Kapitel zehn
Eine „Zeit des Wohlwollens“
1, 2. (a) Welches Segens erfreute sich Jesaja? (b) Von wem handeln die prophetischen Worte in der ersten Hälfte von Jesaja, Kapitel 49?
TREUE Menschen genießen von jeher das Wohlgefallen und den Schutz Gottes. Allerdings geht Jehova nicht wahllos vor, wenn er jemandem Wohlwollen erweist. Man muss die Voraussetzungen für einen solch unvergleichlichen Segen erfüllen. Jesaja kam dafür infrage. Er besaß die Gunst Gottes und Jehova gebrauchte ihn als Werkzeug, seinen Willen bekannt zu machen. Ein Beispiel dafür finden wir in der ersten Hälfte des 49. Kapitels der Prophezeiung Jesajas.
2 Diese prophetischen Worte richten sich an den Samen Abrahams. In der ersten Erfüllung handelt es sich dabei um die Nation Israel, die von Abraham abstammte. Doch vieles gilt eindeutig dem lang erhofften Samen Abrahams, dem verheißenen Messias. Die inspirierten Worte beziehen sich aber auch auf die geistigen Brüder des Messias, die zum geistigen Samen Abrahams und zum „Israel Gottes“ gehören (Galater 3:7, 16, 29; 6:16). Insbesondere wird in diesem Teil der Prophezeiung Jesajas das einmalige Verhältnis zwischen Jehova und seinem geliebten Sohn, Jesus Christus, beschrieben (Jesaja 49:26).
Von Jehova ernannt und beschützt
3, 4. (a) Welche Unterstützung hat der Messias? (b) An wen wendet sich der Messias?
3 Der Messias genießt Gottes Wohlwollen oder Wohlgefallen. Jehova gibt ihm Gewalt und stattet ihn mit dem aus, was er benötigt, um seine Mission zu erfüllen. Daher sagt der künftige Messias passenderweise: „Hört auf mich, o ihr Inseln, und merkt auf, ihr Völkerschaften in der Ferne. Jehova selbst hat mich sogar vom Mutterleib an berufen. Vom Innern meiner Mutter an hat er meinen Namen erwähnt“ (Jesaja 49:1).
4 Hier richtet der Messias seine Worte an Völker „in der Ferne“. Er ist zwar dem jüdischen Volk verheißen worden, doch durch seinen Dienst werden alle Nationen gesegnet (Matthäus 25:31-33). Die „Inseln“ und die „Völkerschaften“ stehen freilich nicht mit Jehova in einem Bund, doch sollten sie auf den Messias Israels hören, weil er zur Rettung aller Menschen ausgesandt worden ist.
5. Inwiefern wird dem Messias bereits vor seiner Geburt als Mensch ein Name gegeben?
5 Die Prophezeiung besagt, Jehova werde dem Messias einen Namen geben, bevor er als Mensch geboren werde (Matthäus 1:21; Lukas 1:31). Lange vor seiner Geburt wird Jesus als „Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Ewigvater, Fürst des Friedens“ bezeichnet (Jesaja 9:6). Auch Immanuel, wahrscheinlich der Name eines Sohnes Jesajas, erweist sich als ein prophetischer Name des Messias (Jesaja 7:14; Matthäus 1:21-23). Selbst der Eigenname, unter dem der Messias bekannt werden wird — Jesus —, ist vor seiner Geburt vorausgesagt worden (Lukas 1:30, 31). Dieser Name ist von einem hebräischen Wort abgeleitet, das „Jehova ist Rettung“ bedeutet. Es steht eindeutig fest, dass sich Jesus nicht selbst zum Christus ernannt hat.
6. In welcher Hinsicht ist der Mund des Messias wie ein scharfes Schwert, und inwiefern wird er versteckt oder verborgen gehalten?
