Junge Leute fragen sich:
Ist Designerkleidung etwas für mich?
„KLEIDUNG repräsentiert jemanden. ... Kleidung ist immer ein Symbol für die Person, die man ist.“ Das sagt Barbara Dickstein, eine Expertin für Kleidung in einem großen Museum. „Sie sagt etwas über jemandes Status aus, über seine Rolle im Leben und darüber, welche soziale Stellung er einnimmt“, fügt sie hinzu. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die meisten Menschen Kleidung wichtig finden — und einige Jugendliche sozusagen süchtig danach geworden sind.
Zahlreiche junge Leute machen sich nicht nur deshalb über Kleidung Gedanken, weil sie modisch aussehen wollen. Viele achten auch ganz bewußt auf Markenzeichen. Praktisch alles, was sie kaufen — vom Turnschuh bis zur Brille —, muß das überaus wichtige Designeretikett tragen. Eine Umfrage der Zeitschrift Seventeen ergab zum Beispiel, daß 90 Prozent der Mädchen beim Kauf von Sportbekleidung auf Markenzeichen achten.
Angesichts der Tatsache, daß die Medien in den letzten Jahren so eifrig die Werbetrommel für Designerkleidung gerührt haben, sollte dies kaum überraschen. Durch das Werbefernsehen, Anzeigen in Zeitschriften und Zeitungen, Reklameplakate und Filme werden die Verbraucher mit Werbung für Designerkleidung regelrecht bombardiert. Man will den Leuten einreden, daß ein Designeretikett sich beinahe magisch auf ein Kleidungsstück und dessen Träger auswirkt. Ohne Designeretikett sind Denim-Jeans einfach nur Hosen. Mit Etikett jedoch öffnen sie plötzlich die Tür zu Beliebtheit, zu Spannung und zu Romanzen!
Der Reiz des Etiketts
„Was ist ein Name?“ fragt eine Figur in einem Stück von Shakespeare. Bei Kleidung kann ein Name eine bedeutende Rolle spielen. In einem Lehrbuch für Einzelhändler heißt es: „Viele Kunden sind bereit, für Markennamen etwas mehr zu bezahlen ... Bei etlichen Marken geht man davon aus, daß die Kleidung von erstklassiger Qualität und guter Verarbeitung ist und wirklich schick aussieht. Designerkleidung sieht häufig einfach einzigartig aus“ (Know Your Merchandise von Wingate, Gillespie und Barry). Ein Artikel im New York Times Magazine drückt den gleichen Gedanken aus, wenn darin gesagt wird, daß sich teurere Kleidung, was den Stoff und die Verarbeitung betrifft, sehr von preiswerteren Kleidungsstücken unterscheidet. Designerkleidung hält meistens länger und sieht besser aus als preiswertere Marken.
Für viele Jugendliche sind Designeretiketten aber nicht so sehr ein Zeichen für Qualität, sondern vielmehr ein Statussymbol — ein Ehrenzeichen. Der 17jährige Sam meint: „Wenn man keines trägt, ist man nicht modisch.“
Die Macht des Gruppenzwangs
Es verwundert also nicht, wenn der Jugendliche Casey sagt: „Der Druck, Designerkleidung zu tragen, ist unheimlich groß.“ Und die 14jährige Tennile bemerkt: „Ständig wird man gefragt, von welcher Marke der Pullover, die Jacke oder die Jeans ist.“ Ein Jugendlicher erzählt, wenn man sich nicht anpasse, könne der Druck so groß werden, daß „die anderen einen hänseln und sagen, man würde namenlose Schuhe tragen oder in ... [billigen Läden] einkaufen“.
