Kapitel sieben
Wehe dem untreuen „Weingarten“!
1, 2. Was pflanzt der „Geliebte“, doch wieso erweist es sich als enttäuschend?
„DIESES Gleichnis ist wegen seiner vorzüglichen Sprachschönheit und seiner gelungenen Gedankenvermittlung so gut wie ohnegleichen.“ Das sagte ein Bibelkommentator über die einleitenden Verse von Jesaja, Kapitel 5. Jesajas Worte sind mehr als ein bloßes Kunstwerk; sie zeichnen ein bewegendes Bild von der liebevollen Fürsorge, mit der Jehova sein Volk umgibt. Gleichzeitig warnen sie uns aber auch vor dem, was ihm missfällt.
2 Das Gleichnis beginnt wie folgt: „Lasst mich bitte meinem Geliebten ein Lied meines Liebsten hinsichtlich seines Weingartens singen. Da war ein Weingarten, den mein Geliebter an einer fruchtbaren Hügelhalde bekam. Und er ging daran, ihn umzugraben und ihn von Steinen frei zu machen und ihn mit einer roten Edelrebe zu bepflanzen und einen Turm in seiner Mitte zu bauen. Und da war auch eine Weinkelter, die er darin aushieb. Und er hoffte fortwährend, dass er Trauben hervorbrächte, aber er brachte allmählich wilde Trauben hervor“ (Jesaja 5:1, 2). (Vergleiche Markus 12:1.)
Die Pflege des Weingartens
3, 4. Welche liebevolle Pflege wird dem Weingarten zuteil?
3 Ob nun Jesaja dieses Gleichnis seinen Zuhörern buchstäblich vorsingt oder nicht, so erregt er doch ganz sicher ihre Aufmerksamkeit. Die meisten kennen sich wahrscheinlich mit dem Bepflanzen eines Weingartens aus. Außerdem ist Jesajas Beschreibung anschaulich und realistisch. Der Besitzer des Weingartens zieht eine neue Rebe — wie auch Weinbauern heutzutage — nicht aus Kernen der Weinbeere, sondern von einem Setzling oder Schössling eines anderen Weinstocks, einer „roten Edelrebe“. Passenderweise legt er seinen Weingarten „an einer fruchtbaren Hügelhalde“ an, einem Standort mit guten Wachstumsvoraussetzungen.
4 Soll ein Weingarten Ertrag bringen, ist harte Arbeit nötig. Jesaja sagt von dem Besitzer, er ‘grabe den Boden um und befreie ihn von Steinen’ — eine ermüdende, Kraft raubende Arbeit. Die größeren Steine verwendet er wahrscheinlich, um ‘einen Turm zu bauen’. In alter Zeit dienten solche Türme als Standort von Wächtern, die die Früchte vor Dieben und Tieren schützen sollten.a Auch baute man steinerne Stützmauern für die Terrassen des Weingartens (Jesaja 5:5). Dadurch wurde im Allgemeinen verhindert, dass wertvolle Muttererde weggespült wurde.
5. Was erwartet der Besitzer zu Recht von seinem Weingarten, aber was erhält er?
5 Nachdem der Besitzer sehr hart gearbeitet hat, um seinen Weingarten zu schützen, darf er natürlich auch erwarten, dass dieser Frucht trägt. Im Hinblick darauf haut er eine Weinkelter aus. Stellt sich aber auch die erhoffte Ernte ein? Nein, der Weingarten bringt wilde Trauben hervor.
Der Weingarten und sein Besitzer
6, 7. (a) Wer ist der Besitzer des Weingartens, und was ist mit dem Weingarten gemeint? (b) Zu welcher Gerichtsentscheidung fordert der Besitzer auf?
