Worin besteht Gottes Vorsatz in Verbindung mit der Menschheit?
1—4. (a) Worin bestand Gottes ursprünglicher Vorsatz in Verbindung mit der Menschheit? (b) Warum wurde der Mensch ungehorsam? (Siehe Kasten, Seite 13.)
DIE in Jesaja 2:2-4 und Micha 4:1-4 geoffenbarte Verheißung einer Welt ohne Krieg erweckt in uns nicht nur eine wohlbegründete Hoffnung, die sich in unmittelbarer Zukunft erfüllen wird, sondern sagt uns auch etwas sehr Wichtiges über unseren Schöpfer: Er ist ein Gott, der einen Vorsatz hat. Die Prophezeiung aus Jesaja, Kapitel 2 gehört im Grunde zu einer Reihe von Prophezeiungen, die sich durch die ganze Bibel, von der ersten bis zur letzten Seite, hindurchzieht und uns deutlich macht, wie Gott seinen ursprünglichen Vorsatz verwirklichen wird.
2 Nachdem Gott die ersten beiden Menschen erschaffen hatte, erklärte er ihnen deutlich, worin sein Vorsatz in Verbindung mit ihnen bestand. In 1. Mose, Kapitel 1, Vers 28 lesen wir: „Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde und machet sie euch untertan, und bewältiget die Fische des Meeres und das Gevögel des Himmels und alles Getier, das sich regt auf Erden“ (Zu). Wenn wir dieses Gebot mit den Worten in Verbindung bringen, die wir im nächsten Kapitel der Genesis lesen — „Der Ewige, Gott, [nahm] den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn bebaue und bewache“ —, erkennen wir deutlich, was Gott mit den ersten beiden Menschen und ihren Nachkommen vorhatte: Sie sollten das Paradies über die Grenzen des Gartens Eden hinaus ausdehnen, so daß es schließlich die ganze Erde umfassen würdea (1. Mose 2:15).
3 Wie lange würden sie ihre paradiesische Wohnstätte genießen? Nach der Bibel wurde der Mensch erschaffen, um für immer auf der Erde zu leben. Sterben müßte er nur, wenn er seinem Schöpfer nicht gehorchen würde, wie das aus 1. Mose, Kapitel 2, Vers 16 und 17 hervorgeht: „Der Ewige, Gott, gebot dem Menschen und sprach: ‚Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen; aber vom Baum des Wissens um Gut und Böse, von dem sollst du nicht essen, denn an dem Tag, da du davon ißt, mußt du sterben.‘ “ Andauernder Gehorsam hätte also logischerweise andauerndes Leben bedeutet, ewiges Leben in diesen paradiesischen Verhältnissen (Psalm 37:29; Sprüche 2:21, 22).
4 Unter dem Einfluß eines Engels, der später als Satan („Widersacher“) bezeichnet wurde, mißbrauchte das erste Menschenpaar jedoch seinen freien Willen, indem es sich zum Ungehorsam gegenüber Gott entschloß (Hiob 1:6-12; vergleiche 5. Mose 30:19, 20). Dieser rebellische Engel erweckte den Eindruck, als ob eine Schlange spräche, und sagte zu Eva und durch sie auch zu Adam, daß sie weiser würden und ihr Leben noch vollkommener würde, wenn sie sich Gott, der höchsten Autorität, nicht unterwerfen würdenb (1. Mose 3:1-19). Wegen ihrer offenen Rebellion wurden sie zum Tod verurteilt. Bedeutete das, daß Gottes Vorsatz hinsichtlich der Menschheit vereitelt oder zunichte gemacht wurde? Nein, es bedeutete lediglich, daß ein anderer Weg eingeschlagen werden mußte, um Gottes ursprünglichen Vorsatz zu verwirklichen, die Erde zu einem Paradies zu machen, in dem gehorsame Menschen ewig leben würden. Wie sollte das geschehen?
Ein verheißener Same
5, 6. (a) Was verhieß Gott als Lösung der Probleme, die durch Satans Rebellion auf der Erde verursacht wurden? (b) Welche Verheißung gab Gott Abraham?
5 Als Jehova Gott über diejenigen, die an der Rebellion gegen seine Autorität beteiligt waren, das Urteil fällte, sagte er, er werde einen „Samen“ oder einen „Nachkommen“ erwecken, der den Schaden beheben würde, den der Anstifter der Rebellion verursacht hatte. In symbolischer Sprache erklärte Gott, daß dieser Same der Schlange, die Satan darstellte, den Kopf zerschlagen oder zermalmen und so Satan und seiner Rebellion ein Ende machen werde. Im Laufe der Jahre ist dieser Vers aus der Genesis verschieden und sogar widersprüchlich ausgelegt worden. Da aber das Wort „Samen“ in vielen Prophezeiungen verwendet wird, lassen andere damit verknüpfte Verheißungen erkennen, was dieses Wort bedeutet (1. Mose 3:15).
