Kapitel zweiundzwanzig
Jesaja sagt Jehovas ‘befremdende Tat’ voraus
1, 2. Warum fühlen sich Israel und Juda sicher?
FÜR kurze Zeit fühlen sich Israel und Juda sicher. Ihre Führer haben in dem Versuch, in einer gefährlichen Welt Sicherheit zu finden, Bündnisse mit größeren und mächtigeren Nationen geschlossen. Samaria, die Hauptstadt Israels, hat sich an das benachbarte Syrien gewandt, während Jerusalem, die Hauptstadt Judas, seine Hoffnung auf das rücksichtslose Assyrien setzt.
2 Einige im Nordreich vertrauen nicht nur auf die neuen politischen Verbündeten, sondern erwarten womöglich auch, von Jehova beschützt zu werden, obwohl sie bei der Anbetung weiterhin goldene Kälber verwenden. Juda ist ebenfalls davon überzeugt, dass es auf den Schutz Jehovas zählen kann. Befindet sich schließlich nicht der Tempel Jehovas in Jerusalem, der Hauptstadt Judas? Beiden Nationen stehen jedoch unerwartete Ereignisse bevor. Jehova inspiriert Jesaja, Entwicklungen vorauszusagen, die seinem eigenwilligen Volk wirklich seltsam erscheinen werden. Zudem enthalten seine Worte wichtige Lehren für jeden in der heutigen Zeit.
Die „Trunkenbolde Ephraims“
3, 4. Worauf ist das Nordreich Israel stolz?
3 Jesaja beginnt seine Prophezeiung mit bestürzenden Worten: „Wehe der hoheitsvollen Krone der Trunkenbolde Ephraims und der welkenden Blüte seiner Zierde der Schönheit, die auf dem Haupt des fruchtbaren Tals der vom Wein Überwältigten ist! Siehe! Jehova hat einen Starken und Kraftvollen. Wie ein Hagelwetter ... wird er sicherlich ein Niederwerfen zur Erde bewirken mit Macht. Mit Füßen werden die hoheitsvollen Kronen der Trunkenbolde Ephraims zertreten werden“ (Jesaja 28:1-3).
4 Ephraim steht als bekanntester der zehn Stämme für das ganze Königreich Israel. Seine Hauptstadt Samaria ist nicht nur schön gelegen, sondern auch strategisch günstig, „auf dem Haupt des fruchtbaren Tals“. Ephraims Führer sind stolz auf ihre „hoheitsvolle Krone“, ihre Unabhängigkeit vom davidischen Königtum in Jerusalem. Doch sie sind „Trunkenbolde“, geistig berauscht, weil sie sich mit Syrien gegen Juda verbündet haben. Alles, was ihnen lieb und teuer ist, wird bald unter den Füßen von Invasoren zertreten werden. (Vergleiche Jesaja 29:9.)
5. In welcher prekären Lage befindet sich Israel, doch welche Hoffnung vermittelt Jesaja der Nation?
5 Ephraim ist sich seiner prekären Lage nicht bewusst. Jesaja fährt fort: „Die welkende Blume seiner Zierde der Schönheit, die auf dem Haupt des fruchtbaren Tals ist, soll der Frühfeige vor dem Sommer gleich werden, damit, wenn der Sehende sie sieht, während sie noch in seiner hohlen Hand ist, er sie verschlingt“ (Jesaja 28:4). Ephraim wird in die Hand Assyriens fallen — ein süßer Happen, der mit nur einem Biss verzehrt ist. Gibt es also gar keine Hoffnung? Wie so oft werden auch in diesem Fall Jesajas Strafgerichtsprophezeiungen durch eine Hoffnung abgemildert. Selbst wenn die Nation zugrunde geht, werden einige Treue mit der Hilfe Jehovas überleben. „Jehova der Heerscharen [wird] wie eine Krone der Zierde und wie ein Kranz der Schönheit für die von seinem Volk Übriggebliebenen werden und wie ein Geist des Rechts dem zu Gericht Sitzenden und wie Macht denen, die die Schlacht vom Tor wegwenden“ (Jesaja 28:5, 6).