6 Wer ist der Besitzer, und worum handelt es sich bei dem Weingarten? Der Besitzer des Weingartens gibt selbst die Antwort auf diese Fragen, wenn er sagt: „Nun, o ihr Bewohner von Jerusalem und ihr Männer von Juda, richtet bitte zwischen mir und meinem Weingarten. Was ist noch für meinen Weingarten zu tun, das ich darin nicht schon getan habe? Warum habe ich denn gehofft, dass er Trauben hervorbrächte, er aber allmählich wilde Trauben hervorbrachte? Und nun, bitte, lasst mich euch bekannt geben, was ich mit meinem Weingarten tun werde: Seine Hecke wird entfernt werden, und er soll zum Niederbrennen bestimmt sein. Seine Steinmauer soll abgebrochen werden, und er soll zu einer Stätte der Zertretung bestimmt sein“ (Jesaja 5:3-5).
7 Der Besitzer des Weingartens ist Jehova, und er steht gewissermaßen in einem Gerichtssaal und bittet, man möge zwischen ihm und seinem enttäuschenden Weingarten richten. Was ist denn mit dem Weingarten gemeint? Der Besitzer erklärt: „Der Weingarten Jehovas der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Pflanzung, die ihm lieb war“ (Jesaja 5:7a).
8. Von welcher Bedeutung ist die von Jesaja für Jehova gewählte Bezeichnung „mein Geliebter“?
8 Jesaja nennt Jehova, den Besitzer des Weingartens, seinen „Geliebten“ (Jesaja 5:1). So vertraulich von Gott sprechen kann Jesaja nur deshalb, weil er ein enges Verhältnis zu ihm hat. (Vergleiche Hiob 29:4; Psalm 25:14.) Doch die Liebe des Propheten zu Gott verblasst im Vergleich zu der Liebe, die Gott zu seinem „Weingarten“ — der von ihm „gepflanzten“ Nation — gezeigt hat. (Vergleiche 2. Mose 15:17; Psalm 80:8, 9.)
9. Inwiefern hat Jehova seine Nation wie einen wertvollen Weingarten behandelt?
9 Jehova „pflanzte“ seine Nation in das Land Kanaan und gab ihr seine Gesetze und Bestimmungen als Schutzmauer, damit sie nicht durch andere Nationen verdorben wurde (2. Mose 19:5, 6; Psalm 147:19, 20; Epheser 2:14). Außerdem gab Jehova ihr Richter, Priester und Propheten, die sie unterweisen sollten (2. Könige 17:13; Maleachi 2:7; Apostelgeschichte 13:20). Als Israel durch militärische Aggressoren in Gefahr geriet, erweckte Jehova Befreier (Hebräer 11:32, 33). Nicht ohne Grund fragt er: „Was ist noch für meinen Weingarten zu tun, das ich darin nicht schon getan habe?“
Heute den Weingarten Gottes identifizieren
10. Welches Gleichnis, das von einem Weingarten handelt, erzählte Jesus?
10 Jesus hatte womöglich Jesajas Worte im Sinn, als er das Gleichnis von den mörderischen Weingärtnern erzählte: „Da war ein Mensch, ein Hausherr, der einen Weingarten pflanzte und ihn mit einem Zaun umgab und eine Weinkelter darin grub und einen Turm errichtete und ihn an Weingärtner verpachtete und außer Landes reiste.“ Leider betrogen die Weingärtner den Besitzer des Weingartens, ja sie töteten sogar seinen Sohn. Wie Jesus im Weiteren zeigte, ging es in diesem Gleichnis nicht nur um das buchstäbliche Israel. Er sagte: „Das Königreich Gottes wird von euch [dem fleischlichen Israel] genommen und einer Nation gegeben werden, die dessen Früchte hervorbringt“ (Matthäus 21:33-41, 43).
