Kapitel 22
Das erste Wehe — Heuschrecken
1. Wer unterstützt die Engel, während sie die Trompete erschallen lassen, und was kündigt der fünfte Trompetenstoß an?
DER fünfte Engel macht sich zum Blasen seiner Trompete bereit. Vier himmlische Trompeten sind bereits geblasen worden, und vier Plagen sind gegen ein Drittel der Erde gerichtet gewesen, das in Jehovas Augen am verwerflichsten ist — die Christenheit. Ihr todkranker Zustand ist enthüllt worden. Während Engel die Trompeten erschallen lassen, werden sie von Verkündigern auf der Erde unterstützt. Nun ist der fünfte Engel im Begriff, das erste Wehe anzukündigen, es ist noch furchteinflößender als das, was vorausgegangen ist. Es steht in Zusammenhang mit einer furchtbaren Heuschreckenplage. Doch wollen wir zuerst andere Bibeltexte näher prüfen, so daß wir besser verstehen, worum es bei dieser Plage geht.
2. In welchem Bibelbuch wird eine ähnliche Heuschreckenplage beschrieben, wie sie Johannes sieht, und wie wirkte sie sich auf das alte Israel aus?
2 In dem Bibelbuch Joel, das im neunten Jahrhundert v. u. Z. geschrieben wurde, wird eine Insektenplage, bei der auch Heuschrecken auftraten, beschrieben, die der von Johannes gesehenen Plage gleicht (Joel 2:1-11, 25).a Sie hatte den Zweck, den abtrünnigen Israeliten große Qualen zu bereiten, bewirkte aber auch, daß einzelne Juden bereuten und in Jehovas Gunst zurückkehrten (Joel 2:6, 12-14). Zu jener Zeit würde Jehova seinen Geist auf „Fleisch von jeder Art“ ausgießen, und furchteinflößende Zeichen sowie beängstigende Wunder würden „dem Kommen des großen und furchteinflößenden Tages Jehovas“ vorausgehen (Joel 2:11, 28-32).
Eine Plage im ersten Jahrhundert
3, 4. (a) Wann erfüllte sich Joel, Kapitel 2, und wie? (b) Welche sinnbildliche Heuschreckenplage gab es im ersten Jahrhundert u. Z., und wie lange dauerte die Plage?
3 Joel, Kapitel 2 hatte im ersten Jahrhundert eine Erfüllung. Zu Pfingsten 33 u. Z. wurde heiliger Geist ausgegossen, und die ersten Christen wurden damit gesalbt, was sie befähigte, „die großen Dinge Gottes“ in vielen Sprachen zu reden. Darauf versammelte sich eine große Volksmenge. Der Apostel Petrus hielt den erstaunten Zuhörern eine Ansprache, wobei er Joel 2:28, 29 zitierte und erklärte, daß sie Zeugen von der Erfüllung dieses Textes seien (Apostelgeschichte 2:1-21). Doch es gibt keinen Bericht darüber, daß es damals eine buchstäbliche Insektenplage gegeben hätte, die einigen Qualen bereitet und andere zur Reue geführt hätte.
4 Gab es in jenen Tagen eine sinnbildliche Plage? Ja, die gab es. Es kam zu dieser Plage, weil die kurz davor gesalbten Christen rastlos predigten.b Durch sie lud Jehova die Juden, die auf sie hörten, ein, zu bereuen und Segnungen von ihm zu empfangen (Apostelgeschichte 2:38-40; 3:19). Die Personen, die die Einladung annahmen, empfingen in einem bemerkenswerten Maß seine Gunst. Aber für die, die die Einladung nicht annahmen, wurden die Christen des ersten Jahrhunderts wie ein verheerender Heuschreckenschwarm. Beginnend in Jerusalem, zogen sie durch ganz Judäa und Samaria. Bald waren sie überall und quälten die ungläubigen Juden, indem sie öffentlich Jesu Auferstehung und alles, was sie einschloß, verkündigten (Apostelgeschichte 1:8; 4:18-20; 5:17-21, 28, 29, 40-42; 17:5, 6; 21:27-30). Sie setzten dieses Quälen fort bis zu dem „furchteinflößenden Tag“ im Jahre 70 u. Z., als Jehova das römische Heer gegen Jerusalem sandte, um die Stadt zu zerstören. Nur die Christen, die den Namen Jehovas im Glauben anriefen, wurden gerettet (Joel 2:32; Apostelgeschichte 2:20, 21; Sprüche 18:10).
