TIERE (SINNBILDER)
Der Mensch hat seit jeher die Merkmale und Verhaltensweisen von Tieren beobachtet und sie sinnbildlich oder symbolisch auf Personen, Völker, Regierungen und Organisationen übertragen. Die Bibel gebraucht solche Sinnbilder ebenfalls sehr häufig. Die Tabellen zu diesem Artikel enthalten Beispiele von Schrifttexten, in denen die Eigenschaften, die einem Tier innewohnen oder an die seine charakteristischen Merkmale erinnern, im übertragenen Sinn erwähnt werden.
Tiere als Sinnbilder für Regierungen. Der Bibelbericht nimmt deutlich Bezug auf bestimmte führende Weltmächte in der Geschichte, und alle diese sowie auch andere Nationen gebrauchten Tiere als Sinnbilder für ihre Regierungen. In Ägypten spielte die Schlange eine besondere Rolle. Eine Nachbildung der Uräusschlange, die als heilig galt, gehörte zum Kopfschmuck der Pharaonen. Ägypten wurde jedoch außerdem, wie auch Assyrien, durch einen Stier dargestellt. Medo-Persien verwendete den Adler (die Schilde der Meder trugen den goldenen Adler; die Perser trugen einen Adler, der am Ende einer Lanze befestigt war). Athen hatte als Kennzeichen die Eule, Rom den Adler, das Symbol Großbritanniens ist der Löwe, das Symbol der Vereinigten Staaten der Adler. China wurde von frühester Zeit an durch einen Drachen dargestellt. Auch der deutsche Doppeladler ist bekannt.
Die wilden Tiere im Buch Daniel und in der Offenbarung. Dass die in diesen Büchern beschriebenen Tiere politische Königreiche oder Regierungen darstellen, die Herrschaft und Gewalt ausüben, wird deutlich erwähnt (Da 7:6, 12, 23; 8:20-22; Off 16:10; 17:3, 9-12). Beim Betrachten der betreffenden Bibeltexte zeigt sich, dass alle diese politischen ‘wilden Tiere’ gewisse gemeinsame Merkmale haben, obwohl sich die verwendeten Sinnbilder der Gestalt nach unterscheiden. Sie alle werden als Feinde der Herrschaft Gottes über die Menschheit, als Feinde des messianischen Königreiches, beschrieben. Außerdem werden sie als Gegner der „Heiligen“ Gottes, seines Bundesvolkes – zuerst die jüdische Nation, danach die Christenversammlung –, dargestellt. Diejenigen, die mit Namen genannt werden (Medo-Persien und Griechenland), waren führende Weltmächte, und was über die Größe oder über das Vorgehen der anderen Reiche gesagt wird, lässt erkennen, dass auch sie keine unbedeutenden Königreiche waren. (Es sei erwähnt, dass untergeordnete Königreiche in einigen Fällen durch Hörner veranschaulicht werden.) Alle diese Tiere werden als außergewöhnlich aggressive Tiere geschildert, die nach der Vorherrschaft über die Nationen oder Völker innerhalb ihrer Reichweite streben. (Vgl. Da 7:17, 18, 21; 8:9-11, 23, 24; Off 13:4-7, 15; 17:12-14.)
Viele Kommentatoren bemühen sich, die Erfüllung der Visionen von den Tieren im Buch Daniel zeitlich so zu begrenzen und darzustellen, als hätte sie nicht über die Zeit, wo Jesus Christus auf der Erde weilte und das Römische Reich die führende Macht war, hinausgereicht. Aus den Prophezeiungen selbst geht jedoch eindeutig hervor, dass sich ihre Erfüllung über jene Zeit hinaus erstreckt. Die Gegenwart der letzten Tiere sollte bis zum ‘Herankommen der bestimmten Zeit’ reichen, ‘da die Heiligen Gottes das Königreich selbst in Besitz nehmen’ zur ‘bestimmten Zeit des Endes’. Dann würde der Messias den Widerstand dieser Tiere für immer zunichtemachen (Da 7:21-27; 8:19-25; vgl. auch Off 17:13, 14; 19:19, 20). Man beachte, dass Christus Jesus ausdrücklich vorhersagte, der Widerstand gegen das messianische Königreich werde bis in die Zeit des Endes andauern, sodass seine Jünger, die dann dieses Königreich predigen würden, „Gegenstand des Hasses aller Nationen“ wären (Mat 24:3, 9-14). Daher kann offensichtlich keine Nation, besonders keine Weltmacht, von der Möglichkeit ausgeschlossen werden, Bestandteil der letzten Erscheinungsformen dieser sinnbildlichen wilden Tiere zu sein.
