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Das Abtreibungsdilemma: Sind 60 Millionen Tötungen die Lösung?Erwachet! 1993 | 22. Mai
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Das Abtreibungsdilemma — Sind 60 Millionen Tötungen die Lösung?
VERWIRRT, verängstigt und in Tränen aufgelöst, sieht die 15jährige ihrem Freund hinterher, der gerade aufgebracht aus dem Zimmer stürmt. Er hat sie eine dumme Kuh genannt, weil sie schwanger geworden ist. Und sie hatte gedacht, er würde sie lieben.
Eine Frau ist völlig verzweifelt, als sie feststellen muß, daß sie ihr sechstes Kind erwartet. Ihr Mann ist arbeitslos, und die Kleinen gehen jeden Tag hungrig ins Bett. Wie, um alles in der Welt, könnte sie für ein weiteres Kind sorgen?
„Es hätte nicht zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können“, erklärt die elegant gekleidete Frau ihrem Arzt. Sie hat endlich ihr Ingenieurdiplom erhalten und steht jetzt am Beginn ihrer Karriere. Ihr Mann wird von seiner Arbeit als Rechtsanwalt vollständig in Anspruch genommen. Woher sollten sie Zeit für ein Kind nehmen?
Zwischen diesen Menschen liegen Welten, und sie stehen vor ganz unterschiedlichen Problemen; allerdings haben sie sich für die gleiche Lösung entschieden, nämlich für einen Schwangerschaftsabbruch.
Die Abtreibung ist eines der brisantesten Themen des Jahrzehnts und gibt immer wieder Anlaß zu heißen Debatten in den politischen, gesellschaftlichen, medizinischen und theologischen Arenen. In den Vereinigten Staaten setzen sich die „Lebensbefürworter“ (pro-lifer) für die Rechte des Ungeborenen ein. Das Lager der „Wahlbefürworter“ (pro-choicer) steht auf dem Boden der Freiheit und des Selbstbestimmungsrechts der Frau. Die Verteidiger des Lebens bekämpfen die Verteidiger der Freiheit bei Wahlen, in Gerichtssälen, in Kirchen und sogar auf der Straße.
Millionen stehen zwischen den Fronten und sind zwischen den leidenschaftlichen Argumenten beider Seiten hin- und hergerissen. Schon die Bezeichnungen, die sich beide Gruppen zugelegt haben, wurden sorgfältig ausgewählt, um die Unentschlossenen zu gewinnen. Wer würde in unserem Zeitalter der Freiheitsglorifizierung nicht für die freie Wahl des einzelnen sein? Andererseits: Wer wollte schon gegen das Leben Stellung beziehen? Abtreibungsbefürworter schwenken Kleiderbügel, um auf den Tod verzweifelter Frauen aufmerksam zu machen, die eine lebensgefährliche illegale Abtreibung vornehmen ließen. Abtreibungsgegner zeigen Gefäße mit abgetriebenen Kindern als grausige Mahnung an Millionen ungeborener Toter.
Das Tragische an der Auseinandersetzung, bei der es um Leben und Tod geht, wird treffend in Laurence H. Tribes Buch Abortion: The Clash of Absolutes beschrieben: „Viele, für die das Menschsein der Leibesfrucht nur zu offensichtlich ist und die dies immer wieder unter Tränen herausstellen, sehen kaum die Frau, die jenes Kind trägt, und ihre Nöte. ... Viele andere, denen sofort die Frau und ihr Körper in den Sinn kommt und die lautstark das Recht der Frau fordern, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, denken kaum an das Kind, das in ihr heranwächst, und sehen auch nicht das potentielle Leben, das es hätte führen können, als real an.“
Während der Krieg weitertobt, werden dieses Jahr 50 bis 60 Millionen Ungeborene auf dem Schlachtfeld der Rechte zurückbleiben.
Wo stehen wir als einzelne in dieser emotionsbeladenen Frage? Wie würden wir die folgenden Schlüsselfragen beantworten: Ist es das fundamentale Recht einer Frau, die Entscheidung zu treffen? Gibt es Umstände, unter denen ein Schwangerschaftsabbruch gerechtfertigt ist? Wann beginnt Leben? Und die grundlegendste, wenn auch nur selten gestellte Frage: Wie betrachtet der Schöpfer des Lebens und der Geburt die Abtreibung?
