EDOM
(Ẹdom) [Rot], Edomiter (Edomịter).
Edom war der Beiname oder Spitzname Esaus, des Zwillingsbruders von Jakob (1Mo 36:1). Esau erhielt diesen Namen, weil er sein Erstgeburtsrecht für ein rotes Gericht verkaufte (1Mo 25:30-34). Zufällig war er bei seiner Geburt auch sehr rot (1Mo 25:25), und gewisse Teile des Landes, das er und seine Nachkommen später bewohnten, hatten eine ähnliche Farbe.
Seir und Edom. Irgendwann während des 20-jährigen Aufenthalts Jakobs in Haran fing Esau (Edom) an, sich im Land Seir, im „Feld Edoms“, sesshaft zu machen (1Mo 32:3). Er begann offenbar schon vor dem Tod seines Vaters Isaak (1Mo 35:29), dessen prophetischen Segensspruch zu erfüllen, indem er von den fruchtbaren Landstrichen um Hebron wegzog und dann zusammen mit den unter seinem Befehl stehenden 400 Mann höchstwahrscheinlich ‘von seinem Schwert zu leben’ anfing (1Mo 27:39, 40; 32:6, 8). Aus dem Bericht geht jedoch hervor, dass er seinen Wohnsitz oder Standort im Gebiet von Hebron beibehielt und erst nach dem Tod seines Vaters (1738 v. u. Z.) endgültig in die Berggegend von Seir übersiedelte. Seine Familie war inzwischen gewachsen und sein Besitz groß geworden (1Mo 36:6-8).
Das Land Seir war vorher von den Horitern bewohnt (1Mo 14:6; 36:20-30). Die Söhne Esaus enteigneten jedoch die horitischen Scheiche und nahmen das Gebiet in Besitz (5Mo 2:12). Danach wurde dieses Land als das Land Edom bekannt, obwohl der ältere Name Seir weiter in Gebrauch war (4Mo 24:18).
Geografische Beschreibung. Edom erstreckte sich vom Wildbachtal Sered, das seine N-Grenze gegen Moab bildete, über ein Gebiet von ungefähr 160 km südwärts bis nach Elath (Eloth) am Golf von Akaba (5Mo 2:1-8, 13, 14; 1Kö 9:26). Im O reichte das Gebiet der Edomiter offenbar bis an den Rand der Syrisch-Arabischen Wüste und erstreckte sich im W über die Araba bis zur Wildnis Zin und schloss das Hügelland des Negeb ein, das sich von der SW-Ecke des Salzmeeres bis nach Kadesch-Barnea erstreckte. Der w. Teil Edoms bildete daher schließlich die SO-Grenze des Gebietes von Juda (Jos 15:1; vgl. 4Mo 34:3).
Das eigentliche Kernland Edoms lag jedoch offensichtlich im O der Araba, denn hier erhält das Bergland, das stellenweise Höhen bis zu 1700 m erreicht, etwas Niederschlag, was darauf zurückzuführen ist, dass der Negeb, das Land w. der Araba, beträchtlich niedriger ist und die Überreste der vom Mittelmeer her kommenden Gewitterwolken deshalb darüber hinwegziehen können und die höheren Berge von Edom erreichen, wo sie sich dann teilweise entleeren. So ist man bei archäologischen Forschungen auf einer schmalen Zunge anbaufähigen Landes auf dem höchsten Teil dieses langgestreckten Tafellandes oder Plateaus auf eine Reihe alter Siedlungen und Befestigungen gestoßen, die aber in Richtung S, dem Golf von Akaba zu, immer seltener werden. Im heutigen Et-Tafile, ungefähr 30 km s. des Toten Meeres (Salzmeeres), gibt es große Olivenhaine, obwohl dieses Gebiet jährlich nur etwa 28 cm Niederschlag hat, aber es wird von acht vorzüglichen Quellen bewässert.
Es gab in dieser zerklüfteten Berggegend zwar wenig fruchtbares Land, aber dafür wertvolle Kupfer- und Eisenvorkommen; in der Umgebung des heutigen Fenan, etwa 48 km s. des Toten Meeres, befanden sich Bergwerke und Schmelzanlagen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass dort einst auch große Pinienwälder standen.