6 Der Ausdruck „Samen“ wird oft mit der Verwirklichung des Vorsatzes Gottes in bezug auf die gesamte Menschheit in Verbindung gebracht. Gemäß dem Bericht in 1. Mose 22:18 (Hirsch) gab Gott dem treuen Hebräer Abraham folgende Verheißung: „Es werden sich durch deinen Samen alle Völker der Erde segnen, als Folge dessen, daß du meiner Stimme gehorcht hast“ (Kursivschrift von uns). Gott bekundete an Abraham, einem Mann, der Gott wirklich suchte, besonderes Interesse. Obwohl Gott Abraham direkt belohnte, geht aus diesem Text doch deutlich hervor, daß Gott weder nur an Abraham noch ausschließlich an seinen Nachkommen interessiert war. Er behielt seinen ursprünglichen Vorsatz hinsichtlich einer paradiesischen Erde für die ganze Menschheit, für „alle Völker“, stets im Auge. Er offenbarte Abraham nun, daß er ihm wegen seiner Treue das Vorrecht gewähren werde, den Samen, durch den sich alle Völker segnen würden, hervorzubringen.
7, 8. Wie kam es, daß dieser verheißene Same mit den Begriffen Königswürde und Messias in Verbindung gebracht wurde?
7 Abraham war der Vater vieler großer Völker oder Nationen (1. Mose 17:4, 5). Jehova Gott offenbarte jedoch deutlich, über welche Abstammungslinie der verheißene Same kommen würde, der der ganzen Menschheit zum Segen wäre (1. Mose 17:17, 21). Sowohl Abrahams Sohn Isaak als auch sein Enkel Jakob wurden als Glieder der Linie erwähnt, aus der der „Same“ hervorgehen würde. Eine der Nationen, die von Abraham abstammten, war die Nation Israel, die aus den zwölf Stämmen der Söhne Jakobs, des Enkels Abrahams, hervorging. In dieser Nation sollte schließlich der verheißene „Same“ erscheinen (1. Mose 26:1, 4; 28:10, 13-15).
8 Spätere Prophezeiungen ließen erkennen, daß ein besonderer Same oder Herrscher speziell aus dem Stamm Juda kommen würde. In 1. Mose 49:10 wird gesagt: „Nicht wird das Zepter weichen von Jehuda . . . Und ein Gesetzgeber von seinen Füßen . . . Bis einst Schilo kommt . . . Und ihm gehört die Versammlung der Völker.“3 Der Bibelkommentator Raschi sagt, die Wendung „Bis einst Schilo kommt“ bedeute: „Bis . . . der gesalbte König [der Messias], dem die Königswürde gebührt [kommt].“4 Viele Bibelkommentatoren haben diese Prophezeiung ebenfalls auf den Messias bezogen.
9. (a) Was verhieß Gott König David hinsichtlich des Samens? (b) Welche Verbindung besteht zwischen der Verheißung in 1. Mose 49:10 und der in Psalm 72:7, 8?
9 Dem ersten König aus der Linie Judas, dem König David, verhieß Gott: „Dein Haus und . . . dein Thron wird für immer Bestand haben“ (2. Samuel 7:16). Außerdem gab er ihm die Verheißung: „Ich [will] deinen Samen aufrichten nach dir . . . und sein Königtum sichern. Er soll mir ein Haus bauen, und ich will seinen Thron für immer sichern“ (1. Chronika 17:11, 12). Davids Sohn und Nachfolger, König Salomo, baute zwar das Haus oder den Tempel Jehovas, aber, wie bekannt, herrschte er nicht für immer. Doch einer von Davids Nachkommen sollte der in 1. Mose 49:10 (Raschi) vorhergesagte „Schilo“ oder Messias sein. König David schrieb über ihn prophetisch: „Aufblühe in seinen Tagen der Gerechte, und Friedensfülle sei bis kein Mond mehr ist. Und er herrsche von Meer zu Meer, und vom Strome bis an die Enden der Erde“ (Psalm 72:7, 8, Zu).
10. Was sollte der in 1. Mose 3:15 verheißene Same vollbringen, und inwiefern stimmt das mit der Verheißung überein, die Abraham gegeben wurde?
10 Wenn wir in Betracht ziehen, was durch die Prophezeiungen nach und nach enthüllt wurde, erkennen wir, daß die dem Abraham gegebene Verheißung — „segnen sollen sich mit deinem Samen alle Völker der Erde“ — tatsächlich durch diesen Herrscher aus der Linie Davids erfüllt werden wird (1. Mose 22:18). So betrachtet, entsteht eine Verbindung zwischen den Prophezeiungen über den Samen und der Hoffnung der Juden auf den Messias, unter dessen Herrschaft auf der ganzen Erde Frieden herrschen wird. Ja, er ist der in 1. Mose 3:15 erwähnte „Samen“, der der ursprünglichen Rebellion gegen Gottes Souveränität ein Ende machen und den daraus entstandenen Schaden beheben wird (Psalm 2:5, 8, 9). Andere Fragen und Gedanken über den verheißenen Messias werden auf den Seiten 24 bis 31 behandelt. Doch nun möchten wir Gottes weitere Verfahrensweise mit Abrahams Nachkommen betrachten.
Der Zweck des Gesetzesbundes
11—13. Welchen Nutzen zog die Nation Israel aus dem Gesetzesbund, und sollte er für immer bestehenbleiben?
11 Wenige Jahrhunderte nach Abrahams Zeit wurden die Israeliten eine Nation. Gott befreite diese Nachkommen Abrahams aus der Sklaverei in Ägypten und schloß unter der Führung des Moses, eines anderen gläubigen Mannes, den er erwählt hatte, einen besonderen Bund oder Vertrag (2. Mose 19:5, 6; 5. Mose 5:2, 3). Dieser Bund, der Gesetzesbund, enthielt genaue Richtlinien, die der Nation zeigten, wie Gott angebetet werden wollte. Dadurch führte sie diese Anbetung auf organisierte Weise durch.
