KAPITEL FÜNF
Sein Kind von frühester Kindheit an erziehen
1, 2. An wen sollten sich Eltern um Hilfe wenden, wenn sie ihre Kinder erziehen?
„SÖHNE sind ein Erbe von Jehova“, rief ein Vater voller Wertschätzung vor etwa 3 000 Jahren aus (Psalm 127:3). Die Freude, die es einträgt, Kinder zu haben, ist wirklich eine kostbare Belohnung von Gott, eine Belohnung, die den meisten Verheirateten offensteht. Eltern werden jedoch bald feststellen, daß es nicht nur Freude, sondern auch Verantwortung mit sich bringt, Kinder zu haben.
2 Vor allem heute ist das Erziehen von Kindern eine große Aufgabe. Dennoch ist es vielen gelungen; wie, darauf weist der Psalmist hin, der unter Inspiration schrieb: „Wenn Jehova selbst das Haus nicht baut, so ist es umsonst, daß seine Bauleute hart daran gearbeitet haben“ (Psalm 127:1). Je enger sich die Eltern an Jehovas Anweisungen halten, um so bessere Eltern werden sie sein. Die Bibel sagt: „Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand“ (Sprüche 3:5). Wie bereit ist man selbst, den Rat Jehovas zu beachten, wenn man solch ein 20-Jahres-Projekt der Kindererziehung vor sich hat?
DEN STANDPUNKT DER BIBEL AKZEPTIEREN
3. Welche Verantwortung haben Väter bei der Kindererziehung?
3 In vielen Familien rund um die Welt betrachtet der Mann die Erziehung der Kinder hauptsächlich als Frauensache. Wie aus Gottes Wort hervorgeht, fällt ohne Zweifel dem Vater die Rolle des hauptsächlichen Ernährers zu. Es ist aber auch davon die Rede, daß er häusliche Pflichten hat. Die Bibel sagt: „Bereite deine Arbeit draußen, und mache sie dir auf dem Feld zurecht. Danach sollst du auch deine Hausgemeinschaft aufbauen“ (Sprüche 24:27). In Gottes Augen sind der Vater und die Mutter Partner in der Kindererziehung (Sprüche 1:8, 9).
4. Warum sollten wir Jungen nicht höher einstufen als Mädchen?
4 Wie betrachten Eltern die Kinder? Aus Asien ist zu hören, daß dort „Mädchen selten willkommen sind“. In Lateinamerika ist man Berichten zufolge immer noch gegenüber Mädchen voreingenommen, selbst in „aufgeklärteren Familien“. Aber in Wirklichkeit sind Mädchen nicht Kinder zweiter Klasse. Jakob, ein bekannter Urvater, beschrieb alle seine Nachkommen, auch seine Töchter, die bis zu jener Zeit geboren worden waren, als „die Kinder, mit denen Gott [ihn] durch seine Gunst ... beschenkt hat“ (1. Mose 33:1-5; 37:35). Auch Jesus segnete all „die kleinen Kinder“ (Jungen und Mädchen), die zu ihm gebracht wurden (Matthäus 19:13-15). Wir können sicher sein, daß er Jehovas Ansicht widerspiegelte (5. Mose 16:14).
5. Welche Überlegungen sollten maßgebend sein, wenn ein Ehepaar Entscheidungen hinsichtlich der Größe seiner Familie trifft?
