Kapitel vierzehn
Jehova erhöht seinen messianischen Knecht
1, 2. (a) Beschreibe, in welcher Situation sich viele Juden Anfang des 1. Jahrhunderts u. Z. befanden. (b) Wofür hatte Jehova gesorgt, um treuen Juden eine Hilfe zu bieten, den Messias zu erkennen?
STELLEN wir uns vor, wir sollten uns mit einem bedeutenden Würdenträger treffen. Ort und Zeit der Begegnung stehen fest. Allerdings gibt es eine Schwierigkeit: Wir wissen nicht, wie er aussieht, und er wird unauffällig reisen, ohne viel Aufhebens. Wie könnten wir ihn erkennen? Eine ausführliche Personenbeschreibung wäre uns eine Hilfe.
2 Im 1. Jahrhundert u. Z. standen viele Juden vor einer ähnlichen Situation. Sie erwarteten den Messias, den bedeutendsten Menschen aller Zeiten (Daniel 9:24-27; Lukas 3:15). Wie sollten aber treue Juden ihn erkennen? Durch die hebräischen Propheten hatte Jehova ein detailliertes Bild von Ereignissen aufzeichnen lassen, die mit dem Messias zusammenhängen und es ihnen ermöglichen würden, ihn eindeutig zu identifizieren.
3. Was wird in Jesaja 52:13 bis 53:12 in Bezug auf den Messias beschrieben?
3 Von den hebräischen Prophezeiungen über den Messias vermittelt wahrscheinlich keine andere ein klareres Bild als die in Jesaja 52:13 bis 53:12 aufgezeichnete. Mehr als 700 Jahre im Voraus beschrieb Jesaja nicht etwa das Aussehen des Messias, sondern weit bedeutendere Einzelheiten: den Zweck und die Art seines Leidens sowie besondere Umstände in Verbindung mit seinem Tod, seinem Begräbnis und seiner Erhöhung. Diese Prophezeiung und ihre Erfüllung zu betrachten wird unser Herz berühren und unseren Glauben stärken.
„Mein Knecht“ — Um wen handelt es sich?
4. Welche Ansichten vertraten jüdische Gelehrte über die Identität des „Knechtes“, doch warum entsprechen sie nicht der Prophezeiung Jesajas?
4 Jesaja hat soeben von der Befreiung der Juden aus dem Exil in Babylon gesprochen. Nun sieht er einem viel größeren Ereignis entgegen, wenn er die Worte Jehovas wiedergibt: „Siehe! Mein Knecht wird mit Einsicht handeln. Er wird hoch gestellt sein und wird gewiss erhoben und sehr erhöht sein“ (Jesaja 52:13). Wer ist dieser „Knecht“? Im Laufe der Jahrhunderte vertraten jüdische Gelehrte unterschiedliche Ansichten. Einige behaupteten, mit dem Knecht sei die ganze Nation Israel während des Babylonischen Exils gemeint. Doch diese Erklärung ist mit der Prophezeiung nicht in Einklang zu bringen. Gottes Knecht leidet freiwillig. Obwohl unschuldig, leidet er für die Sünden anderer. Das kann wohl kaum von der jüdischen Nation gesagt werden, die wegen ihrer eigenen sündigen Handlungsweise ins Exil ging (2. Könige 21:11-15; Jeremia 25:8-11). Andere wiederum behaupten, der Knecht stelle die fromme Oberschicht in Israel dar, die wegen der sündigen Israeliten zu leiden hatte. Doch in Zeiten der Bedrängnis hatte keine spezielle Gruppe in Israel für eine andere zu leiden.
5. (a) Worauf bezogen einige jüdische Gelehrte die Prophezeiung Jesajas? (Siehe Fußnote.) (b) Wer wird in der Apostelgeschichte eindeutig als der Knecht identifiziert?
5 In vorchristlicher Zeit — und mit Einschränkung auch in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung — bezogen einige jüdische Gelehrte diese Prophezeiung auf den Messias.a Dass es sich dabei um den richtigen Bezug handelt, ist aus den Christlichen Griechischen Schriften zu ersehen. Dem äthiopischen Eunuchen, der nicht wusste, um wen es sich bei dem in Jesajas Prophezeiung erwähnten Knecht handelte, verkündigte Philippus „die gute Botschaft über Jesus“, wie in der Apostelgeschichte berichtet wird (Apostelgeschichte 8:26-40; Jesaja 53:7, 8). In anderen Bibelbüchern wird Jesus Christus ebenfalls als der messianische Knecht aus der Prophezeiung Jesajas identifiziert. Eine Betrachtung dieser Prophezeiung macht die unleugbaren Ähnlichkeiten zwischen demjenigen deutlich, den Jehova als „mein Knecht“ bezeichnet, und Jesus von Nazareth.
6. Wie wird in der Prophezeiung Jesajas darauf hingewiesen, dass der Messias Erfolg darin haben wird, den Willen Gottes auszuführen?
6 In der Prophezeiung wird zu Beginn beschrieben, wie der Messias schließlich mit Erfolg den Willen Gottes ausführt. Das Wort „Knecht“ deutet an, dass er sich dem Willen Gottes unterwirft wie ein Diener dem Willen seines Herrn. Dadurch „wird [er] mit Einsicht handeln“. Einsicht ist die Fähigkeit, einen Sachverhalt zu durchschauen. Einsichtig zu handeln bedeutet, verständig zu handeln. Zu dem hier gebrauchten hebräischen Verb wird in einem Nachschlagewerk ausgeführt: „Im Wesentlichen liegt der Gedanke umsichtigen und klugen Handelns zugrunde. Wer klug handelt, wird Erfolg haben.“ Dass der Messias tatsächlich erfolgreich sein wird, ist in der Prophezeiung an der Aussage zu erkennen, er werde „erhoben und sehr erhöht sein“.