11. Welcher geistige Weingarten existierte im 1. Jahrhundert, doch was geschah nach dem Tod der Apostel?
11 Als diese neue „Nation“ erwies sich „das Israel Gottes“ — eine geistige Nation von insgesamt 144 000 gesalbten Christen (Galater 6:16; 1. Petrus 2:9, 10; Offenbarung 7:3, 4). Jesus verglich diese Jünger mit „Zweigen“ am „wahren Weinstock“, nämlich an ihm selbst. Natürlich wird von diesen Zweigen erwartet, Frucht zu tragen (Johannes 15:1-5). Sie sollten christusähnliche Eigenschaften hervorbringen und sich am Werk des Predigens der „guten Botschaft vom Königreich“ beteiligen (Matthäus 24:14; Galater 5:22, 23). Doch seit dem Tod der zwölf Apostel haben sich die allermeisten derjenigen, die sich als Zweige des „wahren Weinstocks“ ausgaben, als Fälschungen erwiesen, weil sie keine guten Früchte, sondern wilde Trauben hervorbrachten (Matthäus 13:24-30, 38, 39).
12. Inwiefern wird die Christenheit durch Jesajas Worte verurteilt, und welche Lehre für wahre Christen enthalten sie?
12 Die Verurteilung, die Jesaja über Juda ausspricht, gilt daher heute der Christenheit. Ein Studium ihrer Geschichte — ihrer Kriege, Kreuzzüge und Inquisitionen — enthüllt nur allzu deutlich, wie sauer oder bitter ihre Früchte sind! Ungeachtet dessen müssen die gesalbten Christen des wahren Weingartens und ihre Gefährten, die „große Volksmenge“, den Worten Jesajas Beachtung schenken (Offenbarung 7:9). Wollen sie dem Besitzer des Weingartens gefallen, müssen sie als Einzelne und als Gruppe Früchte hervorbringen, die ihm wohlgefällig sind.
„Wilde Trauben“
13. Was wird Jehova mit seinem Weingarten tun, da dieser schlechte Früchte hervorbringt?
13 Da Jehova im Hegen und Pflegen seines Weingartens Außerordentliches geleistet hat, erwartet er zu Recht als Ergebnis „einen Weingarten schäumenden Weines“ (Jesaja 27:2). Doch statt nützliche Früchte hervorzubringen, trägt der Weingarten „wilde Trauben“, wörtlich: „Stinklinge“ oder „faulende Beeren“ (Jesaja 5:2, Fußnote; Jeremia 2:21). Daher erklärt Jehova, er werde seine schützende „Hecke“, die die Nation umgibt, entfernen. Die Nation werde ‘zu etwas Zerstörtem gemacht’, verlassen werden und eine Dürre erleben. (Lies Jesaja 5:6.) Moses hatte sie bereits darauf hingewiesen, so etwas würde ihr widerfahren, falls sie dem Gesetz Gottes nicht gehorchte (5. Mose 11:17; 28:63, 64; 29:22, 23).
14. Welche Früchte erwartet Jehova von seiner Nation, doch was bringt sie stattdessen hervor?
14 Gott erwartet von der Nation, dass sie gute Früchte hervorbringt. Jesajas Zeitgenosse Micha erklärt: „Was fordert Jehova von dir zurück, als Recht zu üben und Güte zu lieben und bescheiden zu wandeln mit deinem Gott?“ (Micha 6:8; Sacharja 7:9). Aber die Nation beachtet Jehovas Mahnung nicht. „[Gott] hoffte fortwährend auf Rechtsspruch, doch siehe, Gesetzesbruch, auf Gerechtigkeit, doch siehe, Geschrei!“ (Jesaja 5:7b). Wie Moses vorausgesagt hatte, brachte die untreue Nation Giftbeeren vom „Weinstock Sodoms“ hervor (5. Mose 32:32). Wahrscheinlich schloss daher ihr Abweichen von Gottes Gesetz auch geschlechtliche Unmoral wie beispielsweise Homosexualität ein (3. Mose 18:22). Der mit „Gesetzesbruch“ wiedergegebene Ausdruck kann auch mit „Blutvergießen“ übersetzt werden. Eine derart brutale Behandlung löste zweifellos ein „Geschrei“ der Misshandelten aus — ein Geschrei, das an die Ohren des Weingartenpflanzers drang. (Vergleiche Hiob 34:28.)
15, 16. Wie können wahre Christen vermeiden, dieselben schlechten Früchte hervorzubringen wie Israel?
