Kennst du die Fakten?
„Wenn jemand eine Antwort gibt, bevor er zugehört hat, ist das dumm und beschämend“ (SPR. 18:13, NW, 2013)
1, 2. (a) Welche Fähigkeit brauchen wir, und warum? (b) Worum geht es im vorliegenden Artikel?
FÜR Christen ist es wichtig, zu lernen, wie man Informationen bewertet und die richtigen Schlüsse daraus zieht (Spr. 3:21-23; 8:4, 5). Können wir das nicht, ist es für den Teufel und seine Welt viel leichter, unser Denken zu verdrehen (Eph. 5:6; Kol. 2:8). Zu richtigen Schlussfolgerungen kommt man natürlich nur, wenn man die Fakten kennt. In Sprüche 18:13 (NW, 2013) heißt es: „Wenn jemand eine Antwort gibt, bevor er zugehört hat, ist das dumm und beschämend.“
2 In diesem Artikel besprechen wir, warum es nicht so leicht ist, Fakten herauszufinden und richtig einzuordnen. Außerdem gehen wir auf biblische Grundsätze und Beispiele ein, durch die wir lernen, Informationen besser einzuschätzen.
GLAUB NICHT „JEDES WORT“
3. Warum ist Sprüche 14:15 heute so aktuell? (Siehe Anfangsbild.)
3 Heutzutage wird man mit Informationen regelrecht bombardiert. Durch Internet, Fernsehen und andere Massenmedien werden die verschiedensten Ideen verbreitet. Vielleicht überfluten uns auch E-Mails, Textnachrichten und Berichte von wohlmeinenden Freunden und Bekannten. Wir müssen aber vorsichtig sein und dürfen nicht alles glauben, was wir hören. Heute werden oft absichtlich Fehlinformationen gestreut und Tatsachen verdreht. Welcher biblische Grundsatz ist hier eine Hilfe? In Sprüche 14:15 (NW, 2013) steht: „Ein naiver Mensch glaubt jedes Wort, der Kluge dagegen bedenkt jeden Schritt.“
4. Wie hilft Philipper 4:8, 9 bei der Auswahl von dem, was wir lesen, und warum ist es wichtig, die Fakten zu kennen? (Siehe auch den Kasten „Wie wir an Fakten kommen“.)
4 Die Voraussetzung für gute Entscheidungen sind zuverlässige Informationen. Seien wir also wählerisch und überlegen wir uns gut, was wir lesen und was nicht. (Lies Philipper 4:8, 9.) Verschwenden wir keine Zeit mit fragwürdigen Nachrichtenseiten oder E-Mails und Textnachrichten aus unsicheren Quellen. Besonders wichtig ist es, Websites von Abtrünnigen zu meiden. Sie zielen darauf ab, Gottes Volk zu schwächen und die Wahrheit zu verdrehen. Fragwürdige Informationen führen zu fragwürdigen Entscheidungen. Unterschätze nie, welchen starken Einfluss irreführende Informationen auf dich haben können (1. Tim. 6:20, 21).
5. Was wurde den Israeliten berichtet, und wie beeinflusste sie das?
5 Falschen Berichten zu glauben kann böse enden. Denken wir einmal an das, was zur Zeit von Moses geschah. Zehn von zwölf Kundschaftern, die das verheißene Land erkundeten, kamen mit einem schlechten Bericht zurück (4. Mo. 13:25-33). Er war maßlos übertrieben und entmutigte Jehovas Volk völlig (4. Mo. 14:1-4). Warum hörten die Israeliten auf diesen schlechten Bericht? Weil er von der Mehrheit der Kundschafter stammte, dachten die Israeliten wohl, dass er stimmen muss. Den guten Bericht der beiden vertrauenswürdigen Männer Josua und Kaleb wollten sie nicht hören (4. Mo. 14:6-10). Statt sich von den Tatsachen zu überzeugen und Jehova zu vertrauen, glaubten sie lieber dem schlechten Bericht. Wie dumm!
6. Warum sollten uns empörende Berichte über Jehovas Zeugen nicht schockieren?
6 Besonders vorsichtig müssen wir sein, wenn es um Berichte über Gottes Volk geht. Vergessen wir nicht: Der Teufel ist der Ankläger von Gottes treuen Dienern (Offb. 12:10). Jesus warnte davor, dass Gegner alle möglichen boshaften Lügen über uns erzählen würden (Mat. 5:11). Mit dieser Warnung im Sinn überrascht es uns nicht, wenn wir empörende Berichte über Jehovas Zeugen hören.
7. Was sollten wir uns fragen, bevor wir E-Mails oder Textnachrichten versenden?
7 Bist du jemand, der seinen Freunden und Bekannten gern E-Mails und Textnachrichten schickt? Angenommen du entdeckst in den Medien eine spannende Meldung oder hörst eine Erfahrung. Fühlst du dich dann wie ein Reporter, der unbedingt als Erster davon berichten möchte? Bevor du die Nachricht versendest, frag dich: „Bin ich mir sicher, dass die Information stimmt? Kenne ich eigentlich die Fakten?“ Falls du dir nicht sicher bist, riskierst du, Fehlinformationen in der Bruderschaft zu verbreiten. Im Zweifel gilt: Lieber löschen als senden.
