DAVID
(Dạvid) [wahrscheinlich „Geliebter (Liebling)“].
In der Neuen-Welt-Übersetzung kommt der Name 1 079mal in den Hebräischen Schriften vor, darunter 75-mal in den Überschriften von 73 Psalmen, und 59-mal in den Christlichen Griechischen Schriften. Von allen Personen, die in den Hebräischen Schriften genannt werden, werden nur Moses und Abraham von christlichen Bibelschreibern häufiger erwähnt. An den 1138 Stellen, wo der Name David vorkommt, bezieht er sich auf e i n e Person, den zweiten König Israels, oder auf denjenigen, den er zuweilen vorschattete, ‘Jesus Christus, den Sohn Davids’ (Mat 1:1).
Dieser Schafhirt, Musiker, Dichter, Krieger, Staatsmann, Prophet und König spielt in den Hebräischen Schriften eine bedeutende Rolle. Er war ein Kriegsmann, der unerbittlich kämpfte und selbst in den schwierigsten Situationen nicht aufgab, ein Führer und Befehlshaber, der von starkem, unbezwingbarem Mut erfüllt und dennoch demütig genug war, seine Fehler zuzugeben und seine schweren Sünden zu bereuen, ein Mann, der sehr mitfühlend und barmherzig war sowie Wahrheit und Gerechtigkeit liebte und vor allem ein unerschütterliches Vertrauen zu Jehova, seinem Gott, hatte.
Da David ein Nachkomme des Boas und der Ruth war, ging seine Ahnenreihe über Perez auf Juda zurück (Ru 4:18-22; Mat 1:3-6). Er war der jüngste der acht Söhne Isais und hatte auch zwei Schwestern oder Halbschwestern (1Sa 16:10, 11; 17:12; 1Ch 2:16). Ein Bruder Davids starb offensichtlich kinderlos und wurde daher in späteren Geschlechtsregistern nicht erwähnt (1Ch 2:13-16). Der Name der Mutter Davids wird nicht angegeben. Einige vermuten, dass Nahasch seine Mutter war; es ist jedoch eher anzunehmen, dass Nahasch der Vater der Halbschwestern Davids war (2Sa 17:25; siehe NAHASCH Nr. 2).
Bethlehem, das etwa 9 km ssw. von Jerusalem liegt, war Davids Heimatstadt, die Stadt, wo auch seine Vorväter Isai, Obed und Boas gelebt hatten (Luk 2:4, 11; Joh 7:42), nicht zu verwechseln mit der „Stadt Davids“, d. h. mit Zion in Jerusalem (2Sa 5:7).
Seine Jugend. David begegnet uns zuerst als Hirte, der auf einem Feld in der Nähe von Bethlehem die Schafe seines Vaters hütet. Es war auch auf einem Feld in der Nähe von Bethlehem, wo über ein Jahrtausend später Hirten davon überwältigt waren, dass sie hören durften, wie der Engel Jehovas die Geburt Jesu verkündete (Luk 2:8-14). Samuel, der von Gott zum Haus Isais gesandt worden ist, um einen der Söhne Isais zum künftigen König zu salben, weist die sieben älteren Brüder Davids ab mit den Worten: „Jehova hat diese nicht erwählt.“ Schließlich wird David vom Feld geholt. Als er – „rötlich, ein junger Mann mit schönen Augen und von gutem Aussehen“ – hereinkommt, sind alle sehr gespannt, denn bis jetzt weiß noch niemand, warum Samuel gekommen ist. „Steh auf“, gebietet Jehova Samuel, „salbe ihn, denn er ist es!“ Ja, dieser ist es, von dem Jehova sagt: „Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann, der meinem Herzen angenehm ist, der alles, was ich begehre, tun wird“ (1Sa 16:1-13; 13:14; Apg 13:22).
Die Jahre, die David als Hirtenjunge zubrachte, beeinflussten sein übriges Leben sehr. Das Leben auf freiem Feld bereitete ihn auf spätere Lebensjahre vor, in denen er eine Zeit lang ständig vor Sauls Zorn fliehen musste. Er lernte auch, mit der Steinschleuder umzugehen, und entwickelte Ausdauer und Mut sowie die Bereitschaft, verirrten Schafen nachzugehen und sie zu retten, er zögerte dabei nicht einmal, wenn nötig, einen Bären oder einen Löwen zu töten (1Sa 17:34-36).
