KRIEG
Anhaltende Feindschaft, begleitet von Auseinandersetzungen, die darauf abzielen, den erklärten Feind zu unterwerfen oder zu vernichten. Eine Reihe hebräischer Wörter vermitteln den Sinn von Kriegführung; eines davon, das sich von der Verbalwurzel qaráv herleitet, bedeutet im Grunde „sich nähern“, d. h. im Kampf. Das griechische Substantiv pólemos bedeutet „Krieg“; und das Verb strateuō stammt von einer Wurzel, die sich auf ein lagerndes Heer bezieht.
Die Bibel berichtet, dass Nimrod ‘nach Assyrien auszog’. Offenbar war dies ein Akt der Aggression im Gebiet Assurs, des Sohnes Sems. Dort erbaute Nimrod Städte (1Mo 10:11). In Abrahams Tagen unterwarf Kedorlaomer, der König von Elam, eine Anzahl Städte (offenbar alle am s. Ende des Toten Meeres) für 12 Jahre und zwang sie, ihm zu dienen. Als sie sich gegen Kedorlaomer erhoben, führten er und seine Verbündeten Krieg gegen sie, besiegten dabei die Streitkräfte Sodoms und Gomorras, erbeuteten all ihre Habe und nahmen Abrahams Neffen Lot und seine Hausgenossen gefangen. Darauf bot Abraham 318 ausgebildete Sklaven auf, verfolgte mit seinen drei Bundesgenossen Kedorlaomer und jagte ihm die Gefangenen und die Beute wieder ab. Abraham behielt jedoch nichts von dem Beutegut für sich. Das ist die erste Aufzeichnung über einen Krieg, der von einem Diener Gottes geführt wurde. Abrahams Kriegszug, der dem Zweck diente, einen Mitanbeter zu befreien, hatte Jehovas Billigung, denn Abraham wurde bei seiner Rückkehr von Melchisedek, dem Priester Gottes, des Höchsten, gesegnet (1Mo 14:1-24).
Kriege im Auftrag Gottes. Jehova ist ein „Kriegsmann“, „der Gott der Heerscharen“ und „mächtig in der Schlacht“ (2Mo 15:3; 2Sa 5:10; Ps 24:8, 10; Jes 42:13). Er hat als Schöpfer und als höchster Souverän des Universums nicht nur das Recht, die Gesetzlosen hinzurichten oder ihre Hinrichtung anzuordnen und gegen alle Widerspenstigen, die sich weigern, seinen gerechten Gesetzen zu gehorchen, Krieg zu führen, sondern die Gerechtigkeit verlangt das sogar. Es war daher gerecht, dass Jehova die Bösen zur Zeit der Sintflut hinwegfegte, Sodom und Gomorra zerstörte und die Vernichtung der Streitkräfte Pharaos herbeiführte (1Mo 6:5-7, 13, 17; 19:24; 2Mo 15:4, 5; vgl. 2Pe 2:5-10; Jud 7).
Israel als Gottes Urteilsvollstrecker. Jehova erlegte den Israeliten die heilige Pflicht auf, in dem Land der Verheißung, in das er sie führte, als seine Urteilsvollstrecker zu dienen. Dadurch, dass Gott die Israeliten, die vor ihrer Befreiung aus Ägypten in der Kriegführung unerfahren waren (2Mo 13:17), siegreich gegen „sieben Nationen, die volkreicher und mächtiger“ waren als sie, führte, machte er sich einen großen Namen als ‘Jehova der Heerscharen, der Gott der Schlachtreihen Israels’. Das bewies, „dass Jehova weder mit Schwert noch mit Speer rettet, denn Jehova gehört die Schlacht“ (5Mo 7:1; 1Sa 17:45, 47; vgl. 2Ch 13:12). Die Israeliten erhielten dadurch auch die Gelegenheit, in ihrem Gehorsam gegenüber Gottes Geboten sogar so weit zu gehen, dass sie ihr Leben in Kriegen aufs Spiel setzten, die sie im Auftrag Gottes führten (5Mo 20:1-4).