5 Wird in der sozialen Gemeinschaft, in der man lebt, von einer Frau erwartet, daß sie so viele Kinder wie möglich zur Welt bringt? Es stimmt, daß ein Ehepaar selbst entscheiden muß, wie viele Kinder es haben möchte. Wie verhält es sich, wenn den Eltern die Mittel fehlen, viele Kinder zu ernähren, zu kleiden und ihnen eine Schulbildung zu ermöglichen? Das sollte ein Paar gewiß berücksichtigen, wenn es über die Größe seiner Familie entscheidet. Manche Ehepaare, die nicht für alle ihre Kinder sorgen können, betrauen Verwandte mit der Aufgabe, einige ihrer Kinder großzuziehen. Ist das ratsam? Eigentlich nicht. Auch entbindet es die Eltern nicht von ihrer Verpflichtung ihren Kindern gegenüber. Die Bibel sagt: „Bestimmt hat jemand, der für die Seinigen und besonders für seine Hausgenossen nicht sorgt, den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger“ (1. Timotheus 5:8). Verantwortungsbewußte Ehepaare sind bemüht, die Anzahl ihrer „Hausgenossen“ so zu planen, daß sie ‘für die Ihrigen sorgen’ können. Ist die Geburtenkontrolle eine Möglichkeit, dies zu tun? Auch das bleibt einem Ehepaar selbst überlassen, und wenn es sich dafür entscheidet, dann ist die Wahl des Verhütungsmittels ebenfalls eine Privatangelegenheit. „Jeder wird seine eigene Last tragen“ (Galater 6:5). Empfängnisverhütungsmethoden, die irgendeine Form von Abtreibung einschließen, verstoßen jedoch gegen biblische Grundsätze. Jehova Gott ist „der Quell des Lebens“ (Psalm 36:9). Ein Leben auszulöschen, nachdem es empfangen worden ist, verriete daher große Respektlosigkeit Jehova gegenüber und wäre Mord (2. Mose 21:22, 23; Psalm 139:16; Jeremia 1:5).
DIE BEDÜRFNISSE SEINES KINDES STILLEN
6. Wann sollte die Erziehung eines Kindes einsetzen?
6 In Sprüche 22:6 heißt es: „Erzieh einen Knaben gemäß dem Weg für ihn.“ Kinder zu erziehen ist eine weitere große Aufgabe der Eltern. Aber wann sollte die Erziehung einsetzen? Sehr früh. Der Apostel Paulus erwähnte, daß Timotheus „von frühester Kindheit an“ erzogen worden war (2. Timotheus 3:15). Das hier verwendete griechische Wort kann sich auf ein kleines Kind oder sogar auf ein ungeborenes Kind beziehen (Lukas 1:41, 44; Apostelgeschichte 7:18-20). Timotheus wurde also schon erzogen, als er noch sehr jung war — und das war gut so. Die frühe Kindheit ist ideal, um mit der Erziehung eines Kindes zu beginnen. Selbst ein kleines Kind hat einen Wissensdurst.
7. (a) Warum ist es wichtig, daß beide Eltern ein enges Verhältnis zum Baby entwickeln? (b) Was für ein Verhältnis bestand zwischen Jehova und seinem einziggezeugten Sohn von Anfang an?
7 „Als ich mein Baby das erste Mal sah“, sagte eine Mutter, „schloß ich es sofort ins Herz.“ So empfinden die meisten Mütter. Diese wunderbare Bindung zwischen Mutter und Kind verstärkt sich, wenn beide nach der Geburt Zeit miteinander verbringen. Das Stillen steigert diese Vertrautheit noch. (Vergleiche 1. Thessalonicher 2:7.) Um die emotionellen Bedürfnisse des Kindes zu stillen, ist es entscheidend, daß die Mutter es liebkost und mit ihm spricht. (Vergleiche Jesaja 66:12.) Wie verhält es sich jedoch mit dem Vater? Auch er sollte eine enge Bindung zu seinem neuen Sprößling entwickeln. Jehova ist darin ein Vorbild. Aus dem Buch Sprüche erfahren wir etwas über das Verhältnis zwischen Jehova und seinem einziggezeugten Sohn, der als personifizierte Weisheit von sich sagte: „Jehova selbst brachte mich als den Anfang seines Weges hervor, ... ich wurde der, den er Tag für Tag besonders liebhatte“ (Sprüche 8:22, 30; Johannes 1:14). Ebenso entwickelt ein guter Vater gleich von Anfang an ein herzliches, liebevolles Verhältnis zu seinem Kind. „Überhäuft es mit Zuneigung“, rät ein Vater. „Bisher ist noch kein Kind daran gestorben, daß man es geküßt und gedrückt hat.“
8. Welchen intellektuellen Anreiz sollten Eltern ihrem Baby so früh wie möglich geben?
8 Babys brauchen aber noch mehr. Vom Augenblick der Geburt an ist ihr Gehirn aufnahmebereit, und die Eltern sind die hauptsächliche Informationsquelle. Ein Beispiel dafür ist die Sprache. Forscher sagen, daß es „vermutlich in enger Verbindung damit steht, welche Wechselbeziehung von Anfang an zwischen dem Kind und seinen Eltern besteht“, wie gut ein Kind sprechen und lesen lernt. Man sollte daher mit seinem Kind reden und ihm bereits vorlesen, wenn es noch ein Baby ist. Bald wird es einen nachahmen wollen, und kurz darauf bringt man ihm das Lesen bei. Wahrscheinlich wird es lesen können, bevor es zur Schule geht. Das erweist sich besonders in Ländern als nützlich, in denen es an Lehrern fehlt und die Klassen überfüllt sind.