In Übereinstimmung mit den obigen Ausführungen beschrieb Moses, als er Boten zum König von Edom sandte, den Standort der Israeliten in Kadesch-Barnea als „am äußersten Ende deines Gebietes“; und als Moses für Israel um die Erlaubnis bat, friedlich durch edomitisches Gebiet zu ziehen, erwähnte er dessen Felder, Weingärten und Brunnen (4Mo 20:14-17).
Seine strategisch günstige Lage. Moses bat für Israel um die Erlaubnis, über die „Königsstraße“ durch Edom zu ziehen (4Mo 20:17). Die Königsstraße führte wahrscheinlich vom Golf von Akaba nach Damaskus in Syrien. Durch Edom verlief sie am Rand der Hochplateaus, die die O-Seite der Araba säumen. An dieser Straße lagen die wichtigsten Städte Edoms (1Mo 36:33; 2Kö 14:7). Eine weitere Straße führte vom Negeb ostwärts durch Maʽan an den Rand der Syrisch-Arabischen Wüste, wo sie auf eine andere, von N nach S führende Straße stieß. Über diese Straßen wurden viele Güter aus Ägypten, Arabien, Syrien und Mesopotamien befördert. Die Abgaben, die Edom von den vorüberziehenden Kamel- oder Eselskarawanen verlangte, trugen wahrscheinlich wesentlich zu seinem großen Reichtum bei. Müde Wüstenreisende, die nach Edom kamen, bezahlten wahrscheinlich auch für Verpflegung und Unterkunft.
Die zur Araba steil abfallende Wand des Plateaus schützte die wichtigste Festung Edoms nach dieser Seite vorzüglich. Die tiefe Schlucht des Wildbachtales Sered erschwerte ein Eindringen der Moabiter. (Man beachte jedoch Am 2:1.) Eine Reihe von Befestigungen schützte die leichter zugängliche O-Seite zur Wüste hin vor den Midianitern und anderen Nomadenstämmen. Gefährliche Schluchten, die von schroffen Felswänden aus rotem Sandstein umschlossen sind, durchziehen außerdem die Berge und Hochebenen. Nicht umsonst sagte Jehova durch seinen Propheten Jeremia von den Edomitern, sie würden zuversichtlich ‘in den Schlupfwinkeln des zerklüfteten Felsens weilen und die Höhe des Hügels innehaben’, wie ein Adler in seinem Nest (Jer 49:7, 16).
Die Bevölkerung Edoms. Als Nachkommen Esaus waren die Edomiter im wesentlichen Semiten, doch mit einem starken hamitischen Einschlag, da zwei der Frauen Esaus hamitisch-kanaanitischer (hethitischer und hiwitischer) Abstammung waren; nur eine der namentlich erwähnten Frauen war teilweise semitischer Herkunft durch Abrahams Sohn Ismael (1Mo 36:2, 3). Wenn, wie einige Gelehrte behaupten, der Name „Horiter“ lediglich „Höhlenbewohner“ bedeutet, könnte es sein, dass Esaus hiwitische Frau Oholibama, die Tochter Anas, von den horitischen Bewohnern Seirs abstammte. (Vgl. 1Mo 36:2, 20, 24, 25.) Auf alle Fälle waren die Edomiter wie die Nachkommen Lots, die Moabiter und die Ammoniter (beachte Da 11:41), mit den Israeliten verwandt und praktizierten ursprünglich auch die Beschneidung (Jer 9:25, 26; vgl. Hes 32:29). Jehova bezeichnete sie als „Brüder“ Israels, und die Israeliten durften auf ihrem Vormarsch durch die Wildnis die Landrechte der Edomiter – Jehova hatte den Nachkommen Edoms das Gebirge Seir als Besitz gegeben – nicht verletzen (5Mo 2:1-8).
Die edomitischen Stämme, die ursprünglich mehrere Scheichtümer bildeten, wurden später unter einem Königreich organisiert. Wie die Reihenfolge der Könige zeigt, stellten die verschiedenen Stämme oder Scheichtümer den jeweiligen König. Die Thronfolge beruhte also nicht auf Erbberechtigung (1Mo 36:15-19, 31-43). Einige Kritiker halten 1. Mose 36:31, wo von den edomitischen Herrschern gesagt wird: „Dies nun sind die Könige, die im Land Edom regierten, bevor irgendein König über die Söhne Israels regierte“, für einen Anachronismus oder eine spätere Einfügung. Diese Ansicht ist jedoch nicht stichhaltig, denn Moses, der Schreiber des 1. Buches Mose, wusste bereits, dass Gott Jakob (Israel) ausdrücklich verheißen hatte: „Könige werden aus deinen Lenden kommen“ (1Mo 35:11). Moses selbst sagte voraus, dass Israel schließlich einen König haben werde (5Mo 28:36).