Die Heuschreckenplage heute
5. Wie erfüllt sich Joels Prophezeiung seit dem Jahre 1919?
5 Es ist vernünftig anzunehmen, daß sich Joels Prophezeiung in der Zeit des Endes endgültig erfüllt. Und sie hat sich tatsächlich erfüllt! Auf dem Kongreß der Bibelforscher, der vom 1. bis 8. September 1919 in Cedar Point (Ohio, USA) stattfand, wurde Jehovas Volk durch ein bemerkenswertes Ausgießen seines Geistes angetrieben, ein weltweites Predigtwerk in Gang zu setzen. Von allen, die sich Christen nannten, erkannten nur sie, daß Jesus als himmlischer König auf den Thron gesetzt worden war, und scheuten daher keine Mühe, diese gute Botschaft überall bekanntzumachen. Daß sie in Erfüllung der Prophezeiung so rastlos Zeugnis gaben, wurde für die abgefallene Christenheit eine qualvolle Plage (Matthäus 24:3-8, 14; Apostelgeschichte 1:8).
6. (a) Was sah Johannes, als der fünfte Engel seine Trompete blies? (b) Wen versinnbildlicht dieser „Stern“, und warum?
6 In der Offenbarung, die 26 Jahre nach der Zerstörung Jerusalems verfaßt wurde, wird diese Plage auch beschrieben. Was wird zu Joels Beschreibung hinzugefügt? Wir wollen den Bericht des Johannes aufgreifen: „Und der fünfte Engel blies seine Trompete. Und ich sah einen Stern, der vom Himmel zur Erde gefallen war, und der Schlüssel zum Schlund des Abgrunds wurde ihm gegeben“ (Offenbarung 9:1). Dieser „Stern“ unterscheidet sich von dem, den Johannes gemäß Offenbarung 8:10 vom Himmel fallen sah. Er sieht „einen Stern, der vom Himmel ... gefallen war“ und der jetzt eine Zuteilung in bezug auf die Erde hat. Handelt es sich dabei um eine Geistperson oder um eine Person aus Fleisch und Blut? Von demjenigen, der den „Schlüssel zum Schlund des Abgrunds“ hat, wird später gesagt, daß er Satan in „den Abgrund“ schleudert (Offenbarung 20:1-3). Er muß daher eine mächtige Geistperson sein. Gemäß Offenbarung 9:11 berichtet Johannes, daß die Heuschrecken „einen König, den Engel des Abgrunds“, über sich haben. Beide Verse beziehen sich auf ein und dieselbe Person, da der Engel, der den Schlüssel des Abgrunds hat, logischerweise der Engel des Abgrunds sein muß. Und der Stern muß den von Jehova ernannten König versinnbildlichen, denn die gesalbten Christen anerkennen nur den himmlischen König Jesus Christus (Kolosser 1:13; 1. Korinther 15:25).
7. (a) Was geschieht, als der „Schlund des Abgrunds“ geöffnet wird? (b) Was ist der „Abgrund“, und wer brachte kurze Zeit darin zu?
7 In dem Bericht heißt es weiter: „Und er öffnete den Schlund des Abgrunds, und Rauch stieg aus dem Schlund empor wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne wurde verfinstert, ebenso die Luft durch den Rauch aus dem Schlund. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken heraus auf die Erde; und es wurde ihnen Gewalt gegeben, dieselbe Gewalt, wie die Skorpione der Erde sie haben“ (Offenbarung 9:2, 3). In der Bibel ist der „Abgrund“ ein Ort der Untätigkeit, ja sogar des Todes. (Vergleiche Römer 10:7; Offenbarung 17:8; 20:1, 3.) Die kleine Schar der Brüder Jesu verbrachte am Ende des Ersten Weltkrieges (1918/19) eine kurze Zeit in einem solchen „Abgrund“, wo sie verhältnismäßig untätig waren. Als aber Jehova seinen Geist im Jahre 1919 auf seine reumütigen Diener ausgoß, schwärmten sie aus, um die Herausforderung, die das vor ihnen liegende Werk für sie bedeutete, anzunehmen.