9. Was ist das wichtigste Ziel, das Eltern im Sinn behalten sollten?
9 Das vorrangigste Anliegen christlicher Eltern ist die Befriedigung der geistigen Bedürfnisse des Kindes. (Siehe 5. Mose 8:3.) Was wollen sie damit erreichen? Sie möchten dem Kind helfen, eine christusähnliche Persönlichkeit zu entwickeln, also „die neue Persönlichkeit“ anzuziehen (Epheser 4:24). Dazu müssen sie das richtige Baumaterial und auch das richtige Bauverfahren in Betracht ziehen.
DEM KIND DIE WAHRHEIT EINSCHÄRFEN
10. Welche Eigenschaften müssen Kinder entwickeln?
10 Die Qualität eines Gebäudes hängt zum großen Teil von der Art des verwendeten Materials ab. Der Apostel Paulus sagte, die besten Baustoffe für eine christliche Persönlichkeit seien ‘Gold, Silber und kostbare Steine’ (1. Korinther 3:10-12). Diese versinnbildlichen Eigenschaften wie Glauben, Weisheit, Unterscheidungsvermögen, Loyalität, Respekt sowie liebevolle Wertschätzung für Jehova und seine Gesetze (Psalm 19:7-11; Sprüche 2:1-6; 3:13, 14). Wie können Eltern ihren Kindern von frühester Kindheit an helfen, diese Eigenschaften zu entwickeln? Indem sie so vorgehen, wie es vor langer Zeit beschrieben wurde.
11. Wie halfen israelitische Eltern ihren Kindern, eine gottgefällige Persönlichkeit zu entwickeln?
11 Kurz bevor die Nation Israel in das Land der Verheißung einzog, gebot Jehova den israelitischen Eltern: „Es soll sich erweisen, daß diese Worte, die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind; und du sollst sie deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mose 6:6, 7). Ja, Eltern müssen Vorbilder sein, Gefährten, Gesprächspartner und Lehrer.
12. Warum ist es wichtig, daß Eltern gute Vorbilder sind?
12 Ein Vorbild sein. Zuerst sagte Jehova: „Es soll sich erweisen, daß diese Worte ... auf deinem Herzen sind.“ Dann fügte er hinzu: „Du sollst sie deinem Sohn einschärfen.“ Gottgefällige Eigenschaften müssen sich zuerst im Herzen der Eltern befinden. Die Eltern müssen die Wahrheit lieben und danach leben. Nur dann können sie das Herz ihres Kindes ansprechen (Sprüche 20:7). Warum ist das so? Weil Kinder eher von dem beeinflußt werden, was sie sehen, als von dem, was sie hören (Lukas 6:40; 1. Korinther 11:1).
13. Wie können christliche Eltern Jesu Beispiel darin nachahmen, den Kindern Aufmerksamkeit zu schenken?
13 Ein Gefährte sein. Jehova gebot Eltern in Israel: ‘Redet mit euren Kindern, wenn ihr in eurem Haus sitzt und wenn ihr auf dem Weg geht.’ Das verlangt von den Eltern, daß sie Zeit für die Kinder haben, ganz gleich, wie beschäftigt sie sind. Jesus meinte offenbar, es stehe Kindern zu, daß er ihnen Zeit widme. In den letzten Tagen seines Dienstes „begann man, kleine Kinder zu ihm zu bringen, damit er diese anrühre“. Wie reagierte Jesus? „Er schloß die Kinder in seine Arme und begann sie zu segnen“ (Markus 10:13, 16). Man stelle sich einmal vor: Die letzten Stunden des Lebens Jesu verrannen. Dennoch nahm er sich für Kinder Zeit und schenkte ihnen seine Aufmerksamkeit. Was für eine vorzügliche Lektion!
