Jehovas Zeugen — Jahrbuchbericht 1993
„DIE Szene dieser Welt wechselt“, schrieb der Apostel Paulus an Mitchristen, die in der berühmten Stadt Korinth lebten (1. Kor. 7:31). Korinth war ein Zentrum der Gelehrsamkeit, wohlhabend, aber sittlich verdorben. Die Bevölkerung war bunt zusammengewürfelt und bestand größtenteils aus Kaufleuten und Reisenden, die nach einigen Tagen die Stadt wieder verließen so wie Schauspieler, die die Bühne von den Seitenkulissen aus betreten, ihre Rolle spielen und dann plötzlich bis zum nächsten Auftritt verschwinden. Der äußerlich sichtbare Lebensstil — „die Szene“ — in Korinth war mit all seinem Prunk vergänglich, wechselhaft und ständig in Bewegung. Daher warnte Paulus seine Brüder davor, vollen Gebrauch von der Welt zu machen. Sie sollten sich nicht in weltliche Angelegenheiten verwickeln. Diese sind nicht von Dauer. Die noch verbleibende Zeit ist für Christen zu kurz, als daß sie sich an veränderliche menschliche Pläne klammern könnten. Deshalb mahnte Paulus, sie sollten in ‘ständiger Dienstbereitschaft für den Herrn’ leben, „ohne sich ablenken zu lassen“ (1. Kor. 7:35).
Obwohl die Worte des Paulus vor mehr als 19 Jahrhunderten niedergeschrieben wurden, treffen sie noch heute zu. Die gegenwärtige Erscheinungsform der Welt ist einem ständigen Wechsel unterworfen. Gleich einer vorübergehenden Szene in einem Bühnenstück können materielle Güter und hart erarbeitete Besitztümer von heute schon morgen vergangen sein. Eine Überschwemmung, ein Erdbeben, ein Hurrikan oder andere Naturkatastrophen können unser Leben plötzlich durcheinanderbringen. Seit langer Zeit bestehende politische und wirtschaftliche Ideologien, die oft zu Blutvergießen geführt haben, können über Nacht wechseln. Zum Beispiel machten vor etwa drei Jahren die Länder Osteuropas einen stabilen Eindruck. Im November 1989 fiel auf einmal die Berliner Mauer, und wie Dominosteine, die nacheinander umfallen, stürzten in ganz Osteuropa Anschauungen um, an denen seit Jahrzehnten eisern festgehalten wurde.
Eine Milliarde Stunden!
Jehovas Zeugen werden zwar auch von solch wechselnden Szenen betroffen, aber sie bemühen sich stets, in ständiger Dienstbereitschaft für den Herrn zu leben. Im vergangenen Dienstjahr gab es eine Höchstzahl von 4 472 787 Verkündigern, die 1 024 910 434 Stunden dem Predigen der guten Botschaft von Jehovas Königreich widmeten, und das in 229 Ländern und Inselgebieten in insgesamt 69 558 Versammlungen. Welche andere religiöse Organisation hat das erreicht?
Sie predigten jedoch nicht nur, sondern belehrten auch Millionen von Menschen kostenlos über das Wort Gottes. Jeden Monat wurden durchschnittlich 4 278 127 Heimbibelstudien durchgeführt. Welche Ergebnisse zeitigte das Evangelisieren? Die Zahl derjenigen, die sich als Zeichen ihrer Hingabe an Jehova taufen ließen, betrug 301 002. Am Abend des 17. April 1992 wurde die heilige Feier zum Gedenken an den Tod Christi abgehalten. An jenem Abend kamen weltweit 11 431 171 Personen in den Versammlungen der Zeugen Jehovas zusammen.
In einem Land nach dem anderen waren die Königreichssäle voll besetzt. In Sambia, wo es eine Höchstzahl von 80 460 Verkündigern der guten Botschaft gibt, freute man sich, daß 365 828 Personen das Gedächtnismahl besuchten — über 4 Prozent der Bevölkerung des Landes! In Mexiko wurden 1 283 203 Anwesende gezählt. Man stelle sich vor, dort feierte man das Gedächtnismahl in über 9 000 Versammlungen! Und in der Tschechoslowakei, wo es eine Höchstzahl von 25 435 Verkündigern gibt, wohnten insgesamt 54 082 Personen dem Gedächtnismahl bei. Zum ersten Mal wurde die Gedenkfeier dort auch in drei Gefängnissen abgehalten, wo 54 Insassen zusammen mit den Wärtern anwesend waren. In einem Gefängnis brachten die Beamten ihre Wertschätzung für das schöne und gut vorbereitete Programm zum Ausdruck, bei dem auch gesungen wurde. In einer anderen Stadt staunten die Zeugen, als nicht nur ein Gefangener, sondern auch sein Wärter zum Gedächtnismahl in den Königreichssaal kam.
In Brasilien, wo es im März 332 050 Verkündiger gab, besuchten insgesamt 985 252 Personen das Gedächtnismahl. Das waren 87 513 mehr als im vergangenen Jahr. Auch junge Menschen ziehen aus diesem besonderen Anlaß Nutzen.
Der 9jährige Paul war 1990 in seiner Schule der einzige Zeuge Jehovas. Seine Lehrerin bemerkte sein gutes Benehmen. Als sie aber in der Klasse betete, sah sie, daß Paul seinen Kopf nicht neigte, und als die Schüler der Reihe nach ein Gebet sprechen sollten, bat Paul darum, ausgelassen zu werden. Am Karfreitag sollten die Schüler Jesus am Kreuz malen. Die Lehrerin fragte Paul, warum er Jesus an einem Pfahl gemalt habe. Er erklärte es ihr, gab ihr biblische Literatur und lud sie zum Gedächtnismahl ein.
Paul erhielt außerdem die Erlaubnis, mit seiner Klasse regelmäßig die Bibel zu studieren. Das Studium fand einmal wöchentlich statt und dauerte ungefähr 40 Minuten, wobei die Bibel und Mein Buch mit biblischen Geschichten als Grundlage dienten. Unter den Zuhörern waren der Schuldirektor, Sekretärinnen, Pauls Lehrerin und andere. Im Jahr darauf baten drei weitere Lehrer um ein Studium mit ihrer Klasse. Das gefiel aber dem Geistlichen am Ort nicht. Es ärgerte ihn, wenn er hörte, wie die Kinder Gottes Namen, Jehova, benutzten. Er organisierte daher ein Treffen mit ihren Eltern und sagte, daß sie und ihre Kinder den Namen nicht verwenden sollten. Die Eltern beschwerten sich bei den Lehrern, die daraufhin mit Paul sprachen.