Keine Angriffe über die von Gott gesetzten Grenzen hinaus. Gott verbot den Israeliten Eroberungsfeldzüge über die von ihm gegebenen Landesgrenzen hinaus; sie durften auch keine Kriege führen, die er nicht angeordnet hatte. Sie durften auch nicht gegen die Nationen Edom, Moab und Ammon kämpfen (5Mo 2:4, 5, 9, 19). Später wurden sie allerdings von diesen Nationen angegriffen und waren gezwungen, sich im Krieg gegen sie zu verteidigen. Dabei hatten sie Gottes Hilfe (Ri 3:12-30; 11:32, 33; 1Sa 14:47).
Als zur Richterzeit der König von Ammon versuchte, seine Angriffe auf Israel dadurch zu rechtfertigen, dass er es fälschlicherweise beschuldigte, ammonitisches Land genommen zu haben, wies ihn Jephtha zurecht, indem er ihn an die geschichtlichen Tatsachen erinnerte. Danach kämpfte Jephtha gegen die Angreifer, und zwar nach dem Grundsatz: „Jeden, den Jehova ... vor uns her enteignet hat, den werden wir enteignen.“ Jephtha trat nicht einen Zentimeter des Landes, das Israel von Gott erhalten hatte, an irgendeinen Eindringling ab (Ri 11:12-27; siehe JEPHTHA).
Geheiligter Krieg. Bevor in alter Zeit Streitkräfte in die Schlacht zogen, wurden sie üblicherweise geheiligt (Jos 3:5; Jer 6:4; 51:27, 28). Während eines Krieges mussten die israelitischen Streitkräfte, auch die Nichtjuden unter ihnen (z. B. der Hethiter Uria, der wahrscheinlich ein beschnittener Proselyt war), zeremoniell rein bleiben. Sie durften während eines Feldzugs keinen Geschlechtsverkehr haben, nicht einmal mit der eigenen Frau. Somit gab es keine Prostituierten im Gefolge des israelitischen Heeres. Außerdem musste das Lager selbst von Befleckung rein erhalten werden (3Mo 15:16, 18; 5Mo 23:9-14; 2Sa 11:11, 13).
Wenn es nötig war, das untreue Israel zu bestrafen, wurden die fremden Heere, die Vernichtung über das Land brachten, als ‘geheiligt’ angesehen, und zwar in dem Sinn, dass sie von Jehova zur Vollstreckung seiner gerechten Gerichte ‘abgesondert’ wurden (Jer 22:6-9; Hab 1:6). Im gleichen Sinn wurden die Streitkräfte (hauptsächlich die Meder und die Perser), die Babylon zerstörten, von Jehova als „meine Geheiligten“ bezeichnet (Jes 13:1-3).
Von den falschen, habgierigen Propheten in Israel hieß es, dass sie ‘Krieg heiligten’ gegen jeden, der ihnen nicht etwas in den Mund gab. Zweifellos behaupteten sie scheinheilig, für ihre Unterdrückung Gottes Billigung zu haben, auch für die Verfolgung und sogar für die Tötung wahrer Propheten und Diener Gottes (Mi 3:5; Jer 2:8; Klg 4:13).
Wehrpflicht. Auf Jehovas Befehl hin wurden alle tauglichen männlichen Israeliten von 20 Jahren an zum Wehrdienst eingezogen. Gemäß Josephus dienten sie bis zum Alter von 50 Jahren (Jüdische Altertümer, 3. Buch, Kap. 12, Abs. 4). Die Furchtsamen und Kleinmütigen wurden zurückgewiesen, weil Kriege Israels Kriege Jehovas waren und Personen, die durch ihre Furchtsamkeit einen schwachen Glauben bekundeten, die Moral des Heeres hätten untergraben können. Freigestellt waren Männer, die gerade ein neues Haus gebaut oder einen Weinberg gepflanzt und noch nicht dessen Frucht genossen hatten. Diese Freistellungen beruhten auf dem Recht eines Mannes, die Frucht seiner Arbeit zu genießen. Ein jungverheirateter Ehemann war für ein Jahr freigestellt. Während dieser Zeit hatte er die Möglichkeit, einen Nachkommen, der sein Erbe werden könnte, zu haben und diesen zu sehen. Hier offenbarte Jehova seine fürsorgliche Rücksichtnahme auf die Familie (4Mo 1:1-3, 44-46; 5Mo 20:5-8; 24:5). Die Leviten, die am Heiligtum dienten, waren vom Wehrdienst befreit, was zeigt, dass Jehova das geistige Wohl seines Volkes für wichtiger hielt als die militärische Verteidigung (4Mo 1:47-49; 2:32, 33).