14. Warum ist es nützlich für die Eltern, daß sie sich Zeit für ihr Kind nehmen?
14 Ein Gesprächspartner sein. Zeit für sein Kind zu haben fördert die Kommunikation. Je intensiver die Kommunikation mit dem Kind gepflegt wird, um so besser ist zu erkennen, wie sich seine Persönlichkeit entwickelt. Nicht zu vergessen ist, daß Kommunikation mehr ist, als nur zu reden. Eine Mutter in Brasilien sagte: „Ich mußte die Kunst des Zuhörens erlernen — mit ganzem Herzen zuzuhören.“ Ihre Geduld zeitigte Früchte, als ihr Sohn ihr seine Gefühle mitteilte.
15. Was muß hinsichtlich der Entspannung berücksichtigt werden?
15 Kinder brauchen „eine Zeit zum Lachen ... und eine Zeit zum Herumhüpfen“ — eine Zeit zur Entspannung (Prediger 3:1, 4; Sacharja 8:5). Entspannung ist sehr nützlich, wenn Eltern und Kinder die Zeit dafür miteinander verbringen. Es ist bedauerlich, daß Entspannung in vielen Familien Fernsehen bedeutet. Manche Fernsehsendungen mögen zwar unterhaltsam sein, aber viele untergraben gute Wertmaßstäbe, und das Fernsehen trägt dazu bei, daß der Gedankenaustausch in der Familie erstickt. Warum nicht etwas Kreatives mit den Kindern tun? Man könnte zum Beispiel Lieder singen, Spiele spielen, mit Freunden zusammensein oder schöne Orte besuchen. Solche Betätigungen regen die Kommunikation an.
16. Was sollten Eltern ihre Kinder über Jehova lehren, und wie sollten sie dabei vorgehen?
16 Ein Lehrer sein. „Du sollst sie [diese Worte] deinem Sohn einschärfen“, sagte Jehova. Der Zusammenhang verrät, was und wie gelehrt werden sollte. Zuerst heißt es: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele und deiner ganzen Tatkraft“ (5. Mose 6:5). Dann gilt es, ‘diese Worte einzuschärfen’. Ja, es muß Unterweisung erfolgen, die darauf abzielt, eine tiefe Liebe zu Jehova und zu seinen Gesetzen zu entwickeln. (Vergleiche Hebräer 8:10.) Das Wort „einschärfen“ bedeutet, durch Wiederholung zu lehren. Jehova will im Grunde genommen damit sagen, daß die beste Art, den Kindern zu einer gottgefälligen Persönlichkeit zu verhelfen, darin besteht, beständig mit ihnen über Jehova zu reden. Dazu gehört, mit ihnen ein regelmäßiges Bibelstudium durchzuführen.
17. Was mögen Eltern bei ihrem Kind hervorrufen müssen? Warum?
17 Die meisten Eltern wissen, daß Informationen nicht so leicht in das Herz eines Kindes hineingelangen. Der Apostel Petrus forderte Mitchristen auf: „Wie neugeborene Kindlein entwickelt ein Verlangen nach der unverfälschten Milch, die zum Wort gehört“ (1. Petrus 2:2). Der Ausdruck „entwickelt ein Verlangen“ deutet an, daß viele nicht von Natur aus einen Hunger nach geistiger Speise verspüren. Eltern müssen Mittel und Wege finden, bei ihrem Kind ein solches Verlangen hervorzurufen.
18. Welches sind einige der Lehrmethoden Jesu, die Eltern nachahmen sollten?
18 Jesus gelang es, das Herz anzusprechen, indem er Veranschaulichungen gebrauchte (Markus 13:34; Lukas 10:29-37). Diese Lehrmethode ist bei Kindern besonders wirkungsvoll. Biblische Grundsätze mögen durch bebilderte interessante Geschichten vermittelt werden, vielleicht durch solche aus der Veröffentlichung Mein Buch mit biblischen Geschichten.a Die Kinder müssen mit einbezogen werden. Sie sollten ihre Kreativität gebrauchen, indem sie biblische Ereignisse malen oder schauspielerisch darstellen. Jesus verwendete außerdem Fragen (Matthäus 17:24-27). Es ist gut, seine Methode im Familienstudium nachzuahmen. Statt einfach ein Gesetz Gottes anzuführen, könnte man Fragen stellen wie: Warum hat Jehova uns dieses Gesetz gegeben? Was geschieht, wenn wir es halten? Was geschieht, wenn wir es nicht halten? Solche Fragen helfen einem Kind, zu überlegen und zu erkennen, daß Gottes Gesetze praktisch und gut sind (5. Mose 10:13).
