Kapitel siebzehn
Ausländer zu Gottes Haus des Gebets versammelt
1, 2. Was für eine begeisternde Bekanntmachung erfolgte 1935, und wozu gehörte sie?
AM Freitag, dem 31. Mai 1935, sprach Joseph F. Rutherford auf einem Kongress in Washington (D. C.) zu einer großen Zuhörerschaft. Er erörterte die Identität der „großen Volksmenge“, die der Apostel Johannes in einer Vision gesehen hatte. Auf dem Höhepunkt seiner Ansprache sagte Bruder Rutherford: „Würden alle, die die Hoffnung haben, ewig auf der Erde zu leben, bitte einmal aufstehen?“ „Es standen mehr als die Hälfte der Zuhörer auf“, berichtet ein Augenzeuge. Der Redner erklärte daraufhin: „Seht! Die große Volksmenge!“ Eine Anwesende erinnert sich: „Zuerst herrschte Stille, und dann gab es Freudenrufe, und der Beifall war laut und anhaltend“ (Offenbarung 7:9).
2 Das war ein bedeutsamer Augenblick in der fortschreitenden Erfüllung einer Prophezeiung, die etwa 2 700 Jahre zuvor aufgezeichnet wurde und in der Bibel in Jesaja, Kapitel 56 zu finden ist. Wie viele andere Prophezeiungen im Buch Jesaja enthält auch diese sowohl tröstende Verheißungen als auch ernste Warnungen. In erster Linie bezieht sie sich auf Gottes Bundesvolk zur Zeit Jesajas. Doch ihre Erfüllung reicht über Jahrhunderte hinweg bis in unsere Tage.
Was die Rettung voraussetzt
3. Was müssen die Juden tun, wenn sie von Gott Rettung erlangen möchten?
3 Jesaja, Kapitel 56 beginnt mit einer Ermahnung, die sich an die Juden richtet. Doch was der Prophet schreibt, sollten alle wahren Anbeter beachten. Wir lesen: „Dies ist, was Jehova gesprochen hat: ‚Bewahrt das Recht und tut, was gerecht ist. Denn nahe ist meine Rettung, um einzutreffen, und meine Gerechtigkeit, um geoffenbart zu werden. Glücklich ist der sterbliche Mensch, der dieses tut, und der Menschensohn, der daran festhält, der den Sabbat beobachtet, um ihn nicht zu entweihen, und der seine Hand bewahrt, um nicht irgendetwas Schlechtes zu tun‘ “ (Jesaja 56:1, 2). Die Bewohner Judas, die von Gott Rettung zu erlangen suchen, müssen dem mosaischen Gesetz gehorchen, Recht üben und ein rechtschaffenes Leben führen. Warum? Weil Jehova selbst gerecht ist. Wer nach Gerechtigkeit jagt, ist glücklich, weil er das Wohlgefallen Jehovas hat (Psalm 144:15b).
4. Warum ist es für das Volk Israel von Bedeutung, den Sabbat einzuhalten?
4 Die Prophezeiung hebt das Halten des Sabbats hervor, weil er ein wichtiger Bestandteil des mosaischen Gesetzes ist. Schließlich gehen die Bewohner Judas unter anderem deshalb ins Exil, weil sie den Sabbat vernachlässigt haben (3. Mose 26:34, 35; 2. Chronika 36:20, 21). Der Sabbat ist ein Zeichen für das besondere Verhältnis, das Jehova zu den Juden hat, und wer den Sabbat beobachtet, zeigt, dass er dieses Verhältnis schätzt (2. Mose 31:13). Das Beobachten des Sabbats sollte Jesajas Zeitgenossen außerdem daran erinnern, dass Jehova der Schöpfer ist. Auch seine Erbarmungen ihnen gegenüber sollen dadurch in Erinnerung gerufen werden (2. Mose 20:8-11; 5. Mose 5:12-15). Letztendlich würde das Halten des Sabbats für eine regelmäßige und geordnete Anbetung Jehovas sorgen. Einmal wöchentlich von der regulären Arbeit zu ruhen würde den Bewohnern von Juda Gelegenheit zum Gebet, Studium und Nachsinnen geben.
