GERECHTSPRECHEN
Das hebräische Verb za·dhéq (verwandt mit zé·dheq, was „Gerechtigkeit“ bedeutet) wird manchmal mit „gerechtsprechen“ wiedergegeben (2Mo 23:7; 5Mo 25:1). Dieser biblische Ausdruck kann auch mit „rechtfertigen“ übersetzt werden und die Substantivformen mit „Rechtfertigung“. In den Christlichen Griechischen Schriften, wo die umfassendste Erklärung dieses Themas zu finden ist, haben die entsprechenden Wörter (dikaióō [Verb], dikáiōma und dikáiōsis [Substantive]) im Wesentlichen den Sinn von „einen Freispruch erlangen“, „als gerecht hinstellen, behandeln oder erkennen“ (vergleiche W. Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, 6. Auflage, Berlin 1988, Sp. 397; H. Menge, Langenscheidts Großwörterbuch Griechisch-Deutsch, 1973, S. 183; F. Passow, Handwörterbuch der griechischen Sprache, Nachdruck: Darmstadt 1983, Bd. I/1, S. 688).
So spricht der Apostel Paulus davon, dass sich Gott in seinen Worten ‘als gerecht erweist’ (eine Form von dikaióō) und einen Rechtssieg gewinnt, wenn er von Verleumdern gerichtet wird (Rö 3:4). Jesus sagte, dass sich ‘die Weisheit durch ihre Werke als gerecht erweist’ und dass die Menschen, wenn sie am Gerichtstag Rechenschaft geben werden, durch ihre Worte „gerechtgesprochen“ (eine Form von dikaióō) oder verurteilt werden (Mat 11:19; 12:36, 37). Der demütige Steuereinnehmer, der voller Reue im Tempel betete, sei, wie Jesus sagte, ‘als gerechter erwiesen in sein Haus hinabgegangen’ als der gleichzeitig mit ihm betende prahlerische Pharisäer (Luk 18:9-14; 16:15). Der Apostel Paulus sagt, jemand, der stirbt, sei „von seiner Sünde freigesprochen [eine Form von dikaióō]“, da er mit dem Tod gebüßt habe (Rö 6:7, 23).
Außerdem werden die griechischen Wörter jedoch noch in einem besonderen Sinn gebraucht, nämlich um einen Akt Gottes zu bezeichnen, durch den jemand für schuldlos erklärt wird (Apg 13:38, 39; Rö 8:33), und auch den Akt Gottes, jemand in der Lauterkeit für vollkommen zu erklären und des Rechts auf Leben für würdig zu beurteilen, wie noch gezeigt wird.
In vorchristlicher Zeit. Adam war ursprünglich vollkommen, ein gerechter Mensch, ein menschlicher „Sohn Gottes“ (Luk 3:38). Er war gerecht, da Gott ihn erschaffen hatte und er von seinem Schöpfer als „sehr gut“ erklärt wurde (1Mo 1:31). Doch er bewahrte nicht seine Lauterkeit gegenüber Gott und büßte für sich und seine Nachkommen die Gerechtigkeit ein (1Mo 3:17-19; Rö 5:12).
Dennoch gab es unter seinen Nachkommen Männer des Glaubens, die ‘mit dem wahren Gott wandelten’, wie zum Beispiel Noah, Henoch und Hiob (1Mo 5:22; 6:9; 7:1; Hi 1:1, 8; 2:3). Von Abraham wird gesagt, dass er Glauben an Gott ausübte und „gerechtgesprochen“ wurde; und über Rahab von Jericho steht geschrieben, dass sie ihren Glauben durch ihre Werke bekundete und daher „gerechtgesprochen“ wurde, sodass ihr Leben bei der Zerstörung Jerichos verschont wurde (Jak 2:21-23, 25). Bemerkenswerterweise wird sowohl im Brief des Jakobus (siehe angegebenen Text) als auch im Brief des Paulus an die Römer (4:3-5, 9-11), in dem er aus 1. Mose 15:6 zitiert, darauf hingewiesen, dass Abrahams Glaube „ihm als Gerechtigkeit angerechnet“ wurde. Die Bedeutung dieses Ausdrucks wird klar, wenn man den Sinn des hier gebrauchten griechischen Wortes logízomai, „rechnen“, „anrechnen“, berücksichtigt.
