Kapitel fünfundzwanzig
Der König und seine Fürsten
1, 2. Was ist über den Text der Jesaja-Rolle vom Toten Meer zu sagen?
IN Palästina entdeckte man Ende der 1940er-Jahre in Höhlen unweit des Toten Meeres eine bemerkenswerte Sammlung von Handschriften, die als die Schriftrollen vom Toten Meer bekannt geworden sind. Sie wurden vermutlich irgendwann zwischen 200 v. u. Z. und 70 u. Z. angefertigt. Am bekanntesten ist eine auf widerstandsfähiges Leder geschriebene Jesaja-Rolle in Hebräisch. Sie enthält fast das vollständige Buch Jesaja. Der Text weicht nur geringfügig von den Handschriften des etwa 1 000 Jahre jüngeren massoretischen Textes ab. Damit erbringt die Rolle einen eindrucksvollen Beweis für die genaue Übermittlung des Textes der Bibel.
2 Bemerkenswert ist, dass in der Jesaja-Rolle die Stelle, an der heute das Kapitel 32 beginnt, am Rand angekreuzt ist. Den Grund dafür kennen wir nicht, doch wir wissen, dass es mit diesem Teil der Bibel etwas Besonderes auf sich hat.
Für Gerechtigkeit und Recht herrschen
3. Was für eine Administration wird in den Bibelbüchern Jesaja und Offenbarung vorausgesagt?
3 Das 32. Kapitel des Buches Jesaja beginnt mit einer begeisternden Prophezeiung, die sich in unseren Tagen auf bemerkenswerte Weise erfüllt: „Siehe! Für Gerechtigkeit wird ein König regieren; und was Fürsten betrifft, sie werden für das Recht als Fürsten herrschen“ (Jesaja 32:1). Ja: „Siehe!“ Dieser Ausruf erinnert an einen ähnlichen im letzten prophetischen Buch der Bibel: „Der, der auf dem Thron saß, sprach: ‚Siehe! Ich mache alle Dinge neu‘ “ (Offenbarung 21:5). Sowohl im Bibelbuch Jesaja als auch in der Offenbarung — zwei Bücher, zwischen deren Abfassung etwa 900 Jahre liegen — wird auf bewegende Weise eine neue Administration beschrieben, ein „neuer Himmel“ (bestehend aus dem König Christus Jesus, der 1914 im Himmel inthronisiert worden ist, sowie 144 000 ‘aus den Menschen erkauften’ Mitherrschern), aber auch eine „neue Erde“, eine weltumspannende, geeinte menschliche Gesellschaft (Offenbarung 14:1-4; 21:1-4; Jesaja 65:17-25).a Diese gesamte Einrichtung wird durch Christi Loskaufsopfer ermöglicht.
4. Was für ein Kern der „neuen Erde“ ist heute vorhanden?
4 Nachdem der Apostel Johannes in einer Vision die endgültige Versiegelung der 144 000 Mitherrscher gesehen hat, berichtet er: „Ich [sah], und siehe, eine große Volksmenge, die kein Mensch zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen stand vor dem Thron und vor dem Lamm.“ Dabei handelt es sich um den Kern der „neuen Erde“ — eine heute mehrere Millionen zählende große Volksmenge, die eingesammelt worden ist und den wenigen, meist betagten Übriggebliebenen der 144 000 zur Seite steht. Diese große Volksmenge wird die schnell herannahende große Drangsal überleben, und auf der paradiesischen Erde werden sich ihr auferweckte Treue zugesellen sowie Milliarden weitere Auferweckte, denen die Gelegenheit gegeben wird, Glauben auszuüben. Alle, die das tun, werden mit ewigem Leben gesegnet werden (Offenbarung 7:4, 9-17).
5—7. Welche Rolle spielen die vorhergesagten „Fürsten“ innerhalb der Herde Gottes?
5 Doch solange die gegenwärtige hasserfüllte Welt besteht, benötigen alle, die zur großen Volksmenge gehören, Schutz. Dieser Schutz wird in großem Umfang von den „Fürsten“ geboten, die „für das Recht ... herrschen“. Welch eine wunderbare Vorkehrung! Über diese „Fürsten“ heißt es in den begeisternden Worten der Prophezeiung Jesajas weiter: „Jeder soll sich wie ein Bergungsort vor dem Wind und ein Versteck vor dem Regensturm erweisen, wie Wasserbäche in einem wasserlosen Land, wie der Schatten eines wuchtigen zerklüfteten Felsens in einem erschöpften Land“ (Jesaja 32:2).
