Kapitel fünfzehn
Die Unfruchtbare freut sich
1. Warum sehnte sich Sara danach, Kinder zu haben, und welche Erfahrung machte sie in dieser Hinsicht?
SARA sehnte sich danach, Kinder zu haben. Leider war sie unfruchtbar, was sie sehr schmerzte. Zu ihrer Zeit galt Unfruchtbarkeit als eine Schmach. Doch das allein war nicht der Grund für Saras Schmerz. Sie sehnte die Erfüllung der Verheißung herbei, die Gott ihrem Mann gegeben hatte. Aus Abraham sollte ein Same hervorgehen, durch den sich alle Familien der Erde segnen würden (1. Mose 12:1-3). Doch Jahrzehnte nach dieser Verheißung Gottes hatte sich immer noch kein Nachwuchs eingestellt. Sara wurde alt und blieb kinderlos. Bisweilen fragte sie sich vielleicht, ob all ihr Hoffen umsonst gewesen sei. Eines Tages jedoch verwandelte sich ihre Verzweiflung in Freude.
2. Warum sollte uns die in Jesaja, Kapitel 54 aufgezeichnete Prophezeiung interessieren?
2 Saras verzweifelte Lage hilft uns, die in Jesaja, Kapitel 54 aufgezeichnete Prophezeiung zu verstehen. Darin wird Jerusalem mit einer unfruchtbaren Frau verglichen, der die große Freude zuteil wird, viele Kinder zu haben. Jehova zeigt seine zarten Empfindungen für sein Volk der alten Zeit, indem er es in kollektivem Sinne als seine Frau darstellt. Außerdem hilft uns dieses Kapitel des Buches Jesaja, einen entscheidenden Aspekt eines „heiligen Geheimnisses“ zu enträtseln, wie die Bibel es nennt (Römer 16:25, 26). Die Identität der „Frau“ und ihre in dieser Prophezeiung vorausgesagten Erfahrungen sind bedeutungsvoll und werfen Licht auf die reine Anbetung heute.
Wer die „Frau“ ist
3. Warum wird die „Unfruchtbare“ Grund zur Freude haben?
3 Das 54. Kapitel beginnt mit einer freudigen Bemerkung: „ ‚Juble, du Unfruchtbare, die nicht geboren hat! Werde fröhlich mit Jubelruf, und jauchze, die du keine Geburtsschmerzen hattest, denn die Söhne der Vereinsamten sind zahlreicher als die Söhne der Frau mit einem ehelichen Besitzer‘, hat Jehova gesagt“ (Jesaja 54:1). Wie begeistert muss Jesaja über diese Worte sein! Und wie sehr werden die exilierten Juden in Babylon getröstet werden, wenn sie sich erfüllen! Jerusalem wird zwar zu dieser Zeit immer noch verödet daliegen. Und nach menschlichem Ermessen würde keine Hoffnung bestehen, dass die Stadt je wieder bewohnt wird — vergleichbar mit einer unfruchtbaren Frau, die normalerweise nicht darauf hoffen kann, im hohen Alter noch Kinder zu gebären. Aber dieser „Frau“ steht ein großer Segen bevor: Sie wird fruchtbar werden. Jerusalem wird außer sich sein vor Freude. In der Stadt wird es wieder von „Söhnen“ oder Einwohnern wimmeln.
4. (a) Wie hilft uns der Apostel Paulus erkennen, dass Jesaja, Kapitel 54 eine noch größere Erfüllung haben muss als die im Jahr 537 v. u. Z.? (b) Worum handelt es sich bei dem „Jerusalem droben“?
4 Jesaja weiß womöglich nicht, dass seine Prophezeiung nicht nur e i n e Erfüllung haben wird. Aber der Apostel Paulus zitiert aus Jesaja, Kapitel 54 und erklärt, die „Frau“ stelle etwas weit Bedeutenderes dar als die buchstäbliche Stadt Jerusalem. Er schreibt: „Das Jerusalem droben ... ist frei, und es ist unsere Mutter“ (Galater 4:26). Worum handelt es sich bei dem „Jerusalem droben“? Damit ist eindeutig nicht die Stadt Jerusalem im Land der Verheißung gemeint. Denn sie befindet sich auf der Erde, nicht „droben“ im himmlischen Bereich. Das „Jerusalem droben“ ist Gottes himmlische „Frau“, seine Organisation, bestehend aus mächtigen Geistgeschöpfen.
