Kapitel achtzehn
Jehova verspricht Daniel eine großartige Belohnung
1, 2. (a) Welche wichtige Eigenschaft benötigt ein Wettläufer, um Erfolg zu haben? (b) Inwiefern verglich der Apostel Paulus ein Leben treuen Dienstes für Jehova mit einem Wettlauf?
EIN Läufer strebt mit letzter Kraft dem Ziel entgegen. Fast völlig erschöpft, aber das Ziel vor Augen, mobilisiert er auf den letzten Metern noch einmal alle ihm verbliebenen Kräfte. Unter größter Anstrengung überquert er schließlich die Ziellinie. Aus seinem Gesicht sprechen Erleichterung und Triumph. Es hat sich für ihn gelohnt, das Rennen bis zum Ende durchgestanden, also ausgeharrt zu haben.
2 Am Schluß von Daniel, Kapitel 12 sehen wir, wie sich der geliebte Prophet dem Ende seines „Wettlaufs“ — seines Lebens im Dienst Jehovas — nähert. Der Apostel Paulus, der mehrere Beispiele des Glaubens vorchristlicher Diener Jehovas anführte, schrieb: „Da wir denn von einer so großen Wolke von Zeugen umgeben sind, so laßt uns auch allen Ballast und die uns leicht umstrickende Sünde ablegen, und laßt uns in dem vor uns liegenden Wettlauf mit Ausharren laufen, während wir unseren Blick auf den Hauptvermittler und Vervollkommner unseres Glaubens, Jesus, gerichtet halten. Für die vor ihm liegende Freude erduldete er einen Marterpfahl, der Schande nicht achtend, und hat sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt“ (Hebräer 12:1, 2).
3. (a) Was motivierte Daniel, „mit Ausharren [zu] laufen“? (b) Welche drei Dinge teilte Jehovas Engel Daniel mit?
3 Zu dieser „großen Wolke von Zeugen“ gehörte auch Daniel. Er war mit Sicherheit einer von denen, die „mit Ausharren laufen“ mußten. Motiviert dazu wurde er von tiefer Liebe zu Gott. Jehova hatte Daniel vieles über die Zukunft von Weltmächten offenbart, doch nun sandte er ihm folgende persönliche Ermunterung: „Was dich selbst betrifft, geh dem Ende entgegen; und du wirst ruhen, aber du wirst aufstehen zu deinem Los am Ende der Tage“ (Daniel 12:13). Der Engel Jehovas teilte Daniel also dreierlei mit: 1. Daniel sollte ‘dem Ende entgegengehen’, 2. er würde „ruhen“ und 3. er würde zu einer künftigen Zeit „aufstehen“. Wie können Christen heute durch diese Worte ermuntert werden, im Wettlauf um das Leben bis zum Ende auszuharren?
„GEH DEM ENDE ENTGEGEN“
4. Was meinte der Engel Jehovas, als er sagte: „Geh dem Ende entgegen“, und warum könnte das für Daniel eine Prüfung gewesen sein?
4 Was meinte der Engel, als er zu Daniel sagte: „Was dich selbst betrifft, geh dem Ende entgegen.“? Von welchem Ende sprach er? Da Daniel fast 100 Jahre alt war, ging es anscheinend um sein Lebensende, das aller Wahrscheinlichkeit nach sehr nahe war.a Der Engel forderte Daniel auf, bis zum Tod treu auszuharren. Das war nicht unbedingt leicht. Daniel hatte miterlebt, wie Babylon gestürzt wurde und ein Überrest der jüdischen Exilanten nach Juda und Jerusalem zurückkehrte. Das muß den betagten Propheten ungemein erfreut haben. Es wird allerdings nicht berichtet, daß er sich den Reisenden angeschlossen hätte. Dazu ist er damals wohl zu alt und zu gebrechlich gewesen. Oder vielleicht war es Jehovas Wille, daß er in Babylon blieb. Jedenfalls fragt man sich unwillkürlich, ob es Daniel nicht etwas weh ums Herz war, als seine Landsleute nach Juda aufbrachen.
