Fragen von Lesern
Warum heißt es in der Bibel von dem Priester namens Melchisedek, daß er „ohne Geschlechtsregister“ war, obwohl es sich um einen Menschen handelte, der in alter Zeit tatsächlich gelebt hat?
Diese Aussage finden wir in Hebräer 7:3. Sehen wir uns den Vers einmal im Zusammenhang an:
„Dieser Melchisedek nämlich, König von Salem, Priester Gottes, des Höchsten, der Abraham entgegenkam, als er von der Schlachtung der Könige zurückkehrte, und ihn segnete und dem Abraham den Zehnten von allen Dingen zuteilte, ist fürs erste, nach der Übersetzung, ‚König der Gerechtigkeit‘ und dann auch König von Salem, das ist ‚König des Friedens‘. Da er ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister ist und weder einen Anfang der Tage noch ein Ende des Lebens hat, sondern dem Sohn Gottes gleichgemacht ist, bleibt er ein Priester für immer“ (Hebräer 7:1-3).
Wie erwähnt, war Melchisedek ein Mensch, der genau wie Abraham, mit dem er persönlich zu tun hatte, tatsächlich gelebt hat (1. Mose 14:17-20; Hebräer 7:4-10). Angesichts dessen muß Melchisedek Eltern, einen Vater und eine Mutter, gehabt haben, und möglicherweise hatte er sogar Nachkommen. Als Mensch besaß er daher ein Geschlechtsregister oder einen Familienstammbaum. Und sein buchstäbliches Leben hatte ein Ende. In Übereinstimmung mit dem, was Paulus gemäß Römer 5:12, 14 sagte, ist Melchisedek auf jeden Fall gestorben. Doch wir wissen nicht, wann Melchisedek gestorben ist und somit nicht mehr als Priester amtete, und insofern diente er ohne ein uns bekanntes Ende.
Paulus kam im Hebräerbrief auf Melchisedek zu sprechen, als er Jesu Rolle als besserer Hoherpriester behandelte. Er bezog sich auf Melchisedek als Vorbild oder als Muster für Jesus in dieser priesterlichen Rolle, als er sagte: „Jesus ... [ist] für immer Hoherpriester nach der Weise Melchisedeks geworden“ (Hebräer 6:20). In welchem Sinn?
Es wird Paulus sicher aufgefallen sein, daß im Bibelbericht keine Einzelheiten über die Geschlechtslinie Melchisedeks angegeben werden — weder Vorfahren noch mögliche Nachkommen. Diese Angabe hat nicht einfach nur etwas mit den biblischen Aufzeichnungen zu tun. Legt man das zu Grunde, was Paulus wußte oder was wir wissen, kann von Melchisedek durchaus gesagt werden, er sei „ohne Geschlechtsregister“ (Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift, Allioli), „ohne Ahnentafel“ (Sigge) oder „ohne Stammbaum“ (Einheitsübersetzung).
Inwiefern traf das auch auf Jesus zu? Zugegeben, wir wissen, daß Jesu Vater Jehova Gott war und daß seine menschliche Mutter, Maria, aus dem Stamm Juda kam. Trotzdem gibt es etwas, worin sich Melchisedek und Jesus ähneln. Was ist das? Jesus war von Geburt nicht aus dem Stamm Levi, dem Stamm, aus dem die Priester der Nation Israel kamen. Nein, Jesus wurde nicht aufgrund menschlicher Abstammung Priester. Auch Melchisedek war nicht „gemäß dem Gesetz eines vom Fleisch abhängigen Gebotes“ Priester geworden, das heißt, er war nicht durch Geburt Angehöriger eines priesterlichen Stamms oder einer priesterlichen Familie (Hebräer 7:15, 16). Jesus wurde „von Gott ausdrücklich zum Hohenpriester nach der Weise Melchisedeks berufen“, statt Priester durch einen menschlichen Vater zu werden, der selbst Priester war (Hebräer 5:10).
Des weiteren hat Jesus keine Nachkommen oder Nachfolger in seinem Priestertum. In dieser Hinsicht ist er ebenfalls ohne Geschlechtsregister. Er wird seine priesterlichen Dienste als hilfsbereiter Unterweiser ewig ausüben. Über diesen fortgesetzten Dienst äußerte sich Paulus, als er sagte:
„Weil er [Jesus] für immer am Leben bleibt, hat [er] sein Priestertum ohne irgendwelche Nachfolger inne. Demzufolge kann er auch die vollständig retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immerdar lebt, um für sie einzutreten“ (Hebräer 7:24, 25).
Die Betrachtung dessen, was Paulus gemäß Hebräer 7:3 äußerte, sollte für uns mehr sein als lediglich Teil einer Erkenntnis, den wir in unserem Sinn verankern. Dadurch sollte unsere Wertschätzung vergrößert werden — sowohl für die liebevolle Vorkehrung, die Jehova Gott für uns getroffen hat, damit uns für immer die Sünden vergeben werden können, als auch für die von ihm geschaffene Einrichtung, durch die wir fortgesetzt Hilfe und Anleitung erhalten können.