8. Was bedeutet es, daß die Freilassung der Heuschrecken von viel „Rauch“ begleitet war?
8 Johannes beobachtet, daß die Freilassung der Heuschrecken von viel Rauch begleitet ist — wie „der Rauch eines großen Ofens“.c So war es im Jahre 1919. Für die Christenheit und für die Welt im allgemeinen verdüsterte sich die Lage. (Vergleiche Joel 2:30, 31.) Die Freilassung dieser Heuschrecken oder der Johannes-Klasse war in Wirklichkeit eine Niederlage für die Geistlichkeit der Christenheit, die geplant, ja sich verschworen hatte, das Königreichswerk ein für allemal lahmzulegen, und die jetzt Gottes Königreich ablehnte. Während der Heuschreckenschwarm von Gott Gewalt empfing und anfing, sie auszuüben, indem er wirkungsvolle Gerichtsbotschaften verkündigte, begannen sich die Anzeichen einer Rauchglocke über die abtrünnige Christenheit auszubreiten. Die „Sonne“ der Christenheit — ihr Anschein von Erleuchtung — verfinsterte sich, und die „Luft“ wurde mit den Erklärungen göttlicher Gerichtsbotschaften erfüllt, während gezeigt wurde, daß der „Herrscher der Gewalt der Luft“ dieser Welt der Gott der Christenheit ist (Epheser 2:2; Johannes 12:31; 1. Johannes 5:19).
Diese quälenden Heuschrecken!
9. Welche Schlachtbefehle empfingen die Heuschrecken?
9 Wie lauten die Schlachtbefehle, die diese Heuschrecken erhielten? Johannes sagt: „Und es wurde ihnen gesagt, keine Pflanzen der Erde noch irgend etwas Grünes, noch irgendeinen Baum zu beschädigen, sondern nur die Menschen, die das Siegel Gottes nicht an ihrer Stirn haben. Und es wurde den Heuschrecken gewährt, sie nicht zu töten, sondern daß sie fünf Monate lang gequält werden sollten, und die Qual, die über sie kam, war wie eine Qual durch einen Skorpion, wenn er einen Menschen schlägt. Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, werden ihn aber keineswegs finden, und sie werden zu sterben begehren, aber der Tod flieht fortwährend vor ihnen“ (Offenbarung 9:4-6).
10. (a) Gegen wen ist die Plage in erster Linie gerichtet, und wie wirkt sie sich auf sie aus? (b) Um was für eine Qual handelt es sich? (Siehe auch die Fußnote.)
10 Man beachte, daß diese Plage zuerst nicht gegen das Volk oder die Prominenten des Volkes — ‘die Pflanzen und Bäume der Erde’ — gerichtet ist. (Vergleiche Offenbarung 8:7.) Die Heuschrecken sollen nur die beschädigen, die das Siegel Gottes nicht an ihrer Stirn haben, diejenigen in der Christenheit, die behaupten, versiegelt zu sein, deren Vergangenheit ihre Behauptung indessen widerlegt (Epheser 1:13, 14). Die quälenden Äußerungen der neuzeitlichen Heuschrecken richteten sich zuerst gegen die Geistlichen der Christenheit. Wie sehr müssen doch diese anmaßenden Männer gequält worden sein, als sie hörten, daß öffentlich erklärt wurde, sie hätten nicht nur versäumt, ihre Schäfchen in den Himmel zu leiten, sondern sie selbst würden auch nicht dorthin kommen.d Da leitete wirklich ein „Blinder einen Blinden“ (Matthäus 15:14).
11. (a) Wie lange dürfen die Heuschrecken die Feinde Gottes quälen, und warum ist das eigentlich keine kurze Zeit? (b) Wie groß ist die Qual?
11 Die Qual dauert fünf Monate an. Ist das eine relativ kurze Zeit? Nicht, wenn man die Lebenszeit einer buchstäblichen Heuschrecke in Betracht zieht. Die normale Lebensdauer dieser Insekten beträgt fünf Monate. Die neuzeitlichen Heuschrecken stechen daher ihr Leben lang die Feinde Gottes. Außerdem ist die Qual so groß, daß die Menschen zu sterben begehren. Allerdings haben wir keine Nachricht darüber, daß irgendeiner von denen, die von den Heuschrecken gestochen worden sind, den Freitod gesucht hätte. Der Ausdruck hilft uns aber, uns die Intensität der Qual vorzustellen — wie wenn Skorpione unablässig angreifen würden. Diese Qual gleicht derjenigen, die Jeremia für die untreuen Israeliten voraussah, die von den babylonischen Eroberern zerstreut werden sollten und die den Tod dem Leben vorziehen würden (Jeremia 8:3; siehe auch Prediger 4:2, 3).
