihnen ein Verleumder sei.
17. Wie wirkt sich das, was Jesus am Laubhüttenfest im Tempel lehrt, aus?
17 „Das Licht“ steht im Gegensatz zur Finsternis (7:1—12:50). Jesus geht heimlich nach Jerusalem hinauf und beginnt, als das Laubhüttenfest zur Hälfte vorbei ist, öffentlich im Tempel zu lehren. Die Leute streiten sich, ob er wirklich der Christus ist. Jesus sagt: „Ich [bin] nicht aus eigenem Antrieb gekommen, sondern der mich gesandt hat, besteht wirklich, ... und jener hat mich ausgesandt.“ Bei einer anderen Gelegenheit ruft er der Volksmenge zu: „Wenn jemand durstig ist, komme er zu mir und trinke.“ Die Beamten, die beauftragt worden sind, Jesus festzunehmen, kehren mit leeren Händen zurück und berichten den Priestern: „Nie hat ein anderer Mensch auf diese Weise geredet.“ Wütend antworten die Priester, daß keiner der Vorsteher an ihn glaube und daß auch kein Prophet aus Galiläa erweckt werde (7:28, 29, 37, 46).
18. Welche Beschuldigungen bringen die Juden gegen Jesus vor, und was antwortet er?
18 In einer weiteren Rede sagt Jesus: „Ich bin das Licht der Welt.“ Auf die gehässigen Beschuldigungen, er sei ein lügnerischer Zeuge, er sei außerehelich geboren und er sei ein Samariter und von Dämonen besessen, erwidert Jesus überzeugend: „Wenn ich mich selbst verherrliche, ist meine Herrlichkeit nichts. Mein Vater ist es, der mich verherrlicht.“ Als er erklärt: „Ehe Abraham ins Dasein kam, bin ich gewesen“, machen die Juden einen weiteren Versuch, Jesus zu töten (8:12, 54, 58). Frustriert befragen sie später einen Mann, dessen Sehkraft Jesus durch ein Wunder wiederhergestellt hat, dann ‘werfen sie ihn hinaus’.
19. (a) Was sagt Jesus über sein Verhältnis zu seinem Vater und über die Betreuung seiner Schafe? (b) Was antwortet er den Juden, als sie ihn bedrohen?
19 Wieder spricht Jesus zu den Juden, diesmal über den vortrefflichen Hirten, der seine Schafe beim Namen ruft und seine Seele zugunsten der Schafe hingibt, ‘damit sie Leben in Fülle haben’. Er sagt: „Ich habe andere Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind; auch diese muß ich bringen, und sie werden auf meine Stimme hören, und sie werden e i n e Herde werden unter e i n e m Hirten“ (10:10, 16). Er erklärt den Juden, daß niemand die Schafe aus der Hand seines Vaters reißen kann, auch sagt er, daß er und sein Vater eins sind. Wieder versuchen sie, ihn zu steinigen. Als sie ihn beschuldigen zu lästern, erinnert er sie daran, daß in den Psalmen von gewissen Mächtigen auf der Erde gesagt wird, sie seien „Götter“, wogegen er von sich nur gesagt habe, er sei Gottes Sohn (Ps. 82:6). Er fordert sie auf, wenigstens seinen Werken zu glauben (Joh. 10:34).
20. (a) Welches große Wunder vollbringt Jesus nun? (b) Wozu führt das?
20 Aus Bethanien, nahe bei Jerusalem, wird ihm berichtet, daß Lazarus, der Bruder Marias und Marthas, krank ist. Als Jesus dort eintrifft, ist Lazarus schon gestorben und bereits vier Tage in der Gruft. Jesus vollbringt ein überaus großes Wunder: Er ruft Lazarus ins Leben zurück, was viele veranlaßt, an Jesus zu glauben. Das hat eine besondere Zusammenkunft des Sanhedrins zur Folge, wo der Hohepriester Kaiphas die Prophezeiung ausspricht, daß Jesus dazu bestimmt sei, für die Nation zu sterben. Während die Oberpriester und Pharisäer Rat halten, um Jesus zu töten, zieht er sich vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurück.
21. (a) Wie reagieren das Volk und die Pharisäer auf Jesu Einzug in Jerusalem? (b) Welche Veranschaulichung gebraucht Jesus in Verbindung mit seinem Tod und dessen Zweck, und was legt er seinen Zuhörern ans Herz?