Gesetze über Angriffe auf Städte und ihre Belagerung. Jehova gab den Israeliten Richtlinien darüber, wie sie bei der Eroberung Kanaans vorgehen sollten. Die in 5. Mose 7:1, 2 erwähnten sieben Nationen Kanaans sollten samt Frauen und Kindern ausgerottet werden. Ihre Städte sollten der Vernichtung geweiht werden (5Mo 20:15-17). Andere Städte sollten gemäß 5. Mose 20:10-15 zuerst gewarnt werden, und es sollten ihnen Friedensbedingungen angeboten werden. Wenn sich die Stadt ergab, wurden ihre Einwohner verschont und zur Zwangsarbeit herangezogen. Diese Gelegenheit, sich zu ergeben, sowie die Zusicherung, dass ihr Leben verschont würde und ihre Frauen nicht vergewaltigt oder belästigt würden, war für diese Städte ein Anreiz, vor dem Heer Israels zu kapitulieren, und auf diese Weise konnte viel Blutvergießen vermieden werden. Ergab sich die Stadt nicht, wurden alle männlichen Bewohner getötet. Durch das Töten der Männer wurde einer späteren Auflehnung der Stadt vorgebeugt. Die „Frauen und die Kleinkinder“ wurden verschont. Dass mit den „Frauen“ hier zweifellos Jungfrauen gemeint sind, wird in 5. Mose 21:10-14 angedeutet, wo es von voraussichtlichen Kriegsbräuten nur heißt, sie würden um ihre Eltern weinen, nicht aber um ihren Ehemann. Auch bei einer früheren Gelegenheit, als die Israeliten die Midianiter schlugen, hieß es ausdrücklich, dass nur Jungfrauen verschont wurden. Dadurch, dass nur Jungfrauen am Leben blieben, wurden die Israeliten vor falscher Anbetung und sicher auch vor Geschlechtskrankheiten geschützt (4Mo 31:7, 17, 18). (Weshalb Gottes Ratschluss gegen die kanaanitischen Nationen gerecht war, ist unter KANAAN, KANAANITER Nr. 2 [Die Eroberung Kanaans durch Israel] nachzulesen.)
Bäume, die Nahrung lieferten, durften nicht für Belagerungszwecke gefällt werden (5Mo 20:19, 20). Den Pferden des Feindes wurden während der Hitze des Kampfes die Sehnen durchgeschnitten, um sie untauglich zu machen; nach der Schlacht wurden sie zweifellos getötet (Jos 11:6).
Nicht alle Kriege Israels waren richtig. Wenn die Israeliten untreu wurden, kam es oft zu Konflikten, die nichts weiter als Machtkämpfe waren. Dies war der Fall, als Abimelech zur Zeit der Richter gegen Sichem und Tebez Krieg führte (Ri 9:1-57) und als Omri gegen Simri und Tibni kämpfte, was dazu führte, dass sein Königtum über das Zehnstämmereich gefestigt wurde (1Kö 16:16-22). Auch begannen die Israeliten, auf militärische Stärke, auf Pferde und Kriegswagen zu vertrauen, statt sich auf den Schutz Jehovas zu verlassen. So kam es, dass das Land Juda zur Zeit Jesajas „voller Pferde“ war und dass es „kein Ende ihrer Wagen“ gab (Jes 2:1, 7).