5. Wer wird in dem symbolischen Drama, das in Galater 4:22-31 umrissen wird, durch (a) Abraham, (b) Sara, (c) Isaak, (d) Hagar und (e) Ismael dargestellt?
5 Inwiefern kann denn Jehova zwei sinnbildliche Frauen haben — eine im Himmel und eine andere auf der Erde? Liegt hier nicht ein Widerspruch vor? Nein, keineswegs. Wie der Apostel Paulus zeigt, klärt sich die Frage durch das prophetische Bild, das die Familie Abrahams abgibt (Galater 4:22-31; siehe „Die Familie Abrahams — ein prophetisches Bild“, Seite 218). Abrahams Frau Sara, die „Freie“, stellt Jehovas mit einer Frau vergleichbare Organisation von Geistgeschöpfen dar. Hagar, eine Sklavin und Abrahams Zweit- oder Nebenfrau, stellt das irdische Jerusalem dar.
6. In welchem Sinne durchlief Jehovas himmlische Organisation eine lange Zeit der Unfruchtbarkeit?
6 Vor diesem Hintergrund wird die tiefere Bedeutung von Jesaja 54:1 langsam klar. Nach Jahrzehnten der Unfruchtbarkeit gebar Sara im Alter von 90 Jahren Isaak. Auch Jehovas himmlische Organisation durchlief gleichsam eine lange Zeit der Unfruchtbarkeit. Bereits in Eden verhieß Jehova, seine „Frau“ werde den „Samen“ hervorbringen (1. Mose 3:15). Mehr als 2 000 Jahre danach schloss Jehova den Bund mit Abraham bezüglich des verheißenen Samens. Aber Gottes himmlische „Frau“ musste noch viele Jahrhunderte länger warten, bis sie jenen Samen hervorbringen konnte. Doch es kam die Zeit, wo die Kinder dieser einst „Unfruchtbaren“ zahlreicher waren als die des natürlichen Israel. Die Veranschaulichung mit der Unfruchtbaren hilft uns verstehen, warum die Engel so sehr darauf brannten, Zeuge der Ankunft des vorhergesagten Samens zu sein (1. Petrus 1:12). Wann war es schließlich so weit?
7. Wann hatte das „Jerusalem droben“ Anlass zur Freude, wie in Jesaja 54:1 vorhergesagt, und warum antworten wir so?
7 Jesu Geburt als Menschenkind war für die Engel mit Sicherheit ein freudiger Anlass (Lukas 2:9-14). Doch dabei handelte es sich noch nicht um das in Jesaja 54:1 vorausgesagte Ereignis. Erst als Jesus 29 u. Z. durch heiligen Geist gezeugt wurde, war er ein geistiger Sohn des „Jerusalem droben“, von Gott selbst öffentlich anerkannt als sein „Sohn, der geliebte“ (Markus 1:10, 11; Hebräer 1:5; 5:4, 5). Nun hatte Gottes „Frau“ im Himmel Grund, sich zu freuen, wodurch sich Jesaja 54:1 erfüllte. Endlich hatte sie den verheißenen Samen, den Messias, hervorgebracht! Ihre jahrhundertelange Unfruchtbarkeit war zu Ende. Das war aber nicht der einzige Grund zur Freude.
Zahlreiche Söhne der Unfruchtbaren
8. Warum hatte Gottes himmlische „Frau“ Grund zur Freude, nachdem sie den verheißenen Samen hervorgebracht hatte?
8 Nach Jesu Tod und anschließender Auferstehung freute sich Gottes „Frau“ im Himmel, diesen Sohn, an dem Gott Wohlgefallen hatte, als den ‘Erstgeborenen von den Toten’ zurückzuerhalten (Kolosser 1:18). Danach brachte sie weitere geistige Söhne hervor. Zu Pfingsten 33 u. Z. wurden etwa 120 Nachfolger Jesu mit heiligem Geist gesalbt und dadurch als Miterben Christi an Sohnes statt angenommen. Etwas später an jenem Tag kamen noch 3 000 hinzu (Johannes 1:12; Apostelgeschichte 1:13-15; 2:1-4, 41; Römer 8:14-16). Diese Gruppe von Söhnen wuchs ständig. In den ersten Jahrhunderten der Abtrünnigkeit der Christenheit ging das Wachstum zwar stark zurück. Doch das sollte sich im 20. Jahrhundert ändern.