6 Gerade jetzt, in der Zeit weltweiter Bedrängnis, besteht ein Bedarf an „Fürsten“, an Ältesten, die ‘auf die ganze Herde Acht geben’, ja sich der Schafe Jehovas annehmen und im Einklang mit Jehovas gerechten Grundsätzen dem Recht Geltung verschaffen (Apostelgeschichte 20:28). Diese „Fürsten“ müssen die in 1. Timotheus 3:2-7 und Titus 1:6-9 festgelegten Voraussetzungen erfüllen.
7 Jesus erklärte in seiner großen Prophezeiung über den bedrängnisreichen „Abschluss des Systems der Dinge“: „Seht zu, dass ihr nicht erschreckt“ (Matthäus 24:3-8). Warum erschrecken Jesu Nachfolger nicht über die heutigen gefahrvollen Weltverhältnisse? Unter anderem deshalb, weil die „Fürsten“ — seien es Gesalbte oder „andere Schafe“ — die Herde loyal beschützen (Johannes 10:16). Sie sorgen furchtlos für ihre Brüder und Schwestern, selbst angesichts grauenhafter Ereignisse wie ethnische Konflikte und Völkermord. In einer geistig erschöpften Welt sorgen sie dafür, dass bedrückte Seelen durch die erbauenden Wahrheiten des Wortes Gottes, der Bibel, erquickt werden.
8. Wie schult und wie gebraucht Jehova die „Fürsten“, die zu den anderen Schafen gehören?
8 In den vergangenen 50 Jahren sind die „Fürsten“ deutlich in Erscheinung getreten. Solche, die zu den anderen Schafen gehören, werden als eine sich herausbildende „Vorsteher“klasse geschult, damit nach der großen Drangsal auf der „neuen Erde“ Befähigte aus ihren Reihen für administrative Dienste eingesetzt werden können (Hesekiel 44:2, 3; 2. Petrus 3:13). Dadurch, dass sie im Königreichsdienst die Führung übernehmen und für geistige Anleitung und Erquickung sorgen, sind sie „wie der Schatten eines wuchtigen zerklüfteten Felsens“ und bieten der Herde im Bereich der Anbetung Hilfe.b
9. Welche Verhältnisse lassen erkennen, dass heute „Fürsten“ benötigt werden?
9 In den gegenwärtigen gefahrvollen letzten Tagen der gottlosen Welt Satans haben Gott hingegebene Christen solchen Schutz bitter nötig (2. Timotheus 3:1-5, 13). Es wehen heftige Winde der Irrlehre und verdrehter Ansichten. Stürme toben in Form von internationalen Kriegen und innerstaatlichen Auseinandersetzungen sowie Frontalangriffen auf treue Anbeter Jehovas. In einer geistig ausgedörrten Welt benötigen Christen dringend die Ströme des Wassers reiner, unverfälschter Wahrheit, damit sie ihren geistigen Durst stillen können. Glücklicherweise hat Jehova für die heutige Zeit der Bedrängnis verheißen, dass der von ihm eingesetzte König durch seine gesalbten Brüder und die sie unterstützenden „Fürsten“ von den anderen Schafen Niedergeschlagene und Entmutigte ermuntern und anleiten wird. So wird Jehova dafür sorgen, dass Recht und Gerechtigkeit die Oberhand gewinnen.
Mit Augen, Ohren und Herz aufmerken
10. Welche Einrichtungen hat Jehova geschaffen, damit sein Volk geistige Dinge ‘sehen’ und ‘hören’ kann?
10 Wie verhält sich die große Volksmenge gegenüber der theokratischen Einrichtung Jehovas? In der Prophezeiung heißt es weiter: „Die Augen der Sehenden werden nicht verklebt sein, und die Ohren der Hörenden, sie werden aufmerken“ (Jesaja 32:3). Im Laufe der Jahre hat Jehova dafür gesorgt, dass seine Diener, die ihm lieb und teuer sind, unterwiesen werden und Reife erlangen. Die Theokratische Predigtdienstschule und andere von den Versammlungen der Zeugen Jehovas weltweit veranstaltete Zusammenkünfte, die Bezirks- und Landeskongresse sowie internationale Kongresse, aber auch die spezielle Schulung für die „Fürsten“, die Herde liebevoll zu behandeln — all das hat dazu beigetragen, eine geeinte, weltumspannende Bruderschaft aufzubauen, die in die Millionen geht. Wo immer sich diese Hirten auf der Erde befinden, halten sie die Ohren für Berichtigungen offen, die im Einklang mit dem fortschreitenden Verständnis des Wortes der Wahrheit sind. Mit einem biblisch geschulten Gewissen sind sie stets bereit, zu hören und zu gehorchen (Psalm 25:10).