Abgesehen davon, dass David ein tapferer Krieger war, ist er auch als guter Harfenspieler und als Liederdichter bekannt. Wahrscheinlich eignete er sich dieses Können in den vielen Stunden an, in denen er die Schafe hütete. Außerdem war er dafür bekannt, dass er neue Musikinstrumente entwickelte (2Ch 7:6; 29:26, 27; Am 6:5). Davids Liebe zu Jehova hob seine lyrischen Gedichte weit über das Niveau gewöhnlicher Unterhaltung empor und machte sie zu klassischen Meisterwerken, die der Anbetung und dem Lobpreis Jehovas gewidmet waren. Aus den Überschriften von nicht weniger als 73 Psalmen geht hervor, dass David deren Verfasser war. Es werden ihm aber anderswo noch weitere Psalmen zugeschrieben. (Vgl. Ps 2:1 mit Apg 4:25; Ps 95:7, 8 mit Heb 4:7.) Einigen, z. B. den Psalmen 8, 19, 23 und 29, liegen wahrscheinlich Davids Erlebnisse als Schafhirt zugrunde.
Die Schulung, die David beim Hüten der Schafe durchmachte, bereitete ihn auf die weit größere Aufgabe vor, die ihm als Hirte des Volkes Jehovas zufiel, denn es heißt: „So erwählte er [Jehova] David, seinen Knecht, und nahm ihn von den Kleinviehhürden hinweg. Von der Stelle hinter den säugenden Muttertieren brachte er ihn herein, damit er ein Hirte über Jakob, sein Volk, und über Israel, sein Erbe, sei“ (Ps 78:70, 71; 2Sa 7:8). David verließ die Schafe seines Vaters zunächst jedoch nicht, um das Königtum zu übernehmen, sondern um als Musiker am Hof zu dienen. Ein Ratgeber Sauls hatte ihn nicht nur als guten Musiker empfohlen, sondern hatte von ihm auch gesagt: „Er ist ein tapferer, starker Mann und ein Kriegsmann und ein intelligenter Redner und ein wohlgestalteter Mann, und Jehova ist mit ihm“ (1Sa 16:18). So wurde David zum Harfenspieler für den beunruhigten Saul sowie zu dessen Waffenträger (1Sa 16:19-23).
Später kehrt David aus nicht bekannten Gründen für eine ungewisse Zeit in das Haus seines Vaters zurück. Eines Tages wird er mit Proviant zu seinen Brüdern geschickt, die in Sauls Heer dienen, das gerade den Philistern gegenübersteht. Als er sieht und hört, wie Goliath Jehova verhöhnt, gerät er in Zorn. „Wer ist dieser unbeschnittene Philister, dass er die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnen sollte?“, fragt David (1Sa 17:26). „Jehova“, fügt er hinzu, „der mich von der Tatze des Löwen und von der Tatze des Bären befreite, er ist es, der mich aus der Hand dieses Philisters befreien wird“ (1Sa 17:37). Dann, nachdem ihm, der den Löwen und den Bären getötet hat, die Erlaubnis gegeben worden ist, nähert er sich Goliath mit den Worten: „Ich ... komme zu dir mit dem Namen Jehovas der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast.“ Plötzlich schleudert David einen Stein aus seiner Schleuder und streckt den feindlichen Helden nieder. Dann schlägt er Goliath mit dessen eigenem Schwert den Kopf ab. Darauf kehrt er mit den Trophäen – dem Kopf und dem Schwert des Riesen – ins Lager zurück (1Sa 17:45-54; BILD, Bd. 1, S. 745).
Es ist beachtenswert, dass in der Septuaginta (Codex Vaticanus, Hs. 1209, gr., 4. Jh. u. Z.) der Text von 1. Samuel 17:55 bis zu dem Wort „zurückkehrte“ in 18:6a fehlt. Demzufolge setzt Moffatt bis auf den letzten Vers alle jene Verse in Klammern und sagt, dass sie „entweder Zusätze des Abschreibers oder spätere Erweiterungen“ sind. Es gibt jedoch Beweise dafür, dass die Lesart des massoretischen Textes vorzuziehen ist. (Siehe SAMUEL [BÜCHER] [Teile, die in der Septuaginta ausgelassen wurden].)