12 Wir werden feststellen, daß dieser Bund von Anfang an mit Bedingungen verknüpft war. Bevor Gott den Israeliten die Zehn Gebote und den ganzen Bund bekanntgab, von dem diese Gebote ein Bestandteil waren, sagte er zu ihnen: „Wenn ihr nun auf meine Stimme hören und meinen Bund wahren werdet, so sollt ihr mir eigen sein aus allen Völkern, denn mein ist alle Erde. Und ihr sollt mir sein ein Reich von Priestern und ein heilig Volk“ (2. Mose 19:5, 6). Um von Gott fortgesetzt als sein eigen gebraucht zu werden, mußten sie auf seine Stimme hören. Das waren die Bundesbestimmungen.
13 Die verheißene Belohnung für ihre Treue (daß sie als ein Reich von Priestern dienen würden) läßt erkennen, daß der Gesetzesbund nicht der Endzweck, sondern eine Übergangsstufe war, die bezwecken sollte, eine Priesterschaft dahin gehend geeignet zu machen, anderen Völkern zu helfen, den wahren Gott kennenzulernen. Von Anfang an bestand Gottes Vorsatz darin, daß die gesamte Menschheit, nicht nur die Angehörigen e i n e s Volkes, sich segnen sollte (1. Mose 22:18).
14. Welche weiteren Vorteile brachte der Gesetzesbund mit sich?
14 Wenn der Gesetzesbund nicht der Endzweck war, was bezweckte er dann? Er verurteilte schonungslos die falschen religiösen Vorstellungen, die der Mensch nach der Rebellion im Garten Eden selbständig zu entwickeln begonnen hatte (5. Mose 18:9-13). Er schützte das Volk Israel auch vor den abscheulichen Bräuchen und der Religion der umliegenden Nationen, da er den Kontakt mit ihnen auf ein Minimum beschränkte (5. Mose 7:1-6). Solange die Israeliten dieses Gesetz befolgten, würden sie sich in einem religiös reinen Zustand bewahren, in dem sie schließlich den verheißenen Samen, den Messias, erkennen und willkommen heißen könnten.
15, 16. Welche wichtigen religiösen Lehren wurden aus dem Gesetzesbund deutlich, die ebenfalls auf seinen vorübergehenden Charakter hinwiesen?
15 Der Gesetzesbund betonte auch die Notwendigkeit der Sühne und schloß ein genau umrissenes System von Opfern ein, die einen wesentlichen Bestandteil des jüdischen Gottesdienstes bildeten (3. Mose 1:1-17; 3:1-17; 16:1-34; 4. Mose 15:22-29). Wegen der Rebellion Adams und Evas verlor die Menschheit die Vollkommenheit, die es ihr ermöglicht hätte, ewig in vollkommener Gesundheit zu leben (1. Mose 2:17). Zufolge der ersten Sünde erbten die Nachkommen Adams und Evas (die alle erst nach der Rebellion geboren wurden) die Unvollkommenheit und die Neigung zur Sünde (1. Mose 8:21; Psalm 51:7 [51:5, NW]; Prediger 7:20). Die Unvollkommenheit führte zu Krankheit, Alter und Tod und bewirkte auch, daß zwischen dem Menschen und Gott eine Schranke entstand (1. Könige 8:46; vergleiche Klagelieder 3:44). Es mußte eine Grundlage geschaffen werden, auf der dieser Schaden behoben und der unvollkommene Zustand des Menschen gesühnt und überwunden werden konnte. Gläubige Menschen waren sich dieser Notwendigkeit stets voll bewußt (Hiob 1:4, 5; Psalm 32:1-5).
16 Aus dem Gesetzesbund wurde deutlich, daß Gott Rechtsgrundsätze hat, denen entsprochen werden muß. Dieser Bund vermittelte auch die Grundlage für das Verständnis darüber, wie Gottes Rechtsgrundsätzen völlig entsprochen werden würde.c Die im Gesetzesbund vorgesehenen Opfer konnten niemals bewirken, daß Gottes ursprünglicher Vorsatz bezüglich der Menschheit ausgeführt wurde, da die Wirkung dieser Opfer nur vorübergehend war und sie lediglich den sündigen Zustand hervorhoben, ihn aber weder beheben noch verhüten konnten. Das Gesetz war daher eine Übergangsstufe, die dieser organisierten Nation von Anbetern helfen sollte, zur gegebenen Zeit den Samen zu erkennen und zu verstehen, wie dieser Same den durch Adams Sünde entstandenen Schaden beheben würde. Wo wies die Thora auf diese Tatsache hin?
Ein Prophet gleich Moses verheißen
17, 18. Was bedeutete Gottes Verheißung in 5. Mose 18:15, 18, 19, einen Propheten zu erwecken?
