Kapitel fünf
Der wahre Gott sagt die Befreiung voraus
1, 2. (a) Welche Fragen wirft Jehova auf? (b) Wie wird Jehova beweisen, dass er allein der wahre Gott ist?
„WER ist der wahre Gott?“ Diese Frage ist im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gestellt worden. Es überrascht daher, dass Jehova im Buch Jesaja selbst diese Frage aufwirft. Er lädt Menschen ein zu überlegen: Ist Jehova der allein wahre Gott? Oder gibt es einen anderen, der ihm diese Stellung streitig machen könnte? Nachdem Jehova zu dieser Diskussion angeregt hat, nennt er ein vernünftiges Kriterium, das die strittige Frage der Göttlichkeit klären hilft. Die Argumentation lässt aufrichtig gesinnte Menschen nur zu einem einzigen unwiderlegbaren Schluss kommen.
2 In den Tagen Jesajas ist die Bilderverehrung stark verbreitet. Wie vergeblich diese ist, wird in der freimütigen und sachlichen Erörterung im 44. Kapitel des prophetischen Buches Jesaja deutlich. Dennoch ist sogar Gottes Volk dem Götzenkult erlegen. Israel muss deshalb, wie schon aus früheren Kapiteln hervorgeht, mit einer strengen Zuchtmaßnahme rechnen. Allerdings versichert Jehova der Nation liebevoll, er werde zwar zulassen, dass sein Volk von den Babyloniern in die Gefangenschaft geführt wird, doch er werde es auch zu der von ihm bestimmten Zeit befreien. Wenn sich die Prophezeiungen über die Befreiung aus der Gefangenschaft und die Wiederherstellung der reinen Anbetung erfüllen, wird über jeden Zweifel erhaben und zur Beschämung aller Verehrer von leblosen Götzen der Nationen bewiesen sein, dass Jehova allein der wahre Gott ist.
3. Inwiefern sind Jesajas prophetische Worte eine Hilfe für Christen von heute?
3 Durch die in diesem Teil des Buches Jesaja enthaltenen Prophezeiungen und ihre Erfüllung in alter Zeit wird der Glaube von Christen heute gestärkt. Jesajas prophetische Worte haben außerdem eine Erfüllung in unserer Zeit und auch in der Zukunft. Bei diesen Ereignissen spielen ein noch größerer Befreier und eine noch größere Befreiung eine Rolle, als sie für Gottes Volk der alten Zeit vorausgesagt waren.
Hoffnung für alle, die Jehova gehören
4. Wie ermuntert Jehova Israel?
4 Zu Beginn des 44. Kapitels wird ein positiver Ton angeschlagen, indem daran erinnert wird, dass Israel von Gott erwählt und von den Nachbarnationen getrennt worden ist, um sein Knecht zu sein. In der Prophezeiung heißt es: „Nun höre, o Jakob, mein Knecht, und du, o Israel, den ich erwählt habe. Dies ist, was Jehova gesprochen hat, der dich gemacht und dich gebildet, der dir sogar vom Mutterleib an ständig geholfen hat: ‚Fürchte dich nicht, o mein Knecht Jakob, und du, Jeschurun, den ich erwählt habe‘ “ (Jesaja 44:1, 2). Israel hat gewissermaßen vom Mutterleib an Jehovas Fürsorge verspürt, das heißt, seitdem Israel nach dem Auszug aus Ägypten eine Nation wurde. In kollektivem Sinn nennt Jehova sein Volk „Jeschurun“. Dieser Name bedeutet „Redlicher“ und drückt Zuneigung und Zärtlichkeit aus. Gleichzeitig erinnert er die Israeliten aber auch daran, dass sie rechtschaffen bleiben sollten, was sie wiederholt versäumten.
5, 6. Welche erfrischenden Dinge lässt Jehova Israel zukommen, und was ist die Folge davon?