5. Was läßt darauf schließen, daß Daniel bis zum Ende ausharrte?
5 Bestimmt schöpfte Daniel viel Kraft aus den wohlwollenden Worten des Engels: „Geh dem Ende entgegen.“ Vielleicht werden wir dadurch an das erinnert, was Jesus Christus etwa sechs Jahrhunderte danach sagte: „Wer ... bis zum Ende ausgeharrt haben wird, der wird gerettet werden“ (Matthäus 24:13). Von Daniel kann man zweifellos sagen, daß er bis ans Ende ausharrte und den Wettlauf um das Leben in Treue beendete. Das ist möglicherweise einer der Gründe, weshalb er in Gottes Wort später in günstigem Sinne erwähnt wird (Hebräer 11:32, 33). Was befähigte Daniel, bis ans Ende auszuharren? Der Bericht über sein Leben liefert die Antwort.
ALS ERFORSCHER DES WORTES GOTTES AUSHARREN
6. Wieso wissen wir, daß Daniel eifrig Gottes Wort studierte?
6 Damit Daniel bis ans Ende ausharren konnte, mußte er sich fortgesetzt mit den begeisternden Verheißungen Gottes befassen und tief darüber nachsinnen. Wie wir wissen, war Daniel ein eifriger Erforscher des Wortes Gottes. Wie hätte er andernfalls die von Jehova an Jeremia ergangene Verheißung gekannt, daß das Exil 70 Jahre dauern würde? Daniel selbst schrieb: „Ich ... [bemerkte] durch die Bücher die Zahl der Jahre“ (Daniel 9:2; Jeremia 25:11, 12). Zweifellos war er bemüht, die damals verfügbaren Bücher des Wortes Gottes zu erhalten. Und er verbrachte sicherlich viele schöne Stunden mit der Lektüre der von Moses, David, Salomo, Jesaja, Jeremia und Hesekiel verfaßten Schriften — was immer ihm zur Verfügung stand — und mit dem Nachsinnen darüber.
7. Welchen Vorteil beim Studium des Wortes Gottes haben wir heute im Vergleich zur Zeit Daniels?
7 Gottes Wort zu studieren und darin aufzugehen ist auch für uns heute unerläßlich, damit wir Ausharren entwickeln (Römer 15:4-6; 1. Timotheus 4:15). Wir haben die vollständige Bibel, die Berichte darüber enthält, wie sich Prophezeiungen Daniels in späteren Jahrhunderten erfüllten. Außerdem ist es uns vergönnt, in der „Zeit des Endes“ zu leben, von der in Daniel 12:4 prophetisch die Rede ist. Die Gesalbten sind in der heutigen Zeit mit geistiger Einsicht gesegnet worden und lassen in der finsteren Welt das Licht der Wahrheit leuchten. Dadurch ist uns die große Bedeutung vieler tiefgründiger Prophezeiungen des Buches Daniel — einige davon waren auch für ihn selbst in Dunkel gehüllt — für unsere Zeit bewußt geworden. Studieren wir daher weiterhin täglich Gottes Wort, und nehmen wir es nicht für selbstverständlich. Es wird uns eine Hilfe sein auszuharren.
DANIEL VERHARRTE IM GEBET
8. Was für ein Beispiel hat uns Daniel in bezug auf das Gebet gegeben?
8 Für Daniel war auch das Gebet eine Hilfe, bis zum Ende auszuharren. Mit einem Herzen voller Glauben und Vertrauen betete er täglich freimütig zu Jehova Gott. Er kannte Jehova als den „Hörer des Gebets“ (Psalm 65:2; vergleiche Hebräer 11:6). Ihm tat er seine Empfindungen kund, wenn sein Herz wegen der rebellischen Handlungsweise Israels mit Kummer beladen war (Daniel 9:4-19). Daniel ließ sich selbst dann nicht davon abhalten, zu Jehova Gott zu beten, als Darius den Erlaß herausgab, man dürfe 30 Tage lang nur von ihm etwas erbitten (Daniel 6:10). Rührt es nicht unser Herz, wenn wir uns vorstellen, daß sich der treue alte Mann lieber in eine Löwengrube werfen ließ, als das kostbare Vorrecht des Gebets aufzugeben? Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß Daniel in Treue seinem Ende entgegenging, während er täglich inbrünstig zu Jehova betete.