21 Sechs Tage vor dem Passah kommt Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem wieder nach Bethanien, wo er Gast im Hause des Lazarus ist. Dann, am Tag nach dem Sabbat, am 9. Nisan, zieht er, auf einem jungen Esel sitzend, unter den Jubelrufen einer großen Volksmenge in Jerusalem ein; und die Pharisäer sagen zueinander: „Ihr richtet gar nichts aus. Seht! Die Welt ist ihm nachgelaufen.“ Jesus gibt anhand eines Vergleichs mit einem Weizenkorn zu verstehen, daß er sterben muß, damit ewiges Leben als Frucht hervorgebracht wird. Er bittet den Vater, seinen (des Vaters) Namen zu verherrlichen, worauf eine Stimme vom Himmel sagt: „Ich habe ihn verherrlicht und will ihn wieder verherrlichen.“ Jesus fordert seine Zuhörer auf, die Finsternis zu meiden und im Licht zu wandeln, ja „Söhne des Lichts“ zu werden. Während die Mächte der Finsternis auf ihn eindringen, fordert er das Volk eindringlich auf, an ihn, der „als ein Licht in die Welt gekommen“ ist, zu glauben (12:19, 28, 36, 46).
22. Welches Beispiel gibt Jesus beim Passahmahl, und wie lautet das neue Gebot?
22 Abschiedsgespräche Jesu mit den treuen Aposteln (13:1—16:33). Während das Abendmahl des Passahs mit den Zwölfen seinen Fortgang nimmt, steht Jesus auf, legt seine äußeren Kleider beiseite, nimmt ein Tuch und ein Becken und fängt an, den Jüngern die Füße zu waschen. Petrus erhebt Einwände, aber Jesus sagt, daß auch er sich die Füße waschen lassen müsse. Jesus ermahnt die Jünger, sich an seiner Demut ein Beispiel zu nehmen, denn „ein Sklave ist nicht größer als sein Herr“. Er spricht vom Verräter und entläßt dann Judas. Nachdem Judas hinausgegangen ist, fängt Jesus an, mit den anderen vertraulich zu sprechen. „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, daß auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt“ (13:16, 34, 35).
23. Mit welcher Hoffnung tröstet Jesus seine Nachfolger, und welchen Helfer verheißt er ihnen?
23 Jesus tröstet seine Nachfolger in dieser entscheidenden Stunde mit ermunternden Worten. Sie müssen Glauben an Gott ausüben und auch an ihn. Im Hause seines Vaters gibt es viele Wohnungen, und er wird wiederkommen und sie zu sich heimnehmen. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, erklärt er. „Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Tröstend sagt er zu seinen Nachfolgern, wenn sie Glauben ausübten, würden sie größere Werke tun als er, auch würde er ihnen alles gewähren, um was sie in seinem Namen bitten würden, damit sein Vater verherrlicht würde. Er verheißt ihnen einen anderen Helfer, „den Geist der Wahrheit“, der sie alle Dinge lehren und sie an alles erinnern werde, was er ihnen gesagt habe. Sie sollten sich darüber freuen, daß er weggehe zu seinem Vater, denn ‘der Vater sei größer als er’ (14:6, 17, 28).
24. Was sagt Jesus über das Verhältnis der Apostel zu ihm und zu seinem Vater, und welche Segnungen hat es für sie?
24 Jesus erklärt, er sei der wahre Weinstock und sein Vater sei der Weingärtner. Er fordert die Jünger auf, in Gemeinschaft mit ihm zu bleiben, und sagt: „Mein Vater wird dadurch verherrlicht, daß ihr fortwährend viel Frucht tragt und euch als meine Jünger erweist“ (15:8). Und wie wird ihre Freude vollgemacht? Dadurch, daß sie einander so lieben, wie er sie geliebt hat. Er nennt sie Freunde. Welch kostbares Verhältnis! Die Welt wird sie hassen, wie sie ihn gehaßt hat, und sie wird sie verfolgen, aber Jesus wird den Helfer senden, damit dieser Zeugnis über ihn ablege und seine Jünger in die ganze Wahrheit leite. Ihr gegenwärtiger Kummer wird sich in Freude verwandeln, denn er wird sie wiedersehen, und niemand wird ihre Freude von ihnen nehmen. Tröstend sind seine Worte: „Der Vater selbst hat Zuneigung zu euch, weil ihr Zuneigung zu mir gehabt und geglaubt habt, daß ich als Vertreter des Vaters ausgegangen bin.“ Allerdings würden sie zerstreut werden, aber Jesus sagt zu ihnen: „Ich habe euch diese Dinge gesagt, damit ihr durch mich Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal, doch faßt Mut! Ich habe die Welt besiegt“ (16:27, 33).