Inwiefern Gerechtigkeit „angerechnet“ wird. Das griechische Verb logízomai wurde normalerweise für numerisches Rechnen, Kalkulieren oder Berechnen gebraucht, zum Beispiel bei der Kontenführung, und zwar sowohl für einen Eintrag auf der Habenseite als auch für einen auf der Sollseite. In der Bibel wird es in der Bedeutung von „rechnen“, „zugutehalten“, „anrechnen“ oder „in Betracht ziehen“ gebraucht. In 1. Korinther 13:5 heißt es zum Beispiel von der Liebe, dass sie ‘das Böse nicht anrechnet [eine Form von logízomai]’ (vgl. 2Ti 4:16); und der Psalmist David wird mit den Worten zitiert: „Glücklich ist der Mann, dessen Sünde Jehova keinesfalls anrechnet“ (Rö 4:8). Paulus zeigte denen, die die Dinge gemäß ihrem äußerlichen Wert ansahen, die Notwendigkeit, Angelegenheiten richtig abzuwägen, sozusagen beide Seiten der Medaille zu betrachten (2Ko 10:2, 7, 10-12). Gleichzeitig war Paulus darauf bedacht, dass ihm „niemand mehr zugutehalte [eine Form von logízomai]“, als es seinem Dienst entsprach (2Ko 12:6, 7).
Das Wort logízomai kann auch „achten“, „einschätzen“, „anrechnen“, „rechnen“ oder „dafürhalten“ (in Verbindung mit einer Gruppe, Klasse oder Kategorie) bedeuten (1Ko 4:1). Jesus sagte zum Beispiel, er werde „unter die Gesetzlosen gerechnet [eine Form von logízomai]“, d. h. wie sie erachtet oder als einer von ihnen angesehen (Luk 22:37). Der Apostel Paulus sagt in seinem Brief an die Römer, einem Unbeschnittenen, der das Gesetz halte, werde „seine Unbeschnittenheit ... als Beschneidung angerechnet“, d. h. so bewertet, geachtet oder angesehen, als sei sie Beschneidung (Rö 2:26). In ähnlichem Sinn werden Christen aufgefordert, ‘sich hinsichtlich der Sünde als tot zu rechnen, doch hinsichtlich Gottes als lebend durch Christus Jesus’ (Rö 6:11). Und obwohl gesalbte Christen, die aus den Nichtjuden stammen, keine fleischlichen Nachkommen Abrahams sind, werden sie doch „als der Same gerechnet“, d. h. als der Same Abrahams (Rö 9:8).
Wieso konnte Abraham vor dem Tod Christi gerechtgesprochen werden?
Genauso wurde Abrahams Glaube, der mit Werken in Verbindung stand, „ihm als Gerechtigkeit angerechnet [oder gutgeschrieben]“ (Rö 4:20-22). Das bedeutet natürlich nicht, dass er oder andere treue Männer der vorchristlichen Zeit vollkommen oder frei von Sünde waren; sondern aufgrund dessen, dass sie Glauben an Gottes Verheißung bezüglich des „Samens“ ausübten und weil sie sich bemühten, Gottes Gebote zu befolgen, wurden sie nicht als ungerecht erachtet, so, als hätten sie wie die übrige Menschenwelt keinen guten Stand vor Gott (1Mo 3:15; Ps 119:2, 3). In liebevoller Weise betrachtete Jehova sie im Vergleich zu der von ihm entfremdeten Menschenwelt als schuldlos (Ps 32:1, 2; Eph 2:12). So konnte er mit solchen unvollkommenen Menschen zufolge ihres Glaubens handeln und sie segnen, wobei er seinen eigenen vollkommenen Maßstäben der Gerechtigkeit immer noch treu blieb (Ps 36:10). Die Betreffenden erkannten aber an, dass sie der Erlösung von der Sünde bedurften, und warteten auf die von Gott dafür bestimmte Zeit (Ps 49:7-9; Heb 9:26).