Auf der Flucht (KARTE, Bd. 1, S. 746). Durch diese sich rasch abspielenden Ereignisse gelangte David mit einem Mal aus der Abgeschiedenheit der Wildnis ins Rampenlicht der Öffentlichkeit von ganz Israel. Er wurde über die Kriegsleute gesetzt, und als er von einem siegreichen Feldzug gegen die Philister heimkehrte, wurde er mit Tanz und Jubelrufen begrüßt, und man sang: „Saul hat seine Tausende niedergeschlagen und David seine Zehntausende“ (1Sa 18:5-7). „Ganz Israel und Juda hatten David lieb.“ Sauls Sohn Jonathan schloss mit ihm sogar einen Bund, durch den sich die beiden Liebe und Freundschaft fürs ganze Leben schworen. Dieser Bund wirkte sich noch für Jonathans Sohn Mephiboscheth und für seinen Enkel Micha segensreich aus (1Sa 18:1-4, 16; 20:1-42; 23:18; 2Sa 9:1-13).
Diese allgemeine Beliebtheit Davids erweckte Sauls Neid; er „blickte von jenem Tag an ständig mit Argwohn auf David“. Zweimal schleuderte Saul, während David wie früher Musik machte, einen Speer nach ihm, um ihn an die Wand zu spießen, aber Jehova rettete ihn beide Male. Saul hatte versprochen, dass er dem Mann, der Goliath töten würde, seine Tochter geben werde, doch nun wollte er sie David nicht geben. Schließlich willigte er in die Heirat einer zweiten Tochter mit David ein, verlangte aber von David, dass er ihm „hundert Vorhäute der Philister“ bringe, eine unvernünftige Forderung, die, wie sich Saul ausrechnete, Davids Tod bedeuten würde. Der mutige David verdoppelte indes die Heiratsgabe; er brachte Saul 200 Vorhäute und bekam Michal zur Frau. So hatten denn zwei Kinder Sauls aus Liebe einen Bund mit David geschlossen, und das steigerte Sauls Hass noch mehr (1Sa 18:9-29). Als David wieder einmal vor Saul spielte, suchte der König zum dritten Mal, ihn mit dem Speer an die Wand zu spießen. David floh deshalb im Schutz der nächtlichen Dunkelheit, begegnete Saul aber erneut unter ganz anderen, sehr befremdenden Umständen (1Sa 19:10).
Danach lebte David mehrere Jahre als ein Geächteter, als ein ruhelos von Ort zu Ort Flüchtender, den ein starrsinniger, böswilliger König unbarmherzig verfolgte in der Absicht, ihn zu töten. Zunächst suchte David Zuflucht bei dem Propheten Samuel in Rama (1Sa 19:18-24), doch als er sich dort nicht mehr sicher fühlte, zog er in die Philisterstadt Gath. Auf dem Weg dorthin machte er bei dem Hohen Priester Ahimelech in Nob halt und bekam von ihm das Schwert Goliaths (1Sa 21:1-9; 22:9-23; Mat 12:3, 4). Nur dadurch, dass er seinen gesunden Menschenverstand verstellte, indem er wie ein Kind an das Tor kritzelte und seinen Speichel auf seinen Bart herabfließen ließ, gelang es ihm, aus Gath zu entkommen (1Sa 21:10-15). Gestützt auf dieses Erlebnis, verfasste David den 34. und den 56. Psalm. Danach floh er in die Höhle Adullam, wo sich ihm seine Angehörigen und etwa 400 vom Unglück verfolgte, bedrängte Männer zugesellten. Möglicherweise verfasste er zur Erinnerung an seinen Aufenthalt in dieser Höhle den 57. oder den 142. Psalm oder sogar beide. Von dort aus zog David weiter, zunächst nach Mizpe in Moab und dann zurück nach Juda, in den Wald Hereth (1Sa 22:1-5). Während er in Keila wohnte, erfuhr er, dass Saul einen Angriff auf ihn vorbereitete. Er zog sich daher mit seinen Leuten – es waren jetzt etwa 600 Mann – in die Wildnis Siph zurück. Saul setzte die Verfolgung von einem Ort zum anderen – von Horesch in der Wildnis Siph bis in die Wildnis von Maon – fort. Gerade als er im Begriff war, seiner Beute habhaft zu werden, erfuhr er, dass die Philister ins Land eingefallen waren. Er gab daher die Verfolgung Davids eine Zeit lang auf, was diesem die Gelegenheit gab, nach En-Gedi zu entkommen (1Sa 23:1-29). Herrliche Psalmen (18, 59, 63, 70), durch die Jehova wegen der von ihm bewirkten Befreiung gepriesen wird, entstanden aufgrund ähnlicher Erlebnisse.
