Kapitel zwölf
Trost für Gottes Volk
1. Welche trüben Aussichten bestehen für Jerusalem und seine Einwohner, doch welche Hoffnung gibt es?
SIEBZIG Jahre — die normale Lebensspanne eines Menschen — wird die Nation Juda in Babylon gefangen sein (Psalm 90:10; Jeremia 25:11; 29:10). Die meisten der in die Gefangenschaft geführten Israeliten werden in Babylon alt werden und sterben. Stellen wir uns vor, wie sehr sie durch die höhnischen Bemerkungen ihrer Feinde gedemütigt werden. Denken wir auch an die Schmach, die auf ihren Gott Jehova gehäuft wird, wenn die Stadt, auf die er seinen Namen gelegt hat, so lange verwüstet daliegt (Nehemia 1:9; Psalm 132:13; 137:1-3). Den geliebten Tempel wird es nicht mehr geben, den Gottes Herrlichkeit erfüllte, als Salomo ihn einweihte (2. Chronika 7:1-3). Welch trübe Aussichten! Aber Jehova prophezeit durch Jesaja eine Wiederherstellung (Jesaja 43:14; 44:26-28). Im 51. Kapitel des Buches Jesaja finden wir weitere Prophezeiungen zu diesem sehr tröstlichen Thema.
2. (a) An wen richtet Jehova durch Jesaja seine tröstende Botschaft? (b) Wie ‘jagen’ treue Juden ‘der Gerechtigkeit nach’?
2 Jehova wendet sich an alle in Juda, deren Herz ihm zugeneigt ist, und sagt: „Hört auf mich, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr Jehova sucht“ (Jesaja 51:1a). ‘Der Gerechtigkeit nachzujagen’ deutet auf Tätigkeit hin. Diejenigen, die ‘der Gerechtigkeit nachjagen’, werden nicht lediglich behaupten, Gottes Volk zu sein. Sie werden auch eifrig bestrebt sein, gerecht zu handeln und im Einklang mit Gottes Willen zu leben (Psalm 34:15; Sprüche 21:21). Sie werden Jehova als den einzigen Quell der Gerechtigkeit betrachten und ihn ‘suchen’ (Psalm 11:7; 145:17). Nicht etwa, dass sie nicht bereits wüssten, wer Jehova ist oder wie sie sich ihm im Gebet nahen können, sondern sie werden bestrebt sein, ihm näher zu kommen, ihm zu dienen, sich im Gebet an ihn zu wenden und sich in all ihrem Tun von ihm leiten zu lassen.
3, 4. (a) Wer ist der „Fels“, aus dem die Juden gehauen wurden, und wer ist die „Höhlung der Grube“, aus der sie gegraben wurden? (b) Inwiefern werden die Juden getröstet, wenn sie sich auf ihre Wurzeln besinnen?
3 Allerdings gibt es in Juda nur verhältnismäßig wenige, die der Gerechtigkeit nachjagen, und gerade deswegen sind sie womöglich mutlos und verzagt. Jehova führt als Veranschaulichung einen Steinbruch an und ermuntert sie mit den Worten: „Schaut auf den Felsen, aus dem ihr gehauen wurdet, und auf die Höhlung der Grube, aus der ihr gegraben wurdet. Schaut auf Abraham, euren Vater, und auf Sara, die euch schließlich mit Geburtsschmerzen hervorbrachte. Denn er war e i n e r , als ich ihn rief, und ich ging daran, ihn zu segnen und ihn zahlreich zu machen“ (Jesaja 51:1b, 2). Der „Fels“, aus dem die Juden gehauen wurden, ist Abraham, eine historische Persönlichkeit, auf die die Nation Israel sehr stolz ist (Matthäus 3:9; Johannes 8:33, 39). Er ist ihr Urahn, der Mensch, von dem die Nation abstammt. Die „Höhlung der Grube“ ist Sara, aus deren Mutterleib Isaak, der Vater Israels, hervorging.