Der von Christus Jesus vollbrachte „e i n e Akt der Rechtfertigung“. Die Heilige Schrift zeigt, dass Jesus Christus auf der Erde tatsächlich vollkommen war, was seinen menschlichen Organismus betraf (1Pe 1:18, 19), und dass er seine Vollkommenheit bewahrte, indem er unter Prüfungen fortgesetzt seine Lauterkeit bewahrte und sie stärkte. Das entsprach dem Vorsatz Gottes, den Hauptvermittler der Rettung „durch Leiden vollkommen zu machen“ (Heb 2:10). Das heißt, Jesus wurde vollkommen gemacht, was seinen Gehorsam und die Bewahrung der Lauterkeit betrifft, und er wurde vollkommen gemacht für seine Stellung als Gottes Hoher Priester der Rettung, wie Paulus in Hebräer 5:7-10 zeigt. Da Jesus sein Leben auf der Erde in jedem Sinn des Wortes ohne Makel beendete, wurde er von Gott als gerechtfertigt anerkannt. Daher war er der einzige Mensch, der, nachdem er geprüft worden war, aus eigenem Verdienst unerschütterlich und tatsächlich gerecht oder rechtschaffen vor Gott dastand. Durch diesen „e i n e n Akt der Rechtfertigung [eine Form von dikáiōma]“, d. h. dadurch, dass Christus sich zufolge seines völlig makellosen Laufs, der seinen Opfertod einschloss, selbst als vollkommen gerecht erwies, legte er die Grundlage dafür, dass diejenigen gerechtgesprochen werden können, die an ihn glauben (Rö 5:17-19; 3:25, 26; 4:25).
In der Christenversammlung. Mit dem Kommen des Sohnes Gottes als verheißener Erlöser existierte eine neue Grundlage, auf der Gott mit seinen menschlichen Dienern handeln konnte. Die Nachfolger Jesu Christi, die als seine geistigen Brüder berufen sind und die Aussicht haben, seine Miterben im himmlischen Königreich zu werden (Rö 8:17), werden zunächst von Gott aufgrund ihres Glaubens an Jesus Christus gerechtgesprochen (Rö 3:24, 28). Dies ist eine richterliche Handlung Jehovas; daher kann vor ihm als dem höchsten Richter niemand gegen seine Auserwählten „Anklage erheben“ (Rö 8:33, 34). Warum tut er das für sie?
In erster Linie, weil Jehova vollkommen und heilig ist (Jes 6:3) und daher diejenigen, die er als seine Söhne annimmt, in Übereinstimmung mit seiner Heiligkeit vollkommen sein müssen (5Mo 32:4, 5). Jesus Christus, der oberste Sohn Gottes, erwies sich als vollkommen, „loyal, arglos, unbefleckt, getrennt von den Sündern“ (Heb 7:26). Seine Nachfolger sind jedoch Nachkommen Adams, der aufgrund seiner Sünde unvollkommene, sündige Kinder zeugte (Rö 5:12; 1Ko 15:22). Daher waren die Nachfolger Jesu, wie aus Johannes 1:12, 13 hervorgeht, nicht von Anfang an Söhne Gottes. Doch Jehova Gott sorgte in seiner unverdienten Güte für eine „Annahme an Sohnes statt“, durch die er solche begünstigten Personen annimmt und sie in ein geistiges Verwandtschaftsverhältnis mit seiner Familie bringt (Rö 8:15, 16; 1Jo 3:1). Folglich legt Gott die Grundlage dafür, dass sie seine Söhne werden oder an Sohnes statt angenommen werden, indem er sie aufgrund des Verdienstes des Loskaufsopfers Christi, an das sie Glauben ausüben, gerechtspricht, d. h. sie von jeder Sündenschuld freispricht (Rö 5:1, 2, 8-11; vgl. Joh 1:12). Sie werden daher als vollkommen gerecht gerechnet; all ihre Sünden sind ihnen vergeben worden und werden ihnen nicht angerechnet (Rö 4:6-8; 8:1, 2; Heb 10:12, 14).