11. Wieso redet Gottes Volk heute mit Überzeugung und nicht mit der Unsicherheit eines Stammelnden?
11 Anschließend rät die Prophezeiung zur Besonnenheit: „Das Herz selbst der Übereiligen wird auf Erkenntnis achten, und auch die Zunge der Stammelnden wird schnell sein, Klares zu reden“ (Jesaja 32:4). Niemand schlussfolgere übereilt, was recht und unrecht ist. Die Bibel sagt: „Hast du einen Mann erblickt, der hastig ist mit seinen Worten? Für einen Unvernünftigen gibt es mehr Hoffnung als für ihn“ (Sprüche 29:20; Prediger 5:2). Vor 1919 war selbst noch Jehovas Volk von babylonischen Vorstellungen beeinflusst. Doch Jehova hat seinen Dienern von jenem Jahr an ein immer deutlicheres Verständnis seiner Vorsätze gewährt. Wie sich herausgestellt hat, waren die Wahrheiten gut durchdacht und nicht übereilt, sondern von Gott offenbart; und deshalb reden sie jetzt nicht mit der Unsicherheit eines Stammelnden, sondern mit voller Glaubensgewissheit.
„Der Unverständige“
12. Wer sind die ‘Unverständigen’ heute, und in welcher Hinsicht sind sie nicht freigebig?
12 In Jesajas Prophezeiung wird nun auf eine einschneidende Veränderung hingewiesen: „Der Unverständige wird nicht mehr freigebig genannt werden; und was den Grundsatzlosen betrifft, er wird nicht edel geheißen werden; denn der Unverständige, er wird bloß Unverständiges reden“ (Jesaja 32:5, 6a). Um wen handelt es sich bei dem „Unverständigen“? Was König David auf diese Frage antwortet, steht gleich, als sei es um des Nachdrucks willen, an zwei Stellen der Bibel: „Der Unverständige hat in seinem Herzen gesagt: ‚Es gibt keinen Jehova.‘ Sie haben verderblich gehandelt, sie haben verabscheuungswürdig gehandelt in ihrer Handlungsweise. Da ist keiner, der Gutes tut“ (Psalm 14:1; 53:1). Die Feststellung, es gebe keinen Jehova, äußern natürlich überzeugte Atheisten. Doch im Grunde genommen auch „Intellektuelle“ und andere, die so handeln, als gäbe es keinen Gott, und die meinen, niemandem rechenschaftspflichtig zu sein. Die Wahrheit ist nicht in solchen Menschen. Sie haben kein freigebiges Herz. Ein Evangelium der Liebe ist ihnen fremd. Im Gegensatz zu wahren Christen sorgen sie entweder nur zögernd oder überhaupt nicht für Personen, die sich in einer verzweifelten Lage befinden und Hilfe benötigen.
13, 14. (a) Inwiefern arbeiten neuzeitliche Abtrünnige an Schädlichem? (b) Wovon suchen Abtrünnige die Hungrigen und die Durstigen fern zu halten, und wie wird die Sache letzten Endes ausgehen?
13 Nicht wenige von diesen Unverständigen entwickeln schließlich einen Hass auf die Verfechter der göttlichen Wahrheit. „Sein eigenes Herz wird an Schädlichem arbeiten, um Abfall zu bewirken und gegen Jehova Irriges zu reden“ (Jesaja 32:6b). Wie genau dies doch auf Abtrünnige in der Neuzeit zutrifft! In mehreren europäischen und asiatischen Ländern haben sich Abtrünnige mit anderen Gegnern der Wahrheit verbündet; sie belügen offenkundig die Behörden in der Absicht, ein Verbot der Zeugen Jehovas oder gewisse Einschränkungen ihres Werkes zu erwirken. Sie lassen den Geist des „bösen Sklaven“ erkennen, über den Jesus prophezeite: „Wenn aber jener übel gesinnte Sklave je in seinem Herzen sagen sollte: ‚Mein Herr bleibt noch aus‘, und anfangen sollte, seine Mitsklaven zu schlagen, und mit den Gewohnheitstrinkern essen und trinken sollte, wird der Herr jenes Sklaven an einem Tag kommen, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn mit der größten Strenge bestrafen und wird ihm sein Teil mit den Heuchlern zuweisen. Dort wird sein Weinen und sein Zähneknirschen sein“ (Matthäus 24:48-51).