17 Wie wir in 5. Mose, Kapitel 18, Vers 15 (Zu) lesen, sagte Moses zum Volk Israel: „Einen Propheten aus deiner Mitte von deinen Brüdern, gleich mir, wird der Ewige dein Gott dir aufstehen lassen, auf ihn sollt ihr hören.“ Gemäß Vers 18 und 19 (Zu) desselben Kapitels sagte Jehova zu Moses, den er zum Mittler zwischen sich und seinem Volk erwählt hatte: „Einen Propheten werde ich ihnen aufstehen lassen, aus der Mitte ihrer Brüder, gleich dir, und meine Worte ihm in den Mund legen, und er soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Und es wird geschehen: Der Mann, der nicht hört auf meine Worte, die er reden soll in meinem Namen, von dem werde ich Rechenschaft fordern.“ Wie ist diese Prophezeiung zu verstehen?
18 Der hier erwähnte Prophet ist zweifelsfrei eine bestimmte, besondere Person. Aus dem Zusammenhang geht deutlich hervor, daß es sich dabei nicht — wie einige annehmen — lediglich um einen allgemeinen Grundsatz in bezug auf Gottes Absicht, dem Volk weiterhin Propheten zu erwecken, handelt. Das hebräische Wort für Prophet (navi’) steht im Singular und dient als Vergleich zu Moses, der in der Geschichte des Volkes ohnegleichen war. Außerdem lauten die abschließenden Worte des fünften Buches Mose: „Es stand fortan nicht auf ein Prophet in Jisraël wie Moscheh, den der Ewige erkannt, Angesicht zu Angesicht“ (5. Mose 34:10-12, Zu). Der Schreiber dieser Worte war sehr wahrscheinlich Josua, der Sohn Nuns, der selbst ein von Gott eingesetzter hervorragender Führer und Prophet war. Doch seine eigenen Worte lassen keinen Zweifel daran, daß er sich nicht für eine Erfüllung dessen hielt, was Moses über einen Propheten gleich Moses gesagt hatte. Was meinte denn Gott, als er einen Propheten gleich Moses zu erwecken verhieß? Wie war Moses?
Ein neuer Bund prophezeit
19. (a) Inwiefern war Moses einmalig? (b) Als was müßte ein Prophet gleich Moses ebenfalls dienen?
19 Moses war ein hervorragender Führer; er war ein Gesetzgeber, ein Prophet, ein Wundertäter, ein Lehrer und ein Richter. Er war auch ein Mittler, der einzige Prophet, der bei der Schließung eines Bundes zwischen Gott und Menschen (in diesem Fall die Nation Israel) als Mittler diente. Ein Prophet gleich ihm müßte demnach etwas Ähnliches tun. Heißt das, daß Gott beabsichtigte, den Gesetzesbund durch einen anderen Bund zu ersetzen? Genau so ist es! Durch den Propheten Jeremia gab Gott deutlich seine Absicht bekannt, einen neuen Bund zu schließen. Ein neuer Bund würde einen neuen Mittler voraussetzen. Nur jemand gleich Moses könnte die mit einer solchen Aufgabe verbundenen Voraussetzungen erfüllen. Eine Untersuchung dessen, was der neue Bund mit sich bringt, wird uns helfen, die Rolle des Mittlers besser zu verstehen.
20, 21. (a) Was wird in Jeremia 31:31-34 verheißen? (b) Welchem Zweck sollte der neue Bund dienen? (c) Was würde daher mit dem Gesetzesbund geschehen?
20 Etwa 900 Jahre nach Moses übermittelte Jeremia der Nation Israel folgende Worte Gottes: „Siehe, Tage kommen, ist der Spruch des Ewigen, und ich schließe mit dem Hause Jisraël und mit dem Hause Jehudah einen neuen Bund. Nicht wie der Bund, den ich geschlossen mit ihren Vätern am Tage, da ich sie bei der Hand faßte, sie herauszuführen aus dem Lande Mizrajim [Ägypten], welchen meinen Bund sie gebrochen, . . . ist der Spruch des Ewigen. Sondern dies ist der Bund, den ich schließen werde mit dem Hause Jisraël: nach jenen Tagen . . . werde [ich] vergeben ihrer Missetat, und ihrer Sünde nicht ferner gedenken“d (Jeremia 31:31-34, Zu).
21 Wenn der Prophet gleich Moses als neuer Mittler eines neuen Bundes dienen sollte, dann konnten die einzelnen Bestimmungen für die Anbetung im mosaischen Gesetz offensichtlich nicht für immer gelten, sondern nur bis zur Schließung des neuen Bundes. Und wenn Gott eine Grundlage dafür schaffen würde, auf der ‘ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedacht werden würde’, dann bestände selbstverständlich auch keine Notwendigkeit mehr für all die Opfer, die in Verbindung mit der Tempeleinrichtung dargebracht wurden und die nur eine vorübergehende Vergebung bewirkten. Mit der Schließung des neuen Bundes hätten auch die zeremoniellen Aspekte des Gesetzesbundes (die Einhaltung des Sabbats und bestimmter Festzeiten) nicht mehr dieselbe Bedeutung. Zu seiner Zeit würde Gott zweifellos offenbaren, was von denen verlangt wird, die in diesen verheißenen neuen Bund aufgenommen würden (Amos 3:7).
Segnungen für alle Nationen
22, 23. (a) Welchem Zweck diente der neue Bund, die Nationen betreffend? (b) Wie lassen andere Prophezeiungen erkennen, worin Gottes Vorsatz in bezug auf alle Völker bestand?