Natürlich ist der Wunsch, wie die anderen zu sein und von ihnen akzeptiert zu werden, ganz normal. Der 15jährige Andy sagt: „Niemand möchte auffallen und ein sonderbarer Kauz sein.“ Doch wie weit sollte man gehen, um sich anzupassen? Der 14jährige Joe gibt zu: „Manchmal holt man sich Kleidung, die man gar nicht mag — nur, um wie die anderen herumzulaufen.“
Ist es aber sinnvoll, zuzulassen, daß andere für dich entscheiden, dich deiner Individualität berauben oder dich einschüchtern, so daß du deinem Geschmack, deinen Maßstäben oder deinem gesunden Menschenverstand zuwiderhandelst? In Römer 6:16 lesen wir: „Wißt ihr nicht, daß ihr, wenn ihr euch fortgesetzt jemandem als Sklaven darstellt, um ihm zu gehorchen, dessen Sklaven seid, weil ihr ihm gehorcht?“ Wer möchte schon der Sklave eines anderen sein? Aber genau das wirst du, wenn du zuläßt, daß deine Altersgenossen das letzte Wort über deine Kleidung haben, oder wenn du dich von jeder Modetorheit mitreißen läßt. (Vergleiche Epheser 4:14.)
Aus der Sicht der Bibel
Wie kannst du eine eigene Meinung entwickeln? Mache dich mit den Grundsätzen des Wortes Gottes vertraut. Wenn dein Denken auf die Bibel ausgerichtet ist, werden andere nicht so leicht über dich bestimmen oder dich manipulieren können (Sprüche 1:4). Es stimmt zwar, daß die Bibel kein Handbuch in Sachen Mode ist. Aber sie enthält Grundsätze, die bei der Entscheidung, was du tragen solltest, hilfreich sind. Betrachte zum Beispiel die Worte des Apostels Paulus aus 1. Timotheus 2:9. Dort rät er Christen, sich „in wohlgeordnetem Kleid mit Bescheidenheit und gesundem Sinn [zu] schmücken, nicht mit ... sehr kostspieligem Gewand“.
Damit wollte Paulus gewiß nicht sagen, du solltest dich armselig oder so altmodisch kleiden, daß es dir peinlich ist. Selbst Jesus Christus besaß anscheinend mindestens ein Kleidungsstück von hochwertiger Qualität (Johannes 19:23, 24). Vielmehr warnte Paulus Christen davor, durch ihre Kleidung ungebührlich aufzufallen. Es macht Sinn, sich ein Kleidungsstück wegen seiner Qualität und seines guten Aussehens zu kaufen oder weil es praktisch ist. Ein Designeretikett hingegen nur wegen der „auffälligen Zurschaustellung“ oder um zu „wetteifern“ zu tragen ist egoistisch (1. Johannes 2:16; Galater 5:26). Dadurch beeindruckst du vielleicht oberflächliche Menschen, aber genausogut könntest du bei anderen Neid, Eifersucht und Groll hervorrufen.
Paulus sagte Christen, daß sie hinsichtlich Kleidung gesunden Sinnes sein und gutes Urteilsvermögen bekunden sollten. In einigen Gegenden ist es nicht gerade ungefährlich, Designerkleidung zu tragen. Zum Beispiel wurde der 15jährige Michael Thomas getötet, weil er 100 Dollar teure Designerturnschuhe trug. Ein anderer Jugendlicher wollte sie für sich. Die New York Times berichtet, daß das Tragen teurer Designersachen in unzähligen amerikanischen Stadtschulen „ausreicht, um einen Kampf oder sogar einen Mord heraufzubeschwören“. Katherine sagt daher: „Ich habe festgestellt, daß es ein Schutz ist, sich nicht übermäßig von den Altersgenossen beeinflussen zu lassen, was Kleidung betrifft. Sonst könnte man die Aufmerksamkeit der falschen Leute auf sich lenken.“
Natürlich können sich nicht alle Jugendlichen Designerkleidung leisten. Wenn das auf dich zutrifft, bleibt dir wahrscheinlich nichts anderes übrig, als zu lernen, mit „Lebensunterhalt und Bedeckung ... zufrieden [zu] sein“ — auch wenn die „Bedeckung“ nicht gerade der letzte Schrei oder nicht von bester Qualität ist (1. Timotheus 6:8). Statt dem Neid zum Opfer zu fallen, was sich zerstörerisch auswirkt, solltest du versuchen, aus deiner Situation das Beste zu machen (Titus 3:3). Deiner Kleidung fehlt vielleicht das Markenzeichen, aber sie kann geschmackvoll, sauber und anständig sein.
