GEIST
Das griechische pneuma (Geist) stammt von pnéō, was „atmen“ oder „wehen“ bedeutet. Das hebräische rúach (Geist) leitet sich vermutlich von einer Wurzel her, die die gleiche Bedeutung hat. rúach und pneuma haben somit die Grundbedeutung von „Atem“, haben darüber hinaus aber noch erweiterte Bedeutungen. (Vgl. Hab 2:19; Off 13:15.) Sie können auch den Wind bezeichnen, die Lebenskraft in lebenden Geschöpfen, den Geist des Menschen, Geistpersonen, einschließlich Gottes und seiner Engelgeschöpfe, und Gottes wirksame Kraft oder seinen heiligen Geist. (Vgl. L. Koehler, W. Baumgartner, Lexicon in Veteris Testamenti Libros, 2. Auflage, Leiden 1958, S. 877–879; W. Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, 17. Auflage, unveränderter Nachdruck 1962, S. 683, 684; Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, herausgegeben von G. Friedrich, Bd. VI, 1959, S. 330–450.) All diese Bedeutungen haben etwas gemeinsam: Sie beziehen sich auf etwas für den Menschen Unsichtbares, auf eine in Bewegung befindliche Kraft. Diese unsichtbare Kraft kann sichtbare Auswirkungen hervorrufen.
Ein anderes hebräisches Wort, neschamáh (1Mo 2:7), bedeutet ebenfalls „Atem“ oder „Odem“, hat aber nicht so einen weiten Bedeutungsbereich wie rúach. Das griechische Wort pnoḗ hat eine ähnliche eingegrenzte Bedeutung (Apg 17:25) und wurde von den Übersetzern der Septuaginta benutzt, um neschamáh wiederzugeben.
Wind. Betrachten wir zunächst die Bedeutung, die vielleicht am leichtesten zu begreifen ist. In vielen Fällen zeigt der Kontext, dass rúach „Wind“ bedeutet, wie z. B. in den Begriffen „Ostwind“ (2Mo 10:13) und „vier Winde“ (Sach 2:6). Diese Bedeutung wird oft dadurch erkennbar, dass im Zusammenhang von Wolken, Sturm, weggewehter Spreu oder ähnlichen Dingen die Rede ist (4Mo 11:31; 1Kö 18:45; 19:11; Hi 21:18). Da die vier Winde zur Bezeichnung der vier Himmelsrichtungen – Osten, Westen, Norden und Süden – gebraucht werden, kann rúach manchmal auch mit „Richtung“ oder „Seite“ wiedergegeben werden (1Ch 9:24; Jer 49:36; 52:23; Hes 42:16-20).
In Hiob 41:15, 16 heißt es von den sich dicht aneinander schließenden Schuppenrillen des Leviathan: „Auch nicht ein Lufthauch [werúach] kann dazwischenkommen.“ Hier steht rúach wieder für bewegte Luft, nicht einfach für ruhige, bewegungslose Luft. Somit ist die Vorstellung von einer unsichtbaren Kraft gegeben, das grundlegende Merkmal des hebräischen rúach.
Die einzige Stelle in den Christlichen Griechischen Schriften, in der pneuma im Sinn von „Wind“ gebraucht wird, ist Johannes 3:8.
Der Mensch kann den Wind nicht beherrschen; er kann ihn nicht lenken, beeinflussen, zurückhalten oder sich seiner bemächtigen. Deswegen steht „Wind“ [rúach] häufig für etwas, was für den Menschen unbeherrschbar oder unerreichbar ist – schwer fassbar, flüchtig, vergeblich, unnütz. (Vgl. Hi 6:26; 7:7; 8:2; 16:3; Spr 11:29; 27:15, 16; 30:4; Pr 1:14, 17; 2:11; Jes 26:18; 41:29.) Eine ausführliche Abhandlung darüber ist unter WIND zu finden.
Geistpersonen. Gott ist für Menschen unsichtbar (2Mo 33:20; Joh 1:18; 1Ti 1:17), er ist lebendig und verfügt im Universum über unübertreffliche Kraft (2Ko 3:3; Jes 40:25-31). Jesus Christus sagte: „Gott ist ein GEIST [pneuma].“ Der Apostel Paulus schrieb: „Jehova nun ist der GEIST“ (Joh 4:24; 2Ko 3:17, 18). Der Tempel, der auf Christus als Grundeckstein gebaut wird, ist eine „Stätte ..., die Gott durch den Geist bewohnen wird“ (Eph 2:22).
Das bedeutet nicht, dass Gott eine unpersönliche, unleibliche Kraft wie der Wind ist. Die Bibel zeigt unmissverständlich, dass er eine Persönlichkeit ist. Er hat auch einen Aufenthaltsort, sodass Christus davon sprechen konnte, dass er ‘zu seinem Vater gehen’ würde, und zwar, um „vor der Person Gottes [wtl. „dem Gesicht Gottes“] für uns zu erscheinen“ (Joh 16:28; Heb 9:24; vgl. 1Kö 8:43; Ps 11:4; 113:5, 6; siehe JEHOVA [Die Person, die den Namen trägt]).
Der Ausdruck „mein Geist“ (ruchí), den Gott in 1. Mose 6:3 verwendet, kann bedeuten „ich, der Geist“, genauso wie „meine Seele“ (naphschí) den Sinn hat von „ich, die Person“ oder „meine Person“ (Jes 1:14; siehe SEELE [Gottes Seele]). Er stellte dadurch seine himmlische, geistige Stellung der des irdischen, fleischlichen Menschen gegenüber.
Gottes Sohn. Gottes „einziggezeugter Sohn“, das Wort, war eine Geistperson wie sein Vater und existierte somit „in Gottesgestalt“ (Php 2:5-8). Später aber „wurde ... [er] Fleisch“ und lebte unter den Menschen als der Mensch Jesus (Joh 1:1, 14). Nachdem er seinen irdischen Lauf vollendet hatte, wurde er „im Fleische zu Tode gebracht, aber im Geiste lebendig gemacht“ (1Pe 3:18). Sein Vater auferweckte ihn und gewährte ihm die Bitte, an der Seite des Vaters verherrlicht zu werden mit der Herrlichkeit, die er in seiner vormenschlichen Existenz gehabt hatte (Joh 17:4, 5), und Gott machte ihn zu einem „lebengebenden Geist“ (1Ko 15:45). So wurde der Sohn für Menschen wieder unsichtbar und wohnt seitdem „in einem unzugänglichen Licht“, wo ihn „keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann“ (1Ti 6:14-16).
Andere Geistgeschöpfe. Engel werden in mehreren Texten mit den Ausdrücken rúach und pneuma bezeichnet (1Kö 22:21, 22; Hes 3:12, 14; 8:3; 11:1, 24; 43:5; Apg 23:8, 9; 1Pe 3:19, 20). In den Christlichen Griechischen Schriften werden damit hauptsächlich böse Geistgeschöpfe, Dämonen, bezeichnet (Mat 8:16; 10:1; 12:43-45; Mar 1:23-27; 3:11, 12, 30).
In Psalm 104:4 heißt es, dass Gott „seine Engel zu Geistern macht, seine Diener zu einem verzehrenden Feuer“. Einige Übersetzungen geben den Vers wie folgt wieder: „Du machst dir die Winde zu Boten und lodernde Feuer zu deinen Dienern“ oder ähnlich (EÜ, Her, Lu). Eine solche Übersetzung des hebräischen Textes ist nicht unzulässig (vgl. Ps 148:8); jedoch stimmt die Wiedergabe dieses Textes bei Paulus (Heb 1:7) mit der in der Septuaginta überein und entspricht der zuerst genannten Wiedergabe. (In dem griechischen Text von Hebräer 1:7 steht der bestimmte Artikel [tous] vor „Engel“, nicht vor „Geister [pneumata]“, sodass sich die Aussage auf die Engel bezieht.) In Barnes’ Notes on the New Testament (1974) heißt es: „Es ist anzunehmen, dass ... [Paulus], der die hebräische Sprache genau kannte, eine bessere Möglichkeit hatte, die richtige Konstruktion [von Psalm 104:4] zu kennen, als wir; und es ist vom moralischen Standpunkt aus sicher, dass er die Passage in einer Argumentation so anwandte, wie sie allgemein von denen verstanden wurde, an die er schrieb – das heißt von Personen, die mit der hebräischen Sprache und Literatur vertraut waren.“ (Vgl. Heb 1:14.)
