Alle wahren Christen müssen Evangeliumsverkündiger sein
„Verrichte das Werk eines Evangeliumsverkündigers [„eines Missionars“, NW, Stud., Fußnote]“ (2. TIMOTHEUS 4:5).
1. Welche gute Botschaft wurde von den Evangeliumsverkündigern des ersten Jahrhunderts gepredigt?
WAS bedeutet es heute, ein Evangeliumsverkündiger zu sein? Bist du ein solcher? Das Wort „Evangeliumsverkündiger“ kommt von dem griechischen Wort euaggelistḗs, das „ein Prediger der guten Botschaft“ bedeutet. Seit der Gründung der Christenversammlung im Jahre 33 u. Z. wurde durch die christliche gute Botschaft Gottes Mittel zur Rettung hervorgehoben und verkündet, daß Jesus Christus in späterer Zeit zurückkehren würde, um seine Königreichsherrschaft über die Menschheit anzutreten (Matthäus 25:31, 32; 2. Timotheus 4:1; Hebräer 10:12, 13).
2. (a) Inwiefern hat die gute Botschaft in unseren Tagen mehr Inhalt bekommen? (b) Welche Verpflichtung haben heute alle wahren Christen?
2 Von 1914 an begannen sich die Beweise zu häufen, daß das von Jesus beschriebene Zeichen seiner Rückkehr und seiner unsichtbaren Gegenwart eintraf (Matthäus 24:3-13, 33). Wiederum konnte die gute Botschaft die Aussage einschließen, daß „das Königreich Gottes nahe ist“ (Lukas 21:7, 31; Markus 1:14, 15). Ja, die Zeit war gekommen für eine großartige Erfüllung der in Matthäus 24:14 aufgezeichneten Prophezeiung Jesu: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:14). Das Evangelisieren schließt heute ein, eifrig das aufgerichtete Königreich Gottes und die Segnungen, die es gehorsamen Menschen bald bringen wird, bekanntzumachen. Alle Christen sind beauftragt, dieses Werk zu verrichten und ‘Jünger zu machen’ (Matthäus 28:19, 20; Offenbarung 22:17).
3. Welche zusätzliche Bedeutung hat das Wort „Evangeliumsverkündiger“? (Siehe Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1, Seite 701, Absatz 1.) (b) Welche Fragen erheben sich daher?
3 Die Bibel gebraucht das Wort „Evangeliumsverkündiger“ nicht nur in Verbindung mit dem Predigen der guten Botschaft im allgemeinen, sondern sie wendet es auch speziell auf diejenigen an, die ihr Heimatgebiet verlassen, um die gute Botschaft in unbearbeiteten Gegenden zu predigen. Im ersten Jahrhundert gab es eine ganze Reihe als Missionare tätige Evangeliumsverkündiger wie Philippus, Paulus, Barnabas, Silas und Timotheus (Apostelgeschichte 21:8; Epheser 4:11). Doch was ist über die besondere Zeit zu sagen, in der wir seit 1914 leben? Haben sich Jehovas Diener als Evangeliumsverkündiger zur Verfügung gestellt, sei es im lokalen Bereich oder als Missionare?
Fortschritt seit 1919
4, 5. Wie waren kurz nach 1914 die Aussichten für das Evangelisierungswerk?
4 Als der Erste Weltkrieg 1918 seinem Ende entgegenging, sahen sich Gottes Diener zunehmendem Widerstand von seiten Abtrünniger sowie von seiten der Geistlichkeit der Christenheit und ihrer politischen Verbündeten ausgesetzt. Das wahre christliche Evangelisieren kam im Juni 1918 tatsächlich fast zum Stillstand, als führende Vertreter der Watch Tower Society in den Vereinigten Staaten aufgrund von Falschanklagen zu 20 Jahren Haft verurteilt wurden. War es Gottes Feinden gelungen, dem Predigen der guten Botschaft ein Ende zu bereiten?
5 Im März 1919 wurden die Vertreter der Gesellschaft unerwartet freigelassen und später rehabilitiert, da sie zufolge von Falschanklagen ins Gefängnis gekommen waren. Wieder in Freiheit, wurde den gesalbten Christen bewußt, daß es für sie immer noch viel Arbeit zu tun gab, bevor sie in den Himmel aufgenommen würden, um ihren Lohn als Miterben im Königreich Gottes zu erhalten (Römer 8:17; 2. Timotheus 2:12; 4:18).