6 Die prophetischen Worte des Messias lauten weiter: „Und er hat meinen Mund dann wie ein scharfes Schwert gemacht. Im Schatten seiner Hand hat er mich versteckt. Und er machte mich allmählich zu einem geglätteten Pfeil. In seinem Köcher verbarg er mich“ (Jesaja 49:2). Wenn es so weit ist, dass Jehovas Messias seinen Dienst 29 u. Z. auf der Erde beginnt, erweisen sich Jesu Worte und Taten wie scharfe oder geglättete Waffen, die ergründen können, was im Herzen seiner Zuhörer ist (Lukas 4:31, 32). Seine Worte und Taten rufen den Zorn Satans, des großen Feindes Jehovas, und seiner Helfershelfer hervor. Von Jesu Geburt an versucht Satan, ihn umbringen zu lassen, doch Jesus ist wie ein Pfeil im Köcher Jehovas verborgen.a Er kann vertrauensvoll auf den Schutz seines Vaters zählen (Psalm 91:1; Lukas 1:35). Zur bestimmten Zeit gibt Jesus sein Leben zugunsten der Menschheit hin. Doch die Zeit wird kommen, wo er als ein mächtiger himmlischer Krieger und in einem anderen Sinne bewaffnet ausziehen wird, und zwar mit einem scharfen Schwert, das aus seinem Mund hervorgeht. In diesem Fall stellt das scharfe Schwert Jesu Befugnis dar, das Urteil über Jehovas Feinde zu fällen und an ihnen zu vollstrecken (Offenbarung 1:16).
Die Mühen des Knechtes Gottes sind nicht vergeblich
7. Auf wen beziehen sich Jehovas Worte in Jesaja 49:3, und warum?
7 Jetzt äußert Jehova folgende prophetische Worte: „Du bist mein Knecht, o Israel, du, an dem ich meine Schönheit zeigen werde“ (Jesaja 49:3). Jehova bezeichnet die Nation Israel als seinen Knecht (Jesaja 41:8). Doch Jesus Christus ist Gottes hervorragendster Knecht (Apostelgeschichte 3:13). Kein Geschöpf Gottes kann Jehovas „Schönheit“ besser widerspiegeln als Jesus. Diese Worte sind zwar namentlich an Israel adressiert, beziehen sich aber in Wirklichkeit auf Jesus (Johannes 14:9; Kolosser 1:15).
8. Wie verhalten sich die Landsleute des Messias ihm gegenüber, und von wem erwartet er in Bezug auf seinen Erfolg beurteilt zu werden?
8 Wird aber Jesus nicht von den meisten in seinem eigenen Volk verachtet und abgelehnt? Ja. Im Großen und Ganzen nimmt die Nation Israel Jesus nicht als gesalbten Knecht Gottes an (Johannes 1:11). Alles, was Jesus auf der Erde vollbringt, erscheint seinen Zeitgenossen vielleicht von geringem Wert, ja als unbedeutend. Auf diesen scheinbaren Fehlschlag seines Dienstes spielt der Messias als Nächstes an: „Es ist umsonst, dass ich mich abgemüht habe. Für Unwirklichkeit und Nichtigkeit habe ich meine eigene Kraft verbraucht“ (Jesaja 49:4a). Diese Aussagen erfolgen nicht, weil der Messias entmutigt wäre. Beachten wir, was er anschließend sagt: „Wahrlich, mein Gericht ist bei Jehova und mein Lohn bei meinem Gott“ (Jesaja 49:4b). Der Erfolg des Messias soll nicht von Menschen, sondern von Gott beurteilt werden.
9, 10. (a) Womit ist der Messias von Jehova beauftragt worden, und welche Ergebnisse erzielt er? (b) Wie können Christen heute durch die Erfahrungen des Messias ermuntert werden?
9 Jesus ist grundsätzlich an Gottes Wohlgefallen oder Wohlwollen interessiert. In der Prophezeiung stellt der Messias fest: „Nun hat Jehova, der mich vom Mutterleib an als einen ihm gehörenden Knecht gebildet hat, gesagt, dass ich Jakob zu ihm zurückführen sollte, damit Israel selbst zu ihm gesammelt werde. Und ich werde in den Augen Jehovas verherrlicht werden, und mein eigener Gott wird meine Stärke geworden sein“ (Jesaja 49:5). Der Messias kommt, um zu bewirken, dass die Söhne Israels ihr Herz wieder ihrem himmlischen Vater zuwenden. Die meisten gehen nicht darauf ein, einige schon. Doch sein wirklicher Lohn ist bei Jehova Gott. Sein Erfolg wird nicht an menschlichen Kriterien gemessen, sondern an den Maßstäben Jehovas.