Kriegsstrategie und -taktik im Altertum. Manchmal wurden Kundschafter ausgesandt, die vor einem Angriff das Land auskundschaften sollten. Solche Kundschafter sollten keine Unruhen und keinen Aufstand schüren und keine umstürzlerische Untergrundbewegung in Gang setzen (4Mo 13:1, 2, 17-19; Jos 2:1; Ri 18:2; 1Sa 26:4). Wenn ein Heer einberufen, zur Schlacht gerufen oder das Zeichen zu vereintem Handeln gegeben werden sollte, wurden bestimmte Trompetensignale geblasen (4Mo 10:9; 2Ch 13:12; vgl. Ri 3:27; 6:34; 7:19, 20). Gelegentlich wurden die Streitkräfte geteilt, und ein Teil der Truppen wurde zu Flankenangriffen oder Ablenkungsmanövern eingesetzt (1Mo 14:15; Jos 8:2-8; Ri 7:16; 2Sa 5:23, 24; 2Ch 13:13). In mindestens einem Fall wurden auf Jehovas Anordnung hin Sänger, die Jehova Lobpreis sangen, an die Spitze des Heeres gestellt. An jenem Tag kämpfte Gott für Israel, indem er im Lager der Feinde für Verwirrung sorgte, sodass sie sich gegenseitig umbrachten (2Ch 20:20-23).
Gekämpft wurde zum großen Teil Mann gegen Mann. Verschiedene Waffen wurden dabei gebraucht – Schwerter, Speere, Wurfspieße, Pfeile, Schleudersteine usw. Bei der Eroberung des Landes der Verheißung vertrauten die Israeliten nicht auf Pferde und Wagen; sie vertrauten auf die rettende Macht Jehovas (5Mo 17:16; Ps 20:7; 33:17; Spr 21:31). Erst in späterer Zeit verwendeten die Heere Israels Pferde und Kriegswagen, wie es bei den Ägyptern und anderen Völkern üblich war (1Kö 4:26; 20:23-25; 2Mo 14:6, 7; 5Mo 11:4). Die Heere anderer Völker waren manchmal mit Kriegswagen ausgerüstet, an deren Achsen eiserne Sicheln befestigt waren (Jos 17:16; Ri 4:3, 13).
Die Kriegstaktik änderte sich im Lauf der Jahrhunderte. Im Allgemeinen konzentrierten sich die Israeliten nicht auf die Entwicklung von Geräten, die der offensiven Kriegführung gedient hätten. Sie legten aber großen Wert auf Befestigungen. König Usija von Juda ist dafür bekannt, dass er „Kriegsmaschinen, die Erfindung von Technikern“, baute, doch diese dienten hauptsächlich zur Verteidigung Jerusalems (2Ch 26:14, 15). Die assyrischen und die babylonischen Heere waren besonders für ihre Belagerungswälle und -rampen bekannt. Diese Belagerungsrampen waren ansteigende Rampen, auf denen Türme mit Rammböcken gegen die höheren und schwächeren Teile der Stadtmauer gerollt wurden; von diesen Türmen aus kämpften die Bogenschützen und die Steinschleuderer. Dazu gehörten noch andere Belagerungsmaschinen, unter anderem riesige Steinschleudern (2Kö 19:32; Jer 32:24; Hes 4:2; Luk 19:43). Gleichzeitig versuchten die Verteidiger der Stadt, den Angriff abzuwehren mithilfe von Bogenschützen, Steinschleuderern und Soldaten, die von ihren Mauern und Türmen aus Brandfackeln hinabwarfen, auch mithilfe von Schleudermaschinen innerhalb der Stadt (2Sa 11:21, 24; 2Ch 26:15; 32:5). Bei einem Angriff auf befestigte Städte versuchte man mit als Erstes, die Wasserversorgung abzuschneiden, wohingegen eine Stadt, die mit einer Belagerung rechnete, oft die Wasserquellen um die Stadt herum verstopfte, damit sie von den Belagerern nicht benutzt werden konnten (2Ch 32:2-4, 30).