4 Abraham hatte die Jahre der Zeugungsfähigkeit bereits überschritten und Sara war immer noch kinderlos. Doch Jehova versprach, Abraham zu segnen und „ihn zahlreich zu machen“ (1. Mose 17:1-6, 15-17). So erhielten Abraham und Sara, nachdem Gott ihre Fortpflanzungsfähigkeit wiederhergestellt hatte, im hohen Alter ein Kind, und von diesem Sohn stammte Gottes Bundesvolk ab. Auf diese Weise machte Jehova diesen einen Mann zum Vater einer großen Nation, die sich als ebenso unzählbar erwies wie die Sterne des Himmels (1. Mose 15:5; Apostelgeschichte 7:5). Wenn Jehova Abraham aus einem fernen Land herbeibringen und ihn zu einer großen Nation machen konnte, dann kann er gewiss auch seine Verheißung wahr machen, einen treuen Überrest aus der Gefangenschaft in Babylon zu befreien, ihn in sein Heimatland zurückzuführen und ihn eine große Nation werden zu lassen. Die Abraham gegebene Verheißung Gottes erfüllte sich; genauso wird sich seine an die gefangenen Juden gerichtete Verheißung erfüllen.
5. (a) Wen stellen Abraham und Sara dar? Erkläre es. (b) Wer führt in der endgültigen Erfüllung seinen Ursprung auf den „Felsen“ zurück?
5 Wahrscheinlich hat das in Jesaja 51:1, 2 erwähnte Heraushauen noch einen anderen Bezug. In 5. Mose 32:18 wird Jehova als „FELS“ bezeichnet, der Israel zum Vater wurde und es „unter Geburtsschmerzen hervorgebracht hat“. Bei letzterem Ausdruck wird dasselbe hebräische Verb gebraucht wie in Jesaja 51:2, wo es darum geht, dass Sara sozusagen Israel gebar. Abraham stellt folglich prophetisch Jehova, den größeren Abraham, dar. Sara, Abrahams Frau, stellt treffend die aus Geistgeschöpfen bestehende Universalorganisation Jehovas im Himmel dar, die in der Heiligen Schrift als Gottes Ehefrau oder Frau bezeichnet wird (1. Mose 3:15; Offenbarung 12:1, 5). In der endgültigen Erfüllung dieser Worte aus Jesajas Prophezeiung ist die Nation, die aus dem „Felsen“ hervorgeht, das „Israel Gottes“, die Versammlung der geistgesalbten Christen, die zu Pfingsten 33 u. Z. ins Dasein kam. Wie in früheren Kapiteln des vorliegenden Buches erklärt wurde, befand sich diese Nation 1918 in babylonischer Gefangenschaft, wurde aber 1919 in einen Zustand geistiger Wohlfahrt versetzt (Galater 3:26-29; 4:28; 6:16).
6. (a) Was steht dem Land Juda bevor, und welche Wiederherstellung wird notwendig sein? (b) An welche Wiederherstellung in der Neuzeit erinnert uns Jesaja 51:3?
6 Jehova tröstet Zion oder Jerusalem nicht lediglich mit der Verheißung, eine volkreiche Nation hervorzubringen. Wir lesen: „Jehova wird Zion gewiss trösten. Er wird bestimmt all ihre verwüsteten Stätten trösten, und er wird ihre Wildnis wie Eden machen und ihre Wüstenebene wie den Garten Jehovas. Frohlocken und Freude selbst werden darin gefunden werden, Danksagung und die Stimme der Melodie“ (Jesaja 51:3). In den 70 Jahren der Verödung wird das Land Juda verwildern; Dorngebüsch, Dornsträucher und andere wilde Vegetation werden es überwuchern (Jesaja 64:10; Jeremia 4:26; 9:10-12). Die Wiederherstellung Judas wird außer der Wiederbesiedlung auch das Wiedernutzbarmachen des Landes zur Folge haben, das in einen Garten Eden verwandelt wird mit gut bewässerten, fruchtbaren Feldern und Obstgärten. Der Boden wird sich gleichsam freuen. Verglichen mit der Verödung während des Exils wird das Land paradiesisch sein. Der gesalbte Überrest des Israels Gottes gelangte 1919 in geistigem Sinne in ein solches Paradies (Jesaja 11:6-9; 35:1-7).
Gründe, auf Jehova zu vertrauen
7, 8. (a) Was bedeutet Jehovas Aufruf, ihm Gehör zu schenken? (b) Warum ist es wichtig, dass Juda Jehova Beachtung schenkt?