Überlegtes Kaufen
Deine Kleidung ist nicht annähernd so wichtig wie deine Persönlichkeit (1. Petrus 3:3, 4). Wie deine Umstände auch sein mögen, es ist angebracht, sich für jede Gelegenheit passend zu kleiden. Als Christ hast du auch die Verpflichtung, dich so zu kleiden, wie es sich für einen jungen Diener Gottes geziemt (2. Korinther 6:3).
Zum Glück bedeutet christliche Bescheidenheit nicht unbedingt, daß du altmodisch aussehen mußt. Tamara trifft den Nagel auf den Kopf, wenn sie sagt: „Es ist nichts Verkehrtes daran, sich modisch zu kleiden — man darf es nur nicht übertreiben.“ Auch ist nichts dagegen einzuwenden, Qualitätskleidung zu tragen. Gemäß dem Buch Dressing Smart von Pamela Redmond Satran raten Experten, „sich die beste Kleidung zu kaufen, die man sich leisten kann, und Qualität über Quantität zu stellen“. In dem Buch Know Your Merchandise wird ein ähnlicher Hinweis gegeben: „Wenig Garderobe, bestehend aus qualitativ guten, sorgfältig ausgesuchten Kleidungsstücken, ist sinnvoller als viel Garderobe, die nicht lange hält und vielleicht nur für kurze Zeit in Mode ist.“
Es kann durchaus sein, daß du ein kluger Käufer werden mußt — wie die „tüchtige Ehefrau“, die in der Bibel in Sprüche 31:10, 14, 18 beschrieben wird. Sie kam „von fern“, um ‘gut zu handeln’. Das kannst du auch lernen. In einer Ausgabe des Ladies’ Home Journal wurde vorgeschlagen: „Fragen Sie nach reduzierter Ware — auch in großen Geschäften. ... Vergleichen Sie. Schauen Sie sich die Preise in mehreren Geschäften an.“ Womöglich mußt du sogar lernen, mit Verkäufern über Preise zu verhandeln, vor allem in kleineren Geschäften.
Die Zeitschrift Consumer Reports erinnert jedoch daran, daß „Preis und Name nicht immer etwas über Qualität aussagen“. Die von der Zeitschrift beauftragten Forscher fanden tatsächlich heraus, daß einige günstige Kleidungsstücke fast die gleiche Qualität aufwiesen wie die teurere Designerkleidung. In dem Buch Dressing Smart wird es wie folgt ausgedrückt: „Manchmal ist Kleidung nur aufgrund der aktuellen Mode, des Namens eines Designers oder aus lauter Unverschämtheit irrsinnig teuer.“ Es kommt vor, daß Designeretiketten an Imitationen minderer Qualität angebracht werden. Und selbst wenn die Etiketten rechtmäßig angebracht sind, können Fehler in der Herstellung unterlaufen.
Laß dich daher nicht von Etiketten oder Preisschildern täuschen. Sei vorsichtig (Sprüche 14:15). Nimm das Kleidungsstück genau unter die Lupe — die Verarbeitung, wie es genäht ist und anderes. Sitzt es richtig? Ist noch genügend Stoff für Änderungen da? Gibt es Anzeichen für Qualität, zum Beispiel Futterstoff und Einlagen? Wie steht es mit Details wie der Symmetrie und dem Zusammenlaufen von Mustern an den Nähten?
Klugheit und Unterscheidungsvermögen können dich davon abhalten, dich von dem Reiz eines Designeretiketts verleiten zu lassen, eine schlechte Wahl zu treffen. Du kannst dich flott kleiden, ohne dabei extravagant auszusehen.
[Herausgestellter Text auf Seite 24]
Mit Designeretikett öffnen Denim-Jeans plötzlich die Tür zu Beliebtheit, zu Spannung und zu Romanzen
[Bild auf Seite 25]
Laß dich nicht von einem Etikett täuschen. Nimm jedes Kleidungsstück genau unter die Lupe, bevor du es kaufst.