Die Gerechtsprechung dieser Christen hat daher viel größere Auswirkungen als die bereits erörterte Gerechtsprechung Abrahams (und anderer vorchristlicher Diener Jehovas). Der Jünger Jakobus deutete das Ausmaß der Rechtfertigung Abrahams an, als er schrieb: „Das Schriftwort wurde erfüllt, welches sagt: ‚Abraham setzte Glauben in Jehova, und es wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet‘, und er wurde ‚Freund Jehovas‘ genannt“ (Jak 2:20-23). Abraham wurde also wegen seines Glaubens als ein Freund Gottes gerechtgesprochen, nicht als ein Sohn Gottes, weil er nicht „wiedergeboren“ worden war und nicht die Aussicht auf Leben im Himmel hatte (Joh 3:3). Aus dem Bibelbericht geht deutlich hervor, dass Menschen vor dem Kommen Christi weder als Kinder Gottes angenommen wurden, noch ihnen ein Leben im Himmel in Aussicht stand (Joh 1:12, 17, 18; 2Ti 1:10; 1Pe 1:3; 1Jo 3:1).
Obwohl sich diese Christen eines gerechten Standes vor Gott erfreuen, sind sie nicht wirklich oder buchstäblich im Fleisch vollkommen (1Jo 1:8; 2:1). Angesichts der Aussicht auf himmlisches Leben, die sie als Nachfolger Christi haben, ist buchstäbliche Vollkommenheit des Organismus nicht wirklich erforderlich (1Ko 15:42-44, 50; Heb 3:1; 1Pe 1:3, 4). Dadurch, dass sie gerechtgesprochen werden, dass ihnen Gerechtigkeit „angerechnet“ wird, ist den rechtlichen Forderungen Gottes Genüge getan, und er nimmt die an Sohnes statt Angenommenen in den „neuen Bund“ auf, der durch das Blut Jesu Christi in Kraft gesetzt wurde (Luk 22:20; Mat 26:28). Diese adoptierten geistigen Söhne in dem neuen Bund, der mit dem geistigen Israel geschlossen wurde, werden ‘in Christus getauft’ und sterben schließlich einen Tod gleich dem seinen (Rö 6:3-5; Php 3:10, 11).
Jehova vergibt zwar die Sünden, die diese Christen aufgrund ihrer fleischlichen Schwachheit und Unvollkommenheit begehen, dennoch kommt es in ihnen zu einem Konflikt, den Paulus im Römerbrief anschaulich beschreibt (7:21-25). Der Konflikt besteht zwischen dem Gesetz ihres erneuerten Sinns (Rö 12:2; Eph 4:23) oder dem „Gesetz Gottes“ und dem „Gesetz der Sünde“, das in ihren Gliedern ist. Das ist darauf zurückzuführen, dass ihr fleischlicher Leib nicht vollkommen gemacht worden ist, obgleich sie als gerecht gerechnet werden und ihre Sünden vergeben worden sind. Dieser Konflikt trägt zur Prüfung ihrer Lauterkeit gegenüber Gott bei. Mit der Hilfe des Geistes Gottes und dem Beistand ihres barmherzigen Hohen Priesters, Christi Jesu, können sie als Sieger daraus hervorgehen (Rö 7:25; Heb 2:17, 18). Damit sie siegen, müssen sie jedoch fortgesetzt Glauben an das Loskaufsopfer Christi ausüben und ihm nachfolgen, wodurch sie in Gottes Augen ihre Gerechtigkeit bewahren. (Vgl. Off 22:11.) Dadurch ‘machen sie ihre Berufung und Auserwählung fest’ (2Pe 1:10; Rö 5:1, 9; 8:23-34; Tit 3:6, 7). Wenn sie allerdings Sünde treiben und vom Glauben abfallen, verlieren sie ihren begünstigten Stand als Gerechte vor Gott, weil sie „den Sohn Gottes für sich aufs Neue an den Pfahl bringen und ihn der öffentlichen Schande aussetzen“ (Heb 6:4-8). Solchen steht die Vernichtung bevor (Heb 10:26-31, 38, 39). Daher sprach Jesus von der Sünde, die nicht vergeben wird, und der Apostel Johannes unterschied zwischen der Sünde, „die nicht den Tod nach sich zieht“, und der Sünde, „die den Tod nach sich zieht“ (Mat 12:31, 32; 1Jo 5:16, 17).