„Wenn Gottes Name nicht genannt werden darf, kann ich die Studien nicht weiterführen“, sagte Paul und erklärte, daß die Heiligung des Namens Gottes der wichtigste Teil des Mustergebets ist. Danach wurden die Bibelbetrachtungen fortgesetzt, und 1992 waren es fünf Klassen, die Paul unterrichtete, einschließlich einer Gruppe von lernbehinderten Kindern. Die Lehrer sind darüber erstaunt, daß alle Kinder ruhig zuhören, wenn sie etwas über Gottes Vorsätze erfahren, und sie sind nicht so unruhig wie in anderen Unterrichtsstunden.
Zeugen können jetzt frei predigen
Am 22. Mai 1992 wurden Jehovas Zeugen in Albanien durch einen Erlaß der Regierung rechtlich anerkannt. Kurz zuvor hatten 325 Personen dem Gedächtnismahl beigewohnt. Im Juni gab es 56 Verkündiger der guten Botschaft. Welch eine Veränderung im Vergleich zu den neun Personen, die im Juni 1991 über ihren Predigtdienst berichteten! Ein Mann sagte auf der Straße zu den Zeugen: „Als der Kommunismus herrschte, hatten wir alle Gott vergessen. Nur Jehovas Zeugen blieben ihm in allen Prüfungen und Bedrängnissen treu.“
In Angola wurde das Werk der Zeugen am 10. April 1992 rechtlich anerkannt. Nach Jahrzehnten der Verfolgung und des Kriegs freuten sich die Verkündiger in diesem Land ganz besonders, und sie dankten Jehova, daß er ‘das Jahr mit seiner Güte gekrönt hat’ (Ps. 65:11).
In all den Jahren wurden Missionare, die Angola als Zuteilung erhielten, bald des Landes verwiesen. In den 50er Jahren kamen viele Zeugen ins Gefängnis. Einige wurden zu 15 oder mehr Jahren Arbeitslager verurteilt; andere richtete man hin. Ohne Unterlaß bewiesen die Zeugen, daß sie ihr Vorrecht schätzten, anderen die gute Botschaft zu übermitteln. Wie wurde ihr treuer Dienst belohnt?
In demselben Monat, in dem das Werk gesetzlich eingetragen wurde, gab es eine neue Höchstzahl von 18 911 Verkündigern — eine Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt —, die 56 075 Heimbibelstudien berichteten. Berichte handeln von interessierten Personen, die zu Brüdern gingen und um ein Heimbibelstudium baten. Überall werden die öffentlichen Zusammenkünfte von Versammlungen, die 100 oder mehr Verkündiger zählen, von 300 bis 500 Personen besucht. Kurz bevor das Werk anerkannt wurde, konnten die Brüder aufgrund der günstigen Umstände ihre ersten Bezirkskongresse — 20 an der Zahl — abhalten, die insgesamt von 17 064 Personen besucht wurden — eine Höchstzahl. Das waren aufregende Ereignisse!
Einige Versammlungen in Angola haben wenig Gebiet, so daß die Zeugen darauf achten müssen, jedem zu predigen, den sie treffen. An einer Tür sagte der Wohnungsinhaber einem Zeugen, er habe kein Interesse, da er katholisch sei. In der darauffolgenden Woche ging der Bruder an demselben Haus vorbei und bemerkte, daß eine Frau am Eingang stand; er ergriff die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Sie sagte dasselbe wie ihr Mann, doch fügte sie ein Sprichwort hinzu: „Ein Hund kann nicht zwei Knochen tragen“; damit meinte sie, daß man nicht gleichzeitig zwei Religionen angehören könne. In der nächsten Woche sah er ein Mädchen vor dem gleichen Haus stehen. Da er wußte, daß die Familie religiös war, bot er ihr das Buch Fragen junger Leute — Praktische Antworten an. Sie hörte aufmerksam zu, nahm das Buch und erklärte sich mit einem Besuch des Bruders in der folgenden Woche einverstanden. Ohne Wissen des Bruders verfolgte der Vater das Gespräch im Nebenraum mit. Mehrere Tage später sprach er den Bruder auf der Straße an und berichtete, seine Tochter hätte das ganze Buch durchgelesen und sich sehr darüber gefreut. Er fragte den Bruder, ob er sie, wie versprochen, wieder besuchen würde. Jetzt studiert die ganze Familie, und alle besuchen die Zusammenkünfte.
Flüchtlinge hören die gute Botschaft
Auch in der Schweiz wechselt die Szene dieser Welt, und die Lage ist nicht mehr so stabil wie bisher. Die vielen Konkurse und die steigende Zahl der Arbeitslosen sind in der Schweiz etwas ganz Neues. Niemals zuvor sind so viele Ausländer dorthin gezogen; entweder handelt es sich um Flüchtlinge oder um Menschen, die sich bessere wirtschaftliche Verhältnisse wünschen — die jedoch häufig enttäuscht werden. Für die Regierung wird es zunehmend schwieriger, Entscheidungen zu treffen, die nicht von der Bevölkerung angefochten werden. „All das schafft ein Klima der Unsicherheit, was vielen Verkündigern die Möglichkeit bietet, Gespräche über unsere biblisch fundierte Hoffnung zu beginnen“, schreibt das Zweigbüro.
Ein Beispiel dafür ist Felicia, eine Nigerianerin. Aufgrund von Eheproblemen trennte sie sich von ihrem Mann Jimmy. Ihr kleines Kind ließ sie in der Obhut ihrer Eltern und ging in die Schweiz. In Genf wollte sie einen neuen Anfang machen, aber es war schwieriger als erwartet, als Ausländerin Asyl zu bekommen, eine Arbeit und Unterkunft zu finden. Einmal sprach sie bei der Arbeit mit einer Frau — ebenfalls ein Flüchtling —, die bereits mit Zeugen Jehovas die Bibel studierte, über ihre Probleme. Diese erzählte Felicia von den wunderbaren Dingen, die sie aus der Bibel lernte, und daß das Tun des Willens Gottes viele Probleme lösen könne. Felicia stimmte einem Bibelstudium zu, und acht Monate später wurde sie eine ungetaufte Verkündigerin. Mittlerweile machte sie sich über ihre familiäre Situation Sorgen und vertraute sich daher einem Versammlungsältesten an.