Daniels Vision von den Tieren aus dem Meer. Als für Ägypten und Assyrien die jeweilige Zeit der Vorherrschaft abgelaufen war und das Ende des Babylonischen Reiches herannahte, gab Jehova Gott Daniel eine Vision von ‘vier riesigen Tieren’, die aus dem weiten Meer heraufkamen (Da 7:1-3). In Jesaja 57:20 werden gottentfremdete Menschen mit dem Meer verglichen, wenn es heißt: „Aber die Bösen sind wie das Meer, das aufgewühlt wird, wenn es sich nicht zu beruhigen vermag, dessen Wasser ständig Tang und Schlamm aufwühlen.“ (Siehe auch Off 17:15.)
Bibelkommentatoren bringen diese Vision gewöhnlich mit der Vision von dem riesenhaften Standbild im 2. Kapitel des Buches Daniel in Verbindung. Wie ein Vergleich der beiden Kapitel (2 und 7) zeigt, bestehen unverkennbare Ähnlichkeiten. Das gewaltige Standbild enthält vier Teile oder Abschnitte, die den vier Tieren entsprechen. Das erste und wertvollste Metall des Standbildes war Gold, und jedes folgende Metall war von geringerem Wert als das vorhergehende. Die Reihe der Tiere begann mit dem majestätischen Löwen. In beiden Visionen wird dem vierten Teil oder „Königreich“ besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist dem Aufbau nach das komplexeste, es führt neue Elemente ein und bleibt bis zu der Zeit bestehen, wo das göttliche Gericht an ihm vollzogen wird, weil es sich der Herrschaft Gottes widersetzt.
Es folgt eine kurze Beschreibung der vier Tiere: ein Löwe, der zuerst die Flügel eines Adlers hat, diese dann verliert und menschliche Merkmale annimmt; ein Bär (ein weniger majestätisches, schwerfälligeres Tier als der Löwe), der viel Fleisch verzehrt; ein Leopard mit vier Flügeln (die ihm noch größere Schnelligkeit verleihen) und vier Köpfen; ein viertes wildes Tier von keiner bestimmten Tierart, ungewöhnlich stark, ausgestattet mit großen eisernen Zähnen, zehn Hörnern und einem anderen Horn, das hervorkommt und Augen hat sowie ein ‘Maul, das großtönende Dinge redet’. Ein beachtlicher Teil des Kapitels handelt von dem vierten Tier und seinem auffälligen Horn. Jedes der Tiere, besonders aber das vierte Tier, war „verschieden von den anderen“ (Da 7:3-8, 11, 12, 15-26).
Im letzten Viertel des siebten Jahrhunderts v. u. Z. hatte Babylon die Vorherrschaft im Nahen Osten. Das Babylonische Reich dehnte seine Herrschaft schnell nach Syrien und Palästina aus und setzte dem Königreich Juda und seinen Herrschern, die von David abstammten und auf dem großartigen Thron Jehovas in Jerusalem saßen, ein Ende (1Ch 29:23). Man beachte, dass der Prophet Jeremia, als er Juda vor der bevorstehenden Niederlage durch Babylon warnte, den künftigen Eroberer mit einem ‘Löwen, der aus dem Dickicht heraufsteigt’, verglich (Jer 4:5-7; vgl. 50:17). Nachdem Jerusalem gefallen war, sagte Jeremia, Babylons Streitkräfte seien bei der Verfolgung der Judäer „schneller als die Adler“ gewesen (Klg 4:19). Die Geschichte zeigt, dass die Ausdehnung des babylonischen Herrschaftsgebiets, das eine Zeit lang bis nach Ägypten reichte, bald zum Stillstand kam und dass die babylonischen Herrscher in der späteren Zeit des Bestehens des Reiches weit weniger Angriffe gegen andere Reiche unternahmen als in der Zeit davor.