10 Jesu Nachfolger mögen heute bisweilen das Empfinden haben, sie mühten sich umsonst ab. Mancherorts erscheinen die Ergebnisse ihres Predigtdienstes im Vergleich zur aufgewandten Arbeit und Mühe womöglich unbedeutend. Dennoch harren sie aus, ermuntert durch das Beispiel Jesu. Sie werden auch durch die Worte des Apostels Paulus gestärkt, der schrieb: „Darum, meine geliebten Brüder, werdet standhaft, unbeweglich, und seid allezeit reichlich beschäftigt im Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure mühevolle Arbeit in Verbindung mit dem Herrn nicht vergeblich ist“ (1. Korinther 15:58).
Ein „Licht der Nationen“
11, 12. Inwiefern ist der Messias ein „Licht der Nationen“?
11 In Jesajas Prophezeiung ermutigt Jehova den Messias, indem er ihn daran erinnert, dass es keine „geringfügige Sache“ ist, der Knecht Gottes zu sein. Jesu Aufgabe ist es, „die Stämme Jakobs aufzurichten und sogar die Bewahrten Israels zurückzubringen“. Außerdem erklärt Jehova: „Ich habe dich auch zu einem Licht der Nationen gegeben, damit meine Rettung bis zum äußersten Ende der Erde gelange“ (Jesaja 49:6). Wie erleuchtet Jesus Völker „bis zum äußersten Ende der Erde“, wenn sich doch sein irdischer Dienst auf Israel beschränkt?
12 Wie die Bibel zeigt, wurde Gottes „Licht der Nationen“ nicht ausgelöscht, als Jesus den irdischen Schauplatz verließ. Etwa 15 Jahre nach Jesu Tod zitierten die Missionare Paulus und Barnabas die Prophezeiung aus Jesaja 49:6 und bezogen sie auf Jesu Jünger oder geistige Brüder. Sie erklärten: „Jehova hat uns in diesen Worten geboten: ‚Ich habe dich zu einem Licht der Nationen gesetzt, damit du zur Rettung seist bis zum äußersten Ende der Erde‘ “ (Apostelgeschichte 13:47). Noch vor seinem Tod stellte Paulus fest, dass die gute Botschaft der Rettung nicht nur den Juden, sondern „in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, gepredigt worden ist“ (Kolosser 1:6, 23). Heute setzen die Übriggebliebenen der gesalbten Brüder Christi dieses Werk fort. Unterstützt von einer „großen Volksmenge“, deren Zahl in die Millionen geht, dienen sie als ein „Licht der Nationen“ in mehr als 230 Ländern und Inselgebieten der ganzen Erde (Offenbarung 7:9).
13, 14. (a) Auf welche Reaktion, was das Predigtwerk betrifft, sind der Messias und seine Nachfolger gestoßen? (b) Welcher Wandel der Verhältnisse hat stattgefunden?
13 Jehova hat sich als die Kraft erwiesen, die hinter seinem Knecht, dem Messias, steht, hinter den gesalbten Brüdern des Messias und hinter allen aus der großen Volksmenge, die mit ihnen das Werk des Predigens der guten Botschaft fortführen. Wie Jesus sind seine Jünger tatsächlich auf Verachtung und Gegnerschaft gestoßen (Johannes 15:20). Doch Jehova führt stets zu der von ihm bestimmten Zeit einen Wandel der Verhältnisse herbei, um seine loyalen Diener zu retten und zu belohnen. Mit Bezug auf den Messias, „dem in der Seele Verachteten“ und „dem von der Nation Verabscheuten“, verspricht Jehova: „Könige selbst werden es sehen und gewiss aufstehen und Fürsten, und sie werden sich niederbeugen, Jehovas wegen, der treu ist, des Heiligen Israels, der dich erwählt“ (Jesaja 49:7).