Nach der Besiegung eines Feindes verstopften die Sieger manchmal Brunnen und Quellen in der Umgebung, streuten Steine auf den Boden und übersäten den Boden gelegentlich mit Salz (Ri 9:45; 2Kö 3:24, 25; siehe BEFESTIGUNGEN; WAFFEN, WAFFENRÜSTUNG).
Jesus sagte Krieg voraus. Jesus, der Mann des Friedens, äußerte Folgendes: „Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“ (Mat 26:52). Wäre sein Königreich ein Teil dieser Welt gewesen, so hätten seine Diener – wie er gegenüber Pilatus erklärte – für ihn gekämpft, um zu verhindern, dass er den Juden ausgeliefert würde (Joh 18:36). Er sagte jedoch voraus, dass Jerusalem zur bestimmten Zeit belagert und verwüstet würde, weil es ihn als den Messias verworfen habe. Jerusalems „Kinder“ (die Einwohner) würden zu Boden geschmettert werden (Luk 19:41-44; 21:24).
Kurz vor seinem Tod äußerte Jesus Prophezeiungen, die auf jene Generation und auch auf den Beginn seiner Gegenwart in Königsmacht zutrafen: „Ihr werdet von Kriegen und Kriegsberichten hören; seht zu, dass ihr nicht erschreckt. Denn diese Dinge müssen geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich“ (Mat 24:6, 7; Mar 13:7, 8; Luk 21:9, 10).
Christus führt Krieg als „König der Könige“. Die Bibel offenbart, dass der auferstandene Herr Jesus Christus, dem sein Vater „alle Gewalt im Himmel und auf der Erde“ verliehen hat, einen Krieg führen wird, um alle Feinde Gottes zu vernichten, und dass er ewigen Frieden herbeiführen wird, wie dies schon sein Titel „Fürst des Friedens“ andeutet (Mat 28:18; 2Th 1:7-10; Jes 9:6).
Der Apostel Johannes hatte eine Vision von Ereignissen, die nach der Inthronisierung Christi im Himmel stattfinden sollten. In Psalm 2:7, 8 und 110:1, 2 war vorausgesagt worden, dass Gottes Sohn aufgefordert würde, ‘von Jehova die Nationen als Erbe zu erbitten’, und dass Jehova ihn daraufhin aussenden würde, ‘zur Unterwerfung zu schreiten inmitten seiner Feinde’ (Heb 10:12, 13). Johannes sah in einer Vision einen Krieg im Himmel, in dem Michael, d. h. Jesus Christus (siehe MICHAEL Nr. 1), die Heere des Himmels zum Kampf gegen den Drachen, Satan, den Teufel, anführte. Der Ausgang war, dass der Teufel und seine Engel zur Erde geschleudert wurden. Dieser Krieg brach unmittelbar nach der ‘Geburt des männlichen Kindes’ aus, das alle Nationen mit eisernem Stab hüten sollte (Off 12:7-9). Eine laute Stimme aus dem Himmel rief dann aus: „Jetzt ist die Rettung und die Macht und das Königreich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus herbeigekommen.“ Dies bedeutete für die Engel Erleichterung und Freude, doch für die Erde waren nun Unruhen, unter anderem auch Kriege, zu erwarten, denn in der Erklärung hieß es weiter: „Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, dass er nur eine kurze Frist hat“ (Off 12:10, 12).
Nachdem Satan auf die Erde geschleudert worden war, wurden Gottes Diener auf der Erde, die Übriggebliebenen des ‘Samens der Frau’, „die die Gebote Gottes halten und das Werk des Zeugnisgebens für Jesus innehaben“, zu seinem Hauptangriffsziel. Satan begann nun, einen Krieg gegen sie zu führen, der sich sowohl in geistigen Kämpfen als auch in tatsächlicher Verfolgung äußerte und sogar dazu führte, dass einige ihr Leben verloren (Off 12:13, 17). In den darauffolgenden Kapiteln der Offenbarung (13, 17–19) werden die Helfershelfer und Werkzeuge beschrieben, deren sich Satan bedient, um gegen sie vorzugehen, aber auch der siegreiche Ausgang für Gottes Heilige unter ihrem Führer Jesus Christus.
„Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“. Das 19. Kapitel der Offenbarung berichtet über den größten Krieg der Menschheitsgeschichte, einen Krieg, der alles übertrifft, wovon Menschen je Augenzeugen geworden sind. Zuvor wird er in der Vision der „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, genannt. Gegen Jehova und den Herrn Jesus Christus als Befehlshaber der Streitkräfte Gottes, der Heere des Himmels, haben sich das symbolische „wilde Tier und die Könige der Erde und ihre Heere“ aufgrund ‘von Dämonen inspirierter Äußerungen’ auf dem Kriegsschauplatz versammelt (Off 16:14; 19:19). Von keinem irdischen Diener Gottes wird gesagt, dass er sich an dieser Schlacht beteilige. Die irdischen Könige „werden mit dem Lamm kämpfen, doch wird das Lamm sie besiegen, weil es Herr der Herren und König der Könige ist“ (Off 17:14; 19:19-21; siehe HAR-MAGEDON). Nach diesem Kampf wird Satan, der Teufel, selbst für tausend Jahre gebunden, „damit er die Nationen nicht mehr irreführe, bis die tausend Jahre zu Ende wären“ (Off 20:1-3).
Sobald dieser Krieg beendet ist, wird die Erde tausend Jahre Frieden haben. Der Psalmist sagt von Jehova: „Kriege lässt er aufhören bis an das äußerste Ende der Erde. Den Bogen zerbricht er, und den Speer zersplittert er; die Wagen verbrennt er im Feuer.“ Diese Worte erfüllten sich ursprünglich, als Gott dem Land Israel Frieden verschaffte, indem er die feindlichen Kriegswerkzeuge vernichtete. Nachdem Christus die Kriegshetzer in Har-Magedon besiegt haben wird, wird sich die ganze Erde in vollstem Maß des Friedens erfreuen (Ps 46:8-10). Personen, die „ihre Schwerter zu Pflugscharen ... und ihre Speere zu Winzermessern“ geschmiedet haben und „den Krieg nicht mehr lernen“, wird ewiges Leben geschenkt. „Denn der Mund Jehovas der Heerscharen selbst hat es geredet“ (Jes 2:4; Mi 4:3, 4).
Kriegsgefahr für immer gebannt. In der Vision der Offenbarung wird des Weiteren gezeigt, dass nach Ende der tausend Jahre Satan, der Teufel, aus dem Abgrund befreit werden und wieder viele dazu verleiten wird, gegen die Krieg zu führen, die Gott gegenüber loyal bleiben. Aber es wird kein Schaden entstehen, denn ‘Feuer wird aus dem Himmel herabkommen’ und diese Feinde verzehren, sodass jegliche Kriegsgefahr für immer gebannt sein wird (Off 20:7-10).
Christliche Kriegführung. Obwohl sich Christen nicht an buchstäblichen Kriegen gegen Blut und Fleisch beteiligen (Eph 6:12), nehmen sie dennoch an einem Krieg teil, und zwar an einem geistigen Kampf. Der Apostel Paulus spricht von einem „Krieg“, der im Innern eines Christen vor sich geht, nämlich zwischen dem „Gesetz der Sünde“ und dem „Gesetz Gottes“ oder dem ‘Gesetz des Sinnes’ (des christlichen Sinnes, der mit Gott in Übereinstimmung ist) (Rö 7:15-25).