7. Inwiefern handelte Jesus Christus „mit Einsicht“, und wie wurde er „erhoben und sehr erhöht“?
7 Jesus handelte „mit Einsicht“, mit einem Verständnis der biblischen Prophezeiungen, die sich auf ihn bezogen, und er ließ sich davon leiten, um den Willen seines Vaters zu tun (Johannes 17:4; 19:30). Mit welchem Ergebnis? Nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt „hat Gott ihn ... zu einer übergeordneten Stellung erhöht und ihm gütigerweise den Namen gegeben, der über jedem anderen Namen ist“ (Philipper 2:9; Apostelgeschichte 2:34-36). 1914 wurde der verherrlichte Jesus noch weiter erhöht. Jehova erhob ihn auf den Thron des messianischen Königreiches (Offenbarung 12:1-5). Ja, er wurde „erhoben und sehr erhöht“.
„Vor Entsetzen auf ihn gestarrt“
8, 9. Wie werden die irdischen Herrscher reagieren, wenn der erhöhte Jesus zur Urteilsvollstreckung kommt, und weshalb?
8 Wie werden sich die Nationen und ihre Herrscher gegenüber dem erhöhten Messias verhalten? Wenn wir vorerst einmal den im zweiten Teil des Verses 14 in Gedankenstrichen stehenden Kommentar auslassen, lautet die Prophezeiung weiter: „In dem Ausmaß, in dem viele vor Entsetzen auf ihn gestarrt haben ..., wird er gleicherweise viele Nationen aufschrecken. Vor ihm werden Könige ihren Mund verschließen, denn was ihnen nicht erzählt worden war, werden sie tatsächlich sehen, und dem, was sie nicht gehört hatten, werden sie ihre Beachtung schenken“ (Jesaja 52:14a, 15). Mit diesen Worten beschreibt Jesaja nicht das erste Auftreten des Messias, sondern seine letzte Konfrontation mit irdischen Herrschern.
9 Wenn der erhöhte Jesus kommt, um das Urteil an dem gegenwärtigen gottlosen System der Dinge zu vollstrecken, werden die irdischen Herrscher ‘vor Entsetzen auf ihn starren’. Selbstverständlich werden menschliche Herrscher den verherrlichten Jesus nicht buchstäblich sehen. Aber sie werden die sichtbaren Beweise für seine Macht als himmlischer Kämpfer Jehovas wahrnehmen (Matthäus 24:30). Sie werden gezwungen werden, dem Beachtung zu schenken, was sie von geistlichen Führern nicht gehört haben: dass Jesus Gottes Urteilsvollstrecker ist! Der erhöhte Knecht, mit dem sie es zu tun bekommen, wird auf eine Weise handeln, wie sie es sich nicht träumen lassen.
10, 11. In welcher Hinsicht kann gesagt werden, dass Jesus im 1. Jahrhundert ‘entstellt’ wurde, und inwiefern geschieht das heute?
10 Gemäß dem in Gedankenstrichen stehenden Kommentar in Vers 14 sagt Jesaja: „So groß war die Entstellung hinsichtlich seines Aussehens, mehr als die irgendeines anderen Mannes, und hinsichtlich seiner stattlichen Gestalt, mehr als die der Menschensöhne“ (Jesaja 52:14b). War Jesus körperlich irgendwie entstellt? Nein. Die Bibel sagt zwar nichts darüber, wie Jesus aussah, doch der vollkommene Sohn Gottes hatte zweifellos ein gefälliges Äußeres und ein hübsches Gesicht. Jesaja bezog sich offensichtlich auf die Demütigung, die Jesus erlebte. Mutig stellte er die geistlichen Führer seiner Tage als Heuchler, Lügner und Mörder bloß; sie ihrerseits antworteten ihm mit Beschimpfungen (1. Petrus 2:22, 23). Sie beschuldigten ihn, ein Gesetzesbrecher, ein Lästerer und Betrüger zu sein und zum Aufruhr gegen Rom anzustiften. So zeichneten diese Falschankläger ein völlig entstelltes Bild von Jesus.
11 Auch heute wird Jesus immer noch falsch dargestellt. In den Augen der meisten Menschen ist Jesus ein neugeborenes Kind in einer Krippe oder eine an ein Kreuz genagelte leidende Gestalt mit einem schmerzverzerrten Gesicht unter einer Dornenkrone. Zu solchen Darstellungen hat die Geistlichkeit der Christenheit angeregt. Sie stellt Jesus nicht als mächtigen himmlischen König dar, der mit den Nationen abrechnen wird. Wenn die menschlichen Herrscher in naher Zukunft dem erhöhten Jesus gegenübertreten, werden sie es mit einem Messias zu tun haben, dem „alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben worden“ ist (Matthäus 28:18).
Wer wird an diese gute Botschaft glauben?