„Sie sind abgeirrt“
6. Wann kommt Israels Untergang, doch warum sollte sich Juda nicht hämisch darüber freuen?
6 Der Tag der Abrechnung kommt für Samaria im Jahre 740 v. u. Z., wenn die Assyrer das Land verwüsten und das Nordreich als unabhängige Nation zu bestehen aufhört. Wie verhält es sich aber mit Juda? Dort werden die Assyrer einfallen, und später werden die Babylonier die Hauptstadt zerstören. Doch zu Lebzeiten Jesajas sollen Tempel und Priesterschaft weiter ihre Funktion erfüllen, und auch die Propheten setzen ihre Tätigkeit fort. Sollte sich Juda über den bevorstehenden Untergang des nördlichen Nachbarreiches hämisch freuen? Gewiss nicht! Jehova wird auch mit Juda und seinen Führern wegen ihres Ungehorsams und Unglaubens abrechnen.
7. In welcher Hinsicht sind Judas Führer betrunken, und wozu führt das?
7 Jesaja richtet seine Botschaft an Juda und fährt fort: „Und auch diese — wegen des Weines sind sie abgeirrt, und wegen des berauschenden Getränks sind sie umhergeirrt. Priester und Prophet — sie sind abgeirrt wegen des berauschenden Getränks, sie sind verwirrt worden zufolge des Weines, sie sind umhergeirrt zufolge des berauschenden Getränks; sie sind abgeirrt bei ihrem Sehen, sie sind getaumelt im Entscheiden. Denn die Tische selbst sind alle voll von unflätigem Gespei geworden — es gibt keine Stelle ohne solches“ (Jesaja 28:7, 8). Wie abscheulich! Buchstäbliche Trunkenheit in Gottes Haus wäre schon schlimm genug. Aber diese Priester und Propheten sind geistig berauscht — ihr Verstand ist von einem übersteigerten Vertrauen in menschliche Bündnisse getrübt. Sie erliegen einer Selbsttäuschung, wenn sie meinen, ihr Verhalten sei das einzig praktische, wobei sie wahrscheinlich glauben, sie hätten einen Ausweichplan für den Fall, dass sich der Schutz Jehovas als unzulänglich erweise. In ihrem Zustand geistiger Trunkenheit speien diese geistlichen Führer widerliche, unreine Äußerungen aus, die von ihrem folgenschweren Unglauben zeugen, was die Verheißungen Gottes betrifft.
8. Wie reagiert man auf die Botschaft Jesajas?
8 Wie reagieren Judas Führer auf die Warnung Jehovas? Sie verspotten Jesaja und beschuldigen ihn, er rede mit ihnen so, als seien sie kleine Kinder: „Wen wird einer in der Erkenntnis unterweisen, und wen wird einer Gehörtes verstehen lassen? Die von der Milch Entwöhnten, die von den Brüsten Entfernten? Denn da ist ‚Befehl auf Befehl, Befehl auf Befehl, Messschnur auf Messschnur, Messschnur auf Messschnur, hier ein wenig, dort ein wenig‘ “ (Jesaja 28:9, 10). Wie monoton und seltsam Jesajas Worte für sie klingen! Er wiederholt sich ständig, indem er sagt: „Dies ist, was Jehova geboten hat! Dies ist, was Jehova geboten hat! Das ist Jehovas Maßstab! Das ist Jehovas Maßstab!“a Aber Jehova wird zu den Bewohnern von Juda bald durch Taten „reden“. Er wird die Heere Babylons gegen sie aufmarschieren lassen — Ausländer, die wirklich eine andere Sprache sprechen. Diese Heere werden bestimmt ausführen, was Jehova geboten hat, „Befehl auf Befehl“, und Juda wird fallen. (Lies Jesaja 28:11-13.)
Geistige Trunkenbolde heute
9, 10. Wann und inwiefern sind Jesajas Worte für spätere Generationen von Bedeutung gewesen?
