Auf Gottes Weise einer seiner ordinierten Diener werden
EIN Besucher hätte wahrscheinlich aufgehorcht und nicht wenig über das gestaunt, was er zu hören bekam. Ort der Handlung war ein Kongreß der Zeugen Jehovas. Es wurde eine Ansprache für eine Anzahl von Personen gehalten, die sich taufen lassen wollten. Überraschenderweise erklärte der Redner den Taufbewerbern: „Daß ihr euch unter den Taufbewerbern befindet, läßt euren Wunsch erkennen, ein ordinierter Diener des Königreiches zu sein.“
„Wie ist so etwas möglich?“ hätte sich vielleicht ein Besucher gefragt. „Ist die Taufe nicht für Personen bestimmt, die mit dem Christentum erst in Berührung gekommen sind — und für Kleinkinder? Bedarf es nicht einer umfassenden, jahrelangen Ausbildung, um ein ordinierter Diener Gottes zu werden?“ Vielleicht denkst du ähnlich. Und womöglich bist du überrascht, wenn du erfährst, was die Bibel über die Taufe und die Ordination zu sagen hat.
Bevor man sich taufen läßt
Zunächst sei darauf hingewiesen, daß die Taufe nichts für Personen ist, die nur mangelhaft über die christliche Botschaft unterrichtet sind. Die Bibel berichtet in Apostelgeschichte 8:12 davon, daß im ersten Jahrhundert Menschen getauft wurden, die „glaubten“. Aus Matthäus 28:19 geht hervor, daß jemand vor der Taufe ein „Jünger“ werden muß. Und wie wird man „gläubig“ oder ein „Jünger“ (ein Lernender)? Durch ein sorgfältiges Studium der Bibel. Auf diese Weise erlangt man eine genaue Erkenntnis über Jesus und Jehova Gott (Johannes 17:3). Erst nach Erlangen dieser Erkenntnis kann ein Lernender die Taufe in Betracht ziehen. Den Neubekehrten im ersten Jahrhundert wurde diese Unterweisung von gefestigten Christen erteilt (Apostelgeschichte 8:31, 35, 36).
In den Versammlungen der Zeugen Jehovas ist heute ebenfalls dafür gesorgt, daß mit interessierten Personen ein kostenloses Heimbibelstudium durchgeführt wird. Wer ein empfängliches Herz hat, wird das, was er lernt, mit der Zeit schätzen. Er wird sich bewogen fühlen, mit anderen über seine neugefundene Überzeugung zu sprechen (Römer 10:8-10). Er beginnt, die christlichen Zusammenkünfte regelmäßig zu besuchen, wo er noch weitere biblische Unterweisung empfängt (Hebräer 10:24, 25). Und wenn der neue Gläubige dies mehrere Wochen oder Monate getan hat, entsteht bei ihm der Wunsch, den biblischen Rat aus Römer 12:1 zu befolgen: „Daher bitte ich euch inständig, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber als ein lebendiges, heiliges, für Gott annehmbares Schlachtopfer darzustellen, das ist ein heiliger Dienst gemäß eurer Vernunft.“
Für diese Hingabe genügt allerdings Erkenntnis allein nicht. Der Betreffende muß auch bereuen und ‘umkehren’ (Apostelgeschichte 3:19). Wieso das? Offen gesagt, einige haben ein unmoralisches Leben geführt, bevor sie Gottes Maßstäbe kennenlernten. Andere sind in selbstsüchtige Betätigungen verstrickt gewesen. Damit sie sich aber Gott als ‘heilig und annehmbar’ darstellen können, müssen sie solche früheren Handlungen bedauern. Sie müssen bereuen, daß sie ihre bisherige Lebenszeit, ihre Energie und ihre Fähigkeiten für schriftwidrige Betätigungen eingesetzt haben. Diese Reue muß auch von entsprechenden Taten begleitet sein, das heißt, sie müssen wirklich ‘umkehren’ oder ihre Lebensweise ändern.
Um einem neuen Gläubigen weitere Hilfe zu bieten, kommen christliche Älteste mit ihm zusammen und besprechen mit ihm die Grundlehren der Bibel. Einerseits können sich die Ältesten so vergewissern, ob der voraussichtliche Christ eine genaue Erkenntnis der Vorsätze Gottes erworben hat. Und andererseits erweist sich die Besprechung für den Lernenden als sehr hilfreich. Nötigenfalls können bestimmte Punkte, die er nicht richtig verstanden haben mag, geklärt werden.