9, 10. Was bedeutete die Anweisung, ‘die Stätte des Zeltes geräumiger zu machen’, für eine in Zelten wohnende Frau im Altertum, und wieso war dies für eine solche Frau eine Zeit der Freude?
9 Jesaja sagt des Weiteren eine Zeit bemerkenswerten Wachstums voraus: „Mache die Stätte deines Zeltes geräumiger. Und man lasse die Zelttücher deiner großartigen Wohnstätte ausspannen. Halte nicht zurück. Verlängere deine Zeltstricke, und mache die Zeltpflöcke von dir stark. Denn zur Rechten und zur Linken wirst du hervorbrechen, und deine eigenen Nachkommen werden sogar Nationen in Besitz nehmen, und sie werden auch die verödeten Städte bewohnen. Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden werden; und fühl dich nicht gedemütigt, denn du wirst nicht enttäuscht werden. Denn die Schande deiner Jugendzeit wirst du vergessen, und der Schmach deiner fortgesetzten Witwenschaft wirst du nicht mehr gedenken“ (Jesaja 54:2-4).
10 Hier wird Jerusalem so angeredet, als sei es eine Ehefrau und Mutter, die in Zelten wohnt wie einst Sara. Ist eine solche Mutter mit einer wachsenden Familie gesegnet, muss sie sich um die Erweiterung ihres Heims kümmern. Sie benötigt größere Zelttücher und längere Zeltstricke und muss die Zeltpflöcke an neuen Stellen einschlagen. Diese Arbeit bereitet ihr Freude, und weil sie so beschäftigt ist, kann sie leicht die Jahre vergessen, in denen sie sich besorgt fragte, ob sie jemals Kinder gebären würde, die den Stammbaum der Familie fortführen.
11. (a) Wie wurde Gottes himmlische „Frau“ im Jahr 1914 gesegnet? (Siehe Fußnote.) (b) Welchen Segen erleben die Gesalbten auf der Erde seit 1919?
11 Das irdische Jerusalem wurde nach dem Babylonischen Exil mit einer solchen Zeit der Erneuerung gesegnet. Das „Jerusalem droben“ ist sogar noch mehr gesegnet worden.a Besonders seit 1919 gedeihen seine gesalbten „Nachkommen“ in ihrem wiederhergestellten geistigen Zustand (Jesaja 61:4; 66:8). Sie ‘haben Nationen in Besitz genommen’, indem sie sich über viele Länder verbreitet und nach denen gesucht haben, die sich ihrer geistigen Familie anschließen würden. Das beschleunigte die Einsammlung der gesalbten Söhne sehr. Die endgültige Zahl von 144 000 schien um die Mitte der 1930er-Jahre erreicht worden zu sein (Offenbarung 14:3). Ab dieser Zeit stand die Einsammlung der Gesalbten nicht mehr im Mittelpunkt des Predigtwerkes. Dennoch hörte die Ausdehnung nicht auf.
12. Wer außer den Gesalbten ist seit den 1930er-Jahren in die Christenversammlung eingesammelt worden?
12 Wie Jesus selbst vorhersagte, hat er außer seiner „kleinen Herde“ gesalbter Brüder noch „andere Schafe“, die in die Schafhürde wahrer Christen zu bringen sind (Lukas 12:32; Johannes 10:16). Diese treuen Gefährten der Gesalbten gehören zwar nicht zu den gesalbten Söhnen des „Jerusalem droben“, doch spielen sie eine bedeutende, lange vorhergesagte Rolle (Sacharja 8:23). Was sie betrifft, ist von den 1930er-Jahren an bis heute eine „große Volksmenge“ eingesammelt worden; das hat zu einer beispiellosen Ausdehnung der Christenversammlung geführt (Offenbarung 7:9, 10). Heute geht diese große Volksmenge in die Millionen. Durch diese Ausdehnung ist ein dringender Bedarf an weiteren Königreichssälen, Kongresssälen und Zweiggebäuden entstanden. Jesajas Worte treffen offensichtlich mehr zu denn je. Welch ein Vorrecht, an dieser vorausgesagten Ausdehnung einen Anteil zu haben!