15 Jehova Gott „liebt Gerechtigkeit und Recht“ (Psalm 33:5). Er gebot den Juden: „Ihr sollt keine Ungerechtigkeit begehen im Gericht. Du sollst den Geringen nicht mit Parteilichkeit behandeln, und du sollst die Person eines Großen nicht bevorzugen. Mit Gerechtigkeit solltest du deinen Genossen richten“ (3. Mose 19:15). Wir sollten folglich im Umgang mit anderen Parteilichkeit meiden und uns bei der Beurteilung von Menschen niemals durch etwas wie Rasse, Alter, Reichtum oder Armut beeinflussen lassen (Jakobus 2:1-4). Insbesondere für Personen in Aufsichtsstellungen kommt es darauf an, „nichts nach einer Neigung zu Voreingenommenheit zu tun“ und stets bemüht zu sein, beide Seiten eines Falles zu hören, bevor sie sich ein Urteil bilden (1. Timotheus 5:21; Sprüche 18:13).
16 Da Christen in einer gesetzlosen Welt leben, könnten sie leicht zu göttlichen Maßstäben eine negative oder rebellische Haltung entwickeln. Doch wahre Christen sollten, was die Gesetze Gottes betrifft, „zum Gehorchen bereit“ sein (Jakobus 3:17). Trotz Unsittlichkeit und Gewalttätigkeit in dem „gegenwärtigen bösen System der Dinge“ sollten sie ‘streng darüber wachen, wie sie wandeln, nicht als Unweise, sondern als Weise’ (Galater 1:4; Epheser 5:15). Freizügige Ansichten über Sexualität sollten sie ablehnen und Differenzen ohne „Wut und Zorn und Geschrei und lästerliches Reden“ beilegen (Epheser 4:31). Wahre Christen ehren Gott und erlangen seine Gunst, wenn sie auf Gerechtigkeit bedacht sind.
Der Preis der Habsucht
17. Welche schlechte Handlungsweise wird mit Jesajas erstem „Wehe“ verurteilt?
17 In Vers 8 zitiert Jesaja nicht mehr die Worte Jehovas, sondern er selbst verurteilt nun einige der in Juda hervorgebrachten „wilden Trauben“ und äußert das erste „Wehe“ von insgesamt sechs: „Wehe denen, die Haus an Haus fügen, und denen, die Feld an Feld rücken, bis kein Raum mehr bleibt und bewirkt worden ist, dass ihr ganz für euch inmitten des Landes wohnt! Vor meinen Ohren hat Jehova der Heerscharen geschworen, dass viele Häuser, obwohl große und gute, direkt zum Gegenstand des Entsetzens werden, ohne Bewohner. Denn selbst zehn Joch Weingarten werden nur ein Bath-Maß hervorbringen, und selbst ein Homer-Maß Samen wird nur ein Epha-Maß hervorbringen“ (Jesaja 5:8-10).
18, 19. Inwiefern lassen Jesajas Zeitgenossen Jehovas Gesetze, die Eigentumsfragen regeln, außer Acht, und was wird die Folge für sie sein?
18 Alles Land gehörte im alten Israel letzten Endes Jehova. Jede Familie hatte von Gott ein Erbe erhalten, das sie zwar vermieten oder verpachten, nicht aber „für immer“ verkaufen durfte (3. Mose 25:23). Dieses Gesetz verhinderte die Monopolisierung von Grundbesitz. Auch wurden Familien davor bewahrt, völlig zu verarmen. Doch einige in Juda brachen aus Habsucht Gesetze Gottes, die Eigentumsfragen regelten. Micha schrieb: „Sie haben Felder begehrt und haben sich ihrer bemächtigt, auch Häuser und haben sie genommen; und sie haben einen kräftigen Mann und seine Hausgemeinschaft übervorteilt, einen Mann und seinen Erbbesitz“ (Micha 2:2). Warnend heißt es in Sprüche 20:21: „Ein Erbe wird zuerst durch Gier erlangt, seine Zukunft aber wird nicht gesegnet sein.“
19 Jehova verspricht, diesen Habsüchtigen ihren unrechtmäßig erworbenen Besitz wegzunehmen. Die Häuser, die sie sich erpressen, werden „ohne Bewohner“ sein. Die Ländereien, die sie begehren, werden nur einen Bruchteil des möglichen Ertrages geben. Wann und wie dieser Fluch eintrifft, wird nicht ausdrücklich gesagt. Wahrscheinlich bezieht er sich zumindest teilweise auf die Verhältnisse, die durch das Babylonische Exil noch herbeigeführt werden (Jesaja 27:10).