6. Welche Fortschritte machte das Evangelisierungswerk zwischen 1919 und 1939?
6 Damals, im Jahre 1919, belief sich die Zahl derer, die über ihre Beteiligung an der Verbreitung der guten Botschaft berichteten, auf weniger als 4 000. In den nächsten beiden Jahrzehnten boten sich verschiedene Männer als Missionarverkündiger an, und einige wurden in Länder Afrikas, Asiens und Europas gesandt. 1939, nach 20 Jahren der Verkündigung des Königreiches, war die Zahl der Zeugen Jehovas auf über 73 000 gestiegen. Diese hervorragende Zunahme, die trotz Verfolgung erreicht wurde, war vergleichbar mit dem, was in den Anfangsjahren der Christenversammlung vor sich gegangen war (Apostelgeschichte 6:7; 8:4, 14-17; 11:19-21).
7. Inwiefern herrschte in den Jahren 47 u. Z. und 1939 eine vergleichbare Situation, was das christliche Evangelisierungswerk betraf?
7 Allerdings war zu jener Zeit die Mehrheit der Zeugen Jehovas in englischsprachigen protestantischen Ländern konzentriert. So lebten tatsächlich 75 Prozent der 73 000 Königreichsverkündiger in Australien, Großbritannien, Kanada, Neuseeland und in den Vereinigten Staaten. Wie um das Jahr 47 u. Z. benötigten die Evangeliumsverkündiger etwas, was sie ermunterte, den weniger bearbeiteten Ländern der Erde mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
8. Was ist durch die Gileadschule bis 1992 erreicht worden?
8 Einschränkungen und Verfolgung während der Kriegszeit konnten Jehovas machtvollen heiligen Geist nicht davon abhalten, seine Diener anzuspornen, sich auf größere Ausdehnung vorzubereiten. 1943, auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs, eröffnete Gottes Organisation die Wachtturm-Bibelschule Gilead in der Absicht, die gute Botschaft in noch größerem Umfang zu verbreiten. Bis März 1992 wurden von dieser Schule 6 517 Missionare in 171 verschiedene Länder ausgesandt. Zusätzlich wurden Männer geschult, Zweigbüros der Watch Tower Society in anderen Ländern zu leiten. Bis 1992 sind 75 der 97 Koordinatoren der Zweigkomitees in Gilead geschult worden.
9. Welche Schulungsprogramme haben zum Fortschritt des Evangelisierungswerks und des Werks des Jüngermachens beigetragen?
9 Außer durch die Gileadschule sind Jehovas Diener noch durch weitere Schulungsprogramme ausgerüstet worden, ihr Evangelisierungswerk auszudehnen und zu verbessern. Die Theokratische Predigtdienstschule wird zum Beispiel in den Versammlungen der Zeugen Jehovas auf der ganzen Erde durchgeführt. In dieser Einrichtung sowie in der wöchentlichen Dienstzusammenkunft werden Millionen von Königreichsverkündigern geschult, um im Predigtdienst mit Erfolg tätig sein zu können. Des weiteren gibt es die Königreichsdienstschule, die Ältesten und Dienstamtgehilfen wertvolle Schulung vermittelt, damit sie sich noch besser um die wachsenden Versammlungen kümmern können. Die Pionierdienstschule hat vielen Vollzeitverkündigern des Evangeliums geholfen, im Predigtdienst wirkungsvoller vorzugehen. In jüngster Zeit wird in mehreren Ländern die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung durchgeführt, um ledige Älteste und Dienstamtgehilfen auszurüsten, neuzeitliche Timotheusse zu werden.
10. Was ist durch all die hervorragende Schulung, für die Gottes Organisation gesorgt hat, bewirkt worden? (Siehe auch die Informationen im Kasten.)
10 Was ist durch all die Schulung bewirkt worden? 1991 erreichten Jehovas Zeugen eine Höchstzahl von weit über vier Millionen Königreichsverkündigern in 212 Ländern. Und im Gegensatz zu der Situation im Jahre 1939 leben 70 Prozent von ihnen in katholischen, orthodoxen, nichtchristlichen oder sonstigen Ländern, in denen Englisch nicht die Hauptsprache ist. (Siehe den Kasten „Ausdehnung seit 1939“.)