12. Zu welchen interessanten Fragen regen die Worte aus Jesaja 53:1 an?
12 Nachdem Jesaja die erstaunliche Veränderung des Messias beschrieben hat — von einer „Entstellung“ zu „sehr erhöht“ —, wirft er die Frage auf: „Wer hat an das geglaubt, was wir gehört haben? Und der Arm Jehovas, wem ist er geoffenbart worden?“ (Jesaja 53:1). Diese Worte regen zu interessanten Fragen an: Wird sich diese Prophezeiung erfüllen? Wird sich der „Arm Jehovas“ — das heißt seine Fähigkeit, Macht auszuüben — offenbaren und so diese Worte wahr werden lassen?
13. Wie zeigt Paulus, dass sich Jesajas Prophezeiung an Jesus erfüllte, doch wie sah die Reaktion darauf aus?
13 Die Antwort ist ein eindeutiges „Ja“. Paulus zitiert in seinem Brief an die Römer Jesajas Worte, um zu zeigen, dass sich die von Jesaja gehörte und aufgezeichnete Voraussage an Jesus erfüllt hat. Die Verherrlichung Jesu nach seinem Leiden auf der Erde war eine gute Botschaft. „Dennoch haben sie“, wie Paulus in Bezug auf die ungläubigen Juden ausführt, „nicht alle der guten Botschaft gehorcht. Denn Jesaja sagt: ‚Jehova, wer hat dem von uns Gehörten geglaubt?‘ Somit folgt der Glaube auf das Gehörte. Das Gehörte aber kommt durch das Wort über Christus“ (Römer 10:16, 17). Leider glaubten in den Tagen des Paulus nur wenige an die gute Botschaft von Gottes Knecht. Weshalb?
14, 15. Vor welchem Hintergrund soll der Messias den irdischen Schauplatz betreten?
14 In der Prophezeiung werden den Israeliten als Nächstes die Gründe für die in Vers 1 aufgeworfenen Fragen genannt. Dadurch klärt sich, warum viele den Messias nicht annehmen werden: „Wie ein Schössling wird er vor einem [Beobachter] aufgehen und wie eine Wurzel aus wasserlosem Land. Keine stattliche Gestalt hat er noch irgendwelche Pracht; und wenn wir ihn sehen werden, da ist kein Aussehen, dass wir ihn begehren würden“ (Jesaja 53:2). Hier sehen wir, vor welchem Hintergrund der Messias den irdischen Schauplatz betreten soll. Sein Anfang soll bescheiden sein, und er scheint es kaum zu irgendetwas bringen zu können. Er soll außerdem nur einem Zweig gleichen, einem zarten Schössling, der aus dem Stumpf oder Ast eines Baumes hervorbricht. Auch soll er vergleichbar sein mit einer vom Wasser abhängigen Wurzel in einem trockenen, nicht sehr vielversprechenden Boden. Er soll ohne königliches Gepränge kommen — von königlichen Gewändern und funkelnden Diademen keine Spur. Sein Beginn soll eher bescheiden und unscheinbar sein.
15 Welch treffende Beschreibung des Anfangs Jesu als Mensch! Die jüdische Jungfrau Maria gebar ihn in einem Stall in der Ortschaft Bethlehemb (Lukas 2:7; Johannes 7:42). Maria und Joseph, ihr Mann, waren arm. Etwa 40 Tage nach Jesu Geburt brachten sie das Sündopfer dar, das bei Armut erlaubt war: „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“ (Lukas 2:24; 3. Mose 12:6-8). Schließlich ließen sich Maria und Joseph in Nazareth nieder, wo Jesus in einer großen Familie und wahrscheinlich in einfachen Verhältnissen aufwuchs (Matthäus 13:55, 56).
16. Inwiefern hatte Jesus tatsächlich weder eine „stattliche Gestalt“ noch „Pracht“?
16 Als Mensch schien Jesus, bildlich gesprochen, seine Wurzeln nicht im richtigen Boden zu haben (Johannes 1:46; 7:41, 52). Er war zwar ein vollkommener Mann und ein Nachkomme König Davids, doch seine bescheidenen Verhältnisse machten ihn nicht zu einer „stattlichen Gestalt“ — zumindest nicht in den Augen derer, die einen Messias mit eindrucksvollerer Herkunft erwarteten. Angestachelt von ihren geistlichen Führern, wurden viele Juden dazu verleitet, ihn zu übersehen und sogar zu verachten. Letztendlich fanden die Volksmengen nichts Begehrenswertes an dem vollkommenen Sohn Gottes (Matthäus 27:11-26).
‘Verachtet und von Menschen gemieden’
17. (a) Was beginnt Jesaja zu beschreiben, und warum wählt er die Vergangenheitsform? (b) Wer ‘verachtete’ und ‘mied’ Jesus, und wodurch zeigten sie das?
17 Jetzt beschreibt Jesaja im Einzelnen, wie der Messias betrachtet und behandelt wird: „Er war verachtet und war von Menschen gemieden, ein Mann, bestimmt für Schmerzen und für das Vertrautsein mit Krankheit. Und es war, wie wenn sich jemandes Gesicht vor uns verbirgt. Er war verachtet, und wir hielten ihn für nichts“ (Jesaja 53:3). In der Gewissheit, dass sich diese Worte bewahrheiten, wählt Jesaja die Vergangenheitsform, so, als hätten sie sich bereits erfüllt. Wurde Jesus Christus wirklich von Menschen verachtet und gemieden? Ja, tatsächlich. Die selbstgerechten geistlichen Führer und ihre Anhänger betrachteten ihn als den gemeinsten Menschen. Sie bezeichneten ihn als Freund von Steuereinnehmern und Huren (Lukas 7:34, 37-39). Sie spuckten ihm ins Gesicht. Sie schlugen ihn mit Fäusten und stießen Schmähungen gegen ihn aus. Sie verhöhnten und verspotteten ihn (Matthäus 26:67). Unter dem Einfluss dieser Feinde der Wahrheit ‘nahm ihn sein eigenes Volk nicht auf’ (Johannes 1:10, 11).