9. Warum sollten wir das Vorrecht des Gebets nicht als selbstverständlich betrachten?
9 Das Gebet ist eine einfache Handlung. Wir können tatsächlich irgendwann und irgendwo beten, entweder laut oder im stillen. Dennoch sollten wir dieses Vorrecht niemals geringachten. Die Bibel bringt das Gebet mit Ausharren, Beharrlichkeit und geistiger Wachsamkeit in Verbindung (Lukas 18:1; Römer 12:12; Epheser 6:18; Kolosser 4:2). Ist es nicht etwas Bemerkenswertes, daß wir uneingeschränkt und jederzeit mit der höchsten Persönlichkeit im Universum in Verbindung treten können? Und Gott hört uns zu! Erinnern wir uns daran, daß Daniel einmal betete und Jehova als Antwort darauf einen Engel sandte. Der Engel kam, während Daniel noch betete! (Daniel 9:20, 21). In der heutigen Zeit mögen uns zwar keine Engel besuchen, doch Jehova hat sich nicht geändert (Maleachi 3:6). Er wird ein von uns gesprochenes Gebet genauso hören wie das Gebet Daniels. Und während wir beten, kommen wir Jehova näher, wodurch eine Bindung entsteht, die uns hilft, wie Daniel bis ans Ende auszuharren.
ALS LEHRER DES WORTES GOTTES AUSHARREN
10. Warum war es für Daniel wichtig, die Wahrheit des Wortes Gottes zu lehren?
10 Daniel mußte in einem weiteren Sinne ‘hingehen bis zum Ende’ (Elberfelder Bibel). Er mußte als Lehrer der Wahrheit ausharren. Nie vergaß er, daß er zu dem auserwählten Volk gehörte, von dem es in den heiligen Schriften hieß: „ ‚Ihr seid meine Zeugen‘, ist der Ausspruch Jehovas, ‚ja mein Knecht, den ich erwählt habe‘ “ (Jesaja 43:10). Daniel tat alles ihm Mögliche, diesem Auftrag gerecht zu werden. Wahrscheinlich gehörte es zu seiner Aufgabe, seine Landsleute im Babylonischen Exil zu belehren. Über seinen Umgang mit Mitjuden wissen wir allerdings wenig, abgesehen von seiner Verbindung zu Hananja, Mischael und Asarja, den dreien, die als seine „Gefährten“ bezeichnet werden (Daniel 1:7; 2:13, 17, 18). Ihre enge Freundschaft half gewiß jedem von ihnen auszuharren (Sprüche 17:17). Daniel, der von Jehova mit besonderer Einsicht gesegnet worden war, konnte seine Freunde vieles lehren (Daniel 1:17). Aber er hatte auch noch andere Lehraufgaben.
11. (a) Was war an Daniels Tätigkeit so einzigartig? (b) Wie wirkungsvoll führte Daniel seine außergewöhnliche Aufgabe aus?
11 Mehr als jeder andere Prophet mußte Daniel nichtjüdischen Würdenträgern Zeugnis geben. Obwohl er oftmals unpopuläre Botschaften übermitteln mußte, behandelte er jene Herrscher nicht so, als seien sie ihm zuwider oder als ständen sie gewissermaßen unter ihm. Er trat respektvoll und gewandt auf, wenn er mit ihnen redete. Einige von ihnen, zum Beispiel die eifersüchtigen Satrapen, die sich gegen ihn verschworen hatten, wollten Daniel vernichten. Andere Würdenträger wiederum hatten hohe Achtung vor ihm. Da Jehova Daniel befähigte, Geheimnisse zu erklären, die Königen und Weisen verborgen waren, erlangte der Prophet großes Ansehen (Daniel 2:47, 48; 5:29). Mit zunehmendem Alter konnte er zwar nicht mehr so aktiv sein wie in seiner Jugend. Doch bestimmt nahm er, während er seinem Ende entgegenging, immer noch treu jede Möglichkeit wahr, als ein Zeuge für seinen geliebten Gott zu dienen.