7 Jehova ruft dazu auf, wieder aufmerksam zu sein, und sagt: „Schenk mir Aufmerksamkeit, o mein Volk; und du meine Völkerschaft, schenk mir Gehör. Denn von mir wird ein Gesetz ausgehen, und meine richterliche Entscheidung werde ich auch als Licht für die Völker verweilen lassen. Meine Gerechtigkeit ist nahe. Meine Rettung wird gewiss ausziehen, und meine Arme, sie werden sogar die Völker richten. Auf mich werden selbst die Inseln hoffen, und auf meinen Arm werden sie warten“ (Jesaja 51:4, 5).
8 Jehovas Aufruf, ihm Gehör zu schenken, bedeutet nicht lediglich, man solle sich seine Botschaft anhören. Es bedeutet, aufzumerken, damit man nach dem Gehörten handeln kann (Psalm 49:1; 78:1). Belehrung, Gerechtigkeit und Rettung gehen von Jehova aus. Das sollte der Nation bewusst sein. Nur von ihm kommt geistiges Licht (2. Korinther 4:6). Er ist der höchste Richter der Menschen. Die Gesetze und richterlichen Entscheidungen Jehovas sind Licht für jeden, der sich davon leiten lässt (Psalm 43:3; 119:105; Sprüche 6:23).
9. Wer außer Gottes Bundesvolk wird aus Jehovas rettenden Taten Nutzen ziehen?
9 All das soll nicht nur auf Gottes Bundesvolk zutreffen, sondern auch auf Menschen mit der richtigen Einstellung, wo immer sie sich befinden, selbst wenn sie auf den entferntesten Inseln des Meeres leben. Sie werden in ihrem Vertrauen auf Gott und seine Fähigkeit, zugunsten seiner treuen Diener zu handeln und sie zu retten, nicht enttäuscht werden. Seine Macht oder Kraft, dargestellt durch seinen Arm, versagt nicht; niemand kommt dagegen an (Jesaja 40:10; Lukas 1:51, 52). Ebenso verhält es sich heute: Durch die eifrige Predigttätigkeit der übrig gebliebenen Glieder des Israels Gottes sind Millionen — darunter viele von entlegenen Inseln des Meeres — angeleitet worden, sich Jehova zuzuwenden und an ihn zu glauben.
10. (a) Zu welcher Erkenntnis wird König Nebukadnezar gezwungen werden? (b) Welche „Himmel“ und welche „Erde“ werden ihr Ende finden?
10 Anschließend weist Jehova auf etwas hin, was König Nebukadnezar von Babylon wird lernen müssen. Weder im Himmel noch auf der Erde kann Jehova durch irgendetwas davon abgehalten werden, seinen Willen auszuführen (Daniel 4:34, 35). Wir lesen: „Erhebt zu den Himmeln eure Augen, und schaut auf die Erde unten. Denn sogar die Himmel sollen zerstieben so wie Rauch, und wie ein Kleid wird die Erde sich abnutzen, und ihre Bewohner, sie werden sterben wie eine bloße Stechmücke. Was aber meine Rettung betrifft, sie wird sogar auf unabsehbare Zeit währen, und meine eigene Gerechtigkeit wird nicht zerschmettert werden“ (Jesaja 51:6). Es entspricht zwar ganz und gar nicht der Politik babylonischer Monarchen, Gefangene in ihre Heimat zurückkehren zu lassen, doch es kann nicht vereitelt werden, dass Jehova sein Volk rettet (Jesaja 14:16, 17). Die babylonischen „Himmel“ oder herrschenden Mächte werden eine vernichtende Niederlage erleiden. Die babylonische „Erde“, die Untertanen jener herrschenden Mächte, wird allmählich ihr Ende finden. Selbst die größte damalige Macht kann somit weder der Macht Jehovas standhalten noch seine Rettungstaten verhindern.
11. Wieso ist es für Christen heute eine Ermunterung, dass sich die Prophezeiung über das Ende der babylonischen „Himmel“ und der babylonischen „Erde“ vollständig erfüllt hat?