Inzwischen war ihr Mann, mit dem sie noch gesetzlich verheiratet war, ebenfalls in der Schweiz angekommen, und er war äußerst beeindruckt, als er die Änderungen in der Persönlichkeit seiner ihm davongelaufenen Frau bemerkte. Er war damit einverstanden, daß ein Bruder in der Stadt, wo er lebte, ein Bibelstudium mit ihm durchführte. Felicia ließ sich im November 1991 taufen, nur 11 Monate nachdem sie zu studieren begonnen hatte. Sie nahm unverzüglich den Hilfspionierdienst auf, und ihr Mann wurde ein ungetaufter Verkündiger und ließ sich in die Theokratische Predigtdienstschule in seiner Versammlung eintragen. Zu jener Zeit lebten sie immer noch getrennt, doch nun hatten beide die gleiche Einstellung; sie wollten wieder zueinanderfinden und ihren Sohn gemeinsam in einer christlichen Familie erziehen. Daher legten sie den Ältesten der Versammlung den Beweis für ihre vor dem Gesetz gültige Eheschließung vor und erklärten, daß sie wieder als Ehepaar zusammenleben wollten, um keine Schmach auf Jehovas Namen und die Christenversammlung zu bringen. Jimmy wurde 1992 auf dem Bezirkskongreß „Lichtträger“ in Genf getauft, und die beiden haben vor, nach Nigeria zurückzugehen, um ihren Sohn gemäß christlichen Grundsätzen zu erziehen.
Auch Schweden nimmt Flüchtlinge auf. Die Versammlungen haben die Herausforderung angenommen, den Flüchtlingen in ihrer Muttersprache zu predigen. Das hat schöne Ergebnisse gezeitigt. Von den 11 Bezirkskongressen, die im vergangenen Sommer abgehalten wurden, fanden nur 5 in Schwedisch statt; die anderen waren in Arabisch, Englisch, Finnisch, Griechisch, Kroatisch/Serbisch und Spanisch. Den englischsprachigen Bezirkskongreß besuchten 696 Personen, die aus 77 verschiedenen Ländern kamen. Jetzt wird auch in Persisch und Russisch Zeugnis gegeben.
Im Laufe der letzten Monate sind mehr als 50 000 Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien in Schweden eingetroffen. Die jugoslawischen Versammlungen in Schweden konzentrieren sich nun auf diese Flüchtlinge, was zu ausgezeichneten Ergebnissen führt. Jede der Zusammenkünfte wird von mindestens 75 bis zu über 100 Flüchtlingen besucht. Einige haben sich bereits Jehova hingegeben und sich taufen lassen, nachdem sie nur vier oder fünf Monate studiert hatten.
Die Zeugen Jehovas in den Niederlanden predigen in 17 verschiedenen Sprachen. Ein Bruder, der zu einer spanischen Versammlung gehört, traf einen Mann an, der als Flüchtling in die Niederlande gekommen war. Er war in mehreren Ländern als Botschafter eines afrikanischen Landes tätig gewesen; jedoch fiel er bei seiner Regierung in Ungnade und suchte daher in den Niederlanden Zuflucht. Er begann die Bibel bereits zu studieren, als seine Frau noch in Portugal war. Als die siebenköpfige Familie wieder vereint war, nahmen alle bis auf den ältesten Sohn am Studium teil. Sie machten gute Fortschritte, und inzwischen ist der frühere Botschafter ein geistiger Bruder geworden. Er ließ sich am 25. Juli 1992 taufen. Seine Frau und eine Tochter sind ungetaufte Verkündiger. Der neue Bruder bemerkte: „Ich war ein Botschafter des Königs meines Landes. Nun aber bin ich ein Botschafter des größten Königs und des Königreiches Gottes.“
Unterstützung für notleidende Brüder
IN DEN Tagen des Claudius, eines römischen Kaisers im ersten Jahrhundert, wurde Judäa von einer großen Hungersnot heimgesucht. Christen aus der Versammlung im syrischen Antiochia „bestimmten ..., daß jeder von ihnen, so wie er es sich leisten konnte, den in Judäa wohnenden Brüdern als Dienstleistung eine Unterstützung“ senden sollte (Apg. 11:28, 29). Barnabas und Saulus übergaben die Hilfsmittel der Ältestenschaft in Judäa, die damit betraut war, die nötige Hilfe zu leisten. Damit wird zum ersten Mal über eine solch großangelegte Hilfsaktion der Christenversammlung berichtet. Ebenso heute — wenn Jehovas Zeugen in einem Teil der Welt erfahren, daß ihre Brüder in einem anderen Teil der Welt in großer Not sind, tun sie bereitwillig, was sie können. Sofort läuft eine präzise organisierte Hilfsaktion an. Betrachte folgende Beispiele.
Osteuropa
Ende 1991 bat die leitende Körperschaft sieben Zweigbüros der Watch Tower Society in Westeuropa, ihre bedürftigen Brüder in Osteuropa mit Nahrung und Kleidung zu versorgen.a Was passierte, als die Zeugen in Schweden zum ersten Mal von der Notsituation hörten? Eine Lkw-Ladung nach der anderen rollte von den Versammlungen aus nah und fern an. Selbst als das schwedische Zweigbüro bereits bis zum Bersten mit Kleidung und anderen Hilfsgütern gefüllt war, riß der Spendenstrom nicht ab, so daß man außerhalb des Bethelgeländes einen Saal mieten mußte, um alle Sachspenden unterzubringen. Brüder und Schwestern aus nahe gelegenen Versammlungen kamen zu Hilfe. Durchschnittlich 35 Freiwillige sortierten und verpackten die Kleidung, so daß 15 Sattelschlepper sich schließlich auf den Weg machen konnten. Drei weitere Sattelschlepper beförderten über 51 Tonnen Lebensmittel nach Rußland.
Nach der Bekanntmachung standen binnen wenigen Tagen 750 Kisten Lebensmittel für die erste Lkw-Lieferung nach St. Petersburg (Rußland) bereit; jede Kiste enthielt etwa 20 Kilogramm Grundnahrungsmittel wie Mehl, Speiseöl, Dosenfleisch und Trockenmilch. Am 19. Dezember 1991 passierte der erste Lkw die Grenze ohne Probleme, zumal die Papiere für den Zoll ins Russische übersetzt und genau ausgefüllt waren. Die Zeugen in St. Petersburg warteten gespannt auf die Ladung und hatten schon alles parat, um die Ladung auf kleinere Fahrzeuge umzuladen und sie dann zu den verschiedenen Hilfszentren zu bringen, von wo aus die Lebensmittel umgehend an Notleidende verteilt wurden. Welch ein Empfang den schwedischen Brüdern bereitet wurde, als sie mit dem Lkw ankamen! Sie wurden von den wartenden, überglücklichen Brüdern herzlich umarmt.