5 Wie angenehm und erquickend wirken doch die anschließenden Worte Jehovas! Er sagt: „Ich werde Wasser ausgießen auf den Durstigen und rieselnde Bäche auf das Trockene. Ich werde meinen Geist ausgießen auf deinen Samen und meinen Segen auf deine Nachkommen. Und sie werden gewiss aufsprießen wie zwischen dem grünen Gras, wie Pappeln an den Wassergräben“ (Jesaja 44:3, 4). Bei entsprechender Wasserzufuhr können Baumbestände selbst in einem heißen, trockenen Land gedeihen. Wenn Jehova für lebengebendes Wasser der Wahrheit sorgt und seinen heiligen Geist ausgießt, wird Israel überaus gedeihen wie Bäume an Bewässerungskanälen (Psalm 1:3; Jeremia 17:7, 8). Jehova wird seinem Volk die Kraft geben, die Aufgabe, Zeugen seiner Göttlichkeit zu sein, zu erfüllen.
6 Nach dieser Ausgießung des heiligen Geistes wird sich bei Einzelnen wieder Wertschätzung für Israels Verhältnis zu Jehova zeigen. Wir lesen daher: „Dieser wird sagen: ‚Ich gehöre Jehova.‘ Und jener wird sich nach dem Namen Jakobs nennen, und ein anderer wird auf seine Hand schreiben: ‚Jehova gehörend.‘ Und nach dem Namen Israels wird man sich benennen“ (Jesaja 44:5). Ja, es wird eine Ehre sein, den Namen Jehovas zu tragen, weil man sehen wird, dass er der allein wahre Gott ist.
Eine Herausforderung an die Götter
7, 8. Auf welche Weise fordert Jehova die Götter der Nationen heraus?
7 Unter dem mosaischen Gesetz konnte ein Rückkäufer — normalerweise der nächste Blutsverwandte — jemanden aus der Knechtschaft freikaufen (3. Mose 25:47-54; Ruth 2:20). Jetzt bezeichnet sich Jehova selbst als der Rückkäufer Israels, als derjenige, der die Nation erlösen wird, wodurch er Babylon und alle seine Götter in Verlegenheit bringt (Jeremia 50:34). Er hält den falschen Göttern und ihren Anbetern Folgendes entgegen: „Dies ist, was Jehova gesprochen hat, der König von Israel und sein Rückkäufer, Jehova der Heerscharen: ‚Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott. Und wer ist da wie ich? Er rufe aus, damit er es mitteile und es mir darlege. Seitdem ich das Volk vor alters eingesetzt habe, mögen sie sowohl die kommenden Dinge als auch die Dinge, die eintreten werden, ihrerseits ansagen. Erschreckt nicht, und werdet nicht bestürzt. Habe ich es dich nicht seit jener Zeit persönlich hören lassen und es mitgeteilt? Und ihr seid meine Zeugen. Existiert ein Gott außer mir? Nein, da ist kein FELS. Ich habe keinen anerkannt‘ “ (Jesaja 44:6-8).
8 Jehova fordert die Götter heraus, ihren Fall vorzutragen. Können sie nicht vorhandene Dinge rufen, als ob sie vorhanden wären? Können sie künftige Ereignisse so genau voraussagen, als seien sie bereits im Verlauf begriffen? Das kann nur ‘der Erste und der Letzte’, der existierte, bevor man an all die falschen Götter dachte, und der immer noch da sein wird, wenn sie längst vergessen sind. Sein Volk braucht sich nicht zu scheuen, für diese Wahrheit Zeugnis abzulegen, denn Jehova ist für sie eine Stütze, die ebenso fest und stabil ist wie ein Felsmassiv (5. Mose 32:4; 2. Samuel 22:31, 32).