20. Wie können es Christen heute vermeiden, genauso habgierig zu sein, wie es einige Israeliten waren?
20 Unersättliche Habgier, wie sie einige Israeliten damals offenbarten, sollten Christen heute verabscheuen (Sprüche 27:20). Wer materiellen Dingen übertriebene Bedeutung beimisst, ist leicht geneigt, sich skrupellos Geld zu beschaffen. Er könnte sich ohne weiteres in fragwürdige Geschäfte verstricken oder sich auf Projekte einlassen, die schnellen Reichtum versprechen. „Wer hastig ist, Reichtum zu gewinnen, wird nicht unschuldig bleiben“ (Sprüche 28:20). Deswegen ist es wichtig, mit dem zufrieden zu sein, was man hat (1. Timotheus 6:8).
Die Schlinge fragwürdigen Vergnügens
21. Welche Sünden werden mit Jesajas zweitem „Wehe“ verurteilt?
21 Darauf folgt Jesajas zweites „Wehe“: „Wehe denen, die am Morgen früh aufstehen, um nur nach berauschendem Getränk zu suchen, die bis spät im Abenddunkel verweilen, sodass der Wein selbst sie erhitzt! Und Harfe und Saiteninstrument, Tamburin und Flöte und Wein müssen sich bei ihren Festmählern vorfinden; aber auf das Tun Jehovas schauen sie nicht, und das Werk seiner Hände haben sie nicht gesehen“ (Jesaja 5:11, 12).
22. Auf welchem Gebiet fehlt es in Israel an Zurückhaltung, und welche Folgen wird das für die Nation haben?
22 Jehova ist der „glückliche Gott“ und er missgönnt seinen Dienern keineswegs vernünftige Entspannung (1. Timotheus 1:11). Diese vergnügungssüchtigen Menschen jedoch kennen keine Grenzen. „Die, die sich betrinken, sind gewöhnlich bei Nacht betrunken“, heißt es in der Bibel (1. Thessalonicher 5:7). Aber die in der Prophezeiung Erwähnten zechen von Tagesanbruch bis in die Nacht hinein! Sie benehmen sich so, als existiere Gott nicht, als könne er sie nicht zur Rechenschaft ziehen. Jesaja prophezeit ihnen eine finstere Zukunft. „Mein Volk [wird] aus Mangel an Erkenntnis ins Exil gehen müssen; und ihre Herrlichkeit werden Ausgehungerte sein, und ihre Menge wird vor Durst verschmachtet sein“ (Jesaja 5:13). Gottes Bundesvolk — die Hohen und die Niedrigen — weigert sich, entsprechend der wahren Erkenntnis zu handeln. Deshalb wird es in den Scheol hinabfahren. (Lies Jesaja 5:14-17.)
23, 24. Wobei Zurückhaltung und Mäßigkeit zu üben, werden Christen aufgefordert?
23 Auch unter einigen Christen des 1. Jahrhunderts kam es zu „Schwelgereien“ oder „wilden Partys“ (Galater 5:21, Byington; 2. Petrus 2:13). Es überrascht daher nicht, dass Gott hingegebene Christen heutzutage mitunter ebenfalls schlechtes Urteilsvermögen verraten, wenn es um Geselligkeiten geht. Durch den ungezügelten Genuss alkoholischer Getränke werden einige laut und ausgelassen (Sprüche 20:1). Nach übermäßigem Alkoholgenuss haben manche unmoralisch gehandelt, und mitunter wurden Geselligkeiten bis in die frühen Morgenstunden ausgedehnt, was die christlichen Aktivitäten an jenem Tag beeinträchtigte.