Eine Mutter, die sich ihrer Nachkommen annimmt
13, 14. (a) Welche offensichtliche Schwierigkeit ergibt sich angesichts einiger Äußerungen, die an Gottes himmlische „Frau“ gerichtet sind? (b) Welche Einsichten können wir dadurch erlangen, dass Gott bestimmte Dinge durch familiäre Beziehungen veranschaulicht?
13 Wie wir gesehen haben, stellt die in der Prophezeiung erwähnte „Frau“ in der größeren Erfüllung Jehovas himmlische Organisation dar. Nach dem Lesen von Jesaja 54:4 fragen wir uns womöglich, inwiefern diese aus Geistgeschöpfen bestehende Organisation jemals Schande oder Schmach erlitten hat. Gemäß den nachfolgenden Versen wird Gottes „Frau“ verworfen, niedergedrückt und angegriffen werden. Sie wird sogar Gottes heftigen Zorn hervorrufen. Wie kann so etwas auf eine Organisation vollkommener Geistgeschöpfe zutreffen, die niemals gesündigt haben? Das liegt im Wesen der Familie begründet.
14 Jehova gebraucht familiäre Beziehungen — zwischen Mann und Frau oder Mutter und Kindern —, um tiefe geistige Wahrheiten zu vermitteln, denn mit solchen Vergleichen können die Menschen etwas anfangen. Ganz abgesehen von den Erfahrungen in der eigenen Familie, können wir uns wahrscheinlich in etwa vorstellen, wie eine gute Ehe oder eine gute Eltern-Kind-Beziehung aussehen sollte. Wie anschaulich uns doch Jehova zeigt, dass er ein herzliches, enges und vertrautes Verhältnis zu seiner riesengroßen Dienerschar im geistigen Bereich hat! Und wie eindrucksvoll er uns lehrt, dass sich seine himmlische Organisation ihrer geistgesalbten Nachkommen auf der Erde annimmt! Wenn die menschlichen Diener leiden, leiden auch die treuen himmlischen Diener, das „Jerusalem droben“. Dementsprechend sagte Jesus: „In dem Maße, wie ihr es einem der geringsten dieser meiner [geistgesalbten] Brüder getan habt, habt ihr es mir getan“ (Matthäus 25:40).
15, 16. Was geschah bei der ersten Erfüllung von Jesaja 54:5, 6, und was bei der größeren Erfüllung?
15 Es überrascht daher nicht, dass sich in vielem, was zu Jehovas himmlischer „Frau“ gesagt wird, die Erfahrungen ihrer Kinder auf der Erde spiegeln. Beachten wir die folgenden Worte: „ ‚Dein großer Erschaffer ist dein ehelicher Besitzer, Jehova der Heerscharen ist sein Name; und der Heilige Israels ist dein Rückkäufer. Der Gott der ganzen Erde wird er genannt werden. Denn Jehova rief dich, wie wenn du eine gänzlich verlassene und im Geist verletzte Frau wärst und wie eine Frau der Jugendzeit, die dann verworfen wurde‘, hat dein Gott gesprochen“ (Jesaja 54:5, 6).
16 Welche Frau wird hier angesprochen? In der ersten Erfüllung handelt es sich um Jerusalem, das für Gottes Volk steht. In den 70 Jahren des Exils in Babylon werden die Israeliten das Gefühl haben, Jehova habe sie verworfen und gänzlich verlassen. In der größeren Erfüllung beziehen sich die Worte auf das „Jerusalem droben“ und auf all das, was es durchmacht, bis es endlich den „Samen“ hervorbringt, wodurch sich 1. Mose 3:15 erfüllt.
Ewige Segnungen nach vorübergehender Züchtigung
17. (a) Inwiefern wird das irdische Jerusalem eine „Flut“ göttlichen Zorns erleben? (b) Was für eine „Flut“ erlebten die Söhne des „Jerusalem droben“?