19. Welche Vorteile hat es für Kinder, wenn die Eltern im Umgang mit ihnen biblische Grundsätze beachten?
19 Wer für das Kind ein Vorbild, ein Gefährte, ein Gesprächspartner und ein Lehrer ist, kann ihm von den frühesten Jahren an helfen, ein enges persönliches Verhältnis zu Jehova Gott aufzubauen. Dieses Verhältnis wird das Kind dazu anregen, ein glückliches Leben als Christ zu führen. Es wird sich bemühen, seinem Glauben entsprechend zu leben, selbst angesichts von Gruppenzwang und Versuchungen. Dem Kind sollte immer geholfen werden, dieses kostbare Verhältnis zu schätzen (Sprüche 27:11).
ZUCHT IST NÖTIG UND WICHTIG
20. Was ist Zucht, und wie sollte sie erteilt werden?
20 Zucht ist eine Schulung, die Sinn und Herz verbessert. Kinder benötigen sie unaufhörlich. Paulus rät Vätern: „Zieht sie [eure Kinder] weiterhin auf in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ (Epheser 6:4). Eltern sollten wie Jehova ihre Zucht mit Liebe erteilen (Hebräer 12:4-11). Auf Liebe gegründete Zucht kann durch Unterredungen erteilt werden. Deshalb heißt es: „Hört auf Zucht“ (Sprüche 8:33). Auf welche Art sollte Zucht erteilt werden?
21. Welche Grundsätze sollten Eltern im Sinn behalten, wenn sie ihre Kinder züchtigen?
21 Manche Eltern denken, zu den erzieherischen Maßnahmen gehöre nur, mit den Kindern in drohendem Ton zu sprechen, sie zu schelten oder zu kränken. Zu dem gleichen Thema sagt Paulus jedoch warnend: „Ihr, Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn“ (Epheser 6:4). Allen Christen wird dringend geraten, ‘gegen alle sanft zu sein, mit Milde die ungünstig Gesinnten zu unterweisen’ (2. Timotheus 2:24, 25). Christliche Eltern erkennen zwar, daß sie eine feste Haltung einnehmen müssen, aber sie versuchen an diese Worte zu denken, wenn sie ihre Kinder in Zucht nehmen. Gelegentlich ist es jedoch mit einer Unterredung nicht getan, und irgendeine Strafe ist unvermeidlich (Sprüche 22:15).
22. Was muß einem Kind verständlich gemacht werden, wenn eine Strafe erforderlich wird?
22 Kinder sind verschieden und brauchen deshalb verschiedene Arten von Zucht. Einige werden sich nicht „durch bloße Worte zurechtbringen lassen“. Für sie mag sich eine gelegentliche Strafe für ihren Ungehorsam als lebensrettend erweisen (Sprüche 17:10; 23:13, 14; 29:19). Ein Kind sollte jedoch verstehen, warum es bestraft wird. „Die Rute und Zurechtweisung sind das, was Weisheit gibt“ (Sprüche 29:15; Hiob 6:24). Überdies hat Bestrafung ihre Grenzen. „Doch werde ich dich züchtigen müssen in rechtem Maße“, sagte Jehova zu seinem Volk (Jeremia 46:28b). Die Bibel befürwortet es in keiner Weise, Kinder im Zorn zu verprügeln, was sogar zu Blutergüssen oder zu anderen Verletzungen führen könnte (Sprüche 16:32).
23. Was sollte ein Kind erkennen können, wenn es von seinen Eltern bestraft wird?
23 Als Jehova sein Volk davor warnte, daß er es züchtigen würde, sagte er: „Fürchte dich nicht, ... denn ich bin mit dir“ (Jeremia 46:28a). Ebenso sollten die Zuchtmaßnahmen der Eltern, welcher Art sie auch immer sein mögen, bei einem Kind nicht das Gefühl zurücklassen, es sei ausgestoßen (Kolosser 3:21). Das Kind sollte dagegen spüren, daß die Zucht erteilt wird, weil die Eltern ‘mit ihm’, also auf seiner Seite, sind.
SEIN KIND VOR SCHADEN SCHÜTZEN
24, 25. Was ist eine der abscheulichen Bedrohungen, vor denen Kinder heute beschützt werden müssen?
