SEKTE
Das so übersetzte griechische Wort (háiresis, von dem unser Wort „Häresie“ abgeleitet wird) kann auch „Wahl“ (3Mo 22:18, LXX) oder „das Erwählte“ bedeuten, demzufolge auch eine „Gruppe von Menschen, die sich von anderen absondert und ihren eigenen Lehren folgt [eine Sekte oder Partei]“ (C. L. W. Grimm, Lexicon Graeco-Latinum in Libros Novi Testamenti, Leipzig 1879, S. 11). Der Ausdruck wurde auf die Anhänger der beiden bedeutenden Zweige des Judaismus, die Pharisäer und die Sadduzäer, angewandt (Apg 5:17; 15:5; 26:5). Nichtchristen nannten das Christentum ebenfalls eine „Sekte“ oder die „Sekte der Nazarener“, weil sie vermutlich darin eine Abspaltung vom Judaismus sahen (Apg 24:5, 14; 28:22).
Der Begründer des Christentums, Jesus Christus, betete darum, dass unter seinen Nachfolgern Einheit herrschen möge (Joh 17:21), und die Apostel waren aufs Äußerste darauf bedacht, die Einheit der Christenversammlung zu bewahren (1Ko 1:10; Jud 17-19). Uneinigkeit im Glauben konnte zu heftigen Streitereien, zu Zwiespalt und sogar zu Feindschaft führen. (Vgl. Apg 23:7-10.) Deshalb sollte man sich vor Sekten hüten, zählen sie doch zu den Werken des Fleisches (Gal 5:19-21). Christen wurden davor gewarnt, Sekten zu fördern oder sich von falschen Lehrern irreführen zu lassen (Apg 20:28; 2Ti 2:17, 18; 2Pe 2:1). In seinem Brief an Titus gab der Apostel Paulus die Anweisung, einen Menschen, der eine Sekte fördert, nach zweimaliger Ermahnung abzuweisen, was anscheinend bedeutet, dass er aus der Versammlung ausgeschlossen werden sollte (Tit 3:10). Christen, die es ablehnten, zur Entstehung von Spaltungen innerhalb der Versammlung beizutragen oder eine bestimmte Partei zu unterstützen, würden sich durch ihre Treue auszeichnen und erkennen lassen, dass sie Gottes Anerkennung besaßen. Das ist anscheinend der Sinn der folgenden Worte, die Paulus an die Korinther schrieb: „Es muss auch Sekten unter euch geben, damit die Bewährten unter euch auch offenbar werden“ (1Ko 11:19).