Was sagt die Bibel?
Stichwort: Erziehungsziele
WIE soll mein Kind später einmal sein? Hier drei Möglichkeiten:
A Eine Kopie von mir selbst
B Ein Rebell, der alles daransetzt, das Gegenteil von mir zu sein
C Ein selbstständiger Erwachsener, der vernünftige Entscheidungen trifft
Manche Eltern wünschen sich Ziel C, verhalten sich aber so, als würden sie Ziel A ansteuern: Sie versuchen, ihrem jugendlichen Sohn (oder ihrer Tochter) ihre Werte und Ansichten aufzuzwingen, indem sie ihm etwa vorschreiben, was er mit seinem Leben anfangen soll. Das Ergebnis? Kaum hat er mehr Freiheit, schlägt er die Gegenrichtung ein. Paradoxerweise landen viele Eltern, die auf Ziel A hinsteuern, ausgerechnet bei Ziel B.
Warum absolute Kontrolle nichts bringt
Im Allgemeinen wollen Eltern ihre Kinder zu selbstständigen Menschen erziehen, die gute Entscheidungen treffen. Nur wie? Eins ist klar: Totale Kontrolle ist der falsche Weg. Warum?
1. Es ist unbiblisch. Der Schöpfer, Jehova, hat den Menschen einen freien Willen gegeben. Er lässt sie ihren Lebensweg frei wählen, sei er gut oder schlecht. Ein Beispiel: Als Gott Kains mörderischen Zorn auf seinen Bruder Abel beobachtete, sagte er zu ihm: „Wird es nicht Erhebung geben, wenn du darangehst, gut zu handeln? Wenn du aber nicht darangehst, gut zu handeln, so kauert die Sünde am Eingang, und nach dir steht ihr tiefes Verlangen; und wirst du, ja du, die Herrschaft über sie erlangen?“ (1. Mose 4:7).
Jehova gab Kain deutlichen Rat, zwang ihn aber nicht, ihn zu befolgen. Kain musste selbst entscheiden, ob er seinen Zorn in den Griff bekommen wollte oder nicht. Die Lehre für Eltern: Wenn sogar Gott darauf verzichtet, seine Geschöpfe zu bevormunden oder ihren Gehorsam zu erzwingen, sollten Eltern von Jugendlichen das auch nicht versuchen.a
2. Druck und Zwang sind meist kontraproduktiv. Angenommen, jemand will uns mit aller Gewalt etwas verkaufen. Je hartnäckiger er auf uns einredet, desto unwilliger werden wir. Selbst wenn wir das Produkt brauchen: Sein Vorgehen schreckt uns ab. Am liebsten würden wir das Weite suchen.
Ähnlich könnte es laufen, wenn Eltern versuchen, einem Heranwachsenden ihre Wertvorstellungen, Glaubensansichten und Ziele aufzuzwingen. Kann das gutgehen? Unter Umständen erreichen sie gerade das Gegenteil: Der Jugendliche entwickelt eine Abneigung gegen das, was seine Eltern ihm vermitteln wollen. Mit Zwang und Druck kommen sie meistens nicht weiter. Was funktioniert denn dann?
Einen Jugendlichen von A bis Z zu kontrollieren oder ihm die eigenen Prinzipien aufzwingen zu wollen, als sei er ein kleines Kind, ist nicht der richtige Weg. Er muss sich selbst davon überzeugen können, wie wertvoll es ist, das Richtige zu tun. Für christliche Eltern bedeutet das unter anderem, ihren Kindern vorzuleben, dass ein Leben nach biblischen Prinzipien wirklich zufriedener macht (Jesaja 48:17, 18).
Eltern sollten also selbst so sein, wie sie sich ihren Sohn oder ihre Tochter wünschen (1. Korinther 11:1). Außerdem sollten sie konsequent zu ihren Werten stehen (Sprüche 4:11). Ein Jugendlicher, der gelernt hat, Gott und seine Grundsätze zu lieben, wird auch dann gute Entscheidungen treffen, wenn die Eltern nicht dabei sind (Psalm 119:97; Philipper 2:12).
Dem Jugendlichen beibringen, für sich selbst zu sorgen
Auf Seite 2 wurde es bereits angesprochen: Der Tag kommt — vielleicht schneller, als den Eltern lieb ist —, an dem ihr Kind erwachsen ist und „seinen Vater und seine Mutter verlassen“ wird (1. Mose 2:24). Eltern möchten natürlich, dass es auf das Leben als unabhängiger Erwachsener gut vorbereitet ist. Was können sie ihm mit auf den Weg geben?
Eigener Haushalt. Kann er oder sie etwas Vernünftiges kochen? Waschen und bügeln? Das Zimmer sauber und ordentlich halten? Kleinigkeiten am Auto erledigen? Solche Fertigkeiten brauchen junge Leute, um eines Tages ihren eigenen Haushalt zu führen. Der Apostel Paulus schrieb, er habe gelernt, in jeder Lebenslage für sich selbst zu sorgen (Philipper 4:11).
Soziales Verhalten (Jakobus 3:17). Kommt er mit anderen gut aus? Kann er Streitigkeiten im Guten beilegen? Hat er gelernt, andere respektvoll zu behandeln und Konflikte auf friedliche Weise zu lösen? (Epheser 4:29, 31, 32). Die Bibel verlangt schließlich, alle Menschen zu ehren (1. Petrus 2:17).
Umgang mit Geld (Lukas 14:28). Eltern könnten sich auch fragen: Stehen wir ihm während seiner Ausbildung zur Seite? Hat er gelernt, sein Geld einzuteilen und keine Schulden zu machen? Ist er bereit, für nötige Anschaffungen zu sparen, und meidet er Spontankäufe? Ist er zufrieden mit dem, was er hat? (Sprüche 22:7). Paulus schrieb, wer alles Lebensnotwendige habe, solle damit zufrieden sein (1. Timotheus 6:8).
Junge Leute, die moralisch gefestigt sind und für sich selbst sorgen können, haben den bestmöglichen Start ins Erwachsenenleben. Glückwunsch an die Eltern: Erziehungsziel erreicht! (Sprüche 23:24).
[Fußnote]
a Dazu auch Der Wachtturm vom 1. Februar 2011, Seite 18, 19.
FRAGEN ZUM NACHDENKEN
● Was ist mein Erziehungsziel? (Hebräer 5:14)
● Welche Entscheidung muss der Jugendliche eines Tages selber treffen? (Josua 24:15)
[Bilder auf Seite 25]
Mein Erziehungsziel?
Kopie
Rebell
Reif und selbstständig