12. (a) An welcher Lehrtätigkeit beteiligen wir uns heute als Christen? (b) Wie können wir den Rat des Paulus befolgen: „Fahrt fort, in Weisheit gegenüber den Außenstehenden zu wandeln.“?
12 Heute sind in der Christenversammlung treue Gefährten zu finden, die uns beistehen auszuharren, so wie Daniel und seine drei Gefährten sich gegenseitig halfen. Auch belehren wir einander, so daß es zu einem „Austausch von Ermunterung“ kommt (Römer 1:11, 12). Wie Daniel haben wir den Auftrag, Ungläubigen Zeugnis zu geben (Matthäus 24:14; 28:19, 20). Daher sollten wir bemüht sein, immer geschickter zu werden, damit wir ‘das Wort der Wahrheit recht handhaben’, wenn wir mit den Menschen über Jehova sprechen (2. Timotheus 2:15). Eine Hilfe dabei ist, den Rat des Apostels Paulus zu befolgen: „Fahrt fort, in Weisheit gegenüber den Außenstehenden zu wandeln“ (Kolosser 4:5). Diese Weisheit schließt eine ausgeglichene Ansicht über Personen ein, die unseren Glauben nicht teilen. Wir blicken nicht auf solche Menschen herab und halten uns nicht für etwas Besseres (1. Petrus 3:15). Vielmehr sind wir bemüht, bei ihnen Interesse an der Wahrheit zu wecken, indem wir Gottes Wort taktvoll und geschickt gebrauchen, so daß ihr Herz davon berührt wird. Wie sehr freuen wir uns doch, wenn uns das gelingt! Diese Freude hilft uns zweifellos, wie Daniel bis ans Ende auszuharren.
„DU WIRST RUHEN“
13, 14. Wieso versetzte der Gedanke an den Tod viele Babylonier in Schrecken, und inwiefern unterschied sich Daniels Standpunkt?
13 Der Engel versicherte Daniel anschließend: „Du wirst ruhen“ (Daniel 12:13). Was bedeuteten diese Worte? Nun, Daniel war sich bewußt, daß sein Tod bevorstand. Seit der Zeit Adams ist der Tod für alle Menschen das unausweichliche Ende gewesen. Treffend wird der Tod in der Bibel als ein „Feind“ bezeichnet (1. Korinther 15:26). Zu sterben hatte für Daniel allerdings eine ganz andere Bedeutung als für die Babylonier in seiner Umgebung, die sich der komplizierten Verehrung von etwa 4 000 falschen Gottheiten hingaben. Sie verbanden mit dem Tod alle möglichen Schrecken. So glaubten sie, nach dem Tod würden Menschen, die ein unglückliches Leben geführt oder einen gewaltsamen Tod erlitten hatten, zu rachsüchtigen Geistern, die die Lebenden belästigten. Die Babylonier glaubten auch an eine schreckliche Unterwelt, bewohnt von gräßlichen Ungeheuern in Menschen- oder Tiergestalt.
14 Für Daniel bedeutete der Tod nichts von alldem. Hunderte von Jahren vor der Zeit Daniels hatte König Salomo unter göttlicher Inspiration die Worte geäußert: „Was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewußt“ (Prediger 9:5). Und im Lied des Psalmisten hieß es über einen Sterbenden: „Sein Geist geht aus, er kehrt zurück zu seinem Erdboden; an jenem Tag vergehen seine Gedanken tatsächlich“ (Psalm 146:4). Somit wußte Daniel, daß sich das, was der Engel zu ihm gesagt hatte, bewahrheiten würde. Der Tod bedeutete zu ruhen — keine Gedanken, kein schmerzliches Bedauern, keine Qual und gewiß keine Ungeheuer. Jesus Christus machte eine ähnliche Aussage, als Lazarus gestorben war. Er erklärte: „Lazarus, unser Freund, ist zur Ruhe gegangen“ (Johannes 11:11).