24 Für viele Erwachsene war die Kindheit eine unbeschwerte Zeit. Sie erinnern sich an ein Gefühl der Geborgenheit, an die Gewißheit, daß ihre Eltern sie auf jeden Fall beschützen würden. Eltern möchten, daß ihre Kinder so empfinden, doch in der entarteten Welt von heute ist es schwerer denn je, dafür zu sorgen, daß den Kindern nichts geschieht.
25 Eine abscheuliche Bedrohung, die in den letzten Jahren zugenommen hat, ist die sexuelle Kindesmißhandlung. In Malaysia haben sich die Fälle von Kindesmißbrauch innerhalb von zehn Jahren vervierfacht. In Deutschland werden jährlich etwa 300 000 Kinder mißbraucht, während in einem südamerikanischen Land die Zahl schwindelerregend hoch ist — gemäß einer Studie jährlich schätzungsweise 9 Millionen. Tragischerweise werden die meisten dieser Kinder im eigenen Heim mißbraucht — von Personen, die ihnen bekannt sind und denen sie vertrauen. Kinder sollten jedoch in ihren Eltern ein starkes Bollwerk haben. Wie können Eltern Schutz bieten?
26. Auf welch unterschiedliche Weise kann man für die Sicherheit der Kinder sorgen, und inwiefern können Kenntnisse ein Schutz für ein Kind sein?
26 Die Erfahrung lehrt, daß Sexualtäter besonders dann mit Kindern ein leichtes Spiel haben, wenn diese kaum etwas über Sexualität wissen; deshalb besteht ein wesentlicher Schritt darin, das Kind aufzuklären, auch wenn es noch klein ist. Kenntnisse können Schutz ‘vor dem schlechten Weg, vor dem Mann, der verkehrte Dinge redet’, bieten (Sprüche 2:10-12). Kenntnisse worüber? Über biblische Grundsätze, über das, was richtig und was falsch ist, und auch darüber, daß manche Erwachsene Schlechtes verüben und daß ein junger Mensch nicht gehorchen muß, wenn jemand etwas vorschlägt, was sich nicht gehört. (Vergleiche Daniel 1:4, 8; 3:16-18.) Eine solche Unterweisung darf sich nicht auf ein einmaliges Gespräch beschränken. Die meisten kleinen Kinder müssen wiederholt unterwiesen werden, damit sie es gut behalten. Wenn die Kinder ein wenig älter werden, respektiert ein Vater liebevoll das Recht seiner Tochter auf Privatsphäre und eine Mutter das Recht ihres Sohnes — dadurch wird das Anstandsgefühl des Kindes gefördert. Natürlich ist eine der besten Sicherheitsmaßnahmen gegen Mißbrauch die gute Aufsicht durch die Eltern.
GÖTTLICHE ANLEITUNG SUCHEN
27, 28. Woher erhalten Eltern die beste Hilfe, wenn sie vor der Aufgabe stehen, ein Kind zu erziehen?
27 Die Erziehung eines Kindes von klein auf ist wahrhaftig eine schwierige Aufgabe, aber gläubige Eltern stehen dieser Herausforderung nicht allein gegenüber. Als in den Tagen der Richter ein Mann namens Manoach erfuhr, daß er Vater werden würde, bat er Jehova um Anleitung in bezug auf die Erziehung seines Kindes. Jehova erhörte seine Gebete (Richter 13:8, 12, 24).
28 Genauso können sich gläubige Eltern heute, während sie ihre Kinder großziehen, im Gebet an Jehova wenden. Eltern leisten Schwerarbeit, aber die Belohnung ist groß. Ein christliches Ehepaar auf Hawaii sagte: „Man hat zwölf Jahre Zeit, die Arbeit getan zu bekommen, bevor diese kritischen Jugendjahre anfangen. Doch wenn man hart daran gearbeitet hat, biblische Grundsätze anzuwenden, dann ist es die Zeit, Freude und Frieden zu ernten, wenn sie sich von sich aus entscheiden, Jehova mit ganzem Herzen zu dienen“ (Sprüche 23:15, 16). Wenn das eigene Kind diese Entscheidung trifft, wird man sich als Vater oder als Mutter auch zu dem Ausruf bewogen fühlen: „Söhne [und Töchter] sind ein Erbe von Jehova.“
a Herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.