8. Was haben Gegner in manchen Ländern getan, und wie könnten wir ihnen unabsichtlich in die Hände spielen?
8 E-Mails und Textnachrichten unüberlegt weiterzuleiten kann auch aus einem anderen Grund gefährlich sein. Unser Werk ist in einigen Ländern verboten oder unterliegt Einschränkungen. Gegner könnten bewusst Berichte in Umlauf bringen, um Angst oder Misstrauen unter uns zu schüren. So war es auch in der früheren Sowjetunion. Der Geheimdienst (KGB) verbreitete Gerüchte, wonach bestimmte verantwortliche Brüder Jehovas Volk verraten hatten.a Viele glaubten solchen Berichten und zogen sich von Jehovas Organisation zurück. Wie traurig! Erfreulicherweise kehrten einige von ihnen später zurück. Andere leider nie. Sie hatten Schiffbruch im Glauben erlitten (1. Tim. 1:19). Wie lassen sich solche katastrophalen Folgen vermeiden? Nimm dir fest vor, keine negativen oder unbestätigten Berichte in Umlauf zu bringen. Sei nicht naiv und glaub nicht alles, was du hörst. Stell sicher, dass du die Fakten kennst.
UNVOLLSTÄNDIGE INFORMATIONEN
9. Was erschwert es noch, an zuverlässige Informationen zu kommen?
9 Auch Berichte, die Halbwahrheiten enthalten oder Fakten verschweigen, können zu falschen Schlussfolgerungen führen. Ein Bericht, der nur teilweise wahr ist, ist trotzdem irreführend. Wie gehen wir mit solchen Berichten am besten um? (Eph. 4:14).
10. Wieso kam es zwischen den Israeliten fast zum Krieg, und wie wurde er abgewendet?
10 Wir können etwas von den Israeliten zur Zeit Josuas lernen, die westlich des Jordan lebten (Jos. 22:9-34). Sie hörten über die Israeliten auf der Ostseite des Jordan (die Stämme Ruben, Gad und der halbe Stamm Manasse), dass diese in der Nähe des Jordan einen imposanten Altar gebaut hatten. Das stimmte — doch es war nur die halbe Wahrheit. Weil sie dachten, ihre Brüder auf der Ostseite hätten gegen Jehova rebelliert, versammelten sie sich zum Krieg gegen sie. (Lies Josua 22:9-12.) Doch bevor sie angriffen, schickten sie glücklicherweise eine Abordnung vertrauenswürdiger Männer los, um alle Fakten zu ermitteln. Was fanden sie heraus? Die Israeliten von den Stämmen Ruben, Gad und dem halben Stamm Manasse hatten den Altar nicht für Opferzwecke gebaut, sondern als Denkmal. In Zukunft sollten alle wissen, dass auch sie — östlich des Jordan — Jehova treu waren. Wie froh die Israeliten gewesen sein müssen, dass sie nicht unvollständigen Informationen vertraut und ihre Brüder niedergemetzelt hatten! Sie hatten sich die Zeit genommen, den Tatsachen auf den Grund zu gehen.
11. (a) Wie kam es dazu, dass Mephiboscheth ungerecht behandelt wurde? (b) Wie hätte diese Ungerechtigkeit vermieden werden können?
11 Man könnte auch als Einzelperson Opfer von Ungerechtigkeiten werden, wenn Halbwahrheiten oder unvollständige Informationen über einen in Umlauf gebracht werden. Dazu das Beispiel von König David und Mephiboscheth. David war Mephiboscheth gegenüber großzügig und gütig und gab ihm das Land seines Großvaters Saul zurück (2. Sam. 9:6, 7). Dann erhielt David einen schlechten Bericht über Mephiboscheth. Ohne die Information zu prüfen, entschied David, Mephiboscheth zu enteignen (2. Sam. 16:1-4). Doch dann sprach David mit Mephiboscheth und erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er gab Mephiboscheth einen Teil seines Besitzes zurück (2. Sam. 19:24-29). Zu der Ungerechtigkeit wäre es allerdings nicht gekommen, wenn David sich richtig informiert hätte, statt vorschnell aufgrund von Halbwissen zu handeln.
12, 13. (a) Wie ging Jesus mit Verleumdung um? (b) Wie können wir mit Verleumdung umgehen?
12 Was, wenn du verleumdet wirst, jemand also bösartige Lügen über dich verbreitet? Das ist Jesus und Johannes dem Täufer passiert. (Lies Matthäus 11:18, 19.) Wie ging Jesus damit um? Er setzte nicht seine ganze Zeit und Kraft ein, um sich zu verteidigen. Er ließ Fakten sprechen. Jeder konnte sehen, was er tat und lehrte. Wie Jesus sagte, „erweist sich die Weisheit durch ihre Werke [oder Ergebnisse] als gerecht“ (Mat. 11:19).