11 Wie ermunternd für heutige Christen, zu wissen, dass sich diese prophetischen Worte uneingeschränkt erfüllten! Wieso? Weil der Apostel Petrus ähnliche Ausdrücke im Hinblick auf ein künftiges Ereignis verwendete. Er sprach von dem mit Riesenschritten herannahenden Tag Jehovas, „durch den die Himmel im Feuer aufgelöst werden und die Elemente vor Gluthitze zerschmelzen werden“, und sagte dann: „Es [gibt] neue Himmel und eine neue Erde, die wir gemäß seiner Verheißung erwarten, und in diesen wird Gerechtigkeit wohnen“ (2. Petrus 3:12, 13; Jesaja 34:4; Offenbarung 6:12-14). Die mächtigen Nationen und ihre erhabenen, mit Sternen vergleichbaren Herrscher mögen Jehova zwar trotzen, doch sie werden zu der von Gott bestimmten Zeit zunichte gemacht — so einfach, wie man eine Stechmücke zerdrückt (Psalm 2:1-9). Nur Gottes gerechte Regierung wird für immer über eine gerechte menschliche Gesellschaft herrschen (Daniel 2:44; Offenbarung 21:1-4).
12. Warum sollten sich Gottes Diener nicht fürchten, wenn sie von menschlichen Gegnern verunglimpft werden?
12 Jehova wendet sich jetzt an diejenigen, die der Gerechtigkeit nachjagen, und sagt: „Hört auf mich, ihr, die ihr die Gerechtigkeit kennt, du Volk, in dessen Herz mein Gesetz ist. Fürchtet euch nicht vor dem Schmähen sterblicher Menschen, und erschreckt nicht einfach wegen ihrer Schimpfworte. Denn die Motte wird sie fressen so wie ein Kleid, und die Kleidermotte wird sie fressen so wie Wolle. Was aber meine Gerechtigkeit betrifft, sie wird sogar auf unabsehbare Zeit währen und meine Rettung auf ungezählte Generationen hin“ (Jesaja 51:7, 8). Wer auf Jehova vertraut und mutig Stellung bezieht, wird zwar deswegen geschmäht werden, doch davor braucht er sich nicht zu fürchten. Die Schmäher sind nur sterbliche Menschen, die ‘gefressen’ werden wie ein wollenes Kleid von einer Motte.a Wie die treuen Juden in alter Zeit haben wahre Christen heute keinen Grund, irgendeinen Gegner zu fürchten. Jehova, der ewige Gott, ist ihre Rettung (Psalm 37:1, 2). Solche Schmähungen der Feinde beweisen, dass Jehovas Volk seinen Geist hat (Matthäus 5:11, 12; 10:24-31).
13, 14. Was wird als „Rahab“ und als „Seeungetüm“ bezeichnet, und inwiefern ist es ‘zerhauen’ und ‘durchbohrt’ worden?
13 Als ob Jesaja Jehova aufrufe, für sein gefangenes Volk tätig zu werden, sagt er: „Erwache, erwache, kleide dich mit Stärke, o Arm Jehovas! Erwache wie in den längst vergangenen Tagen, wie während der Generationen lang vergangener Zeiten. Bist nicht du es, der Rahab zerhieb, der das Seeungetüm durchbohrte? Bist nicht du es, der das Meer austrocknete, die Wasser der großen Tiefe? Derjenige, der die Tiefen des Meeres zu einem Weg machte, damit die Zurückgekauften hinüberzogen?“ (Jesaja 51:9, 10).
14 Die historischen Beispiele, die Jesaja anführt, sind gut gewählt. Jeder Israelit weiß von der Befreiung der Nation aus Ägypten und dem Durchzug durch das Rote Meer (2. Mose 12:24-27; 14:26-31). Mit den Bezeichnungen „Rahab“ und „Seeungetüm“ ist Ägypten unter dem Pharao gemeint, der sich Israels Auszug aus Ägypten widersetzte (Psalm 74:13; 87:4; Jesaja 30:7). Das alte Ägypten glich einer riesigen Schlange, deren Kopf das Nildelta war und deren riesiger Leib sich über Hunderte von Kilometern das fruchtbare Niltal aufwärts erstreckte (Hesekiel 29:3). Aber dieses Ungetüm wurde ‘zerhauen’, als Jehova die zehn Plagen darüber ausgoss. Es wurde durchbohrt, schwer verwundet und geschwächt, als das ägyptische Heer in den Wassern des Roten Meeres vernichtet wurde. Wie Jehova mit Ägypten verfuhr, zeigte die Macht seines Armes. Wird er weniger willens sein, für sein exiliertes Volk in Babylon zu kämpfen?