Die Brüder und Schwestern in den Versammlungen in Schweden durchsuchten ihre Kleiderschränke nach ordentlichen und sauberen Kleidungsstücken, die sie spenden könnten. Andere gingen neue Kleidung einkaufen. Ein Zeuge wollte in einem Herrenbekleidungsgeschäft fünf Anzüge kaufen. Das weckte die Neugier des Ladenbesitzers. Als er den Grund erfuhr, legte er fünf Anzüge als Spende dazu. Ein anderer Bruder kaufte in einem Discountladen mehrere Kartons mit Socken, Handschuhen und dergleichen und erklärte den Grund für seinen Großeinkauf. Aus Anteilnahme bot der Besitzer an, ihm 30 neue Anzüge zum Preis von zwei Anzügen zu überlassen. Der Bruder konnte es kaum fassen und nahm das Angebot sofort an. Ein weiterer Bruder brachte einen riesigen Stapel Kleidungsstücke in die Reinigung und erzählte dem Inhaber von der Aktion. Daraufhin gab ihm der Inhaber alle Kleidungsstücke mit, die von den Kunden nie abgeholt worden waren. Als der Besitzer eines Sportbekleidungsgeschäfts erfuhr, daß die Ware auf direktem Weg notleidenden Menschen zukommen würde, nahm er hundert Paar nagelneue Winterschuhe und -stiefel aus dem Regal und spendete sie.
Dann machten sich diejenigen, die die Kleidung sortierten, an die Arbeit. Eine Gruppe von zehn Schwestern, die einen Blick für Qualität hatten, sortierten die Kleidungsstücke nach Herren-, Damen- und Kinderbekleidung. Zehn weitere Schwestern verpackten die sortierten Stücke sicher und geschickt in Kartons. Eine Gruppe kräftiger Brüder klebte die Kartons zu und stapelte sie auf Paletten; von dort aus wurden sie dann auf die Lkws geladen. Alles in allem entsprach die Menge der Kleidung und der Schuhe, die sie jeden Tag verpackten, einem Volumen von 40 Kubikmetern.
Die Zeugen in den Niederlanden und in der Schweiz durften ebenfalls an den Hilfsaktionen teilnehmen. Die Brüder in den Niederlanden spendeten 52 Tonnen Lebensmittel sowie 11 Lkw-Ladungen Kleidung, und die Brüder in der Schweiz packten 600 Lebensmittelpakete, die insgesamt 12 Tonnen wogen. Und die Kinder? Als die Zeugen in der Ukraine 72 Tonnen Kleidung erhielten, entdeckten sie in den Paketen mit Kinderkleidung Spielsachen, die Kinder von Zeugen für ihre unbekannten kleinen Freunde gespendet hatten. Außerdem waren eine ganze Menge Schokoladentafeln dazwischengerutscht.
Im Winter 1991/92 bestanden die Hilfeleistungen also aus 400 Tonnen Lebensmitteln und riesigen Mengen Herren-, Damen- und Kinderkleidung, die in nahezu alle Gebiete der ehemaligen Sowjetunion bis hin nach Irkutsk in Sibirien und Chabarowsk bei Japan verteilt wurden.
Afrika
Aufgrund großzügiger Lebensmittel- und Kleidungsspenden von Zeugen in Südafrika und Portugal konnten Hilfssendungen und dringend benötigte Literatur nach Angola geschickt werden. Wieso war das nötig?
Angola litt 1990 unter einer entsetzlichen Dürre, bei der Tausende von Menschen starben und die ganze Ernte des Landes vernichtet wurde. Mancherorts zögerten die Brüder, in den Dienst zu gehen, weil sie nicht genug zum Anziehen hatten. Glaubensbrüder in Südafrika sorgten dafür, daß 25 Tonnen Hilfsgüter sicher nach Angola geliefert und dort an die Brüder gerecht verteilt wurden. Da das Land von dem sich hinziehenden Bürgerkrieg zerrissen ist, war Kleidung nach wie vor vonnöten. Die Versammlungen in Lissabon (Portugal) wurden gebeten, für die Zeugen in Angola Kleidung zu spenden, und das Echo war begeisternd. Von März 1991 bis August 1992 wurden 7 20-Fuß-Container mit Kleidung, Lebensmitteln und Literatur weggeschickt — alles in allem 75 Tonnen!
Nordamerika
Am Montag, den 24. August 1992 toste frühmorgens der Hurrikan „Andrew“ über den Atlantik, fegte über das südliche Florida hinweg, bis er über den Golf von Mexiko abzog und Louisiana heimsuchte. Der Hurrikan raste, heulend wie eine Sirene, mit einer anhaltenden Geschwindigkeit von 230 Stundenkilometern und mit Windstößen von mindestens 260 Stundenkilometern dahin und machte in Südflorida 430 Quadratkilometer dem Erdboden gleich. Andrew machte 250 000 Personen obdachlos, zerstörte schätzungsweise 63 000 Häuser und tötete 38 Menschen. „Nie zuvor ist in den Vereinigten Staaten so viel Schaden entstanden“, sagte ein langjähriger Schadensachbearbeiter einer Versicherung. „Das ist bisher das Schlimmste, was ich gesehen habe.“
Die Zeugen waren gegen den tosenden Wirbelsturm Andrew nicht gefeit — 3 500 wurden obdachlos, denn 1 120 ihrer Häuser wurden beschädigt, davon 150 völlig zerstört. Auch zehn Königreichssäle wurden beschädigt. Die leitende Körperschaft reagierte prompt. Sie setzte ein Hilfskomitee ein, das von einem Kongreßsaal aus, der 60 Kilometer nördlich vom Katastrophengebiet in Florida liegt, alles steuerte, und stellte umgehend Geldmittel für das Nötigste bereit. Sowie die Stürme nachließen, eilten Zeugen aus den nicht betroffenen Gebieten zu Hilfe. Bis Samstag, den 29. August, waren am Kongreßsaal 305 Tonnen Baumaterial angeliefert worden. Am darauffolgenden Tag, am Sonntag, trafen etwa 70 Lastzüge mit Vorräten ein. „Ungefähr 3 000 freiwillige Helfer von Zeugen aus dem ganzen Land strömten ins Katastrophengebiet, um zuerst ihren eigenen Leuten und dann anderen zu helfen“, berichtete die Zeitung Miami Herald vom 31. August.