14 Bis dahin lässt ein Abtrünniger „die Seele des Hungrigen leer ausgehen ..., und er lässt sogar den Durstigen ohne Getränk ausgehen“ (Jesaja 32:6c). Feinde der Wahrheit suchen wahrheitshungrige Menschen von geistiger Speise fern zu halten und Durstige vom erfrischenden Wasser der Königreichsbotschaft. Doch letztendlich wird es so ausgehen, wie Jehova es seinem Volk durch einen anderen seiner Propheten erklärt: „Sie werden gewiss gegen dich kämpfen, aber sie werden nicht die Oberhand über dich gewinnen, denn ‚ich bin mit dir‘, ist der Ausspruch Jehovas, ‚um dich zu befreien‘ “ (Jeremia 1:19; Jesaja 54:17).
15. Wer vor allem ist heute ‘grundsatzlos’, welche „falschen Reden“ haben sie gefördert und mit welchen Folgen?
15 Seit Mitte des 20. Jahrhunderts grassiert die Unmoral in den Ländern der Christenheit in aller Öffentlichkeit. Warum? In der Prophezeiung wird e i n Grund genannt: „Was den Grundsatzlosen betrifft, seine Werkzeuge sind schlecht; er selbst hat Rat erteilt für Taten der Zügellosigkeit, um die Niedergedrückten mit falschen Reden zugrunde zu richten, auch wenn ein Armer redet, was recht ist“ (Jesaja 32:7). Diese Worte bewahrheiten sich vor allem dadurch, dass viele Geistliche zu vorehelichen Beziehungen, Zusammenleben ohne Trauschein und Homosexualität, ja zu ‘Hurerei und jeder Art Unreinheit’ eine permissive Haltung einnehmen (Epheser 5:3, 4). So richten sie ihre Herden mit ihren falschen Reden zugrunde.
16. Was bereitet wahren Christen Freude?
16 Wie erfrischend ist doch dagegen die Erfüllung der folgenden Worte des Propheten! „Was den Freigebigen betrifft, für freigebige Dinge hat er Rat erteilt; und zugunsten freigebiger Dinge wird er selbst sich erheben“ (Jesaja 32:8). Jesus selbst ermunterte zur Freigebigkeit, als er sagte: „Übt euch im Geben, und man wird euch geben. Man wird euch ein treffliches, voll gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß in euren Schoß schütten. Denn mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird euch wieder gemessen werden“ (Lukas 6:38). Auch der Apostel Paulus hob die Segnungen hervor, die Freigebigen zuteil werden, indem er sagte, man solle „die Worte des Herrn Jesus im Sinn behalten ..., der selbst gesagt hat: ‚Beglückender ist Geben als Empfangen‘ “ (Apostelgeschichte 20:35). Nicht durch materiellen Reichtum noch durch gesellschaftliches Ansehen werden wahre Christen glücklich, sondern indem sie freigebig sind — so wie ihr Gott, Jehova, freigebig ist (Matthäus 5:44, 45). Die größte Freude bereitet es ihnen, den Willen Gottes zu tun und sich dabei zu verausgaben, anderen die „gute Botschaft des glücklichen Gottes“ zu übermitteln (1. Timotheus 1:11).
