SINN
Die Fähigkeit des Gehirns, Informationen zu sammeln, zu überlegen und zu schlussfolgern. „Sinn“ ist die Wiedergabe mehrerer verwandter griechischer Wörter, die Merkmale des Sinnes bezeichnen wie Denkvermögen, Verstand, geistiges Wahrnehmungsvermögen, Intelligenz, Vernunft, Gedanken, Absichten, Erinnerung, Geisteszustand, Meinung und Gesinnung, Einstellung oder Denkkraft. An manchen Stellen, an denen in einigen Übersetzungen das Wort „Sinn“ vorkommt, steht in anderen Übersetzungen stattdessen einer der oben erwähnten, besonders bezeichnenden Ausdrücke. Die mit „gedenken“, „bedenken“, „erwägen“ und „in Betracht ziehen“ wiedergegebenen hebräischen Wörter können an gewissen Stellen auch mit „im Sinn haben (behalten)“ übersetzt werden. In manchen Bibelübersetzungen steht in den Hebräischen Schriften als Übersetzung für hebräische Wörter, die wörtlich und angemessen mit „Herz“, „Seele“ und „Geist“ wiedergegeben werden sollten, das Wort „Sinn“. (Vgl. Spr 6:32, Lu; 2Kö 9:15, Ro; Hes 20:32, Her; siehe HERZ.)
‘Erneuert in der Kraft, die den Sinn antreibt’. Der unvollkommene Mensch neigt von Natur aus zu falschem Denken. Die Bibel bezeichnet dies als „fleischliche Geistesverfassung“ (Kol 2:18). Christen werden daran erinnert, dass sie früher Feinde Gottes waren, weil ihr Sinn auf böse Werke gerichtet war (Kol 1:21).
Im Unterschied zum Sinn des ‘Geistesmenschen’ ist der Sinn des ‘physischen [wtl. „seelischen“] Menschen’ auf materielle Dinge gerichtet. Die Kraft, die den Sinn des ‘physischen Menschen’ antreibt, ist zum Teil durch Vererbung und zum Teil durch das entstanden, was er gelernt und erlebt hat. Wenn er mit irgendetwas konfrontiert wird, drängt diese Kraft seinen Sinn in eine materialistische oder sündige Richtung. Deshalb wird Christen gesagt, sie sollten ‘erneuert werden in der Kraft [dem Geist], die ihren Sinn antreibt’ (Eph 4:23). Durch ein Studium des göttlichen Wortes der Wahrheit und durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes kann diese treibende Kraft umgewandelt werden, sodass jemandes vorherrschende Denkweise in eine richtige Richtung gelenkt wird. Wenn jemand dann vor einer Entscheidung steht, wird der Sinn durch diese Kraft zu einer Handlungsweise gedrängt, die auf das Geistige gerichtet ist (1Ko 2:13-15). Eine solche Person macht sich allmählich „Christi Sinn“ zu eigen; Christus wurde immer von der richtigen Kraft angetrieben, seine Gesinnung war stets auf das Geistige gerichtet (1Ko 2:16; Rö 15:5).
Erkenntnis und Denkkraft genügen nicht, um Gottes Gunst zu erlangen. Sie allein werden die Neugestaltung des Sinnes gemäß dem Willen Gottes nicht bewirken (Rö 12:2). Jehova sagt: „Ich will die Weisheit der Weisen zugrunde richten, und die Intelligenz der Intellektuellen will ich beseitigen“ (1Ko 1:19). Das richtige Verständnis (Spr 4:5-7; 1Ko 2:11) sowie Weisheit und Vernünftigkeit (Eph 1:8, 9) können nur mithilfe des Geistes Gottes erworben werden.
Das ‘Gesetz des Sinnes’. Der Apostel Paulus nennt das, was den erneuerten Sinn steuert, das Gesetz des Sinnes. Es lenkt den neuen Sinn dem „Gesetz Gottes“ entsprechend, und der neue Sinn hat Freude an diesem Gesetz. Das im unvollkommenen Menschen wirkende „Gesetz der Sünde“ kämpft jedoch gegen das ‘Gesetz des Sinnes’, weshalb im Innern des Christen ein ständiger Kampf im Gange ist. Kann er diesen Kampf gewinnen? Ja, dank Gottes Hilfe durch Jesus Christus, unseren Herrn! In seiner unverdienten Güte vergibt Gott die Sünden des Fleisches aufgrund des Loskaufsopfers Christi und leistet auch Hilfe durch seinen heiligen Geist. Der Christ befindet sich in einer anderen Situation als der Nichtchrist. Paulus sagt zusammenfassend: „So bin ich selbst denn mit meinem Sinn ein Sklave des Gesetzes Gottes, mit meinem Fleisch aber des Gesetzes der Sünde“ (Rö 7:21-25; Gal 5:16, 17).