14 Später schrieb der Apostel Paulus an die Christen in Philippi über diesen vorausgesagten Wandel der Verhältnisse. Er beschrieb Jesus als jemand, der an einem Marterpfahl gedemütigt, anschließend aber von Gott erhöht worden war. Jehova hat seinen Knecht „zu einer übergeordneten Stellung erhöht und ihm gütigerweise den Namen gegeben, der über jedem anderen Namen ist, sodass sich im Namen Jesu jedes Knie beuge“ (Philipper 2:8-11). Christi treue Nachfolger werden warnend darauf hingewiesen, dass sie ebenfalls verfolgt werden. Doch wie der Messias werden auch sie des Wohlwollens Jehovas versichert (Matthäus 5:10-12; 24:9-13; Markus 10:29, 30).
„Die besonders annehmbare Zeit“
15. Von welcher besonderen „Zeit“ ist in Jesajas Prophezeiung die Rede, und was wird dadurch angedeutet?
15 In der Prophezeiung Jesajas folgt nun eine äußerst bedeutsame Erklärung. Jehova sagt dem Messias: „In einer Zeit des Wohlwollens habe ich dir geantwortet, und an einem Tag der Rettung habe ich dir geholfen; und ich behütete dich fortwährend, um dich als Bund für das Volk zu geben“ (Jesaja 49:8). Eine ähnliche Prophezeiung ist in Psalm 69:13-18 aufgezeichnet. Der Psalmist bezieht sich auf eine „Zeit des Wohlwollens“, indem er von einer „annehmbaren Zeit“ spricht. Diese Ausdrücke deuten an, dass Jehovas Wohlwollen und Schutz Menschen auf besondere Weise zuteil werden, aber nur während eines bestimmten, begrenzten Zeitabschnitts.
16. Was war Jehovas Zeit des Wohlwollens im Falle Israels der alten Zeit?
16 Wann war jene Zeit des Wohlwollens? Mit diesen Worten, die eigentlich zu einer Wiederherstellungsprophezeiung gehörten, wurde die Rückkehr der Juden aus dem Exil vorausgesagt. Die Nation Israel erlebte eine Zeit des Wohlwollens, als sie ‘das Land wiederherstellen’ und die „verödeten Erbbesitztümer“ wieder in Besitz nehmen konnte (Jesaja 49:8b). Die Juden waren keine „Gefangenen“ in Babylon mehr. Auf ihrer Heimreise sorgte Jehova dafür, dass sie weder „hungern“ noch „dürsten“ mussten, noch sollte „austrocknende Hitze oder Sonne sie treffen“. Die verstreuten Israeliten strömten „von fern her ... von Norden und von Westen“ zurück in ihr Heimatland (Jesaja 49:9-12). Abgesehen von dieser ersten dramatischen Erfüllung bezieht sich diese Prophezeiung, wie die Bibel zeigt, noch auf weitere Ereignisse.
17, 18. Welche Zeit des Wohlwollens bestimmte Jehova im 1. Jahrhundert?
17 Engel verkündeten anlässlich der Geburt Jesu Frieden sowie Gottes Wohlwollen, Gunst oder Wohlgefallen gegenüber Menschen (Lukas 2:13, 14). Aber dieses Wohlwollen wurde nicht den Menschen im Allgemeinen zuteil, sondern nur denen, die Glauben an Jesus ausübten. Später las Jesus öffentlich die Prophezeiung aus Jesaja 61:1, 2 vor und bezog sie auf sich, da er „Jehovas annehmbares Jahr“ verkündete (Lukas 4:17-21). Der Apostel Paulus sprach davon, dass Christus in den Tagen seines Fleisches Jehovas besonderen Schutz genoss (Hebräer 5:7-9). Diese Zeit des Wohlwollens bezog sich somit auf die Gunst, die Gott Jesus während seines menschlichen Lebens erwies.