18. Inwiefern war Jesus „bestimmt für Schmerzen und für das Vertrautsein mit Krankheit“, wenn er doch niemals krank war?
18 Als vollkommener Mensch wurde Jesus nicht krank. Doch er war „bestimmt für Schmerzen und für das Vertrautsein mit Krankheit“. Bei diesen Schmerzen und Krankheiten handelte es sich nicht um eigene. Jesus kam aus dem Himmel in eine kranke Welt. Um ihn herum gab es von Leiden und Schmerzen geplagte Menschen, doch er mied nicht jene in körperlicher oder geistiger Hinsicht Leidenden. Wie ein Arzt, dem die Patienten am Herzen liegen, wurde er mit den Leiden der Menschen vertraut. Außerdem hatte er Fähigkeiten, die sonst kein menschlicher Arzt aufwies (Lukas 5:27-32).
19. Wessen Gesicht war ‘verborgen’, und wie zeigten Jesu Feinde, dass sie ‘ihn für nichts hielten’?
19 Dennoch betrachteten Jesu Feinde ihn als den Leidenden und weigerten sich, ihn mit Wohlwollen anzusehen. Sein Gesicht war ‘verborgen’. Aber nicht etwa deshalb, weil er sein Gesicht vor anderen verborgen hätte. Die Wiedergabe der anschließenden Worte in Jesaja 53:3 lautet daher gemäß der New English Bible: „... etwas, von dem die Menschen den Blick abwenden.“ Jesu Gegner fanden ihn so abstoßend, dass sie sich gewissermaßen von ihm abwandten, als ob ihnen sein Anblick zu widerlich wäre. Sie schätzten seinen Wert nicht höher ein als den Preis für einen Sklaven (2. Mose 21:32; Matthäus 26:14-16). Vor ihm hatten sie weniger Achtung als vor dem Mörder Barabbas (Lukas 23:18-25). Wie hätten sie noch eindeutiger zeigen können, dass sie keine hohe Meinung von Jesus hatten?
20. Welchen Trost kann Jehovas Volk heute aus den Worten Jesajas schöpfen?
20 Jehovas Diener heute können aus Jesajas Worten großen Trost schöpfen. Gegner mögen treue Anbeter Jehovas bisweilen verachten oder sie so behandeln, als ob sie sie ‘für nichts halten’. Doch wie im Falle Jesu kommt es in Wirklichkeit darauf an, wie Jehova Gott uns einschätzt. Wenn auch Menschen ‘Jesus für nichts hielten’, änderte dies letzten Endes nichts an seinem großen Wert in den Augen Gottes.
„Für unsere Übertretungen durchstochen“
21, 22. (a) Was trug der Messias für andere, und was lud er auf sich? (b) Wie betrachteten viele den Messias, und worin gipfelte sein Leiden?
21 Warum musste der Messias leiden und sterben? Jesaja erklärt: „Wahrlich, unsere Krankheiten hat er selbst getragen; und was unsere Schmerzen betrifft, er hat sie auf sich geladen. Wir aber hielten ihn für geplagt, von Gott geschlagen und niedergedrückt. Aber er wurde für unsere Übertretung durchstochen; er wurde für unsere Vergehungen zerschlagen. Die Züchtigung, die zu unserem Frieden diente, lag auf ihm, und seiner Wunden wegen ist uns Heilung geworden. Wie Schafe sind wir alle umhergeirrt; wir haben uns ein jeder auf seinen eigenen Weg gewandt; und Jehova selbst hat unser aller Vergehung ihn treffen lassen“ (Jesaja 53:4-6).
22 Der Messias trug die Krankheiten anderer und lud ihre Schmerzen auf sich. Er hob sozusagen ihre Bürden auf, legte sie auf seine Schultern und trug sie. Und da Krankheiten und Schmerzen Folgen des sündigen Zustands der Menschheit sind, trug der Messias die Sünden anderer. Viele verstanden nicht, warum er litt, und glaubten, er würde von Gott gestraft, von ihm mit einer widerlichen Krankheit geplagt.c Die Leiden des Messias gipfelten darin, dass er durchstochen und zerschlagen wurde und ihm Wunden zugefügt wurden — eine kraftvolle Ausdrucksweise, die auf einen gewaltsamen und schmerzhaften Tod schließen lässt. Aber sein Tod hat Sühnekraft; er dient als Grundlage für die Wiederherstellung derer, die in Vergehung und Sünde umherirren, und er hilft ihnen, Frieden mit Gott zu finden.
23. Auf welche Weise trug Jesus die Leiden anderer?
23 Inwiefern trug Jesus die Leiden anderer? Im Matthäusevangelium wird Jesaja 53:4 wie folgt zitiert: „Man [brachte] viele von Dämonen Besessene zu ihm; und er trieb die Geister mit einem Wort aus, und er heilte alle, denen es schlecht ging, damit sich erfülle, was durch Jesaja, den Propheten, geredet worden war, indem er sprach: ‚Er selbst nahm unsere Krankheiten auf sich und trug unsere Leiden‘ “ (Matthäus 8:16, 17). Indem Jesus Menschen heilte, die mit verschiedenen Leiden zu ihm kamen, nahm er gewissermaßen ihre Leiden auf sich. Solche Heilungen kosteten ihn Kraft (Lukas 8:43-48). Seine Fähigkeit, alle Arten von Gebrechen zu heilen — physische und geistige —, bewies, dass er ermächtigt war, Menschen von Sünde zu befreien (Matthäus 9:2-8).