5. Wie können sich Christen nach dem Grundsatz ausrichten, der dem Sabbatgebot zugrunde liegt?
5 Wie steht es mit den Christen? Gilt auch ihnen die Aufforderung, den Sabbat zu halten? Nicht direkt, denn Christen stehen nicht unter dem mosaischen Gesetz und müssen deshalb den Sabbat nicht beobachten (Kolosser 2:16, 17). Dennoch erklärte der Apostel Paulus, es gebe für treue Christen „eine Sabbatruhe“. Diese „Sabbatruhe“ zu halten bedeutet, Glauben zu haben an Jesu Loskaufsopfer zur Rettung und sich nicht mehr allein auf Werke zu verlassen (Hebräer 4:6-10). Somit erinnern die Worte aus der Prophezeiung Jesajas hinsichtlich des Sabbats Jehovas Diener heute daran, dass es unerlässlich ist, an Gottes Rettungsvorkehrung zu glauben. Zugleich sind sie eine vorzügliche Mahnung, ein enges Verhältnis zu Jehova zu entwickeln und die Anbetung regelmäßig und konsequent auszuüben.
Trost für den Ausländer und den Eunuchen
6. Welchen beiden Gruppen wird jetzt Aufmerksamkeit geschenkt?
6 Jetzt wendet sich Jehova an zwei Gruppen, die ihm dienen möchten, die aber unter dem mosaischen Gesetz nicht in die jüdische Versammlung kommen durften. Wir lesen: „Der Ausländer, der sich Jehova angeschlossen hat, spreche nicht: ‚Zweifellos wird Jehova mich aus seinem Volk ausscheiden.‘ Auch möge der Eunuch nicht sagen: ‚Siehe! Ich bin ein dürrer Baum‘ “ (Jesaja 56:3). Der Ausländer befürchtet, von Israel abgeschnitten zu werden. Der Eunuch ist besorgt, weil er niemals Kinder haben wird, durch die sein Name erhalten bleibt. Beide Gruppen sollten Mut fassen. Bevor wir auf den Grund dafür eingehen, wollen wir zunächst in Betracht ziehen, welchen Stand sie unter dem mosaischen Gesetz im Verhältnis zur Nation Israel einnehmen.
7. Welche Grenzen auferlegt das mosaische Gesetz Ausländern in Israel?
7 Unbeschnittene Ausländer sind davon ausgeschlossen, sich mit Israel an der Anbetung zu beteiligen. Sie dürfen zum Beispiel nicht vom Passah essen (2. Mose 12:43). Ausländer, die sich keinen eklatanten Verstoß gegen die Landesgesetze zuschulden kommen lassen, werden gerecht behandelt und gastfreundlich aufgenommen, doch sie haben keine dauerhaften Bindungen zur Nation. Natürlich unterstellen sich auch einige dem mosaischen Gesetz uneingeschränkt, und Männer lassen sich zum Zeichen dafür beschneiden. Dann sind sie Proselyten, dürfen im Vorhof des Hauses Jehovas anbeten und gelten als der Versammlung Israels zugehörig (3. Mose 17:10-14; 20:2; 24:22). Doch selbst Proselyten sind am Bund Jehovas mit Israel nicht voll beteiligt, und sie haben im Land der Verheißung keinen Erbbesitz. Andere Ausländer können zum Tempel hin beten, und sie dürfen anscheinend durch die Priesterschaft Schlachtopfer darbringen, sofern die Opfer dem mosaischen Gesetz entsprechen (3. Mose 22:25; 1. Könige 8:41-43). Aber Israeliten sollen keinen engen Umgang mit ihnen haben.
Eunuchen erhalten einen Namen auf unabsehbare Zeit
8. (a) Wie betrachtete man Eunuchen unter dem mosaischen Gesetz? (b) Wozu zog man in heidnischen Nationen Eunuchen heran, und worauf kann sich die Bezeichnung Eunuch mitunter beziehen?
8 Eunuchen werden, selbst wenn sie jüdischen Eltern geboren worden sind, nicht voll in die Nation Israel aufgenommen (5. Mose 23:1).a In einigen heidnischen Nationen bekleideten Eunuchen in biblischer Zeit eine besondere Stellung. Außerdem war es Brauch, einige der Kinder, die man in Kriegen gefangen genommen hatte, zu kastrieren. Eunuchen wurden als Beamte an Königshöfen eingesetzt. Ein Eunuch konnte der „Hüter der Frauen“, der „Hüter der Nebenfrauen“ oder der Diener der Königin sein (Esther 2:3, 12-15; 4:4-6, 9). Nichts deutet darauf hin, dass die Israeliten solche Bräuche pflegten oder Eunuchen speziell als Diener für israelitische Könige ausgesucht hätten.b