15. Inwiefern kann der Tag des Todes besser sein als der Tag der Geburt?
15 Berücksichtigen wir noch einen weiteren Grund, warum es Daniel keine panische Angst einjagte, sterben zu müssen. Gottes Wort sagt: „Ein Name ist besser als gutes Öl und der Tag des Todes als der Tag, an dem man geboren wird“ (Prediger 7:1). Wie könnte der Tag des Todes, eine ganz bestimmt traurige Zeit, besser sein als der freudige Tag der Geburt? Der Schlüssel zum Verständnis ist das Wort „Name“. „Gutes Öl“ konnte enorm teuer sein. Maria, die Schwester des Lazarus, rieb einmal Jesu Füße mit wohlriechendem Öl ein, das fast einen Jahreslohn wert war (Johannes 12:1-7). Inwiefern konnte ein bloßer Name so kostbar sein? Die Septuaginta sagt in Prediger 7:1: „ein guter Name“. Nicht der bloße Name ist das Wertvolle, sondern das, wofür er steht. Bei der Geburt hat der Träger eines Namens weder einen guten Ruf, noch hat er gute Werke verrichtet, noch verbindet man mit seinem Namen wertvolle Erinnerungen an seine Persönlichkeit und seine Eigenschaften. Aber am Ende des Lebens sagt der Name über all das etwas aus. Handelt es sich, von Gottes Standpunkt aus gesehen, um einen guten Namen, dann ist er weit kostbarer, als es irgendwelche materiellen Besitztümer je sein könnten.
16. (a) Inwiefern bemühte sich Daniel, sich bei Gott einen guten Namen zu machen? (b) Warum konnte sich Daniel zur Ruhe begeben und völlig darauf vertrauen, daß es ihm gelungen war, sich bei Jehova einen guten Namen zu machen?
16 Sein ganzes Leben lang tat Daniel alles in seiner Kraft Stehende, um sich bei Gott einen guten Namen zu machen, und Jehova entging das nicht. Er beobachtete Daniel und prüfte sein Herz. Auch im Falle Davids hatte sich Gott so verhalten. David sang: „O Jehova, du hast mich durchforscht, und du kennst mich. Du selbst hast mein Sitzen und mein Aufstehen erkannt. Du hast meine Gedanken von fern bemerkt“ (Psalm 139:1, 2). Gewiß, Daniel war nicht vollkommen. Er war ein Nachkomme des Sünders Adam und gehörte einer sündigen Nation an (Römer 3:23). Doch er bereute seine Sündhaftigkeit und blieb bemüht, aufrichtig mit seinem Gott zu wandeln. Der treue Prophet konnte daher darauf vertrauen, daß ihm Jehova seine Sünden vergeben und nicht mehr vorhalten würde (Psalm 103:10-14; Jesaja 1:18). Jehova erinnert sich bei seinen treuen Dienern lieber an die guten Werke (Hebräer 6:10). Und der Engel bezeichnete Daniel zweimal als einen „sehr begehrenswerten Mann“ (Daniel 10:11, 19). Das bedeutete, daß Jehova Daniel liebte. Daniel konnte sich zufrieden zur Ruhe begeben in dem Bewußtsein, sich bei Jehova einen guten Namen gemacht zu haben.
17. Warum ist es dringend, daß wir uns heute bei Jehova einen guten Namen machen?
17 Für jeden von uns wäre es gut, sich einmal zu fragen: „Habe ich mir bei Jehova einen guten Namen gemacht?“ Schließlich leben wir in unruhigen Zeiten. Uns einzugestehen, daß der Tod jeden von uns zu irgendeiner Zeit ereilen kann, ist keineswegs eine pessimistische Sehweise, sondern sehr realistisch (Prediger 9:11). Deshalb muß jeder einzelne von uns entschlossen sein, sich jetzt, ja unverzüglich bei Gott einen guten Namen zu machen. Wenn wir dies tun, brauchen wir den Tod nicht zu fürchten. Es ist nur ein Ruhen — vergleichbar mit dem Schlaf. Und auf den Schlaf folgt ein Erwachen!