18 Aber auch noch weitere Vorgänge werden mit dieser Prophezeiung in Verbindung gebracht. Nachdem Paulus die Worte Jesajas hinsichtlich der Zeit des Wohlwollens zitiert hatte, sagte er: „Seht! Jetzt ist die besonders annehmbare Zeit. Seht! Jetzt ist der Tag der Rettung“ (2. Korinther 6:2). Diese Worte schrieb Paulus 22 Jahre nach Jesu Tod. Offensichtlich ließ Jehova mit der Geburt der Christenversammlung zu Pfingsten 33 u. Z. sein Jahr des Wohlwollens noch andauern und Christi gesalbte Nachfolger daraus Nutzen ziehen.
19. Wie können Christen heute aus der Zeit des Wohlwollens Jehovas Nutzen ziehen?
19 Wie steht es mit den Nachfolgern Jesu heute, die keine gesalbten Erben des himmlischen Königreiches Gottes sind? Können diejenigen mit irdischer Hoffnung gleichfalls einen Nutzen aus dieser annehmbaren Zeit haben? Ja. Wie in dem Bibelbuch Offenbarung deutlich wird, ist heute eine Zeit des Wohlwollens Jehovas gegenüber der großen Volksmenge, die ‘aus der großen Drangsal kommt’ und ewig auf einer paradiesischen Erde leben wird (Offenbarung 7:13-17). Folglich können alle Christen aus diesem begrenzten Zeitabschnitt Nutzen ziehen, in dem Jehova unvollkommenen Menschen sein Wohlwollen anbietet.
20. Auf welche Weise können Christen vermeiden, den Zweck der unverdienten Güte Jehovas zu verfehlen?
20 Der Apostel Paulus stellte der Verkündung der annehmbaren Zeit Jehovas eine Warnung voran. Er bat Christen inständig, „nicht die unverdiente Güte Gottes anzunehmen und ihren Zweck zu verfehlen“ (2. Korinther 6:1). Dementsprechend nutzen Christen jede Gelegenheit, Gottes Wohlgefallen zu erlangen und seinen Willen zu tun (Epheser 5:15, 16). Sie tun gut daran, sich an die Ermahnung des Paulus zu halten: „Nehmt euch in Acht, Brüder, dass sich nicht in einem von euch jemals ein böses Herz des Unglaubens entwickelt, indem er sich von dem lebendigen Gott zurückzieht; sondern ermahnt einander weiterhin jeden Tag, solange es ‚heute‘ heißen mag, damit keiner von euch durch die trügerische Macht der Sünde verhärtet werde“ (Hebräer 3:12, 13).
21. Mit welcher freudigen Äußerung schließt der erste Teil von Jesaja, Kapitel 49?
21 Als die an den Messias gerichteten prophetischen Äußerungen Jehovas zu Ende sind, erklärt Jesaja freudig: „Jauchzt, ihr Himmel, und frohlocke, du Erde. Mögen die Berge fröhlich werden mit Jubelruf. Denn Jehova hat sein Volk getröstet, und seinen Niedergedrückten erweist er Erbarmen“ (Jesaja 49:13). Welch herrliche Worte des Trostes für die Israeliten in alter Zeit und für Jehovas großen Knecht, Jesus Christus, sowie für Jehovas gesalbte Diener und ihre Gefährten, die „anderen Schafe“, in der heutigen Zeit! (Johannes 10:16).
Jehova vergisst sein Volk nicht
22. Auf welche Weise betont Jehova, dass er sein Volk nie vergessen wird?
22 Jesaja setzt seinen Bericht über Jehovas Aussprüche jetzt fort. Er sagt voraus, dass die exilierten Israeliten immer mehr ermatten und die Hoffnung verlieren werden. Jesaja erklärt: „Zion ... sprach fortwährend: ‚Jehova hat mich verlassen, und Jehova selbst hat mich vergessen‘ “ (Jesaja 49:14). Trifft das zu? Hat Jehova sein Volk verlassen und es vergessen? Als Jehovas Sprecher fährt Jesaja fort: „Kann eine Frau ihren Säugling vergessen, sodass sie sich nicht des Sohnes ihres Leibes erbarmte? Selbst diese Frauen können vergessen, doch ich, ich werde dich nicht vergessen“ (Jesaja 49:15). Welch eine liebevolle Erwiderung von Jehova! Gottes Liebe zu seinem Volk ist größer als die einer Mutter zu ihrem Kind. Er denkt beständig an seine Loyalgesinnten. Er erinnert sich ihrer, als wäre ihr Name in seine Hände eingeritzt: „Siehe! In meine Handflächen habe ich dich eingeritzt. Deine Mauern sind beständig vor mir“ (Jesaja 49:16).