9 Erfüllten sich Jesajas Prophezeiungen nur damals an Israel und Juda? Keineswegs! Sowohl Jesus als auch Paulus zitierten Jesajas Worte und wandten sie auf die jüdische Nation ihrer Tage an (Jesaja 29:10, 13; Matthäus 15:8, 9; Römer 11:8). Auch heute ist eine ähnliche Situation wie zur Zeit Jesajas entstanden.
10 Heutzutage sind es die geistlichen Führer der Christenheit, die ihr Vertrauen auf die Politik setzen. Sie torkeln umher wie die Trunkenbolde Israels und Judas, mischen sich in politische Angelegenheiten ein und freuen sich, wenn sie von den so genannten Großen der Welt zurate gezogen werden. Statt die reine biblische Wahrheit zu reden, reden sie Unreines. Da sie geistig nicht klar sehen, können sie die Menschheit nicht sicher leiten (Matthäus 15:14).
11. Wie reagieren die Führer der Christenheit auf die gute Botschaft von Gottes Königreich?
11 Wie reagieren die Führer der Christenheit, wenn Jehovas Zeugen sie auf die einzige wahre Hoffnung aufmerksam machen, auf Gottes Königreich? Sie können das nicht verstehen. In ihren Augen plappern die Zeugen monoton wie kleine Kinder. Die geistlichen Führer sehen auf diese Boten herab und machen sich über sie lustig. Wie die Juden der Tage Jesu wünschen sie eigentlich nicht Gottes Königreich noch möchten sie, dass ihre Herden etwas darüber erfahren (Matthäus 23:13). Deshalb werden sie davon in Kenntnis gesetzt, dass Jehova nicht immer durch seine harmlosen Zeugen reden wird. Die Zeit wird kommen, in der alle, die sich dem Königreich Gottes nicht unterstellen wollen, „zerbrochen und verstrickt und gefangen“, das heißt vollständig vernichtet werden.
‘Einen Bund mit dem Tod’
12. Worum handelt es sich bei Judas angeblichem „Bund mit dem Tod“?
12 Jesaja setzt seinen prophetischen Spruch fort: „Ihr [habt] gesagt ...: ‚Wir haben mit dem Tod einen Bund geschlossen; und mit dem Scheol haben wir eine Vision zustande gebracht; die überströmende Sturzflut wird, falls sie hindurchziehen sollte, nicht an uns kommen, denn wir haben eine Lüge zu unserer Zuflucht gemacht, und in der Falschheit haben wir uns verborgen‘ “ (Jesaja 28:14, 15). Prahlerisch behaupten Judas Führer, ihre politischen Bündnisse würden sie vor einer Niederlage bewahren. Sie meinen, „mit dem Tod einen Bund geschlossen“ zu haben, sodass sie verschont würden. Doch ihre trügerische Zuflucht wird sie nicht abschirmen. Ihre Bündnisse sind eine Lüge, Falschheit. Heute verhält es sich genauso. Das enge Verhältnis der Christenheit zu den Führern der Welt wird sie nicht schützen, wenn die von Jehova bestimmte Zeit gekommen ist, mit ihr abzurechnen. Dieses Verhältnis wird tatsächlich ihren Untergang bedeuten (Offenbarung 17:16, 17).