17 In der Prophezeiung heißt es weiter: „ ‚Für einen kleinen Augenblick verließ ich dich gänzlich, doch mit großen Erbarmungen werde ich dich sammeln. In der Flut des Zorns verbarg ich mein Angesicht nur einen Augenblick vor dir, doch mit liebender Güte auf unabsehbare Zeit will ich mich deiner erbarmen‘, hat dein Rückkäufer, Jehova, gesagt“ (Jesaja 54:7, 8). Das irdische Jerusalem wird von einer „Flut“ des Zorns Gottes überschwemmt, wenn die babylonischen Streitkräfte im Jahr 607 v. u. Z. angreifen. 70 Jahre im Exil könnten als eine lange Zeit erscheinen. Dennoch, verglichen mit den ewigen Segnungen, die denen in Aussicht stehen, die auf die Züchtigung günstig reagieren, dauern solche Prüfungen „nur einen Augenblick“. Auch den gesalbten Söhnen des „Jerusalem droben“ kam es so vor, als seien sie von einer Flut des göttlichen Zorns überwältigt worden, als Jehova zuließ, dass sie auf Anstiften Groß-Babylons von den politischen Elementen angegriffen wurden. Doch wie kurz erschien jene Zuchtmaßnahme im Nachhinein, verglichen mit der Ära geistiger Segnungen, die 1919 folgte!
18. Welcher wichtige Grundsatz bezüglich des Zorns Jehovas gegen sein Volk ist zu erkennen, und wie könnte sich das auf uns persönlich auswirken?
18 In diesen Versen kommt eine andere großartige Wahrheit zum Ausdruck: Gottes Zorn vergeht schnell, aber seine Barmherzigkeit währt ewig. Sein Zorn richtet sich gegen Missetaten, doch ist er stets kontrolliert, stets sinnvoll. Und wenn wir Jehovas Zucht annehmen, dauert sein Zorn „nur einen Augenblick“ und legt sich dann. An seine Stelle treten seine „großen Erbarmungen“ — seine Vergebung und seine liebende Güte. Diese halten „auf unabsehbare Zeit“ an. Wenn wir eine Sünde begehen, sollten wir nicht zögern zu bereuen und Gott zeigen, dass sie uns leid tut. Handelt es sich um eine schwerwiegende Sünde, sollten wir uns unverzüglich an die Versammlungsältesten wenden (Jakobus 5:14). Zugegeben, vielleicht ist eine Zuchtmaßnahme nötig, und sie mag schwer zu ertragen sein (Hebräer 12:11). Sie ist allerdings von kurzer Dauer im Vergleich zu den ewigen Segnungen, die sich einstellen, wenn uns Jehova Gott vergibt.
19, 20. (a) Was ist der Regenbogenbund, und inwiefern ist er für die Exilanten in Babylon von Belang? (b) Welche Zusicherung bietet der „Friedensbund“ den gesalbten Christen heute?
19 Jetzt sichert Jehova seinem Volk etwas Tröstendes zu: „ ‚Dies ist für mich so wie die Tage Noahs. So, wie ich geschworen habe, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollen, so habe ich geschworen, dass ich dir gegenüber nicht zornig werden noch dich schelten will. Denn selbst die Berge mögen weichen, und die Hügel, sie mögen wanken, aber meine liebende Güte, sie wird nicht von dir weichen, noch wird mein Friedensbund wanken‘, hat Jehova gesagt, der sich deiner erbarmt“ (Jesaja 54:9, 10). Nach der Sintflut schloss Gott mit Noah und jeder anderen lebenden Seele einen Bund, den man bisweilen als Regenbogenbund bezeichnet. Jehova versprach, nie mehr durch eine weltweite Flut eine Vernichtung über die Erde zu bringen (1. Mose 9:8-17). Was bedeutet das für Jesaja und sein Volk?
20 Es ist tröstend zu wissen, dass es sich bei der Strafe, die sie zu erleiden haben — das 70-jährige Exil in Babylon —, nur um eine einmalige Strafe handelt. Wenn sie vorüber ist, wird es nicht noch einmal dazu kommen. Danach tritt Gottes „Friedensbund“ in Kraft. Das hebräische Wort für „Frieden“ bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch Wohl jeder Art. Soweit es Gott angeht, ist dieser Bund von Dauer. Eher werden die Hügel und die Berge verschwinden, als dass Gottes liebende Güte seinem treuen Volk gegenüber endet. Leider wird seine irdische Nation ihre Bundesverpflichtung letzten Endes nicht mehr erfüllen und ihren eigenen Frieden dadurch zerstören, dass sie den Messias verwirft. Viel besser erging es jedoch den Söhnen des „Jerusalem droben“. Als die schwierige Zeit ihrer Züchtigung vorüber war, wurde ihnen Gottes Schutz zugesichert.