Die Septuaginta enthält einen Zusatz zu Hiob 42:17, in dem Hiob mit Jobab, dem Edomiterkönig aus 1. Mose 36:33, gleichgesetzt wird. Hiob stammte jedoch aus dem Land Uz – ursprünglich der Name eines aramäischen Stammes; dieser Name wird noch einmal in Verbindung mit der Familie des Aramäers Nahor erwähnt (Hi 1:1; vgl. 1Mo 10:23; 22:20, 21). In Klagelieder 4:21 heißt es von Edom, dass es ‘im Land Uz wohnt’, aber dieser Text, der viele Jahrhunderte nach der vermutlichen Lebenszeit Hiobs verfasst wurde, ist nicht so zu verstehen, als sei Uz mit Edom identisch, besonders da in Jeremia 25:20, 21 die „Könige des Landes Uz“ und Edom getrennt aufgeführt werden. Möglicherweise weist der Text vielmehr auf eine Erweiterung des edomitischen Herrschaftsgebietes hin. (Siehe UZ Nr. 4.)
Möglicherweise handelte es sich bei einem der drei „Gefährten“, die Hiob während seiner Krankheit besuchten und kritisierten, um einen Edomiter, nämlich Eliphas, den Temaniter (Hi 2:11; vgl. 1Mo 36:11, 34). In Jeremia 49:7 wird Teman als Sitz edomitischer Weisheit beschrieben. Vielleicht trug der regelmäßige Kontakt und Gedankenaustausch mit Reisenden aus dem Orient dazu bei, dass es diesen Ruf genoss.
Vom Auszug der Israeliten aus Ägypten bis zum Ende der Geschichte Judas. Die Vernichtung der Streitkräfte Pharaos und die wunderbare Rettung der Israeliten am Roten Meer hinterließen in Edom einen ebenso nachhaltigen Eindruck wie in und um ganz Kanaan (2Mo 15:14, 15). Die ersten, die Israel in der Wildnis der Sinaihalbinsel bewaffneten Widerstand leisteten, waren die Amalekiter, ein mit den Edomitern entfernt verwandter Stamm, der den Israeliten während ihrer ganzen Geschichte Schwierigkeiten machte (2Mo 17:8-16; vgl. 1Mo 36:12, 16; siehe AMALEK, AMALEKITER). Als Moses gegen Ende der Wanderung respektvoll darum bat, ungehindert über die Königsstraße durch Edom ziehen zu dürfen, wurde seine Bitte abgelehnt, und der nicht namentlich erwähnte König von Edom zog mit einem starken Heer aus, um ein Eindringen der Israeliten zu verhindern (4Mo 20:14-21). Nachdem Aaron auf dem Berg Hor, der nahe der Grenze Edoms lag, gestorben war (4Mo 20:22-29), umgingen die Israeliten das Kernland Edoms, lagerten sich beim Wildbachtal Sered und zogen dann weiter nordwärts, an Moabs O-Grenze vorbei (4Mo 21:4, 10-13; Ri 11:18; vgl. 5Mo 2:26-29).
In dem poetischen Segen, den Moses vor seinem Tod über Israel sprach, sagte er von Jehova Gott, er sei ‘vom Sinai her gekommen’ und habe ‘aus Seir [Edom] aufgeleuchtet’ und ‘von der Berggegend Paran hervorgestrahlt’. Eine ähnliche Beschreibung ist in Baraks und Deboras Lied und in der Prophezeiung Habakuks zu finden (5Mo 33:2; Ri 5:4, 5; Hab 3:3, 4). Diese prophetische Schilderung vermittelt offensichtlich ein Bild von dem Schauplatz oder dem Ort der Handlung, an dem Jehova sich seiner neu gegründeten Nation offenbarte und sie wie durch Lichtstrahlen, die über den Berggipfeln erscheinen, erleuchtete.