Nachdem Jesus Christus seine Treue bis in den Tod bewahrt hatte, wurde er „im Geiste lebendig gemacht“, und es wurden ihm Unsterblichkeit und Unverweslichkeit verliehen (1Pe 3:18; 1Ko 15:42, 45; 1Ti 6:16). Er wurde so „gerechtgesprochen im Geist“ (1Ti 3:16; Rö 1:2-4) und setzte sich im Himmel zur Rechten Gottes (Heb 8:1; Php 2:9-11). Die treuen Nachfolger Christi erwarten eine ähnliche Auferstehung (Rö 6:5), durch die sie Teilhaber an der „göttlichen Natur“ werden (2Pe 1:4).
Andere Gerechte. In einem Gleichnis Jesu, das von der Zeit seines Kommens in Königreichsherrlichkeit handelt, werden mit Schafen verglichene Personen als „Gerechte“ bezeichnet (Mat 25:31-46). Bemerkenswerterweise werden diese „Gerechten“ jedoch in dem Gleichnis als eine getrennte Gruppe dargestellt, die sich von denen unterscheidet, die Jesus „meine Brüder“ nennt (Mat 25:34, 37, 40, 46; vgl. Heb 2:10, 11). Da diese schafähnlichen Menschen den geistigen „Brüdern“ Christi beistehen und so ihren Glauben an ihn beweisen, werden sie von Gott gesegnet und „Gerechte“ genannt. Wie Abraham werden sie gerechtgesprochen als Freunde Gottes (Jak 2:23). Ihr gerechter Stand wird für sie Überleben bedeuten, wenn die „Böcke“ in die „ewige Abschneidung“ gehen (Mat 25:46).
Eine entsprechende Situation tritt in der Vision auf, über die in Offenbarung 7:3-17 berichtet wird. Im Unterschied zu den 144 000 ‘Versiegelten’ wird eine „Volksmenge“ von unbestimmter Zahl gezeigt. (Vgl. Eph 1:13, 14; 2Ko 5:1.) Dass diese „Volksmenge“ vor Gott einen gerechten Stand einnimmt, wird dadurch angedeutet, dass gesagt wird: „Sie haben ihre langen Gewänder gewaschen und sie im Blut des Lammes weiß gemacht“ (Off 7:14).
Die Mitglieder der „großen Volksmenge“, die die „große Drangsal“ überlebt, sind noch nicht zum Leben gerechtgesprochen, d. h. noch nicht des Rechts auf ewiges Leben auf der Erde für würdig erklärt worden. Sie müssen fortgesetzt von den „Wasserquellen des Lebens“ trinken, zu denen sie von dem Lamm, Christus Jesus, geleitet werden. Das werden sie während der Tausendjahrherrschaft Christi tun müssen (Off 7:17; 22:1, 2). Wenn sie sich in der Schlussprüfung nach Ende der tausend Jahre Jehova gegenüber als loyal erweisen, bleibt ihr Name in Gottes Buch des Lebens stehen, wodurch Jehova erklärt oder anerkennt, dass sie schließlich in vollem Sinn gerecht sind (Off 20:7, 8; siehe LEBEN [Bäume des Lebens]).
Gott erweist sich in all seinem Tun als gerecht. Wie zu erkennen ist, setzt sich Gott, wenn er mit unvollkommenen Menschen handelt, niemals über seine eigenen Maßstäbe des Rechts und der Gerechtigkeit hinweg. Er spricht Sünder nicht aufgrund ihrer Verdienste gerecht, denn sonst würde er ihre Sünden übersehen oder stillschweigend dulden (Ps 143:1, 2). Der Apostel Paulus erklärt: „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, und als freie Gabe werden sie durch seine unverdiente Güte gerechtgesprochen aufgrund der Befreiung durch das von Christus Jesus bezahlte Lösegeld. Ihn hat Gott durch Glauben an sein Blut als ein Sühnopfer hingestellt. Dies tat er, um seine eigene Gerechtigkeit an den Tag zu legen, denn er vergab die Sünden, die in der Vergangenheit, während Gott Nachsicht übte, geschehen waren, um so seine eigene Gerechtigkeit in der jetzigen Zeitperiode an den Tag zu legen, damit er gerecht sei, auch wenn er den Menschen gerechtspricht, der an Jesus glaubt“ (Rö 3:23-26). So hat Gott in unverdienter Güte durch das Opfer Christi die Rechtsgrundlage dafür geschaffen, dass er Gläubigen die Sünden vergeben kann.
