Welchen Gott betest du an?
AUF diese Frage würde man wohl überall auf der Erde eine andere Antwort erhalten. Der Apostel Paulus stellte fest, daß es „viele ‚Götter‘ und viele ‚Herren‘ gibt“, und heutzutage werden tatsächlich Millionen von Göttern angebetet (1. Korinther 8:5). Können wir uns jedoch vorstellen, daß viele Menschen einen anderen Gott anbeten, als sie meinen? Und daß viele Atheisten eine größere Hingabe haben als Menschen, die an Gott glauben? In welcher Hinsicht ist das der Fall?
Nun, das Wort Anbetung hat unter anderem die Bedeutung: „etwas mit großer, sogar außergewöhnlicher Achtung, Ehre oder Ergebenheit seine Aufmerksamkeit schenken“. In den Sprachen, in denen die Bibel ursprünglich geschrieben wurde, vermitteln die Wörter für Anbetung den Gedanken von dienen oder sich vor jemandem niederbeugen. Mit diesem Gedanken im Sinn möchten wir feststellen, wie Menschen in bezug darauf, wen oder was sie in Wirklichkeit anbeten, im Irrtum sein können.
Verschmelzung von Anbetungsformen
Nehmen wir als Beispiel die alten Samariter. Viele von ihnen waren ursprünglich landfremde Menschen, die die Assyrer an Stelle der zehn nördlichen Stämme Israels, die ins Exil geführt worden waren, nach Palästina brachten. Vorher hatten sie heidnischen Göttern gedient, doch nun bemühten sie sich, Jehova, den Gott Israels, kennenzulernen. Gaben sie ihren vorherigen Glauben auf? Keineswegs. Die Bibel berichtet: „Gemäß ihrer früheren Religion taten sie. Und diese Nationen fürchteten schließlich Jehova, doch erwies es sich, daß sie ihren eigenen gehauenen Bildern dienten“ (2. Könige 17:40, 41). Somit erkannten die Samariter zwar formell Jehova an, dienten jedoch weiterhin ihren alten Göttern, praktizierten also eine Art Mischreligion.
Etwas Ähnliches geschah, als Missionare den Katholizismus nach Südamerika brachten. Sie bekehrten einen Großteil der Bevölkerung, aber wie die alten Samariter vergaßen auch diese Menschen ihre früheren Götter nicht. Daher vollziehen „Christen“ in Brasilien selbst heute noch heidnische Woduriten, die eigentlich feierliche Handlungen zur Ehre alter Götter sind, beispielsweise der Göttin Iemanjá. In anderen südamerikanischen Ländern sieht es nicht viel anders aus.
Außerdem war bereits die Religion, die die Missionare einführten, eine Mischreligion. Viele der Lehren, so die Dreieinigkeit, die Feuerhölle und die Unsterblichkeit der Seele, entstammen alten heidnischen Religionen und Philosophien. Sie sind deshalb auch nicht in der Bibel zu finden. Des weiteren sind ihre Feste — Weihnachten und Ostern eingeschlossen — nichtchristlichen Ursprungs.a Kann man heidnische Feste feiern und an nichtchristliche Lehren glauben und gleichzeitig den Gott der Bibel anbeten, der gesagt hat: „Du sollst keine anderen Götter wider mein Angesicht haben.“ (2. Mose 20:3)? Auf gar keinen Fall!
„Hütet euch vor Götzen“
Betrachten wir nun, wie die Menschen in anderer Hinsicht bezüglich der Anbetung getäuscht werden. Der Apostel Johannes schrieb: „Kindlein, hütet euch vor Götzen“ (1. Johannes 5:21). Etwa eine Milliarde Menschen werden der Christenheit zugerechnet, und sie alle behaupten vermutlich, denselben Gott anzubeten wie Johannes. Doch Hunderte von Millionen dieser Menschen verneigen sich vor Bildern von „Heiligen“, von Jesus und der Jungfrau Maria.
