ETHANIM
(Ẹthanim) [wahrscheinlich „Dauerhafte (Flüsse)“, „Immer fließende (Flüsse)“].
Der siebte Mondmonat des religiösen Kalenders der Israeliten bzw. der erste des bürgerlichen Kalenders (1Kö 8:2). Er fiel zum Teil in unseren September und zum Teil in den Oktober. Nach dem Babylonischen Exil wurde er Tischri genannt – eine Bezeichnung, die in der Bibel nicht vorkommt, sich aber in nachexilischen Schriften findet.
Über das Fest, das am 15. Ethanim (oder ungefähr Anfang Oktober) begann, schrieb der Historiker Josephus: „Am fünfzehnten Tage desselben Monats, da es schon auf den Winter angeht, sollte jeder Einzelne in den Stämmen nach Moyses’ Befehl ein Zelt errichten, um sich vor der Winterkälte schützen zu können“ (Jüdische Altertümer, 3. Buch, Kap. 10, Abs. 4).
Beginn des landwirtschaftlichen Jahres. Während der Abib (oder Nisan) nach dem Auszug aus Ägypten der erste Monat des religiösen Kalenders der Juden wurde, galt der Ethanim weiterhin als erster Monat des bürgerlichen oder landwirtschaftlichen Kalenders. Nach Ablauf dieses Monats war die Ernte fast vollständig eingebracht, das landwirtschaftliche Jahr war zu Ende. Der Frühregen, der danach einsetzte, weichte den Boden auf und schuf die Voraussetzung für das Pflügen, womit die Landarbeit einen neuen Anfang nahm. Jehova bezeichnete den Ethanim als Wendepunkt des Jahres, als er vom Fest der Einsammlung sagte, es sei „am Ausgang des Jahres“ und „bei der Jahreswende“ (2Mo 23:16; 34:22). Beachtenswert ist ferner, dass das Jubeljahr nicht im Monat Abib, sondern im Monat Ethanim begann (3Mo 25:8-12).
Der Name Tischri, der diesem Monat später gegeben wurde, bedeutet „Anfang des Jahres“, und der 1. Tischri wird von den Juden immer noch als Neujahrstag oder Rosch ha-Schana („Haupt [Kopf] des Jahres“) gefeiert.
Festmonat. Der Ethanim war auch ein Monat der Feste. Der erste Tag war der „Tag des Trompetenstoßes“ (3Mo 23:24; 4Mo 29:1). Da jeder Neumond gewöhnlich mit einem Trompetenstoß bekanntgegeben wurde, wurden die Trompeten an diesem Tag wahrscheinlich mehrmals oder in größerer Zahl oder länger als üblich geblasen (4Mo 10:10). Am 10. Ethanim beging man den jährlichen Sühnetag (3Mo 16:29, 30; 23:27; 4Mo 29:7). Das Laubhüttenfest oder Fest der Einsammlung dauerte vom 15. bis zum 21., und am 22. Tag folgte eine feierliche Versammlung (3Mo 23:34-36). So war ein großer Teil des Monats Ethanim durch Festzeiten ausgefüllt.
Ereignisse, die in den Ethanim fielen. Da die Bibel von ihrem ersten Buch an chronologische Angaben enthält und da Lebensjahre zum ersten Mal in Verbindung mit dem Leben Adams erwähnt werden, scheint die Tatsache, dass früher der Monat Ethanim das Jahr eröffnete, darauf hinzudeuten, dass das Leben Adams in diesem Monat begann (1Mo 5:1-5). Am ersten Tag des ersten (später Ethanim genannten) Monats entfernte Noah die Decke der Arche, nachdem er bereits über zehn Monate in der Arche zugebracht hatte, und sah, dass sich die Wasser der Flut vom Erdboden verlaufen hatten (1Mo 8:13). Über 1300 Jahre später weihte Salomo im Ethanim den fertigen Tempel in Jerusalem ein (1Kö 8:2; 2Ch 5:3). Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 607 v. u. Z. kennzeichnete die Ermordung des Statthalters Gedalja und die anschließende Flucht der übriggebliebenen Israeliten nach Ägypten im Monat Ethanim die vollständige Verödung Judas (2Kö 25:25, 26; Jer 41:1, 2). Diese Ereignisse zählten mit zu den Gründen für das in Sacharja 8:19 erwähnte „Fasten des siebten Monats“. Siebzig Jahre danach waren die aus dem Exil entlassenen Israeliten bis zu ebendiesem Monat aus Babylon zurückgekehrt und begannen mit dem Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem (Esr 3:1, 6).
Vieles spricht dafür, dass auch die Geburt Jesu sowie seine Taufe und Salbung während dieses Monats stattfanden. (Siehe JESUS CHRISTUS.)