In En-Gedi betrat Saul eine Höhle, um seine Notdurft zu verrichten. David, der sich im hinteren Teil der Höhle versteckt hatte, erhob sich und schnitt den Zipfel von Sauls Obergewand ab, tötete ihn aber nicht. Er sagte, es sei für ihn undenkbar, dem König etwas anzutun, „denn“, fügte er hinzu, „er ist der Gesalbte Jehovas“ (1Sa 24:1-22).
Nach Samuels Tod. Nach Samuels Tod hielt sich David, der immer noch ein Verbannter war, in der Wildnis Paran auf. (Siehe PARAN.) Dort erwiesen er und seine Männer einem reichen Viehzüchter namens Nabal Güte, der in Karmel, s. von Hebron, tätig war, ernteten von ihm aber nur Undank. Abigail, die Frau Nabals, hielt durch ihr scharfsinniges Vorgehen David davon zurück, alle männlichen Angehörigen des Hauses Nabals umzubringen. Nabal jedoch wurde von Jehova geschlagen und starb. Daraufhin heiratete David die Witwe. Er hatte daher nun außer Ahinoam aus Jesreel noch eine Frau, Abigail aus Karmel. Saul hatte während Davids langer Abwesenheit Michal einem anderen Mann gegeben (1Sa 25:1-44; 27:3).
Dann nahm David zum zweiten Mal Zuflucht in der Wildnis Siph, und wieder wurde er verfolgt. David verglich Saul und seine 3000 Männer mit jemandem, der ausgezogen ist, „um einen einzigen Floh zu suchen, so wie man ein Rebhuhn auf den Bergen jagt“. Eines Nachts schlichen sich David und Abischai in das Lager Sauls, wo alles schlief, und nahmen Sauls Speer und Wasserkrug mit. Abischai wollte Saul töten, aber David verschonte Sauls Leben zum zweiten Mal, indem er sagte, es sei von Jehovas Standpunkt aus für ihn undenkbar, seine Hand gegen Gottes Gesalbten auszustrecken (1Sa 26:1-25). Das war das letzte Mal, dass David seinen Widersacher sah.
Danach wohnte David 16 Monate in Ziklag, im Gebiet der Philister, wo er vor Saul sicher war. Eine Anzahl starker Männer der Streitkräfte Sauls liefen zu David über und schlossen sich den Verbannten in Ziklag an. Das ermöglichte es David, in die Städte der Feinde Israels im S einzufallen und so die Grenzen Judas zu sichern und seine künftige Stellung als König zu stärken (1Sa 27:1-12; 1Ch 12:1-7, 19-22). Als die Philister einen Angriff auf Sauls Streitkräfte vorbereiteten, forderte König Achisch David auf, mit ihm zu ziehen, da er dachte, David sei „zum Gestank geworden unter seinem Volk Israel“. Die anderen Achsenherren sahen in David jedoch eine Gefahr für ihre Sicherheit und lehnten ihn ab (1Sa 29:1-11). In dieser Schlacht, die auf dem Berg Gilboa zu ihrem Höhepunkt kam, starben Saul und drei seiner Söhne, darunter auch Jonathan (1Sa 31:1-7).
Unterdessen hatten die Amalekiter Ziklag geplündert und niedergebrannt sowie alle Frauen und Kinder weggeführt. Davids Streitkräfte jagten den Plünderern unverzüglich nach, holten sie ein und befreiten ihre Frauen und Kinder sowie ihre ganze Habe (1Sa 30:1-31). Drei Tage später kam ein Amalekiter mit dem Diadem und der Armspange Sauls und rühmte sich – in der Hoffnung, belohnt zu werden – heuchlerisch, den verwundeten König zu Tode gebracht zu haben. Obwohl die ganze Sache erlogen war, befahl David, ihn zu töten, weil er vorgegeben hatte, ‘den Gesalbten Jehovas zu Tode gebracht zu haben’ (2Sa 1:1-16; 1Sa 31:4, 5).