Dieser „Krieg“ eines Christen ist sehr schwer und erfordert von ihm größte Anstrengungen, wenn er daraus siegreich hervorgehen will. Er kann aber zuversichtlich sein, dass er aufgrund der unverdienten Güte Gottes durch Christus und mit der Hilfe des Geistes Gottes den Sieg erringen kann (Rö 8:35-39). Jesus sagte über diesen Kampf: „Ringt danach, durch die enge Tür einzugehen“ (Luk 13:24), und der Apostel Petrus ermahnte Christen, sich „der fleischlichen Begierden zu enthalten, die ja mit der Seele im Streit liegen [oder „die Kriegsdienste tun gegen die Seele“ (strateuontai)]“ (1Pe 2:11, Int; vgl. Jak 4:1, 2).
Gegen böse Geister. Zusätzlich zu diesem Krieg gegen das Gesetz der Sünde müssen Christen einen Kampf gegen die Dämonen führen, die die Neigungen des Fleisches ausnutzen, indem sie Christen zur Sünde verleiten (Eph 6:12). In diesem Krieg veranlassen die Dämonen auch Personen, die unter ihrem Einfluss stehen, Christen in Versuchung zu führen oder ihnen Widerstand zu leisten und sie zu verfolgen, um ihre Lauterkeit gegenüber Gott zu brechen (1Ko 7:5; 2Ko 2:11; 12:7; vgl. Luk 4:1-13).
Gegen falsche Lehren. Der Apostel Paulus schrieb auch von einem Krieg, den er und seine Gefährten bei der Erfüllung ihres Auftrags, die Christenversammlung zu hüten, führten (2Ko 10:3). Die Versammlung in Korinth war von anmaßenden Männern falsch beeinflusst worden, die Paulus als „falsche Apostel“ bezeichnete und die in der Versammlung Spaltungen und Sekten verursacht hatten, weil sie bestimmten Persönlichkeiten ungebührliche Aufmerksamkeit schenkten (2Ko 11:13-15). Sie wurden dadurch gewissermaßen Nachfolger von Menschen wie Apollos, Paulus und Kephas (1Ko 1:11, 12). Die Mitglieder der Versammlung hatten es versäumt, die Dinge vom geistigen Standpunkt aus zu beurteilen und zu erkennen, dass diese Männer lediglich Vertreter Christi waren und vereint den gleichen Interessen dienten. Sie wurden fleischlich (1Ko 3:1-9). Sie betrachteten Männer in der Versammlung ‘gemäß dem, was sie im Fleische waren’, ihr Äußeres, ihre natürlichen Fähigkeiten, ihre Persönlichkeit usw., statt sie als Geistesmenschen anzusehen. Sie erkannten nicht, dass Gottes Geist in der Versammlung wirksam war und dass die Leistungen von Männern wie Paulus, Petrus und Apollos Gottes Geist zuzuschreiben waren und zur Ehre Jehovas gereichten.
Daher fühlte sich Paulus gedrängt, ihnen zu schreiben: „Ich bitte wirklich, dass ich, wenn anwesend, nicht von der Kühnheit Gebrauch machen müsse mit jener Zuversicht, mit der ich kühne Maßnahmen gegen einige zu ergreifen gedenke, die uns so einschätzen, als wandelten wir gemäß dem, was wir im Fleische sind. Denn obwohl wir im Fleische wandeln, erfolgt unsere Kriegführung nicht gemäß dem, was wir im Fleische sind. Denn die Waffen unserer Kriegführung sind nicht fleischlich, sondern machtvoll durch Gott, um starke Verschanzungen umzustoßen. Denn wir stoßen Vernunftschlüsse und jede Höhe um, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt; und wir nehmen jeden Gedanken gefangen, um ihn dem Christus gehorsam zu machen“ (2Ko 10:2-5).