Der Schwangerschaftsabbruch hat eine lange Geschichte. Im alten Griechenland und in Rom war er gang und gäbe. Im Mittelalter und in der Renaissance wurde er in Europa als zulässig betrachtet, solange noch keine Kindsbewegungen zu spüren waren. Dann kam in unserer Zeit die sexuelle Revolution mit ihren Konsequenzen: Millionen von ungewollten Schwangerschaften.
In den 60er Jahren bildete sich eine starke Frauenbewegung mit der sogenannten „reproduktiven Freiheit“ als einem ihrer Eckpfeiler. Einige fordern energisch die Möglichkeit einer legalen Abtreibung für Vergewaltigungs- und Inzestopfer und in Fällen, wo die Gesundheit der Mutter gefährdet ist. Die moderne Medizin hat den Blick in den Mutterleib ermöglicht, wodurch Fehlbildungen wie auch das Geschlecht des Ungeborenen festgestellt werden können. Schwangerschaften werden auf Grund der pessimistischen Prognose eines Arztes beendet. Manche Frauen über 40 haben Angst, ein mißgebildetes Kind zur Welt zu bringen.
In Ländern, die von Armut geplagt werden, haben viele Frauen kaum Zugang zu Empfängnisverhütungsmitteln und fühlen sich nicht in der Lage, für noch mehr Kinder zu sorgen. Und einige Frauen legen das Selbstbestimmungsrecht so großzügig aus, daß sie sich für einen Abbruch der Schwangerschaft entscheiden, weil diese zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt oder weil sie das Geschlecht des Kindes erfahren haben und es allein deshalb nicht haben wollen.
Viele Attacken in diesem Krieg gelten der Frage, wann das Leben beginnt. Wenn auch nur wenige abstreiten, daß die befruchtete Eizelle lebt, so bleibt doch die Frage: Was lebt da? Nur Gewebe? Oder ein Mensch? Ist eine Eichel eine Eiche? Ist also die Leibesfrucht eine Person? Hat sie Bürgerrechte? Der Streit um Worte ist endlos. Wie paradox, wenn in ein und demselben Krankenhaus Ärzte ihr Bestes geben, um das Leben eines Frühgeborenen zu retten, andererseits aber das Leben eines Fötus im gleichen Alter beenden! Das Gesetz erlaubt möglicherweise die Tötung eines Kindes innerhalb des Mutterleibes, doch außerhalb wäre es Mord.
Die lautesten Rufe nach legalen Abtreibungen kommen von „liberalen“ Feministinnen, die unbegrenzten Zugang zu Verhütungsmitteln haben, um so eine Schwangerschaft von vornherein zu verhindern. Sie fordern vehement etwas, was sie reproduktive Freiheit nennen, wo sie doch in Wirklichkeit schon von ihrer Fähigkeit der Empfängnis und Reproduktion Gebrauch gemacht haben. Was sie eigentlich wollen, ist das Recht, diese Reproduktion ungeschehen zu machen. Mit welcher Rechtfertigung? „Es ist mein Körper!“ Aber stimmt das wirklich?
Mutter: „Es ist mein Körper!“
Kind: „Nein! Es ist mein Körper!“
In der Publikation Abortion—A Citizens’ Guide to the Issues wird gesagt, in den ersten 12 Schwangerschaftswochen sei „das winzige Stück gallertartiges Gewebe sehr leicht zu entfernen“. Kann eine Abtreibung mit Recht als die „Entfernung eines Gewebeklumpens“ oder als „Beendigung der Folge einer Empfängnis“ betrachtet werden? Oder sind dies nur beschönigende Bezeichnungen, die dazu gedacht sind, die bittere Wahrheit zu versüßen und das plagende Gewissen zu beruhigen?
Dieses ungewollte Stück Gewebe ist wachsendes, heranreifendes Leben mit einem völlig eigenen Chromosomensatz. Wie eine prophetische Autobiographie wird darin die Geschichte des einmaligen Individuums erzählt, das hier im Werden begriffen ist. Der angesehene Forscher und Professor der Fetalmedizin A. W. Liley erklärt: „Biologisch gesehen können wir bei keinem Stadium die Ansicht unterstützen, daß die Leibesfrucht nur ein Anhängsel der Mutter sei. Genetisch sind Mutter und Kind von der Empfängnis an völlig verschiedene Individuen.“
Verantwortungsloses Verhalten
Dennoch sehen viele keine drängende Notwendigkeit, sich gegen eine ungewollte Schwangerschaft zu schützen, wenn ein Abbruch ohne weiteres möglich ist. Sie ziehen die Abtreibung als Sicherheitsnetz für irgendwelche „Unfälle“ vor.