Obwohl Gottes Engel in der Lage sind, Menschen zu verkörpern und ihnen zu erscheinen, sind sie nicht von Natur aus materiell oder fleischlich, sondern unsichtbar. Sie sind lebendig und aktiv und verfügen über große Kräfte. Mit den Begriffen rúach und pneuma werden sie daher treffend beschrieben.
In Epheser 6:12 heißt es, dass Christen „nicht gegen Blut und Fleisch“ ringen, „sondern gegen die Regierungen, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geistermächte in den himmlischen Örtern“. Der letzte Teil dieses Verses lautet im Griechischen wörtlich „hin zu den geistigen (Dingen) [gr. pneumatiká] der Bosheit in den himmlischen [Örtern]“. Die meisten Übersetzer haben erkannt, dass hier nicht von etwas Abstraktem die Rede ist, von „geistiger Bosheit“ (KJ), sondern von Geistpersonen, die Böses tun. Einige Wiedergaben lauten beispielsweise: „die bösen Geister in den Himmelshöhen“ (JB), „die Geisterwesen der Bosheit in den himmlischen Regionen“ (ZB), „die bösen Geister des himmlischen Bereichs“ (EÜ), „die Geister der Bosheit in den Himmeln“ (Br).
Gottes wirksame Kraft; heiliger Geist. In den weitaus meisten Fällen beziehen sich die Wörter rúach und pneuma auf Gottes Geist, seine wirksame Kraft, seinen heiligen Geist.
Keine Person. Erst im 4. Jahrhundert u. Z. wurde die Lehre, der heilige Geist sei eine Person und Bestandteil Gottes, offizielles Kirchendogma. Die frühen „Kirchenväter“ lehrten dies nicht; im 2. Jahrhundert lehrte Justinus der Märtyrer, der heilige Geist sei ein Einfluss oder eine Wirkungsweise Gottes; Hippolyt schrieb dem heiligen Geist ebenfalls keine Persönlichkeit zu. Die Heilige Schrift zeigt übereinstimmend, dass Gottes heiliger Geist keine Person ist, sondern seine wirksame Kraft, durch die er seinen Vorsatz und seinen Willen verwirklicht.
Zunächst sei erwähnt, dass die Worte „im Himmel: der Vater, das Wort, und der heilige Geist; und diese drei sind eins. Und drei sind, die Zeugnis geben auf Erden“ (Al), die in älteren Übersetzungen in 1. Johannes 5:7 zu finden sind, in Wirklichkeit ein unechter Zusatz zum Urtext sind. In einer Fußnote der Jerusalemer Bibel, einer katholischen Übersetzung, heißt es, dass dieser Text „in den alten griechischen Hss [Handschriften], den alten Üss [Übersetzungen] und den besten Hss von V [Vulgata] fehlt“. In dem Werk A Textual Commentary on the Greek New Testament von Bruce Metzger (1975, S. 716–718) wird die Geschichte der unechten Textstelle genau zurückverfolgt. Es heißt darin, dass sie zum ersten Mal in einer Abhandlung mit dem Titel Liber Apologeticus aus dem vierten Jahrhundert auftaucht und dass sie vom sechsten Jahrhundert an in altlateinischen Handschriften und in Vulgatahandschriften der Bibel erscheint. Im Allgemeinen sind diese Worte in neueren protestantischen und katholischen Übersetzungen nicht im Haupttext enthalten, da man sie als unecht betrachtet (EB; EÜ; GN).
Personifizierung beweist nicht Persönlichkeit. Es stimmt, dass Jesus den heiligen Geist als „Helfer“ bezeichnete und dass er von diesem Helfer sagte, er lehre, lege Zeugnis ab, gebe Beweise, leite, rede, höre und empfange. In einigen Fällen wandte Jesus gemäß dem griechischen Text auf diesen „Helfer“ (Paraklet) das maskuline Personalpronomen an. (Vgl. Joh 14:16, 17, 26; 15:26; 16:7-15.) Es ist in der Bibel jedoch nicht ungewöhnlich, dass etwas personifiziert wird, was in Wirklichkeit keine Person ist. Im Bibelbuch Sprüche (1:20-33; 8:1-36) wird die Weisheit personifiziert, und im Hebräischen stehen die Pronominalformen im Femininum, ebenso in vielen deutschen Übersetzungen (Br; EB; EÜ; GN). Auch in Matthäus 11:19 und in Lukas 7:35 wird die Weisheit personifiziert, und es wird dort gesagt, sie habe „Werke“ und „Kinder“. Der Apostel Paulus personifizierte die Sünde und den Tod und auch die unverdiente Güte als „Könige“ (Rö 5:14, 17, 21; 6:12). Er sagte von der Sünde, sie habe ‘Anlass erhalten’, ‘Begierde bewirkt’, ‘verführt’ und ‘getötet’ (Rö 7:8-11). Dennoch meinte Paulus offensichtlich nicht, die Sünde sei tatsächlich eine Person.
Genauso müssen die im Johannesevangelium aufgezeichneten Worte Jesu über den heiligen Geist im Zusammenhang gesehen werden. Jesus personifizierte den heiligen Geist, als er ihn als „Helfer“ (im Griechischen das maskuline Substantiv paráklētos) bezeichnete. Es ist daher völlig korrekt, wenn Johannes in der Wiedergabe der Worte Jesu Personalpronomen, die sich auf „Helfer“ (als Aspekt des Geistes) beziehen, im Maskulinum gebraucht. Steht dagegen im gleichen Zusammenhang das griechische Wort pneuma, so gebraucht Johannes ein sächliches Pronomen, um sich auf den heiligen Geist zu beziehen, da pneuma selbst sächlich ist. Der Gebrauch des maskulinen Personalpronomens in Verbindung mit paráklētos ist bei Johannes somit durch grammatische Regeln bedingt und nicht durch eine Lehre (Joh 14:16, 17; 16:7, 8).
Nicht als Person gekennzeichnet. Da Gott selbst ein Geist ist und heilig ist und da all seine treuen Engelsöhne Geister sind und heilig sind, müsste der „heilige Geist“, wenn er eine Person wäre, in der Bibel logischerweise von all diesen anderen heiligen Geistern als Geistperson unterschieden und gekennzeichnet werden. Es wäre zumindest zu erwarten, dass in allen Fällen, wo er nicht „Gottes heiliger Geist“ genannt oder durch einen ähnlichen Ausdruck modifiziert wird, der bestimmte Artikel stände. Das würde ihn wenigstens als DEN Heiligen Geist kennzeichnen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Meistens erscheint der Ausdruck „heiliger Geist“ im griechischen Text ohne den Artikel, was auf seine Unpersönlichkeit hinweist. (Vgl. Apg 6:3, 5; 7:55; 8:15, 17, 19; 9:17; 11:24; 13:9, 52; 19:2; Rö 9:1; 14:17; 15:13, 16, 19; 1Ko 12:3; Heb 2:4; 6:4; 2Pe 1:21; Jud 20, Int und andere Interlinearübersetzungen.)
Wie in seinem „Namen“ getauft. In Matthäus 28:19 ist vom „Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ die Rede. Ein „Name“ kann auch etwas anderes sein als ein Eigenname. Wenn wir im Deutschen „im Namen des Gesetzes“ oder „im Namen der Wahrheit“ sagen, reden wir nicht von einer Person. Mit der ersten Redewendung meinen wir das, wofür das Gesetz steht, oder seine Autorität. Die andere hat den Sinn von „was die Wahrheit erfordert“. Das griechische Wort für „Name“ (ónoma) kann ebenfalls in diesem Sinn gebraucht werden. Während zum Beispiel einige Übersetzungen (EB, KJ) den griechischen Text in Matthäus 10:41 wörtlich wiedergeben und sagen: „Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, wird eines Propheten Lohn empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, wird eines Gerechten Lohn empfangen“, heißt es in neueren Übersetzungen: „... einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist“, und: „... einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist“ oder ähnlich (NW, EÜ, JB, Lu). So heißt es in dem Werk Word Pictures in the New Testament von A. T. Robertson (Bd. I, 1930, S. 245) über Matthäus 28:19: „Name (onoma) wird in der Septuaginta und in den Papyri allgemein für Macht oder Autorität gebraucht.“ Wenn daher jemand „im Namen des heiligen Geistes“ getauft wird, so bedeutet dies, dass er anerkennt, dass dieser Geist seinen Ursprung in Gott hat und seine Funktion in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes erfüllt.