Paulus schrieb an Timotheus, den er in Ephesus gelassen hatte, damit er sich dort der Versammlung annahm: „Diesen Auftrag vertraue ich dir an, Kind, Timotheus, gemäß den Voraussagen, die direkt zu dir hingeführt haben, damit du durch diese den vortrefflichen Kriegszug fortsetzest, indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst“ (1Ti 1:18, 19). Timotheus hatte nicht nur mit Schwierigkeiten wegen des sündigen Fleisches zu kämpfen und Widerstand von Feinden der Wahrheit zu erdulden, sondern er musste auch einen Krieg gegen das Eindringen falscher Lehren führen und gegen diejenigen, die die Versammlung verderben wollten (1Ti 1:3-7; 4:6, 11-16). Auf diese Weise sollte er die Versammlung vor dem Abfall stärken, der – wie Paulus wusste – einsetzen würde, nachdem die Apostel gestorben waren (2Ti 4:3-5). Timotheus hatte daher einen echten Kampf zu führen.
Paulus konnte an Timotheus schreiben: „Ich habe den vortrefflichen Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt“ (2Ti 4:7). Paulus hatte durch seinen Wandel und seinen Dienst, den er trotz Widerstand, Leiden und Verfolgung verrichtete, seine Treue gegenüber Jehova und Jesus Christus bewahrt (2Ko 11:23-28). Er war außerdem der Verantwortung seines Amtes als Apostel des Herrn Jesus Christus nachgekommen, indem er den „Krieg“ gekämpft hatte, die Christenversammlung rein und makellos als eine keusche Jungfrau und als eine „Säule und Stütze der Wahrheit“ zu bewahren (1Ti 3:15; 1Ko 4:1, 2; 2Ko 11:2, 29; vgl. 2Ti 2:3, 4).
Gott unterstützt Christen materiell. In der christlichen Kriegführung betrachtet Gott den Christen als seinen Soldaten und versorgt ihn deshalb mit den nötigen materiellen Dingen. Der Apostel argumentiert mit Bezug auf die Befugnis desjenigen, der anderen dient: „Wer dient jemals auf eigene Kosten als Soldat?“ (1Ko 9:7).
Christen und Kriege der Nationen. Christen haben sich gegenüber den Kriegen zwischen Nationen, Gruppen oder Parteien jeglicher Art stets streng neutral verhalten (Joh 18:36; Eph 6:12). Beispiele für die Einstellung der ersten Christen in dieser Hinsicht sind unter HEER (Als erste Christen bekannte Personen) nachzulesen.
Andere Anwendungen. In dem Lied Baraks und Deboras nach dem Sieg über das Heer Jabins, des Königs von Kanaan, wird an einen Umstand erinnert, der einen Grundsatz hervorhebt: „Man [Israel] ging dazu über, sich neue Götter zu erwählen. Dann gab es Krieg in den Toren“ (Ri 5:8). Sobald die Israeliten Jehova verließen und sich falscher Anbetung zuwandten, gab es Schwierigkeiten, und der Feind bedrängte sie an den Toren ihrer Städte. Das ist in Übereinstimmung mit der Feststellung des Psalmisten: „Wenn Jehova selbst die Stadt nicht behütet, so ist es umsonst, dass der Wächter ständig gewacht hat“ (Ps 127:1).
In Prediger 8:8 schrieb Salomo: „Da ist kein Mensch, der Macht hat über den Geist, um den Geist zurückzuhalten; ... noch gibt es irgendeine Entlassung im Krieg.“ Am Tag des Todes kann ein Sterbender nicht bewirken, dass er länger lebt, weil er den Geist oder die Lebenskraft nicht zurückhalten und verhindern kann, dass sie zu Gott zurückkehrt, ihrem Geber und Quell. Sterbliche Menschen können den Tag ihres Todes nicht bestimmen und nicht verhindern, dass er kommt. Ganz gleich, welche Anstrengungen Menschen unternehmen, sind sie doch nicht in der Lage, dem Krieg zu entgehen, den der Feind Tod ausnahmslos gegen die ganze Menschheit führt. Der sündige Mensch kann nicht einen anderen sündigen Menschen für sich sterben lassen und so seinen eigenen Tod hinausschieben (Ps 49:6-9). Nur aufgrund Jehovas unverdienter Güte durch Jesus Christus ist Befreiung möglich. „Damit so, wie die Sünde als König mit dem Tod regiert hat, so auch die unverdiente Güte als König regiere durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Rö 5:21).