Wie Statistiken zeigen, ist das Pubertätsalter in unserem Jahrhundert gesunken. Somit sind immer jüngere Menschen in der Lage, Kinder zu bekommen. Wird ihnen die Verantwortung vor Augen geführt, die mit dieser Gabe einhergeht? Der amerikanische Durchschnittsjugendliche verliert seine Jungfräulichkeit mit 16, und jeder fünfte verliert sie, bevor er 13 ist. Jeder dritte Verheiratete hat ein außereheliches Verhältnis oder hat in der Vergangenheit eines gehabt. Die Abtreibung findet viele Kunden unter denen, die sexuell freizügig leben. Ähnlich wie bei dem hin und wieder zu hörenden Ruf nach einer Legalisierung der Prostitution zur Eindämmung von Aids, so hat die Legalisierung der Abtreibung diese zwar vielleicht medizinisch sicherer gemacht, aber in erster Linie doch dazu beigetragen, eine Umgebung zu schaffen, in der sich der Sittenverfall ausbreiten kann und es auch tut.
Opfer der Gewalt oder der Umstände?
Interessanterweise zeigen Studien, daß eine Schwangerschaft als Folge einer Vergewaltigung äußerst selten ist. Bei einer Reihenuntersuchung von 3 500 Vergewaltigungsopfern in Minneapolis (Vereinigte Staaten) fand sich kein einziger Fall, in dem es zu einer Schwangerschaft gekommen war. Von 86 000 Schwangerschaftsabbrüchen in der ehemaligen Tschechoslowakei wurden nur 22 wegen einer Vergewaltigung vorgenommen. Nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz derjenigen, die eine Abtreibung vornehmen lassen, tut es aus solchen Gründen.
Wie sieht es aus, wenn fürchterliche Mißbildungen und irreversible Geburtsschäden prognostiziert werden? Bei den ersten Anzeichen von Schwierigkeiten sind manche Ärzte schnell dabei, auf einen Schwangerschaftsabbruch zu drängen. Können sie sich ihrer Diagnose absolut sicher sein? Viele Eltern können bezeugen, daß solche düsteren Vorhersagen oftmals unbegründet sind; und der beste Beweis sind ihre glücklichen, gesunden Kinder. Andere, deren Kinder als behindert gelten, sind trotzdem froh, Eltern zu sein. Tatsächlich entscheiden sich in den Vereinigten Staaten nur 1 Prozent derer, die abtreiben lassen, zu diesem Schritt, weil sie über mögliche Mißbildungen des Ungeborenen informiert wurden.
Wie auch immer, in der Zeit, die es gekostet hat, diesen Artikel zu lesen, sind Hunderte von Ungeborenen gestorben. Wo geschieht es? Und wie wird dadurch das Leben der Beteiligten beeinflußt?
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Der Blutzoll der AbtreibungErwachet! 1993 | 22. Mai
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Der Blutzoll der Abtreibung
JEDES Jahr werden zwischen 50 und 60 Millionen ungeborene Kinder Opfer einer Abtreibung. Können wir uns diese Zahl vorstellen? Es ist so, als würde jede Woche die gesamte Bevölkerung der Hawaii-Inseln ausgelöscht werden.
Genaue Zahlen sind nicht einfach zu erhalten, denn die meisten Regierungen führen keine genaue Statistik über Schwangerschaftsabbrüche. Und wo diese nur bedingt oder gar nicht erlaubt sind, können die Experten es nur mit Raten versuchen. Alles in allem sieht die weltweite Situation in etwa so aus:
In den Vereinigten Staaten ist der Schwangerschaftsabbruch der zweithäufigste medizinische Eingriff nach der Mandeloperation. Jährlich werden über 1,5 Millionen Abtreibungen vorgenommen. Die eindeutige Mehrheit der Frauen, nämlich 4 von 5, ist unverheiratet. Unverheiratete Frauen treiben zweimal häufiger ab, als sie ein Kind austragen, während verheiratete Frauen zehnmal häufiger ein Kind zur Welt bringen, als sie eine Schwangerschaft abbrechen.