24. (a) Warum schien es vielen so, als würde Jesus von Gott „geplagt“? (b) Warum musste Jesus leiden und sterben?
24 Doch vielen schien es so, als würde Jesus von Gott „geplagt“. Immerhin hatte er ja auf Betreiben geachteter geistlicher Führer zu leiden. Behalten wir aber im Sinn, dass er nicht wegen eigener Sünden litt. Petrus sagt: „Christus [hat] für euch gelitten ..., euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen genau nachfolgt. Er beging keine Sünde, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden. Er selbst trug unsere Sünden in seinem eigenen Leib an den Stamm hinauf, damit wir mit Sünden nichts mehr zu tun hätten und für die Gerechtigkeit leben könnten. Und ‚durch seine Striemen wurdet ihr geheilt‘ “ (1. Petrus 2:21, 22, 24). Wir alle waren einmal wegen der Sünde in einer ausweglosen Situation, „wie Schafe ..., die irregingen“ (1. Petrus 2:25). Durch Jesus sorgte Jehova jedoch für die Erlösung aus unserem sündigen Zustand. Er hat unsere Vergehung Jesus „treffen“ oder auf ihn kommen lassen. Der sündenlose Jesus nahm bereitwillig die Strafe für unsere Sünden auf sich. Dadurch, dass er unverdient eines schmachvollen Todes am Pfahl starb, ermöglichte er uns, mit Gott versöhnt zu werden.
„Er ließ sich niederdrücken“
25. Wieso wissen wir, dass der Messias bereit war, zu leiden und zu sterben?
25 War der Messias bereit, zu leiden und zu sterben? Jesaja sagt: „Er wurde hart bedrängt, und er ließ sich niederdrücken; doch pflegte er seinen Mund nicht aufzutun. Er wurde so wie ein Schaf zur Schlachtung geführt; und wie ein Mutterschaf, das vor seinen Scherern verstummt, pflegte auch er seinen Mund nicht aufzutun“ (Jesaja 53:7). In der letzten Nacht seines Lebens hätte Jesus „mehr als zwölf Legionen Engel“ zu Hilfe rufen können. „Wie aber würden in diesem Fall die Schriften erfüllt werden, dass es so geschehen muss?“, sagte er (Matthäus 26:53, 54). So leistete „das Lamm Gottes“ keinen Widerstand (Johannes 1:29). Als die Oberpriester und die älteren Männer vor Pilatus Falschanklagen gegen Jesus erhoben, „gab er keine Antwort“ (Matthäus 27:11-14). Er wollte nichts sagen, was der Verwirklichung des Willens Gottes ihn betreffend im Wege gestanden hätte. Jesus war bereit, wie ein Opferlamm zu sterben, das geschlachtet wird, wobei er sich voll und ganz dessen bewusst war, dass gehorsame Menschen durch seinen Tod von Sünde, Krankheit und Tod erlöst würden.
26. Auf welche Weise griffen Jesu religiöse Gegner zu einer „Einschränkung“?
26 Jetzt geht Jesaja noch näher auf das Leiden und die Demütigung des Messias ein. Der Prophet schreibt: „Wegen Einschränkung und Gericht wurde er weggenommen; und wer wird sich auch mit den Einzelheiten seiner Generation befassen? Denn er wurde abgetrennt vom Land der Lebenden. Wegen der Übertretung meines Volkes erlitt er den Schlag“ (Jesaja 53:8). Als Jesus schließlich von seinen Feinden festgenommen wurde, griffen diese religiösen Gegner durch die Art und Weise, wie sie mit ihm verfuhren, zu einer „Einschränkung“. Sie hielten sich nicht etwa zurück, ihren Hass zum Ausdruck zu bringen, sondern sie enthielten ihm Gerechtigkeit vor oder schränkten sie ein. Statt „Einschränkung“ steht in der Septuaginta an dieser Stelle „Erniedrigung“. Jesus wurde von seinen Feinden dadurch erniedrigt, dass sie ihm eine faire Behandlung vorenthielten, eine Behandlung, wie sie selbst einem Verbrecher zustand. Tatsächlich sprach der Prozess gegen Jesus aller Gerechtigkeit Hohn. Inwiefern?
27. Über welche Regeln setzten sich die geistlichen Führer der Juden hinweg und auf welche Weise brachen sie Gottes Gesetz, als sie über Jesus zu Gericht saßen?