Andere Beweise für seine Unpersönlichkeit. Ein weiterer Beweis gegen die Vorstellung, der heilige Geist sei eine Person, ist die Art und Weise, wie er in Verbindung mit anderen unpersönlichen Dingen, z. B. mit Wasser und Feuer, gebraucht wird (Mat 3:11; Mar 1:8), und dass von Christen gesagt wird, sie würden „in heiligem Geist getauft“ werden (Apg 1:5; 11:16). Gewisse Personen werden aufgefordert, „mit Geist erfüllt“ zu werden, statt sich mit Wein zu berauschen (Eph 5:18). So ist auch davon die Rede, dass bestimmte Personen mit heiligem Geist und gleichzeitig mit Eigenschaften wie Weisheit und Glauben (Apg 6:3, 5; 11:24) oder Freude (Apg 13:52) „erfüllt“ seien, und in 2. Korinther 6:6 wird der heilige Geist mitten unter einer Anzahl solcher Eigenschaften erwähnt. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass der heilige Geist in solchen Verbindungen gebraucht würde, wenn er eine göttliche Person wäre. Und was den Ausdruck betrifft, der heilige Geist lege Zeugnis ab (Apg 5:32; 20:23), so sei erwähnt, dass in 1. Johannes 5:6-8 das Gleiche auch vom Wasser und vom Blut gesagt wird. Während es in einigen Texten vom Geist heißt, er gebe Zeugnis, rede oder sage etwas, geht aus anderen Texten deutlich hervor, dass er durch Personen sprach und keine eigene Stimme hatte. (Vgl. Heb 3:7; 10:15-17; Ps 95:7; Jer 31:33, 34; Apg 19:2-6; 21:4; 28:25.) Man könnte ihn daher mit Radiowellen vergleichen, die eine Botschaft von jemandem, der in ein Mikrofon spricht, übermitteln und dafür sorgen, dass seine Stimme von Personen gehört wird, die weit entfernt sein mögen, indem die Wellen gewissermaßen durch den Lautsprecher des Empfängers „reden“. Gott übermittelt seine Botschaften und Willensäußerungen mithilfe seines Geistes dem Sinn und dem Herzen seiner Diener auf der Erde, die diese Botschaften wiederum anderen weitervermitteln können.
Von „Macht“ oder „Kraft“ unterschieden. Mit rúach und pneuma ist, wenn sich das betreffende Wort auf Gottes heiligen Geist bezieht, Gottes unsichtbare „wirksame Kraft“ gemeint, durch die er seinen göttlichen Vorsatz und seinen Willen ausführt. Diese Kraft ist „heilig“, weil sie nicht von einer irdischen Quelle ausgeht, sondern von Gott, und weil sie als „Geist der Heiligkeit“ frei von jeglicher Verderbnis ist (Rö 1:4). Sie ist nicht Jehovas „Macht“, denn mit diesem deutschen Wort werden oft andere Begriffe aus den Ursprachen genauer wiedergegeben (hebr. kóach, gr. dýnamis). Die Wörter rúach und pneuma („wirksame Kraft“) werden eng zusammenhängend oder sogar parallel mit den Ausdrücken gebraucht, die „Macht“ oder „Kraft“ (zu unterscheiden von „wirksamer Kraft“) bedeuten, was zeigt, dass an sich eine Verbindung besteht und dennoch ein deutlicher Unterschied vorhanden ist (Mi 3:8; Sach 4:6; Luk 1:17, 35; Apg 10:38). „Macht“ oder „Kraft“ ist grundlegend die Fähigkeit oder das Vermögen, zu handeln oder Dinge zu tun, und sie kann in etwas oder in jemandem verborgen sein, schlummern oder unwirksam wohnen. Mit „wirksamer Kraft“ wird dagegen genauer die Energie beschrieben, die auf Personen und Dinge projiziert und ausgeübt wird und als „Einfluss, der eine Bewegung oder Bewegungsänderung hervorruft oder hervorzurufen geneigt ist“, definiert werden kann. „Macht“ (hebr. kóach, gr. dýnamis) kann mit Energie verglichen werden, die in einer Batterie gespeichert ist, während „wirksame Kraft“ (hebr. rúach, gr. pneuma) mit dem elektrischen Strom zu vergleichen ist, der aus dieser Batterie fließt. Mit „wirksamer Kraft“ wird daher genauer der Sinn der hebräischen und griechischen Wörter wiedergegeben, die sich auf Gottes Geist beziehen, und das wird durch eine Betrachtung der Bibel erhärtet.
Seine Rolle bei der Schöpfung. Jehova Gott erschuf das materielle Universum mithilfe seines Geistes oder seiner wirksamen Kraft. Über das Anfangsstadium des Planeten Erde heißt es im Bibelbericht: „Gottes wirksame Kraft [oder „Geist“ (rúach)] bewegte sich hin und her über der Oberfläche der Wasser“ (1Mo 1:2). In Psalm 33:6 heißt es: „Durch das Wort Jehovas sind die Himmel selbst gemacht worden und durch den Geist seines Mundes all ihr Heer.“ Gottes Geist kann wie ein kraftvoller Atemstoß ausgesandt werden, um eine Wirkung zu erzielen, ohne dass eine physische Berührung zu dem besteht, worauf er einwirkt. (Vgl. 2Mo 15:8, 10.) Wo ein Mensch seine Hände und Finger benutzen würde, um etwas herzustellen, gebraucht Gott seinen Geist. Daher wird von diesem Geist auch als von Gottes „Hand“ oder seinen „Fingern“ gesprochen. (Vgl. Ps 8:3; 19:1; Mat 12:28 mit Luk 11:20.)
Die heutige Wissenschaft bezeichnet Materie als organisierte Energie, ähnlich Energiebündeln, und anerkennt, dass „Materie in Energie und Energie in Materie umgewandelt werden kann“ (The World Book Encyclopedia, 1987, Bd. 13, S. 246). Das riesige Universum, das der Mensch bisher mit seinen Teleskopen wahrnehmen konnte, vermittelt eine kleine Vorstellung davon, welch eine unerschöpfliche Energiequelle Jehova Gott ist. Es ist so, wie der Prophet schrieb: „Wer hat den Geist Jehovas bemessen?“ (Jes 40:12, 13, 25, 26).
Der Quell der belebten Natur und der Fortpflanzungsfähigkeit. Nicht nur die unbelebte Natur, sondern auch die belebte verdankt ihr Dasein der Wirksamkeit des Geistes Jehovas, der die ursprünglichen Lebewesen hervorbrachte, durch die alle heutigen Lebewesen ins Dasein gekommen sind. (Vgl. Hi 33:4; siehe „Odem; Odem des Lebens; Lebenskraft“ unter diesem Stichwort.) Jehova gebrauchte seinen heiligen Geist, um die Fortpflanzungsfähigkeit Abrahams und Saras wiederzubeleben, weshalb von Isaak als einem „nach der Weise des Geistes Geborenen“ gesprochen werden konnte (Gal 4:28, 29). Mittels dieses Geistes übertrug Gott auch das Leben seines Sohnes vom Himmel auf die Erde, indem er die Empfängnis im Mutterleib der jüdischen Jungfrau Maria verursachte (Mat 1:18, 20; Luk 1:35).
Geist zugunsten der Diener Gottes angewandt. Eine der wichtigsten Wirkungsweisen des Geistes Gottes hängt mit seiner Fähigkeit zusammen zu informieren, zu erleuchten, Dinge zu offenbaren. Daher konnte David beten: „Lehre mich deinen Willen tun, denn du bist mein Gott. Dein Geist ist gut; er führe mich im Land der Geradheit“ (Ps 143:10). Mit der Hilfe Gottes war Joseph Jahrhunderte zuvor imstande gewesen, die prophetischen Träume Pharaos zu deuten. Der ägyptische Herrscher erkannte, dass Gottes Geist in Joseph wirksam war (1Mo 41:16, 25-39). Diese erleuchtende Kraft des Geistes ist vor allem in der Prophetie zu beobachten. Wie der Apostel Petrus zeigt, entsprang Prophetie nicht menschlicher Deutung von Umständen und Ereignissen; sie war nicht das Ergebnis irgendeiner angeborenen Fähigkeit der Propheten, ihre Bedeutung zu erklären oder künftige Ereignisse vorauszusagen. Vielmehr wurden diese Männer „von heiligem Geist getrieben“ – sie wurden von Gottes wirksamer Kraft zur Tat veranlasst und angeleitet (2Pe 1:20, 21; 2Sa 23:2; Sach 7:12; Luk 1:67; 2:25-35; Apg 1:16; 28:25; siehe PROPHET; PROPHEZEIUNG). Folglich wurde auch die ganze Schrift „von Gott inspiriert“, eine Übersetzung des griechischen theópneustos, „gottgehaucht“ (2Ti 3:16). Der Geist wirkte auf verschiedene Art und Weise, wenn es darum ging, diesen Männern etwas mitzuteilen oder sie anzuleiten; in manchen Fällen bewirkte er, dass sie Visionen sahen oder Träume hatten (Hes 37:1; Joel 2:28, 29; Off 4:1, 2; 17:3; 21:10), aber immer wirkte er auf ihren Sinn und auf ihr Herz ein, um sie gemäß Gottes Vorsatz anzutreiben und anzuleiten (Da 7:1; Apg 16:9, 10; Off 1:10, 11; siehe INSPIRATION).