Wie schnell die Zeugen mit ihren Hilfsaktionen sind, verdeutlicht ein Vorfall kurz nach dem Abflauen der Stürme. Zwei Autos mit Leuten, die keine Zeugen waren, fuhren zum Rathaus eines betroffenen Gebiets, um ihre Hilfe anzubieten. Die Polizei geleitete sie zu der Gruppe, die als einzige für die Wiederaufbauarbeiten organisiert war — Jehovas Zeugen.
Zeugen aus allen Teilen der Vereinigten Staaten — die Vollzeitdiener in der Weltzentrale eingeschlossen — trugen zu den Hilfsbemühungen bei. In nur einer Woche spendete die Bethelfamilie in Brooklyn, Patterson und auf den Wachtturm-Farmen 26 291,10 Dollar. Unter den Spenden, die in Florida eingingen, war eine kleine Büchse mit 6,81 Dollar Münzgeld. In der Büchse befand sich ein Zettel, auf dem stand: „Liebe Brüder, ich hoffe, es geht Euch gut. Wir haben für Euch gebetet. Ich bin sechs. Herzliche Grüße, Euer Chance“.
Ganz bestimmt beweisen diese Erfahrungen, daß Jehovas Zeugen heute, genauso wie die Christenversammlung im ersten Jahrhundert, Anteil nehmen und zusammenhalten (Apg. 4:32). Aus gutem Grund können wir Jehova Gott daher dafür dankbar sein, daß er aufgeschlossenen Menschen auf der ganzen Erde in dieser Zeit des Endes nicht nur geistige Speise gibt, sondern auch für eine weltweite Bruderschaft sorgt, die sich in Notzeiten schnell zusammentun und materielle Hilfe leisten kann. Das vermittelt uns ein starkes Gefühl der Sicherheit und läßt uns zuversichtlich in die Zukunft schauen, in der die ganze Erde von einer einzigen liebevollen Bruderschaft bewohnt sein wird.
„Glühend im Geist“ in der Weltzentrale
„SEID nicht saumselig in euren Geschäften. Seid glühend im Geist. Dient als Sklaven für Jehova“ (Röm. 12:11). Die 12 068 Diener Gottes, die alle einer besonderen religiösen ordensähnlichen Gemeinschaft angehören und in den Bethelheimen rund um die Welt dienen, haben sich diese Worte des Apostels Paulus zu Herzen genommen. Sie lassen nicht zu, daß die wechselnde Szene der Welt sie von ihrem christlichen Dienst ablenkt. Ihr Eifer für das Werk des Herrn ist glühend. Die Arbeit, die von den 4 520 Familienmitgliedern in der Weltzentrale in Brooklyn (New York), auf der nicht weit entfernten Wachtturm-Farm und im Wachtturm-Schulungszentrum in Patterson (New York) bewältigt wurde, ist ein typisches Beispiel für die Bemühungen aller Bethelmitarbeiter, Jehova zu dienen. Im Folgenden werden nur einige Entwicklungen in der Weltzentrale beschrieben.
Die Einrichtungen in der Furman Street
Im September und November 1991 wurden eine neue Wäscherei und eine chemische Reinigung in der achten Etage des Gebäudes Furman Street 360 eingerichtet. Diese Räumlichkeiten bieten den Brüdern, die jede Woche knapp 25 Tonnen Wäsche für die über 3 000 Bethelmitarbeiter im Brooklyner Hauptbüro waschen, bügeln und reinigen, eine angenehme Umgebung.
Was geschieht noch in dem Gebäude in der Furman Street? Im vergangenen Dienstjahr hatte die Kassettenabteilung einen Ausstoß von sechseinhalb Millionen Kassetten. Seit der Gründung der Abteilung im Jahre 1978 sind über 53 Millionen Kassetten produziert worden. Die Schreinerei freute sich über die bisher höchste Produktion von 11 000 Schränken und Schrankteilen. Das Schreinereibüro berichtet: „Wir erwarten, 1993 noch mehr zu produzieren, da für das Gebäude Sands Street 90 in den nächsten zwei Jahren jeweils 4 000 bis 5 000 Schränke benötigt werden und für das Projekt in Patterson über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren jeweils 4 000 Schränke.“
Bürokomplex
Die Abteilung Hospital Information Services (HIS), die ihren Sitz in der Columbia Heights 25 hat, hilft der weltweiten Bruderschaft, zu ihrem festen Entschluß zu stehen, Gottes ausdrückliches Gesetz über die Verwendung von Blut nicht zu übertreten (Apg. 15:29). In den letzten Jahren haben überall in der Welt eine Anzahl Ärzte und Krankenhausangestellte ihre Einstellung und Vorgehensweise dramatisch geändert.
Zu diesen Veränderungen gehört, daß Krankenhäuser anbieten, Behandlungen und Operationen ohne Blut vorzunehmen. Früher gab es nur eine Handvoll hilfsbereite Ärzte, die freundlicherweise mit den Zeugen zusammengearbeitet haben, doch jetzt hat der HIS in den Ländern, die 64 bestimmten Zweigen unterstehen, wo 854 Krankenhaus-Verbindungskomitees arbeiten, eine Liste der 27 420 kooperativen Ärzte zusammengestellt. Das ist großenteils der guten Arbeit zu verdanken, die die 4 300 Ältesten geleistet haben, die diese Komitees bilden.
Innerhalb dieser wachsenden Gruppe von Ärzten hat der HIS große Ärzteteams in verschiedenen medizinischen Zentren gefunden, die bereit sind, in ihrem Zentrum Jehovas Zeugen ohne Blut zu behandeln. In den Vereinigten Staaten gibt es jetzt 14 medizinische Zentren. Eine Schlagzeile auf der Titelseite der Denver Post lautete: „Universitätsklinik kann jetzt ‚blutlose Chirurgie‘ bieten“. Eine andere Zeitung brachte die Schlagzeile: „Ärzte überdenken Bluttransfusionen“ mit dem Untertitel „Programm, als Hilfe für Jehovas Zeugen gedacht, nützt jedem“.