Als König (KARTE, Bd. 1, S. 746). Die traurige Nachricht von Sauls Tod schmerzte David sehr. Es kümmerte ihn nicht so sehr, dass sein Erzfeind nun tot war, als dass der Gesalbte Jehovas gefallen war. In seiner Trauer verfasste David ein Klagelied, betitelt „Der Bogen“. Darin beklagt er, dass sein schlimmster Feind und sein bester Freund zusammen in der Schlacht gefallen waren – „Saul und Jonathan, die Liebenswerten und die Lieblichen während ihres Lebens, und in ihrem Tod waren sie nicht getrennt“ (2Sa 1:17-27).
Darauf zog David nach Hebron, wo er im Alter von 30 Jahren von den älteren Männern Judas im Jahr 1077 v. u. Z. zum König über ihren Stamm gesalbt wurde. Sauls Sohn Isch-Boscheth wurde zum König über die anderen Stämme gemacht. Ungefähr zwei Jahre danach wurde Isch-Boscheth jedoch ermordet. Seine Gegner brachten seinen Kopf zu David in der Hoffnung, einen Lohn zu empfangen, aber auch sie wurden zu Tode gebracht wie der Mann, der vorgegeben hatte, Saul getötet zu haben (2Sa 2:1-4, 8-10; 4:5-12). Das ebnete den Stämmen, die bis dahin Sauls Sohn unterstützt hatten, den Weg, sich Juda anzuschließen, und so sammelte sich im Lauf der Zeit eine Streitmacht von 340 822 Mann um David und machte ihn zum König über ganz Israel (2Sa 5:1-3; 1Ch 11:1-3; 12:23-40).
Regierung in Jerusalem. David regierte siebeneinhalb Jahre in Hebron, bevor er Jerusalem, die eroberte Jebusiterfestung, auf Anweisung Jehovas zu seiner Hauptstadt machte. Dort erbaute er die Stadt Davids auf Zion und regierte weitere 33 Jahre (2Sa 5:4-10; 1Ch 11:4-9; 2Ch 6:6). Während seines Aufenthalts in Hebron nahm König David weitere Frauen, ließ sich Michal zurückgeben und wurde der Vater von etlichen Söhnen und Töchtern (2Sa 3:2-5, 13-16; 1Ch 3:1-4). Nachdem er nach Jerusalem gezogen war, nahm er sich noch mehr Frauen und Nebenfrauen, die ihm weitere Kinder gebaren (2Sa 5:13-16; 1Ch 3:5-9; 14:3-7).
Als die Philister hörten, dass David König über ganz Israel geworden war, kamen sie herauf, um ihn zu stürzen. Wie in der Vergangenheit (1Sa 23:2, 4, 10-12; 30:8), wandte sich David auch jetzt an Jehova, um zu erfahren, ob er gegen sie ausrücken solle. „Zieh hinauf“, war die Antwort. Jehova fügte dann dem Feind eine solch schwere Niederlage zu, dass David den Ort Baal-Perazim nannte, was „Besitzer der Durchbrüche“ bedeutet. Bei einem erneuten Angriff änderte Jehova seine Strategie. Er gebot David, die Philister zu umgehen und sie im Rücken anzugreifen (2Sa 5:17-25; 1Ch 14:8-17).
David wollte die Bundeslade nach Jerusalem bringen, doch sein Vorhaben scheiterte, als Usa sie berührte und deshalb niedergeschlagen wurde (2Sa 6:2-10; 1Ch 13:1-14). Etwa drei Monate später wurde die Bundeslade dann nach Jerusalem gebracht, doch vorher waren gründliche Vorbereitungen getroffen worden: Priester und Leviten mussten sich heiligen, und es wurde ihnen geboten, die Lade nicht wie das erste Mal auf einem Wagen zu transportieren, sondern sie auf ihren Schultern zu tragen. David brachte seine Freude und Begeisterung über diesen bedeutenden Anlass dadurch zum Ausdruck, dass er, in ein einfaches Gewand gekleidet, vor Jehova ‘hüpfte und sich im Tanz drehte’. Seine Frau Michal machte ihm jedoch Vorwürfe und sagte, er habe sich wie „einer der Hohlköpfigen“ benommen. Wegen dieser ungerechtfertigten Kritik „bekam [Michal] bis zum Tag ihres Todes kein Kind“ (2Sa 6:11-23; 1Ch 15:1-29).