Babylon wurde vom Medo-Persischen Reich eingenommen, dessen Zentrum im Hochland ö. der Ebenen Mesopotamiens lag. Zwischen dem medo-persischen Weltreich, der ersten japhetitischen (oder arischen) Macht, die die Vorherrschaft im Nahen Osten erlangte, und dem semitischen babylonischen Weltreich bestand ein ziemlicher Unterschied. Obwohl den Juden gestattet wurde, nach Juda zurückzukehren, blieben sie als ein abhängiges Volk unter dem medo-persischen Joch (Ne 9:36, 37). Dieses Weltreich entwickelte ein noch größeres Verlangen nach Territorium als das Babylonische Reich, denn es dehnte seine Herrschaft „von Indien bis Äthiopien“ aus (Est 1:1).
Die Vorherrschaft Medo-Persiens wurde durch einen blitzartigen Eroberungsfeldzug der griechischen Streitkräfte unter Alexander dem Großen beendet. In nur wenigen Jahren errichtete er ein Weltreich, das Teile Europas, Asiens und Afrikas umfasste. Es war die erste Großmacht europäischen Ursprungs. Nach dem Tod Alexanders kämpften seine Generäle um die Herrschaft über das Reich, und vier von ihnen gelangten schließlich in verschiedenen Bezirken an die Macht. Um Palästina kämpften die rivalisierenden Reiche der Seleukiden und der Ptolemäer.
Zuletzt kam das einstige griechische Weltreich ganz unter die Herrschaft Roms. Das Römische Reich übertraf alle vorhergehenden Weltreiche, und zwar nicht nur hinsichtlich der Größe seines Herrschaftsgebiets (das sich über den gesamten Mittelmeerraum und im Lauf der Zeit bis zu den Britischen Inseln erstreckte), sondern auch in Bezug auf die Leistungsfähigkeit seines Militärapparats und die strikte Anwendung seiner Gesetze auf die Provinzen des weit ausgedehnten Reiches. Wie allgemein bekannt, diente Rom als politisches Werkzeug zur Hinrichtung Christi Jesu, des Messias, sowie zur Verfolgung der frühen Christenversammlung. Danach bestand das Reich in verschiedenen Formen noch fast tausend Jahre weiter, zerbrach dann aber in mehrere Nationen, von denen Britannien schließlich die Vorherrschaft erlangte.
Der Historiker H. G. Wells macht folgende interessante Bemerkungen über die charakteristischen Merkmale des Römischen Reiches: „Diese neue Macht, dieses Römische Reich, das sich im zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr. zur Herrschaft über die westliche Welt emporschwang, war in mancher Hinsicht anders geartet als irgendeines der großen Reiche, die es bis dahin in der zivilisierten Welt gegeben hatte. Es war anfänglich keine Monarchie, und es war nicht von einem großen Eroberer geschaffen worden. ... Rom [war] das erste republikanische Reich, das rascher Vernichtung entging und zu neuen Entwicklungsformen fortschritt. ... seine Bevölkerung war in viel geringerem Ausmaße hamitisch und semitisch als die in irgendeinem der vorhergegangenen Reiche. ... Es war etwas bisher in der Geschichte nicht Dagewesenes: eine weit ausgebreitete arische Republik. ... Es veränderte sich andauernd. Niemals erreichte es einen Zustand der Beständigkeit. In einem Sinne misslang das [administrative] Experiment. In einem anderen ist es immer noch nicht vollendet: das heutige Europa und Amerika arbeiten immer noch an den Problemen eines weltumfassenden Staatswesens, an deren Lösung zuallererst die Römer gegangen waren“ (Die Geschichte unserer Welt, 1948, S. 149–151).