25. (a) Was erkennt Jesus seinem Vater gegenüber im Gebet an? (b) Was erbittet er in bezug auf sich selbst, seine Jünger und diejenigen, die durch ihr Wort Glauben ausüben werden?
25 Jesu Gebet für seine Jünger (17:1-26). Im Gebet erkennt Jesus seinem Vater gegenüber an: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.“ Jesus, der das ihm aufgetragene Werk auf der Erde beendet hat, bittet nun darum, an der Seite seines Vaters mit der Herrlichkeit verherrlicht zu werden, die er hatte, ehe die Welt war. Er hat seinen Jüngern den Namen des Vaters kundgemacht und bittet den Vater, ‘um seines Namens willen’ über sie zu wachen. Er bittet den Vater nicht darum, sie aus der Welt wegzunehmen, sondern darum, sie vor dem, der böse ist, zu schützen und sie durch sein Wort der Wahrheit zu heiligen. Jesus betet auch für diejenigen, die das Wort dieser Jünger hören und an ihn glauben würden, „damit sie alle eins seien, so wie du, Vater, in Gemeinschaft bist mit mir und ich in Gemeinschaft bin mit dir, daß auch sie in Gemeinschaft mit uns seien, damit die Welt glaube, daß du mich ausgesandt hast“. Er bittet darum, daß auch diese mit ihm an seiner himmlischen Herrlichkeit teilhaben mögen; er hat ihnen den Namen des Vaters bekanntgegeben, damit seine Liebe in ihnen bleibe (17:3, 11, 21).
26. Was sagt das Evangelium über Jesu Festnahme und Verhöre?
26 Christus vor Gericht und seine Hinrichtung (18:1—19:42). Jesus und seine Jünger suchen nun einen Garten auf der anderen Seite des Kidrontals auf. Dorthin kommt Judas mit einer Abteilung Soldaten und verrät Jesus; dieser läßt sich widerstandslos gefangennehmen. Petrus jedoch verteidigt ihn mit dem Schwert und wird dafür getadelt: „Sollte ich den Becher, den der Vater mir gegeben hat, nicht unter allen Umständen trinken?“ (18:11). Jesus wird gebunden zu Annas, dem Schwiegervater des Hohenpriesters Kaiphas, geführt. Johannes und Petrus folgen Jesus; Johannes verschafft beiden Zutritt zum Hof des Hohenpriesters, wo Petrus dreimal leugnet, Christus zu kennen. Jesus wird zuerst von Annas verhört; dieser schickt ihn weiter zu Kaiphas. Darauf wird Jesus dem römischen Statthalter Pilatus vorgeführt; die Juden verlangen lautstark, daß Jesus zum Tod verurteilt wird.
27. (a) Welche Fragen in bezug auf Königtum und Gewalt werden von Pilatus aufgeworfen, und was antwortet Jesus? (b) Was sagen die Juden, wer ihr König sei?
27 Auf die Frage des Pilatus: „Bist du ein König?“ erwidert Jesus: „Du selbst sagst, daß ich ein König bin. Dazu bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (18:37). Pilatus, der keine Schuld an Jesus findet, will ihn freilassen, denn es war Brauch, am Passah einen Gefangenen freizugeben, aber die Juden fordern, daß er den Räuber Barabbas freilasse. Pilatus läßt Jesus geißeln, und wieder versucht er, ihn zu retten, aber die Juden schreien: „An den Pfahl mit ihm! An den Pfahl mit ihm! ... denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.“ Auf den Hinweis des Pilatus, daß er Gewalt habe, ihn an den Pfahl zu bringen, entgegnet Jesus: „Du hättest gar keine Gewalt über mich, wenn sie dir nicht von oben her gewährt worden wäre.“ Wieder schreien die Juden: „Weg mit ihm! Weg mit ihm! An den Pfahl mit ihm! ... Wir haben keinen König außer Cäsar.“ Nun liefert Pilatus Jesus zur Hinrichtung aus (19:6, 7, 11, 15).