23. Wie ermunterte Paulus Christen, darauf zu vertrauen, dass Jehova sie nicht vergisst?
23 Der Apostel Paulus forderte Christen in seinem Brief an die Galater auf: „Lasst uns nicht nachlassen, das zu tun, was vortrefflich ist, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten“ (Galater 6:9). An die Hebräer schrieb er die ermutigenden Worte: „Gott ist nicht ungerecht, dass er eure Arbeit und die Liebe vergessen würde, die ihr seinem Namen gegenüber erzeigt habt“ (Hebräer 6:10). Wir sollten niemals denken, Jehova habe sein Volk vergessen. Wie Zion in alter Zeit haben Christen allen Grund, sich zu freuen und geduldig auf Jehova zu warten. Er hält an den Bestimmungen seines Bundes und an seinen Verheißungen fest.
24. In welcher Hinsicht wird Zion wiederhergestellt, und welche Fragen wird Zion aufwerfen?
24 Durch Jesaja vermittelt Jehova noch mehr Trost. Diejenigen, die Zion „niederreißen“, seien es Babylonier oder die abtrünnigen Juden, bilden keine Gefahr mehr. Zions „Söhne“, exilierte Juden, die Jehova gegenüber loyal bleiben, „haben sich beeilt“. Sie werden „zusammengebracht“ werden. Nachdem die repatriierten Juden nach Jerusalem zurückgeeilt sind, werden sie für ihre Hauptstadt wie Schmuck sein, vergleichbar mit „einer Braut“, die mit „Schmuck“ versehen worden ist (Jesaja 49:17, 18). Zions Stätten sind ‘verwüstet’ worden. Stellen wir uns vor, wie überrascht es sein wird, wenn es plötzlich so viele Einwohner hat, dass seine Wohnstätten eng erscheinen. (Lies Jesaja 49:19, 20.) Natürlich fragt sich Zion, woher all diese Kinder kommen: „Du wirst bestimmt in deinem Herzen sprechen: ‚Wer ist der Vater von diesen für mich geworden, da ich eine der Kinder beraubte Frau und unfruchtbar bin, verbannt und gefangen genommen? Was diese betrifft, wer hat sie großgezogen? Siehe! Ich selbst war allein zurückgelassen worden. Diese — wo sind sie gewesen?‘ “ (Jesaja 49:21). Welch ein freudiges Ereignis für das zuvor unfruchtbare Zion!
25. Welche Wiederherstellung erlebte das geistige Israel in der Neuzeit?
25 Diese Worte haben eine neuzeitliche Erfüllung. In den schwierigen Jahren des Ersten Weltkriegs erlebte das geistige Israel eine Zeit der Verwüstung und der Gefangenschaft. Es wurde jedoch wiederhergestellt und befand sich von da an in einem geistigen Paradies (Jesaja 35:1-10). Wie die von Jesaja beschriebene einst verwüstete Stadt freute sich das geistige Israel sozusagen, dass es von glücklichen, eifrigen Anbetern Jehovas wimmelte.
„Ein Signal für die Völker“
26. Auf welche Weise leitet Jehova sein befreites Volk?
26 Prophetisch versetzt Jehova jetzt Jesaja in die Zeit, in der sein Volk aus Babylon befreit wird. Werden die Israeliten irgendwie von Gott geleitet werden? Jehova selbst antwortet: „Siehe! Ich werde meine Hand auch zu den Nationen erheben, und für die Völker werde ich mein Signal hochhalten. Und sie werden deine Söhne im Busen bringen, und auf der Schulter werden sie deine eigenen Töchter tragen“ (Jesaja 49:22). Jerusalem, das einst Regierungssitz und Standort des Tempels Jehovas war, wird in der ursprünglichen Erfüllung zum „Signal“ Jehovas. Selbst bekannte und mächtige Persönlichkeiten anderer Nationen wie zum Beispiel „Könige“ und „Fürstinnen“ stehen den Israeliten auf ihrer Heimreise bei (Jesaja 49:23a). Als solche Helfer erweisen sich unter anderem die persischen Könige Cyrus und Artaxerxes Longimanus sowie Angehörige ihres königlichen Hofes (Esra 5:13; 7:11-26). Und noch auf ein anderes Geschehen werden Jesajas Worte bezogen.