In anderen Ländern gibt es ähnliche Ergebnisse. In Norwegen hörten sich 79 Ärzte und Krankenschwestern an der größten Krebsklinik des Landes die vom HIS erarbeiteten Ausführungen an. Diese Klinik nimmt jetzt Jehovas Zeugen auf; keiner der dort Beschäftigten weigerte sich, an diesem Programm mitzuwirken. In Deutschland gibt es fünf medizinische Zentren, die eine Behandlung ohne Blut anbieten. Spanien berichtet über zwei Zentren, die auf Wunsch Operationen ohne Blut durchführen, eins in Barcelona und eins in Madrid. In Australien gibt es ein medizinisches Zentrum. Auch in Italien wird in immer mehr Krankenhäusern ohne Blut behandelt. Der Leiter einer Klinik in Peru sagte: „Wir möchten Sie und durch Sie Ihre Glaubensbrüder davon unterrichten, daß Sie sich darauf verlassen können, in unserer Klinik alle notwendige medizinische Hilfe ohne Bluttransfusion zu erhalten.“
Die Einstellung der im Gesundheitswesen Beschäftigten wandelt sich. In Österreich sagte ein leitender Arzt an einem der größten Krankenhäuser Wiens zu einem Bruder: „Sie waren wegen Ihres religiösen Standpunkts früher auf dem richtigen Weg als wir.“ Der Chefarzt eines Krankenhauses in Auckland (Neuseeland) sagte, er sei „erstaunt über die Tiefe“ der Nachforschungen, die sich in den Informationen zeigt, die der HIS über Behandlungen ohne Blut zur Verfügung stellt. Ein Professor für Kinderheilkunde am selben Krankenhaus berichtete: „Jehovas Zeugen haben uns einen Dienst erwiesen, indem sie uns mit Informationen versorgt und uns angeregt haben, unseren Standpunkt zur Transfusion nochmals zu prüfen.“ Ein bekannter Chirurg für pädiatrische Orthopädie in den Vereinigten Staaten sagte: „Mit unserem jetzigen Wissen um die Gefahren, die mit Blut verbunden sind, können wir sagen, daß Jehovas Zeugen gerechtfertigt dastehen.“ Ein Chefanästhesist für Herz-Thorax-Operationen an einer Universitätsklinik in den Vereinigten Staaten sagte: „Alle Patienten, Zeugen Jehovas eingeschlossen, werden wahrscheinlich von Ihren Bemühungen profitieren, Ärzte an verschiedenen Orten über Alternativen zur Bluttransfusion zu informieren. Wir loben Ihre Gruppe und Ihre Bemühungen.“
In dem Bürogebäude Columbia Heights 30 koordiniert das Planungsbüro Bauprojekte in ungefähr 50 Ländern, von Antigua bis Simbabwe. Und die Rechtsabteilung freut sich darüber, daß „Artikel in unseren Zeitschriften über das Sorgerecht und über die Bedürfnisse von Kindern geschiedener Eltern bei Rechtsanwälten, Sozialarbeitern und Psychologen Anklang gefunden haben“. Eine in ein Sorgerechtsverfahren verwickelte Schwester war überrascht, als sie feststellte, daß die Schlichterin am Familiengericht jetzt regelmäßig die Erwachet!-Ausgabe vom 22. Oktober 1988 mit dem Thema „Das Sorgerecht — ein schmerzliches Tauziehen“ benutzt, um ihren Klienten bei der Beilegung von Differenzen zu helfen. Die Schlichterin schätzte den neutralen Standpunkt, der in dem Artikel eingenommen wurde, und meinte, er sei für alle Eltern in einer solchen Lage nützlich.
Die Abteilung Video Services berichtet, daß bis jetzt über 500 000 Kassetten von ihrer ersten Freigabe Jehovas Zeugen — Die Organisation, die hinter dem Namen steht in 5 Sprachen hergestellt worden sind und daß sie in weiteren 22 Sprachen bald zur Verfügung stehen wird. Der niederländische Zweig war an diesem Projekt beteiligt, und die Brüder schreiben: „Für unsere Bethelfamilie war es ein anregendes Erlebnis, an den Aufnahmen beteiligt zu sein, die für dieses Video in 19 Sprachen, darunter mehrere osteuropäische, gemacht wurden.“
Auf einer pazifischen Insel wurde das Video auf ungewöhnliche Weise vorgeführt, wie es aus dem folgenden Brief des Zweigbüros auf Fidschi hervorgeht: „Auf der abgelegenen, 500 Kilometer von Suva entfernten Insel Rotuma ist eine Versammlung. Obwohl es auf der Insel keine geregelte Stromversorgung gibt, nahm der Kreisaufseher das Video der Gesellschaft mit dorthin in der Hoffnung, jemand zu finden, der einen Generator, einen Videorecorder und einen Bildschirm hat, um es den 13 Verkündigern der Versammlung vorführen zu können. Es bestand nur eine geringe Chance. Zu seiner Überraschung hatte ein Ladenbesitzer, der in der Nähe des Königreichssaals wohnte, alle drei notwendigen Geräte. Man fragte ihn, und er willigte ein, das Video in seiner Wohnung zu zeigen. Als die Brüder bei dem Haus des Mannes ankamen, fanden sie eine ganze Anzahl Leute vor, die sich einen Cowboyfilm ansahen. Der Film wurde sofort abgeschaltet und die Videokassette der Gesellschaft eingelegt. Alle blieben da, um sie sich anzuschauen. Insgesamt sahen sich über 80 Personen den Videofilm an. Die Brüder waren hoch erfreut, die Größe der Organisation Jehovas zu sehen und sich, trotz ihrer Isolation, als ein Teil davon zu fühlen. Das Video veranlaßte eine Frau, die nächste Zusammenkunft im Königreichssaal zu besuchen. Sie sagte, das sei das beste Video gewesen, das sie jemals gesehen habe.“
Das neue Video Die Bibel — Genaue Geschichte, zuverlässige Prophetie steht jetzt für die Verbreitung zur Verfügung. Es ist das erste einer dreiteiligen Folge.
Wachtturm-Farm
Die Wachtturm-Farm dient als zentraler Platz für die Herstellung und Verteilung von Nahrungsmitteln für die Bethelfamilie in den Vereinigten Staaten. Dort ist auch die Wachtturm-Bibelschule Gilead vorübergehend untergebracht, an der Brüder und Schwestern aus aller Welt für den Missionardienst ausgebildet werden. Außerdem werden dort die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! zur Verbreitung in den Vereinigten Staaten gedruckt.
Die Computerabteilung auf der Wachtturm-Farm unterstützt jetzt mit dem weltweiten vielsprachigen Computersystem der Gesellschaft den Fotosatz, die Übersetzung und das Publizieren von biblischer Literatur in drei weiteren Sprachen, die zu den 208 des vorhergehenden Jahres dazukommen. Eine weitere herausragende Entwicklung war die Freigabe der Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift — mit Studienverweisen auf Diskette (engl.). Diese Diskettenversion der Neuen-Welt-Übersetzung ermöglicht es Personen, die mit Computern arbeiten, schnelle Nachforschungen in der Bibel anzustellen.
