HERRLICHKEIT
Das in den Hebräischen Schriften am häufigsten mit „Herrlichkeit“ wiedergegebene Wort ist kavṓdh, dessen Grundbedeutung „Schwere“ ist. (Vgl. Nah 2:9, wo kavṓdh mit „schwere Menge“ übersetzt wird, und 1Sa 4:18, wo das verwandte Adjektiv kavédh mit „schwer“ wiedergegeben wird.) Somit kann sich Herrlichkeit auf irgendetwas beziehen, was eine Person oder eine Sache gewichtig oder beeindruckend erscheinen lässt, wie z. B. materieller Reichtum (Ps 49:16), eine Stellung oder ein guter Ruf (1Mo 45:13). Das entsprechende griechische Wort für kavṓdh ist dóxa, das ursprünglich „Meinung“, „Ruf“ bedeutete, aber in den Christlichen Griechischen Schriften die Bedeutung von „Herrlichkeit“ annahm. Es bedeutete unter anderem Ansehen oder „Ehre“ (Luk 14:10), Glanz (Luk 2:9; 1Ko 15:40) und das, was den Besitzer oder Erschaffer ehrt (1Ko 11:7).
In der Bibel kommt der Begriff Herrlichkeit häufig in Verbindung mit Jehova Gott vor. Über die Bedeutung in diesen Fällen sagt das Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament, herausgegeben von G. Kittel: „War ... [kavṓdh] vom Menschen ausgesagt etwas, das ihn ansehnlich macht, sei es sein materieller Besitz oder seine sinnenfällige gravitas [Würde oder Bedeutsamkeit], die Anerkennung fordert, so kann ... [kavṓdh] auf G o t t bezogen gleichfalls das für den Menschen Sinnenfällige an ihm ... bezeichnen“ (Bd. II, 1935, S. 241). Der Begriff Herrlichkeit kann sich daher auf einen eindrucksvollen Beweis der Allmacht Gottes beziehen. In diesem Sinn „verkünden“ die sichtbaren Himmelskörper „die Herrlichkeit Gottes“ (Ps 19:1). Auf dem Berg Sinai trat die „Herrlichkeit Jehovas“ durch furchteinflößende Kundgebungen wie die eines „verzehrenden Feuers“ in Erscheinung (2Mo 24:16-18; vgl. 16:7, 10; 40:34).
Im Zusammenhang mit Jesu erstem Wunder heißt es in der Bibel: „Er machte seine Herrlichkeit offenbar“ (Joh 2:11). In diesem Fall bestand die Herrlichkeit in einem eindrucksvollen Beweis der Macht, Wunder zu wirken, die Jesus als den verheißenen Messias kenntlich machten. (Vgl. Joh 11:40-44.) Bei einer anderen Gelegenheit betete Jesus: „Vater, verherrliche mich an deiner Seite mit der Herrlichkeit, die ich an deiner Seite hatte, ehe die Welt war“ (Joh 17:5). Hier bezog sich Jesus mit diesem Ausdruck auf die erhöhte Stellung, die er im Himmel hatte, bevor er auf die Erde kam. Jehova erhörte dieses Gebet, indem er ‘seinen Knecht, Jesus, verherrlichte’, das heißt ihn auferweckte und wieder in den Himmel aufnahm (Apg 3:13-15). Bei der Umgestaltung Jesu „sahen“ die anwesenden Apostel „seine Herrlichkeit“ (Luk 9:29-32). Damit war die königliche „herrliche Größe“ gemeint, die Jesus bei seiner „Gegenwart“ in Königsmacht erhalten sollte (2Pe 1:16).
Diener Gottes werden ermahnt, „alles zur Verherrlichung Gottes“ zu tun (1Ko 10:31). Gottes Herrlichkeit wird dadurch offenbar gemacht, dass ihm Ehre oder Lobpreis erwiesen wird. Jemandes Wandel kann bewirken, dass andere ‘Gott verherrlichen’ (Mat 5:16; 1Pe 2:12). Christen, die sich wirklich von Gott leiten lassen, werden „von Herrlichkeit zu Herrlichkeit ... umgewandelt“, indem sie ständig Fortschritte darin machen, Gottes Herrlichkeit widerzuspiegeln (2Ko 3:18). Andererseits sollten wir uns davor hüten, Ehre von Menschen zu suchen, was bei einigen im 1. Jahrhundert der Fall war (Joh 12:42, 43). Sowohl Jesus als auch der Apostel Paulus gaben ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, sich nicht von Menschen verherrlichen zu lassen und keine Ehre von ihnen zu suchen (Joh 5:41; 8:50; 1Th 2:5, 6).