15. (a) Wann und wie werden Zions Kummer und Seufzen entfliehen? (b) Wann entflohen Kummer und Seufzen des Israels Gottes in der Neuzeit?
15 Vorausschauend auf Israels Befreiung aus Babylon heißt es in der Prophezeiung weiter: „Die Erlösten Jehovas werden dann zurückkehren und sollen nach Zion kommen mit Jubelruf, und Freude auf unabsehbare Zeit wird über ihrem Haupt sein. Frohlocken und Freude werden sie erlangen. Kummer und Seufzen werden gewiss entfliehen“ (Jesaja 51:11). Für alle, die Jehovas Gerechtigkeit suchen, ergeben sich herrliche Aussichten, so traurig ihre Lage in Babylon auch sein mag. Die Zeit wird kommen, wo Kummer und Seufzen der Vergangenheit angehören. Ein Jubelruf, Freude und Frohlocken wird von den Lippen der Erlösten oder Losgekauften zu hören sein. In der neuzeitlichen Erfüllung jener prophetischen Worte wurde das Israel Gottes 1919 aus babylonischer Gefangenschaft befreit. Es kehrte mit großer Freude in sein geistiges Land zurück, einer Freude, die bis heute anhält.
16. Welcher Preis wird bezahlt, um die Juden zu erlösen?
16 Was wird der Preis für den Rückkauf der Juden sein? Jehova hat es durch Jesajas Prophezeiung bereits enthüllt: „Ich habe Ägypten als Lösegeld für dich gegeben, Äthiopien und Seba an deiner statt“ (Jesaja 43:1-4). Das wird später geschehen. Das Persische Reich wird nach der Einnahme Babylons und der Befreiung der jüdischen Gefangenen auch Ägypten, Äthiopien und Seba erobern. Jene Länder werden anstelle der Seelen der Israeliten gegeben. Das entspricht dem Grundsatz aus Sprüche 21:18: „Der Böse ist ein Lösegeld für den Gerechten; und der treulos Handelnde nimmt den Platz der Rechtschaffenen ein.“
Weitere Zusicherungen
17. Warum brauchen die Juden nicht den Grimm Babylons zu fürchten?
17 Jehova fährt fort, seinem Volk zu versichern: „Ich — ich selbst bin es, der euch tröstet. Wer bist du, dass du dich vor einem sterblichen Menschen fürchten solltest, der sterben wird, und vor einem Menschensohn, der wie bloßes grünes Gras dahingegeben wird? Und dass du Jehova, der dich gemacht hat, vergessen solltest, den, der die Himmel ausgespannt und die Grundlage der Erde gelegt hat, sodass du den ganzen Tag beständig in Schrecken warst vor dem Grimm dessen, der dich einengte, als wäre er ganz entschlossen, dich ins Verderben zu bringen? Und wo ist der Grimm dessen, der dich einengte?“ (Jesaja 51:12, 13). Vor Gottes Volk liegen Jahre des Exils. Dennoch gibt es keinen Grund, den Grimm Babylons zu fürchten. Jene Nation, die dritte Weltmacht der biblischen Geschichte, wird zwar Gottes Volk unterwerfen und es ‘einzuengen’ oder ihm den Fluchtweg zu versperren suchen, doch wie treue Juden wissen, hat Jehova vorausgesagt, dass Babylon von Cyrus gestürzt werden wird (Jesaja 44:8, 24-28). Im Gegensatz zum Schöpfer, dem ewigen Gott, Jehova, werden die Einwohner Babylons wie Gras vergehen, das in der Trockenzeit wegen der starken Sonneneinstrahlung verdorrt. Wo werden dann ihre Drohungen und ihr Grimm sein? Wie unklug, Menschen zu fürchten und Jehova zu vergessen, der Himmel und Erde gemacht hat!