Die geistige Sicherheit des Volkes Gottes
21, 22. (a) Wieso heißt es von dem „Jerusalem droben“, es sei ‘niedergedrückt’ und ‘sturmbewegt’? (b) Was bedeutet der gesegnete Zustand von Gottes himmlischer „Frau“ für ihre „Nachkommen“ auf der Erde?
21 Jehova sagt im Weiteren Sicherheit für sein treues Volk voraus: „O Niedergedrückte, Sturmbewegte, Ungetröstete, siehe, ich lege deine Steine mit Hartmörtel, und ich will deine Grundlage mit Saphiren legen. Und ich will deine Zinnen aus Rubinen machen und deine Tore aus feurig glühenden Steinen und alle deine Grenzen aus köstlichen Steinen. Und alle deine Söhne werden von Jehova Belehrte sein, und der Frieden deiner Söhne wird überströmend sein. In Gerechtigkeit wirst du dich als fest gegründet erweisen. Du wirst von Bedrückung weit entfernt sein — denn du wirst niemand fürchten — und von irgendetwas Erschreckendem, denn es wird sich dir nicht nahen. Sollte irgendjemand gar einen Angriff machen, so wird es nicht auf meinen Befehl hin sein. Wer immer einen Angriff auf dich macht, wird ja deinetwegen fallen“ (Jesaja 54:11-15).
22 Jehovas „Frau“ im geistigen Bereich ist natürlich niemals niedergedrückt oder sturmbewegt gewesen. Aber sie litt, als ihre gesalbten „Nachkommen“ auf der Erde zu leiden hatten, besonders als diese in den Jahren 1918/19 in geistiger Gefangenschaft waren. Genauso verhält es sich im umgekehrten Fall. Wenn die himmlische „Frau“ erhöht wird, spiegelt sich darin ein entsprechender Zustand unter ihren Nachkommen. Beachten wir daher die begeisternde Schilderung des „Jerusalem droben“! Die kostbaren Steine der Tore, der teure „Hartmörtel“, die Grundlagen und sogar die Grenzen lassen „Schönheit, Herrlichkeit, Reinheit, Stärke und Festigkeit“ erkennen, wie es in einem Nachschlagewerk heißt. Was würde die gesalbten Christen in einen derartig sicheren und gesegneten Zustand bringen?
23. (a) Wie hat es sich auf gesalbte Christen in den letzten Tagen ausgewirkt, dass sie „von Jehova Belehrte“ sind? (b) In welchem Sinne ist Gottes Volk mit „Grenzen aus köstlichen Steinen“ gesegnet worden?
23 Vers 13 von Jesaja, Kapitel 54 liefert die Antwort: Alle werden „von Jehova Belehrte“ sein. Jesus selbst bezog die Worte dieses Verses auf seine gesalbten Nachfolger (Johannes 6:45). Wie der Prophet Daniel für die gegenwärtige „Zeit des Endes“ voraussagte, würden die Gesalbten mit einem Übermaß an wahrer Erkenntnis und geistiger Einsicht gesegnet werden (Daniel 12:3, 4). Diese Einsicht hat sie befähigt, in dem größten Bildungswerk aller Zeiten führend voranzugehen und die göttliche Belehrung weltweit zu verbreiten (Matthäus 24:14). Gleichzeitig hat ihnen diese Einsicht geholfen, den Unterschied zwischen der wahren und der falschen Religion zu erkennen. In Jesaja 54:12 werden „Grenzen aus köstlichen Steinen“ erwähnt. Von 1919 an hat Jehova den Gesalbten ein immer klareres Verständnis der Grenzen oder geistigen Trennungslinien gegeben, was sie von der falschen Religion und den gottlosen Elementen der Welt absondert (Hesekiel 44:23; Johannes 17:14; Jakobus 1:27). Auf diese Weise sind sie ein Volk, das Gott für sich abgesondert hat (1. Petrus 2:9).
24. Wie können wir sicherstellen, dass wir von Jehova belehrt werden?
24 Jeder von uns sollte sich daher fragen: „Werde ich von Jehova belehrt?“ Diese Belehrung empfangen wir nicht automatisch. Wir müssen uns darum bemühen. Von Jehova belehrt werden wir, wenn wir regelmäßig Gottes Wort lesen und darüber nachsinnen und wenn wir uns durch das Lesen der vom „treuen und verständigen Sklaven“ herausgegebenen biblischen Literatur sowie in den christlichen Zusammenkünften und durch die Vorbereitung darauf belehren lassen (Matthäus 24:45-47). Durch die göttliche Belehrung werden wir uns von den Menschen der heutigen gottlosen Welt unterscheiden, wenn wir bestrebt sind, das Gelernte anzuwenden sowie geistig wach und wachsam zu bleiben (1. Petrus 5:8, 9). Mehr noch: Sie wird uns helfen, ‘uns Gott zu nahen’ (Jakobus 1:22-25; 4:8).