27 In ihrem Bestreben, Jesus zu beseitigen, setzten sich die geistlichen Führer der Juden sogar über ihre eigenen Regeln hinweg. Nach der Überlieferung durfte der Sanhedrin einen Fall, bei dem es um ein Kapitalverbrechen ging, nur im Saal aus behauenen Steinen im Tempelbezirk verhandeln, nicht im Haus des Hohepriesters. Eine solche Gerichtsverhandlung durfte auch nur bei Tag stattfinden, nicht nach Sonnenuntergang. Und im Falle eines Kapitalverbrechens durfte ein Schuldspruch erst am Tag nach der Verhandlung verkündet werden. Folglich konnten am Vortag eines Sabbats oder eines Festes eigentlich keine Gerichtsverhandlungen stattfinden. Bei Jesu Gerichtsverhandlung ließ man alle diese Regeln außer Acht (Matthäus 26:57-68). Noch schlimmer war, dass die geistlichen Führer durch die Art und Weise, wie sie vorgingen, eindeutig gegen Gottes Gesetz verstießen. Zum Beispiel griffen sie zur Bestechung, um Jesus in ihre Gewalt zu bekommen (5. Mose 16:19; Lukas 22:2-6). Sie hörten auf die Aussage falscher Zeugen (2. Mose 20:16; Markus 14:55, 56). Und sie verschworen sich, einen Mörder freizulassen, wodurch sie auf sich selbst und auf ihr Land Blutschuld brachten (4. Mose 35:31-34; 5. Mose 19:11-13; Lukas 23:16-25). Es gab somit kein „Gericht“, keine faire Gerichtsverhandlung, die zu einem unparteiischen Urteil führte.
28. Was zogen Jesu Feinde nicht in Betracht?
28 Forschten Jesu Feinde nach, um festzustellen, wer der Angeklagte eigentlich war, der vor ihnen stand? Jesaja wirft eine ähnliche Frage auf: „Wer wird sich auch mit den Einzelheiten seiner Generation befassen?“ Das Wort „Generation“ kann sich auf jemandes Abstammung oder Herkunft beziehen. Als Jesus vor dem Sanhedrin angeklagt wurde, zogen die Mitglieder dieses Gerichts seine Herkunft nicht in Betracht — dass er nämlich die Voraussetzungen für den verheißenen Messias erfüllte. Stattdessen klagten sie ihn der Gotteslästerung an und hielten ihn „des Todes schuldig“ (Markus 14:64). Später gab der römische Statthalter Pontius Pilatus dem Druck nach und verurteilte Jesus zum Tod am Pfahl (Lukas 23:13-25). So wurde Jesus im Alter von nur 33 1⁄2 Jahren „abgetrennt“ oder mitten aus dem Leben gerissen.
29. Wie kam es, dass Jesus seine „Grabstätte“ „bei den Bösen“ und „bei der reichen Klasse“ hatte?
29 In Bezug auf den Tod und das Begräbnis des Messias schreibt Jesaja anschließend: „Er wird seine Grabstätte sogar bei den Bösen machen und bei der reichen Klasse in seinem Tod, obwohl er keine Gewalttat verübt hatte und kein Trug in seinem Mund war“ (Jesaja 53:9). Inwiefern war Jesus in seinem Tod und bei seinem Begräbnis sowohl bei den Bösen als auch bei den Reichen? Er starb am 14. Nisan 33 u. Z. am Hinrichtungspfahl außerhalb der Mauern Jerusalems. Da er zwischen zwei Übeltätern an den Pfahl kam, befand sich seine Grabstätte in gewissem Sinn bei den Bösen (Lukas 23:33). Doch nach Jesu Tod war Joseph, ein Reicher aus Arimathia, so mutig, Pilatus zu bitten, Jesu Leichnam abnehmen und begraben zu dürfen. Zusammen mit Nikodemus bereitete Joseph den Leichnam auf das Begräbnis vor und legte ihn dann in eine neu ausgehauene Gruft, die ihm gehörte (Matthäus 27:57-60; Johannes 19:38-42). Daher war Jesu Grabstätte auch bei der reichen Klasse.
‘Jehova gefiel es, ihn zu zerschlagen’
30. In welchem Sinne gefiel es Jehova, Jesus zu zerschlagen?
30 Als Nächstes überrascht Jesaja durch folgende Worte: „Jehova ... gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn krank gemacht. Wenn du seine Seele als ein Schuldopfer stellen wirst, wird er seine Nachkommen sehen, er wird seine Tage verlängern, und in seiner Hand wird das gelingen, woran Jehova Gefallen hat. Wegen des Ungemachs seiner Seele wird er sehen, wird er sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, mein Knecht, viele in einen gerechten Stand bringen, und ihre Vergehungen wird er selbst tragen“ (Jesaja 53:10, 11). Jehova soll es gefallen haben, zu sehen, wie dieser treue Knecht zerschlagen wurde? Eines steht fest: Er brachte nicht persönlich Leiden über seinen geliebten Sohn. Jesu Feinde waren voll und ganz für das verantwortlich, was sie ihm antaten. Aber Jehova ließ zu, dass sie grausam handelten (Johannes 19:11). Aus welchem Grund? Sicherlich schmerzte es den Gott des Mitgefühls und liebevollen Erbarmens, seinen unschuldigen Sohn leiden zu sehen (Jesaja 63:9; Lukas 1:77, 78). An Jesus fand Jehova gewiss nichts, was ihm missfiel. Es gefiel ihm allerdings, dass sein Sohn bereit war zu leiden, und zwar angesichts all der Segnungen, die sich daraus ergeben würden.
31. (a) Auf welche Weise stellte Jehova Jesu Seele als ein „Schuldopfer“? (b) Was muss nach all den Schwierigkeiten, die Jesus als Mensch durchzustehen hatte, besonders befriedigend für ihn sein?