Die strengsten Abtreibungsgesetze der Welt gibt es im überwiegend katholischen Mittel- und Südamerika. Doch illegale Abtreibungen sind an der Tagesordnung und stellen für die Frauen eine ernste Gesundheitsgefährdung dar. Beispielsweise ließen letztes Jahr ungefähr vier Millionen brasilianische Frauen eine Abtreibung vornehmen. Mindestens 400 000 von ihnen mußten sich danach wegen Komplikationen in ärztliche Behandlung begeben. In Lateinamerika wird etwa jede vierte Schwangerschaft abgebrochen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks, in Afrika, sind die Gesetze ebenfalls restriktiv. Verletzungen und Todesfälle kommen häufig vor, insbesondere bei armen Frauen, die zu jemandem gehen, der illegal praktiziert.
Im ganzen Nahen Osten haben viele Länder auf dem Papier strenge Gesetze, aber nicht wenige Frauen, die in der Lage sind, die hohen Kosten zu tragen, finden Mittel und Wege.
In den meisten Ländern Westeuropas ist ein Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. In Skandinavien sind die Gesetze am liberalsten. Der britische Gesundheitsdienst führt seit der Legalisierung des Abbruchs im Jahr 1967 Aufzeichnungen, denen zufolge die Verdopplung der Schwangerschaftsabbrüche einhergegangen ist mit einer Zunahme der unehelichen Geburten, der sexuell übertragbaren Krankheiten, der Prostitution und einer ganzen Reihe von Erkrankungen der Fortpflanzungsorgane.
Osteuropa erlebt momentan eine Zeit der Veränderungen, was sich auch auf die Abtreibungsgesetze auswirkt. In den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion werden jährlich schätzungsweise elf Millionen Abtreibungen vorgenommen — eine der höchsten Abtreibungsraten der Welt. Bei dem dort herrschenden Mangel an Verhütungsmitteln und der prekären Wirtschaftslage läßt eine Frau in diesen Ländern in ihrem Leben durchschnittlich sechs bis neun Abtreibungen vornehmen.
Überall in Osteuropa geht der Trend im allgemeinen zur Liberalisierung. Ein besonderes Beispiel ist Rumänien, wo das ehemalige Regime die Abtreibung strikt gesetzlich verfolgte und die Empfängnisverhütung untersagte, um das Bevölkerungswachstum zu fördern. Frauen wurden unter Druck gesetzt, mindestens vier Kinder zu gebären, und im Jahr 1988 waren die rumänischen Waisenheime bis zum Bersten mit ausgesetzten Kindern gefüllt. Seit die neue Regierung von 1989 das Abtreibungsverbot aufhob, werden drei von vier Schwangerschaften abgebrochen, womit Rumänien die höchste Rate in Europa hat.
Die meisten Schwangerschaftsabbrüche werden in Asien vorgenommen. Allen voran geht hier mit 14 Millionen Abbrüchen im Jahr die Volksrepublik China mit ihrer Einzelkindpolitik und ihren Zwangsabtreibungen. In Japan schmücken Frauen kleine Steinfiguren mit Lätzchen und Spielzeug in Gedenken an ihre abgetriebenen Kinder. Die Öffentlichkeit steht dort der Pille sehr skeptisch gegenüber, und die Abtreibung ist die wichtigste Methode der Familienplanung.
In ganz Asien und besonders in Indien hat die Medizin die Vertreter der Frauenrechte in eine Zwickmühle gebracht. Techniken wie die Amniozentese und die Ultraschalluntersuchung können dazu benutzt werden, das Geschlecht des Ungeborenen in einem immer früheren Stadium zu bestimmen. In östlichen Kulturen werden Söhne seit langem höher geschätzt als Töchter. Wenn sowohl Geschlechtsbestimmungen wie auch Abtreibungen ohne weiteres möglich sind, werden sehr viele weibliche Kinder abgetrieben, wodurch das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Neugeborenen aus dem Gleichgewicht gerät. Die Frauenbewegung ist jetzt in der paradoxen Situation, in Wirklichkeit für Frauen das Recht zu fordern, ihre Geschlechtsgenossinnen abzutreiben.