Der Widder und der Ziegenbock. In der Vision, die Daniel zwei Jahre später erhielt (Da 8:1), werden die durch zwei sinnbildliche Tiere dargestellten Mächte deutlich mit Namen genannt. Das Königreich von Medo-Persien wird hier als ein männliches Schaf (ein Widder) mit zwei Hörnern beschrieben, von denen das größere später emporkam. Aus der Geschichte geht hervor, dass zunächst die Meder die Stärkeren waren und danach der Einfluss der Perser überwog, obwohl beide Völker als Doppelmacht vereint blieben. Ein Ziegenbock, der sich sehr schnell über die Erde fortbewegte, versinnbildlichte die Weltmacht Griechenland (Da 8:3-8, 20, 21). Die prophetische Vision besagt, dass das „große Horn“ zwischen den Augen des Ziegenbocks, das für den ersten König stand, zerbrochen wurde, „sobald er mächtig wurde“, und dass daraufhin vier Königreiche emporkamen, jedoch von geringerer Kraft (Da 8:5, 8, 21, 22). Die schnelle Eroberung des Medo-Persischen Reiches durch Alexander sowie die Aufteilung seines Reiches unter vier seiner Generäle wurde bereits erläutert.
Es sei hier erwähnt, dass manchmal für dieselbe Nation oder ihre Herrscher in verschiedenen Prophezeiungen unterschiedliche Tiersinnbilder verwendet werden. So werden die Könige von Assyrien und Babylon in Jeremia 50:17 durch Löwen dargestellt, während in Hesekiel 17:3-17 sowohl die Herrscher von Babylon als auch von Ägypten mit großen Adlern verglichen werden. An anderer Stelle vergleicht Hesekiel den Pharao von Ägypten mit einem ‘großen Seeungetüm’, das in den Nilkanälen liegt (Hes 29:3). Daher schließt die Tatsache, dass in Daniel, Kapitel 8 bestimmte Sinnbilder für Medo-Persien und Griechenland gebraucht werden, die Möglichkeit nicht aus, dass diese Reiche in der früheren Vision (Kapitel 7) oder in späteren Prophezeiungen durch andere Sinnbilder dargestellt werden.
Das siebenköpfige wilde Tier aus dem Meer. In der Vision des Apostels Johannes, die er in Offenbarung, Kapitel 13 aufzeichnete, kommt aus dem Meer ein wildes Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, das einem Leoparden gleicht, aber die Füße eines Bären und das Maul eines Löwen hat. Es ist somit aus mehreren Sinnbildern, die in Daniels Vision von den vier Tieren vorkommen, zusammengesetzt. Der in Offenbarung 12:9 als Satan, der Teufel, identifizierte Drache gibt dem Tier seine Macht und Gewalt (Off 13:1, 2). Durch seine 7 Köpfe (mit 10 Hörnern darauf) unterscheidet sich dieses Tier von den einköpfigen Tieren der Vision Daniels. Die Zahl Sieben (und auch die Zahl Zehn) wird im Allgemeinen als biblisches Symbol für Vollständigkeit anerkannt. (Siehe ZAHL, ZIFFER.) Das wird durch die Ausdehnung des Herrschaftsbereichs dieses Tieres bestätigt, denn es übt nicht nur über eine Nation oder eine Nationengruppe Gewalt aus, sondern „über jeden Stamm und jedes Volk und jede Zunge und jede Nation“ (Off 13:7, 8; vgl. 16:13, 14). In dem Werk The Interpreter’s Dictionary of the Bible (herausgegeben von G. A. Buttrick, 1962, Bd. 1, S. 369) werden diese Zusammenhänge wie folgt kommentiert: „Das erste dieser Tiere [aus Off 13] vereinigt in sich die charakteristischen Merkmale der vier Tiere aus Daniels Vision ... Folglich stellt dieses erste Tier die vereinten Kräfte der gesamten widergöttlichen politischen Herrschaftsgewalt in der Welt dar.“
Das Tier mit den zwei Hörnern. Danach sieht Johannes ein Tier aus der Erde aufsteigen, das zwei Hörner hat wie die eines harmlosen Lammes und das dennoch wie ein Drache redet und die ganze Gewalt des ersten, zuvor beschriebenen wilden Tieres ausübt. Es veranlasst, dass ein Bild des weltweit herrschenden Tieres mit den sieben Köpfen gemacht wird, und übt auf alle Menschen einen Zwang aus, sein „Kennzeichen“ anzunehmen (Off 13:11-17).
