7E Die Ausdrücke „Das Alte Testament“ und „Das Neue Testament“
2Ko 3:14, gr.: ἐπὶ τῇ ἀναγνώσει τῆς παλαιᾶς διαθήκης (epí tēi anagnṓsei tēs palaiás diathḗkēs);
lat.: in lectione veteris testamenti
1522 |
|
Das Newe Testament Deutzsch (Septembertestament) von Martin Luther, Wittenberg. |
1963 |
|
Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften, Brooklyn (USA) (New World Translation of the Christian Greek Scriptures, Brooklyn [USA] 1950). |
Es ist heute allgemein üblich, die in Hebräisch und Aramäisch geschriebenen Schriften als „Das Alte Testament“ zu bezeichnen. Dies stützt sich u. a. auf die Wiedergabe in 2Ko 3:14 in der lateinischen Vulgata und dem Newe Testament Deutzsch, dem sogenannten „Septembertestament“, von Martin Luther. Die Christlichen Griechischen Schriften werden gewöhnlich „Das Neue Testament“ genannt. Es gilt zu beachten, daß in 2Ko 3:14 das Wort diathḗkēs, wie an den anderen 32 Stellen, an denen es im griechischen Text belegt ist, „Bund“ bedeutet. (Siehe Anh. 7D.)
Über die Bedeutung des lateinischen Wortes testamentum (im Genitiv testamenti) erklärte Edwin Hatch in seinem Werk Essays in Biblical Greek, Oxford (England) 1889, auf S. 48: „In Unkenntnis der Philologie des späteren und Vulgärlateins wurde früher angenommen, daß ‚testamentum‘, wie das Wort [diathḗkē] in den frühen lateinischen Übersetzungen sowie in der Vulgata wiedergegeben wurde, ‚Testament‘ oder ‚[Letzter] Wille‘ bedeutet, während es tatsächlich ebenso, wenn nicht ausschließlich, ‚Bund‘ bedeutet.“ Desgleichen schrieb W. F. Moulton in A Bible Commentary for English Readers by Various Writers, herausgegeben von Charles Ellicott, New York (USA), Bd. 8, S. 309: „In der altlateinischen Übersetzung der Bibel wurde testamentum die übliche Wiedergabe des Wortes [diathḗkē]. Da sich jedoch diese Wiedergabe sehr oft an Stellen findet, an denen man unmöglich an eine Bedeutung wie [Letzter] Wille denken kann (zum Beispiel in Ps lxxxiii, 5, wo niemand meinen wird, der Psalmist habe gesagt, daß die Feinde Gottes ‚ein Testament gegen Ihn gemacht hätten‘), wurde das lateinische testamentum offenkundig in erweiterter Bedeutung gebraucht, entsprechend der umfassenden Anwendung des griechischen Wortes.“ (Siehe Ps 25:10 und Ps 83:5, Fnn.)
Aus dem Obigen wird ersichtlich, daß die Wiedergabe „Altes Testament“ in 2Ko 3:14 im Septembertestament von Martin Luther nicht richtig ist. Viele moderne Übersetzungen lesen hier richtigerweise „alter Bund“. Der Apostel Paulus bezieht sich hier nicht auf die Gesamtheit der Hebräischen und Aramäischen Schriften. Ebensowenig war er der Meinung, daß die inspirierten Christlichen Schriften ein „Neues Testament (Bündnis)“ bilden. Der Apostel spricht vom alten Gesetzesbund, der von Moses im Pentateuch aufgezeichnet wurde und lediglich einen Teil der vorchristlichen Schriften ausmacht. Aus diesem Grund sagt er im nächsten Vers: „sooft Moses gelesen wird“.
Folglich existiert kein stichhaltiger Grund, die Hebräischen und Aramäischen Schriften „Das Alte Testament“ und die Christlichen Griechischen Schriften „Das Neue Testament“ zu nennen. Jesus Christus selbst bezeichnete die Sammlung von heiligen Schriften als „die Schriften“ (Mat 21:42; Mar 14:49; Joh 5:39). Der Apostel Paulus bezeichnete sie als „die heiligen Schriften“ und „die Schriften“ (Rö 1:2; 15:4; 2Ti 3:15). In Übereinstimmung mit dem inspirierten Ausspruch in Rö 1:2 enthält die Neue-Welt-Übersetzung in ihrem Titel den Ausdruck „Heilige Schrift“.