Das Projekt Patterson
Der Bau des Wachtturm-Schulungszentrums ist mit erstaunlicher Geschwindigkeit vorangegangen. Neun Gebäude sowie die Abwasser- und Wasseraufbereitungsanlagen sind bereits fertig. Gegenwärtig wird an neun Gebäuden gearbeitet, und an vier weiteren wird die Arbeit während des Jahres aufgenommen werden. Über 800 Brüder und Schwestern arbeiten jeden Tag an dem Projekt. In diesem Zentrum wird schließlich die Gileadschule untergebracht sein. Die leitende Körperschaft hat bekanntgegeben, daß auch einige Abteilungen in Brooklyn, die mit dem weltweiten Schulungswerk zusammenhängen, in das Schulungszentrum umziehen werden.
Größerer Nutzen durch die Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung
IM Dienstjahr 1992 wurden in 10 verschiedenen Ländern 14 Kurse der Schule zur dienstamtlichen Weiterbildung abgehalten. In Australien, Mexiko, Nigeria und Schweden wurden Kurse dieser Schule zum ersten Mal abgehalten. Das bot weiteren Brüdern die Gelegenheit, eine besondere Schulung zu erhalten. Die Studenten aus Australien und Neuseeland, die die erste Klasse in Sydney besuchten, zeigten ihre Wertschätzung, indem sie sagten, daß die Qualität und der Umfang des Schulkurses sie tief bewegt hätten. Studenten der ersten Klasse in Mexiko erklärten, ihr Studium hätte sie Jehova und seiner Organisation nähergebracht. Der Brief der Klasse in Nigeria zeugte von der Entschlossenheit der Studenten, ihren Dienst für Gott qualitativ zu verbessern, da sie jetzt in noch vollerem Maße verstanden hätten, wie vielfältig Jehovas Vorkehrungen sind. Der Unterricht in Schweden wurde in englischer Sprache abgehalten. Die Klasse bestand aus ledigen Ältesten und Dienstamtgehilfen aus Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden. Mehr denn je sehen sie die Notwendigkeit, sich in ihrem Leben in jeder Hinsicht auf das Wort Gottes zu stützen — beim Lehren in der Versammlung, bei der Hirtentätigkeit und im Predigtdienst.
In allen Ländern, in denen Kurse dieser Schule abgehalten wurden, verliehen die Brüder ihrer Entschlossenheit Ausdruck, in der fortschreitenden Organisation Jehovas ihren Verantwortlichkeiten in der Versammlung und in anderen Aufgaben ordentlich nachzukommen. Gegenwärtig dienen Absolventen dieser Schule in über 50 Ländern. Ihnen wurden verantwortliche Aufgaben in Versammlungen, Zweigen und Kreisen sowie in Missionargebieten übertragen.
Bestimmungsübergaben von Zweigbüros für Jehovas glückliches Volk
„GLÜCKLICH ist das Volk, dessen Gott Jehova ist!“ (Ps. 144:15). Dieses Empfinden haben Jehovas Zeugen in der ganzen Welt. Der Bau eines neuen Zweigbürogebäudes ist ein besonderer Grund zur Freude. Da sich Jehovas Volk von der wechselnden Szene der Welt nicht beirren läßt, segnet Jehova es mit Wachstum.
Finnland
Der 13. Juni 1992 begann in Vantaa (Finnland) als ein ungewöhnlich warmer Sommertag. Die Erweiterung des Zweigbüros hatte 15 Monate in Anspruch genommen. Nun war die Zeit für die Bestimmungsübergabe gekommen. Außer den 99 Mitgliedern der Bethelfamilie waren über hundert vorübergehende Baumitarbeiter und alle reisenden Aufseher des Landes eingeladen. Insgesamt 559 Personen versammelten sich im Königreichssaal, im Speisesaal und in anderen Räumlichkeiten der neuen Gebäude, um das Programm der Bestimmungsübergabe zu hören.
Seitdem das Bethelheim gebaut wurde, ist es siebenmal vergrößert worden. Robert Tracy, der Skandinavien als Zonenaufseher besuchte, sagte in seiner Ansprache zur Bestimmungsübergabe: „Eure Nachbarn, die Schweden, sagten, ihr seiet in Finnland ständig am Bauen.“ Auf dem ursprünglichen Grundstück befinden sich eine moderne Druckerei, eine Buchbinderei, eine Versandabteilung, Büros und Wohnräume. In dem fünfgeschossigen Neubau mit einer Grundfläche von 7 200 Quadratmetern sind 39 Bethelzimmer, eine Abteilung für Gesundheitspflege, Saunen und Lagerräume untergebracht. Dieser Neubau ist die größte Erweiterung, die an dem Zweigbüro jemals vorgenommen wurde. Der gesamte Komplex hat jetzt eine Grundfläche von 21 600 Quadratmetern.
Finnland ist ein Nachbar von Rußland und war jahrzehntelang ein Verbindungsweg zwischen der westlichen Welt und der ehemaligen Sowjetunion. Deshalb stellt der finnische Zweig nicht nur finnische Literatur her, sondern druckt den Wachtturm auch in Estnisch und stellt andere Publikationen in Litauisch und in Lettisch her. Die 18 316 Verkündiger in Finnland freuen sich sehr darüber, daß Jehova seinen Dienern jetzt das Vorrecht gewährt, das Werk in Osteuropa zu unterstützen. Die neue Erweiterung des Bethelheims ist ein großer Segen und wird allen Zeugen Jehovas in diesem Gebiet von Nutzen sein.
Thailand
Am 8. Februar 1992 hatte Thailand guten Grund, sich zu freuen. Anlaß war die Bestimmungsübergabe des neuen Bethelheims. Damit kamen über zwei Jahre harter Arbeit zu ihrem Höhepunkt. Warum diese Erweiterung?