17. Wer gleicht heute den von Jesaja erwähnten „sorglosen Töchtern“?
17 In Jesajas Prophezeiung heißt es weiter: „Ihr bequemen Frauen, erhebt euch, hört auf meine Stimme! Ihr sorglosen Töchter, schenkt meiner Rede Gehör! Innerhalb eines Jahres und einiger Tage werdet ihr Sorglosen erbeben, weil die Weinlese zu Ende gegangen sein wird, aber keine Obsternte kommen wird. Zittert, ihr bequemen Frauen! Erbebt, ihr Sorglosen!“ (Jesaja 32:9-11a). Die Einstellung dieser Frauen erinnert uns vielleicht an diejenigen, die heute vorgeben, Gott zu dienen, aber nichts mit Eifer für ihn tun. Solche Personen gibt es in den Religionsgemeinschaften „Babylons der Großen, der Mutter der Huren“ (Offenbarung 17:5). Mitglieder von Kirchen der Christenheit verhalten sich genauso wie diese von Jesaja beschriebenen „Frauen“. Sie machen es sich „bequem“ und reagieren unbesorgt und selbstgefällig angesichts des drohenden Strafgerichts und des Bebens, das bald über sie kommen wird.
18. Wer wird angewiesen, ‘Sacktuch um die Lenden zu gürten’, und warum?
18 An die falsche Religion ergeht der Aufruf: „Zieht euch aus, und entblößt euch, und gürtet Sacktuch um die Lenden. Schlagt euch an die Brüste in Wehklage um die begehrenswerten Felder, um den fruchttragenden Weinstock. Auf dem Erdboden meines Volkes schießen nur Dornen, stachelige Büsche auf, denn auf allen frohlockenden Häusern, ja auf der ausgelassenen Stadt sind sie“ (Jesaja 32:11b-13). Die Aufforderung „Zieht euch aus, und entblößt euch“ soll anscheinend nicht bedeuten, sich vollständig zu entkleiden. In alter Zeit trug man gewöhnlich ein äußeres Kleid über einem Unterkleid. Am äußeren Kleid war häufig zu erkennen, mit wem man es zu tun hatte (2. Könige 10:22, 23; Offenbarung 7:13, 14). In der Prophezeiung wird somit Mitgliedern falscher Religionen geboten, ihre äußeren Kleider abzulegen — ihre angebliche Identität als Diener Gottes — und stattdessen Kleider aus Sacktuch anzulegen als Sinnbild der Trauer über ihr bevorstehendes Strafgericht (Offenbarung 17:16). Weder unter den Religionsorganisationen der Christenheit, die behauptet, Gottes „ausgelassene Stadt“ zu sein, noch unter den übrigen Mitgliedern des Weltreiches der falschen Religion ist gottgefällige Fruchtbarkeit zu finden. In ihrem Tätigkeitsbereich werden „nur Dornen, stachelige Büsche“ hervorgebracht, ein Zeichen der Verwahrlosung.
19. Welche Zustände im abtrünnigen „Jerusalem“ werden von Jesaja aufgedeckt?
19 Dieses düstere Bild erstreckt sich auf alle Teile des abtrünnigen „Jerusalem“: „Der Wohnturm, er ist verlassen worden, selbst das Getümmel der Stadt ist aufgegeben worden; ja Ophel und der Wachtturm sind kahle Felder geworden, bis auf unabsehbare Zeit das Frohlocken von Zebras, die Weide von Herden“ (Jesaja 32:14). Ja, auch der Ophel ist einbezogen. Dabei handelt es sich um eine Anhöhe in Jerusalem, die gut verteidigt werden kann. Dass der Ophel ein kahles Feld werden soll, weist auf die vollständige Verödung der Stadt hin. Die Worte Jesajas zeigen, dass das abtrünnige „Jerusalem“ — die Christenheit — nicht darauf bedacht ist, den Willen Gottes zu tun. Es ist geistig öde; nicht anders als ein Tier ist es weit entfernt von Wahrheit und Gerechtigkeit.
Ein herrlicher Gegensatz!
20. Wie wirkt es sich aus, dass Gottes Geist auf sein Volk ausgegossen wird?
20 Als Nächstes vermittelt Jesaja allen, die den Willen Jehovas tun, eine herzerquickende Hoffnung. Jegliche Verwüstung des Volkes Gottes wird nur so lange dauern, bis „der Geist aus der Höhe ausgegossen wird und die Wildnis zum Obstgarten geworden ist und der Obstgarten selbst als wirklicher Wald gerechnet wird“ (Jesaja 32:15). Von 1919 an ist glücklicherweise Jehovas Geist im Übermaß auf sein Volk ausgegossen worden; dadurch ist sozusagen ein fruchttragender Obstgarten wiederhergestellt worden, bestehend aus gesalbten Zeugen, und im Anschluss daran ein sich ausdehnender Wald, bestehend aus anderen Schafen. Wohlfahrt und Wachstum sind heute Grundzüge von Gottes irdischer Organisation. In dem wiederhergestellten geistigen Paradies spiegelt sein Volk „die Herrlichkeit Jehovas, die Pracht unseres Gottes“, wider, indem es sein Königreich weltweit verkündigt (Jesaja 35:1, 2).