24 Ausgeglichene Christen bringen dagegen gottgemäße Frucht hervor und üben Zurückhaltung und Mäßigkeit bei der Wahl ihrer Entspannung. Sie befolgen den Rat des Paulus aus Römer 13:13: „Wie zur Tageszeit lasst uns anständig wandeln, nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen.“
Die Sünde hassen und die Wahrheit lieben
25, 26. Welche böse Denkweise wird mit Jesajas drittem und viertem „Wehe“ angeprangert?
25 Hören wir jetzt Jesajas drittes und viertes „Wehe“: „Wehe denen, die die Vergehung mit Stricken der Unwahrheit herbeiziehen und wie mit Wagenseilen die Sünde, denen, die sprechen: ‚Sein Werk beeile sich; möge es doch schnell kommen, damit wir es sehen können; und möge der Beschluss des Heiligen Israels herannahen und kommen, damit wir ihn kennen lernen können!‘ Wehe denen, die sagen, dass Gutes böse sei und Böses gut sei, denen, die Finsternis als Licht hinstellen und Licht als Finsternis, denen, die Bitteres als Süßes hinstellen und Süßes als Bitteres!“ (Jesaja 5:18-20).
26 Welch ein anschauliches Bild derer, die Sünde treiben! Sie sind mit der Sünde verbunden wie Zugtiere mit einem Wagen. Sie fürchten nicht etwa den bevorstehenden Tag des Strafgerichts. Spöttisch sagen diese Sünder: ‘Möge Gottes Werk doch schnell kommen!’ Statt sich dem Gesetz Gottes zu unterwerfen, verdrehen sie die Dinge und erklären, dass „Gutes böse sei und Böses gut“. (Vergleiche Jeremia 6:15; 2. Petrus 3:3-7.)
27. Wie können sich Christen vor einer Einstellung hüten, wie sie die Israeliten erkennen ließen?
27 Christen müssen sich heute unbedingt vor einer solchen Einstellung hüten. Sie lehnen es beispielsweise ab, sich die Ansicht der Welt über Hurerei und Homosexualität zu Eigen zu machen (Epheser 4:18, 19). Natürlich kann es vorkommen, dass ein Christ „einen Fehltritt tut“, der zu einer schwerwiegenden Sünde führen könnte (Galater 6:1). Wenn jemand gestrauchelt ist und Hilfe benötigt, wird ihm von den Ältesten der Versammlung bereitwillig geholfen (Jakobus 5:14, 15). Durch Gebete und biblischen Rat kann er wieder geistig genesen. Andernfalls stünde er in der Gefahr, „ein Sklave der Sünde“ zu werden (Johannes 8:34). Christen spotten weder Gott noch verlieren sie das Bewusstsein für die Nähe des Gerichtstages; sie sind bestrebt, vor Jehova „fleckenlos und makellos“ zu bleiben (2. Petrus 3:14; Galater 6:7, 8).
28. Welche Sünden werden mit Jesajas letzten „Wehe“ verurteilt, und wie können Christen heute solche Sünden vermeiden?
28 Passenderweise fügt Jesaja folgende abschließende „Wehe“ hinzu: „Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sogar vor ihrem eigenen Angesicht verständig! Wehe denen, die im Weintrinken stark sind, und den Männern, die leistungsfähige Kraft haben zum Mischen von berauschendem Getränk, denen, die für eine Bestechung den Bösen gerechtsprechen und die dem Gerechten sogar seine Gerechtigkeit nehmen!“ (Jesaja 5:21-23). Diese Worte waren offensichtlich an Personen gerichtet, die als Richter im Land amteten. Versammlungsälteste heute vermeiden es, „in ihren eigenen Augen weise“ zu erscheinen. Demütig nehmen sie Rat von Mitältesten an und halten sich eng an organisatorische Anweisungen (Sprüche 1:5; 1. Korinther 14:33). Sie sind maßvoll im Genuss alkoholischer Getränke, und wenn sie Versammlungsaufgaben erfüllen, genießen sie davor keinen Alkohol (Hosea 4:11). Außerdem vermeiden Älteste, sich auch nur den Anschein zu geben, jemand zu begünstigen (Jakobus 2:9). Welch ein Gegensatz zur Geistlichkeit der Christenheit! Viele Geistliche suchen einflussreiche und wohlhabende Sünder aus den eigenen Reihen reinzuwaschen, was ganz offensichtlich den warnenden Worten des Apostels Paulus aus Römer 1:18, 26, 27, 1. Korinther 6:9, 10 und Epheser 5:3-5 widerspricht.