13. Wer ist der „erprobte Stein“, und wie hat die Christenheit ihn verworfen?
13 Wohin sollten sich denn diese geistlichen Führer wenden? Jetzt zeichnet Jesaja die Verheißung Jehovas auf: „Siehe, ich lege als Grundlage in Zion einen Stein, einen erprobten Stein, die kostbare Ecke einer sicheren Grundlage. Keiner, der Glauben übt, wird in Panik geraten. Und ich will das Recht zur Messschnur und die Gerechtigkeit zur Setzwaage machen; und der Hagel soll die Zuflucht der Lüge wegfegen, und die Wasser, sie werden sogar das Versteck hinwegschwemmen“ (Jesaja 28:16, 17). Kurze Zeit nachdem Jesaja diese Worte geäußert hat, wird König Hiskia in Zion auf den Thron erhoben, und sein Königreich wird gerettet, nicht durch benachbarte Verbündete, sondern durch das Eingreifen Jehovas. Die inspirierten Worte erfüllen sich allerdings nicht an Hiskia. Wie der Apostel Petrus mit seinem Zitat der Worte Jesajas zeigte, handelt es sich bei dem „erprobten Stein“ um Jesus Christus, einen entfernten Nachkommen Hiskias; keiner, der Glauben an ihn ausübt, braucht sich zu fürchten (1. Petrus 2:6). Ist es da nicht traurig, dass die Führer der Christenheit, obwohl sie sich Christen nennen, gerade das getan haben, was Jesus ablehnte? Sie haben nach Ansehen und Macht in der Welt gestrebt, statt darauf zu warten, dass Jehova sein Königreich mit Jesus Christus als König aufrichtet (Matthäus 4:8-10).
14. Wann wird Judas „Bund mit dem Tod“ aufgelöst werden?
14 Wenn die „überströmende Sturzflut“ der Heere Babylons durch das Land hindurchzieht, wird Jehova die politische Zuflucht Judas als die Lüge entlarven, die sie ist. „Euer Bund mit dem Tod wird gewiss aufgelöst werden“, sagt Jehova. „Die überströmende Sturzflut, wenn sie hindurchzieht — ihr sollt für sie auch eine Stätte der Zertretung werden. Sooft sie hindurchzieht, ... soll [sie] nur ein Grund zum Erbeben werden, um andere verstehen zu machen, was gehört worden ist“ (Jesaja 28:18, 19). Aus dem, was mit Menschen geschieht, die behaupten, Jehova zu dienen, stattdessen aber auf Bündnisse mit den Nationen vertrauen, lässt sich eine einprägsame Lehre ziehen.
15. Womit veranschaulicht Jesaja, wie unzulänglich Judas Schutz ist?
15 Beachten wir, in welcher Lage sich die Führer Judas jetzt befinden. „Das Lager hat sich als zu kurz erwiesen, um sich darauf auszustrecken, und das gewebte Laken ist zu schmal, wenn man sich einwickelt“ (Jesaja 28:20). Es ist, als legten sie sich nieder, um auszuruhen, doch umsonst. Entweder müssen sie die Füße in die Kälte hinausstrecken oder sie ziehen die Füße an, und dann ist die Decke zu schmal, um sich darin einzuwickeln und warm zu bleiben. Das war die unbequeme Situation in den Tagen Jesajas. Und so sieht heute die Lage für alle aus, die wie die Christenheit auf die „Zuflucht der Lüge“ vertrauen. Wie abscheulich, dass einige geistliche Führer der Christenheit als Folge ihrer Einmischung in die Politik schließlich feststellen mussten, dass sie sich in derart schreckliche Gräueltaten wie ethnische Säuberungen und Genozid verstrickt hatten!
Jehovas ‘befremdende Tat’
16. Was ist Jehovas ‘befremdende Tat’, und warum ist dieses Werk ungewöhnlich?
16 Nun zurück zu Juda. Die Angelegenheit wird letztendlich ganz anders ausgehen, als die geistlichen Führer es sich erhoffen. Jehova wird mit den geistigen Trunkenbolden Judas auf befremdende Weise verfahren. „Jehova wird aufstehen wie am Berg Perazim, er wird erregt sein wie in der Tiefebene bei Gibeon, damit er seine Tat tue — seine Tat ist befremdend — und damit er sein Werk wirke — sein Werk ist ungewöhnlich“ (Jesaja 28:21). In den Tagen des Königs David schenkte Jehova seinem Volk am Berg Perazim und in der Tiefebene Gibeon beachtliche Siege über die Philister (1. Chronika 14:10-16). In den Tagen Josuas ließ er sogar die Sonne über Gibeon stillstehen, damit Israel einen eindeutigen Sieg über die Amoriter erringen konnte (Josua 10:8-14). Das war etwas höchst Ungewöhnliches. Jetzt wird Jehova erneut kämpfen, doch dieses Mal gegen Menschen, die sich als sein Volk bezeichnen. Könnte etwas noch befremdender, noch ungewöhnlicher sein? Nicht wenn man bedenkt, dass Jerusalem das Zentrum der Anbetung Jehovas und die Stadt seines gesalbten Königs ist. Bis jetzt ist das königliche Haus Davids in Jerusalem nie gestürzt worden. Dennoch wird Jehova mit Sicherheit seine ‘befremdende Tat’ ausführen. (Vergleiche Habakuk 1:5-7.)