12. Warum dürfen die Heuschrecken die Geistlichen der Christenheit in geistigem Sinne nur quälen, nicht aber töten?
12 Warum dürfen die Heuschrecken sie in geistigem Sinne nur quälen, nicht aber töten? Das Offenbarmachen der Lügen der Christenheit und ihres Versagens ist ein erstes Wehe, und erst später, im weiteren Verlauf des Tages des Herrn, wird ihr todähnlicher geistiger Zustand voll und ganz bekanntgemacht werden. Während eines zweiten Wehes wird ein Drittel der Menschen getötet werden (Offenbarung 1:10; 9:12, 18; 11:14).
Heuschrecken, ausgerüstet für die Schlacht
13. Wie sehen die Heuschrecken aus?
13 Wie ungewöhnlich sehen diese Heuschrecken aus! Johannes beschreibt sie wie folgt: „Und die Gestalten der Heuschrecken glichen zur Schlacht gerüsteten Pferden; und auf ihren Köpfen war etwas, was Kronen gleich Gold zu sein schienen, und ihre Angesichter waren wie Menschenangesichter, aber sie hatten Haar wie Frauenhaar. Und ihre Zähne waren wie die von Löwen; und sie hatten Brustpanzer gleich eisernen Brustpanzern. Und das Geräusch ihrer Flügel war wie das Geräusch von Wagen vieler Pferde, die in die Schlacht laufen“ (Offenbarung 9:7-9).
14. Wieso trifft die Beschreibung, die Johannes von den Heuschrecken gibt, auf die 1919 wiederbelebte Gruppe von Christen zu?
14 Das ist ein schönes Bild von der loyalen Gruppe der im Jahre 1919 wiederbelebten Christen. Gleich Pferden waren sie für die Schlacht bereit, ja darauf erpicht, für die Wahrheit so zu kämpfen, wie der Apostel Paulus es beschreibt (Epheser 6:11-13; 2. Korinther 10:4). Johannes sah auf ihren Köpfen etwas, was Kronen gleich Gold zu sein schienen. Es wäre nicht schicklich für sie, richtige Kronen zu tragen, weil sie nicht zu regieren beginnen, solange sie noch auf der Erde sind (1. Korinther 4:8; Offenbarung 20:4). Aber 1919 hatten sie bereits ein königliches Aussehen. Sie waren die Brüder des Königs, und ihre himmlische Krone lag für sie bereit, vorausgesetzt, sie blieben bis ans Ende treu (2. Timotheus 4:8; 1. Petrus 5:4).
15. Was bedeutet es, daß die Heuschrecken (a) eiserne Brustpanzer haben, (b) Angesichter wie Menschenangesichter, (c) Haar wie Frauenhaar, (d) Zähne wie die von Löwen, (e) viel Lärm machen?
15 In der Vision haben die Heuschrecken eiserne Brustpanzer, was unerschütterliche Gerechtigkeit versinnbildet (Epheser 6:14-18). Sie haben auch Angesichter wie Menschenangesichter; das deutet auf die Eigenschaft der Liebe hin, denn der Mensch ist im Bilde Gottes geschaffen, und Gott ist Liebe (1. Mose 1:26; 1. Johannes 4:16). Ihr Haar ist lang wie das einer Frau. Das versinnbildet treffend ihre Unterordnung unter ihren König, den Engel des Abgrunds. Und ihre Zähne gleichen denen eines Löwen. Der Löwe benutzt seine Zähne, um Fleisch zu zerreißen. Vom Jahre 1919 an konnte die Johannes-Klasse wiederum feste geistige Nahrung aufnehmen, vor allem die Wahrheiten über Gottes Königreich, in dem „der Löwe, der vom Stamm Juda ist“, Jesus Christus, regiert. Der Löwe versinnbildet Mut, und großer Mut war erforderlich, um die harte Botschaft zu „schlucken“, sie in Form von Schriften zu veröffentlichen und sie erdenweit zu verbreiten. Diese bildlichen Heuschrecken haben viel Lärm gemacht wie „das Geräusch von Wagen vieler Pferde, die in die Schlacht laufen“. Sie nehmen sich die Christen des ersten Jahrhunderts zum Vorbild und beabsichtigen nicht, zu schweigen (1. Korinther 11:7-15; Offenbarung 5:5).