Bemühungen, sich selbst als gerecht zu erweisen. Da nur Gott einen Menschen gerechtsprechen kann, sind Bemühungen, sich aufgrund eigener Verdienste als gerecht zu erweisen oder indem man das Urteil von Menschen als Maßstab anlegt, ohne Wert. Hiob wurde zurechtgewiesen, weil er, obwohl er Gott keines Fehlers beschuldigte, „eher seine eigene Seele gerechtsprach als Gott“ (Hi 32:1, 2). Der im Gesetz bewanderte Mann, der Jesus über den Weg zu ewigem Leben befragte, wurde von ihm indirekt dafür zurechtgewiesen, dass er versuchte, sich selbst als gerecht zu erweisen (Luk 10:25-37). Jesus verurteilte die Pharisäer, weil sie versuchten, sich selbst vor Menschen gerechtzusprechen (Luk 16:15). Besonders der Apostel Paulus zeigte, dass aufgrund des unvollkommenen, sündigen Zustandes der ganzen Menschheit niemand dadurch gerechtgesprochen werden könnte, dass er versucht, durch die im mosaischen Gesetz gebotenen Werke seine eigene Gerechtigkeit aufzurichten (Rö 3:19-24; Gal 3:10-12). Stattdessen legte er Nachdruck auf Glauben an Christus Jesus als die wahre Grundlage für eine solche Gerechtsprechung (Rö 10:3, 4). In dem inspirierten Brief des Jakobus werden die Worte des Paulus durch den Hinweis ergänzt, dass diesem Glauben Leben verliehen werden muss, und zwar nicht durch Gesetzeswerke, sondern durch Glaubenswerke wie im Fall Abrahams und Rahabs (Jak 2:24, 26).
Gewisse Männer, die fälschlicherweise behaupteten, Apostel zu sein, stellten das Apostelamt und die christlichen Werke des Paulus zu Unrecht infrage, wodurch sie versuchten, die Christenversammlung hinter sich herzuziehen (2Ko 11:12, 13). Da Paulus wusste, dass er in Treue ein Verwalteramt für Christus erfüllte, erklärte er, es sei ihm nicht am Urteil von Menschen gelegen, die sich völlig unbefugt praktisch zu einem „menschlichen Gerichtshof“ aufschwangen, um ihn zu beurteilen. Er verließ sich nicht einmal auf sein eigenes Urteil über sich, sondern erwartete, von Jehova beurteilt zu werden (1Ko 4:1-4). Daraus ergibt sich der Grundsatz, dass man sich nicht auf das Urteil von Menschen verlassen sollte, wenn es darum geht, ob man gerecht oder ungerecht ist, es sei denn, ihr Urteil werde durch Gottes Wort gestützt. Man sollte in das Wort Gottes schauen und sich davon beurteilen lassen (Heb 4:12). Ist jedoch die Stütze durch Gottes Wort offensichtlich, dann wäre es nicht richtig, wenn jemand, der von einem christlichen Bruder zurechtgewiesen wird – besonders wenn es durch einen Ältesten der Versammlung geschieht –, eine solche Zurechtweisung zurückweisen und versuchen würde, sich zu rechtfertigen (Spr 12:1; Heb 12:11; 13:17). Und jeder Verantwortliche, der in einer Angelegenheit oder einem Streit zu richten hat, würde von Gott verurteilt werden, wenn er „für eine Bestechung den Bösen gerechtsprechen“ würde (Jes 5:23; Jak 2:8, 9).