22 Wenn wir erkannt haben, daß der Prophet gleich Moses und der Same Abrahams identisch sind, werden wir einen weiteren sehr wichtigen Aspekt des neuen Bundes erkennen, nämlich daß der Same das Rechtsmittel ist, durch das Menschen aller Nationen den wahren Gott anbeten können. Da es in 1. Mose 22:18 (Hirsch) heißt, daß ‘sich durch diesen Samen alle Völker der Erde segnen werden’, ist anzunehmen, daß Gott von einem bestimmten Zeitpunkt an nicht mehr nur mit e i n e m Volk handeln würde — mit den Nachkommen Abrahams. Nachdem das Volk Israel die wichtige Aufgabe — das Hervorbringen des verheißenen Samens — erfüllt haben würde und der neue Bund errichtet worden wäre, sollten Angehörige aller Nationen und Rassen die Möglichkeit haben, den wahren Gott anzubeten.
23 Bestimmt könnte niemand mit vernünftigen Argumenten Gottes Fairneß anfechten, die sich darin zeigt, daß er aufrichtigen Angehörigen aller Nationen und Rassen gestattet, ihn anzubeten. Das hatte Gott von Anfang an im Sinn, und die Bibel enthält viele Prophezeiungen, die bestätigen, daß sich schließlich Angehörige aller Völker durch den Samen Abrahams segnen werden (Sacharja 8:20-23). Ein Beispiel sind Gottes Worte in Zephanja, Kapitel 3, Vers 9 (Zu): „Dann wandle ich den Völkern ihre Lippe zu einer lauteren um, daß sie alle anrufen den Namen des Ewigen, daß sie ihm dienen einmütig.“ Die zu Beginn der vorliegenden Broschüre erwähnte Prophezeiung aus Jesaja, Kapitel 2 weist auf diesen vereinigenden Aspekt der Anbetung Gottes hin, das heißt darauf, daß sich Angehörige vieler Völker Gott zuwenden werden, um ihm in Wahrheit zu dienen und die Wege des Friedens kennenzulernen; sie weist auch darauf hin, wann dies geschehen wird: „Es wird geschehen am Ende der Tage“ (Jesaja 2:2, JP). Was ist mit dem Ausdruck „am Ende der Tage“ gemeint?
24. (a) Was ist mit dem Ausdruck „am Ende der Tage“ gemeint? (b) Was wird in Hesekiel, Kapitel 38 und 39 beschrieben?
24 Die Bibel spricht wiederholt von dem Tag, an dem Gott alle Völker ins Gericht bringen wird (Jesaja 34:2, 8; Jeremia 25:31-35; Joel 4:2 [3:2, NW]; Habakuk 3:12; Zephanja 1:18; 3:8). Die Unfähigkeit des Menschen, sich selbst erfolgreich zu regieren, ist seit seiner Ablehnung der Souveränität Gottes im Garten Eden immer offensichtlicher geworden. Menschliche Regierungen haben jämmerlich versagt und unbeschreibliches Leid verursacht. Wenn das Kernwaffenzeitalter und die weltweite Umweltverschmutzung noch viel länger geduldet würden, könnten die Menschen sich selbst und ihre irdische Heimat vernichten. Darum wird Gott durch den von ihm eingesetzten Messias, den Samen, eingreifen (Psalm 2:1-11; 110:1-6). Der Prophet Hesekiel sah Gottes Endkampf gegen die Regierungen des Menschen voraus. In den Kapiteln 38 und 39 seines Buches beschreibt er Gottes Krieg gegen „Gog im Land Magog“ (Hesekiel 38:2). Diese Worte werden allgemein als eine Prophezeiung über die letzten Tage anerkannt. Ein sorgfältiges Studium der Bibel läßt erkennen, daß „Gog“ hier ein symbolischer Name für Satan ist, jenen Geistrebell, der Adam und Eva zum Ungehorsam gegenüber Gott verleitete. Die Besiegung dieses Geistgeschöpfs und seiner Streitkräfte, der uralten Feinde Gottes, bildet im Grunde den ersten Teil der Erfüllung der ursprünglichen Verheißung, daß der „Same“ Satan, der „Schlange“, sinnbildlich gesprochen, den Kopf zermalmen werde (1. Mose 3:15, Zu).
25. Was wird gemäß der Prophezeiung nach der Vernichtung der Streikräfte Satans geschehen?
25 Nach der Vernichtung der Streitkräfte Satans werden die Verhältnisse wiederhergestellt werden, die ursprünglich im Edenparadies herrschten. Doch dann, unter dem neuen Bund, werden die Menschen Gott gehorchen (Jesaja 11:1-9; 35:1-10). Abgesehen davon, daß ihnen ihre Sünden vergeben werden, gelangen sie zur Vollkommenheit (Jesaja 26:9). Demzufolge werden sie ewig leben können (Psalm 37:29; Jesaja 25:8). Zu jener Zeit werden selbst die Toten — sowohl die, die in Treue zu Gott gestorben sind, als auch die Milliarden, die nie die Möglichkeit hatten, die Wahrheit über Gott kennenzulernen — ins Leben zurückgerufen, das heißt auferweckt werden (Daniel 12:2, 12; Jesaja 26:19). Bringt uns diese wunderbare Hoffnung dem Gott, der das alles erdacht hat, nicht näher?