Taufen finden im allgemeinen in Verbindung mit Kongressen der Zeugen Jehovas statt. Bei diesen Anlässen wird eine passende Ansprache für die Taufbewerber gehalten. Sie werden daran erinnert, daß man sich durch die Taufe nicht einfach einer Religion anschließt. Jesus sagte: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme seinen Marterpfahl auf und folge mir beständig“ (Matthäus 16:24).
Des weiteren werden die Taufbewerber an die tiefe Bedeutung der Taufe erinnert. Häufig wird der Text aus 1. Petrus 3:21 zitiert: „Das, was diesem entspricht, rettet jetzt auch euch, nämlich die Taufe (nicht das Ablegen der Unsauberkeit des Fleisches, sondern die an Gott gestellte Bitte um ein gutes Gewissen), durch die Auferstehung Jesu Christi.“ Hier vergleicht Petrus die Taufe mit dem, was Noah erlebte, als er durch die Wasser der Sintflut ging. Während diese Wasser den bösen Bewohnern der Erde den Tod brachten, erwiesen sie sich für Noah als lebensrettend, da sie ihn sicher in der Arche trugen. In ähnlicher Weise werden Christen durch die Taufe aus der bösen Welt ‘gerettet’. Wenn sich jemand aufgrund seines Glaubens an den Nutzen des Todes und der Auferstehung Jesu Christi taufen läßt, befindet er sich vor Gott in gewissem Sinne in einem Zustand des ‘Gerettetseins’. Er gilt nicht mehr als ein Teil der zur Vernichtung verurteilten bösen Generation. (Siehe Apostelgeschichte 2:40.)
Man sollte sich somit nicht in einer Aufwallung der Gefühle taufen lassen, wie es häufig bei religiösen Erweckungsveranstaltungen geschieht. Das wird dadurch unterstrichen, daß der Diener Gottes, der der Taufe vorsteht, den neuen Jüngern noch vor ihrer Taufe zwei eindringliche Fragen stellt. Ihre zustimmenden Antworten sind eine „öffentliche Erklärung“ über ihren Glauben an das Lösegeld und darüber, daß sie sich vorbehaltlos Jehova hingegeben haben (Römer 10:9, 10). Nun sind sie für die Taufe bereit.
Zu Dienern des Königreiches ordiniert
Das vollständige Untertauchen im Wasser ist ein passendes Symbol ihrer Hingabe an Gott. Während sie untergetaucht werden, sterben sie sozusagen ihrem früheren Leben gegenüber ab. Wenn sie aus dem Wasser herauskommen, ist es, als ob sie nun für einen neuen Lauf, einen Lauf der Selbstaufopferung im Dienst Gottes, lebendig werden. (Vergleiche Römer 6:2-4.)
Was hat jedoch die Ordination mit der Taufhandlung zu tun? Beachten wir, was in dem Werk Cyclopædia of Biblical, Theological, and Ecclesiastical Literature von M’Clintock und Strong (1877, Band VII, Seite 411) gesagt wird: „Ordination bedeutet die Ernennung oder Bestimmung einer Person für ein geistliches Amt, ob mit oder ohne begleitende Zeremonien“ (Kursivschrift von uns). Diese Worte zeigen, daß es keiner feierlichen Zeremonie und keines Ordinationszeugnisses bedarf, damit man ein christlicher Diener Gottes wird.
Aber wird das auch in der Bibel gelehrt? Nehmen wir zum Beispiel Jesus Christus. Er war zweifelsohne der herausragendste Diener Gottes. Fand seinethalben eine feierliche Ordinationszeremonie statt, bevor er sein Predigtwerk begann? Verfügte er über ein Diplom, das ihn als Diener Gottes auswies? Ganz im Gegenteil. Er war lediglich im Wasser getauft worden, als Gott zum Ausdruck brachte, daß er ihn als seinen Sohn anerkannte, und ihn zu seinem Diener ordinierte (Markus 1:9-11; Lukas 4:18-21).
Wie verhielt es sich mit den Christen im ersten Jahrhundert? Es gibt keinen Bericht über eine prunkvolle Ordination dieser frühchristlichen Diener Gottes. In der Apostelgeschichte wird berichtet, daß Gläubige lediglich getauft wurden. Daraufhin beteiligten sie sich eifrig am öffentlichen Predigtdienst. (Siehe Apostelgeschichte 2:41-47; 8:36-39; 22:14-16.)