Gottes Geist offenbart und erläutert Gottes Willen nicht nur, sondern er verleiht Gottes Dienern auch die Kraft, Dinge gemäß diesem Willen auszuführen. Der Geist dient als eine Kraft, die sie zum Handeln antreibt, ebenso wie Markus sagte, dass der Geist Jesus nach der Taufe „trieb“, in die Wildnis zu gehen (Mar 1:12; vgl. Luk 4:1). Der Geist kann wie ein „Feuer“ in Gottes Dienern sein und sie veranlassen, „glühend im Geist“ zu sein (1Th 5:19; Apg 18:25; Rö 12:11), und zwar in dem Sinn, dass er sozusagen Druck in ihnen erzeugt, damit sie ein bestimmtes Werk verrichten. (Vgl. Hi 32:8, 18-20; 2Ti 1:6, 7.) Sie kommen unter die „Macht des Geistes“ oder erhalten „Kraft durch seinen Geist“ (Luk 2:27; Eph 3:16; vgl. Mi 3:8). Doch der Geist ist nicht lediglich irgendein unbewusster, blinder Impuls, denn auch ihr Sinn und ihr Herz werden angeregt, sodass sie sinnvoll mit der empfangenen wirksamen Kraft zusammenarbeiten können. Aus diesem Grund konnte der Apostel Paulus von denen, die die Gabe des Prophezeiens in der Christenversammlung erhalten hatten, sagen: „Die Gaben des Geistes der Propheten werden von den Propheten beherrscht“, damit die Ordnung bewahrt bleibt (1Ko 14:31-33).
Verschiedene Wirkungen. So, wie elektrischer Strom gebraucht werden kann, um eine ungeheure Vielzahl von Wirkungen hervorzurufen, so benutzt Gott seinen Geist, um Menschen zu beauftragen und in die Lage zu versetzen, ganz unterschiedliche Dinge zu tun (Jes 48:16; 61:1-3). Paulus schrieb über die Wundergaben des Geistes in seinen Tagen: „Nun gibt es Verschiedenheiten in den Gaben, aber da ist derselbe Geist; und es gibt Verschiedenheiten in den Dienstämtern, und doch ist es derselbe Herr; und es gibt Verschiedenheiten von Wirkungen, und doch ist es derselbe Gott, der alle Wirkungen in allen hervorruft. Jedem aber wird die Kundgebung des Geistes zu einem nützlichen Zweck verliehen“ (1Ko 12:4-7).
Der Geist hat die Kraft der Befähigung; er kann Menschen zu einer Tätigkeit oder zu einem Amt befähigen. Bezalel und Oholiab hatten möglicherweise schon vor ihrem Auftrag, die Geräte der Stiftshütte und die Priestergewänder herzustellen, handwerkliches Wissen, doch nun erfüllte Gottes Geist sie ‘mit Weisheit und Verstand und Kenntnis’, sodass sie ihre Arbeit auf die vorgesehene Weise verrichten konnten. Der Geist beflügelte ihre natürlichen Fähigkeiten und ihr erworbenes Wissen und versetzte sie in die Lage, andere zu lehren (2Mo 31:1-11; 35:30-35). Die Baupläne für den späteren Tempel wurden David durch Inspiration gegeben, das heißt durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes, sodass David in der Lage war, umfangreiche Vorbereitungen für den Bau zu treffen (1Ch 28:12).
Gottes Geist wirkte in und durch Moses, sodass er prophezeien und Wunder vollbringen, die Nation führen und als Richter amtieren konnte. Dadurch schattete er die künftige Rolle Christi Jesu vor (Jes 63:11-13; Apg 3:20-23). Für Moses als unvollkommenen Menschen war die Verantwortung jedoch sehr schwer, und Gott ‘nahm von dem Geist, der auf ihm war, etwas weg und legte es auf siebzig ältere Männer’, damit sie ihm dabei halfen, die Last zu tragen (4Mo 11:11-17, 24-30). Der Geist wurde auch über David wirksam, als er von Samuel gesalbt wurde, indem er ihn leitete und ihn auf sein späteres Königsamt vorbereitete (1Sa 16:13).
Als Josua Moses’ Nachfolger wurde, war er „voll des Geistes der Weisheit“. Doch der Geist brachte in ihm nicht die Fähigkeit hervor, in dem gleichen Maß zu prophezeien und Wunder zu wirken, wie das bei Moses der Fall gewesen war (5Mo 34:9-12). Er versetzte Josua aber in die Lage, Israel bei der Eroberung Kanaans zu führen. In ähnlicher Weise „hüllte“ Jehovas Geist auch andere Männer „ein“ und „trieb“ sie, für Gottes Volk zu kämpfen, z. B. Männer wie Othniel, Gideon, Jephtha und Simson (Ri 3:9, 10; 6:34; 11:29; 13:24, 25; 14:5, 6, 19; 15:14).
Der Geist Gottes verleiht Menschen die Kraft, Gottes Botschaft der Wahrheit furchtlos und mutig vor Widersachern und unter Lebensgefahr bekannt zu machen (Mi 3:8).
Dass Gott seinen Geist auf sein Volk ‘ausgießt’, ist ein Beweis seiner Gunst; es hat Segnungen zur Folge und bewirkt, dass Gottes Volk gedeiht (Hes 39:29; Jes 44:3, 4).
Richten und Gericht üben. Gott übt durch seinen Geist Gericht an Menschen und Nationen und führt auch seine richterlichen Entscheidungen aus, indem er straft oder vernichtet (Jes 30:27, 28; 59:18, 19). In solchen Fällen kann rúach passenderweise mit „Schnauben“ übersetzt werden, zum Beispiel, wenn Jehova davon spricht, dass er in seinem Grimm „ein Schnauben [rúach] von Sturmwinden hervorbrechen“ lässt (Hes 13:11, 13; vgl. Jes 25:4; 27:8). Gottes Geist kann überallhin gelangen und zugunsten oder zuungunsten derer wirksam werden, die Gottes Aufmerksamkeit erregt haben (Ps 139:7-12).
In Offenbarung 1:4 ist von den „sieben Geistern“ Gottes die Rede, die vor seinem Thron sind, und danach von sieben Botschaften, die jeweils mit der Ermahnung abgeschlossen werden, man solle hören, „was der Geist den Versammlungen sagt“ (Off 2:7, 11, 17, 29; 3:6, 13, 22). Diese Botschaften enthalten zu Herzen gehende Richtersprüche sowie die Verheißung auf Belohnung für Treue. Von Gottes Sohn heißt es, er habe diese „sieben Geister Gottes“ (Off 3:1), die auch als „sieben Feuerlampen“ dargestellt werden (Off 4:5) und als die sieben Augen des Lammes, das geschlachtet worden ist, „welche Augen die sieben Geister Gottes bedeuten, die zur ganzen Erde hin ausgesandt worden sind“ (Off 5:6). Da die Sieben in anderen prophetischen Texten (siehe ZAHL, ZIFFER) gebraucht wird, um Vollständigkeit zu bezeichnen, symbolisieren diese sieben Geister offenbar das voll wirksame Beobachtungs-, Wahrnehmungs- oder Urteilsvermögen des verherrlichten Jesus Christus, des Lammes Gottes, das ihn in die Lage versetzt, die ganze Erde zu inspizieren.