Die Nichtigkeit der Bilderverehrung
9. War es verkehrt, wenn die Israeliten irgendeine Darstellung von etwas Lebendem anfertigten? Erkläre es.
9 Jehovas Herausforderung an die falschen Götter ruft das zweite der Zehn Gebote in den Sinn. Dieses Gebot besagte in aller Deutlichkeit: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen noch eine Gestalt wie irgendetwas, was oben in den Himmeln oder was unten auf der Erde oder was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen noch dich verleiten lassen, ihnen zu dienen“ (2. Mose 20:4, 5). Selbstverständlich bedeutete dieses Verbot nicht, dass die Israeliten keine schmückenden Darstellungen von Dingen anfertigen sollten. Jehova selbst ordnete an, in der Stiftshütte Darstellungen von Pflanzen und Cheruben anzubringen (2. Mose 25:18, 33; 26:31). Doch es war nicht vorgesehen, sie anzubeten oder zu verehren. Niemand sollte Gebete an jene Darstellungen richten oder ihnen Opfer darbringen. Das von Gott inspirierte Gebot untersagte die Herstellung jeglicher Art von Bildern, die als ein Gegenstand der Verehrung dienen sollten. Bilder anzubeten oder sich vor ihnen ehrfürchtig niederzubeugen ist ganz einfach Götzendienst (1. Johannes 5:21).
10, 11. Warum betrachtet Jehova Götzenbilder als beschämend?
10 Jesaja beschreibt nun, wie nutzlos leblose Bilder sind und welche Schande ihre Hersteller erwartet: „Die Bildner des geschnitzten Bildes, sie alle sind eine Unwirklichkeit, und ihre Lieblinge selbst werden von keinem Nutzen sein; und als ihre Zeugen sehen sie nichts und wissen nichts, sodass sie beschämt werden. Wer hat einen Gott gebildet oder ein nur gegossenes Bild gemacht? Von überhaupt keinem Nutzen ist es gewesen. Siehe! All seine Mitgenossen selbst werden beschämt werden, und die Kunsthandwerker sind von den Erdenmenschen her. Sie alle werden sich zusammentun. Sie werden dastehen. Sie werden in Schrecken sein. Sie werden gleichzeitig beschämt werden“ (Jesaja 44:9-11).
11 Warum betrachtet Gott diese Bilder als sehr beschämend? Zum einen ist es unmöglich, den Allmächtigen durch etwas Materielles genau darzustellen (Apostelgeschichte 17:29). Zum anderen ist es ein Affront gegen die Göttlichkeit Jehovas, etwas Erschaffenes anstelle des Schöpfers anzubeten. Und ist es in Wirklichkeit nicht auch unter der Würde des Menschen, der „im Bilde Gottes“ erschaffen worden ist? (1. Mose 1:27; Römer 1:23, 25).
12, 13. Warum kann kein Mensch ein Bild anfertigen, das würdig wäre, angebetet zu werden?
12 Kann etwas Materielles Heiligkeit erlangen, nur weil es von Hand zu einem Gegenstand der Verehrung gestaltet worden ist? Jesaja erinnert uns daran, dass es sich bei der Herstellung eines Bildes um eine rein menschliche Leistung handelt. Die Werkzeuge und Techniken des Bilderherstellers unterscheiden sich nicht von denen eines anderen Kunsthandwerkers: „Was den Eisen-Kunsthandwerker mit dem Schneidewerkzeug betrifft, er ist daran beschäftigt gewesen bei Kohlenglut; und mit den Hämmern bildet er es dann, und er bleibt daran beschäftigt mit seinem kräftigen Arm. Auch ist er hungrig geworden und daher kraftlos. Er hat kein Wasser getrunken, so wird er müde. Was den Holz-Kunsthandwerker betrifft, er hat die Messschnur ausgespannt; er zeichnet es mit roter Kreide vor; er bearbeitet es mit einem Holzschaber; und er fährt fort, es mit einem Zirkel vorzuzeichnen, und allmählich macht er es gleich der Darstellung eines Mannes, gleich der Schönheit eines Menschen, damit es in einem Haus sitze“ (Jesaja 44:12, 13).