29. Welches verhängnisvolle Ende steht dem israelitischen Weingarten Jehovas bevor?
29 Jesaja beschreibt zum Schluss dieser prophetischen Botschaft das verhängnisvolle Ende derer, die „das Gesetz Jehovas der Heerscharen verworfen“ und keine gerechten Früchte hervorgebracht haben (Jesaja 5:24, 25; Hosea 9:16; Maleachi 4:1). Er erklärt: „[Jehova] hat für eine große Nation in der Ferne ein Signal erhoben, und er hat ihr am äußersten Ende der Erde gepfiffen; und siehe, in Eile wird sie geschwind herankommen“ (Jesaja 5:26; 5. Mose 28:49; Jeremia 5:15).
30. Wer wird „eine große Nation“ gegen Jehovas Volk versammeln, und mit welchem Ergebnis?
30 In alter Zeit war ein Pfahl auf einer Anhöhe „ein Signal“ oder ein Sammelpunkt für Menschen oder ganze Heere. (Vergleiche Jesaja 18:3; Jeremia 51:27.) Nun wird Jehova selbst diese nicht namentlich genannte Nation sammeln, um sein Urteil zu vollstrecken.b Er wird ‘ihr pfeifen’, das heißt ihre Aufmerksamkeit auf sein widerspenstiges Volk lenken, das es verdient, besiegt zu werden. Anschließend beschreibt der Prophet den schnellen und erschreckenden Angriff dieser mit einem Löwen vergleichbaren Eroberer, die „den Raub“, womit Gottes Nation gemeint ist, „packen und ihn sicher“ in die Gefangenschaft „wegbringen“ werden. (Lies Jesaja 5:27-30a.) Welch ein trauriges Ergebnis für das Land des Volkes Jehovas! „Man wird in der Tat auf das Land blicken, und siehe, da ist bedrängnisvolle Finsternis; und sogar das Licht ist verfinstert wegen der Tropfen, die darauf fallen“ (Jesaja 5:30b).
31. Wie können wahre Christen vermeiden, genauso bestraft zu werden wie der israelitische Weingarten Jehovas?
31 Ja, der Weingarten, den Jehova so liebevoll gepflanzt hat, erweist sich als unfruchtbar — er taugt nur noch für die Vernichtung. Wie viel doch alle, die Jehova heute dienen, aus Jesajas Worten lernen können! Wie gut es wäre, wenn sie einzig und allein darauf bedacht wären, gerechte Frucht zu tragen, zum Lobpreis Jehovas und zu ihrer eigenen Rettung!
[Fußnoten]
a Nach Auffassung einiger Gelehrter kamen provisorische Bauten, wie zum Beispiel Hütten, die nicht so viel kosteten, häufiger vor als Steintürme (Jesaja 1:8). Das Vorhandensein eines Turmes ließ darauf schließen, dass sich der Besitzer im Interesse seines „Weingartens“ ungewöhnlich angestrengt hatte.
b In anderen Prophezeiungen Jesajas wird Babylon als die Nation bezeichnet, die Jehovas verheerendes Strafgericht an Juda vollstreckt.
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Ein Sünder ist mit der Sünde verbunden wie ein Zugtier mit einem Wagen
[Ganzseitiges Bild auf Seite 85]