Israel war geboten worden: „Du sollst einen Edomiter nicht verabscheuen, denn er ist dein Bruder“ (5Mo 23:7, 8). Doch nicht nur die feindseligen Amalekiter, sondern ganz Edom war Israel feindlich gesinnt. Saul führte erfolgreich Krieg gegen Edom (1Sa 14:47, 48). Dennoch hatte er einen Edomiter namens Doeg als Haupthirten. Dieser Doeg denunzierte David bei Saul. Als Sauls Männer zögerten, gegen die Priester von Nob vorzugehen, ließ er sie alle durch Doeg niedermetzeln (1Sa 21:7; 22:9-18).
König David errang einen überwältigenden Sieg über die Edomiter im Salztal (2Sa 8:13; siehe SALZTAL). Warum es zu dieser Schlacht kam, wird nicht gesagt, aber sehr wahrscheinlich war ein Angriff der Edomiter die Ursache, denn sie mögen gedacht haben, die Feldzüge Davids nach Syrien wären eine günstige Gelegenheit für einen Einfall in den s. Teil seines Königreiches. Nach 1. Chronika 18:12 besiegte Abischai die Edomiter, während in der Überschrift zu Psalm 60 dieser Sieg Joab zugeschrieben wird. Da David der Oberbefehlshaber und Joab sein Heeroberster war, wogegen Abischai als Befehlshaber über eine Abteilung des Heeres unter Joab diente, konnten die Berichte über den Sieg, je nachdem von welchem Gesichtspunkt aus sie geschrieben wurden, unterschiedlich ausfallen, wie das auch heute oft vorkommt. Desgleichen ist der Unterschied in den Zahlen in diesen Texten wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Erzähler von bestimmten Gesichtspunkten ausgingen oder verschiedene Phasen des Krieges im Sinn hatten. (Vgl. 1Kö 11:15, 16.) Auf alle Fälle stationierte David in ganz Edom israelitische Garnisonen, und die übrig gebliebenen Edomiter wurden Untertanen Israels (2Sa 8:14; 1Ch 18:13). Das „Joch“ Jakobs lastete nun schwer auf Edoms (Esaus) Nacken (1Mo 27:40; vgl. 4Mo 24:18).
Salomo heiratete Edomiterinnen (1Kö 11:1) und nutzte Israels Macht über die am Roten Meer gelegenen Küstenstädte Eloth (Elath) und Ezjon-Geber aus, um ein Schiffahrtsunternehmen aufzubauen (1Kö 9:26; 2Ch 8:17, 18). Edoms geschwächte männliche Bevölkerung vermochte das israelitische Joch nicht abzuschütteln, obwohl Hadad, ein Entronnener königlicher Abstammung, der Anführer einer Art Widerstandsbewegung wurde (1Kö 11:14-22).
Ob nach Davids erstem Sieg die Lage ein ganzes Jahrhundert unverändert blieb, kann nicht gesagt werden. Der Angriff der „Söhne Ammons und Moabs und der Berggegend Seir [Edom]“ (2Ch 20:1, 2, 10, 22) mag dem gemeinsamen Angriff der Streitkräfte Judas, Israels und Edoms gegen Moab vorausgegangen sein (2Kö 3:5-9; siehe MOAB, MOABITER). Edom war anscheinend an jedem dieser Dreibünde beteiligt und kämpfte zuerst auf der einen und dann auf der anderen Seite. Ferner wird berichtet, dass Edom während der Herrschaft Josaphats eine Zeit lang keinen König hatte; es wurde von einem Bevollmächtigten regiert, der offenbar dem König von Juda verantwortlich war, sodass Juda ungehindert Zugang zum Golf von Akaba und zu seinem Hafen oder seinen Häfen hatte (1Kö 22:47, 48). Was den Feldzug gegen Moab betrifft, so mag die vorhergesagte Überflutung des zuvor trockenen Wildbachtales, in dem die verbündeten Heere lagerten, durch ein Wüstengewitter mit Wolkenbruch verursacht worden sein, das über dem höher gelegenen Plateau niederging. Durch solche Unwetter entstehen heute noch reißende Sturzbäche, die sich durch die Wadis nach der Araba hin ergießen. Das Wasser mag aber auch durch ein Wunder aufgetreten sein (2Kö 3:16-23).