17. Welchen Einfluss wird das Spotten auf die Erfüllung der Prophezeiung Jesajas haben?
17 Warnend sagt daher Jesaja: „Zeigt euch nicht als Spötter, damit eure Bande nicht stark werden, denn es gibt eine Ausrottung, ja etwas Beschlossenes, was ich von dem Souveränen Herrn, Jehova der Heerscharen, für das ganze Land gehört habe“ (Jesaja 28:22). Jesajas Botschaft entspricht der Wahrheit, wenn auch die Führer spotten. Er hat sie von Jehova vernommen, zu dem jene Führer in einem Bundesverhältnis stehen. Heute spotten die geistlichen Führer der Christenheit ebenfalls, wenn sie etwas von Jehovas ‘befremdender Tat’ hören. Sie regen sich sogar darüber auf. Doch die Botschaft, die Jehovas Zeugen verkündigen, entspricht der Wahrheit. Sie ist in der Bibel zu finden, in einem Buch, das diese Führer angeblich vertreten.
18. Wodurch veranschaulicht Jesaja, wie ausgeglichen Jehova Zuchtmaßnahmen anwendet?
18 Aufrichtige Personen, die nicht solchen Führern folgen, werden von Jehova zurechtgebracht und gelangen dadurch wieder in seine Gunst. (Lies Jesaja 28:23-29.) Ein Landwirt wendet beim Dreschen eines empfindlicheren Getreides, wie zum Beispiel Kreuzkümmel, eine sanftere Methode an als bei anderem Getreide. Genauso passt Jehova eine Zuchtmaßnahme der jeweiligen Person und den Umständen an. Nie handelt er launenhaft oder unbarmherzig, sondern er zieht eine mögliche Wiedereingliederung derjenigen, die auf Abwege geraten sind, in Betracht. Für jemand, der günstig reagiert, wenn Jehova an ihn appelliert, besteht Hoffnung. Ebenso verhält es sich heute. Das Geschick der Christenheit ist zwar besiegelt, doch jeder, der sich dem Königreich Jehovas unterstellt, kann es vermeiden, verurteilt zu werden.
Wehe Jerusalem!
19. Inwiefern soll Jerusalem ein „Altarherd“ werden, und wann und wie geschieht das?
19 Wovon spricht Jehova aber jetzt? „Wehe Ariel, Ariel, der Stadt, wo David lagerte! Fügt Jahr zu Jahr; lasst die Feste die Runde machen. Und ich muss Ariel zusetzen, und es soll Trauer und Wehklage geben, und sie soll mir werden wie der Altarherd Gottes“ (Jesaja 29:1, 2). „Ariel“ bedeutet möglicherweise „Altarherd Gottes“ und bezieht sich hier offensichtlich auf Jerusalem. Dort steht der Tempel mit seinem Opferaltar. Die Juden sind es gewohnt, dort Feste zu feiern und Schlachtopfer darzubringen, doch Jehova hat kein Gefallen an ihrer Anbetung (Hosea 6:6). Stattdessen soll nach seinem Beschluss die Stadt selbst ein „Altarherd“ werden, wenn auch in einem anderen Sinne. Wie auf einem Altar wird darin Blut fließen und ein Feuer wüten. Jehova beschreibt sogar, wie dies geschehen wird: „Ich muss mich auf allen Seiten gegen dich lagern, und ich muss dich mit einer Palisade belagern und Belagerungswerke gegen dich aufrichten. Und du sollst erniedrigt werden, sodass du von der Erde selbst her reden wirst, und wie aus dem Staub wird deine Rede gedämpft tönen“ (Jesaja 29:3, 4). Das erfüllt sich im Jahre 607 v. u. Z. an Juda und Jerusalem, als das babylonische Heer die Stadt belagert und zerstört und auch den Tempel niederbrennt. Jerusalem wird bis zum Erdboden „erniedrigt“, auf dem die Stadt erbaut wurde.