Gottes Wort ist das „Schwert“ des Geistes (Eph 6:17), und es offenbart, was jemand wirklich ist. Es legt seine verborgenen Eigenschaften oder seine Herzenshaltung offen und veranlasst ihn, entweder sein Herz zu erweichen und sich nach dem Willen Gottes, der in seinem Wort zum Ausdruck kommt, auszurichten oder sein Herz aus Rebellion zu verhärten. (Vgl. Heb 4:11-13; Jes 6:9, 10; 66:2, 5.) Gottes Wort spielt daher eine machtvolle Rolle dabei, ein ungünstiges Urteil vorauszusagen, und da Gottes Wort oder Botschaft in die Tat umgesetzt werden muss, ruft die Erfüllung dieses Wortes eine Wirkung hervor, als würde Stroh in Brand gesteckt oder ein zerklüfteter Felsen mit einem Schmiedehammer zerschmettert (Jer 23:28, 29). Christus Jesus als Gottes Hauptwortführer, als „Das Wort Gottes“, verkündet die Gerichtsbotschaften Gottes und ist befugt, die Vollstreckung der Strafgerichte anzuordnen. Das ist zweifellos gemeint, wenn es heißt, er beseitige die Feinde Gottes „durch den Geist [die treibende Kraft] seines Mundes“. (Vgl. 2Th 2:8; Jes 11:3, 4; Off 19:13-16, 21.)
Gottes Geist wirkt als „Helfer“ für die Versammlung. Wie verheißen, erbat Jesus nach seiner Himmelfahrt von seinem Vater den heiligen Geist oder die wirksame Kraft Gottes, erhielt die Befugnis, diesen Geist zu benutzen, und „goss“ ihn zu Pfingsten auf seine treuen Jünger „aus“, was er auch danach weiterhin für diejenigen tat, die sich Gott durch seinen Sohn zuwandten (Joh 14:16, 17, 26; 15:26; 16:7; Apg 1:4, 5; 2:1-4, 14-18, 32, 33, 38). So, wie sie im Wasser getauft worden waren, wurden sie nun alle durch diesen einen Geist „zu e i n e m Leib getauft“, gewissermaßen darin untergetaucht, ähnlich wie ein Stück Eisen in ein Magnetfeld eingetaucht und dadurch magnetisiert werden kann (1Ko 12:12, 13; vgl. Mar 1:8; Apg 1:5). Obwohl Gottes Geist schon vorher in den Jüngern gewirkt hatte, was daran zu erkennen war, dass sie Dämonen austreiben konnten (vgl. Mat 12:28; Mar 3:14, 15), war er nun verstärkt und in größerem Ausmaß und auf eine Weise in ihnen wirksam, wie sie es bis dahin noch nicht erlebt hatten. (Vgl. Joh 7:39.)
Als der messianische König hat Christus Jesus ‘den Geist der Weisheit und des Verständnisses, den Geist des Rates und der Macht, den Geist der Erkenntnis und der Furcht Jehovas’ (Jes 11:1, 2; 42:1-4; Mat 12:18-21). Diese Gerechtigkeit wirkende Kraft kommt dadurch zum Ausdruck, dass Jesus die wirksame Kraft oder den Geist Gottes benutzt, um die Christenversammlung auf der Erde zu leiten, deren Haupt, Gebieter und Herr er im Auftrag Gottes ist (Kol 1:18; Jud 4). Dieser Geist vermittelte ihnen nun als „Helfer“ ein vermehrtes Verständnis des Willens und Vorsatzes Gottes und eröffnete ihnen sein prophetisches Wort (1Ko 2:10-16; Kol 1:9, 10; Heb 9:8-10). Sie erhielten die Kraft, auf der ganzen Erde als Zeugen zu dienen (Luk 24:49; Apg 1:8; Eph 3:5, 6), und empfingen die Wundergaben des Geistes, die es ihnen ermöglichten, in fremden Sprachen zu sprechen, zu prophezeien, zu heilen und andere Tätigkeiten durchzuführen, wodurch sowohl die Verkündigung der guten Botschaft gefördert als auch der Nachweis für ihren göttlichen Auftrag und ihre Unterstützung durch Gott erbracht wurde (Rö 15:18, 19; 1Ko 12:4-11; 14:1, 2, 12-16; vgl. Jes 59:21; siehe GABEN GOTTES [Gaben des Geistes]).
Als Aufseher der Versammlung gebrauchte Jesus den Geist, um die Auswahl von Männern für besondere Aufträge zu überwalten sowie zum Beaufsichtigen, zum Unterweisen und zum „Zurechtbringen“ der Versammlung (Apg 13:2-4; 20:28; Eph 4:11, 12). Jesus trieb sie an, bestimmte Dinge zu tun, anderes verwehrte er ihnen, und er gab ihnen zu verstehen, worauf sie ihre Bemühungen konzentrieren sollten (Apg 16:6-10; 20:22). Außerdem befähigte er sie, ‘Briefe Christi’ zu schreiben, „eingeschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist eines lebendigen Gottes, ... auf Tafeln von Fleisch, auf Herzen“ (2Ko 3:2, 3; 1Th 1:5). Wie verheißen, frischte der Geist ihr Gedächtnis auf, regte ihre Denkkraft an und verlieh ihnen den Mut, sogar vor Herrschern Zeugnis abzulegen. (Vgl. Mat 10:18-20; Joh 14:26; Apg 4:5-8, 13, 31; 6:8-10.)
Als „lebendige Steine“ wurden sie auf Christus zu einem geistigen Tempel aufgebaut, wo „geistige Schlachtopfer“ dargebracht (1Pe 2:4-6; Rö 15:15, 16) und geisterfüllte Lieder gesungen würden (Eph 5:18, 19) und wo Gott durch seinen Geist wohnen würde (1Ko 3:16; 6:19, 20; Eph 2:20-22; vgl. Hag 2:5). Gottes Geist ist eine sehr starke vereinigende Kraft, und solange diese Christen ihn unter sich frei wirken ließen, vereinte er sie friedlich im Band der Liebe und in Ergebenheit gegenüber Gott, seinem Sohn und ihren Brüdern (Eph 4:3-6; 1Jo 3:23, 24; 4:12, 13; vgl. 1Ch 12:18). Durch die Gabe des Geistes wurden sie nicht befähigt, mechanische Tätigkeiten zu verrichten, wie das bei Bezalel und anderen der Fall gewesen war, die Gebäude errichtet und Geräte hergestellt hatten, sondern er rüstete sie für geistige Werke aus: zum Lehren, zum Leiten, zum Hüten und zum Ratgeben. Der geistige Tempel, den sie bildeten, sollte mit der schönen Frucht des Geistes Gottes geschmückt werden. Diese Frucht, zu der „Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben“ gehören, und ähnliche Eigenschaften waren ein eindeutiger Beweis dafür, dass Gottes Geist in ihnen und unter ihnen wirksam war (Gal 5:22, 23; vgl. Luk 10:21; Rö 14:17). Das war der grundlegende und ausschlaggebende Faktor dafür, dass unter ihnen Ordnung herrschte und eine wirkungsvolle Führung vorhanden war (Gal 5:24-26; 6:1; Apg 6:1-7; vgl. Hes 36:26, 27). Sie unterwarfen sich dem „Gesetz des Geistes“, einer wirkungsvollen, Gerechtigkeit bewirkenden Kraft, die ihnen half, die Handlungen des von Geburt sündigen Fleisches zu meiden (Rö 8:2; Gal 5:16-21; Jud 19-21). Sie vertrauten auf die Kraft des Geistes Gottes, der in ihnen wirksam war, und nicht auf ihre persönlichen Fähigkeiten (1Ko 2:1-5; Eph 3:14-17; Php 3:1-8).
Wenn Fragen auftauchten, wirkte der heilige Geist dadurch als Helfer, dass eine Entscheidung zustande kam, wie das in der Frage der Beschneidung der Fall war, die von der Körperschaft oder dem Rat der Apostel und älteren Männer in Jerusalem entschieden wurde. Petrus berichtete, dass der Geist unbeschnittenen Menschen von den Nationen gewährt worden war, Paulus und Barnabas erzählten, wie der Geist bei ihrem Dienst unter solchen Personen wirkte, und Jakobus, dessen Gedächtnis in Bezug auf die Schriften zweifellos vom heiligen Geist beeinflusst wurde, lenkte die Aufmerksamkeit auf die inspirierte Prophezeiung von Amos, in der vorausgesagt worden war, dass Gottes Name über Menschen aus den Nationen genannt würde. Somit wies Gottes Geist eindeutig in e i n e Richtung, und daran dachten die Apostel und die älteren Männer offensichtlich, als sie in dem Brief, in dem sie ihre Entscheidung mitteilten, schrieben: „Denn der heilige Geist und wir selbst haben es für gut befunden, euch keine weitere Bürde aufzuerlegen als folgende notwendigen Dinge“ (Apg 15:1-29).