Unter der Regierung Jorams, des Sohnes Josaphats, lehnten sich die Edomiter auf. Sie schüttelten das Joch Judas ab und stellten ihr unabhängiges Königreich wieder her. Joram war zwar in einem Kampf gegen sie erfolgreich, doch sie verharrten in ihrer Auflehnung (2Kö 8:20-22; 2Ch 21:8-10). In der ersten Hälfte der Regierung Amazjas (858–830 v. u. Z.) war das Salztal wiederum der Schauplatz einer Niederlage Edoms, und Amazja nahm die edomitische Hauptstadt Sela ein. Doch dann ließ er sich dazu verleiten, die machtlosen falschen Götter Edoms anzubeten (2Kö 14:7; 2Ch 25:11-20). Sein Sohn Usija (Asarja) brachte Elath wieder unter die Herrschaft Judas (2Kö 14:21, 22).
Im Zuge einer Offensive gegen Juda während der Herrschaft des Königs Ahas (761–746 v. u. Z.) brachte Syrien Elath, den Hafen am Roten Meer, an Edom zurück (2Kö 16:5, 6). Nachdem die Edomiter offenbar von der Herrschaft Judas frei geworden waren, schlossen sie sich Assyrien und anderen Nationen an, die in die Gebiete Judas einfielen (2Ch 28:16-20; vgl. Ps 83:4-8).
Es sind bisher keine schriftlichen Berichte gefunden worden, die von Edomitern selbst stammen. Doch ist in weltlichen Aufzeichnungen anderer Nationen von den Edomitern die Rede. Ein ägyptischer Papyrus, der aus dem 2. Jahrtausend v. u. Z. datieren soll, erwähnt edomitische Beduinenstämme, die auf der Suche nach Weideland für ihr Vieh ins Nildelta kamen. Pharao Merenptah und Pharao Ramses III. behaupteten, über Edom zu herrschen, ebenso der assyrische Monarch Adad-Nerari III. Einige Zeit nach der Regentschaft dieses assyrischen Königs prahlte Tiglath-Pileser III. (ein Zeitgenosse von Ahas), Tribut von „Qaušmalaka von Edom“ zu erhalten, wohingegen Asarhaddon (Esar-Haddon), der Nachfolger Sanheribs, „Qaušgabri“ als edomitischen Vasallenkönig aufführt (Altorientalische Texte zum Alten Testament, herausgegeben von H. Greßmann, Berlin und Leipzig 1926, S. 348, 357).
Edom in der Prophetie. Schon während der Herrschaft König Usijas verkündeten die Propheten Joel und Amos Jehovas unwiderrufliches Urteil über Edom, das in seinem unerbittlichen Zorn gegen Israel erbarmungslos vom Schwert Gebrauch gemacht hatte (Am 1:6, 11, 12). Wegen seiner feindseligen Haltung gegenüber Jehovas Bundesvolk hatte es das Recht auf das Land, das ihm von Gott zugesagt worden war, verwirkt (Joel 3:19; Am 9:11, 12). Die Edomiter besiegelten ihren Untergang, als die Babylonier im Jahr 607 v. u. Z. Juda und Jerusalem eroberten. Ihr Hass zeigte sich deutlich darin, dass sie die Verwüster Jerusalems noch antrieben (Ps 137:7) und sich über das Unglück Judas freuten. Sie gingen in ihrer Feindschaft und Rachsucht sogar so weit, dass sie judäische Flüchtlinge den Babyloniern auslieferten, damit diese sie töteten. Zusammen mit anderen Nachbarvölkern plünderten sie das Land und beabsichtigten, die verlassenen Gebiete Judas und Israels in Besitz zu nehmen. Auch führten sie große Reden gegen Jehova. Darum gebot Jehova seinen Propheten Jeremia, Hesekiel und Obadja, Edom mitzuteilen, dass seine Freude nur von kurzer Dauer sein und es ihm ebenso ergehen werde wie Juda (Klg 4:21, 22; Hes 25:12-14; 35:1-15; 36:3-5; Ob 1-16). Nach der Vorhersage des Propheten Jesaja sollten die kriegerischen Edomiter alle – die Großen und die Kleinen – wie todgeweihte Opfertiere Jehovas Schwert des Gerichts und der Urteilsvollstreckung verfallen (Jes 34:5-8).