26. Was verlangt das Kommen des Propheten gleich Moses von uns?
26 Das sind nur einige der Segnungen, die dann Angehörigen aller Nationen zuteil werden, die den Propheten gleich Moses schließlich erkennen und auf seine Stimme hören werden — den Samen, der auf dem Thron Davids herrschen wird, „bis kein Mond mehr ist“, das heißt für immer (Psalm 72:7). Über diesen Propheten gleich Moses wird in 5. Mose 18:19 ferner gesagt: „Der Mann aber, der dann nicht hört auf meine Worte, die er in meinem Namen redet, von dem werde ich Rechenschaft fordern.“ Sollte man sich also nicht die Zeit nehmen und sich die nötige Mühe machen, zu ermitteln, wer dieser Prophet gleich Moses, dieser Messias, ist, wodurch man alles erfahren würde, was Gott verlangt? Sollte man den wahren Gott nicht kennenlernen?
[Fußnoten]
a Die Beschreibung des Gartens Eden in der Genesis ist keine Parabel; denn Eden existierte tatsächlich als eine ziemlich ausgedehnte Landschaft. Nach dem Text zu schließen, lag es im Norden der mesopotamischen Ebenen, wo der Euphrat und der Tigris entspringen (1. Mose 2:7-14). Der Garten Eden sollte dem Menschen als Muster dienen, nach dem er die übrigen Teile der Erde hätte bebauen und gestalten können.
b Zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen dieser Rebellion verhilft der Kasten auf Seite 16, 17.
c Das Rechtsbeispiel, das Moses in bezug auf die Bestrafung von Übertretungen des Gesetzes kodifiziert hatte — „Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn“ —, spiegelt den Leitgrundsatz wider, den Gott anwandte, um das Problem der Rettung des Menschen zu lösen (5. Mose 19:21). Ein vollkommener Mensch, Adam, war für die Verurteilung des Menschengeschlechts verantwortlich, folglich mußte ein anderer vollkommener Mensch sein Leben niederlegen, um diesen Verlust zu sühnen. Sein Tod würde also die Sünde Adams und ihre Auswirkungen auf die Menschheit vollkommen sühnen. Nur durch das Kommen des verheißenen „Samens“, dessen Leben als ein rechtsgültiges Lösegeld dargebracht würde, könnte eine solche Erlösung vollständig bewirkt werden (1. Mose 3:15). Eine eingehendere Betrachtung dieses Aspekts des Samens in Gottes Vorsatz ist auf Seite 28, 29, Absatz 17 bis 20 zu finden.
d Im heutigen Judentum ist man allgemein der Auffassung, daß Jeremia lediglich eine Erneuerung oder Bestätigung des Gesetzesbundes mit dem Volk Israel voraussagte, die 537 v. u. Z. nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil erfolgte (Esra 10:1-14). Doch die Prophezeiung selbst läßt eine solche Auffassung nicht zu. Gott sprach deutlich von einem „neuen Bund“, nicht nur von einem erneuerten Bund. Darüber hinaus betonte er, daß es ein Bund sein werde, nicht wie der Bund, den er mit den Israeliten schloß, als er sie aus der ägyptischen Knechtschaft herausführte. Einige behaupten zwar, dieser Bund sei insofern „neu“ gewesen, als er nun gehalten werde; doch die Geschichte beweist etwas anderes. Ihre Untreue führte sogar zur Zerstörung des zweiten Tempels (5. Mose 18:19; 28:45-48).
[Kasten auf Seite 13]
WER IST SATAN?
DIE Bibel bezeichnet Satan nicht als „den bösen Trieb“ im Menschen, sondern als ein unsichtbares Geistgeschöpf, einen Engel (Hiob 1:6). Als Engel oder Sohn Gottes war er vollkommen erschaffen worden, doch später machte er sich selbst zum ersten Rebellen oder Widersacher Gottes (5. Mose 32:4; vergleiche Hesekiel 28:12-17). In Verbindung mit seiner Rebellion gegen Gottes Souveränität beschuldigte er die Menschen, unaufrichtig zu sein und nur in ihrem eigenen Interesse zu handeln. Nachstehend sind einige Schriftstellen angeführt, die Satans heimtückische Versuche, die Menschen zum Ungehorsam und zu einer falschen Handlungsweise zu verleiten, deutlich erkennen lassen.
[Kasten/Bilder auf Seite 16, 17]
WARUM LÄSST GOTT DAS BÖSE ZU?
EINE oft gestellte Frage lautet: „Wenn es einen Gott gibt, warum läßt er Leiden zu?“ oder: „Wenn er Leiden duldet, warum dann so lange?“ Solche Fragen sind schwer zu beantworten, besonders wenn sie mit dem Holocaust in Verbindung gebracht werden, der wahrscheinlich wie kein anderes Geschehen zum erschütternden Symbol für menschliches Leid geworden ist. Auf ihrer Suche nach einer Erklärung sind einige zu dem Schluß gekommen, daß es keinen Gott gibt, andere dagegen bestreiten, daß das Böse existiert. Sind solche Folgerungen realistisch? Gibt es eine befriedigende Antwort?
2 Manche sind der Meinung, solche Fragen sollten überhaupt nicht gestellt werden. Treue Propheten wie Habakuk hielten es jedoch nicht für unangebracht, dies zu tun. Habakuk stellte Gott die Frage: „Wie lang, o Ewiger, habe ich geflehet, und du hörst nicht, ich schreie zu dir über Gewalt und du hilfst nicht! Warum lässest du mich Unheil schauen, und siehest Elend an“ (Habakuk 1:2, 3, Zu).