Wie kann sich der Sinn in dem Kampf durchsetzen? Der Apostel erläutert die Angelegenheit weiter und sagt: „Denn die, die mit dem Fleisch in Übereinstimmung sind, richten ihren Sinn auf die Dinge des Fleisches, die aber mit dem Geist in Übereinstimmung sind, auf die Dinge des Geistes. Denn das Sinnen des Fleisches bedeutet Tod, das Sinnen des Geistes aber bedeutet Leben und Frieden, weil das Sinnen des Fleisches Feindschaft mit Gott bedeutet, denn es [das gefallene, unvollkommene Fleisch] ist dem Gesetz Gottes nicht untertan und kann es tatsächlich auch nicht sein. ... Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber durch seinen in euch wohnenden Geist lebendig machen“ (Rö 8:5-11).
Das ‘Trachten’ des Geistes. Paulus zeigt in Römer 8:26, 27, dass Gottes Diener beim Beten nicht immer genau wissen, was sie beten sollten. Doch Gott weiß, dass sie wünschen, dass sein Wille geschehe. Er weiß auch, was seine Diener benötigen. In der Vergangenheit hat Gott veranlasst, dass in seinem Wort viele inspirierte Gebete aufgezeichnet wurden, in denen sein Wille für sie zum Ausdruck kommt. Daher nimmt er diese inspirierten Gebete an als das, worum sein Volk gerne bitten und beten sollte, und er erfüllt es entsprechend. Gott kennt die Aufrichtigen, und er kennt auch die Bedeutung dessen, was die Bibelschreiber, durch seinen Geist veranlasst, geäußert haben. Er weiß, ‘was das Trachten [das Sinnen, der Gedanke] des Geistes ist’, wenn der Geist so für sie „eintritt“ oder Fürbitte einlegt.
Lieben mit ganzem Sinn. Jehova sagte die Schließung eines neuen Bundes voraus, unter dem der heilige Geist bewirken sollte, dass seine Gesetze in den Sinn und das Herz seiner Diener geschrieben würden (Heb 8:10; 10:16). Dadurch ist es ihnen möglich, die beiden Gebote zu erfüllen, an denen das ganze Gesetz und die Propheten hängen, nämlich ‘Jehova, ihren Gott, zu lieben mit ihrem ganzen Herzen, mit ihrer ganzen Seele und mit ihrem ganzen Sinn und ihren Nächsten wie sich selbst’ (Mat 22:37-40; Luk 10:27, 28). Man muss Gott lieben mit seinem ganzen Herzen (den Wünschen, Gefühlen und Empfindungen des Menschen, der man innerlich ist), mit seiner ganzen Seele (seinem ganzen Leben und Sein) und mit seinem ganzen Sinn (seinen intellektuellen Fähigkeiten). Mit ganzem Sinn zu lieben bedeutet, dass sich ein Diener Gottes in seiner Liebe nicht nur von Gefühlen, Gemütsbewegungen und Neigungen leiten lässt, sondern dass er auch seinen Verstand gebrauchen muss, indem er Erkenntnis in sich aufnimmt über Gott und Christus (Joh 17:3), Verständnis erlangt (Mar 12:33; Eph 3:18), Gott und seinen Vorsätzen dient und sich an der Verkündigung der guten Botschaft beteiligt. Christen wird geraten, ‘ihren Sinn auf die Dinge droben gerichtet zu halten’ (Kol 3:2), ‘ihren Sinn zur Tätigkeit zu gürten’ und ‘vollständig besonnen zu bleiben’ (1Pe 1:13). Der Apostel Petrus sah es für wichtig an, ‘ihr Denkvermögen aufzuwecken’, damit sie das Gelernte im Sinn behielten (2Pe 3:1, 2). Sie sollten ‘die Gegenwart des Tages Jehovas fest im Sinn behalten’ (2Pe 3:11, 12).
Als Paulus über die Wundergaben des Geistes sprach, von denen in der frühchristlichen Versammlung Gebrauch gemacht wurde, betonte er die Notwendigkeit, dabei den Verstand zu gebrauchen. Er sagte, wenn er in einer Zunge, d. h. in einer Sprache, beten sollte, die er nicht übersetzen könnte, dann wäre sein Verstand unfruchtbar. Und wie könnte er einem Zuhörer helfen, der die Sprache nicht verstehen würde, in der Paulus lobsingen würde? Deshalb folgerte er, dass er lieber fünf Worte mit seinem Verstand reden wollte, damit er andere unterweisen könnte, als 10 000 Worte in einer Zunge. Dann spornte er seine Brüder an, Erwachsene an Verständnisvermögen zu werden (1Ko 14:13-20).