9. Welche tröstlichen Worte richtet Jehova an buchstäbliche Eunuchen?
9 Buchstäbliche Eunuchen durften sich nur in begrenztem Umfang an der Anbetung des wahren Gottes beteiligen und trugen darüber hinaus auch schwer an der Schmach, keine Kinder zeugen zu können, durch die ihr Familienname erhalten geblieben wäre. Wie tröstlich sind doch daher die anschließenden Worte der Prophezeiung! Wir lesen: „Dies ist, was Jehova zu den Eunuchen gesprochen hat, die meine Sabbate halten und die das erwählt haben, woran ich Gefallen gehabt habe, und die an meinem Bund festhalten: ‚Ich will ihnen in meinem Haus und innerhalb meiner Mauern sogar ein Denkmal und einen Namen geben, etwas Besseres als Söhne und Töchter. Einen Namen auf unabsehbare Zeit werde ich ihnen geben, einen, der nicht weggetilgt werden wird‘ “ (Jesaja 56:4, 5).
10. Wann änderte sich die Situation für Eunuchen, und welches Vorrecht steht ihnen seither offen?
10 Es wird somit die Zeit kommen, wo selbst ein buchstäblicher Eunuch nicht mehr daran gehindert wird, ein voll anerkannter Diener Jehovas zu sein. Gehorsame Eunuchen werden „ein Denkmal“ oder einen Platz in Jehovas Haus haben und einen Namen, der besser ist als Söhne und Töchter. Wann geschieht dies? Erst nach dem Tod Jesu Christi. Damals wurde der alte oder Gesetzesbund durch den neuen Bund ersetzt, und an die Stelle des natürlichen Israel trat das „Israel Gottes“ (Galater 6:16). Seither können alle, die Glauben ausüben, Gott auf annehmbare Weise anbeten. Fleischliche Unterschiede und der körperliche Zustand sind nicht mehr ausschlaggebend. Wer treu ausharrt, wird ungeachtet seines körperlichen Zustands „einen Namen auf unabsehbare Zeit“ haben, „einen, der nicht weggetilgt werden wird“. Jehova wird ihn nicht vergessen. Sein Name wird in Gottes „Gedenkbuch“ geschrieben und zu Gottes bestimmter Zeit wird er ewiges Leben empfangen (Maleachi 3:16; Sprüche 22:1; 1. Johannes 2:17).
Ausländer beten Gott zusammen mit seinem Volk an
11. Wozu werden Ausländer ermuntert, damit sie gesegnet werden?
11 Wie verhält es sich mit den Ausländern? Die Prophezeiung kommt nun auf sie zurück und Jehova hat sehr tröstliche Worte für sie. Jesaja schreibt: „Die Ausländer, die sich Jehova angeschlossen haben, um ihm zu dienen und den Namen Jehovas zu lieben, um ihm zu Knechten zu werden, alle, die den Sabbat beobachten, um ihn nicht zu entweihen, und die an meinem Bund festhalten, sie will ich dann zu meinem heiligen Berg bringen und sie erfreuen in meinem Haus des Gebets. Ihre Ganzbrandopfer und ihre Schlachtopfer werden zur Annahme auf meinem Altar sein. Denn mein eigenes Haus wird ja ein Haus des Gebets für alle Völker genannt werden“ (Jesaja 56:6, 7).
12. Wie verstand man einst Jesu Prophezeiung von den „anderen Schafen“?
12 In unseren Tagen sind die „Ausländer“ nach und nach in Erscheinung getreten. Vor dem Ersten Weltkrieg verstand man, dass wesentlich mehr Menschen gerettet werden als die Anzahl derer, die hoffen, einmal mit Jesus im Himmel zu herrschen — also nicht nur diejenigen, die wir heute als das Israel Gottes kennen. Erforscher der Bibel waren sich der in Johannes 10:16 aufgezeichneten Worte Jesu bewusst: „Ich habe andere Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden auf meine Stimme hören, und sie werden e i n e Herde werden unter e i n e m Hirten.“ Diese „anderen Schafe“ verstand man als eine irdische Klasse. Aber die meisten Erforscher der Bibel glaubten, die anderen Schafe gäbe es erst während der Tausendjahrherrschaft Jesu Christi.