3 Leider gibt es Leute, die außerstande sind, eine Antwort zu akzeptieren, ganz gleich, ob sie richtig oder falsch ist. Schreckliche Ereignisse und die Brutalität des Menschen hindern sie daran, die Frage unvoreingenommen zu prüfen. Wer also eine Antwort finden möchte, muß seine eigene Einstellung ehrlich überprüfen und überlegen, ob die gegebene Erklärung vernünftig ist.
Dem Schuldigen die Schuld zuschreiben
4 Gott hat nie — weder in der Vergangenheit noch heute — etwas mit den Verbrechen des Menschen zu tun gehabt. Gewisse religiöse Lehren legen jedoch diesen Gedanken nahe, was die Sache noch schwieriger macht. Zum Beispiel erwecken Behauptungen, wie die Welt sei eine Stätte, an der Menschen auf ihre Eignung für ein künftiges Leben getestet würden, oder Gott „nehme“ durch den Tod geliebte Angehörige — ja selbst kleine Kinder — „zu sich“, den Eindruck, er sei verantwortlich für Unglücksfälle, Verbrechen und Katastrophen. Dasselbe kann auch von der Prädestinationslehre und dem Schicksalsglauben gesagt werden. Dann gibt es auch Personen, die den Holocaust als „eine göttliche Strafe für die Weltlichkeit der europäischen Juden“ zu erklären suchen oder als „Gottes Mittel, das der Welt die Notwendigkeit eines jüdischen Staates vor Augen führen sollte“. Viele mögen solche Vernunftschlüsse nicht nur als unannehmbar, sondern sogar als anstößig empfinden.
5 Sind solche Glaubensansichten nicht gotteslästerlich? Sind nicht Menschen schuld an all den Ungerechtigkeiten, die im Lauf der Jahrhunderte verübt worden sind — nicht Gott? (Prediger 8:9). Es ist so, wie der Historiker Arnold Toynbee erklärte: „Nur menschliche Wesen können böse sein, denn sie sind die einzigen, die sich ihrer Taten bewußt sind und in der Freiheit der Wahl leben.“e Demnach hat der Mensch durch den Mißbrauch seines freien Willens all das unbeschreibliche Leid verursacht. Warum hat Gott ihn denn nicht so erschaffen, daß er seinem Mitmenschen keinen Schaden zufügen kann?
6 Der Mensch ist in Gottes „Bild“ und mit einem freien Willen erschaffen worden (1. Mose 1:26). Wäre dem nicht so, dann könnte man weder die Befriedigung noch die Freude empfinden, die man verspürt, wenn man anderen spontan etwas Gutes tun kann. Das Gewissen wäre bedeutungslos, und der Mensch stünde auf derselben Daseinsstufe wie niedrigere Lebensformen. Der freie Wille ist ein Segen für den Menschen und unterscheidet ihn von einem Roboter. Die Willensfreiheit schließt aber auch die Entscheidungsfreiheit ein, das heißt die Freiheit, eine falsche oder nachteilige Entscheidung zu treffen. Die Anerkennung der Tatsache, daß Gott für das Böse nicht verantwortlich ist, beantwortet folgende Fragen jedoch nicht: Warum läßt er das Böse zu, und warum hat er dem Leid nicht sogleich ein Ende gemacht?
Wie konnte Gott es nur zulassen?
7 Warum gibt es das Böse denn überhaupt, wenn doch eine Macht da ist, die ihm Einhalt gebieten könnte? Die Antwort der Bibel auf diese Frage ist vor allem in dem Bericht über Adam und Eva, das erste Menschenpaar, zu finden. Im 2. und 3. Kapitel des ersten Buches Mose wird berichtet, daß die beiden es sich erwählten, Gott gegenüber ungehorsam zu sein und von „dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen“ zu essen. Aufgrund ihres Ungehorsams erhoben sich wichtige Streitfragen. Derjenige, der die beiden veranlaßte zu rebellieren (siehe Kasten, Seite 13), sagte zu ihnen: „Ihr werdet nicht des Todes sterben.“ Dadurch stellte er Gottes Wahrhaftigkeit in Frage, denn Gott hatte deutlich erklärt, daß Ungehorsam mit dem Tod bestraft werde (1. Mose 2:17; 3:4, Zu). Der Versucher fuhr fort mit den Worten: „Gott weiß, daß am Tag, da ihr davon eßt, euch die Augen aufgehn, und ihr werdet wie Gottwesen, wissend um Gut und Böse“ (1. Mose 3:5). Damit wollte er wohl sagen, daß Gott ihnen ungerechterweise etwas vorenthalte. So zog er die Gültigkeit der Gesetze Gottes und Gottes Regierungsweise in Zweifel. Das stellte einen Angriff auf Gottes Souveränität dar, auf sein Recht, der alleinige und absolute Herrscher der Menschheit zu sein.
8 Inhaltsschwere Streitfragen waren aufgeworfen worden: Benötigt der Mensch wirklich Gottes Führung, um sich selbst und die Erde mit Erfolg zu regieren? Wenn nicht, dann hätte Gott vielleicht gar nicht das Recht gehabt, von ihm Gehorsam zu verlangen. Wenn der Mensch imstande ist, sich selbst zu regieren, warum sollte dann Gott für ihn entscheiden, was recht und was unrecht ist? Die Vollstreckung der Todesstrafe an den Gesetzesübertretern hätte diese Fragen nicht geklärt. Erst nach Ablauf einer gewissen Zeit würde es sich herausstellen, daß der Mensch nicht fähig ist, sich selbst mit Erfolg zu regieren.