20. Welches Geschick wird letztendlich Gottes Feinde treffen?
20 Vor dieser verhängnisvollen Zeit hat Juda hin und wieder einen König, der dem Gesetz Jehovas gehorcht. Was geschieht dann? In einem solchen Fall kämpft Jehova für sein Volk. Selbst wenn die Feinde das Land bedecken, werden sie wie „feiner Staub“ und wie „Spreu“. Jehova zerstreut sie zu der von ihm bestimmten Zeit „mit Donner und mit Beben und mit großem Schall, Sturmwind und Orkan und der Flamme eines verzehrenden Feuers“ (Jesaja 29:5, 6).
21. Erkläre die Veranschaulichung aus Jesaja 29:7, 8.
21 Feindliche Heere mögen gespannt darauf warten, Jerusalem plündern zu können und sich gierig auf die Kriegsbeute zu stürzen. Doch ihnen steht ein böses Erwachen bevor. Wie ein Hungernder, der vom Schlemmen träumt, dann aber erwacht und feststellt, dass er genauso hungrig ist wie zuvor, so werden die Feinde Judas das von ihnen heiß ersehnte Festessen nicht genießen. (Lies Jesaja 29:7, 8.) Beachten wir, was dem assyrischen Heer unter Sanherib widerfährt, als es in den Tagen des treuen Königs Hiskia Jerusalem bedroht (Jesaja, Kapitel 36 und 37). In einer einzigen Nacht, ohne dass sich eine Menschenhand erhebt, wird die furchteinflößende assyrische Kriegsmaschine zum Rückzug gezwungen: 185 000 ihrer tapferen Krieger finden den Tod! Auch in naher Zukunft, wenn sich die Kriegsmaschine Gogs von Magog gegen Jehovas Volk in Gang setzt, wird die erträumte Eroberung vereitelt werden (Hesekiel 38:10-12; 39:6, 7).
22. Wie wirkt sich die geistige Trunkenheit auf Juda aus?
22 Zu der Zeit, als Jesaja diesen Teil seiner Prophezeiung äußert, haben die Führer Judas nicht denselben Glauben wie Hiskia. Sie haben sich durch ihre Bündnisse mit gottlosen Nationen bis zur geistigen Bewusstlosigkeit betrunken. „Stutzt und staunt; blendet euch und erblindet. Sie sind berauscht worden, doch nicht mit Wein; sie haben geschwankt, doch nicht von berauschendem Getränk“ (Jesaja 29:9). Geistig betrunken, sind diese Führer unfähig, die Bedeutung der Vision zu erkennen, die Jehovas treuer Prophet erhalten hat. Jesaja erklärt: „Über euch hat Jehova einen Geist tiefen Schlafes ausgegossen, und er verschließt eure Augen, die Propheten, und er hat sogar eure Häupter, die Visionenseher, verhüllt. Und für euch wird die Vision von allem gleich den Worten des Buches werden, das versiegelt worden ist und das sie jemandem geben, der der Schrift kundig ist, indem sie sprechen: ‚Lies dies bitte laut vor‘, und er muss sagen: ‚Ich kann es nicht, denn es ist versiegelt‘; und das Buch soll jemandem gegeben werden, der der Schrift unkundig ist, indem jemand sagt: ‚Lies dies bitte laut vor‘, und er muss sagen: ‚Ich bin der Schrift völlig unkundig‘ “ (Jesaja 29:10-12).
