KAPERNBEERE
[hebr. ʼavijjōnáh].
Die Frucht des Kapernstrauchs. In einigen Übersetzungen von Prediger 12:5 wird der hebräische Ausdruck ʼavijjōnáh mit „Lust“ wiedergegeben, sodass die Stelle lautet: „Und alle Lust vergeht“ (Lu, 1912; siehe ferner Zu). Die meisten Übersetzer (EB, EÜ, NW, ZB) sind jedoch der Meinung, dass der Schreiber des Buches Prediger, der in diesem Kapitel den Zustand eines Menschen in seinem hohen Alter beschreibt, hier (wie in der ganzen übrigen Beschreibung) eine Metapher verwendet und dass sich das Wort ʼavijjōnáh auf die Kapernbeere (die den Appetit anregt) bezieht. Diese Ansicht wird auch durch die Wiedergabe in der Septuaginta, Vulgata und in der Peschitta sowie durch arabische Übersetzungen gestützt.
Der Kapernstrauch (Capparis spinosa) kann bis zu 1 m hoch werden, breitet sich aber gewöhnlich an der Erde kriechend aus. Er ist in Israel weit verbreitet. Der Strauch wuchert oft in Felsspalten oder überwächst wie Efeu Mauern und Ruinen. Die dornigen Zweige tragen dunkelgrüne ovale Blätter. Im Mai steht er in voller Blüte; es sind große weiße Blüten mit malvenfarbenen Staubfäden (BILD, Bd. 1, S. 543).
Verwendet werden weniger die Beeren der Pflanze als die kleinen jungen Knospen. In Essig eingelegt, werden sie als appetitanregendes Gewürz gebraucht, und als das waren sie schon im Altertum bekannt. Der Schreiber des Buches Prediger wollte also offenbar sagen, dass bei einem alten Menschen, wenn der Geschmackssinn schwindet und der Appetit nachlässt, nicht einmal mehr die Kapernbeere die Lust am Essen wecken kann.