Warum so erfolgreich?
11. Wem schrieb der Apostel Paulus seinen Erfolg als Prediger zu?
11 Jehovas Zeugen nehmen die Ehre für diese Ausdehnung nicht für sich in Anspruch. Statt dessen betrachten sie ihr Werk genauso wie der Apostel Paulus, der in seinem Brief an die Korinther schrieb: „Was ist denn Apollos? Ja, was ist Paulus? Diener, durch die ihr gläubig geworden seid, so wie der Herr es einem jeden gewährt hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat es fortwährend wachsen lassen, so daß weder der Pflanzende etwas ist noch der Begießende, sondern Gott, der es wachsen läßt. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter. Ihr seid Gottes Feld zur Bebauung, Gottes Bau“ (1. Korinther 3:5-7, 9).
12. (a) Welche Rolle spielt Gottes Wort beim erfolgreichen christlichen Evangelisieren? (b) Wer wurde als Haupt der Christenversammlung eingesetzt, und wie müssen wir unter anderem zeigen, daß wir uns seiner Leitung als Haupt unterwerfen?
12 Das phänomenale Wachstum der Zeugen Jehovas ist ohne Zweifel auf den Segen Gottes zurückzuführen. Es ist Gottes Werk. In Anerkennung dieser Tatsache studieren die Zeugen weiterhin regelmäßig Gottes Wort. Sie stützen alles, was sie in ihrem Evangelisierungswerk lehren, auf die Bibel (1. Korinther 4:6; 2. Timotheus 3:16). Ein weiterer Schlüssel für ihr erfolgreiches Evangelisieren ist, daß sie den Herrn Jesus Christus, den Gott als Haupt der Versammlung eingesetzt hat, voll und ganz anerkennen (Epheser 5:23). Die Christen des ersten Jahrhunderts zeigten dies durch ihre Zusammenarbeit mit den Männern, die Jesus zu Aposteln ernannt hatte. Die Apostel bildeten gemeinsam mit anderen Ältesten der Versammlung in Jerusalem die leitende Körperschaft der Christen des ersten Jahrhunderts. Vom Himmel aus bediente sich der Herr Jesus Christus dieser Gruppe reifer Christen, um Streitfragen zu klären und Anweisungen für das Evangelisierungswerk zu geben. Daß Paulus diese göttliche Einrichtung voll und ganz unterstützte, trug zur Mehrung in den Versammlungen bei, die er besuchte (Apostelgeschichte 16:4, 5; Galater 2:9). Ebenso werden christliche Evangeliumsverkündiger heute in ihrem Predigtdienst gewiß Erfolg haben, wenn sie sich eng an Gottes Wort halten und die Anweisungen der leitenden Körperschaft rückhaltlos befolgen (Titus 1:9; Hebräer 13:17).
Andere höher achten
13, 14. (a) Welchen Rat gab der Apostel Paulus gemäß Philipper 2:1-4? (b) Warum ist es so wichtig, diesen Rat zu beherzigen, wenn wir uns am Evangelisierungswerk beteiligen?
13 Der Apostel Paulus hatte echte Liebe zu wahrheitssuchenden Menschen, und er fühlte sich anderen weder überlegen, noch bekundete er eine rassistische Einstellung. Daher konnte er Glaubensbrüdern den Rat geben, ‘andere höher zu achten’ (Philipper 2:1-4).
14 Ebenso fühlen sich wahre christliche Evangeliumsverkündiger heute gegenüber Menschen verschiedener Rassen und unterschiedlicher Herkunft, mit denen sie zu tun haben, nicht überlegen. So sagte ein Zeuge Jehovas aus den Vereinigten Staaten, der als Missionar nach Afrika gesandt wurde: „Ich weiß genau, daß wir ihnen [den Einheimischen] nicht überlegen sind. Wir haben vielleicht mehr Geld und eine bessere Allgemeinbildung, aber sie verfügen über Qualitäten, die die unseren in den Schatten stellen.“
15. Wie können diejenigen, die ausgesandt werden, um im Ausland tätig zu sein, gegenüber voraussichtlichen Jüngern echten Respekt bekunden?