23. Warum wird Jehova Juda zur Rechenschaft ziehen, und auf welche Weise?
23 Judas geistliche Führer geben zwar vor, in geistiger Hinsicht verständig zu sein, haben aber Jehova verlassen. Sie lehren ihre eigenen verdrehten Ansichten über Recht und Unrecht, rechtfertigen ihr treuloses und unmoralisches Treiben und bringen das Volk so weit, dass es von Gott missbilligt wird. Mit „etwas Wunderbarem“ — seiner ‘befremdenden Tat’ — wird Jehova sie für ihre Heuchelei zur Rechenschaft ziehen. Er sagt: „Darum, dass dieses Volk sich mit dem Mund genaht hat und sie mich bloß mit ihren Lippen verherrlicht haben und sie ihr Herz von mir weit entfernt haben und ihre Furcht mir gegenüber Menschengebot wird, das man sie lehrt, deshalb siehe, ich bin es, der mit diesem Volk wieder wunderbar handeln wird, auf wunderbare Weise und mit etwas Wunderbarem; und die Weisheit seiner Weisen soll zugrunde gehen, und sogar der Verstand seiner Verständigen wird sich verbergen“ (Jesaja 29:13, 14). Das, was Juda für Weisheit und Verständnis hält, wird zugrunde gehen, wenn Jehova alles so lenkt, dass die babylonische Weltmacht dem gesamten abtrünnigen Religionssystem Judas ein Ende bereitet. Das Gleiche geschah im 1. Jahrhundert, nachdem die eingebildeten Führer der Juden die Nation in die Irre geführt hatten. Und Ähnliches wird in unseren Tagen mit der Christenheit geschehen (Matthäus 15:8, 9; Römer 11:8).
24. Wie lassen die Judäer erkennen, dass sie keine Gottesfurcht haben?
24 Noch glauben Judas prahlerische Führer jedoch, sie seien schlau genug, um trotz ihrer Abkehr von der wahren Anbetung ungestraft davonzukommen. Sind sie es aber wirklich? Jesaja reißt ihnen die Maske vom Gesicht und deckt auf, dass sie keine echte Gottesfurcht und somit keine wahre Weisheit haben: „Wehe denen, die im Verbergen ihres Rates vor Jehova selbst sehr tief gehen und deren Taten an finsterer Stelle geschehen sind, während sie sagen: ‚Wer sieht uns, und wer weiß von uns?‘ O eure Verkehrtheit! Sollte der Töpfer selbst dem Ton gleichgeachtet werden? Denn sollte das Gemachte von dem, der es gemacht hat, sprechen: ‚Er hat mich nicht gemacht‘? Und sagt auch das Gebilde tatsächlich hinsichtlich seines Bildners: ‚Er zeigte keinen Verstand‘?“ (Jesaja 29:15, 16). (Vergleiche Psalm 111:10.) Ungeachtet dessen, für wie gut verborgen sie sich halten, sind sie doch „nackt und bloßgelegt“ vor den Augen Gottes (Hebräer 4:13).
‘Die Tauben werden bestimmt hören’
25. In welchem Sinne werden „Taube“ hören?
25 Für Einzelpersonen, die Glauben ausüben, gibt es indes Rettung. (Lies Jesaja 29:17-24.) (Vergleiche Lukas 7:22.) „Die Tauben“ werden „die Worte des Buches hören“, die Botschaft aus Gottes Wort. Hier ist freilich nicht vom Heilen buchstäblicher Taubheit die Rede, sondern von einer geistigen Heilung. Wieder einmal weist Jesaja in die Zukunft, in die Zeit, zu der das messianische Königreich aufgerichtet und durch die Herrschaft des Messias die wahre Anbetung auf der Erde wiederhergestellt wird. Das ist in unseren Tagen geschehen, und Millionen aufrichtiger Menschen lassen sich von Jehova korrigieren und lernen, ihn zu preisen. Welch eine begeisternde Erfüllung! Schließlich wird der Tag kommen, wo jeder, ja alles, was atmet, Jehova preisen und seinen erhabenen Namen heiligen wird (Psalm 150:6).