In Asien, wo männliche Kinder weiblichen vorgezogen werden, treiben Ärzte Tausende von weiblichen Kindern ab
Was eine Mutter fühlt
Wie andere medizinische Maßnahmen, so bringt auch der Schwangerschaftsabbruch ein gewisses Maß an Risiken und Schmerzen mit sich. Während der Schwangerschaft ist der Muttermund zum Schutz des Ungeborenen fest geschlossen. Die Dilatation und die Einführung von Instrumenten können schmerzhaft sein und zu Verletzungen führen. Eine Saugkürettage (Absaugung) dauert vielleicht eine halbe Stunde, wobei einige Frauen schwache bis intensive Schmerzen und Krämpfe haben. Bei der Salzinjektion werden vorzeitig Wehen ausgelöst, manchmal in Verbindung mit Prostaglandin, einem wehenauslösenden Stoff. Die Kontraktionen dauern unter Umständen über Stunden oder sogar Tage hinweg an und können schmerzhaft und emotional auslaugend sein.
Zu den unmittelbaren Komplikationen gehören Blutungen, Schäden oder Risse am Gebärmutterhals, die Perforation der Gebärmutter, Blutgerinnsel, eine Narkoseunverträglichkeit, Krämpfe, Fieber, Schüttelfrost und Erbrechen. Die Gefahr einer Infektion ist besonders hoch, wenn Reste des Kindes oder der Plazenta in der Gebärmutter verbleiben. Unvollständige Abtreibungen sind nicht selten, und dann wird eine Operation notwendig, um das übriggebliebene, verfaulende Gewebe oder sogar die gesamte Gebärmutter zu entfernen. Von staatlichen Stellen in Auftrag gegebene Studien in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien und in der ehemaligen Tschechoslowakei lassen auf ein stark erhöhtes Risiko von Unfruchtbarkeit, Eileiterschwangerschaften, Fehlgeburten, Frühgeburten und Geburtstraumata schließen.
Der ehemalige Leiter des amerikanischen Gesundheitsdienstes, C. Everett Koop, bemerkte, niemand habe bisher eine Studie durchgeführt „über die emotionale Reaktion oder über die Schuldgefühle einer Frau, die abgetrieben hat und jetzt verzweifelt ein Kind haben möchte, das sie nicht bekommen kann“.
Bei Studien über Abtreibungen hätte man in die Kontrollgruppen auch unverdorbene junge Christen aufnehmen sollen, die aus Respekt vor Gottes Gesetzen und vor dem Leben jungfräulich bleiben. Dabei hätte man feststellen können, daß sie bessere zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen, ein höheres Selbstwertgefühl haben und einen dauerhaften Herzensfrieden.
Was das Ungeborene fühlt
Was empfindet das Ungeborene, das geborgen in der Wärme des Mutterleibs eingebettet ist, wenn es plötzlich mit tödlicher Gewalt angegriffen wird? Wir können es uns nur vorstellen, denn wir werden es nie aus erster Hand erfahren.
Die meisten Schwangerschaftsabbrüche werden in den ersten 12 Schwangerschaftswochen vorgenommen. Bis zur 12. Woche haben die Atmung, Schluckbewegungen und der Herzschlag eingesetzt. Der Embryo kann seine winzigen Zehen krümmen, die Fäuste ballen, sich in seiner wäßrigen Umgebung umherbewegen — und Schmerz empfinden.
Viele Ungeborene werden mit Hilfe einer Vakuumröhre mit scharfem Ende aus der Gebärmutter gerissen und in ein Gefäß abgesaugt. Dieses Verfahren wird Saugkürettage genannt. Der starke Sog (29mal so stark wie der eines Haushaltsstaubsaugers) reißt den kleinen Körper auseinander. Andere Kinder treibt man durch eine Kürettage ab, wobei mit einem schlingenförmigen Messer die Gebärmutter ausgeschabt und das Ungeborene in Stücke geschnitten wird.
Föten, die älter als 16 Wochen sind, werden häufig mittels Salzinjektion (Salzvergiftung) abgetrieben. Dabei zieht man mit einer langen Nadel etwas Fruchtwasser aus der Fruchtblase ab und ersetzt es durch konzentrierte Salzlösung. Bei jedem Schlucken und jedem Atemzug, der die giftige Lösung in die empfindliche Lunge bringt, strampelt und krümmt sich das Ungeborene. Das Gift ätzt die oberste Schicht der Haut weg, deren Reste roh und ausgedörrt zurückbleiben. Im Gehirn kommt es zu Blutungen. Einige Stunden später kann der qualvolle Tod eintreten, doch wenn dann nach etwa einem Tag die Wehen einsetzen, kommt manchmal auch ein noch lebendiger, aber sterbender Fötus zur Welt.