David traf auch Vorkehrungen zur Förderung der Anbetung Jehovas an dem neuen Standort der Bundeslade, indem er Torhüter und Musiker einsetzte und dafür sorgte, dass dort ‘beständig Brandopfer dargebracht wurden, morgens und abends’ (1Ch 16:1-6, 37-43). Darüber hinaus beabsichtigte David, einen palastähnlichen Tempel aus Zedernholz für die Bundeslade zu bauen, die bis dahin in einem Zelt untergebracht war. David durfte dieses Haus jedoch nicht bauen, denn Gott sagte: „Blut in großer Menge hast du vergossen, und große Kriege hast du geführt. Du wirst kein Haus für meinen Namen bauen, denn sehr viel Blut hast du auf der Erde vor mir vergossen“ (1Ch 22:8; 28:3). Aber Jehova schloss mit ihm einen Bund, durch den er ihm die Verheißung gab, dass das Königtum für alle Zeiten in seiner Familie bleiben würde. In Verbindung mit diesem Bund versicherte Gott David ferner, dass sein Sohn Salomo, dessen Name von einem Wurzelwort abgeleitet ist, das „Frieden“ bedeutet, den Tempel bauen werde (2Sa 7:1-16, 25-29; 1Ch 17:1-27; 2Ch 6:7-9; Ps 89:3, 4, 35, 36).
In Übereinstimmung mit diesem Königreichsbund gestattete Jehova David, sein Herrschaftsgebiet vom Strom Ägyptens bis zum Euphrat auszudehnen. David sicherte die Grenzen seines Reiches, indem er friedliche Beziehungen mit dem König von Tyrus unterhielt und gegen seine Feinde auf allen Seiten – gegen die Philister, Syrer, Moabiter, Edomiter, Amalekiter und Ammoniter – Krieg führte und sie besiegte (2Sa 8:1-14; 10:6-19; 1Kö 5:3; 1Ch 13:5; 14:1, 2; 18:1 bis 20:8). Diese ihm von Gott verliehenen Siege machten ihn zu einem ruhmreichen, mächtigen Herrscher (1Ch 14:17). Doch David war sich stets dessen bewusst, dass er diese Stellung nicht aufgrund seiner Siege oder als ein Erbe erhalten hatte, sondern von Jehova, der ihn auf den Thron dieser Vorbild-Theokratie gesetzt hatte (1Ch 10:14; 29:10-13).
Sünden, die Unglück heraufbeschworen. Während des Feldzuges gegen die Ammoniter geschah etwas, was als eine der traurigsten Episoden im Leben Davids bezeichnet werden kann. Es begann damit, dass der König, als er von seinem Flachdach aus die schöne Bathseba beim Baden beobachtete, sündhafte Begierden in sich aufkommen ließ (Jak 1:14, 15). Als David erfuhr, dass Uria, Bathsebas Mann, im Krieg war, ließ er sie in seinen Palast holen und hatte Geschlechtsverkehr mit ihr. Nach einiger Zeit wurde ihm berichtet, dass Bathseba schwanger sei. David befürchtete zweifellos, Bathseba werde wegen Unsittlichkeit öffentlich bloßgestellt und zu Tode gebracht. Sofort sandte er eine Mitteilung an das Heer, in der er Uria befahl, sich bei ihm in Jerusalem zu melden. Er hoffte, Uria würde die Nacht bei seiner Frau verbringen. Doch obwohl David Uria veranlasste, sich zu betrinken, weigerte sich dieser, bei Bathseba zu schlafen. In seiner Verzweiflung sandte David Uria zum Heer zurück mit der geheimen Anweisung an den Befehlshaber Joab, ihn an die Front zu schicken, wo er unweigerlich getötet würde. Der Plan gelang. Uria starb in der Schlacht, seine Witwe hielt die übliche Trauerzeit ein und wurde dann Davids Frau, bevor man in der Stadt merkte, dass sie schwanger war (2Sa 11:1-27).