13. Warum argumentierte man, dass die in Matthäus, Kapitel 25 erwähnten Schafe in den letzten Tagen des gegenwärtigen Systems der Dinge zu erwarten sind?
13 Schließlich verstand man eine verwandte Schriftstelle besser, in der ebenfalls von Schafen die Rede ist. In Matthäus, Kapitel 25 wird von Jesu Gleichnis von den Schafen und den Ziegenböcken berichtet. Gemäß diesem Gleichnis erhalten die Schafe ewiges Leben, weil sie Jesu Brüder unterstützen. Somit handelt es sich um eine andere Klasse, die sich von den gesalbten Brüdern Christi unterscheidet. Auf einem Kongress in Los Angeles (Kalifornien, USA) wurde 1923 erklärt, dass diese Schafe nicht während des Millenniums, sondern während der letzten Tage des gegenwärtigen Systems der Dinge zu erwarten sind. Wieso? Weil Jesus dieses Gleichnis erzählte, als er die Frage beantwortete: „Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (Matthäus 24:3).
14, 15. Inwiefern verstand man die Stellung der anderen Schafe in der Zeit des Endes nach und nach besser?
14 In den 1920er-Jahren stellte sich bei einigen, die mit den Bibelforschern verbunden waren, das Gefühl ein, der Geist Jehovas bezeuge ihnen nicht, dass sie die himmlische Berufung hätten. Sie waren jedoch eifrige Diener Gottes, des Höchsten. 1931 verstand man diese Haltung besser, als das Buch Rechtfertigung herausgegeben wurde. Es enthielt eine Vers-für-Vers-Besprechung des Bibelbuches Hesekiel, in der die Vision von dem „Mann“ mit dem Schreibzeug erklärt wurde (Hesekiel 9:1-11). Dieser „Mann“ geht in der Vision durch Jerusalem und bringt an die Stirn derer ein Kennzeichen an, die über die dort verübten Abscheulichkeiten seufzen und stöhnen. Der „Mann“ stellt Jesu Brüder dar, den Überrest der gesalbten Christen, die in der Gerichtszeit des gegenbildlichen Jerusalem, der Christenheit, auf der Erde leben. Die Gekennzeichneten sind die anderen Schafe, die in dieser Zeit leben. In der Vision werden sie bewahrt, wenn Jehovas Urteilsvollstrecker an jener abtrünnigen Stadt Rache üben.
15 Im Jahr 1932 wurde das prophetische Drama von dem israelitischen König Jehu und seinem nichtisraelitischen Unterstützer Jonadab besser verstanden. Und das ließ erkennen, wie die anderen Schafe die gesalbten Brüder Christi unterstützen — ebenso wie Jonadab Jehu begleitete und unterstützte, als dieser die Baalsanbetung ausrottete. 1935 erkannte man schließlich, dass es sich bei den anderen Schafen, die in der Zeit des Endes des gegenwärtigen Systems der Dinge leben, um die große Volksmenge der Vision des Apostels Johannes handelt. Das wurde zum ersten Mal auf dem erwähnten Kongress in Washington (D. C.) erläutert, als Joseph F. Rutherford darauf hinwies, dass die Menschen mit der irdischen Hoffnung die „große Volksmenge“ bilden.
16. Welche Vorrechte und Aufgaben haben die „Ausländer“?
16 So begriff man allmählich, welche bedeutende Rolle die „Ausländer“ in Jehovas Vorsätzen in den gegenwärtigen letzten Tagen spielen. Sie kommen zum Israel Gottes, um Jehova anzubeten (Sacharja 8:23). Zusammen mit dieser geistigen Nation bringen sie Gott annehmbare Schlachtopfer dar und gehen in die Sabbatruhe ein (Hebräer 13:15, 16). Außerdem beten sie in Gottes geistigem Tempel an, der wie der Tempel in Jerusalem „ein Haus des Gebets für alle Nationen“ ist (Markus 11:17). Sie üben Glauben an das Loskaufsopfer Jesu Christi aus, ‘waschen ihre langen Gewänder und machen sie in dem Blut des Lammes weiß’. Und sie dienen Jehova fortgesetzt, indem sie ‘ihm Tag und Nacht heiligen Dienst darbringen’ (Offenbarung 7:14, 15).