Was hatten diese Diener Gottes als Beweis ihrer Ordination vorzuweisen? Paulus sagte gemäß 2. Korinther 3:1-3: „Fangen wir wieder an, uns selbst zu empfehlen? Oder benötigen wir vielleicht, wie einige Menschen, Empfehlungsbriefe an euch oder von euch? Ihr selbst seid unser Brief, eingeschrieben in unser Herz und von allen Menschen gekannt und gelesen. Denn ihr werdet als ein Brief Christi offenbar gemacht, geschrieben durch uns als Diener, eingeschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist eines lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern auf Tafeln von Fleisch, auf Herzen.“ Gottes Geist, der auf diese Belehrten einwirkte, brachte eine neue, christliche Persönlichkeit hervor, die sozusagen von allen Beobachtern „gelesen“ werden konnte. Dadurch wurde hinreichend bezeugt, daß Gott diejenigen, die an der Belehrung dieser neuen Jünger beteiligt waren, tatsächlich ordiniert hatte.
Im Predigtdienst ‘alle Kraft daransetzen’
Auch heute ist ein Diener Gottes an seinen Werken zu erkennen. Er ist ernstlich bestrebt, in seinem Predigtdienst ‘alle Kraft daranzusetzen’ (Lukas 13:24, Albrecht). Er betrachtet seinen Dienst als ein von Gott übertragenes wunderbares Vorrecht und achtet ihn nicht gering (1. Timotheus 1:12-16).
Das Königreich zu predigen ist die wichtigste Verpflichtung dieser Diener Gottes. Alle anderen Betätigungen müssen eingeschränkt werden, damit sie ‘ihren Dienst völlig durchführen’ können (2. Timotheus 4:2, 5). Selbstverständlich müssen sie für ihre eigenen materiellen Bedürfnisse und die ihrer Familie sorgen. Doch sind sie ‘mit Lebensunterhalt und Bedeckung zufrieden’. Sie lassen nicht zu, daß sie durch persönliche Betätigungen oder Wünsche vom Predigtdienst abgelenkt werden (1. Timotheus 5:8; 6:7, 8; Philipper 2:20-22). Sie vergewissern sich der „wichtigeren Dinge“ (Philipper 1:10). Ständig sind sie bestrebt, sich das Beispiel Jesu Christi vor Augen zu halten, dessen Leben sich um das Predigen des Königreiches drehte (Lukas 4:43; Johannes 18:36, 37).
Dennoch befindet sich jemand, der sich taufen läßt und so ein ordinierter Diener Gottes wird, erst im Anfangsstadium seines Dienstes für Gott. Es stimmt, daß er Erkenntnis über Christus Jesus und Jehova Gott erlangt hat. Auch hat er viele Änderungen in seinem Leben vorgenommen, so daß sein christlicher Gottesdienst nicht bemängelt werden kann (2. Korinther 6:3). Der neugetaufte Christ hat noch lange nicht den vollen Wuchs erreicht. Seine Taufe, die seine Ordination bedeutet, ist lediglich e i n wichtiger Meilenstein auf seinem Weg, als Christ zu wachsen (Philipper 3:16). Daher muß jeder ordinierte Diener Gottes seine Wertschätzung für geistige Dinge ständig vertiefen. Er muß Zeit für das persönliche Studium einplanen. Er sollte alle Vorkehrungen nutzen, die für das Zusammenkommen der Versammlung getroffen worden sind. Und er sollte sich bemühen, die Qualität seiner Gebete zu verbessern, wodurch sein persönliches Verhältnis zu Gott enger wird (Lukas 6:45; 1. Thessalonicher 5:11; 1. Petrus 4:7).
Wir hoffen, daß dir diese biblischen Gedanken geholfen haben, zu erkennen, daß man keinen akademischen Grad erwerben muß, wenn man ein Diener Gottes werden möchte. Über drei Millionen Zeugen Jehovas sind treue Diener Gottes und verkündigen die in seinem Wort aufgezeichneten Wahrheiten. Laß dir doch von einem von ihnen helfen, die Bibel kennenzulernen!
[Bild auf Seite 29]
Gemäß der Bibel wird ein christlicher Diener Gottes bei seiner Taufe ordiniert