27. (a) Zu welchem „Signal“ werden die Völker in der größeren Erfüllung strömen? (b) Was wird die Folge sein, wenn alle Nationen gezwungen werden, sich der Herrschaft des Messias zu beugen?
27 In Jesaja 11:10 ist von einem „Signal für die Völker“ die Rede. Der Apostel Paulus bezog diese Worte auf Christus Jesus (Römer 15:8-12). In der größeren Erfüllung sind also Jesus und seine geistgesalbten Mitherrscher Jehovas „Signal“, zu dem die Völker strömen (Offenbarung 14:1). Zur bestimmten Zeit werden sich alle Völker der Erde — selbst die heutigen Machthaber — der Herrschaft des Messias beugen müssen (Psalm 2:10, 11; Daniel 2:44). Mit welchem Ergebnis? Jehova sagt: „Du wirst erkennen müssen, dass ich Jehova bin, dessentwegen diejenigen, die auf mich hoffen, nicht beschämt werden“ (Jesaja 49:23b).
„Jetzt ist unsere Rettung näher“
28. (a) Mit welchen Worten versichert Jehova seinem Volk erneut, dass es befreit wird? (b) Welches Versprechen Jehovas in Bezug auf sein Volk gilt immer noch?
28 Einige Exilanten in Babylon fragen sich vielleicht, ob eine Befreiung Israels wirklich möglich ist. Jehova berücksichtigt diese Überlegung und wirft die Frage auf: „Können die, die bereits genommen sind, einem starken Mann selbst abgenommen werden, oder kann die Gefangenenschar des Tyrannen entrinnen?“ (Jesaja 49:24). Die Antwort lautet: „Ja.“ Jehova versichert ihnen: „Sogar die Gefangenenschar des starken Mannes wird weggenommen werden, und die, die bereits vom Tyrannen selbst weggenommen sind, werden entrinnen“ (Jesaja 49:25a). Welch tröstende Zusicherung! Außerdem geht mit dem Wohlwollen Jehovas gegenüber seinem Volk das feste Versprechen einher, es zu beschützen. Unmissverständlich sagt er: „Gegen irgendeinen wider dich Streitenden werde ich selbst streiten, und deine eigenen Söhne werde ich selbst retten“ (Jesaja 49:24, 25). Dieses Versprechen gilt immer noch. Laut Sacharja 2:8 sagt Jehova zu seinem Volk: „Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.“ Gegenwärtig leben wir tatsächlich in einer Zeitspanne des Wohlwollens, in der Völker der ganzen Erde die Gelegenheit haben, zum geistigen Zion zu strömen. Diese Zeit des Wohlwollens geht jedoch einmal zu Ende.
29. Welche düsteren Aussichten haben diejenigen, die Jehova nicht gehorchen wollen?
29 Was wird mit denjenigen geschehen, die sich hartnäckig weigern, Jehova zu gehorchen, und sogar seine Anbeter verfolgen? Jehova sagt: „Ich will die, die dich schlecht behandeln, ihr eigenes Fleisch essen lassen; und wie mit süßem Wein werden sie trunken werden von ihrem eigenen Blut“ (Jesaja 49:26a). Das sind düstere Aussichten! Solche halsstarrigen Gegner haben auf lange Sicht keine Zukunft. Sie werden vernichtet. So wird man Jehova als einen Retter kennen lernen, sowohl durch die Rettung seines Volkes als auch durch die Vernichtung der Feinde seines Volkes. Er sagt: „Alles Fleisch wird erkennen müssen, dass ich, Jehova, dein RETTER und dein Rückkäufer bin, der Starke Jakobs“ (Jesaja 49:26b).