18. Was sichert Jehova seinem Volk zu, obwohl es eine bestimmte Zeit lang in Gefangenschaft sein wird?
18 Jehovas Volk wird sich zwar eine Zeit lang in Gefangenschaft befinden, sich gewissermaßen ‘in Ketten krümmen’, doch plötzlich wird es befreit werden. Es wird in Babylon weder ausgerottet werden noch dort als Gefangene verhungern — leblos dem Scheol oder der Grube übergeben (Psalm 30:3; 88:3-5). Jehova versichert seinem Volk: „Der sich in Ketten Krümmende wird gewiss eilends gelöst werden, damit er nicht im Tod zur Grube geht und damit es ihm nicht an Brot mangelt“ (Jesaja 51:14).
19. Warum können treue Israeliten den Worten Jehovas uneingeschränkt vertrauen?
19 Immer noch tröstet Jehova Zion, indem er weiter sagt: „Ich aber, Jehova, bin dein Gott, der das Meer erregt, dass seine Wellen ungestüm seien. Jehova der Heerscharen ist sein Name. Und ich werde meine Worte in deinen Mund legen, und mit dem Schatten meiner Hand werde ich dich bestimmt bedecken, um die Himmel zu pflanzen und die Grundlage der Erde zu legen und zu Zion zu sagen: ‚Du bist mein Volk‘ “ (Jesaja 51:15, 16). Die Bibel spricht wiederholt davon, dass Gott seine Macht auf das Meer wirken lassen und es beherrschen kann (Hiob 26:12; Psalm 89:9; Jeremia 31:35). Seine uneingeschränkte Gewalt über die Naturkräfte stellte er unter Beweis, als er sein Volk aus Ägypten befreite. Wer könnte sich auch nur im Geringsten mit „Jehova der Heerscharen“ vergleichen? (Psalm 24:10).
20. Welche „Himmel“ und welche „Erde“ kommen ins Dasein, wenn Jehova Zion wiederherstellt, und welche tröstenden Worte wird er äußern?
20 Die Juden bleiben Gottes Bundesvolk, und Jehova versichert ihnen, dass sie in ihr Heimatland zurückkehren und erneut unter seinem Gesetz leben werden. Dort werden sie Jerusalem und den Tempel wieder aufbauen. Sie werden sich wieder daranmachen, ihre Pflichten zu erfüllen, die sie unter dem Bund haben, den Jehova durch Moses mit ihnen geschlossen hat. Wenn sich die heimgekehrten Israeliten mit ihren Haustieren wieder im Land ansiedeln, wird eine „neue Erde“ entstehen. Und über diese „Erde“ werden „neue Himmel“, ein neues Regierungssystem, gesetzt werden (Jesaja 65:17-19; Haggai 1:1, 14). Erneut wird Jehova zu Zion sagen: „Du bist mein Volk.“
Ein Aufruf zur Tat
21. Welchen Aufruf zur Tat lässt Jehova ergehen?
21 Nach seinem Zuspruch ruft Jehova Zion zur Tat auf. Als seien die Leiden Zions (Jerusalems) bereits vorüber, sagt er: „Raff dich auf, raff dich auf, steh auf, o Jerusalem, die du aus der Hand Jehovas seinen Becher des Grimmes getrunken hast. Den Kelch, den Becher, der taumeln macht, hast du getrunken, hast du ausgeschlürft“ (Jesaja 51:17). Jerusalem soll sich aus seiner verhängnisvollen Lage erheben und seine frühere Stellung und Pracht wiedererlangen. Die Zeit wird kommen, wo die Stadt den sinnbildlichen Becher göttlicher Vergeltung getrunken haben wird. Von dem gegen sie gerichteten Zorn Gottes wird nichts übrig geblieben sein.
22, 23. Was wird Jerusalem erleben, wenn es den Becher des Grimmes Jehovas trinkt?