15 Wenn wir gegenüber den Menschen, mit denen wir über die gute Botschaft sprechen, echten Respekt bekunden, erleichtern wir es ihnen, die Botschaft der Bibel anzunehmen. Es ist auch eine Hilfe, wenn ein im Missionardienst stehender Evangeliumsverkündiger zeigt, daß er gern unter den Menschen lebt, denen er helfen möchte. Ein erfolgreicher Missionar, der schon 38 Jahre in Afrika verbracht hat, sagte: „Ich bin in meinem tiefsten Innern davon überzeugt, daß ich hier zu Hause bin und daß die Menschen in der Versammlung, der ich zugeteilt bin, meine Brüder und Schwestern sind. Wenn ich Urlaub in Kanada, meinem Herkunftsland, mache, fühle ich mich nicht wirklich daheim. Spätestens in der letzten Woche in Kanada brenne ich auf die Abreise. So ergeht es mir jedesmal. Ich sage den Personen, mit denen ich die Bibel studiere, sowie den Brüdern und Schwestern, wie glücklich ich bin, wieder zurück zu sein, und sie schätzen es, daß ich bei ihnen sein möchte“ (1. Thessalonicher 2:8).
16, 17. (a) Welche Herausforderung haben viele Missionare und einheimische Evangeliumsverkündiger angenommen, um in ihrem Predigtdienst wirkungsvoller zu sein? (b) Was erlebte eine Missionarin, weil sie sich in der Landessprache unterhielt?
16 Manche, in deren Gebiet viele fremdsprachige Personen leben, bemühen sich, die betreffende Sprache zu erlernen, wodurch sie zeigen, daß sie andere höher achten. „Im südlichen Afrika herrscht“, wie ein Missionar feststellte, „manchmal Mißtrauen zwischen den Menschen afrikanischer Herkunft und denen europäischer Herkunft. Doch dadurch, daß wir die Sprache der Einheimischen sprechen, wird dieses Gefühl schnell zerstreut.“ Die Sprache der Menschen zu sprechen, denen wir die gute Botschaft übermitteln möchten, wird uns sehr helfen, ihr Herz zu erreichen. Das erfordert allerdings große Anstrengungen und demütige Beharrlichkeit. Eine Missionarin, die in einem asiatischen Land dient, berichtet: „Es kann zu einer Prüfung werden, ständig Fehler zu machen und deswegen ausgelacht zu werden. Aufzugeben scheint leichter zu sein.“ Die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen half dieser Missionarin jedoch auszuharren (Markus 12:30, 31).
17 Verständlicherweise spricht es die Menschen an, wenn sich ein Ausländer bemüht, ihnen die gute Botschaft in ihrer Sprache zu übermitteln. Das führt manchmal zu unerwarteten Segnungen. In dem afrikanischen Land Lesotho unterhielt sich eine Missionarin in einem Geschäft, in dem Wandteppiche verkauft wurden, mit einer Verkäuferin auf Sotho. Ein Minister aus einem anderen afrikanischen Land hielt sich ebenfalls in den Geschäftsräumen auf und hörte das Gespräch. Er ging zu der Missionarin und sprach ihr ein großes Lob aus, woraufhin sie das Gespräch mit dem Minister in seiner Sprache fortsetzte. „Warum kommen Sie nicht in mein Heimatland und arbeiten unter unseren Leuten, wenn Sie schon Suaheli sprechen?“ fragte er. Taktvoll erwiderte die Missionarin: „Das wäre sehr schön. Aber ich bin eine Zeugin Jehovas, und gegenwärtig gilt unser Werk in Ihrem Land als ungesetzlich.“ Er antwortete: „Glauben Sie bitte nicht, daß wir alle gegen Ihr Werk sind. Viele von uns sind Jehovas Zeugen wohlgesinnt. Vielleicht werden Sie eines Tages ungehindert unter unserem Volk lehren können.“ Einige Zeit später freute sich die Missionarin sehr, als sie erfuhr, daß Jehovas Zeugen in dem betreffenden Land gewährt worden war, ihre Religion frei auszuüben.