13 Angenommen jemand redet schlecht über uns oder kritisiert uns. Am liebsten würden wir uns rechtfertigen und unseren Ruf wiederherstellen. Von Jesus lernen wir aber: Halbwahrheiten oder falsche Anschuldigungen entkräftet man am besten durch das Verhalten.
WIE SIEHST DU DICH SELBST?
14, 15. Wann wird Selbstsicherheit zur Gefahr?
14 Wie wir gesehen haben, ist es gar nicht so leicht, an vertrauenswürdige Informationen zu gelangen. Ein weiteres Problem, um richtige Schlüsse zu ziehen, ist unsere Unvollkommenheit. Vielleicht dienen wir Jehova schon seit Jahrzehnten treu und haben gutes Unterscheidungsvermögen entwickelt. Unser scharfes Urteilsvermögen wird womöglich von anderen geschätzt. Kann diese Stärke auch zu einer Schwäche werden?
15 Ja, und zwar dann, wenn wir uns zu sehr auf uns selbst verlassen. Mit der Zeit könnten Gefühle und eigene Vorstellungen unser Denken steuern. Wir glauben vielleicht, dass wir eine Situation durchschauen, obwohl wir gar nicht alle Fakten kennen. Das kann gefährlich sein. Die Bibel warnt davor, sich auf den eigenen Verstand zu verlassen (Spr. 3:5, 6; 28:26).
16. Wie zeigt eine erdachte Begebenheit, dass man sich schnell in etwas hineinsteigern kann?
16 Stellen wir uns einmal folgende Szene vor: Thomas, ein erfahrener Ältester, sieht eines Abends in einem Restaurant seinen Mitältesten Peter. Bei ihm sitzt eine fremde Frau. Thomas ist schockiert. Die beiden lachen miteinander, scheinen das Zusammensein zu genießen und umarmen sich dann herzlich. Thomas versteht die Welt nicht mehr. Ob sich Peter wohl scheiden lässt? Was wird dann aus seiner Frau? Und aus den Kindern? Es wäre nicht die erste Familientragödie, die Thomas erlebt. Wie hättest du in dieser Situation reagiert?
17. Was lernen wir aus dieser erdachten Begebenheit?
17 Moment mal. Kennt Thomas eigentlich die Fakten? Noch am selben Abend ruft er Peter an. Wie erleichtert Thomas doch ist, als er die Wahrheit erfährt: Die Frau, mit der sich Peter getroffen hatte, war seine Schwester. Die beiden hatten sich jahrelang nicht gesehen. Sie war auf der Durchreise und nur ein paar Stunden in der Stadt, weshalb sie sich zum Essen in einem Restaurant trafen. Peters Frau war leider verhindert. Zum Glück hatte Thomas seine Vermutungen nicht schon verbreitet. Was lernen wir daraus? Ganz gleich, wie lange wir Jehova schon dienen: Erfahrung ist kein Ersatz für Fakten.
18. Wie könnten Unstimmigkeiten unser Urteilsvermögen trüben?
18 Objektiv zu bleiben ist auch schwierig, wenn wir ein Problem mit einem Bruder haben. Konzentrieren wir uns nur noch auf unsere Unstimmigkeiten, entwickeln wir dem Bruder gegenüber vielleicht ein gewisses Misstrauen. Kommt uns dann etwas Negatives über ihn zu Ohren, sind wir nur allzu gern bereit, es zu glauben. Fazit: Negative Gefühle können zu einem verzerrten Urteil führen, das nicht auf Fakten beruht (1. Tim. 6:4, 5). Lassen wir unser Urteilsvermögen also nicht durch Neid und Stolz trüben. Geben wir solchen Gefühlen nicht nach, sondern denken wir daran: Jehova erwartet von uns, unsere Brüder zu lieben und ihnen von Herzen zu vergeben. (Lies Kolosser 3:12-14.)
BIBLISCHE GRUNDSÄTZE SCHÜTZEN UNS
19, 20. (a) Welche biblischen Grundsätze helfen uns, Informationen richtig einzuordnen? (b) Worum geht es im nächsten Artikel?
19 Heutzutage ist es schwierig, vertrauenswürdige Fakten zu bekommen und sie richtig einzuordnen. Viele Berichte bestehen aus Halbwahrheiten oder stammen aus unzuverlässigen Quellen. Hinzu kommt unsere Unvollkommenheit. Doch biblische Grundsätze können uns helfen. Einer besagt zum Beispiel, dass es dumm und beschämend ist, eine Antwort zu geben, bevor man die Fakten kennt (Spr. 18:13). Ein anderer Grundsatz erinnert daran, nicht alles zu glauben, was man hört (Spr. 14:15). Und ganz gleich, wie viel Erfahrung wir haben — wir dürfen nicht auf den eigenen Verstand vertrauen (Spr. 3:5, 6). Nutzen wir also nur Informationen aus zuverlässigen Quellen. So können wir die richtigen Schlüsse ziehen und gute Entscheidungen treffen.
20 Ein weiteres Hindernis ist die Neigung, jemand nach dem äußeren Eindruck zu beurteilen. Welche Äußerlichkeiten könnten zu falschen Schlüssen führen und wie vermeiden wir das? Darum geht es im nächsten Artikel.