17. Inwiefern halten die neuzeitlichen Ausländer an dem neuen Bund fest?
17 Diese neuzeitlichen Ausländer halten in dem Sinne an dem neuen Bund fest, dass sie durch ihre Gemeinschaft mit dem Israel Gottes die Vorteile und Segnungen genießen, die durch den neuen Bund kommen. Sie sind zwar nicht an diesem Bund beteiligt, unterwerfen sich jedoch von ganzem Herzen den damit verbundenen Gesetzen. So ist Jehovas Gesetz in ihrem Herzen und sie lernen Jehova als ihren himmlischen Vater und als den höchsten Souverän kennen (Jeremia 31:33, 34; Matthäus 6:9; Johannes 17:3).
18. Welche Einsammlung geht in der Zeit des Endes vor sich?
18 Weiter besagt Jesajas Prophezeiung: „Der Ausspruch des Souveränen Herrn Jehova, der die Versprengten Israels zusammenbringt, lautet: ‚Ich werde andere zu ihm zusammenbringen, außer seinen schon Zusammengebrachten‘ “ (Jesaja 56:8). In der Zeit des Endes hat Jehova „die Versprengten Israels“, das heißt den gesalbten Überrest, zusammengebracht. Außerdem bringt er noch andere zusammen, nämlich die große Volksmenge. In Frieden und Eintracht verrichten sie gemeinsam ihre Anbetung unter der Aufsicht Jehovas und seines inthronisierten Königs, Christus Jesus. Jehova hat als der vortreffliche Hirte aus ihnen eine geeinte, freudige Herde gemacht, weil sie gegenüber seiner von Christus geführten Regierung loyal sind.
Blinde Wächter, stumme Hunde
19. Welche Einladung ergeht an die auf dem freien Feld und die im Wald lebenden Wildtiere?
19 Auf die vorangegangenen herzlichen, erbauenden Worte folgt ein erstaunlicher, fast schockierender Gegensatz. Jehova ist bereit, Ausländern und Eunuchen Barmherzigkeit zu erweisen. Aber viele, die beanspruchen, zur Versammlung Gottes zu gehören, werden verurteilt, und ihnen steht ein Strafgericht bevor. Nicht nur das. Sie verdienen nicht einmal ein anständiges Begräbnis und sollen zum Fraß für raubgierige wilde Tiere werden. Daher lesen wir: „All ihr wild lebenden Tiere des freien Feldes, kommt, um zu fressen, all ihr wild lebenden Tiere im Wald“ (Jesaja 56:9). Woran werden sich diese wild lebenden Tiere laben? Die Prophezeiung wird es klären. Wir mögen dabei an das erinnert werden, was Gegner Gottes in dem bevorstehenden Krieg von Harmagedon erwartet, wo die Leichen der Erschlagenen den Vögeln des Himmels zum Fraß überlassen werden (Offenbarung 19:17, 18).
20, 21. Aufgrund welcher Verfehlungen sind die geistlichen Würdenträger als geistige Führer nutzlos?
20 In der Prophezeiung heißt es weiter: „Seine Wächter sind blind. Keiner von ihnen hat Notiz genommen. Sie alle sind stumme Hunde, sie können nicht bellen, sie japsen, liegen da, lieben zu schlummern. Ja, sie sind Hunde, stark an Seelenbegehren; sie haben keine Sättigung gekannt. Sie sind auch Hirten, die nicht gewusst haben, wie etwas zu verstehen ist. Sie alle haben sich ihrem eigenen Weg zugewandt, jeder seinem ungerechten Gewinn von seinem eigenen Bereich her: ‚Kommt! Lasst mich Wein holen; und trinken wir uns voll an berauschendem Getränk. Und morgen wird es bestimmt so wie heute werden, groß, in noch viel großartigerer Weise‘ “ (Jesaja 56:10-12).
21 Die geistlichen Führer Judas geben vor, Jehova anzubeten. Sie behaupten, „seine Wächter“ zu sein. Aber sie sind in geistiger Hinsicht blind, stumm und schläfrig. Von welchem Nutzen sind sie, wenn sie nicht beharrlich wachen und vor einer Gefahr warnen können? Diese geistlichen Wächter sind ohne Verständnis, unfähig, schafähnlichen Menschen geistige Anleitung zu geben. Außerdem sind sie korrupt. Sie haben unersättliche selbstsüchtige Begierden. Statt Jehovas Anleitung zu folgen, suchen sie sich ihren eigenen Weg aus, streben ungerechtem Gewinn nach, trinken sich übermäßig voll mit berauschendem Getränk und fordern auch andere dazu auf. Sie sind sich des bevorstehenden Strafgerichts Gottes so wenig bewusst, dass sie den Menschen sagen, es werde schon alles gut.