21. Wo sind heute Gerechtigkeit, Ruhe und Sicherheit zu finden?
21 Hören wir jetzt Jehovas herrliche Verheißung: „In der Wildnis wird gewiss das Recht weilen, und Gerechtigkeit wird im Obstgarten wohnen. Und das Werk der wahren Gerechtigkeit soll Frieden werden und der Dienst der wahren Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit bis auf unabsehbare Zeit“ (Jesaja 32:16, 17). Wie treffend hier der geistige Zustand des Volkes Jehovas in der heutigen Zeit beschrieben wird! Im Gegensatz zur Mehrheit der Menschen, die wegen Hass, Gewalttat und tiefer geistiger Armut uneins sind, erfreuen sich wahre Christen weltweiter Einheit, obwohl sie „aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“ kommen. Sie leben, handeln und dienen Gott im Einklang mit seiner Gerechtigkeit, und das in der festen Überzeugung, dass sie schließlich auf unabsehbare Zeit wirklich in Frieden und Sicherheit leben werden (Offenbarung 7:9, 17).
22. Worin unterscheidet sich der Zustand des Volkes Gottes von dem Zustand der Mitglieder falscher Religionen?
22 Im geistigen Paradies erfüllt sich bereits Jesaja 32:18. Dort heißt es: „Mein Volk soll an einem friedlichen Aufenthaltsort wohnen und an Wohnsitzen völliger Zuversicht und an ungestörten Ruheorten.“ Aber für Scheinchristen „wird [es] gewiss hageln, wenn der Wald niederstürzt und in Niedrigkeit erniedrigt wird die Stadt“ (Jesaja 32:19). Ja, wie ein Hagelschlag wird Jehovas Strafgericht die Stadt der Heuchelei, die falsche Religion, treffen, ihren „Wald“ von Unterstützern erniedrigen und sie für alle Zeit vernichtend schlagen!
23. Welches weltumspannende Werk geht seiner Vollendung entgegen, und als was können diejenigen bezeichnet werden, die sich daran beteiligen?
23 Dieser Teil der Prophezeiung schließt mit den Worten: „Glücklich seid ihr, die ihr Samen sät an allen Wassern, indem ihr die Füße des Stieres und des Esels aussendet“ (Jesaja 32:20). Für Gottes Volk in alter Zeit waren Stier und Esel Arbeitstiere, mit deren Hilfe man die Felder pflügte und Samen aussäte. Heute macht sich Jehovas Volk für die Herstellung und Verbreitung von Milliarden biblischer Veröffentlichungen verschiedene Druckeinrichtungen, elektronische Hilfsmittel sowie moderne Gebäude und Transportmöglichkeiten und vor allem eine geeinte, theokratische Organisation zunutze. Mithilfe dieser Instrumente säen willige Arbeiter auf der ganzen Erde, buchstäblich „an allen Wassern“, den Samen der Königreichswahrheit. Geerntet worden sind bereits Millionen gottesfürchtiger Männer und Frauen, und eine Vielzahl weiterer schließt sich ihnen an (Offenbarung 14:15, 16). Sie alle sind wirklich „glücklich“ zu nennen!
[Fußnoten]
a Mit dem in Jesaja 32:1 erwähnten „König“ war vielleicht zunächst König Hiskia gemeint. Die hauptsächliche Erfüllung von Jesaja, Kapitel 32 hat jedoch mit dem König Christus Jesus zu tun.
b Siehe Wachtturm, 1. März 1999, Seite 13—18, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
[Bilder auf Seite 331]
In der Jesaja-Rolle vom Toten Meer ist der Beginn von Kapitel 32 am Rand angekreuzt
[Bilder auf Seite 333]
Jeder ‘Fürst’ ist wie ein Bergungsort vor dem Wind, wie ein Schutz vor dem Regen, wie Wasser in der Wüste und wie ein Schatten in praller Sonne
[Bild auf Seite 338]
Einem Christen bereitet es große Freude, anderen die gute Botschaft zu übermitteln