Salbt, zeugt, gibt ‘geistiges Leben’. So, wie Gott Jesus bei seiner Taufe mit seinem heiligen Geist salbte (Mar 1:10; Luk 3:22; 4:18; Apg 10:38), so salbte er jetzt die Jünger Jesu. Diese Geistsalbung war für sie ein „Unterpfand“ des himmlischen Erbes, zu dem sie jetzt berufen waren (2Ko 1:21, 22; 5:1, 5; Eph 1:13, 14), und bezeugte ihnen, dass sie als Söhne Gottes „gezeugt“ oder hervorgebracht worden waren mit der Aussicht, himmlisches Leben als Geistpersonen zu erlangen (Joh 3:5-8; Rö 8:14-17, 23; Tit 3:5; Heb 6:4, 5). Sie wurden „im Namen unseres Herrn Jesus Christus und mit dem Geist unseres Gottes“ reingewaschen, geheiligt und gerechtgesprochen. Durch den gleichen Geist war Jesus in die Lage versetzt worden, das Loskaufsopfer darzubringen und Gottes Hoher Priester zu werden (1Ko 6:11; 2Th 2:13; Heb 9:14; 1Pe 1:1, 2).
Aufgrund dieser himmlischen Berufung und dieses Erbes hatten die geistgesalbten Nachfolger Jesu ein geistiges Leben, obwohl sie noch unvollkommene Geschöpfe von Fleisch und Blut waren. Das hatte offenbar der Apostel Paulus im Sinn, als er irdische Väter mit Jehova Gott, dem „Vater unseres geistigen Lebens [wtl. „Vater der Geister“]“, verglich (Heb 12:9; vgl. Vers 23). Als Miterben Christi, die in einem geistigen Leib auferweckt werden und dann sein himmlisches Bild annehmen sollen, sollten sie auf der Erde in Gemeinschaft mit ihm als ihrem Haupt „e i n Geist“ sein; sie dürfen nicht zulassen, dass die Begierden oder die unsittlichen Neigungen ihres Fleisches sie beherrschen, etwas, was sogar dazu führen könnte, dass sie mit einer Hure „e i n Fleisch“ würden (1Ko 6:15-18; 15:44-49; Rö 8:5-17).
Gottes Geist bekommen und bewahren. Der heilige Geist ist Gottes „freie Gabe“, die er denjenigen, die sie aufrichtig suchen und erbitten, bereitwillig gibt (Apg 2:38; Luk 11:9-13). Der Schlüsselfaktor ist eine richtige Herzenseinstellung (Apg 15:8), aber auch Erkenntnis und Gehorsam gegenüber Gottes Geboten sind wesentliche Faktoren. (Vgl. Apg 5:32; 19:2-6.) Christen, die den Geist Gottes empfangen haben, sollten ihn nicht „betrüben“, indem sie ihn missachten (Eph 4:30; vgl. Jes 63:10), einen Weg einschlagen, der im Widerspruch zum Geist steht, ihr Herz auf andere als die vom Geist angezeigten Ziele richten und das inspirierte Wort Gottes, seinen Rat und die Anwendung auf sich selbst ablehnen (Apg 7:51-53; 1Th 4:8; vgl. Jes 30:1, 2). Durch Heuchelei kann man mit diesem heiligen Geist, durch den Christus die Versammlung leitet, ein „falsches Spiel treiben“, und diejenigen, die seine Macht auf diese Weise „auf die Probe stellen“, schlagen einen verhängnisvollen Weg ein (Apg 5:1-11; vgl. im Gegensatz dazu Rö 9:1). Absichtlicher Widerstand und willentliche Auflehnung gegen die offensichtliche Kundgebung des Geistes Gottes kann Lästerung gegen diesen Geist bedeuten, eine Sünde, die unvergebbar ist (Mat 12:31, 32; Mar 3:29, 30; vgl. Heb 10:26-31).
Odem; Odem des Lebens; Lebenskraft. In dem Bericht über die Erschaffung des Menschen heißt es, dass Gott den Menschen aus dem Staub des Erdbodens bildete und daranging, „in seine Nase den Odem [eine Form von neschamáh] des Lebens zu blasen [eine Form von naphách], und der Mensch wurde eine lebende Seele [néphesch]“ (1Mo 2:7; siehe SEELE). néphesch kann wörtlich mit „Atmendes“, das heißt „atmendes Geschöpf“, übersetzt werden und einen Menschen oder ein Tier bezeichnen. neschamáh wird ebenfalls in der Bedeutung „Atmendes“, „Atmender“ und somit praktisch als Synonym von néphesch, „Seele“, gebraucht. (Vgl. 5Mo 20:16; Jos 10:39, 40; 11:11; 1Kö 15:29.) In 1. Mose 2:7 wird das Wort neschamáh verwendet, um zu beschreiben, wie Gott Adams Körper zum Leben brachte, sodass er eine „lebende Seele“ wurde. Aus anderen Texten geht jedoch hervor, dass es dabei um mehr als das Einatmen von Luft ging, das heißt um mehr als das Füllen der Lunge mit Luft und das darauf folgende Ausstoßen der Luft. So lesen wir zum Beispiel in 1. Mose 7:22, wo die Vernichtung von Mensch und Tier außerhalb der Arche zur Zeit der Sintflut beschrieben wird: „Alles, in dessen Nase der Odem [eine Form von neschamáh] der Lebenskraft [Kraft = „Geist“, rúach] wirksam war, starb, nämlich alles, was auf dem trockenen Boden war.“ neschamáh, „Odem“, wird somit unmittelbar mit rúach in Verbindung gebracht, was hier den Geist oder die Lebenskraft bezeichnet, die in allen lebenden Geschöpfen, in Menschen- und Tierseelen, wirksam ist.
Im Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament (Bd. VI, S. 334) heißt es, dass Luft „nur in der Bewegtheit [z. B. beim Atmen] spürbar u[nd] eben darin zugleich Zeichen, Bedingung u[nd] T r ä g e r d e s L e b e n s ist, das bes[onders] sinnenfällig an den Atem gebunden erscheint“. Somit ist neschamáh, „Atem“, sowohl ein Produkt von rúach, der Lebenskraft, als auch eines der wichtigsten Mittel zur Erhaltung der Lebenskraft in Lebewesen. Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen weiß man zum Beispiel, dass in jeder einzelnen der vielen Billionen Zellen des Körpers Leben vorhanden ist und dass, während jede Minute Milliarden von Zellen sterben, ständig neue lebende Zellen gebildet werden. Die Lebenskraft, die in allen lebenden Zellen wirksam ist, ist von dem Sauerstoff abhängig, der durch die Atmung in den Körper gelangt und der durch das Blut in alle Körperzellen transportiert wird. Ohne Sauerstoff fangen einige Zellen schon nach wenigen Minuten an abzusterben, bei anderen dauert es länger. Während jemand ein paar Minuten ohne Atmung auskommen und am Leben bleiben kann, ist er ohne die Lebenskraft in seinen Zellen tot, und kein Mensch kann ihn zum Leben zurückbringen. Die Hebräischen Schriften, die vom Schöpfer inspiriert sind, verwenden das Wort rúach offensichtlich für diese Lebenskraft, die das Lebensprinzip an sich ist, und das Wort neschamáh für die Atmung, die zur Erhaltung der Lebenskraft beiträgt.
Da die Atmung so untrennbar mit dem Leben verbunden ist, werden neschamáh und rúach in mehreren Schrifttexten parallel gesetzt. Hiob war entschlossen, sich von Ungerechtigkeit fernzuhalten, „während mein Odem [eine Form von neschamáh] noch ganz in mir ist und der Geist [werúach] Gottes in meiner Nase ist“ (Hi 27:3-5). Elihu sagte: „Wenn er [Gott] dessen Geist [eine Form von rúach] und Odem [eine Form von neschamáh] zu sich sammelt, wird alles Fleisch zusammen verscheiden [d. h. „aushauchen“], und der Erdenmensch, er wird direkt zum Staub zurückkehren“ (Hi 34:14, 15). Ähnlich heißt es in Psalm 104:29 über Mensch und Tier: „Wenn du [Gott] ihren Geist wegnimmst, verscheiden sie, und zu ihrem Staub kehren sie zurück.“ In Jesaja 42:5 wird von Jehova gesagt, dass er „die Erde und ihren Ertrag ausbreitet“ und „dem Volk auf ihr Odem gibt und Geist denen, die auf ihr wandeln“. Der Odem (neschamáh) trägt zur Erhaltung ihrer Existenz bei; der Geist (rúach) ist die Lebenskraft, die den Menschen zu einem Lebewesen macht, das sich bewegen, gehen und handeln kann. (Vgl. Apg 17:28.) Er steht damit im Gegensatz zu den von Menschen hergestellten Götzen, die ohne Leben und ohne Atem sind (Ps 135:15, 17; Jer 10:14; 51:17; Hab 2:19).