Es gibt auch noch weit heimtückischere Formen des Götzendienstes. Im Jahre 44 u. Z. hielt König Herodes Agrippa eine öffentliche Ansprache, und das Volk war so begeistert, daß es schrie: „Eines Gottes Stimme und nicht eines Menschen!“ (Apostelgeschichte 12:21, 22). Ja, sie vergötterten Herodes, machten ihn zu einem Gott. Ähnliches geschieht auch heute. Im Rausch jener Tage, als in Deutschland die Nationalsozialisten an der Macht waren, war der Ruf „Heil Hitler!“ in Wirklichkeit ein Ausruf der Anbetung. Viele waren bereit, für den Führer zu kämpfen und zu sterben, als wäre er ein Gott, der Retter der Nation. Doch die meisten, die ihm eine solche Verehrung erwiesen, waren Mitglieder der Kirchen der Christenheit.
Vor und nach Hitler haben sich andere politische Führer in ähnlicher Weise als Retter betrachtet und ausschließliche Ergebenheit gefordert. Diejenigen, die der Verehrung dieser Männer erlagen, machten sie zu Göttern, ganz gleich, zu welcher formalen Religion sich die „Anbeter“ bekannten oder ob sie sich gar als Atheisten bezeichneten. Die Verehrung, die Fans begabten Sportgrößen, Filmstars und anderen Unterhaltungskünstlern entgegenbringen, kommt ebenfalls einer Anbetung gleich.
Anbetung des Geldes
Denken wir außerdem an den tieferen Sinn hinter folgenden Worten Jesu: „Niemand kann ein Sklave zweier Herren sein; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird sich zu dem einen halten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Sklaven Gottes und des Reichtums sein“ (Matthäus 6:24). Kennen wir ein Mitglied einer Religionsgemeinschaft, dessen ganzer Lebenssinn darauf ausgerichtet ist, Geld zu verdienen? Wem dient der Betreffende denn in Wirklichkeit — Gott oder dem Reichtum? Wie viele nichtreligiöse Menschen kennen wir, die hinter dem Geld herjagen? Ganz bestimmt beten auch sie das Geld an, vielleicht noch eifriger als viele Gläubige.
Der Apostel Paulus legte einen ähnlichen Grundsatz fest, als er schrieb: „Ertötet daher die Glieder eures Leibes, die auf der Erde sind, in bezug auf Hurerei, Unreinheit, sexuelle Gelüste, schädliche Begierde und Habsucht, die Götzendienst ist“ (Kolosser 3:5). Wenn wir etwas so sehr begehren, daß wir all unsere Bemühungen darauf konzentrieren, es zu erhalten, und dabei vielleicht sogar Gesetze brechen, dann machen wir diese Sache zu unserem Götzen, zu einem Gott (Epheser 5:5). In einem anderen Brief schrieb Paulus über gewisse Übeltäter: „Ihr Gott ist ihr Bauch“ (Philipper 3:19). Falls unser gesamter Lebenszweck darin besteht, uns selbst zu gefallen, sozusagen unseren Bauch zu füllen, dann sind wir unser eigener Gott. Wie viele Menschen kennen wir, die diese Art von Gott anbeten?
Ja, es ist tatsächlich so, wie der Apostel Paulus schrieb, daß es „viele ‚Götter‘ und viele ‚Herren‘ gibt“. Und in vielen Fällen gleichen ihre Anbeter den alten Samaritern, die mit ihren Worten dem einen Gott dienten, mit ihren Handlungen jedoch dem anderen. In Wirklichkeit existiert aber nur e i n Gott, der unsere Anbetung verdient. Kennen wir ihn? Des weiteren gibt es etwas, was die Anbetung all der anderen Götter, die es neben ihm gibt, verbindet. Worum handelt es sich dabei? Das erfahren wir im folgenden Artikel.
[Fußnote]
a Wegen weiterer Informationen siehe das von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebene Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, Seite 212, 213.