Bereit, auf Rechte zu verzichten
18, 19. (a) In welcher wichtigen Hinsicht bemühte sich Paulus, seinen Herrn, Jesus Christus, nachzuahmen? (b) Erzähle eine Erfahrung (die aus dem Absatz oder eine eigene), die zeigt, wie wichtig es ist, alles zu vermeiden, woran die Menschen, denen wir die gute Botschaft überbringen, Anstoß nehmen könnten.
18 Als der Apostel Paulus schrieb: „Werdet meine Nachahmer, so wie ich Christi Nachahmer bin“, hatte er zuvor darüber gesprochen, daß wir uns davor hüten müssen, andere zum Straucheln zu bringen. Er sagte: „Ob ihr eßt oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes. Bewahrt euch beständig davor, Juden wie auch Griechen und der Versammlung Gottes Anlaß zum Straucheln zu geben, so wie auch ich allen Menschen in allen Dingen zu Gefallen bin, indem ich nicht meinen eigenen Vorteil suche, sondern den der vielen, damit sie gerettet werden“ (1. Korinther 10:31-33; 11:1).
19 Evangeliumsverkündiger wie Paulus, die bereit sind, im Interesse derjenigen, denen sie predigen, Opfer zu bringen, werden gesegnet. Ein Beispiel: In einem afrikanischen Land ging ein Missionarehepaar anläßlich seines Hochzeitstages in ein Hotel am Ort essen. Die beiden hatten eigentlich vorgehabt, sich zum Essen Wein zu bestellen, da der mäßige Genuß alkoholischer Getränke in der Bibel nicht verurteilt wird (Psalm 104:15). Doch dann beschloß das Ehepaar, darauf zu verzichten, weil die Einheimischen daran Anstoß nehmen könnten. Der Missionar erzählte: „Einige Zeit danach lernten wir einen Mann kennen, der Chefkoch in dem betreffenden Hotel war, und begannen mit ihm ein Bibelstudium. Später sagte er zu uns: ‚Erinnert ihr euch an euer Essen im Hotel? Wir haben alle hinter der Küchentür gestanden und euch beobachtet. Wie ihr wißt, lehrten uns die Missionare der Kirchen, daß wir nichts Alkoholisches trinken dürfen. Wenn sie jedoch in das Hotel kamen, bestellten sie ungeniert Wein. Hättet ihr alkoholische Getränke bestellt, wären wir übereingekommen, euch nicht zuzuhören, wenn ihr uns hättet predigen wollen.‘“ Heute sind der Chefkoch und andere, die in dem Hotel arbeiteten, getaufte Zeugen.
Immer noch viel zu tun
20. Warum ist es so wichtig, daß wir als eifrige Evangeliumsverkündiger ausharren, und welches freudige Vorrecht nehmen viele wahr?
20 Während das Ende des gegenwärtigen bösen Systems rasch näher rückt, sehnen sich immer noch viele danach, die gute Botschaft zu hören, und es ist für jeden Christen dringender denn je, als ein treuer Evangeliumsverkündiger auszuharren (Matthäus 24:13). Kannst du deinen Anteil an diesem Werk dadurch vergrößern, daß du wie Philippus, Paulus, Barnabas, Silas und Timotheus ein Evangeliumsverkündiger in besonderem Sinne wirst? Viele tun etwas Ähnliches, indem sie sich den Reihen der Pioniere anschließen und bereit sind, dort zu dienen, wo sie dringend benötigt werden.
21. In welcher Hinsicht hat sich für Jehovas Volk „eine große Tür, die zur Tätigkeit führt“, geöffnet?
21 In letzter Zeit haben sich in Ländern Afrikas, Asiens und Osteuropas, wo das Werk der Zeugen Jehovas früher Einschränkungen unterlag, riesige Gebiete für das Evangelisieren aufgetan. Wie im Fall des Apostels Paulus hat sich für Jehovas Volk „eine große Tür, die zur Tätigkeit führt, ... geöffnet“ (1. Korinther 16:9). Evangeliumsverkündiger, die unlängst als Missionare in dem afrikanischen Land Mosambik eintrafen, haben zum Beispiel gar nicht genug Zeit, mit allen Menschen zu studieren, die ein Bibelstudium wünschen. Wie froh können wir doch sein, daß das Werk der Zeugen Jehovas in jenem Land am 11. Februar 1991 gesetzlich anerkannt wurde!