13 Alle lebenden Geschöpfe auf der Erde, einschließlich des Menschen, sind von dem wahren Gott gemacht worden. Das empfindungsfähige Leben ist ein wunderbares Zeugnis für die Göttlichkeit Jehovas. Aber alles von Jehova Erschaffene ist natürlich geringer als er. Verhält es sich beim Menschen anders? Kann er etwas machen, was ihm überlegen ist — derart überlegen, dass es seiner Ergebenheit würdig wäre? Ein Mensch, der ein Bild herstellt, wird müde, hungrig und durstig. Diesen Grenzen ist der Mensch nun einmal unterworfen, doch sie zeugen wenigstens davon, dass er am Leben ist. Das Bild, das er anfertigt, mag zwar wie ein Mensch aussehen. Es ist womöglich recht hübsch, aber es ist leblos. Bilder sind in keiner Weise göttlich. Auch ist kein geschnitztes Bild je ‘vom Himmel gefallen’, als stamme es von etwas Höherem als dem sterblichen Menschen (Apostelgeschichte 19:35).
14. Inwiefern ist jeder, der ein Bild anfertigt, vollständig auf Jehova angewiesen?
14 Wie Jesaja weiter zeigt, ist ein Bilderhersteller voll und ganz auf natürliche Vorgänge angewiesen und auf Materialien, die Jehova geschaffen hat: „Da ist einer, dessen Geschäft es ist, Zedern umzuhauen; und er nimmt eine gewisse Baumart, ja einen stattlichen Baum, und er lässt ihn für sich unter den Bäumen des Waldes stark werden. Er pflanzte den Lorbeerbaum, und der strömende Regen selbst lässt ihn groß werden. Und er ist etwas geworden, was dem Menschen dazu dient, ein Feuer in Brand zu halten. So nimmt er davon, um sich zu wärmen. In der Tat, er legt ein Feuer an und bäckt tatsächlich Brot. Er arbeitet auch an einem Gott, vor dem er sich niederbeugen kann. Er hat es zu einem geschnitzten Bild gemacht, und er wirft sich davor nieder. Die Hälfte davon verbrennt er tatsächlich im Feuer. Auf der Hälfte davon brät er das Fleisch gar, das er isst, und er wird satt. Er wärmt sich auch und sagt: ‚Ha! Ich habe mich gewärmt. Ich habe den Feuerschein gesehen.‘ Aber den Rest davon macht er tatsächlich zu einem Gott selbst, zu seinem geschnitzten Bild. Er wirft sich davor nieder und verbeugt sich und betet zu ihm und spricht: ‚Befreie mich, denn du bist mein Gott‘ “ (Jesaja 44:14-17).
15. Was versteht ein Hersteller von Götzenbildern absolut nicht?
15 Kann denn ein nicht verbranntes Stück Feuerholz jemand befreien? Natürlich nicht. Nur der wahre Gott kann für eine Befreiung sorgen. Wie kommen Menschen dazu, unbelebte Dinge zu vergöttern? Das eigentliche Problem liegt, wie Jesaja zeigt, im Herzen der Menschen begründet: „Sie haben nicht erkannt, noch verstehen sie, weil ihre Augen verklebt worden sind, damit sie nicht sehen, ihr Herz, damit sie keine Einsicht haben. Und keiner ruft sich ins Herz zurück oder hat Erkenntnis oder Verständnis, indem er sagt: ‚Die Hälfte davon habe ich im Feuer verbrannt, und auf seinen Kohlen habe ich auch Brot gebacken; ich brate Fleisch und esse. Werde ich aber den Rest davon zu etwas bloß Verabscheuungswürdigem machen? Werde ich mich vor dem ausgedörrten Holz eines Baumes niederwerfen?‘ Er ernährt sich von Asche. Sein eigenes Herz, mit dem Spiel getrieben worden ist, hat ihn irregeführt. Und er befreit seine Seele nicht, noch spricht er: ‚Ist da nicht Falschheit in meiner Rechten?‘ “ (Jesaja 44:18-20). Sich vorzustellen, Götzendienst könne in geistiger Hinsicht irgendetwas Gutes bewirken, ist so, als esse man Asche anstelle nahrhafter Kost.