25. Was bedeutet der von Gott verheißene Frieden für sein Volk in der heutigen Zeit?
25 Wie aus der Prophezeiung Jesajas auch hervorgeht, werden die Gesalbten mit überströmendem Frieden gesegnet. Heißt das, sie würden niemals angegriffen werden? Nein, aber Gott versichert, dass er solche Angriffe weder befehlen noch gelingen lassen wird. Wir lesen: „ ‚Siehe! Ich selbst habe den Handwerker geschaffen, der das Holzkohlenfeuer anbläst und eine Waffe als sein Werk hervorbringt. Ich selbst habe auch den Verderber für zugrunde richtende Arbeit geschaffen. Welche Waffe es auch immer sei, die gegen dich gebildet sein wird, sie wird keinen Erfolg haben, und welche Zunge es auch immer sei, die sich im Gericht gegen dich erheben wird, du wirst sie verurteilen. Das ist der Erbbesitz der Knechte Jehovas, und ihre Gerechtigkeit ist von mir aus‘, ist der Ausspruch Jehovas“ (Jesaja 54:16, 17).
26. Warum ist es beruhigend zu wissen, dass Jehova der Schöpfer der ganzen Menschheit ist?
26 Zum zweiten Mal erinnert Jehova in diesem Kapitel des Buches Jesaja seine Diener daran, dass er der Schöpfer ist. Zuvor erklärt er seiner sinnbildlichen „Frau“, dass er ihr „großer Erschaffer“ ist. Jetzt zeigt er, dass er der Schöpfer der ganzen Menschheit ist. In Vers 16 ist von einem Metallarbeiter die Rede, der das Holzkohlenfeuer in seiner Esse anbläst und seine vernichtenden Waffen herstellt, und von einem Krieger, einem „Verderber für zugrunde richtende Arbeit“. Solche Männer sind für ihre Mitmenschen womöglich ein erschreckender Anblick. Aber wie könnten sie hoffen, sich gegenüber ihrem Schöpfer zu behaupten? Ebenso verhält es sich heute; selbst die stärksten Streitkräfte der Welt werden, wenn sie Jehovas Volk angreifen, letztlich keine Chance auf Erfolg haben. Wieso?
27, 28. Wovon können wir in der heutigen unruhvollen Zeit überzeugt sein, und wieso wissen wir, dass Satan mit seinen Angriffen auf uns letztlich nichts ausrichten kann?
27 Die Zeiten sind vorbei, dass sich ein Angriff auf Gottes Volk, das Jehova mit Geist und Wahrheit anbetet, verheerend auswirkt (Johannes 4:23, 24). Mit der Zulassung Jehovas unternahm Babylon die Große einen einzigen Angriff, der zudem nur vorübergehend erfolgreich war. Für einen kurzen Augenblick sah das „Jerusalem droben“ seine Nachkommen dem Schweigen nahe, dann nämlich, als das Predigtwerk auf der Erde so gut wie zum Erliegen kam. Das wird nie wieder geschehen! Jetzt frohlockt das Jerusalem droben über seine Söhne, denn sie sind in geistigem Sinne unbesiegbar (Johannes 16:33; 1. Johannes 5:4). O ja, es sind Angriffswaffen gegen sie gebildet worden und werden noch gebildet werden (Offenbarung 12:17). Aber sie haben keinen Erfolg gehabt und werden auch künftig erfolglos sein. Satan verfügt über keine Waffe, die den Glauben der Gesalbten und ihrer Gefährten überwinden und ihren glühenden Eifer auslöschen kann. Dieser geistige Frieden ist „der Erbbesitz der Knechte Jehovas“. Niemand kann sie dieses Friedens berauben (Psalm 118:6; Römer 8:38, 39).