Obwohl neschamáh (Odem) und rúach (Geist; wirksame Kraft; Lebenskraft) manchmal parallel gesetzt werden, sind sie nicht identisch. Es stimmt zwar, dass „Geist“ oder rúach zuweilen so gebraucht wird, als sei er die Atmung (neschamáh) selbst, doch das ist anscheinend nur deshalb der Fall, weil die Atmung das offensichtlichste Anzeichen für das Vorhandensein der Lebenskraft im Körper ist (Hi 9:18; 19:17; 27:3).
In Hesekiel 37:1-10 wird eine symbolische Vision von einem Tal voller verdorrter Gebeine beschrieben. Die Gebeine fügten sich aneinander und wurden mit Sehnen, Fleisch und Haut überzogen. „Was aber Atem [werúach] betrifft, es war keiner in ihnen.“ Hesekiel wurde aufgefordert, dem „Wind [harúach]“ zu prophezeien und zu sagen: „Von den vier Winden [eine Form von rúach] komm her, o Wind, und wehe diese Getöteten an, damit sie zum Leben kommen.“ Die Erwähnung der vier Winde zeigt, dass in diesem Fall „Wind“ die richtige Wiedergabe für rúach ist. Als jedoch der „Wind“, der einfach bewegte Luft ist, in die Nase der Verstorbenen kam, wurde er zu „Atem“, der ebenfalls bewegte Luft ist. Es ist daher an dieser Stelle im Bericht (V. 10) passender, rúach mit „Atem“ wiederzugeben als mit „Geist“ oder „Lebenskraft“. Hesekiel konnte in seiner Vision bestimmt sehen, wie die Körper anfingen zu atmen, während er die Lebenskraft oder den ihren Körper belebenden Geist nicht sehen konnte. Wie aus Vers 11-14 hervorgeht, versinnbildlichte diese Vision die geistige (nicht die physische) Wiederbelebung des Volkes Israel, das eine Zeit lang aufgrund des Babylonischen Exils geistig tot war. Da die Israeliten physisch lebten und atmeten, ist es logisch, in Vers 14 rúach mit „Geist“ wiederzugeben. Dort heißt es von Gott, dass er ‘seinen Geist’ in sein Volk legen würde, damit es wieder, geistig gesprochen, zum Leben käme.
Eine ähnliche Vision ist in Offenbarung, Kapitel 11 enthalten. Dort ist von „zwei Zeugen“ die Rede, die getötet und deren Leichname dreieinhalb Tage lang auf der Straße liegen gelassen wurden. Dann „kam von Gott her Geist [oder Odem, pneuma] des Lebens in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße“ (Off 11:1-11). Auch in dieser Vision wird eine geistige Wiederbelebung durch physische Vorgänge veranschaulicht. Sie zeigt außerdem, dass das griechische Wort pneuma ebenso wie das hebräische Wort rúach die von Gott kommende lebengebende Kraft bezeichnen kann, die die Seele oder die Person belebt. In Jakobus 2:26 heißt es dementsprechend, dass „der Leib ohne Geist [pneumatos] tot ist“ (Int).
Als daher Gott den Menschen in Eden erschuf und in seine Nase den „Odem [eine Form von neschamáh] des Lebens“ blies, bewirkte er offensichtlich nicht nur, dass sich die Lungen des Menschen mit Luft füllten, sondern auch, dass die Lebenskraft oder der Geist (rúach) alle Zellen in Adams Leib zum Leben brachte (1Mo 2:7; vgl. Ps 104:30; Apg 17:25).
Diese Lebenskraft wird bei der Zeugung von den Eltern auf die Nachkommen übertragen. Da sie ursprünglich von Jehova stammt und er der Urheber der Fortpflanzung ist, kann jeder Mensch sein Leben zu Recht ihm zuschreiben, obwohl er es nicht direkt von ihm empfangen hat, sondern indirekt durch seine Eltern. (Vgl. Hi 10:9-12; Ps 139:13-16; Pr 11:5.)
Lebenskraft oder Geist ist unpersönlich. Wie bereits erwähnt, spricht die Bibel von rúach oder Lebenskraft nicht nur in Verbindung mit Menschen, sondern auch in Verbindung mit Tieren (1Mo 6:17; 7:15, 22). Prediger 3:18-22 zeigt, dass der Mensch genauso stirbt wie das Tier, denn „sie alle haben nur e i n e n Geist [werúach], sodass es keine Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier gibt“, d. h. in Bezug auf die Lebenskraft, die bei beiden die gleiche ist. Es ist somit klar zu erkennen, dass der „Geist“ oder die Lebenskraft (rúach), in diesem Sinn gebraucht, unpersönlich ist. Man könnte sie mit einer anderen unsichtbaren Kraft, der Elektrizität, vergleichen, die man verwenden kann, um verschiedene Arten von Maschinen zu betreiben: Sie bewirkt, dass ein Herd Hitze und ein Ventilator Wind erzeugt, dass ein Computer Aufgaben löst, dass ein Fernsehgerät Bilder und Töne erzeugt. Dennoch nimmt der elektrische Strom nie die Merkmale der Maschinen an, in denen er wirksam ist.
So heißt es in Psalm 146:3, 4 über den Tod des Menschen: „Sein Geist [eine Form von rúach] geht aus, er kehrt zurück zu seinem Erdboden; an jenem Tag vergehen seine Gedanken tatsächlich.“ Der Geist oder die Lebenskraft, die in den Körperzellen des Menschen wirksam war, behält keines der Merkmale dieser Zellen, z. B. der Gehirnzellen und ihrer Rolle bei den Denkvorgängen. Wäre der Geist oder die Lebenskraft (rúach, pneuma) nicht unpersönlich, dann hätten die von den Propheten Elia und Elisa auferweckten Kinder während der Zeit, in der sie tot waren, irgendwo bei Bewusstsein existiert. Das wäre auch bei Lazarus der Fall gewesen, der etwa vier Tage nach seinem Tod auferweckt wurde (1Kö 17:17-23; 2Kö 4:32-37; Joh 11:38-44). Es wäre in diesem Fall vernünftig anzunehmen, dass sie sich an ihre bewusste Existenz während jener Zeit erinnert und nach ihrer Auferstehung davon erzählt hätten. Doch wir finden nicht die geringste Andeutung davon, dass dies einer von ihnen getan hat. Somit bleibt die Persönlichkeit einer verstorbenen Person nicht in der Lebenskraft oder in dem Geist erhalten, wenn dieser aufhört, in den Körperzellen zu arbeiten.
Gemäß Prediger 12:7 kehrt beim Tod eines Menschen der Körper zum Staub zurück, und „der Geist selbst kehrt zu dem wahren Gott zurück, der ihn gegeben hat“. Der Betreffende war selbst nie im Himmel bei Gott gewesen; was zu Gott ‘zurückkehrt’, ist daher die Lebenskraft, die es dem Betreffenden ermöglichte zu leben.
Angesichts der Unpersönlichkeit der Lebenskraft oder des Geistes des Menschen (und auch des Tieres) bedeutet die Aussage Davids in Psalm 31:5, die Jesus bei seinem Tod zitierte (Luk 23:46): „Deiner Hand vertraue ich meinen Geist an“, dass Gott angefleht wurde, über die Lebenskraft des Betreffenden zu wachen oder sich ihrer anzunehmen. (Vgl. Apg 7:59.) Dabei ist nicht unbedingt erforderlich, dass die Lebenskraft tatsächlich und buchstäblich von der Erde in die himmlische Gegenwart Gottes gelangt. Sogar von dem Wohlgeruch der Tieropfer hieß es, dass Gott ihn „roch“ (1Mo 8:20, 21), obwohl dieser Geruch zweifellos innerhalb der Erdatmosphäre blieb. Genauso konnte Gott den Geist oder die Lebenskraft in übertragenem Sinn an sich nehmen oder als ihm anvertraut annehmen, ohne dass eine buchstäbliche Übertragung der Lebenskraft von der Erde zum Himmel stattfand (Hi 34:14; Luk 23:46). Dass jemand seinen Geist Gott anvertraut, ist somit offensichtlich ein Ausdruck der Hoffnung des Betreffenden, dass Gott in der Zukunft durch eine Auferstehung diese Lebenskraft wiederherstellt. (Vgl. 4Mo 16:22; 27:16; Hi 12:10; Ps 104:29, 30.)