16. Wie nahm der Götzendienst seinen Anfang, und nur wann kann es dazu kommen?
16 Der Götzendienst hat in Wirklichkeit im Himmel seinen Anfang genommen, als das mächtige Geistgeschöpf, das zum Satan wurde, die Anbetung begehrte, die nur Jehova zusteht. Satans Begierde war so stark, dass er sich Gott entfremdete. Das war im Grunde der Beginn des Götzendienstes, denn der Apostel Paulus sagte, Habsucht sei dasselbe wie Götzendienst (Jesaja 14:12-14; Hesekiel 28:13-15, 17; Kolosser 3:5). Satan verleitete dann das erste Menschenpaar zu selbstsüchtigem Denken. Eva begehrte das, was Satan anbot: ‘Euch werden ganz bestimmt die Augen geöffnet, und ihr werdet ganz bestimmt sein wie Gott, erkennend Gut und Böse.’ Wie Jesus erklärte, geht Habsucht aus dem Herzen hervor (1. Mose 3:5; Markus 7:20-23). Götzendienst ist erst dann möglich, wenn das Herz verdorben ist. Wie wichtig ist es somit für uns alle, ‘unser Herz zu behüten’ und niemand und nichts den Platz einnehmen zu lassen, der Jehova rechtmäßig zusteht! (Sprüche 4:23; Jakobus 1:14).
Jehova appelliert an das Herz
17. Was sollte sich Israel zu Herzen nehmen?
17 Jehova appelliert als Nächstes an die Israeliten, sich an ihre bevorrechtigte, verantwortliche Stellung zu erinnern. Sie sind seine Zeugen. Er sagt: „Gedenke dieser Dinge, o Jakob, und du, o Israel, denn du bist mein Knecht. Ich habe dich gebildet. Du bist ein Knecht, der mir gehört. O Israel, du wirst von mir nicht vergessen werden. Ich will wie mit einer Wolke deine Übertretungen auslöschen und wie mit Gewölk deine Sünden. Kehr doch um zu mir, denn ich will dich zurückkaufen. Jubelt, ihr Himmel, denn Jehova ist in Tätigkeit getreten. Jauchzt im Triumph, ihr untersten Teile der Erde! Werdet fröhlich, ihr Berge, mit Jubelruf, du Wald und all ihr Bäume darin! Denn Jehova hat Jakob zurückgekauft, und an Israel zeigt er seine Schönheit“ (Jesaja 44:21-23).
18. (a) Wieso hat Israel allen Grund, sich zu freuen? (b) Wie können Jehovas Diener heute sein Beispiel der Barmherzigkeit nachahmen?
18 Jehova wurde nicht von Israel gebildet. Er ist kein von Menschen gemachter Gott, sondern er bildete Israel, damit es sein auserwählter Knecht sei. Und er wird seine Göttlichkeit erneut unter Beweis stellen, wenn er die Nation befreit. Einfühlsam spricht er sein Volk an und versichert den Israeliten, wenn sie bereuten, werde er ihre Sünden vollständig zudecken und ihre Übertretungen wie hinter dichten Wolken verbergen. Hat Israel nicht allen Grund, sich zu freuen? Das Beispiel Jehovas motiviert seine heutigen Diener, seine Barmherzigkeit nachzuahmen. Dazu haben sie Gelegenheit, wenn sie sich bemühen, Personen beizustehen, die sich eine Verfehlung zuschulden kommen ließen, indem sie sie in geistiger Hinsicht möglichst wiederherzustellen suchen (Galater 6:1, 2).
Die Erprobung der Göttlichkeit auf ihrem Höhepunkt
19, 20. (a) Wie führt Jehova seinen Rechtsfall zu einem Höhepunkt? (b) Welche herzerfrischenden Dinge prophezeit Jehova seinem Volk, und durch wen wird er diese Dinge herbeiführen?
19 Jehova führt den Rechtsstreit jetzt zu einem eindrucksvollen Höhepunkt. Er präsentiert sein Kriterium, das die Göttlichkeit am härtesten auf die Probe stellen kann: den Nachweis der Fähigkeit, die Zukunft genau vorauszusagen. Ein Bibelgelehrter nannte die folgenden fünf Verse des 44. Kapitels vom Buch Jesaja ein „Gedicht über die Erhabenheit des Gottes Israels“, des einen und einzigen Schöpfers, des alleinigen Offenbarers der Zukunft und der Hoffnung Israels auf Befreiung. Mit der namentlichen Erwähnung des Mannes, der die Nation aus Babylon befreien würde, erreicht die Stelle einen dramatischen Höhepunkt.