Wie bereits erwähnt, stellt der Widder mit den zwei Hörnern in Daniel, Kapitel 8 eine Doppelmacht, Medo-Persien, dar. Natürlich war dieses Reich in den Tagen des Apostels Johannes längst verschwunden, und seine Vision handelte von Dingen, die noch in der Zukunft lagen (Off 1:1). Seit der Zeit des Johannes hat es andere Doppelmächte gegeben, doch ist unter diesen die geschichtlich bedeutsame und dauerhafte Verbindung zwischen Britannien und den Vereinigten Staaten besonders bemerkenswert.
Das andere auffällige Merkmal des Tieres mit den zwei Hörnern, nämlich dass es wie ein Drache redet, erinnert an das „Maul“ an dem emporkommenden Horn des vierten Tieres in Daniel 7, das ‘großtönende Dinge redet’ (V. 8, 20-26), während der Umstand, dass es die Bewohner der Erde ‘irreführt’, mit dem Trug vergleichbar ist, dessen sich der in Daniel 8:23-25 beschriebene ‘grimmige König’ bedient (Off 13:11, 14).
Das scharlachfarbene wilde Tier. In Offenbarung 17 schildert der Apostel seine Vision von einem scharlachfarbenen Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, auf dem eine sinnbildliche Frau, „Babylon die Große“, reitet. Dieses Tier gleicht somit dem ersten Tier aus Offenbarung 13 oder ist dessen Abbild, unterscheidet sich aber davon durch seine scharlachrote Farbe und dadurch, dass auf seinen zehn Hörnern keine Kronen zu sehen sind. Während Johannes das Tier betrachtet, wird ihm mitgeteilt, dass fünf von den sieben Königen, die durch die sieben Köpfe dargestellt werden, bereits gefallen sind und dass einer existiert (zur Zeit des Johannes) und der siebte noch kommen soll. Das scharlachfarbene Tier selbst ist ein achter König, entstammt jedoch den sieben vorangehenden Königen oder wurde von ihnen hervorgebracht. Von den durch die zehn Hörner dargestellten ‘zehn Königen’ heißt es, dass sie gemeinsam mit dem scharlachfarbenen Tier für eine kurze Zeit bestehen und Gewalt ausüben werden. Sie kämpfen gegen das Lamm, Jesus Christus, und gegen die mit ihm Verbundenen, werden dann aber besiegt und vernichtet (Off 17:3-5, 9-14).
Einige Gelehrte haben diese Vision auf das heidnische Rom bezogen und die sieben Köpfe mit sieben Herrschern Roms gleichgesetzt, denen ein achter Herrscher gefolgt sei. Uneins sind sie sich jedoch darüber, um welche Herrscher es sich handelte. In der Bibel werden nicht mehr als drei römische Herrscher namentlich erwähnt, ein vierter (Nero) nur unter dem Titel „Cäsar“. Nach der Auffassung anderer Gelehrter stellen die „Köpfe“ oder „Könige“ wie im Buch Daniel Weltmächte dar. Man beachte, dass in den Hebräischen Schriften der Bibel 5 Weltmächte mit Namen genannt werden – Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien und Griechenland – und in den Griechischen Schriften Rom als 6. Weltmacht, die in den Tagen des Johannes regierte. Dabei wird der siebte „König“ zwar nicht namentlich erwähnt, doch ist diese Anonymität dadurch gerechtfertigt, dass er noch nicht in Erscheinung getreten war, als Johannes die Offenbarung schrieb. In gewisser Weise sind diese sieben Köpfe in dem achten König, dem sinnbildlichen scharlachfarbenen Tier, vereint, während er gleichzeitig ihnen entstammt.