22. Wozu müssen wir alle entschlossen sein, ganz gleich, ob unser Versammlungsgebiet gut durchgearbeitet wird oder nicht?
22 In Ländern, in denen uns stets Religionsfreiheit gewährt wurde, freuen sich die Brüder ebenfalls über stetiges Wachstum. Ja überall, wo wir leben, können wir „reichlich beschäftigt [sein] im Werk des Herrn“ (1. Korinther 15:58). Angesichts dessen wollen wir weiterhin weisen Gebrauch von der verbleibenden Zeit machen, während wir ‘das Werk eines Evangeliumsverkündigers verrichten und unseren Dienst völlig durchführen’ (2. Timotheus 4:5; Epheser 5:15, 16).
Kannst du es erklären?
◻ Was ist ein Evangeliumsverkündiger?
◻ Inwiefern hat die gute Botschaft nach 1914 mehr Inhalt bekommen?
◻ Welche Fortschritte hat das Evangelisierungswerk seit 1919 gemacht?
◻ Welche Faktoren haben hauptsächlich zum Erfolg des Evangelisierungswerks beigetragen?
[Kasten auf Seite 19]
Ausdehnung seit 1939
Betrachten wir Beispiele von drei Kontinenten, wohin in Gilead geschulte Missionare gesandt wurden. 1939 berichteten in Westafrika nur 636 Königreichsverkündiger. Bis 1991 war diese Zahl auf über 200 000 in 12 westafrikanischen Ländern gestiegen. Missionare haben auch zu dem phänomenalen Wachstum in den Ländern Südamerikas beigetragen. Brasilien ist eines dieser Länder; dort stieg die Zahl der Königreichsverkündiger von 114 im Jahre 1939 auf eine Höchstzahl von 335 039 im April 1992. Ähnliches Wachstum gab es nach dem Eintreffen von Missionaren in den Ländern Asiens. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die kleine Schar der Zeugen Jehovas in Japan brutal verfolgt, und ihr Werk kam zum Erliegen. 1949 trafen dann 13 Missionare ein, um bei der Reorganisation des Werks zu helfen. In jenem Dienstjahr berichteten in ganz Japan nicht einmal 10 einheimische Verkündiger über ihren Predigtdienst, im April 1992 dagegen belief sich die Gesamtzahl der Verkündiger auf 167 370.
[Kasten auf Seite 21]
Die Christenheit und das Sprachenproblem
Einige Missionare der Christenheit bemühten sich aufrichtig, eine Fremdsprache zu erlernen, aber viele erwarteten, daß die Einheimischen ihre europäische Sprache beherrschten. So schreibt Geoffrey Moorhouse in seinem Buch The Missionaries:
„Das Problem war, daß das Erlernen einer Eingeborenensprache viel zu oft lediglich als Mittel angesehen wurde, die Bibel zu übersetzen. Vergleichsweise wenig Mühe wurde darauf verwendet — sowohl von Einzelpersonen als auch von den Gesellschaften, für die sie tätig waren —, sich zu vergewissern, daß sich Missionare mit den Eingeborenen in deren eigener Sprache unterhalten konnten, und zwar so fließend, wie es nötig ist, damit sich zwei Menschen genau verstehen können. Jeder Missionar lernte nur ein paar Brocken des einheimischen Vokabulars ... Eine darüber hinausgehende Unterhaltung wurde im allgemeinen in dem entsetzlichen und dümmlichen Tonfall des sogenannten Pidgin-Englisch geführt, was stillschweigend voraussetzte, daß sich der afrikanische Eingeborene den Normen des englischen Gastes unterwarf. Das schlimmste war, daß es sich dabei um einen weiteren Ausdruck der rassistischen Überheblichkeit handelte.“
Die Schule für orientalische und afrikanische Studien in London veröffentlichte 1922 einen Bericht über das Sprachenproblem. „Unserer Ansicht nach“, hieß es in dem Bericht, „ist das durchschnittliche Niveau der Fertigkeit, die sich Missionare in den Volkssprachen angeeignet haben, ... bedauerlich, ja gefährlich niedrig.“
Die Missionare der Watch Tower Society haben das Erlernen der Sprache des Gastlandes stets als ein Muß betrachtet, was unter anderem ihren Erfolg im Missionardienst erklärt.