„DU WIRST AUFSTEHEN“
18, 19. (a) Was meinte der Engel, als er voraussagte, Daniel werde einmal „aufstehen“? (b) Wieso war die Auferstehungshoffnung Daniel vertraut?
18 Das Buch Daniel schließt mit einem der schönsten Versprechen, die Gott je einem Menschen gegeben hat. Jehovas Engel teilte Daniel mit: „Du wirst aufstehen zu deinem Los am Ende der Tage.“ Was meinte der Engel damit? Da es sich bei dem eben erwähnten „Ruhen“ um den Tod handelte, konnte mit dem Versprechen, Daniel werde zu einer späteren Zeit „aufstehen“, nur eines gemeint sein: die Auferstehung.b Einige Gelehrte haben behauptet, in Daniel, Kapitel 12 sei zum ersten Mal in den Hebräischen Schriften ausdrücklich von der Auferstehung die Rede (Daniel 12:2). Doch da irren sie. Die Auferstehungshoffnung war Daniel sehr vertraut.
19 Zweifellos kannte Daniel beispielsweise folgende Worte, die Jesaja zwei Jahrhunderte zuvor aufgezeichnet hatte: „Deine Toten werden leben. Eine Leiche von mir — sie werden aufstehen. Erwachet und jubelt, ihr Staubbewohner! Denn ... die Erde selbst wird auch die im Tode Kraftlosen beim Geborenwerden auswerfen“ (Jesaja 26:19). In noch früherer Zeit wurden Elia und Elisa von Jehova befähigt, leibliche Auferstehungen zu bewirken (1. Könige 17:17-24; 2. Könige 4:32-37). Ja, sogar schon Hanna, die Mutter des Propheten Samuel, erkannte an, daß Jehova in der Lage ist, Menschen aus dem Scheol, dem Grab, herauszubringen (1. Samuel 2:6). Und noch früher gab der treue Hiob seiner eigenen Hoffnung wie folgt Ausdruck: „Wenn ein kräftiger Mann stirbt, kann er wieder leben? Alle Tage meiner Fronarbeit werde ich warten, bis meine Ablösung kommt. Du wirst rufen, und ich, ich werde dir antworten. Nach dem Werk deiner Hände wirst du dich sehnen“ (Hiob 14:14, 15).
20, 21. (a) An welcher Auferstehung wird Daniel gewiß teilhaben? (b) Wie wird die Auferstehung im Paradies wahrscheinlich vor sich gehen?
20 Wie Hiob hatte Daniel allen Grund, darauf zu vertrauen, daß sich Jehova tatsächlich danach sehnen würde, ihn eines Tages zum Leben zurückzubringen. Dennoch muß es für ihn sehr tröstend gewesen sein, zu hören, daß ein mächtiges Geistgeschöpf diese Hoffnung bestätigte. Ja, Daniel wird „aufstehen“ in der „Auferstehung der Gerechten“, die während der Millenniumsherrschaft Christi stattfindet (Lukas 14:14). Was wird das für ihn bedeuten? Darüber hat uns Gottes Wort vieles zu sagen.
21 Jehova ist „nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“ (1. Korinther 14:33). Es liegt daher nahe, daß die Auferstehung im Paradies auf geordnete Weise vor sich gehen wird. Bis sie beginnt, wird nach Harmagedon wahrscheinlich erst einige Zeit verstreichen (Offenbarung 16:14, 16). Alle Spuren des alten Systems der Dinge werden beseitigt worden sein, und man wird Vorbereitungen getroffen haben, die Auferstehenden willkommen zu heißen. Zu der Reihenfolge, in der die Toten zurückkehren werden, macht die Bibel folgende Angabe: „Jeder ... in seinem eigenen Rang“ (1. Korinther 15:23). In ‘der Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten’ werden die Gerechten höchstwahrscheinlich zuerst zurückgebracht (Apostelgeschichte 24:15). Auf diese Weise können treue Männer der alten Zeit wie Daniel bei der Verwaltung irdischer Angelegenheiten mithelfen, beispielsweise bei der Unterweisung der Milliarden von „Ungerechten“, die zum Leben zurückgebracht werden (Psalm 45:16).