22 Dennoch wird kein Einwohner Jerusalems, keiner seiner „Söhne“, das Geschehen abwenden können, wenn die Strafe über die Stadt kommt (Jesaja 43:5-7; Jeremia 3:14). In der Prophezeiung heißt es: „Keiner war da, der sie geleitete, von all den Söhnen, die sie gebar, und keiner war da, der ihre Hand ergriff, von all den Söhnen, die sie großzog“ (Jesaja 51:18). Wie doch Jerusalem unter den Babyloniern zu leiden haben wird! „Diese beiden Dinge widerfuhren dir. Wer wird dir Mitgefühl bekunden? Verheerung und Zusammenbruch und Hunger und Schwert! Wer wird dich trösten? Deine eigenen Söhne sind ohnmächtig geworden. Sie haben dagelegen am Eingang aller Straßen wie das Wildschaf im Netz, wie die, die voll sind des Grimmes Jehovas, des Scheltens deines Gottes“ (Jesaja 51:19, 20).
23 Armes Jerusalem! Sowohl „Verheerung und Zusammenbruch“ als auch „Hunger und Schwert“ werden über die Stadt kommen. Unfähig, sie zu stützen, damit sie sich auf den Beinen halten kann, werden ihre „Söhne“ hilflos danebenstehen, ausgemergelt und nicht stark genug, die babylonischen Eindringlinge abzuwehren. Unübersehbar werden sie am Eingang der Straßen oder an den Straßenecken nahezu bewusstlos, schwach und erschöpft daliegen (Klagelieder 2:19; 4:1, 2). Sie werden den Becher des Grimmes Gottes getrunken haben und ebenso kraftlos sein wie ein im Netz gefangenes Tier.
24, 25. (a) Was wird sich für Jerusalem nicht wiederholen? (b) Wer wird nach Jerusalem an der Reihe sein, den Becher des Grimmes Jehovas zu trinken?
24 Aber diese traurige Situation wird ein Ende haben. Jesaja äußert die tröstlichen Worte: „Daher hör bitte auf dies, o Niedergedrückte und Trunkene, doch nicht von Wein. Dies ist, was dein Herr, Jehova, ja dein Gott, der für sein Volk streitet, gesprochen hat: ‚Siehe! Ich will den Becher, der taumeln macht, aus deiner Hand nehmen. Den Kelch, meinen Becher des Grimmes — du wirst fortan nicht wieder daraus trinken. Und ich will ihn in die Hand derer legen, die dich reizen, die zu deiner Seele gesagt haben: „Beug dich nieder, damit wir darüber hingehen“, sodass du deinen Rücken der Erde gleichzumachen pflegtest und wie die Straße für die darüber Hingehenden‘ “ (Jesaja 51:21-23). Nachdem Jehova Jerusalem gezüchtigt hat, ist er bereit, mit der Stadt mitleidsvoll zu verfahren und sich versöhnlich zu zeigen.
25 Jetzt wird Jehova seinen Grimm von Jerusalem abwenden und ihn auf Babylon richten. Babylon wird zwar Jerusalem geschleift und gedemütigt haben (Psalm 137:7-9). Doch einen solchen Becher wird Jerusalem nicht noch einmal trinken müssen, weder aus der Hand Babylons noch aus der Hand seiner Verbündeten. Stattdessen wird der Becher aus der Hand Jerusalems genommen und denen gegeben, die sich über Jerusalems Unehre freuen (Klagelieder 4:21, 22). Babylon wird völlig trunken untergehen (Jeremia 51:6-8). Zion wird sich währenddessen erheben. Welch ein Wandel! Durch eine solche Aussicht kann Zion wirklich getröstet werden. Und Jehovas Diener dürfen davon überzeugt sein, dass sein Name durch seine rettenden Taten geheiligt wird.
[Fußnote]
a Mit der hier erwähnten Motte ist offensichtlich die Gewöhnliche Kleidermotte gemeint, vor allem ihre schädlichen Larven.
[Bild auf Seite 167]
Jehova, der größere Abraham, ist der „Fels“, aus dem sein Volk „gehauen“ wurde
[Bild auf Seite 170]
Gegner des Volkes Gottes werden verschwinden wie ein Kleid, das von Motten zerfressen wird
[Bild auf Seite 176, 177]
Jehova hat seine Macht über die Elemente bewiesen
[Bild auf Seite 178]
Der Becher, aus dem Jerusalem getrunken haben wird, soll an Babylon und dessen Verbündete weitergereicht werden