28. Was geht auf Golgotha vor sich, und welche Prophezeiungen erfüllen sich dort?
28 Jesus wird „zur sogenannten Schädelstätte, die auf hebräisch Golgotha genannt wird“, geführt und zwischen zwei anderen Männern an den Pfahl gehängt. Über ihm läßt Pilatus den Titel „Jesus, der Nazarener, der König der Juden“ in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache anbringen, so daß ihn jedermann sehen und lesen kann (19:17, 19). Jesus vertraut seine Mutter der Fürsorge des Johannes an, und nachdem er etwas sauren Wein empfangen hat, ruft er aus: „Es ist vollbracht!“ Dann neigt er sein Haupt und stirbt (19:30). In Erfüllung der Prophezeiungen losen die Soldaten, die Jesus hingerichtet haben, um sein Gewand, unterlassen es, ihm die Beine zu brechen, und ein Soldat stößt ihm mit einem Speer in die Seite (Joh. 19:24, 32-37; Ps. 22:18; 34:20; 22:17; Sach. 12:10). Später bereiten Joseph von Arimathia und Nikodemus den Leib für das Begräbnis vor und legen ihn in eine neue Gedächtnisgruft in der Nähe.
29. (a) Wie erscheint der auferstandene Jesus seinen Jüngern? (b) Was sagt Jesus in seinen abschließenden Worten zu Petrus?
29 Christus erscheint nach seiner Auferstehung (20:1—21:25). Johannes schließt seine Beweisführung dafür, daß Jesus der Christus ist, mit dem frohen Bericht über die Auferstehung Jesu ab. Maria Magdalene findet die Gruft leer vor; Petrus und ein anderer Jünger (Johannes) laufen zum Grab, sehen aber nur die Binden und das Kopftuch liegen. Maria, die in der Nähe der Gruft geblieben ist, spricht mit zwei Engeln und schließlich, wie sie meint, mit dem Gärtner. Als er sagt: „Maria!“, erkennt sie sogleich, daß es Jesus ist. Dann erscheint Jesus seinen Jüngern bei verschlossenen Türen, und er spricht von der Kraft, die sie durch heiligen Geist empfangen würden. Thomas, der nicht zugegen gewesen ist, will nicht glauben, aber acht Tage später erscheint Jesus erneut und erbringt den Beweis, worauf Thomas ausruft: „Mein Herr und mein Gott!“ (20:16, 28). Tage später erscheint Jesus seinen Jüngern wieder, diesmal am Meer von Tiberias; er verhilft ihnen zu einem wunderbaren Fischfang und frühstückt dann mit ihnen. Dreimal fragt er Petrus, ob er ihn liebe. Als Petrus ihm beteuert, daß er ihn liebe, sagt Jesus mit Nachdruck: „Weide meine Lämmer.“ „Hüte meine Schäflein.“ „Weide meine Schäflein.“ Darauf sagt er voraus, durch was für eine Todesart Petrus Gott verherrlichen werde. Petrus fragt, was mit Johannes geschehen würde; Jesus antwortet: „Wenn es mein Wille ist, daß er bleibe, bis ich komme, was geht das dich an?“ (21:15-17, 22).
WIESO NÜTZLICH
30. Was zeigt, daß Johannes besonderen Wert auf die Eigenschaft der Liebe legt?
30 Das Evangelium „nach Johannes“, packend in seiner Offenheit und überzeugend in seiner genauen, bewegenden Schilderung des WORTES, das Christus wurde, vermittelt ein klares Bild dieses gesalbten Sohnes Gottes, seiner Reden und seiner Taten. Der Schreibstil und der Wortschatz des Johannes sind zwar einfach, was zeigt, daß er ein ‘ungelehrter und gewöhnlicher’ Mensch war, aber in seiner Ausdrucksweise steckt eine enorme Kraft (Apg. 4:13). Zu dem höchsten Gipfel steigt sein Evangelium empor, indem es die innige Liebe zwischen Vater und Sohn sowie das gesegnete, liebevolle Verhältnis, zu dem man gelangt, wenn man in Einheit mit ihnen ist, kundtut. Johannes gebraucht die Wörter „Liebe“ und „geliebt“ öfter als die drei anderen Evangelien zusammengenommen.
31. Welches Verhältnis wird im ganzen Johannesevangelium besonders betont, und wodurch erreicht es seinen Höhepunkt?
31 Welch herrliches Verhältnis bestand doch im Anfang zwischen dem Wort und Gott, dem Vater! Durch göttliche Vorsehung „wurde das WORT Fleisch und weilte unter uns; und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie einem einziggezeugten Sohn vom Vater her gehört; und er war voll unverdienter Güte und Wahrheit“ (Joh. 1:14). Wie Johannes schreibt, betont Jesus immer wieder sein Verhältnis zum Vater: Unterordnung durch bedingungslosen Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters (4:34; 5:19, 30; 7:16; 10:29, 30; 11:41, 42; 12:27, 49, 50; 14:10). Diese innige Beziehung erreicht in dem ergreifenden Gebet, das in Johannes, Kapitel 17 aufgezeichnet ist, ihren herrlichen Höhepunkt. Darin berichtet Jesus seinem Vater, daß er das Werk vollendet habe, das er ihm auf der Erde zu tun gegeben habe, und fügt hinzu: „Und nun, Vater, verherrliche mich an deiner Seite mit der Herrlichkeit, die ich an deiner Seite hatte, ehe die Welt war“ (17:5).