22. Was wird Daniel zweifellos gern wissen wollen?
22 Bevor Daniel bereit sein wird, solche Aufgaben zu übernehmen, wird er sicherlich einige Fragen klären wollen. Schließlich sagte er, nachdem ihm einige tiefgründige Prophezeiungen anvertraut worden waren: „Ich hörte, aber ich konnte es nicht verstehen“ (Daniel 12:8). Wie begeistert er sein wird, wenn er endlich Einblick in diese göttlichen Geheimnisse erhält! Zweifellos wird er alles über den Messias erfahren wollen. Es wird ihn faszinieren, zu erfahren, wie sich der Aufmarsch der Weltmächte von seinen Tagen an bis in unsere Zeit fortgesetzt hat, sowie von der Identität der treuen „Heiligen des Allerhöchsten“ zu hören, die trotz Verfolgung in der „Zeit des Endes“ beharrlich blieben, und von der endgültigen Vernichtung aller menschlichen Reiche durch das messianische Königreich Gottes (Daniel 2:44; 7:22; 12:4).
DANIELS „LOS“ IM PARADIES — UND UNSER EIGENES
23, 24. (a) Inwiefern wird sich die Welt, in der Daniel auferstehen wird, von derjenigen unterscheiden, die er kannte? (b) Wird Daniel einen Platz im Paradies haben, und wieso wissen wir das?
23 Daniel wird etwas über die Welt wissen wollen, in der er sich dann befindet — eine völlig andere Welt als in seinen Tagen. Krieg und Unterdrückung, wovon die Welt geprägt war, die er kannte, werden spurlos verschwunden sein. Sorgen, Krankheiten und Tod wird es nicht mehr geben (Jesaja 25:8; 33:24). Dagegen wird Nahrung im Überfluß vorhanden sein, es wird genügend Wohnungen geben und sinnvolle Arbeit für jeden (Psalm 72:16; Jesaja 65:21, 22). Die Menschheit wird eine geeinte, glückliche Familie bilden.
24 In dieser Welt wird Daniel mit Sicherheit einen Platz haben. „Du wirst aufstehen zu deinem Los“, sagte der Engel zu ihm. Das hier mit „Los“ wiedergegebene hebräische Wort wird auch für ein buchstäbliches Stück Land gebraucht.c Daniel dürfte mit dem vertraut gewesen sein, was Hesekiel über die Verteilung des wieder besiedelten Landes der Israeliten prophezeit hatte (Hesekiel 47:13 bis 48:35). Was ist zu erwarten, wenn sich Hesekiels Prophezeiung im Paradies erfüllt? Jeder von Gottes Volk wird einen Platz im Paradies haben, und das Land wird ordentlich und gerecht verteilt werden. Natürlich schließt Daniels „Los“ im Paradies nicht nur ein Stück Land ein, sondern auch die Rolle, die er dort in Gottes Vorsatz spielt. Die ihm versprochene Belohnung ist garantiert.
25. (a) Welche Dinge des Lebens im Paradies sprechen uns persönlich besonders an? (b) Wieso kann gesagt werden, daß die Menschen eigentlich ins Paradies gehören?
25 Wie steht es mit unserem „Los“? Die Verheißungen können sich auch auf uns beziehen. Jehova will, daß gehorsame Menschen zu ihrem „Los“ „aufstehen“ und einen Platz im Paradies haben. Stellen wir uns doch einmal vor, wie begeisternd es sein wird, Daniel und andere treue Männer und Frauen aus biblischer Zeit persönlich kennenzulernen. Und noch unzählige weitere werden vom Tod zurückkehren. Sie müssen unterwiesen werden, damit sie Jehova Gott kennenlernen und ihn lieben können. Malen wir uns ferner einmal aus, wie es sein wird, wenn wir uns um unsere irdische Heimat kümmern und mithelfen können, sie in ein Paradies umzugestalten, das sich durch unendliche Vielfalt und unvergängliche Schönheit auszeichnet. Stellen wir uns vor, wie es sein wird, von Jehova belehrt zu werden und zu lernen, so zu leben, wie er es für die Menschen gedacht hatte (Jesaja 11:9; Johannes 6:45). Ja, es wird für uns einen Platz im Paradies geben. Wenn auch das Wort Paradies heute vielen seltsam klingt, dürfen wir nicht vergessen, daß Jehova für die Menschen ursprünglich einen solchen Wohnort vorgesehen hatte (1. Mose 2:7-9). In diesem Sinne ist das Paradies der natürliche Lebensraum für Milliarden Erdbewohner. Dahin gehören sie. Ins Paradies zu kommen wird so sein, als komme man nach Hause.