Ist die Entwicklung der Leibesfrucht für diese oder ähnliche Methoden zu weit fortgeschritten, bleibt noch eine Möglichkeit — die Hysterotomie, eine Abart des Kaiserschnitts, die ein Leben beendet, anstatt eines zu retten. Die Bauchhöhle der Mutter wird operativ geöffnet, wobei fast immer ein lebendes Kind herausgeholt wird. Vielleicht schreit es sogar. Doch es muß dem Tod überlassen werden. Einige Kinder läßt man absichtlich ersticken, oder sie werden ertränkt oder auf andere Weise getötet.
Was ein Arzt fühlt
Seit Jahrhunderten bekennen sich Ärzte zu den Werten, die in dem hochgeachteten hippokratischen Eid zum Ausdruck kommen, wo es auszugsweise heißt: „Ich werde niemandem, auch nicht auf eine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten. Auch werde ich nie einer Frau ein Abtreibungsmittel geben. Heilig und rein werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.“
Vor welchem ethischen Kampf stehen Ärzte, die Leben im Mutterleib beenden? Dr. George Flesh beschreibt es folgendermaßen: „Meine ersten Abtreibungen als Assistenzarzt brachten mich in keinerlei emotionelle Schwierigkeiten. ... Mein Unbehagen begann nach Hunderten von Abtreibungen. ... Wie es zu dieser Veränderung kam? Ich praktizierte noch nicht lange, da kam ein Ehepaar zu mir, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Doch weil der Gebärmutterhals der Patientin zu hart war, konnte ich die Dilatation und damit den Eingriff nicht durchführen. Ich bat sie, eine Woche später wiederzukommen, wenn der Gebärmutterhals elastischer wäre. Als die beiden wiederkamen, sagten sie mir, sie hätten ihre Meinung geändert. Sieben Monate danach half ich bei der Geburt ihres Kindes.
Einige Jahre später spielte ich mit dem kleinen Jeffrey im Swimmingpool des Tennisklubs, in dem seine Eltern und ich Mitglieder waren. Er war ein glücklicher, hübscher Junge. Der Gedanke, daß nur ein technisches Hindernis mich davon abgehalten hatte, sein Leben zu beenden, jagte mir einen Schauer über den Rücken. ... Meiner Ansicht nach ist das stückweise Auseinanderreißen einer entwickelten Leibesfrucht einfach nur auf Wunsch der Mutter ein Akt der Verderbtheit, die von der Gesellschaft nicht hingenommen werden sollte.“
In den Vereinigten Staaten sind 4 von 5 Frauen, die eine Abtreibung vornehmen lassen, unverheiratet
Eine Krankenschwester, die aufgehört hat, bei Abtreibungen mitzuhelfen, berichtet über ihre Arbeit in einer Abtreibungsklinik: „Eine unserer Aufgaben bestand darin, die Teile zu zählen. ... Wenn das Mädchen nach Hause geht und noch Teile des Ungeborenen in der Gebärmutter hat, können ernste Probleme entstehen. Ich mußte die Teile nehmen und kontrollieren, um sicherzugehen, daß alles da war: zwei Arme, zwei Beine, ein Körper, ein Kopf. ... Ich habe vier Kinder. ... Es war ein gewaltiger Konflikt zwischen meinem Berufsleben und meinem Privatleben, den ich nicht lösen konnte. ... Abtreibungen sind ein hartes Geschäft.“
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Das Leben: Eine in Ehren zu haltende GabeErwachet! 1993 | 22. Mai
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Das Leben — Eine in Ehren zu haltende Gabe
WAS für ein Geschenk Jehova Gott doch den Menschen machte, als er sie mit der Gabe erschuf, Kinder zu bekommen! Ein wunderbarer neuer Erdenbürger würde von den glücklichen Eltern erwartet werden, die einander liebten und bereit wären, liebevoll für das kleine Produkt ihrer Ehegemeinschaft zu sorgen. Das Kind würde zur ungetrübten Freude der ganzen Familie heranwachsen.