Jehova hatte aber diese verwerfliche Handlungsweise beobachtet und enthüllte die ganze Sache. Wenn Jehova zugelassen hätte, dass der Fall mit David und Bathseba vor menschliche Richter unter dem mosaischen Gesetz gekommen wäre, hätte man die beiden Sünder zu Tode gebracht, und natürlich wäre die ungeborene Frucht des Ehebruchs mit der Mutter gestorben (5Mo 5:18; 22:22). Doch Jehova befasste sich selbst mit dem Fall und bekundete David gegenüber Barmherzigkeit wegen des Königreichsbundes (2Sa 7:11-16) und sicher auch, weil David selbst Barmherzigkeit bekundet hatte (1Sa 24:4-7; vgl. Jak 2:13), und wegen der Reue, die Gott bei den Sündern beobachtete (Ps 51:1-4). Aber sie blieben nicht ungestraft. Durch den Propheten Nathan ließ er David sagen: „Siehe, ich erwecke Unglück gegen dich aus deinem eigenen Hause“ (2Sa 12:1-12).
Und so geschah es auch. Das im Ehebruch gezeugte Kind, das Bathseba gebar, starb bald, obwohl David wegen des kranken Kindes 7 Tage gefastet und getrauert hatte (2Sa 12:15-23). Dann vergewaltigte Amnon, Davids Erstgeborener, seine Halbschwester Tamar und wurde danach von ihrem Bruder ermordet, was seinem Vater großen Schmerz bereitete (2Sa 13:1-33). Später versuchte Davids dritter und geliebter Sohn Absalom, den Thron an sich zu reißen. Auch machte er seinen Vater verächtlich und entehrte ihn, indem er in aller Öffentlichkeit mit dessen Nebenfrauen intime Beziehungen hatte (2Sa 15:1 bis 16:22). Schließlich erreichte Davids Demütigung ihren Höhepunkt, als das Land durch den Kampf zwischen Sohn und Vater in einen Bürgerkrieg gestürzt wurde, der entgegen den Wünschen des Vaters und zu seinem großen Schmerz mit Absaloms Tod endete (2Sa 17:1 bis 18:33). Auf seiner Flucht vor Absalom verfasste David den 3. Psalm, der die Worte enthält: „Rettung gehört Jehova“ (Ps 3:8).
Doch trotz all seiner Fehler und schweren Sünden bewies David stets die richtige Herzenseinstellung, indem er jeweils bereute und Jehova um Vergebung bat. Ein Beispiel hierfür ist der 51. Psalm, den er nach seiner Sünde mit Bathseba schrieb und der die Worte enthält: „In Vergehen wurde ich ... hervorgebracht, und in Sünde empfing mich meine Mutter“ (Ps 51:5). Ein weiterer Fall, in dem David demütig bekannte, gesündigt zu haben, war die Zählung der wehrfähigen Männer, zu der Satan ihn aufgereizt hatte (2Sa 24:1-17; 1Ch 21:1-17; 27:24; siehe EINSCHREIBUNG).
Kauf des Tempelplatzes. Als die Pest, die eine Folge dieses zuletzt erwähnten Vergehens des Königs war, zum Stillstand gebracht worden war, kaufte David die Dreschtenne Ornans und brachte Jehova die Rinder und den Dreschschlitten, mit denen Ornan gerade gedroschen hatte, als Opfer dar. An dieser Stelle erbaute Salomo später den prächtigen Tempel (2Sa 24:18-25; 1Ch 21:18-30; 2Ch 3:1). Es war stets Davids Herzenswunsch gewesen, einen solchen Tempel zu bauen, und obwohl er dies nicht tun durfte, wurde es ihm doch gestattet, eine große Menge Arbeiter zu stellen, die Steine behauten und Material zusammenbrachten, u. a. 100 000 Talente Gold (38 535 000 000 $) und 1 000 000 Talente Silber (6 606 000 000 $) sowie jede Menge von Kupfer und Eisen (1Ch 22:2-16). Von seinem eigenen Vermögen spendete David Gold aus Ophir und geläutertes Silber von einem Wert, der auf über 1 202 000 000 Dollar geschätzt wird. Er lieferte ferner den Bauplan, den er unter göttlicher Inspiration erhalten hatte, und teilte Zehntausende von Leviten in die vielen Dienstabteilungen ein, zu denen auch ein großer Chor und unzählige Musiker gehörten (1Ch 23:1 bis 29:19; 2Ch 8:14; 23:18; 29:25; Esr 3:10).