Treibende geistige Einstellung. Mit den Wörtern rúach und pneuma wird auch die Kraft bezeichnet, die jemanden veranlasst, eine bestimmte Haltung, Einstellung oder Gefühlsregung zu zeigen oder eine bestimmte Handlungsweise einzuschlagen. Diese dem Menschen innewohnende Kraft ist zwar selbst unsichtbar, ruft aber sichtbare Auswirkungen hervor. Diese Anwendung des hebräischen und des griechischen Begriffs für „Geist“, der sich in erster Linie auf Atem oder bewegte Luft bezieht, findet eine Parallele in deutschen Redewendungen. So sprechen wir zum Beispiel von einem „brüderlichen Geist“ oder einem „Geist der Freiheit“. Mit Bezug auf eine Gruppe von Menschen und ihre vorherrschende Triebkraft sagen wir, dass ein guter oder schlechter oder kameradschaftlicher Geist herrscht, oder reden davon, „wes Geistes Kind jemand ist“. Mit all diesen Redewendungen beziehen wir uns auf diese unsichtbare, treibende Kraft, die in Menschen wirksam ist und sie veranlasst, auf eine bestimmte Weise zu reden oder zu handeln.
In ähnlichem Sinn lesen wir, dass Esaus Ehe mit Hethiterinnen für Isaak und Rebekka ein Anlass zur „Bitterkeit des Geistes“ war (1Mo 26:34, 35) und dass Ahabs „Geist missmutig“ war, sodass er seinen Appetit verlor (1Kö 21:5). Ein „Geist der Eifersucht“ könnte einen Mann veranlassen, gegenüber seiner Frau argwöhnisch zu sein und sie sogar des Ehebruchs zu verdächtigen (4Mo 5:14, 30).
Der Grundgedanke einer Kraft, die den Antrieb für das Handeln und Reden einer Person bildet, kommt auch in Redewendungen zum Ausdruck wie, Josua sei ein „Mann, in welchem Geist ist“ (4Mo 27:18), und mit Kaleb sei „ein anderer Geist“ als mit den meisten anderen Israeliten gewesen, die durch den schlechten Bericht von zehn Kundschaftern demoralisiert wurden (4Mo 14:24). Elia war in seinem eifrigen Dienst für Gott voller Tatkraft, und Elisa als sein Nachfolger erbat „zwei Anteile“ an Elias Geist (2Kö 2:9, 15). Johannes der Täufer bekundete die gleiche Tatkraft und den gleichen Eifer wie Elia und hatte daher einen großen Einfluss auf seine Zuhörer; von ihm konnte somit gesagt werden, er sei „mit Elias Geist und Kraft“ vor Christus hergegangen (Luk 1:17). Dagegen machten Salomos Reichtum und seine Weisheit einen solch überwältigenden Eindruck auf die Königin von Scheba, dass sich „kein Geist mehr in ihr“ fand (1Kö 10:4, 5). In dem gleichen fundamentalen Sinn kann der Geist oder die treibende Kraft einer Person „erregt“ oder „erweckt“ (1Ch 5:26; Esr 1:1, 5; Hag 1:14; Apg 17:16; vgl. Pr 10:4), „beunruhigt“ (1Mo 41:8; Da 2:1, 3), „beruhigt“ (Ri 8:3), „bedrängt“, „schwach“ (Hi 7:11; Ps 142:2, 3; vgl. Joh 11:33; 13:21), „belebt“ oder „erquickt“ werden (1Mo 45:27, 28; Jes 57:15, 16; 1Ko 16:17, 18; 2Ko 7:13; vgl. 2Ko 2:13).
Herz und Geist. Das Herz wird häufig mit dem Geist in Verbindung gebracht, was auf ein enges Verhältnis schließen lässt. Da es vom sinnbildlichen Herzen heißt, es besitze die Fähigkeit, zu denken und zur Tat anzuspornen, und sei mit den Gefühlen und Neigungen eng verbunden (siehe HERZ), ist es zweifellos maßgeblich an der Entwicklung des Geistes (der vorherrschenden geistigen Einstellung) beteiligt, die jemand bekundet. 2. Mose 35:21 setzt Herz und Geist in Parallele, denn dort wird gesagt, dass „ein jeder, dessen Herz ihn drängte, und ... ein jeder, dessen Geist ihn trieb“, Gaben für den Bau der Stiftshütte brachte. Demgegenüber ‘begann das Herz der Kanaaniter zu schmelzen, und kein Geist erhob sich mehr in ihnen’, als sie von Jehovas machtvollen Werken zugunsten Israels erfuhren; d. h., die Kanaaniter verspürten keinerlei Drang, gegen die israelitischen Streitkräfte vorzugehen (Jos 2:11; 5:1; vgl. Hes 21:7). Außerdem ist von „Herzensschmerz“ und dem ‘Zusammenbruch des Geistes’ die Rede (Jes 65:14), oder es werden ähnliche Wendungen gebraucht. (Vgl. Ps 34:18; 143:4, 7; Spr 15:13.) Offensichtlich wegen des starken Einflusses der Triebkraft auf den Sinn riet Paulus: „Dass ihr aber erneuert werden sollt in der Kraft [eine Form von pneuma], die euren Sinn antreibt, und die neue Persönlichkeit anziehen sollt, die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (Eph 4:23, 24).
In der Bibel wird großer Wert auf die Notwendigkeit gelegt, den Geist zu beherrschen. „Wie eine erbrochene Stadt ohne Mauer ist der Mann, der seinen Geist nicht im Zaum hält“ (Spr 25:28). Wenn er provoziert wird, mag er handeln wie der Unvernünftige, der ungeduldig ‘all seinen Geist herausfahren lässt’, während der Weise ‘ihn bis zuletzt ruhig hält’ (Spr 29:11; vgl. 14:29, 30). Moses ließ einmal zu, dass die Israeliten ‘seinen Geist erbitterten’, und er begann zu seinem eigenen Schaden, „mit seinen Lippen übereilt zu reden“ (Ps 106:32, 33). Daher ist einer, der „langsam ist zum Zorn, ... besser als ein Starker, und wer seinen Geist beherrscht, als einer, der eine Stadt einnimmt“ (Spr 16:32). Dazu ist Demut erforderlich (Spr 16:18, 19; Pr 7:8, 9). „Wer aber demütigen Geistes ist, wird Herrlichkeit erlangen“ (Spr 29:23). Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen helfen einem, „kühlen Geistes“ zu sein und seine Zunge zu beherrschen (Spr 17:27; 15:4). Jehova „schätzt die Geister ab“ und richtet diejenigen, die sich nicht ‘hinsichtlich ihres Geistes hüten’ (Spr 16:2; Mal 2:14-16).
Der Geist einer Personengruppe. Genauso, wie eine Einzelperson einen gewissen Geist bekunden kann, so kann auch eine Personengruppe einen gewissen Geist, eine vorherrschende geistige Einstellung, offenbaren (Gal 6:18; 1Th 5:23). Die Christenversammlung sollte im Geist vereint sein und den Geist ihres Hauptes, Christus Jesus, widerspiegeln (2Ko 11:4; Php 1:27; vgl. 2Ko 12:18; Php 2:19-21).
Paulus erwähnt den „Geist der Welt“ im Gegensatz zu Gottes Geist (1Ko 2:12). Unter dem Einfluss des Widersachers Gottes (1Jo 5:19) bekundet die Welt einen Geist, der sich durch Selbstsucht auszeichnet und dadurch, dass man sich den Begierden des gefallenen Fleisches hingibt. Dieser Geist führt zur Feindschaft mit Gott (Eph 2:1-3; Jak 4:5). Wie beim untreuen Israel fördert der unreine Geist der Welt buchstäbliche und geistige Hurerei und Götzendienst (Hos 4:12, 13; 5:4; Sach 13:2; vgl. 2Ko 7:1).