28 Nichts, wozu Satans Welt in der Lage ist, wird je das Werk Gottes und die beständige reine Anbetung, die Gottes ergebene Diener ihm darbringen, lahm legen können. Die gesalbten Nachkommen des „Jerusalem droben“ schöpfen großen Trost aus dieser Zusicherung. Das Gleiche trifft auf die große Volksmenge zu. Je mehr wir über Jehovas himmlische Organisation erfahren und darüber, wie sie mit seinen Anbetern auf der Erde handelt, desto stärker wird unser Glaube sein. Und solange unser Glaube stark ist, wird Satan mit seinen Waffen im Kampf gegen uns nichts ausrichten!
[Fußnote]
a Gemäß Offenbarung 12:1-17 wurde Gottes „Frau“ dadurch überaus gesegnet, dass sie einen sehr wichtigen „Nachkommen“ gebar — keinen einzelnen Geistsohn, sondern das messianische Königreich im Himmel. Diese Geburt erfolgte 1914. (Siehe Die Offenbarung — Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!, Seite 177—186.) Jesajas Prophezeiung betont vor allem ihre Freude über den Segen Gottes, der auf ihren gesalbten irdischen Söhnen ruht.
[Kasten auf Seite 218, 219]
Die Familie Abrahams — ein prophetisches Bild
Der Apostel Paulus erklärte, dass die Familie Abrahams als ein symbolisches Drama dient, als ein prophetisches Bild von dem Verhältnis Jehovas zu seiner himmlischen Organisation und zur Nation Israel unter dem mosaischen Gesetz oder dem Gesetzesbund (Galater 4:22-31).
Abraham stellt als Familienoberhaupt Jehova Gott dar. Durch Abrahams Bereitwilligkeit, seinen geliebten Sohn Isaak als Schlachtopfer darzubringen, wird prophetisch die Bereitwilligkeit Jehovas dargestellt, seinen eigenen geliebten Sohn als ein Schlachtopfer für die Sünden der Menschheit darzubringen (1. Mose 22:1-13; Johannes 3:16).
Sara stellt Gottes himmlische „Frau“ oder seine Organisation von Geistwesen dar. Diese himmlische Organisation wird passend als Jehovas Frau bezeichnet, denn sie steht Jehova sehr nahe, untersteht ihm, dem Haupt, und arbeitet bei der Verwirklichung seiner Vorsätze uneingeschränkt mit ihm zusammen. Sie wird auch als das „Jerusalem droben“ bezeichnet (Galater 4:26). Von derselben „Frau“ ist in 1. Mose 3:15 die Rede und sie erscheint auch in einer Vision in Offenbarung 12:1-6, 13-17.
Isaak versinnbildlicht den geistigen Samen von Gottes Frau. In erster Linie handelt es sich dabei um Jesus Christus. Schließlich gehörten auch Christi gesalbte Brüder zu diesem Samen; sie wurden als geistige Söhne adoptiert und sind Miterben mit Christus (Römer 8:15-17; Galater 3:16, 29).
Hagar, Abrahams Zweit- oder Nebenfrau, war eine Sklavin. Sie stellt passenderweise das irdische Jerusalem dar; dort galt das mosaische Gesetz, ein Gesetz, das alle, die daran festhielten, als Sklaven von Sünde und Tod bloßstellte. Paulus erklärte: „Hagar nun bedeutet den Sinai, einen Berg in Arabien“, denn dort wurde der Gesetzesbund geschlossen (Galater 3:10, 13; 4:25).
Ismael, Hagars Sohn, stellt die Juden des 1. Jahrhunderts dar, die Söhne Jerusalems, die immer noch dem mosaischen Gesetz versklavt waren. Wie Ismael Isaak verfolgte, so verfolgten jene Juden die Christen, die gesalbten Söhne der sinnbildlichen Sara, des „Jerusalem droben“. Und so wie Abraham Hagar und Ismael wegsandte, verwarf Jehova schließlich Jerusalem und seine rebellischen Söhne (Matthäus 23:37, 38).
[Bild auf Seite 220]
Jesus wurde nach seiner Taufe mit heiligem Geist gesalbt — der Beginn der bedeutendsten Erfüllung von Jesaja 54:1
[Bild auf Seite 225]
Jehova verbarg sein Angesicht vor Jerusalem „nur einen Augenblick“
[Bilder auf Seite 231]
Können sich der Krieger und der Metallarbeiter gegenüber ihrem Schöpfer behaupten?