20 „Dies ist, was Jehova gesagt hat, dein Rückkäufer und dein Bildner vom Mutterleib an: ‚Ich, Jehova, tue alles, indem ich allein die Himmel ausspanne, die Erde ausbreite. Wer war bei mir? Ich vereitle die Zeichen der eitlen Schwätzer, und ich bin es, der selbst Wahrsager unsinnig handeln lässt; der Weise zurückweist und der sogar ihre Erkenntnis Torheit werden lässt; der das Wort seines Knechtes wahr macht und der den Rat seiner eigenen Boten ausführt; der von Jerusalem spricht: „Sie wird bewohnt werden“, und von den Städten Judas: „Sie werden wieder erbaut werden, und ihre verödeten Stätten werde ich aufrichten“; der zur Wassertiefe sagt: „Verdunste; und all deine Ströme werde ich austrocknen“; der von Cyrus spricht: „Er ist mein Hirt, und alles, woran ich Gefallen habe, wird er ausführen“; auch indem ich von Jerusalem sage: „Es wird wieder erbaut werden“, und vom Tempel: „Deine Grundlage wird dir gelegt werden“ ‘ “ (Jesaja 44:24-28).
21. Wofür sind die Worte Jehovas eine Garantie?
21 Jehova besitzt nicht nur die Fähigkeit, künftige Ereignisse vorauszusagen, sondern auch die Macht, den von ihm geoffenbarten Vorsatz vollständig zu verwirklichen. Diese Erklärung wird Israel als eine Quelle der Hoffnung dienen. Sie ist eine Garantie dafür, dass Jerusalem und seine abhängigen Städte wieder erstehen werden und die wahre Anbetung dort wieder eingeführt wird, wenngleich das Land von den babylonischen Heeren verwüstet werden wird. Aber wie soll das Wirklichkeit werden?
22. Beschreibe, wie der Euphrat verdunstete.
22 Wahrsager wagen gewöhnlich nicht, bei ihren Voraussagen allzu sehr ins Einzelne zu gehen, weil sie befürchten, dass spätere Ereignisse sie widerlegen. Jehova offenbart dagegen durch Jesaja sogar den Namen des Mannes, durch den er sein Volk aus der Gefangenschaft befreien wird, damit es heimkehren und Jerusalem sowie den Tempel wieder aufbauen kann. Sein Name lautet Cyrus, und er ist als Cyrus der Große von Persien bekannt. Jehova erwähnt auch Einzelheiten der Strategie, durch die Cyrus das massive und ausgeklügelte Verteidigungssystem Babylons überwinden wird. Babylon wird von hohen Mauern geschützt sein und von Wasserwegen, die durch die Stadt und darum herum verlaufen. Ein wesentliches Element dieses Systems — den Euphrat — wird Cyrus zu seinem Vorteil nutzen. Wie Herodot und Xenophon, zwei Historiker des Altertums, berichten, leitete Cyrus den Euphrat an einer Stelle oberhalb von Babylon ab, bis der Wasserspiegel so weit sank, dass seine Soldaten den Fluss durchwaten konnten. Der mächtige Euphrat verdunstete sozusagen und konnte Babylon nicht mehr schützen.
23. Welcher Bericht existiert über die Erfüllung der Prophezeiung, dass Cyrus Israel befreien werde?
23 Wie steht es mit der Verheißung, Cyrus werde Gottes Volk befreien und dafür sorgen, dass Jerusalem und der Tempel wieder aufgebaut würden? Cyrus selbst erklärt in einem offiziellen Erlass, der in der Bibel erhalten geblieben ist: „Dies ist, was Cyrus, der König von Persien, gesagt hat: ‚Alle Königreiche der Erde hat Jehova, der Gott der Himmel, mir gegeben, und er selbst hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen in Jerusalem, das in Juda ist. Wer immer unter euch von seinem ganzen Volk ist: Es möge sich erweisen, dass sein Gott mit ihm ist. So ziehe er hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus Jehovas, des Gottes Israels — er ist der wahre Gott —, das in Jerusalem war, wieder auf‘ “ (Esra 1:2, 3). Ja, das durch Jesaja geäußerte Wort Jehovas hat sich vollständig erfüllt.