32. Mit welchen Ausdrücken weist Jesus auf sein Verhältnis zu seinen Jüngern hin, und wie zeigt er, daß er der einzige Weg ist, auf dem der Menschheit die Segnungen des Lebens zufließen?
32 Was ist über das Verhältnis Jesu zu seinen Jüngern zu sagen? Jesu Funktion als einziger Weg, auf dem diesen und der ganzen Menschheit die Segnungen Gottes zufließen, wird immer wieder in den Vordergrund gerückt (14:13, 14; 15:16; 16:23, 24). Von Jesus heißt es, er sei „das Lamm Gottes“, „das Brot des Lebens“, „das Licht der Welt“, „der vortreffliche Hirte“, „die Auferstehung und das Leben“, „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ und „der wahre Weinstock“ (1:29; 6:35; 8:12; 10:11; 11:25; 14:6; 15:1). Anhand des Gleichnisses vom „wahren Weinstock“ weist Jesus auf die wunderbare Gemeinschaft seiner wahren Nachfolger mit ihm hin, aber auch mit dem Vater. Indem sie viel Frucht tragen, werden sie seinen Vater verherrlichen. „Wie der Vater mich geliebt hat und ich euch geliebt habe, bleibt in meiner Liebe“, empfiehlt Jesus (15:9).
33. Was ist der Zweck seines Dienstes, wie Jesus in seinem Gebet zum Ausdruck bringt?
33 Inbrünstig bittet er Jehova darum, daß alle seine geliebten Jünger und auch die, ‘die durch ihr Wort an ihn glauben’, mit seinem Vater und mit ihm eins sein mögen, geheiligt durch das Wort der Wahrheit. Der hohe Zweck des irdischen Dienstes Jesu wird in den Schlußworten seines Gebets, das er an seinen Vater richtet, wunderschön zum Ausdruck gebracht: „Ich habe ihnen deinen Namen bekanntgegeben und werde ihn bekanntgeben, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in Gemeinschaft mit ihnen“ (17:20, 26).
34. Welchen guten Rat gab Jesus, um zu zeigen, wie die Welt zu besiegen ist?
34 Obwohl Jesus seine Jünger in der Welt zurückließ, ließ er sie nicht ohne einen Helfer, „den Geist der Wahrheit“. Ferner gab er ihnen zeitgemäßen Rat über ihr Verhältnis zur Welt und zeigte ihnen, wie sie die Welt als „Söhne des Lichts“ besiegen können (14:16, 17; 3:19-21; 12:36). „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger“, sagte Jesus, „und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Dagegen sagte er zu den Söhnen der Finsternis: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun ... Er stand in der Wahrheit nicht fest, weil die Wahrheit nicht in ihm ist.“ Laßt uns daher entschlossen sein, stets in der Wahrheit festzustehen, ja „den Vater mit Geist und Wahrheit [anzubeten]“ und aus den Worten Jesu Kraft zu schöpfen: „Faßt Mut! Ich habe die Welt besiegt“ (8:31, 32, 44; 4:23; 16:33).
35. (a) Was bezeugt Jesus in bezug auf Gottes Königreich? (b) Warum haben wir Grund, glücklich und dankbar zu sein, daß wir das Johannesevangelium haben?
35 Alles das hat auch eine Beziehung zu Gottes Königreich. Jesus bezeugte, als er verhört wurde: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königreich nicht von daher.“ Auf die Frage des Pilatus entgegnete er: „Du selbst sagst, daß ich ein König bin. Dazu bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der auf der Seite der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (18:36, 37). Glücklich sind die, die zuhören, und die, die „wiedergeboren“ werden, um in das ‘Königreich Gottes einzugehen’ und in Gemeinschaft mit dem König zu sein. Glücklich sind die „anderen Schafe“, die auf die Stimme dieses Hirten und Königs hören und Leben erlangen. Wir können für das Johannesevangelium wirklich dankbar sein, denn es wurde geschrieben, „damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, durch seinen Namen Leben habt“ (3:3, 5; 10:16; 20:31).
[Fußnoten]
a Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte, herausgegeben von H. Kraft, 1967, V, VIII, 4, Seite 250.