22. Inwiefern gleichen die geistlichen Führer der Tage Jesu denen Judas in alter Zeit?
22 An einer früheren Stelle seiner Prophezeiung gebrauchte Jesaja ähnliche Metaphern, um die untreuen geistlichen Führer Judas zu beschreiben — geistig trunken, schläfrig und ohne Verständnis. Sie belasteten das Volk mit menschlichen Überlieferungen, äußerten religiöse Lügen und vertrauten auf Assyrien, statt von Gott Hilfe zu erwarten (2. Könige 16:5-9; Jesaja 29:1, 9-14). Sie haben offensichtlich nichts gelernt. Dieselbe Art von Würdenträgern gab es leider auch im 1. Jahrhundert. Statt die gute Botschaft, die ihnen der Sohn Gottes überbrachte, anzunehmen, verwarfen sie Jesus und verschworen sich, ihn töten zu lassen. Jesus bezeichnete sie unumwunden als „blinde Führer“ und erklärte: „Wenn ... ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen“ (Matthäus 15:14).
Heutige Wächter
23. Welche Prophezeiung des Petrus in Bezug auf geistliche Führer hat sich erfüllt?
23 Wie der Apostel Petrus warnend erklärte, würden auch Irrlehrer aufstehen und Christen irreführen. Er schrieb: „Es gab indes auch falsche Propheten unter dem Volk [Israel], wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird. Ebendiese werden unauffällig verderbliche Sekten einführen und werden sogar den Besitzer verleugnen, der sie erkauft hat, wodurch sie schnelle Vernichtung über sich bringen“ (2. Petrus 2:1). Was ist das Ergebnis der Irrlehren und des Sektierertums jener falschen Lehrer? Das Ergebnis ist die Christenheit, deren geistliche Führer um Gottes Segen für ihre politischen Freunde beten und dann eine leuchtende Zukunft versprechen. Die geistlichen Führer der Christenheit haben sich als blind und stumm erwiesen und schlafen in geistiger Hinsicht.
24. Beschreibe die Einheit zwischen dem geistigen Israel und den Ausländern.
24 Jehova bringt jedoch Millionen Ausländer in sein großes geistiges Haus des Gebets, damit sie zusammen mit den Letzten des Israels Gottes ihn anbeten. Diese Ausländer sind, obwohl aus vielen Nationen, Rassen und Sprachen, in Einheit miteinander und mit dem Israel Gottes. Sie sind überzeugt, dass Rettung nur von Jehova Gott durch Jesus Christus kommen kann. Motiviert von Liebe zu Jehova und vereint mit den gesalbten Brüdern Christi, verleihen sie ihrem Glauben Ausdruck. Und sie sind tief berührt von den inspirierten Worten des Apostels, der schrieb: „Wenn du dieses ‘Wort in deinem eigenen Mund’, dass Jesus Herr ist, öffentlich verkündigst und in deinem Herzen Glauben übst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden“ (Römer 10:9).
[Fußnoten]
a Als „Eunuch“ wurden mit der Zeit auch Hofbeamte bezeichnet, die keine Kastraten (geschlechtlich verstümmelte Männer) waren. Ein Eunuch in diesem Sinne muss der von Philippus getaufte Äthiopier gewesen sein, denn allem Anschein nach war er ein Proselyt, der sich taufen ließ, bevor unbeschnittenen Nichtjuden diese Möglichkeit offen stand (Apostelgeschichte 8:27-39).
b Ebed-Melech, der Jeremia zu Hilfe kam und unmittelbaren Zutritt zu König Zedekia hatte, bezeichnete man als einen Eunuchen. Anscheinend bezog man sich damit auf seine Stellung als Hofbeamter und nicht auf eine körperliche Verstümmelung (Jeremia 38:7-13).
[Bild auf Seite 250]
Der Sabbat bot Gelegenheit zum Gebet, Studium und Nachsinnen
[Bilder auf Seite 256]
Die Stellung der anderen Schafe wurde 1935 auf einem Kongress in Washington (D. C.) deutlich erklärt (unten: die Taufe; rechts: ein Programm)
[Bild auf Seite 259]
Die wild lebenden Tiere werden zu einem Festmahl eingeladen
[Bilder auf Seite 261]
Die Ausländer und das Israel Gottes sind miteinander in Einheit