Das erste Bethelheim in Thailand wurde 1947 gegründet, als es im ganzen Land 31 Verkündiger der guten Botschaft gab. In dem gemieteten Haus wohnten auch Missionare. Als die Zahl der Verkündiger 1962 auf über 300 angestiegen war, zogen die drei Bethelmitarbeiter und einige Missionare in ein neugebautes Gebäude um, das der Gesellschaft gehörte. In den nächsten 25 Jahren verdreifachte sich die Zahl der Verkündiger, und die Bethelfamilie wuchs auf 16 Mitglieder an. Da eine Erweiterung im Wohngebiet von Bangkok nicht möglich war, empfahl die leitende Körperschaft dem Zweigkomitee, sich nach einem neuen Grundstück umzusehen. 1987 fanden die Brüder schließlich nach langem Suchen in einem Neubauviertel eines Vororts der Stadt ein passendes Stück Land.
Bevor mit dem Bau begonnen werden konnte, mußte das 0,6 Hektar große Grundstück um mehr als einen Meter gehoben werden, um zu vermeiden, daß in der Regenzeit Wasser eindrang. Dann wurde mit dem Bau des zweigeschossigen Gebäudes begonnen, das eine Grundfläche von etwa 3 000 Quadratmetern haben sollte; auch ein großer Königreichssaal sollte darin untergebracht werden. Rundherum mußte eine 370 Meter lange Mauer errichtet werden, bestehend aus 1 200 vorgefertigten Wandelementen, die auf 145 sechs Meter langen, im Erdreich verankerten Stützpfählen ruhen. Wer sollte all die Arbeit tun? Würden sich von den 900 Verkündigern genügend Freiwillige melden, die zu einer „Baufamilie“ zusammengestellt werden könnten, so daß das Projekt ohne viel Unterstützung von Außenstehenden vollendet werden könnte? Das frühere Bethel- und Missionarheim war vollständig von einer weltlichen Firma gebaut worden.
Die Reaktion auf die Einladung, die 1987 an die 33 Versammlungen im ganzen Land verschickt wurde, war sehr erfreulich. Freiwillige mit besonderen Fachkenntnissen waren zwar nicht sehr zahlreich, aber viele Brüder und Schwestern ‘boten sich willig dar’ und waren gern bereit, Zeit und Kraft einzusetzen, um sich auf der Baustelle neue Fertigkeiten anzueignen (Ps. 110:3). Während der zwei Jahre Bauzeit arbeiteten die Verkündiger der acht Versammlungen von Bangkok und Umgebung im Durchschnitt jeden Monat schätzungsweise sieben Stunden am Bau. Dennoch ging die Zahl der Predigtdienststunden kaum zurück. Von großer Bedeutung — und sehr geschätzt — war die Hilfe der 37 International Volunteers, die aus vier Ländern gekommen waren.
Die Bestimmungsübergabe war wirklich ein erfreulicher und denkwürdiger Anlaß für die 427 geladenen Gäste. Unter ihnen waren Vertreter aus sechs Zweigen aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Der Zonenaufseher, Bruder H. V. Mouritz, wies in seiner Ansprache zur Bestimmungsübergabe darauf hin, daß Jehova sein Volk schon immer mit allem versorgt hat, was es zur Durchführung seines Werkes und seiner Anbetung benötigte. Als das Programm zum Abschluß kam, fühlten sich die Anwesenden sehr ermuntert und waren entschlossen, das Predigtwerk mit neuer Kraft fortzusetzen.
Als weiteres Zeichen des Wachstums können zwei Zweigbüros auf den Westindischen Inseln gewertet werden, die 1992 von Mitgliedern der leitenden Körperschaft der Bestimmung übergeben wurden: das Zweigbüro auf den Leeward-Inseln von Milton G. Henschel am 2. Februar und das auf den Bahamas am 8. Februar von John E. Barr.
[Fußnoten]
a Zu einem Bericht aus Dänemark siehe Wachtturm vom 15. März 1992.
[Bild auf Seite 5]
Mehr als eine Milliarde Stunden wurden für das Predigen der guten Botschaft in 229 Ländern und Inselgebieten eingesetzt — Irkutsk, eine Stadt in Sibirien, eingeschlossen
[Bilder auf Seite 12]
Zeugen in der Schweiz packen Pakete mit Lebensmitteln und Kleidung für Osteuropa. An den Hilfsaktionen beteiligten sich auch Zeugen aus Dänemark, Finnland, Italien, den Niederlanden, Österreich und Schweden.
[Bilder auf Seite 14, 15]
Durch den Hurrikan „Andrew“ wurde am 24. August 1992 Südflorida verwüstet; 3 500 Zeugen wurden obdachlos
[Bilder auf Seite 19]
Um 6 Uhr beginnt ein Wäscherei-Lkw der Gesellschaft mit seinen Fahrten zu einigen der 21 Wohngebäude in Brooklyn
Wenn der Lkw in der Furman Street 360 angekommen ist, wird der komplette Lkw mit einem Fahrstuhl in die achte Etage befördert, wo er entladen wird
[Bilder auf Seite 20, 21]
1. Die Wäschestücke werden untersucht, ob sie eine Identifikations- nummer haben
2. In einem Raum laufen geräuschvoll 14 computergesteuerte Waschmaschinen, deren Fassungsvermögen von 15 Kilo bis 200 Kilo reicht. Eine Füllung der großen Waschmaschine entspricht über tausend Oberhemden.
3. Die gewaschenen und getrockneten Kleidungsstücke werden in den Bügelbereich gebracht. Über 4 500 Kleidungsstücke werden jeden Tag gepreßt oder gebügelt.
In der chemischen Reinigung werden jede Woche 3 000 bis 4 000 Kleidungsstücke behandelt. 1991 waren es 70 Tonnen.
[Bilder auf Seite 22]
Der 30geschossige Wohnturm in der Sands Street 90 ragt hoch auf und ist in der Brooklyner Skyline leicht zu erkennen. Die unteren zehn Stockwerke sollen gegen Ende 1993 fertiggestellt sein.
Sands Street 90
[Bilder auf Seite 26, 27]
Texcoco (Mexiko), Januar 1992
Sydney (Australien), August 1992
Igieduma (Nigeria), März 1992
Örebro (Schweden), Mai 1992
[Bilder auf Seite 28, 29]
Finnland
Der große Erweiterungsbau des finnischen Zweiges wurde am 13. Juni 1992 der Bestimmung übergeben
[Bilder auf Seite 30]
Bahamas
Das Zweigbüro und der Kongreßsaal auf den Bahamas wurden am 8. Februar 1992 der Bestimmung übergeben
Thailand
Der 8. Februar 1992 war der Tag, an dem das neue Bethelheim in Thailand der Bestimmung übergeben wurde
Leeward-Inseln
Am 2. Februar 1992 wurde das Zweigbüro auf den Leeward-Inseln (Antigua) der Bestimmung übergeben