30. Welche rettenden Taten hat Jehova im Interesse seines Volkes vollbracht, und was wird er noch tun?
30 Diese Worte trafen zum ersten Mal ein, als Jehova durch Cyrus sein Volk aus der Babylonischen Gefangenschaft befreite. Auch trafen sie 1919 ein, als Jehova durch seinen inthronisierten Sohn, Jesus Christus, sein Volk aus geistiger Sklaverei befreite. Die Bibel spricht daher von Jehova und von Jesus als Rettern (Titus 2:11-13; 3:4-6). Jehova ist unser Retter, und Jesus, der Messias, ist sein „Hauptvermittler“ (Apostelgeschichte 5:31). Die rettenden Taten, die Gott durch Jesus Christus wirkt, sind wirklich wunderbar. Durch die gute Botschaft befreit Jehova Gerechtgesinnte aus der Gefangenschaft in der falschen Religion. Durch das Loskaufsopfer befreit er sie aus der Knechtschaft der Sünde und des Todes. Im Jahr 1919 befreite er Jesu Brüder aus geistiger Knechtschaft. Und in dem mit Riesenschritten herannahenden Krieg von Harmagedon wird er eine große Volksmenge treuer Menschen vor der Vernichtung bewahren, die über die Sünder kommen wird.
31. Wie sollten Christen handeln, da sie Gottes Wohlwollen genießen?
31 Welch ein Vorrecht es doch ist, Gottes Wohlwollen zu genießen! Mögen wir alle die annehmbare Zeit weise nutzen. Und mögen wir der Dringlichkeit unserer Zeit entsprechend handeln, indem wir das beachten, was Paulus an die Römer schrieb: „Ihr [erkennt] die besondere Zeit ..., dass die Stunde für euch schon da ist, aus dem Schlaf zu erwachen, denn jetzt ist unsere Rettung näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt; der Tag hat sich genaht. Lasst uns daher die Werke, die zur Finsternis gehören, ablegen, und lasst uns die Waffen des Lichts anlegen. Wie zur Tageszeit lasst uns anständig wandeln, nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in unerlaubtem Geschlechtsverkehr und zügellosem Wandel, nicht in Streit und Eifersucht, sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und plant nicht im Voraus für die Begierden des Fleisches“ (Römer 13:11-14).
32. Was hat Gott seinem Volk alles zugesichert?
32 Jehova wird auch weiterhin seine Gunst denen erweisen, die seinen Rat befolgen. Er wird sie nach Bedarf stärken und befähigen, die gute Botschaft zu predigen (2. Korinther 4:7). Jehova wird seine Diener gebrauchen, wie er ihren Führer, Jesus, gebraucht. Er wird ihren Mund „wie ein scharfes Schwert“ machen, damit sie das Herz Sanftmütiger mit der guten Botschaft erreichen (Matthäus 28:19, 20). Er wird sein Volk „im Schatten seiner Hand“ schützen. Wie ein „geglätteter Pfeil“ werden seine Diener „in seinem Köcher“ verborgen sein. Ja, Jehova wird sein Volk nicht verlassen! (Psalm 94:14; Jesaja 49:2, 15).
[Fußnote]
a „Da Satan Jesus zweifellos als den Sohn Gottes und als den erkannte, der ihm, wie vorhergesagt worden war, den Kopf zermalmen würde (1Mo 3:15), unternahm er alles, was in seiner Macht stand, um Jesus zu vernichten. Doch als der Engel Gabriel Maria die Empfängnis Jesu ankündigte, sagte er: ‚Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Geborene heilig, Gottes Sohn, genannt werden‘ (Luk 1:35). Jehova behütete seinen Sohn. Der Versuch, Jesus als kleines Kind zu töten, misslang“ (Einsichten über die Heilige Schrift, Band 2, Seite 800, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft).
[Bild auf Seite 139]
Der Messias ist wie ein „geglätteter Pfeil“ im Köcher Jehovas
[Bild auf Seite 141]
Der Messias ist ein „Licht der Nationen“
[Bild auf Seite 147]
Gottes Liebe zu seinem Volk ist stärker als die einer Mutter zu ihrem Kind