Jesaja, Cyrus und Christen von heute
24. Welche Verbindung besteht zwischen dem „Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und wieder zu bauen“, und dem Kommen des Messias?
24 Jehova wird im 44. Kapitel des Buches Jesaja als der eine wahre Gott und der Befreier seines Volkes der alten Zeit verherrlicht. Darüber hinaus ist diese Prophezeiung für uns heute von noch größerer Bedeutung. Der Erlass des Cyrus, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen (herausgegeben 538/537 v. u. Z.), setzte nämlich Ereignisse in Gang, die in der Erfüllung einer weiteren bemerkenswerten Prophezeiung gipfelten. Dem Erlass des Cyrus folgte der des Artaxerxes, eines späteren Herrschers, der den Wiederaufbau Jerusalems anordnete. Wie aus dem Buch Daniel zu ersehen war, wären es „vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und wieder zu bauen [455 v. u. Z.], bis zu dem Messias, dem Führer“, 69 „Wochen“ von je 7 Jahren (Daniel 9:24, 25). Auch diese Prophezeiung erfüllte sich. Genau zum festgelegten Zeitpunkt, das heißt im Jahr 29 u. Z., 483 Jahre nachdem der Erlass des Artaxerxes im Land der Verheißung in Kraft getreten war, ließ sich Jesus taufen und begann mit seinem Dienst auf der Erde.a
25. Worauf weist der durch Cyrus herbeigeführte Sturz Babylons in der Neuzeit hin?
25 Die Befreiung loyaler Juden aus dem Exil, möglich geworden durch den Fall Babylons, stellte prophetisch die Befreiung gesalbter Christen aus dem geistigen Exil im Jahr 1919 dar. Diese Befreiung war der Beweis dafür, dass ein anderes Babylon gefallen war, das als eine Hure beschrieben wird, nämlich Babylon die Große — ein Sinnbild aller falschen Religionen der Welt, als Gesamtheit gesehen. Wie in der Offenbarung berichtet wird, sah der Apostel Johannes ihren Fall voraus (Offenbarung 14:8). Aber nicht nur das, sondern auch ihre plötzliche Vernichtung. Wie er die Vernichtung dieses von Götzen strotzenden Weltreiches schildert, erinnert in gewisser Hinsicht an die von Jesaja beschriebene Einnahme des alten Babylon durch Cyrus. Die schützenden Wasserwege Babylons boten der Stadt keinen Schutz vor Cyrus. Ebenso werden die „Wasser“ der Menschheit ‘vertrocknet’ sein, bevor Babylon die Große, die von diesen Wassern unterstützt und geschützt wird, zu Recht vernichtet wird (Offenbarung 16:12).b
26. Inwiefern wird unser Glaube durch die Prophezeiung Jesajas und ihre Erfüllung gestärkt?
26 Von unserem heutigen Standpunkt aus — mehr als zweieinhalb Jahrtausende nachdem Jesaja seine Prophezeiung äußerte — können wir erkennen, dass Gott tatsächlich „den Rat seiner eigenen Boten ausführt“ (Jesaja 44:26). Die Erfüllung der Prophezeiung Jesajas ist daher ein hervorragendes Beispiel für die Vertrauenswürdigkeit aller in der Heiligen Schrift enthaltenen Prophezeiungen.
[Fußnoten]
a Siehe Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf!, Kapitel 11, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
b Siehe Die Offenbarung — Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!, Kapitel 35 und 36, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft.
[Bild auf Seite 63]
Kann ein unverbranntes Stück Feuerholz irgendjemand befreien?
[Bild auf Seite 75]
Cyrus leitete den Euphrat ab, wodurch sich eine Prophezeiung erfüllte