Wer hat das Recht zu entscheiden?
9 Wahrscheinlich die wichtigste Frage — eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muß — lautet: Hat nicht Gott das Recht, zu entscheiden, welche Angelegenheiten von größter Wichtigkeit sind und wann sie bereinigt werden sollen? Der Gedanke, daß eine Streitfrage oder eine sittliche Frage so wichtig sein könnte, daß die Zulassung von menschlichem Leid gerechtfertigt wäre, ist für viele schwer zu akzeptieren. Ist es aber unlogisch anzuerkennen, daß Gottes Weitsicht es ihm ermöglicht, zum Wohl aller seiner Geschöpfe zu handeln?
10 Der Prophet Jesaja schrieb: „ ‚Weil meine Gedanken nicht eure Gedanken sind — sind auch eure Wege nicht meine Wege‘, lautet Gottes Ausspruch“ (Jesaja 55:8, Hirsch). Gott steht menschlichem Leid bestimmt nicht gleichgültig gegenüber; doch da er allweise ist und in alle Ewigkeit lebt, weiß er nicht nur am besten, welche Faktoren mit den Streitfragen verbunden sind, sondern auch, wie und wann diese zum größten Nutzen aller Beteiligten geklärt werden sollten.
11 Dadurch, daß Gott für die Klärung der Streitfrage genügend Zeit einräumte, hat er einen für alle Zeiten gültigen Präzedenzfall geschaffen. Sollte künftig irgend jemand die Art und Weise, wie Gott seine Souveränität ausübt, erneut in Frage stellen, wäre es nicht mehr nötig, dem Rebellen weitere Zeit einzuräumen, damit er seine Behauptung beweisen könne (Nahum 1:9). Alles, was es zu beweisen gilt, ist dann bereits bewiesen worden. Mittlerweile haben wir das Vorrecht — wie viele Treue der alten Zeit —, für Gott Stellung zu beziehen. Hiob zum Beispiel hatte keine Ahnung davon, was die Ursache seiner Leiden war, aber er war entschlossen, Gott gegenüber loyal zu bleiben (Hiob 2:9, 10). Verdient es Gott, der Schöpfer des Menschen, nicht, daß man ihm gegenüber loyal ist?
Worin besteht Gottes Lösung?
12 Die von Gott eingeräumte Zeit zur Klärung der verschiedenen Streitfragen nähert sich dem Ende. Das Böse und alle, die es verursachen, werden bald beseitigt werden (Sprüche 2:21, 22; Daniel 2:44). Gott selbst wird dafür sorgen, daß die Menschen für immer in Frieden und Glück auf einer paradiesischen Erde leben können (Jesaja 14:7). Als Gott der Gerechtigkeit wird Jehova diejenigen, die ungerechterweise gelitten haben und gestorben sind, nicht vergessen. Sie werden auferweckt und zum Leben hier auf der Erde zurückgebracht werden (Hiob 14:14, 15; Jesaja 25:6-8). Gott hat verheißen: „Nicht soll gedacht werden des Früheren, und nicht soll es in den Sinn kommen.“ Das ewige Leben wird den Menschen genügend Gelegenheit geben, im nachhinein die Gründe für Gottes Zulassung des Bösen richtig zu verstehen. Niemand, dem diese Segnungen zuteil werden, wird sich über das Leid, das ihm oder anderen in der Vergangenheit zugefügt wurde, ärgern. Die immerwährende Freude über das, was Gott schaffen wird, wird all das Leid bei weitem aufwiegen (Jesaja 65:17, 18, Zu).
13 Durch die Bibel sagt uns Gott deutlich, warum er soviel Leid zugelassen hat. Doch in einem kurzen Artikel können die mit einer solch schwerwiegenden Streitfrage verbundenen Probleme unmöglich alle behandelt werden.f Die vollständige Antwort ist nur durch eine eingehende Prüfung aller damit verknüpften Einzelheiten, die in der Bibel enthalten sind, zu finden. Sollte man nicht bereit sein, die Herausforderung anzunehmen und die für eine solche Untersuchung nötige Zeit aufzuwenden? Die Streitfragen, um die es hierbei geht, sind so wichtig, daß sich eine solche Prüfung lohnt.
[Fußnoten]
e Zitiert aus Menschheit und Mutter Erde.
f Eine eingehendere Behandlung dieses Themas ist in dem Buch Das Leben — Wie ist es entstanden? Durch Evolution oder durch Schöpfung?, Kapitel 16 zu finden, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
1—3. Wie haben einige die Frage, warum es soviel Leid gibt, zu lösen versucht?
4, 5. Durch welche Glaubensansichten wird Gott gelästert?
6. Was schließt die Willensfreiheit des Menschen ein?
7, 8. Welche Streitfragen waren zu Beginn der Menschheitsgeschichte aufgeworfen worden?
9—11. Warum hat Gott all das Leid so lange zugelassen?
12, 13. Wie wird Gott auf der Erde bald Gerechtigkeit wiederherstellen?
[Bild auf Seite 15]
Warum schloß der Gesetzesbund die Darbringung von Opfern ein?