16. Was bedeutet es, daß die Heuschrecken „Schwänze und Stacheln wie Skorpione“ haben?
16 Bei diesem Predigen geht es um mehr als um das gesprochene Wort. „Auch haben sie Schwänze und Stacheln wie Skorpione; und in ihren Schwänzen ist ihre Gewalt, die Menschen fünf Monate lang zu verletzen [Menge: „Schaden zuzufügen“]“ (Offenbarung 9:10). Was könnte das bedeuten? Jehovas Zeugen machen in Wort und Schrift zuverlässige, auf Gottes Wort beruhende Aussagen. Ihre Botschaft ist wie der Stachel von Skorpionen, weil sie vor Jehovas herannahendem Tag der Rache warnen (Jesaja 61:2). Ehe die gegenwärtige Generation geistiger Heuschrecken ihr Lebensende erreicht, wird ihr von Gott verordnetes Werk, Jehovas Gerichtsurteile zu verkündigen, vollendet sein — zum Schaden aller halsstarrigen Lästerer.
17. (a) Was wurde auf dem Kongreß der Bibelforscher im Jahre 1919 angekündigt, das ihr Zeugnis noch verschärfen würde? (b) Wie ist die Geistlichkeit gequält worden, und wie hat sie darauf reagiert?
17 Jener Heuschreckenschwarm war überglücklich, als auf dem Kongreß im Jahre 1919 die neue Zeitschrift The Golden Age (Das Goldene Zeitalter) angekündigt wurde. Die Zeitschrift erschien alle zwei Wochen und hatte den Zweck, das Zeugnis zu verschärfen.e In der Ausgabe Nr. 27 vom 29. September 1920 wurde die Doppelzüngigkeit der Geistlichkeit bloßgestellt, die sie bei der Verfolgung der Bibelforscher in den Vereinigten Staaten in der Zeit von 1918/19 bewies. In den 1920er und 1930er Jahren wurde die Geistlichkeit noch weiter durch die Zeitschrift Das Goldene Zeitalter gequält, indem darin Artikel und Karikaturen veröffentlicht wurden, die ihre raffinierte Einmischung in die Politik bloßstellten — besonders die Verträge zwischen der katholischen Hierarchie und den faschistischen und nationalsozialistischen Diktatoren. Als Entgegnung darauf schmiedete die Geistlichkeit „durch Verordnung Unheil“ und organisierte gewalttätige Pöbelaktionen gegen Gottes Volk (Psalm 94:20).
Warnung an die Weltherrscher
18. Welche Aufgabe mußten die Heuschrecken erfüllen, und was ereignete sich als Reaktion auf den fünften Trompetenstoß?
18 Die neuzeitlichen Heuschrecken hatten eine Aufgabe zu erfüllen. Die gute Botschaft vom Königreich mußte gepredigt werden. Irrtümer mußten bloßgestellt und verirrte Schafe gefunden werden. Die Tätigkeit der Heuschrecken ließ die Welt aufhorchen. Dem Trompetenstoß des Engels gehorchend, fuhr die Johannes-Klasse fort, bekanntzumachen, daß die Christenheit Jehovas Strafurteil verdient. Als Antwort auf den fünften Trompetenstoß wurde ein besonderer Aspekt dieses Strafurteils betont, und zwar auf einem Kongreß der Bibelforscher, der vom 25. bis 31. Mai 1926 in London abgehalten wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Resolution unterbreitet: „Ein Zeugnis an die Herrscher der Welt“, und in der Royal Albert Hall fand ein öffentlicher Vortrag statt mit dem Thema „Warum wanken die Weltmächte? — Das Heilmittel“. Beides, die Resolution und der Vortrag, wurde am nächsten Tag von einer führenden Londoner Zeitung veröffentlicht. Später verbreitete der Heuschreckenschwarm weltweit 50 Millionen Traktate, die die Resolution enthielten — wahrlich eine Qual für die Geistlichkeit! Jahre später sprachen die Leute immer noch von dieser beißenden Botschaft.
19. Welches zusätzliche Kampfmittel erhielten die symbolischen Heuschrecken, und was war darin über das in London veröffentlichte Manifest zu lesen?