Edom sollte wie Sodom und Gomorra für immer eine unbewohnte Stätte werden (Jer 49:7-22; vgl. Jes 34:9-15). Edom verdiente es, von Jehova gehasst zu werden, und wurde deshalb „das Gebiet der Bosheit“ und „das Volk, das Jehova bis auf unabsehbare Zeit öffentlich verurteilt hat“, genannt (Mal 1:1-5). Edom versinnbildlichte daher die hartnäckigen Feinde des Bundesvolkes Gottes. In Jesaja 63:1-6 wird von dem in blutbefleckte Kleider gehüllten göttlichen Krieger, der die Kelter der Rache Gottes getreten hatte, treffend gesagt, er komme aus Edom (was „Rot“ bedeutet) und aus Edoms berühmter Stadt Bozra (es könnte sich hierbei um ein Wortspiel mit dem hebräischen Ausdruck bazír handeln, der „Weinlese“ bedeutet). (Vgl. Off 14:14-20; 19:11-16.)
Spätere Geschichte Edoms und sein Ende. Der König von Edom wurde durch Jehovas Propheten Jeremia ermahnt, seinen Hals unter das Joch Nebukadnezars, des Königs von Babylon, zu bringen (Jer 27:1-7). Wie die Edomiter diesbezüglich tatsächlich handelten, wird nicht berichtet. Nach der Zerstörung Jerusalems 607 v. u. Z. fanden allerdings einige judäische Exilierte vorübergehend Zuflucht in Edom. Nach dem Abzug der babylonischen Truppen kehrten diese Flüchtlinge dann in ihr Land zurück und flohen schließlich nach Ägypten (Jer 40:11, 12; 43:5-7). Bald darauf war es so weit, dass Edom den Becher des Zornes Jehovas in tiefen Zügen trinken musste (Jer 25:15-17, 21). Das geschah etwa um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. u. Z. unter dem babylonischen König Nabonid. Wie C. J. Gadd, ein Gelehrter der babylonischen Geschichte und Literatur, erklärt, gehörten zu den Truppen Nabonids, die Edom und Tema eroberten, jüdische Soldaten. John Lindsay kommentierte dies wie folgt: „Somit erfüllten sich die Worte des Propheten zumindest teilweise, wenn er schrieb, dass Jahwe sagte: ‚Ich will meine Rache über Edom durch die Hand meines Volkes Israel bringen‘ (Hesek. 25.14). Die Worte Obadjas erfüllten sich ebenfalls teilweise, der erklärte, dass die ‚Verbündeten‘, ‚Bundesgenossen‘ und ‚vertrauten Freunde‘ der Edomiter sie ‚betrügen‘, die ‚Oberhand über sie gewinnen‘ und ‚eine Falle unter sie legen‘ würden. An dieser Stelle erkennt man eine Verbindung zu den Babyloniern, die in den Tagen Nebukadrezars den Edomitern zwar gestatteten, aus Judas Untergang Gewinn zu schlagen, aber unter Nabonid ein für alle Mal dem ehrgeizigen Streben Edoms auf wirtschaftlichem Gebiet Einhalt geboten (vgl. Obad. 1 und 7)“ (Palestine Exploration Quarterly, London 1976, S. 39).
Das Buch Maleachi, das rund 100 Jahre nach dem Feldzug Nabonids gegen Edom verfasst wurde, berichtet, dass Gott bereits Edoms „Berge zu einer wüsten Einöde und sein Erbe für die Schakale der Wildnis“ gemacht habe (Mal 1:3). Die Edomiter hätten die Hoffnung, zurückzukehren und ihre verwüsteten Orte aufzubauen, was ihnen aber nicht gelingen würde (Mal 1:4).
Im 4. Jahrhundert v. u. Z. hatten sich die Nabatäer in edomitischem Gebiet niedergelassen, und den Edomitern gelang es nie mehr, zurückzukehren. Stattdessen wohnten die Edomiter im Negeb, s. von Juda. Sie zogen Richtung N bis nach Hebron, und schließlich wurde der s. Teil Judas unter dem Namen Idumäa bekannt. Gemäß Josephus unterwarf Johannes Hyrkanus I. sie zwischen den Jahren 130 und 120 v. u. Z. und zwang sie, die jüdische Religion anzunehmen (Jüdische Altertümer, 13. Buch, Kap. 9, Abs. 1; 15. Buch, Kap. 7, Abs. 9). Danach gingen sie allmählich in der jüdischen Nation auf, und nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 u. Z. hörten sie als Volk auf zu bestehen (Ob 10, 18; siehe IDUMÄA).