26. Welche geistigen Mahnungen hören „Taube“ heute?
26 Was lernen heute die „Tauben“, die Gottes Wort hören? Dass alle Christen, besonders diejenigen, die von der Versammlung als Vorbilder angesehen werden, es unbedingt vermeiden sollten, ‘wegen berauschenden Getränks umherzuirren’ (Jesaja 28:7). Darüber hinaus sollten wir niemals der Mahnungen Gottes überdrüssig werden, die uns ja helfen, alles von einem geistigen Gesichtspunkt aus zu betrachten. Christen sind der staatlichen Obrigkeit zwar gebührend untertan und erwarten von ihr bestimmte Dienste, doch Rettung kommt nicht von der säkularen Welt, sondern von Jehova Gott. Auch dürfen wir nie vergessen, dass Gottes Strafgericht an der gegenwärtigen Generation ebenso unabwendbar ist, wie es das Strafgericht am abtrünnigen Jerusalem war. Mit der Hilfe Jehovas können wir wie Jesaja trotz Gegnerschaft weiterhin Gottes Warnungsbotschaft verkündigen (Jesaja 28:14, 22; Matthäus 24:34; Römer 13:1-4).
27. Welche Lehren können Christen aus Jesajas Prophezeiung ziehen?
27 Eltern und Älteste können aus der Art und Weise, wie Jehova züchtigt, etwas lernen und sollten stets bestrebt sein, Missetätern zu helfen, wieder Gottes Gunst zu erlangen, statt nur auf Bestrafung aus zu sein (Jesaja 28:26-29; vergleiche Jeremia 30:11). Und wir alle, auch junge Leute, werden daran erinnert, wie wichtig es ist, Jehova von Herzen zu dienen und nicht nur der Form halber ein Christ zu sein, um Menschen zu gefallen (Jesaja 29:13). Wir sollten beweisen, dass wir im Unterschied zu den ungläubigen Bewohnern Judas eine heilsame Furcht vor Jehova und tiefen Respekt vor ihm haben (Jesaja 29:16). Außerdem sollte offenkundig sein, dass wir uns bereitwillig von Jehova korrigieren und belehren lassen (Jesaja 29:24).
28. Wie betrachten Jehovas Diener seine rettenden Taten?
28 Wie wichtig ist es doch, an Jehova zu glauben sowie Vertrauen zu ihm und seiner Handlungsweise zu haben! (Vergleiche Psalm 146:3.) Für die meisten klingt die Warnungsbotschaft, die wir predigen, kindisch. Dass eine Organisation wie die Christenheit, die behauptet, Gott zu dienen, einmal vernichtet werden soll, ist eine befremdende, ungewöhnliche Vorstellung. Aber Jehova wird seine ‘befremdende Tat’ vollbringen. Daran kann kein Zweifel bestehen. Somit vertrauen Gottes Diener in den letzten Tagen des gegenwärtigen Systems der Dinge uneingeschränkt auf sein Königreich und seinen eingesetzten König, Jesus Christus. Sie wissen, dass Jehovas rettende Taten — zusammen mit seinem ‘ungewöhnlichen Werk’ — für alle gehorsamen Menschen ewige Segnungen mit sich bringen.
[Fußnote]
a In der hebräischen Ursprache sind die Worte aus Jesaja 28:10 ein monotoner Reim, fast wie ein Kinderreim. Folglich klang Jesajas Botschaft in den Ohren der geistlichen Führer monoton und kindisch.
[Bilder auf Seite 289]
Die Christenheit hat sich auf Bündnisse mit menschlichen Herrschern verlassen statt auf Gott
[Bild auf Seite 290]
Jehova führt seine ‘befremdende Tat’ aus, als er zulässt, dass Babylon Jerusalem zerstört
[Bild auf Seite 298]
Ehemals geistig Taube können Gottes Wort „hören“