Das Ende seiner Regierung. In den letzten Tagen seines Lebens wurde König David, der nun 70 Jahre alt und ans Bett gefesselt war, vonseiten seiner Familie erneut vom Unglück betroffen. Adonia, sein vierter Sohn, versuchte ohne seines Vaters Wissen oder Einverständnis und, was noch schlimmer war, ohne die Billigung Jehovas, sich zum König zu machen. Als David davon erfuhr, unternahm er sogleich Schritte, um seinen Sohn Salomo, den Jehova erwählt hatte, offiziell als König einzusetzen und ihn auf den Thron zu erheben (1Kö 1:5-48; 1Ch 28:5; 29:20-25; 2Ch 1:8). David gab Salomo dann den Rat, auf Jehovas Wegen zu wandeln, seine Satzungen und seine Gebote zu halten sowie in allem, was er tue, klug zu handeln, dann werde er Gelingen haben (1Kö 2:1-9).
Nach 40-jähriger Regierung starb David und wurde in der Stadt Davids begraben. Er wurde für würdig gehalten, in die Reihe hervorragender Glaubenszeugen aufgenommen zu werden, die Paulus aufzählte (1Kö 2:10, 11; 1Ch 29:26-30; Apg 13:36; Heb 11:32). Als Jesus den 110. Psalm anführte, sagte er, David habe diesen Psalm „durch Inspiration“ geschrieben (Mat 22:43, 44; Mar 12:36). Die Apostel und andere Bibelschreiber bestätigten wiederholt, dass David ein von Gott inspirierter Prophet war. (Vgl. Ps 16:8 mit Apg 2:25; Ps 32:1, 2 mit Rö 4:6-8; Ps 41:9 mit Joh 13:18; Ps 69:22, 23 mit Rö 11:9, 10; Ps 69:25 und 109:8 mit Apg 1:16, 20.)
Bildlich gebraucht. Die Propheten erwähnten König David und sein Königshaus oft, sei es in Verbindung mit den letzten Königen Israels, die „auf dem Thron Davids“ saßen (Jer 13:13; 22:2, 30; 29:16; 36:30), oder sei es in prophetischem Sinn (Jer 17:25; 22:4; Am 9:11; Sach 12:7-12). In gewissen messianischen Prophezeiungen wird die Aufmerksamkeit auf Jehovas Königreichsbund mit David gelenkt. Nach den Worten Jesajas z. B. wird die Herrschaft dessen, der „auf dem Thron Davids“ sitzt und der „Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Ewigvater, Fürst des Friedens“ genannt wird, für unabsehbare Zeit fest aufgerichtet und gestützt werden (Jes 9:6, 7; vgl. ferner 16:5). Jeremia vergleicht den Messias mit einem „gerechten Spross“, den Jehova David erwecken will (Jer 23:5, 6; 33:15-17). Durch Hesekiel bezeichnet Jehova den messianischen Hirten als „meinen Knecht David“ (Hes 34:23, 24; 37:24, 25).
Als der Engel Maria sagte, sie werde einen Sohn bekommen, den sie Jesus nennen sollte, erklärte er: „Jehova Gott wird ihm den Thron Davids, seines Vaters, geben“ (Luk 1:32). „Jesus Christus, der Sohn Davids“, war sowohl der gesetzliche als auch der natürliche Erbe des Thrones Davids (Mat 1:1, 17; Luk 3:23-31). Paulus sagte, dass Jesus dem Fleische nach ein Nachkomme Davids war (Rö 1:3; 2Ti 2:8). Das einfache Volk bezeichnete Jesus ebenfalls als den „Sohn Davids“ (Mat 9:27; 12:23; 15:22; 21:9, 15; Mar 10:47, 48; Luk 18:38, 39). Diese Feststellung war wichtig, denn der Messias sollte, wie die Pharisäer zugaben, Davids Sohn sein (Mat 22:42). Auch der auferweckte Jesus bezeugte dies selbst, indem er sagte: „Ich, Jesus, ... bin die Wurzel und der Spross Davids“ (Off 22:16; ferner Off 3:7; 5:5).