19 Die symbolischen Heuschrecken erhielten auf diesem Kongreß noch weitere Kampfmittel, vor allem das neue Buch Befreiung. Es enthielt unter anderem eine biblische Abhandlung über das Zeichen, in der bewiesen wurde, daß die durch einen ‘männlichen Sohn’ dargestellte Regierung, das himmlische Königreich Christi, im Jahre 1914 geboren worden war (Matthäus 24:3-14; Offenbarung 12:1-10). Danach wurde in dem Buch das im Jahre 1917 in London veröffentlichte und von acht Geistlichen unterzeichnete Manifest angeführt. Von den Geistlichen wurde gesagt, daß sie „zu den prominentesten Predigern der Welt“ zählten. Sie vertraten die führenden protestantischen Denominationen: Baptisten, Kongregationalisten, Presbyterianer, Episkopale und Methodisten. In dem Manifest hieß es, daß „die gegenwärtige Krise auf den Abschluß der Zeiten der Nationen“ hinweisen würde und daß „die Offenbarung des Herrn jetzt jeden Augenblick erwartet werden mag“. Ja, diese Geistlichen hatten das Zeichen der Gegenwart Jesu erkannt. Wollten sie jedoch irgend etwas deswegen tun? In dem Buch Befreiung heißt es: „Das Merkwürdigste an der Sache ist aber der Umstand, daß die Männer, welche diese öffentliche Erklärung unterzeichneten, sie später selbst verwarfen und die Beweise ableugneten, die da zeigen, daß wir am Ende der Welt und am Tage der zweiten Gegenwart des Herrn leben.“
20. (a) Wofür hat sich die Geistlichkeit in bezug auf den Heuschreckenschwarm und ihren König entschieden? (b) Wer ist, wie Johannes sagt, über dem Heuschreckenschwarm, und wie lautet sein Name?
20 Die Geistlichkeit der Christenheit hat es vorgezogen, anstatt das kommende Königreich Gottes anzukündigen, auf der Seite der Welt Satans zu bleiben. Sie will von dem Heuschreckenschwarm unter seinem König nichts wissen. Über den König berichtet Johannes: „Sie haben über sich einen König, den Engel des Abgrunds. Auf hebräisch ist sein Name Abaddon [„Vernichtung“], auf griechisch aber hat er den Namen Apollyon [„Vernichter“]“ (Offenbarung 9:11). Als „Engel des Abgrunds“ und als „Vernichter“ hat Jesus wirklich ein quälendes Wehe über die Christenheit gebracht. Es wird jedoch noch mehr folgen.
[Fußnoten]
a Vergleiche Joel 2:4, 5, 7 (wo die Insekten als Pferde, als ein Volk und als Männer beschrieben werden und so, als machten sie ein Geräusch wie ein Wagen) mit Offenbarung 9:7-9; vergleiche außerdem Joel 2:6, 10 (wo die schmerzhafte Wirkung der Insektenplage beschrieben wird) mit Offenbarung 9:2, 5.
b Siehe den Artikel „Vereint gegen Nationen im Tale der Entscheidung“ im Wachtturm vom 1. März 1962.
c Beachte, daß dieser Bibeltext nicht verwendet werden kann, um zu beweisen, daß ein Feuer im Abgrund war, als ob der Abgrund eine Art Feuerhölle wäre. Johannes schreibt, daß er dicken Rauch sah „wie“ der Rauch eines großen Ofens (Offenbarung 9:2). Er berichtet nicht, daß er im Abgrund Flammen gesehen habe.
d Das hier gebrauchte griechische Substantiv kommt von dem Verb basanízō, das gelegentlich für buchstäbliche Qual gebraucht wird; es kann aber auch für seelische Qual gebraucht werden. Zum Beispiel lesen wir in 2. Petrus 2:8, daß Lot ‘seine gerechte Seele quälte’ wegen all des Bösen, das er in Sodom sah. Die geistlichen Führer zur Zeit der Apostel erlitten seelische Qualen, aber aus einem ganz anderen Grund.
e Diese Zeitschrift erhielt 1937 den Namen Consolation (Trost) und 1946 Awake! (Erwachet!).
[Bild auf Seite 143]
Das Blasen der fünften Trompete leitet das erste der drei Wehe ein
[Bild auf Seite 146]
Deine Pfeile sind scharf im Herzen der Feinde des Königs (Psalm 45:5). Diese Worte standen unter obiger Karikatur, charakteristisch für viele, die in den 1930er Jahren veröffentlicht wurden und die „die Menschen, die das Siegel Gottes nicht an ihrer Stirn haben“, stachen.
[Bilder auf Seite 147]
Die Royal Albert Hall, wo das Buch Befreiung freigegeben und die Resolution „Ein Zeugnis an die Herrscher der Welt“ angenommen wurde