Aber die Sünde Adams und Evas brachte tragische Konsequenzen für die Kinder mit sich, die in die Menschheitsfamilie hineingeboren werden sollten. Als Folge der Sünde wurde die Mutter des Menschengeschlechts zu Kummer und Schmerzen in Verbindung mit dem Gebären verurteilt. Und die sündige Umgebung, in die ihre Nachkommen kamen, machte das Großziehen der Kinder zu einer gewaltigen Herausforderung. Daher ist es nicht überraschend, wenn in unserer heutigen komplizierten Welt eine Schwangerschaft oftmals alles andere als Freude auslöst. Doch wie betrachtet der Schöpfer das ungeborene Leben? Hat sich seine Ansicht im Zuge der sich verändernden Moralvorstellungen gewandelt? Ganz bestimmt nicht. Seine Einstellung zu den ungeborenen Kindern der Welt und sein Interesse an ihnen bleiben konstant.
Aus der Bibel geht klar hervor, daß sich in der Mutter ein Individuum entwickelt, das sich von allen anderen unterscheidet. Das Leben beginnt bei der Empfängnis. Bei der Geburt wird das Kind, das von Gott schon gesehen wurde, einfach nur für seine Umgebung sichtbar. Hesekiel spricht von dem „Kind, das den Mutterschoß öffnete“ (Hesekiel 20:26). Hiob erwähnt „die Pforten des Leibes meiner Mutter“ und spricht in Verbindung mit Fehlgeburten von „Kindern ..., die das Licht nicht gesehen haben“ (Hiob 3:10, 16).
Denken wir auch an Jehovas liebevolle Aufmerksamkeit, die er dem im Mutterleib heranwachsenden zarten Leben schenkt. Er sagte zu Jeremia: „Bevor ich dich im Mutterleib bildete, kannte ich dich, und bevor du dann aus dem Mutterschoß hervorkamst, heiligte ich dich“ (Jeremia 1:5). David äußerte die Worte: „Mein Gebein war nicht vor dir verborgen, als ich insgeheim gemacht wurde, als ich in den untersten Teilen der Erde gewirkt wurde. Deine Augen sahen sogar den Embryo von mir“ (Psalm 139:15, 16). Hiob nannte Gott den einen, „der mich im Mutterleib machte“, der daranging, „uns im Mutterschoß zu bereiten“ (Hiob 31:15).
Doch wie steht es mit Gottes Sorge um die verzweifelte Schwangere, die das Kind nicht haben will? Der Schöpfer kennt die schwere Verantwortung der Elternschaft besser als jeder andere. Würde er nicht die Entscheidung einer Schwangeren segnen, wenn sie sich aus Respekt vor den göttlichen Erfordernissen entschlösse, das Kind trotz schwieriger Umstände auszutragen? Eltern können und sollten um Gottes Hilfe dabei bitten, ein glückliches Kind großzuziehen. In seinem Wort, der Bibel, hat er bereits den besten Rat für die Kindererziehung gegeben. Werden biblische Grundsätze im Familienleben angewendet, führt das zu guten Ergebnissen. Die Freude und die Belohnung, die mit der Erziehung eines gottesfürchtigen Kindes einhergehen, wiegen jegliches Opfer auf, wie alle stolzen Eltern bestätigen können.
Betrachtet Jehova die Sache anders, wenn das Kind das Produkt einer Vergewaltigung oder von Inzest ist? Die Tat, die an der Mutter verübt wurde, war zwar ein Verbrechen, doch daran trägt das Kind keine Schuld. Sein Leben zu beenden hieße, eine Gewalttat mit einer anderen Gewalttat zu beantworten. Jehova ist sich mit Sicherheit des emotionalen Traumas bewußt, das solche Opfer erleiden, und er kann der Mutter und dem Kind helfen, mit den Nachwirkungen in ausgeglichener Weise fertig zu werden.
Was ist, wenn der Arzt eine Schwangere wissen läßt, das Austragen des Kindes könne ihr Leben gefährden? Dr. Alan Guttmacher erklärt: „Heute ist es in fast jedem Fall möglich, die Patientin lebend durch die Schwangerschaft zu bringen, es sei denn, sie leidet an einer tödlichen Krankheit wie Leukämie oder einer anderen Krebsform; und dann ist es unwahrscheinlich, daß eine Abtreibung ihr Leben verlängern, geschweige denn retten kann.“ In der Encyclopedia Americana heißt es: „Da die meisten Frauen auch bei schweren gesundheitlichen Problemen sicher durch die Schwangerschaft gebracht werden können, ist ein Schwangerschaftsabbruch zum Schutz der Mutter sehr selten. Bei den meisten Abbrüchen ist das Kind unerwünscht.“ Solche lebensbedrohlichen Situationen sind somit eine seltene Ausnahme. Sollte es allerdings während der Geburt doch dazu kommen, müssen die Eltern die Wahl zwischen dem Leben der Mutter und dem Leben des Kindes treffen. Es ist ihre Entscheidung.