26. Weiß Jehova, daß es für uns nicht leicht ist, auf das Ende zu warten, und wieso können wir das sagen?
26 Fließt unser Herz nicht über vor Dankbarkeit, wenn wir über all das nachdenken? Sehnen wir uns nicht danach, im Paradies zu sein? Kein Wunder also, wenn Jehovas Zeugen gern wissen möchten, wann das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge kommt! Zu warten fällt nicht leicht. Das weiß Jehova auch. Deshalb läßt er an uns die Aufforderung ergehen, auf das Ende ‘zu harren’, ‘selbst wenn es säumen sollte’. Er will damit sagen, es könnte von unserem Standpunkt aus so scheinen, als verspäte es sich, denn in derselben Bibelstelle wird uns zugesichert: ‘Es wird sich nicht verspäten’ (Habakuk 2:3; vergleiche Sprüche 13:12). Ja, das Ende wird genau zur vorgesehenen Zeit kommen.
27. Was müssen wir tun, um bis in alle Ewigkeit vor Gott stehen zu können?
27 Was sollten wir tun, während das Ende naht? Harren wir treu aus wie Jehovas geliebter Prophet Daniel. Studieren wir gewissenhaft Gottes Wort. Beten wir inbrünstig. Versammeln wir uns im Geist der Liebe mit unseren Glaubensbrüdern. Belehren wir andere eifrig über die Wahrheit. Bleiben wir in unserem Entschluß fest, loyale Diener des Höchsten zu sein und standhafte Verfechter seines Wortes, während das Ende des verderbten Systems der Dinge mit jedem Tag näher rückt. Achten wir unbedingt auf die Prophezeiung Daniels! Und möge uns der Souveräne Herr Jehova das Vorrecht gewähren, bis in alle Ewigkeit freudig vor ihm zu stehen!
[Fußnoten]
a Daniel war 617 v. u. Z. wahrscheinlich als Jugendlicher nach Babylon ins Exil weggeführt worden. Die obenerwähnte Vision hatte er im dritten Jahr des Cyrus, im Jahre 536 v. u. Z. (Daniel 10:1).
b Gemäß dem Hebräischen und chaldäischen Handwörterbuch über das Alte Testament von Dr. Julius Fürst kann das hier für „stehen“ gebrauchte hebräische Wort auch „auferstehen, v. den Todten“ bedeuten.
c Das hebräische Wort ist verwandt mit dem Wort für die „Steinchen“, mit denen man das Los warf. Land wurde manchmal durch das Los verteilt (4. Mose 26:55, 56). In einem Kommentar zum Buch Daniel heißt es, das Wort bedeute hier „das, was (von Gott) für eine Person zurückgelegt wird“ (A Handbook on the Book of Daniel).
WAS HABEN WIR ERKANNT?
• Was half Daniel, bis ans Ende auszuharren?
• Warum jagte der Gedanke zu sterben Daniel keine panische Angst ein?
• Wie wird sich die Zusicherung des Engels bewahrheiten, Daniel werde ‘zu seinem Los aufstehen’?
• Von welchem Nutzen ist es für uns persönlich gewesen, auf die Prophezeiung Daniels zu achten?
[Ganzseitiges Bild auf Seite 307]
[Bild auf Seite 318]
Achtest du wie Daniel auf Gottes prophetisches Wort?