31 Eine Segnung bestand darin, dass Jehova Jesu Seele als ein „Schuldopfer“ stellte. Daher begab sich Jesus, als er in den Himmel zurückkehrte, mit dem Wert seines geopferten Menschenlebens, das er als ein Schuldopfer dargebracht hatte, in die Gegenwart Jehovas, und dieser nahm es gern zugunsten der ganzen Menschheit an (Hebräer 9:24; 10:5-14). Mit seinem Schuldopfer erkaufte Jesus „Nachkommen“. Als „Ewigvater“ ist er in der Lage, denen Leben — ewiges Leben — zu geben, die Glauben an sein vergossenes Blut ausüben (Jesaja 9:6). Wie befriedigend muss doch für Jesus die Aussicht sein, nach all den Schwierigkeiten, die er als menschliche Seele durchzustehen hatte, die Menschheit von Sünde und Tod zu befreien! Eine besondere Genugtuung muss es natürlich für ihn sein, zu wissen, dass er aufgrund seiner Lauterkeit seinem himmlischen Vater eine Antwort geliefert hat auf die Schmähungen seines Widersachers, Satans, des Teufels (Sprüche 27:11).
32. Durch welche „Erkenntnis“ bringt Jesus viele in einen „gerechten Stand“, und wer gelangt in diesen Stand?
32 Noch ein weiterer Segen ergibt sich aus Jesu Tod: Heute schon bringt Jesus „viele in einen gerechten Stand“, und zwar „durch seine Erkenntnis“, wie Jesaja sagt. Dabei handelt es sich offensichtlich um eine Erkenntnis, die Jesus dadurch erwarb, dass er Mensch wurde und ungerechterweise wegen seines Gehorsams gegenüber Gott leiden musste (Hebräer 4:15). Nachdem Jesus bis in den Tod gelitten hatte, konnte er das Opfer erbringen, das benötigt wurde, um anderen zu helfen, einen gerechten Stand zu erlangen. Wer gelangt in diesen gerechten Stand? Zuerst seine gesalbten Nachfolger. Da sie an Jesu Opfer Glauben ausüben, erklärt Jehova sie für gerecht, damit er sie als Söhne adoptieren und zu Miterben Jesu machen kann (Römer 5:19; 8:16, 17). Des Weiteren übt eine „große Volksmenge“ „anderer Schafe“ Glauben an Jesu vergossenes Blut aus und erfreut sich eines gerechten Standes, was ihnen ermöglicht, Freunde Gottes zu sein und Harmagedon zu überleben (Offenbarung 7:9; 16:14, 16; Johannes 10:16; Jakobus 2:23, 25).
33, 34. (a) Was erfahren wir über Jehova, das unser Herz berührt? (b) Wer sind die „vielen“, unter denen der messianische Knecht einen „Anteil“ erhält?
33 Schließlich beschreibt Jesaja die Triumphe des Messias: „Aus diesem Grund werde ich ihm einen Anteil geben unter den vielen, und mit den Mächtigen wird er die Beute verteilen dafür, dass er in den Tod seine Seele ausschüttete, und den Übertretern wurde er zugezählt; und er selbst trug die Sünde vieler, und er ging daran, für die Übertreter vermittelnd einzutreten“ (Jesaja 53:12).
34 Die abschließenden Worte dieses Teils der Prophezeiung Jesajas lehren uns etwas über Jehova, was unser Herz berührt: Er schätzt Menschen, die ihm gegenüber loyal bleiben. Das wird durch das Versprechen angedeutet, er werde dem messianischen Knecht „einen Anteil geben unter den vielen“. Diese Worte sind allem Anschein nach von dem Brauch hergeleitet, Kriegsbeute zu verteilen. Jehova schätzt die Loyalität der „vielen“ Treuen der alten Zeit wie Noah, Abraham und Hiob, und er hat in seiner bevorstehenden neuen Welt „einen Anteil“ für sie aufbehalten (Hebräer 11:13-16). Auch seinem messianischen Knecht wird er einen Anteil geben. Er wird dessen Lauterkeit nicht unbelohnt lassen. Außerdem dürfen wir überzeugt sein, dass Jehova ‘unsere Arbeit und die Liebe nicht vergessen wird, die wir seinem Namen gegenüber erzeigt haben’ (Hebräer 6:10).
35. Wer sind die „Mächtigen“, mit denen Jesus die Beute teilt, und worum handelt es sich bei der Beute?
35 Gottes Knecht wird durch den Sieg über seine Feinde auch Kriegsbeute machen. Diese Beute wird er mit den „Mächtigen“ teilen. Wer sind die „Mächtigen“, an denen sich diese Voraussage erfüllt? Es sind die ersten seiner Jünger, die wie er die Welt besiegen: die 144 000 Bürger des „Israels Gottes“ (Galater 6:16; Johannes 16:33; Offenbarung 3:21; 14:1). Worum handelt es sich bei der Beute? Dazu zählen offensichtlich auch die „Gaben in Form von Menschen“, die Jesus gewissermaßen der Herrschaft Satans entreißt und der Christenversammlung gibt (Epheser 4:8-12). Die 144 000 „Mächtigen“ erhalten außerdem einen Anteil an einer anderen Beute. Da sie die Welt besiegen, entziehen sie Satan jede Grundlage, Gott zu höhnen. Durch ihre unverbrüchliche Ergebenheit gegenüber Jehova erheben sie ihn und erfreuen sein Herz.