Ist es verwunderlich, daß der Schöpfer des Lebens klare Richtlinien über den Gebrauch der Fortpflanzungsfähigkeit aufgestellt hat? In seinen Augen ist es Sünde, Leben weiterzugeben, ohne willens zu sein, dafür zu sorgen — genauso wie es Sünde ist, ein Leben zu nehmen.
Sicherlich wird die Kontroverse bis zum Ende des gegenwärtigen Systems andauern. Doch für den Schöpfer des Lebens, Jehova Gott, wie auch für diejenigen, die seine Gesetze hochhalten, gibt es keine Diskussion. Leben ist kostbar — eine Gabe, die von Anfang an zu hegen und in Ehren zu halten ist.
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Haben diese Religionsorganisationen die Antwort?Erwachet! 1993 | 22. Mai
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Haben diese Religionsorganisationen die Antwort?
VIELE, die sich wegen der Abtreibungsfrage in einem Zwiespalt befinden, suchen bei ihren religiösen Führern nach Anleitung. Doch welche Antwort erhalten sie?
Die katholische Kirche nimmt eine feste Haltung gegen die Abtreibung ein und lehrt, das Leben beginne bei der Empfängnis. Einige Priester engagieren sich in der Politik und fordern vom Papst, katholische Politiker, die für die Abtreibung sind, zu exkommunizieren. Andererseits sind viele Katholiken für den Schwangerschaftsabbruch und rufen nach Liberalisierung.
Wie die presbyterianische Kirche in den Vereinigten Staaten verlauten ließ, sind 46 Prozent ihrer Pfarrer „nicht der Ansicht, daß die Bibel die Abtreibung verurteilt“. Offiziell ist die Kirche für die Abtreibung.
Die 16. Generalsynode der Vereinigten Kirche Christi hat sich entschlossen, „für das Recht von Männern und Frauen, eine angemessene Familienplanung zu betreiben, einzutreten sowie für legale Abtreibungen als eine Möglichkeit“.
Nach genereller Auffassung der evangelisch-lutherischen Kirche sollte die Abtreibung „nur letztmögliche Wahl sein“; allerdings lehnt sie es ab, die Abtreibung „Sünde“ zu nennen oder zu sagen, das Leben beginne bei der Empfängnis.
Die Southern Baptist Convention ist strikt gegen Abtreibungen. Die American Baptist Church hingegen hat erklärt: „Wir sind gespalten, was das Zeugnis der Kirche zur Frage der Abtreibung betrifft. Demzufolge erkennen wir die Freiheit jedes einzelnen an, eine allgemeine Abtreibungspolitik zu befürworten, die seinen oder ihren Glauben widerspiegelt.“
Der Judaismus ist geteilt: Der orthodoxe Zweig nimmt eine ziemlich ablehnende Haltung gegenüber Abtreibungen ein, während die Konservativen und das Reformjudentum im großen und ganzen dafür sind.
Der Islam erlaubt während der ersten 40 Tage des Lebens eine Abtreibung, aus was für Gründen auch immer, danach aber nur bei einer Bedrohung des Lebens der Mutter. Der Hadith sagt über das Ungeborene: „40 Tage lang ist er in Form eines Samens, dann ist er ein Blutklumpen für einen gleich langen Zeitraum, dann ein Fleischstückchen für die gleiche Zeit, dann ... wird der Engel zu ihm gesandt, der ihm den Odem des Lebens einhaucht.“
Der Schintoismus nimmt keine offizielle Position ein und überläßt die Abtreibung der persönlichen Entscheidung.
Hindus, Buddhisten und Sikhs lehren einen generellen Respekt vor dem Leben. Doch bleiben sie von der Abtreibungsdebatte unberührt, da sie an die Reinkarnation glauben: Eine Abtreibung schickt das ungeborene Kind einfach in ein anderes Leben.
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