[Übersicht auf Seite 1123]
SINNBILDER VON WÜNSCHENSWERTEN DINGEN
TIER
MERKMAL ODER EIGENSCHAFT
VERWENDUNG ALS SINNBILD
Adler
scharfer Weitblick
Weisheit, Merkmal eines der „lebenden Geschöpfe“ beim Thron Jehovas (Off 4:7)
Unterscheidungsvermögen von Dienern Gottes, ihr Verständnis künftiger Ereignisse (Mat 24:28; Luk 17:37)
Adlerflügel
Flugvermögen
Erneuerung der Kraft, Ausharren (Ps 103:5; Jes 40:31)
Fürsorge, Schutz
Jehovas Fürsorge für Israel (2Mo 19:4) und für seine „Frau“ (Off 12:14)
Esel
Fähigkeit, hart zu arbeiten
Stamm Issachar leistete Schwerstarbeit (1Mo 49:14, 15)
Fisch
einige Fischarten gemäß dem Gesetz rein (3Mo 11:9)
vortreffliche, gerechte, für das Königreich geeignete Menschen (Mat 13:47-50)
Gazelle (und verwandte Tiere)
Schönheit, liebenswerte Wesensart
geliebter Hirte der Sulamith (Hoh 2:9)
Schnelligkeit
Schnelligkeit gaditischer Krieger (1Ch 12:8)
Henne
schützende Obhut für die Jungen
Jesu liebevolle Fürsorge (Mat 23:37; Luk 13:34)
Hindin
Schnellfüßigkeit
Stamm Naphtali, schnell und geschickt in der Schlacht (1Mo 49:21)
Trittsicherheit
Festigkeit und Lenkung der Schritte eines Menschen von Jehova aus (2Sa 22:34; Ps 18:33)
liebenswerte Wesensart
die eigene Ehefrau (Spr 5:19)
Hornschlange (Schlange)
Gefährlichkeit
Stamm Dan, tüchtige Nachhut Israels (1Mo 49:17)
Löwe
Majestät, Mut, bringt über Feinde Vernichtung
Gerechtigkeit, Merkmal eines der „lebenden Geschöpfe“ beim Thron Jehovas (Off 4:7)
Jesus als erhabener König sorgt für Gerechtigkeit (1Mo 49:9; Off 5:5)
Jehovas Volk (Mi 5:8)
Pferd (weißes)
Kriegsreittier
gerechte Kriegführung (Off 19:11, 16)
Schaf
Opfertier; Sanftmut, Gelehrigkeit, Geselligkeit
Jesus Christus, das „Lamm Gottes“ (Joh 1:29; Off 5:6; 14:1; 22:3)
Jehovas Volk, seine Herde (Ps 79:13; Joh 10:7; Heb 13:20)
Personen, die den geistigen Brüdern Christi Gutes tun und die Segnungen des Königreiches erlangen (Mat 25:32-34)
Schlange
vorsichtig (1Mo 3:1)
Vorsichtigkeit der Diener Gottes (Mat 10:16)
Stier
Stärke, Kraft (Hi 39:9-11)
Kraft, Merkmal eines der „lebenden Geschöpfe“ beim Thron Jehovas (Off 4:7)
Stier, junger (Kalb)
Opfertier
Frucht der Lippen, Schlachtopfer der Lobpreisung (Hos 14:2; Heb 13:15)
Jesus Christus als Opfer (Heb 9:11-14)
Taube (Turteltaube)
liebenswerte Wesensart, Schönheit, Unschuld
Gottes Diener, unschuldig, keine Gesetzesübertreter (Mat 10:16)
Heimfindevermögen
Jehovas Volk versammelt sich (Jes 60:8)
Wolf
Kämpfer
Stamm Benjamin kämpfte gegen Gottes Feinde (1Mo 49:27)
Ziegenbock
Opfertier
Jesus Christus als Opfer (Heb 9:11-14)
[Übersicht auf Seite 1124]
SINNBILDER VON SCHLECHTEN UND UNERWÜNSCHTEN DINGEN
TIER
MERKMAL ODER EIGENSCHAFT
VERWENDUNG ALS SINNBILD
Adler
Raubgier
Könige von Babylon und Ägypten (Hes 17:3, 7, 12, 15)
Bär
Grausamkeit
böse Herrscher (Spr 28:15)
medo-persisches Weltreich (Da 7:5)
Drache
verschlingt, zermalmt
Satan, der Teufel (Off 12:9)
König von Babylon (Jer 51:34, Fn.)