Jehovas Diener werden aufgefordert, „in demselben Sinn und in demselben Gedankengang fest vereint“ zu sein (1Ko 1:10; Php 2:2; 1Pe 3:8). Dieses Vereintsein bezieht sich natürlich auf wichtige Dinge, wie die Interessen der reinen Anbetung, nicht auf Fragen des persönlichen Geschmacks oder auf unwesentliche Punkte, die sich bei zunehmender Reife klären (Rö 14:2-6, 17). Diener Jehovas werden aufgefordert, „gleichen Sinnes im Herrn zu sein“ (Php 4:2), nicht zu streiten, sondern „übereinstimmend zu denken“ (2Ko 13:11).
Christen sollten sich bemühen, Gott besser kennenzulernen, wenigstens soweit er seinen Sinn oder seine Gedanken geoffenbart hat (Rö 11:33, 34; 16:25, 26). Auch sollten sie die gleiche Gesinnung haben wie Jesus Christus, d. h. ebenso zum Gehorchen bereit und demütig sein wie er, dann werden sie „Christi Sinn“ haben (1Ko 2:15, 16). Petrus gibt den Rat: „Da Christus also im Fleische gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit der gleichen Gesinnung“ (1Pe 4:1).
Abgestumpftheit und Verdorbenheit des Sinnes. Da die Israeliten am Berg Sinai ihr Herz nicht völlig Jehova zugewandt hatten, wurde ihr geistiges Wahrnehmungsvermögen abgestumpft. Das Gleiche widerfuhr denen, die sich noch an das Gesetz hielten, nachdem Gott es durch Jesus beseitigt hatte (2Ko 3:13, 14). Sie erkannten nicht, dass Jesus derjenige war, auf den das Gesetz hinwies (Kol 2:17). Menschen, die „es nicht billigten, Gott in genauer Erkenntnis zu behalten“, sondern erschaffene Dinge anbeteten, „übergab Gott ... einem missbilligten Geisteszustand“; sie befinden sich in geistiger Finsternis und tun die verschiedensten Dinge, die nutzlos sind und sich nicht gehören (Rö 1:28; Eph 4:17, 18). Schlecht denkende Menschen widerstanden der Wahrheit schon in Moses’ Tagen. Solche Menschen bekämpften später auch das wahre Christentum. Einige von ihnen behaupteten sogar, Christen zu sein, versuchten aber, in den Versammlungen Spaltungen und Uneinigkeit hervorzurufen (2Ti 3:8; Php 3:18, 19; 1Ti 6:4, 5). Da der Sinn und das Gewissen solcher Personen befleckt sind, ist ihnen nichts rein, und sie reden deshalb Nutzloses, um den Sinn wahrer Christen zu verblenden und sie zu Sklaven menschlicher Anschauungen zu machen (Tit 1:10-16). Deshalb müssen alle Christen – vor allem die in verantwortlichen Stellungen – gesunden Sinnes sein (Rö 12:3; 1Ti 3:2; Tit 2:6; 1Pe 4:7).
Der „Gott dieses Systems der Dinge“, der Teufel, ist für die Verblendung des Sinnes der Ungläubigen gegenüber dem erleuchtenden Licht der guten Botschaft über den Christus verantwortlich (2Ko 4:4). Daher besteht die Gefahr, dass dieser Erzfeind Gottes durch seine List auch Christen verführt, indem er ihren Sinn verdirbt, „hinweg von der Aufrichtigkeit und der keuschen Reinheit, die dem Christus gebühren“ (2Ko 11:3). Folglich müssen Christen gleichen Sinnes und vernünftig sein sowie fortgesetzt beten, ‘damit der Frieden Gottes, der alles Denken übertrifft, ihre Denkkraft durch Christus Jesus behüte’ (Php 4:2, 5-7).
Heilung und Öffnung des Sinnes. Jesus heilte einen Geistesgestörten, der von Dämonen besessen war, und bewies dadurch, dass er sogar Personen heilen kann, die unter dem Einfluss von Dämonen den Verstand verloren haben (Mar 5:15; Luk 8:35).
Er kann auch den Sinn von Gläubigen öffnen, damit sie die Bedeutung der Schriften begreifen (Luk 24:45). Wer schüchtern ist oder sich für nicht so intelligent hält, kann aus den Worten des Apostels Johannes Trost schöpfen: „Wir wissen ..., dass der Sohn Gottes gekommen ist, und er hat uns verstandesmäßig befähigt, den Wahrhaftigen [Jehova Gott] zu erkennen“ (1Jo 5:20).
Paulus wies die Versammlung in Korinth darauf hin, dass er gesunden Sinnes sei, obwohl er in ihren Augen anscheinend „von Sinnen“ (oder ‘außer sich’) sei, wenn er sich der Erkennungsmerkmale eines Apostels rühme, was ein Christ normalerweise nie tun würde. Wie er schrieb, war er dazu gezwungen, um sie zu Gott zurückzuführen und sie davor zu bewahren, weggezogen zu werden. Sie hatten nämlich auf falsche Apostel geachtet und waren so auf einen falschen Weg geraten (2Ko 5:13; 11:16-21; 12:11, 12, 19-21; 13:10).