36. War sich Jesus dessen bewusst, dass sich an ihm die Prophezeiung über Gottes Knecht erfüllte? Erkläre es.
36 Jesus war sich dessen bewusst, dass sich an ihm die Prophezeiung über Gottes Knecht erfüllte. In der Nacht seiner Verhaftung zitierte er die in Jesaja 53:12 aufgezeichneten Worte und bezog sie auf sich: „Ich sage euch, dass das, was geschrieben steht, an mir vollendet werden muss, nämlich: ‚Und er wurde unter die Gesetzlosen gerechnet.‘ Denn das, was mich betrifft, hat eine Vollendung“ (Lukas 22:36, 37). Bedauerlicherweise wurde Jesus tatsächlich wie ein Gesetzloser behandelt. Man richtete ihn wie einen Gesetzesbrecher hin, indem man ihn zwischen zwei Räubern an den Pfahl schlug (Markus 15:27). Doch er trug bereitwillig diese Schmach in dem vollen Bewusstsein, dass er für uns eintrat. Er stellte sich gewissermaßen zwischen Sünder und den Vollzug der Todesstrafe und empfing selbst den Todesstreich.
37. (a) Welche Identifizierung ermöglicht uns der Geschichtsbericht über Jesu Leben und Tod? (b) Warum sollten wir Jehova Gott und seinem erhöhten Knecht, Jesus Christus, dankbar sein?
37 Der Geschichtsbericht über Jesu Leben und Tod ermöglicht uns eine untrügliche Identifizierung: Jesus Christus ist der in Jesajas Prophezeiung erwähnte messianische Knecht. Wie dankbar sollten wir sein, dass Jehova seinen lieben Sohn die prophetische Rolle des Knechtes spielen und ihn leiden und sterben ließ, damit wir von Sünde und Tod erlöst werden können! Jehova zeigte auf diese Weise große Liebe zu uns. In Römer 5:8 heißt es: „Gott ... empfiehlt seine eigene Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns starb, während wir noch Sünder waren.“ Wie dankbar sollten wir auch Jesus Christus, dem erhöhten Knecht, sein, der bereitwillig seine Seele in den Tod ausschüttete!
[Fußnoten]
a Im Targum des Jonathan ben Usiel (1. Jahrhundert u. Z.) lautet die Wiedergabe von Jesaja 52:13: „Siehe, mein Knecht, Messias, wird gedeihen“ (Targum Jonathan, herausgegeben von A. Sperber, 1962, Band 3, Seite 107). Ähnlich ist im babylonischen Talmud (ca. 3. Jahrhundert u. Z.) zu lesen: „[Der] Messias. — Wie heißt er? ... Die Rabbanan sagten, er heiße ‘der Aussätzige des Lehrhauses’, denn es heißt: unsere Krankheiten hat er getragen“ (Synhedrin 98b; Jesaja 53:4).
b Der Prophet Micha sagte von Bethlehem, es sei „zu klein ..., um schließlich unter den Tausenden Judas zu sein“ (Micha 5:2). Doch dem kleinen Bethlehem wurde die einzigartige Ehre zuteil, Geburtsstadt des Messias zu sein.
c Der mit „geplagt“ wiedergegebene hebräische Ausdruck wird auch in Verbindung mit Aussatz gebraucht (2. Könige 15:5). Nach bestimmten Gelehrten leiteten Juden von Jesaja 53:4 die Vorstellung ab, der Messias werde ein Aussätziger sein. Im babylonischen Talmud wird dieser Vers auf den Messias bezogen, der „der Aussätzige des Lehrhauses“ genannt wird. Die katholische Douay Version, in der sich die Vulgata spiegelt, gibt diesen Vers wie folgt wieder: „Wir haben gedacht, er sei ein Aussätziger.“
[Übersicht auf Seite 212]
DER KNECHT JEHOVAS
Wie Jesus diese Rolle spielt
PROPHEZEIUNG
EREIGNIS
ERFÜLLUNG
Erhoben und erhöht
Apg. 2:34-36; Phil. 2:8-11; 1. Pet. 3:22
Falsch dargestellt und in Verruf gebracht
Mat. 11:19; 27:39-44, 63, 64; Joh. 8:48; 10:20
Schreckt viele Nationen auf
Mat. 24:30; 2. Thes. 1:6-10; Offb. 1:7
Man glaubt nicht an ihn
Joh. 12:37, 38; Röm. 10:11, 16, 17
Bescheidener und einfacher Anfang
Verachtet und abgelehnt
Mat. 26:67; Luk. 23:18-25; Joh. 1:10, 11
Trug unsere Krankheiten
Durchstochen
Litt für die Vergehungen anderer
Klaglos und stumm vor Anklägern
Mat. 27:11-14; Mar. 14:60, 61; Apg. 8:32, 35
Rechtswidrig vor Gericht gestellt und verurteilt
Mat. 26:57-68; 27:1, 2, 11-26; Joh. 18:12-14, 19-24, 28-40
Bei den Reichen begraben
Seele als Schuldopfer gestellt
Ermöglicht es vielen, einen gerechten Stand zu erlangen
Röm. 5:18, 19; 1. Pet. 2:24; Offb. 7:14
Den Sündern zugezählt
Mat. 26:55, 56; 27:38; Luk. 22:36, 37
[Bild auf Seite 203]
‘Er war von Menschen verachtet’
[Bild auf Seite 206]
‘Er pflegte seinen Mund nicht aufzutun’
[Bildnachweis]
Ausschnitt aus „Ecce Homo“ von Antonio Ciseri
[Bild auf Seite 211]
‘Er schüttete seine Seele in den Tod aus’