Esel
starkes sexuelles Verlangen
das treulose Juda, als es sich Assyrien und Ägypten zuwandte (Hes 23:20)
Fisch
einige Fischarten unrein gemäß dem Gesetz (3Mo 11:10-12)
böse, für das Königreich ungeeignete Menschen (Mat 13:47-50)
Fuchs
Verschlagenheit, Schläue
der hinterhältige König Herodes Antipas (Luk 13:32)
Hund
Bösartigkeit, Unreinheit, Auftreten in Rudeln, unbefriedigtes sexuelles Verlangen
böse Feinde Davids (Ps 22:16; 59:6, 14)
jemand, der widernatürliche sexuelle Handlungen begeht (5Mo 23:18; Php 3:2; Off 22:15)
nichtswürdiger Mensch (2Sa 16:9)
böse Hirten Israels (Jes 56:10, 11)
unbeschnittene Nichtjuden nach alter jüdischer Auffassung (Mat 15:26, 27)
Abtrünnige (2Pe 2:22)
Kamel (Stute)
zielloses Trachten nach Befriedigung eines Verlangens
treuloses Israel, als es sich heidnischen Nationen und ihren Göttern zuwandte (Jer 2:23)
Leopard
Schnelligkeit
rascher Sieg der Chaldäer (Hab 1:8)
griechische Weltmacht (Da 7:6)
Löwe
brutal, raubgierig
böse Feinde Davids (Ps 22:13)
babylonische Weltmacht (Da 7:4)
Könige Assyriens und Babylons (Jer 50:17)
Teufel (1Pe 5:8)
Pferd
Nützlichkeit in der Schlacht (Hi 39:19-25)
Kriegführung, Kriegsmaterial (Ps 33:17; 147:10; Jes 31:1; Jer 4:13)
starkes sexuelles Verlangen
sexbesessene Israeliten in den Tagen Jeremias (Jer 5:8)
Sau
Unreinheit
Abtrünnige (2Pe 2:22)
Schaf (Bock)
stößig
medo-persische Weltmacht (Da 8:3, 4, 20)
Schlange
listig, betrügerisch (2Ko 11:3)
Satan, der Teufel (Off 12:9)
Stier
Grausamkeit
böse Feinde Davids (Ps 22:12)
Taube
leicht abzulenken, unbeständig, einfältig
Zehnstämmereich Israel (Hos 7:11)
Tiere im Allgemeinen
Vernunftlosigkeit
böse Menschen (2Pe 2:12; Jud 10)
Wolf
Grausamkeit, Bösartigkeit, Verschlagenheit
falsche Propheten (Mat 7:15)
böse, falsche Christen; falsche Lehrer (Apg 20:29)
böse Menschen der Welt (Mat 10:16)
Wurm
niedrig, schwach, unbedeutend
Gottes Nation Israel (Jakob), an sich schwach, doch stark durch Jehovas Macht (Jes 41:13-15)
Zebra (Stute)
verlangt gierig nach sexueller Befriedigung, gleichgültig, woher sie kommt
das untreue Israel wandte sich heidnischen Nationen und ihren Göttern zu (Jer 2:24)
Ziegenbock
Widerspenstigkeit, Geist der Unabhängigkeit, Neigung zu stoßen
den geistigen Brüdern Christi nicht freundlich gesinnte Personen, ‘Verfluchte’, gehen in die Vernichtung (Mat 25:32, 41, 46)
griechische Weltmacht (Da 8:5, 21)